Liebe Leser, im Gastbeitrag von meiner Bloggerkollegin Miss Boleana habt ihr ja schon etwas über unseren Stadtrundgang durch Görlitz erfahren können. Heute widme ich mich speziell dem Görlitzer Kaufhaus, welches Drehort für das Innenleben des „Grand Budapest Hotel“ im gleichnamigen Film war. Ich habe mich verewigt… bis Staub gewischt wird…😉 Miss Boleana und ich hatten die Gelegenheit einen exklusiven Einblick in das Kaufhaus und aktuelle Informationen zu den Zukunftsplänen des Hauses zu bekommen. Historisches: 1929 fusionierte man mit dem Karstadt-Konzern. Danach folgten schwere Jahre des Krieges. 1968 wurde das Gebäude zum „Centrum Warenhaus“. Nach der Wende kam 1991 Karstadt zurück in das wunderschöne Ambiente. Damals wurde das Gebäude für über 20 Millionen D-Mark saniert. 2004 kam die erste Krise und das Kaufhaus wurde unter dem Namen „Hertie“ an einen britischen Finanzinvestor verkauft. Im August 2009 schloss man das Kaufhaus trotz eigenem wirtschaftlich erfolgreichem Betrieb aufgrund der Insolvenz des Investors. Seitdem hofften und bangten alle Görlitzer um IHR Kaufhaus, mit dem ich selbst viele schöne Kindheitserinnerungen verbinde. Die urigen, knarrenden Holzstufen der Treppen… die wunderschön glänzenden Säulen aus gelbem Marmor… die beiden großen Kronleuchter, die vor allem in der Weihnachtszeit meine Kinderaugen zum Leuchten brachten… Das Kaufhaus als Filmkulisse Neuer Besuch im Grand Budapest Hotel Oder die Säulen, die bei der wilden Schießerei durchlöchert werden? Die Säulen sind doch nicht zerschossen! 😉 Das Grand Budapest Hotel steht hier in Görlitz. Das Kaufhaus von innen Ein Beitrag, der sich auf das Kaufhaus aus Filmsicht konzentriert, Die Auferstehung des Kaufhauses Was bisher geschah… Der Unternehmer Prof. Dr. med. Winfried Stöcker erwarb das Kaufhaus im übertragenen Sinne „für einen Apfel und ein Ei“ und wird um ein Vielfaches mehr investieren müssen, damit es wieder in altem Glanz erstrahlen kann. Uns wurde berichtet, dass jede Entscheidung für das Kaufhaus genauestens durchdacht und geplant wird. Im Fokus stehen dabei vor allem die Haus- und Klimatechnik sowie die Lichtkonzepte. Von zahlreichen Handwerkern wurden schon viele Stunden Vorarbeit geleistet. Laut den offiziellen Broschüren, die uns vom Kaufhaus-Team zur Verfügung gestellt wurden, sind über 10 Zentimeter dicker Estrich abgetragen worden. Ganze 272 Bauschutt-Container wurden abgefahren. Alleine 141 Tonnen Altholz sind bisher aus dem Gebäude entsorgt worden. Alle Baumaßnahmen werden mit dem Denkmalschutz abgestimmt, denn das große Ziel ist es, den Gesamteindruck des Hauses zu erhalten. Was ist geplant? Alte Fenster mit Blick auf dicken Turm Auch das Glaskuppeldach bleibt im Originalzustand erhalten. Es wurde mit Jugendstilelementen bemalt und bereits in den 80er Jahren restauriert. Die Technik, mit der das Dach verziert ist, wird Schwarzlotmalerei genannt und dabei wird Schmelzfarbe bei 600°C in das Glas eingebrannt. Das Glaskuppeldach mit den Kronleuchtern Ursprünglich, so wird uns erzählt, war das Glasdach von außen bemalt. Trotz des weiteren Schutzdaches, welches sich über der Kuppel befindet, erlitt die Bemalung Schäden (vor allem durch Reinigungsarbeiten), weswegen man es, wie vorher erwähnt, in den 80er Jahren von innen gestaltete. Dazu wurde ein abenteuerliches, freihstehendes Gerüst erichtet, erzählt man uns. Dieses Gerüst schwankte zwischendurch so stark, dass alle, die daran arbeiteten innehalten mussten und erst bei Stillstand des Gerüsts weitergestalten konnten. Über dem Dach, Gestaltung befindet sich innen am Glas Auch bei der erneuten Sanierung wird ein kleines Fenster im Glaskuppeldach erneuert werden müssen. Denn es ist kaputt, eine Ecke fehlt. Heutzutage jemanden aufzutreiben, der diese Kunst noch beherrscht, war eine Odyssee, wird uns vom Kaufhaus-Team berichtet. Das Dach aus einem anderen Blickwinkel Suchbild: Findet die kaputte Ecke bei einem Fenster! Besonders imposant sind auch die zwei großen Kronleuchter in der Mitte des Lichthofs. Diese sind allerdings schon seit DDR-Zeiten nicht mehr original. Die originalgetreuen Nachbauten von 1993 bleiben uns jedoch erhalten. Die Kronleuchter und nochmal von oben 😉 Die alten Holztreppen sind vor allem den Görlitzern noch in Erinnerung und machen eine Besonderheit des Gebäudes aus. Viele wünschen sich natürlich, dass auch diese erhalten bleiben. Diesbezüglich wurden auch wir bei der Führung beruhigt. Die Treppen bleiben. Wie wir aber sehen konnten, wird jede einzelne Stufe aufgerissen, überprüft, erneuert usw. um jegliche Sicherheit zu garantieren. Rolltreppen werden NICHT an die Stelle der Holztreppen treten. Allerdings werden im geplanten Anbau wahrscheinlich Rolltreppen installiert. Treppen von Stockwerk zu Stockwerk Treppen in der Eingangshalle Der Anbau soll dort entstehen, wo sich der jetzige Lagereingang befindet. Dieser wird laut derzeitiger Planung verglast. Hier entsteht der neue Anbau Die alten Aufzüge, an die ich mich noch erinnere, weil ich damit immer hoch bis in die Spielzeugabteilung gefahren bin, werden natürlich ausgetauscht und auf den neuesten Stand gebracht. Ich konnte es mir jedoch nicht verkneifen, ein paar Abschiedsfotos zu schießen. Die alten Aufzüge Die Holzgeländer sollen erhalten bleiben, sind allerdings niedriger als heutige Richtlinien vorgeben. Das Team vom Kaufhaus lässt uns wissen, dass man sich da noch etwas einfallen lassen muss. Die Verzierung des Geländers Leider zu niedrig: Die Geländer Geplant ist auch eine ausgefeilte Lichttechnik, denn es ist nicht gewollt, dass die Fenster, wie vorher so oft, verstellt werden und somit weniger Licht ins Kaufhaus gelangen kann. Dies wurde zuletzt aus einem ganz plausiblen Grund gemacht: Alle Waren sollten in einheitlichem Licht präsentiert werden. Um diesen Punkt auch in Zukunft zu gewährleisten, wird an der Lichttechnik gefeilt. Die Musterfläche Aber auch, und das ist dem Inhaber und dem Kaufhaus-Team wichtig, dass die Elektronik gut versteckt wird und wie man das am besten bewerkstelligt. Das ist ein nicht zu unterschätzendes Thema, denn der Denkmalschutz soll nicht verletzt werden. Ein Vorschlag für den Bodenbelag wurde schon verworfen. Uns wurde mitgeteilt, dass es definitiv eine Mischung aus Holz, Stein und hochwertigem Teppich werden soll. Dieser Boden passte noch nicht ganz… In der Eingangshalle wird der Boden auch erneuert, denn das, was wir als schöne Fliesen wahrgenommen haben, ist PVC. An seine Stelle tritt echter Steinboden. Der alte Boden Der gelbe Marmor, der die Säulen in der unteren Halle so warm erstrahlen lässt, wird auch an einigen Stellen repariert. Dazu wird natürlich überlegt, ob man dazu unbedingt in die Toskana fahren muss, denn ursprünglich dachte man, dass es der Marmor von hier kommt, was sich als falsch herausstellte. Der gelbe Marmor und die Zierstreifen Die Säulen im oberen Bereich waren ursprünglich komplett weiß. Von der Filmcrew für „The Grand Budapest Hotel“ wurden sie mit Gold verziert. Und so gelassen. Mit dem Denkmalschutz wird nun überlegt, ob man die Säulen in diesem Zustand belässt, denn wirklich schlimm, seien wir ehrlich, sieht es nicht aus. Die Filmcrew hatte die Wahl, alle Säulen wieder zu weißen, oder einen Wasserschaden zu beheben. Nun sehen die Säulen etwas anders aus, aber ich finde es persönlich nicht wirklich dramatisch. Relikt der Filmcrew: Goldene Bemalung Was wenige wissen: Unter dem Kaufhaus existiert sogar ein Keller, welcher ebenfalls zukünftig genutzt werden soll.
Den Platz für diese Terrasse durften wir exklusiv von oben betrachten. Über dem jetzigen Lagereingang entsteht ein Anbau, oben drauf dann die Terrasse. Und den Ausblick durften wir schonmal genießen. Der Ausblick
Es ist außerdem immer noch im Gespräch, ob es einen gläsernen Übergang vom Kaufhaus zum City-Center geben wird. Aber entschieden ist diese Neuerung noch nicht. Hier kommen viele neue Produkte hin Parkhaus oder Tiefgarage?
Planung der Ebenen des Kaufhauses im Detail: Mehrere Ebenen zum Austoben Ebene 5 Ebene 4 (Hauptnutzfläche: 945 Quadratmeter) Ebene 3 (Hauptnutzfläche: 1265 Quadratmeter) Ebene 2 (Hauptnutzfläche: 1261 Quadratmeter) Ebene 1 (Hauptnutzfläche: 1082 Quadratmeter) Erdgeschoss (Hauptnutzfläche: 1586 Quadratmeter) Ebene -1 (Hauptnutzfläche: 1282 Quadratmeter) Fazit: Es war ein sehr lehrreicher Rundgang und ich bin nun mehr als vorher überzeugt, dass unser Kaufhaus wirklich wieder ein Juwel werden kann. Nachdem ich so viele Infos bekommen habe, kann ich es kaum erwarten, es wieder zu betreten und zwar dann, wenn es in neuem Glanz erstrahlt. Kommt doch auch mal vorbei! Und besucht unser Grand Budapest Hotel im Herzen des Dreiländerecks! Wir sehen uns 2017 zum Einkaufsbummel! Und zum Schluss: EURE HACHIDORI P.S.: Ich hoffe mein Beitrag hat euch gefallen, auch wenn er dieses Mal etwas länger ausgefallen ist. Und vielleicht konnte ich euch sogar etwas in Vorfreude versetzen? Was denkt ihr über die Pläne? Freut ihr euch schon auf die Auferstehung des Kaufhauses? Seid ihr schonmal dort gewesen? Oder möchtet ihr zukünftig auf jeden Fall mal im ehemaligen „Grand Budapest Hotel“ vorbeischauen? Ich freue mich auf eure Kommentare! EURE HACHIDORI Merken |