Wer den pfennig nicht ehrt, ist des talers nicht wert bedeutung

von Waltraud Käß

So lautete ein geflügeltes Sprichwort meiner Mutter, wenn sie in den Nachkriegsjahren die geringe Barschaft in Münzen oder Scheinen zum wiederholten Male durchrechnete, wieder zählte, jeden Pfennig umdrehte, vielleicht würde doch eine Mark oder sogar ein Taler daraus – und trotzdem befand sich immer zu wenig in der Geldbörse.

Die Zeiten haben sich zwar geändert, doch das Geld zu zählen gehört noch heute zu unserem Leben. Täglich brauchen wir Münzen und Scheine – am Fahrscheinautomaten, im Supermarkt für den Einkaufswagen, gut, da tun es auch Chips (passen allerdings nicht immer), und wer schon einmal dringend nach einer 1-Euro-Münze vor dem WC-Center gesucht hat, weiß, wovon ich rede. Das kann man noch nicht überall mit dem Handy, der Kredit- oder EC-Card erledigen.

Aber gab es schon immer Geld im Leben der Völker? Wenn nicht, wer erfand es dann überhaupt? Irgendwann muss es doch angefangen haben, dass man nicht mehr Vieh gegen Brot, Seidenstoffe gegen Gewürze, Getreide gegen Salz getauscht hat. Der Mensch neigt dazu, für sich die Dinge einfacher zu machen, und dieser Tauschhandel hatte seine Tücken.

Die Gegenstände bzw. die Naturalien hatten unterschiedliche Werte, und die materiellen Werte waren zudem regional auch unterschiedlich. Wo Salz z.B. eine Rarität war, hatte es einen hohen Wert. Außerdem gab es auf den Kontinenten verschiedene „Naturalgelder“, die den Handel zusätzlich erschwerten.

Laut Wikipedia waren es in Mittelamerika z.B. die Kakaobohnen, in Tibet Teeziegel, in Äthiopien Salzbarren und am Pazifik die berühmten Kaurimuscheln Bei allgemein anerkannten Werten wie z.B. Perlen, Muscheln, edlen Steinen oder Metallen, denken wir nur an die Goldnuggets, war der Tausch bzw. die Bezahlung schon leichter.

Doch der sich ausbreitende Handel brauchte eine Lösung, d.h. eine Vereinfachung der Bezahlung. Linsenförmige Metallstücke oder kleine Barren lösten nach und nach das Naturalgeld ab, waren aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Eine Überlegung war also, dass die Materialbeschaffenheit und das Gewicht der Metallstücke samt einer Prägung ihren Wert ausmachen sollten.

So kam es zur Entstehung der ersten Münzen im siebten Jahrhundert vor Christus im Gebiet der heutigen Türkei. Nichts musste mehr gegenseitig abgewogen werden, sondern man musste nur noch zählen. Sehr schnell entstanden in den damals wichtigen Handelsstädten die ersten Münzzentren.

Im ersten Jahrhundert nach Christus lag im kaiserlichen Rom das Prägerecht für Kupfer- und Messingmünzen beim Senat, für Münzen aus Gold und Silber lag diese Münzhoheit beim römischen Kaiser.
Um das Jahr 750 herum erlebte das Münzwesen eine weitere Veränderung. Pippin der Jüngere, damals Herrscher über das Frankenreich, hob die privaten Münzrechte auf und stellte sie unter staatliche Aufsicht.

Das sollte Betrügern das Handwerk legen, die es zu damaliger Zeit also auch schon gab. In den Jahren* 793/794* führte sein Sohn Karl (der Große) eine Münze, den Denar, als einheitliche Währung ein. Einheitliches Gewicht, einheitliche Größe, garantierter Feingehalt an Silber waren sozusagen sein Alleinstellungsmerkmal. Die deutsche Übersetzung von Denar lautete „Pfennig“.

So wie heute, gab es jedoch auch damals Rückschritte. Neue Herrscher erließen neue Gesetze. Der Pfennig blieb zwar erhalten, allerdings bekamen so um das Jahr 814 herum auch Bistümer und Abteien das Münzrecht zurück. Auch Herzöge, Grafen und der König durften prägen. Die Einheitlichkeit der Münzen schmolz dahin, unterschiedliche Kurse mussten berechnet werden. In Schwäbisch Hall entstand der Haller Pfennig, bald „Heller“ genannt. Er war nur einen halben Pfennig wert.

Die Vorläufer des Papiergeldes waren so genannte Depotscheine. Man deponierte seine Münzen in Geschäften und erhielt dafür einen Depotschein, der nicht personengebunden, sondern übertragbar war.
Die erste Art von Papiergeld gaben Kaufleute Anfang des 11. Jahrhunderts heraus. Fälschungssicher machte man es durch zweifarbige Figuren, Szenen und Geheimzeichen. Dieses Papiergeld musste jedoch durch den entsprechenden Wert in Münzgeld abgesichert sein.

Die Spanier waren die ersten, die im Jahre 1483 das erste Papiergeld in Europa heraus gaben. Im Jahre 1609 folgte eine Bank in Amsterdam und 1661 eine Privatbank in Stockholm. Erst im 19. Jahrhundert wurden Banknoten auch in Deutschland eingeführt. Der Vorteil: Zwei Banknoten über 500 Taler wogen nur wenige Gramm, 1000 silberne Taler aber 18 Kilogramm.

Allerdings mussten die Banken entsprechend viel Münzgeld als Wertedeckung besitzen. Wegen der damals herrschenden Kleinstaaterei unterschied sich allerdings auch die Münzwährung. In Norddeutschland bezahlte man mit Talern und Groschen, im Süden hatte man Gulden und Kreuzer. Nach Wikipedia waren ca. 300 Sorten Münz- und Papiergeld im Umlauf.

Es waren gemeinsame Währungsprobleme verschiedener Staaten, die dazu führten, dass man sich auf einer Währungskonferenz im Jahre 1867 darauf einigte, als wertbeständigen Währungsstandard Gold zu wählen. Das war der Beginn eines international stabilen Währungssystems.

Nach der Gründung des Deutschen Reiches wurde im Jahre 1873 die Goldmark als offizielles Zahlungsmittel eingeführt. Die wichtigste Münze war die Reichsgoldmünze zu 20 Mark. Drei Jahre später führte die gegründete Reichsbank den bargeldlosen Zahlungsverkehr ein. Da alle Kreditinstitute ein Konto bei der Reichsbank hatten, konnten so Schecks und Überweisungen miteinander verrechnet werden.

Dieser Zahlungsverkehr wurde in Kontenbüchern niedergeschrieben. Der Umlauf des Geldes war also gesichert – es entstand das „Girokonto“, benannt nach dem italienischen Begriff „il giro“ für Umlauf. Entgegen dem heutigen Giroverkehr wurden Löhne und Gehälter aber noch bis in die 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts bar ausgezahlt.

1923, bei der so genannten Inflation stand der Wert der Mark auf einem Tiefpunkt. Für eine Goldmark musste eine Billion Papiergeld gezahlt werden. Mit der folgenden Währungsreform gab es für diese Billion eine „Rentenmark“, die später von der „Reichsmark“ abgelöst wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg begann auf Beschluss von drei alliierten Siegermächten in den drei Westzonen der wirtschaftliche Neuanfang im Jahre 1948 mit einer Währungsunion – der Beginn der Spaltung Deutschlands. Für 60 Reichsmark wurden 40 D-Mark ausgegeben. Die sowjetische Besatzungszone musste mit einer eigenen Währung nachziehen.

Die bereits in den USA existierende „Kreditkarte“ wurde 1956 auch in der Bundesrepublik eingeführt. Seither wurden immer neue Formen der Durchführung von Geldgeschäften entwickelt. Es entstand die Master-Card, die Visa-Card, die zu Beginn noch vorwiegend für Unternehmen aus dem Konsum-Bereich galten. Ergänzt wurden sie durch die Geldkarte – sozusagen die elektronische Geldbörse im Jahre 1996.

Im Jahre 2002 mussten sich die deutsche Bevölkerung und die Bevölkerung anderer EU-Staaten an eine neue, einheitliche Währung gewöhnen. Vielleicht noch heute wird beim Einkauf im Kopf umgerechnet, welchem Wert der „Euro“ in D-Mark entspricht. Es ist eine krumme Zahl unter zwei D-Mark. Nun gibt es keine Mark, Heller, Gulden, Taler, Groschen, Kreuzer oder Pfennige mehr.

Die aktuelle Währung ist der „Euro“, seine Münzen heißen „Cent“. Im Jahre 2003 erhielt der Euro den Karlspreis der Stadt Aachen, benannt nach Karl dem Großen, der im 8. Jahrhundert nach Christus den Denar einführte, der bis zur Einführung des Euros die einzige, einheitliche Währung Europas war.

Ganz sicher unterliegt die Entwicklung des Geldverkehrs einer stetigen Veränderung. Wer Geld besitzt oder es anlegt, will immer auch einen Gewinn erzielen bzw. diesen maximieren. Allen voran natürlich die Banken, die schon an neuen Überlegungen arbeiten. Auch darüber sollen sie mehr erfahren.

Lesen Sie also weiter in meinem nächsten Beitrag unter der Überschrift „Money, Money…, was demnächst vielleicht auf uns zukommt. Die Startlöcher sind jedenfalls schon ausgehoben.

 

  • Ein ledernes Koller und die Franzosen sind eine ewige Trach* * Fraß bringt mehr um als das Schwert.
  • Guter Rat ist Goldes wert.
  • Allzuteuer geboten macht die Ware unwert.
  • Alter Freunde, alten Weins und alter Schwerter soll man sich trösten.
  • Die Holsten verteidigen ihr Recht mit dem Schwert.
  • Der Winter ist ein unwerter Gast für alte Leute.
  • Der Teufel nimmt keine finnige Sau, denn was nichts wert ist, wird ihm ohnedas wohl.
  • Es ist ein guter Taler, mit dem man viel Taler erwirbt.
  • Geld um Dienst ist nicht dankenswert.
  • Ein Schwager und ein fahles Pferd, Wenn sie bestehn, ist's lobenswert.
  • Es ist ein guter Heller, so einen Taler bringt.
  • Mehr sind verdorben, Als vom Schwert gestorben.
  • Alle Werktag um den Herd Ist des Sonntags schämenswert.
  • Geringer Leute Zorn Ist nicht wert ein Haferkorn.
  • Armut ist eine Last, Alter ein unwerter Gast.
  • Guter Mann ist guter Seide wert.
  • Ein Schwert wetzt das andere.
  • Kein Ämtchen so klein, es ist Henkens wert.
  • Ein gutes Mahl ist Henkens wert.
  • Freiheit und eigener Herd Sind großes Geldes wert.

Geldsprichwörter sind fest in unserem sprachlichen Alltag verankert. Aber warum werfen wir Geld zum Fenster raus oder haben es auf der hohen Kante? Wir nehmen ein paar bekannte Redewendungen rund ums Geld unter die Lupe.

Münzen und Bibelzitate haben vor allem eins gemeinsam: Beide begleiten uns beinahe täglich in unserem Sprachgebrauch – und das nicht selten, ohne, dass wir uns dessen überhaupt bewusst sind. So sehr Sprache sich auch wandelt, viele Sprichwörter überdauern Generationen und Jahrhunderte – besonders solche, die sich rund um Münzen und Geld im Allgemeinen drehen. Immerhin bestimmt Geld wesentliche Teile unseres Alltags. Das ist dann auch einer der Gründe für seine zahlreichen Synonyme. Zaster, Moneten, Mäuse, Kohle? Kennt man! Dagegen kommt uns die Herkunft vieler Geld-Sprichwörter schon nicht mehr so leicht über die Lippen. Denn oftmals wissen wir schlicht nicht, wo diese Phrasen einst ihren Ursprung nahmen.

Geld zum Fenster rauswerfen

Bedeutung: Geld verschwenden

Wer heute sprichwörtlich Geld zum Fenster heraus wirft, tritt dabei der Überlieferung nach in kaiserliche Fußstapfen aus dem Spätmittelalter. Zwischen 1663 und 1806 tagte im Rathaus von Regensburg der Immerwährende Reichstag des Heiligen Römischen Reiches. Für die Kaiser jener Zeit sei es Brauch gewesen, dem armen Volk aus dem Fenster Münzen zuzuwerfen. Dass es sich bei besagten Münzen aber um Steuern der Bürger handelte, sorgte schnell für die einhellige Meinung “Der wirft das Geld zum Fenster raus”. Eine Redewendung, die man Geldverschwendern – inzwischen selbstverständlich nicht mehr nur in Regensburg – noch heute gern entgegenbringt.

Auf Heller und Pfennig

Bedeutung: restlos, vollständig (zurückzahlen)

Leiht man sich Geld, möchte man es meistens auf Heller und Pfennig zurückzahlen. Moment: Heller haben wir ja gar nicht mehr im Portemonnaie oder auf dem Konto, bestenfalls im Sammelalbum. Gut, dann bis auf den letzten Pfennig. Oder, nein, seit 2002 hierzulande auch bis auf den letzten Cent. Erst dann ist die eigene Schuldigkeit vollständig erfüllt. Heller, erstmals geprägt im 12. Jahrhundert, und Pfennig, geprägt bereits seit dem achten Jahrhundert, stehen in dieser Redewendung Pate, weil beide als kleine Scheidemünzen nur einen geringen Wert hatten. Mit der Währungsumstellung wandelten sich zwar auch manche Geldsprichwörter, verbal werden Schulden aber nach wie vor überwiegend in Hellern und Pfennigen getilgt.

Geld auf der hohen Kante haben

Bedeutung: Ersparnisse/Reichtümer besitzen

Banken waren schon im Mittelalter hier und da Zweifeln der (potentiellen) Kundschaft ausgesetzt. So kam es, – auch das halten viele Sparer heute noch so – dass man seine Ersparnisse häufig lieber ohne Zinsen zuhause versteckte, anstatt sie zur Bank zu bringen. Als heimischer Tresor dienten bevorzugt kleine Geheimfächer in Möbeln. Besonders beliebt: Jene hohe Kante in alten Truhen oder Betten. Eben die hohe Kante.

Wer den pfennig nicht ehrt, ist des talers nicht wert bedeutung

Der Groschen ist gefallen

Bedeutung: etwas wurde (endlich) verstanden

Während bei Julius Caesar in Rom noch die Würfel gefallen (Lateinisch „alea iacta est“) sind und eine Entscheidung damit unumstößlich getroffen wurde, fällt bei uns noch heute der Groschen … nämlich immer dann, wenn wir etwas endlich verstanden haben. Diese jüngere Redewendung hat ihre Herkunft in alter Automatentechnik, die man bevorzugt mit 10-Pfennig-Münzen, also Groschen, fütterte. Spielzeug, Süßigkeiten, Briefmarken – „Groschengräber“ gab es beinahe mit allen erdenklichen Dingen im Innern. Das Wunschprodukt ließ jedoch dank uriger Mechanik gern so lange auf sich warten, bis der Groschen endlich hineinfiel. Ähnlich ist es manchmal mit unserem Gehirn – es dauert einfach etwas länger, ehe die Mechanismen in Gang kommen. Auch in Sachen Literatur hat der Groschen sich in unserem Sprachgebrauch eingenistet: Billig produzierte Romane in Massenauflagen tragen häufig den zweifelhaften Titel „Groschenroman“.

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert

Bedeutung: Kleine Beträge zu schätzen wissen auf dem Weg zum großen Gesamtergebnis

Schon bei Martin Luther hieß es „Wer den Pfennig nicht achtet, der wird keines Guldens Herr“. Aus dem Gulden wurde ein Taler, später gelegentlich auch mal eine Mark und heute hin und wieder ein Euro. Das ist der Lauf der Dinge: Sprache bleibt, aber sie passt sich an. Die Redewendung ermahnt uns, stets auch die kleinen Dinge – seien es nun Münzen oder doch etwas anderes – zu schätzen. Eine kleine Lektion in Sachen Demut und Beharrlichkeit. Denn schlussendlich ergeben viele kleine Münzen auch eine größere Summe. Und wer mit Ersteren verantwortungsvoll umgeht, wird es im größeren Rahmen kaum schlechter machen.

Kohle scheffeln

Bedeutung: Geld verdienen/ansparen

Etwa im 18. Jahrhundert wurde Geld schließlich auch zu Kohle: nämlich durch die Redewendung „Der Schornstein muss rauchen“, will heißen: Ohne Geld und Nahrung geht nichts. Kohle als Brennstoff zum Heizen war der verlängerte Arm dieser Erkenntnis. Gescheffelt wird die Kohle in Anlehnung an die alte Maßeinheit „Scheffel“, die auch im Bergbau zum Tragen kam.

Welche Geldsprichwörter kennen und benutzen Sie?

Silberprägungen mit echten Kohlestückchen aus Prosper-Haniel

Künstlerin der 20-Euro-Münze „800 Jahre Hansestadt Rostock“ im Titelbild: Anne Karen Hentschel


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