Unterscheidet man die Privatschulnutzung nach elternbezogenen MerkmalenBei Kindern von Alleinerziehenden beziehen sich der höchste Bildungsabschluss, die Vollzeiterwerbstätigkeit und die Religion nur auf den jeweils alleinerziehenden Elternteil., zeigt sich, dass sowohl in West- als auch in Ostdeutschland der Anteil von Kindern, bei denen zumindest ein Elternteil einen Studienabschluss hat, bei PrivatschülerInnen sehr viel höher ist als in der Referenzgruppe (Tabelle 1). Auffällig ist, dass die Differenz zwischen beiden Gruppen in Ostdeutschland (23 Prozentpunkte) sehr viel größer ist als in Westdeutschland (neun Prozentpunkte). Das heißt, dass PrivatschülerInnen in Ostdeutschland sehr viel häufiger aus Akademikerhaushalten stammen als in Westdeutschland. Kinder, deren Eltern keinen Berufsabschluss haben, sind mit 16 Prozent in Westdeutschland und mit nur vier Prozent in Ostdeutschland unter PrivatschülerInnen deutlich seltener vertreten als unter SchülerInnen öffentlicher Schulen (28 beziehungsweise zehn Prozent). Nach der Vollzeiterwerbstätigkeit der Eltern unterscheidet sich die Privatschülerschaft nur in Ostdeutschland stark von SchülerInnen an öffentlichen Schulen: Auf Privatschulen ist der Anteil von SchülerInnen mit nur einem in Vollzeit erwerbstätigen Elternteil mit 67 Prozent deutlich höher als der entsprechende Anteil an öffentlichen Schulen (48 Prozent). Außerdem kommen PrivatschülerInnen insbesondere in Ostdeutschland zu einem sehr viel geringeren Anteil aus Haushalten, bei denen kein Elternteil in Vollzeit erwerbstätig ist. Da es sich bei einem Großteil der Privatschulen um Schulen kirchlicher Träger handelt, ist eine weitere Differenzierung nach der Religionszugehörigkeit der Eltern interessant. Hier zeigt sich, dass an Privatschulen sowohl in West- als auch in Ostdeutschland der Anteil von SchülerInnen, deren Eltern beide eine christliche Religionszugehörigkeit haben, sehr viel höher ist als an öffentlichen Schulen. Allerdings sind die Niveauunterschiede groß: Während es in Westdeutschland 55 Prozent aller PrivatschülerInnen sind, deren Eltern eine christliche Religionszugehörigkeit haben, sind es in Ostdeutschland mit 19 Prozent deutlich weniger. … nach haushaltsbezogenen MerkmalenAußerdem ergeben sich größere Unterschiede bei haushaltsbezogenen Merkmalen wie dem jährlichen bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen.Dieser Beitrag verwendet bei allen Analysen das äquivalenzgewichtete jährliche Haushaltsnettoeinkommen, das bei der Gewichtung dem Bedarf des Haushalts nach der Größe und der Zusammensetzung Rechnung trägt. Das Konzept des äquivalenzgewichteten Einkommens wird im DIW Glossar unter dem Begriff „Äquivalenzeinkommen“ beschrieben (online verfügbar). PrivatschülerInnen leben signifikant häufiger in Haushalten mit hohen Einkommen als SchülerInnen an öffentlichen Schulen. In Ostdeutschland sind die Einkommensunterschiede zwischen beiden Gruppen mit etwa 5 400 Euro größer als in Westdeutschland mit etwa 4 600 Euro. Dies macht sich auch beim Anteil von Kindern aus Haushalten mit Transferbezug (beispielsweise Arbeitslosengeld II) bemerkbar. Auch hier sind die Unterschiede in Ostdeutschland besonders deutlich: Auf Privatschulen kommen nur fünf Prozent der Kinder aus Haushalten mit Transferbezug, während es unter SchülerInnen an öffentlichen Schulen 20 Prozent sind. Hinsichtlich des Haushaltstyps zeigen sich für Westdeutschland keine signifikanten Unterschiede. In Ostdeutschland sind unter PrivatschülerInnen im Vergleich zu SchülerInnen öffentlicher Schulen Kinder Alleinerziehender seltener und Kinder aus Paarhaushalten häufiger vertreten. Hinsichtlich des Wohnorts der SchülerInnen zeigt sich, dass PrivatschülerInnen seltener aus Städten oder Gemeinden mit weniger als 20 000 EinwohnerInnen kommen als SchülerInnen an öffentlichen Schulen. … nach SchultypenDie Verteilung auf die unterschiedlichen Schultypen bestätigt die Ergebnisse der amtlichen Statistik, denen zufolge PrivatschülerInnen besonders häufig in Gymnasien zu finden sind. Auf 33 Prozent der PrivatschülerInnen in Westdeutschland und sogar 43 Prozent in Ostdeutschland trifft das zu, während im öffentlichen Schulbereich nur 27 beziehungsweise 30 Prozent der SchülerInnen ein Gymnasium besuchen. … nach Primar- und Sekundarstufe getrenntWerden nur Grundschulkinder untersucht (ohne Tabelle), sind die Unterschiede nach der Bildung und dem Einkommen der Eltern in Ostdeutschland zwischen privaten und öffentlichen Schulen ähnlich ausgeprägt wie unter allen SchülerInnen. Die großen Differenzen nach dem Einkommen der Eltern sind nur noch für Ostdeutschland statistisch signifikant, auch wenn sie sich von der Tendenz her nach wie vor auch für Westdeutschland zeigen. In Westdeutschland finden sich außerdem keine statistisch signifikanten Unterschiede mehr nach dem Studium der Eltern. Wird nur die Gruppe der SekundarschülerInnen betrachtet (ohne Tabelle), bleiben die Unterschiede zwischen PrivatschülerInnen und SchülerInnen öffentlicher Schulen nach der Bildung und dem Einkommen der Eltern für West- und Ostdeutschland im Vergleich zur gesamten Schülerschaft unverändert. Sind Ihre Kinder älter als sechs Jahre, müssen sie zur Schule gehen, denn in Deutschland gilt die Schulpflicht. Die große Mehrheit der Schulen in Deutschland wird vom Staat betrieben. Ihre Kinder können diese Schulen daher kostenlos besuchen. Daneben stehen Ihnen natürlich private und internationale Schulen offen. Für die fallen allerdings Gebühren an. Verantwortlich für die Schulpolitik sind die einzelnen Bundesländer. Je nach Region, in die Sie mit Ihrer Familie ziehen, werden Sie daher etwas unterschiedliche Schulsysteme vorfinden. Zum Beispiel lernen Kinder in den einzelnen Bundesländern nicht immer das gleiche und benutzen zum Teil auch andere Schulbücher. Zudem gibt es in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Schultypen. Eine grobe Einteilung der Schulen gilt jedoch in ganz Deutschland: Grundschule: Die Schulzeit beginnt in der Regel für 6-Jährige in der Grundschule. Die besuchen die Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse. Nur in Berlin und Brandenburg endet die Grundschule erst nach der sechsten Klasse. Je nachdem wie gut Ihre Kinder in der Grundschule sind, können Sie anschließend gemeinsam mit den Lehrern und Lehrerinnen entscheiden, welchen Schultyp Ihr Kind ab der fünften Klasse besucht. Am meisten verbreitet ist die folgende Aufteilung bei den weiterführenden Schulen:
Haupt- und Realschule: Jugendliche, die erfolgreich die Haupt- oder Realschule durchlaufen haben, können anschließend eine Berufsausbildung machen oder auf ein Gymnasium oder Gesamtschule wechseln.
Rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben einen sogenannten Migrationshintergrund – mehr als 70 Prozent von ihnen sind Deutsche. Wie steht es um ihre Startbedingungen und Bildungschancen? Wie schneiden sie im Vergleich zu den Mitschülern ohne Migrationsbezüge ab?
Kinder mit "Migrationshintergrund" leben häufiger in Familien mit geringem Einkommen. Laut Mikrozensus lebt rund ein Drittel der unter 18-Jährigen mit Migrationshintergrund in Familien, die von Armut gefährdet sind. Unter Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund sind es rund 12 bis 13 Prozent.Quelle Aus dem Mikrozensus geht zudem hervor, dass selbst ein guter Schulabschluss nicht unbedingt vor Armut schützt: So bleibt die Armutsgefährdungsquote bei Menschen aus Einwandererfamilien selbst dann hoch (20,4 Prozent), wenn sie Abitur haben. Sie liegt damit sogar deutlich höher als bei Hauptschulabsolventen ohne Migrationshintergrund (16,2 Prozent).Quelle
Frühkindliche Bildung meint die institutionelle Bildung von Kindern von ihrer Geburt bis zum Schulalter. Nach dem "PISA-Schock" setzte sich in Politik, Wissenschaft und Medien die Formel durch: Je früher der Eintritt ins Bildungssystem, desto größer die Chance auf einen späteren Bildungserfolg. So fasst etwa der SVR zusammen: Wenn Kinder bis zu ihrem dritten Lebensjahr eine Krippe besucht haben, vergrößert sich die statistische Wahrscheinlichkeit, später ein Gymnasium zu besuchen, um fast 40 Prozent. Bei Kindern mit Migrationshintergrund erhöhe sie sich sogar um rund 55 Prozent. Besonders Kinder, die zuhause kein Deutsch lernen, könnten von einem frühen Kitabesuch profitieren.Quelle Einige Forscher merken an: Frühkindliche Bildung wirke nicht per se, sondern nur, wenn sie qualitativ hochwertig und der Betreuungsschlüssel gut sei. Andere betonen, dass der Bildungsauftrag den Schulen und nicht den Kindertagesstätten obliege.
2021 hatten laut Mikrozensus rund 1,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren einen "Migrationshintergrund". Das entspricht etwa 40 Prozent aller unter Fünfjährigen in Deutschland. Der Anteil der Kinder aus Einwandererfamilien nimmt zu: 2011 waren es noch rund 33 Prozent.Quelle Dabei gibt es große regionale Unterschiede: So hat in einigen westdeutschen Ballungszentren mehr als die Hälfte der unter Sechsjährigen eine Migrationsgeschichte. Das zeigen eine Sonderauswertung des Mikrozensus aus dem Jahr 2011 und statistische Angaben von Städten.Quelle
Im März 2020 besuchten 21 Prozent der unter Dreijährigen mit Migrationshintergrund eine Kita. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund traf das auf 43 Prozent zu.Quelle Bei den Drei- bis Sechsjährigen nahmen 81 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund einen Kita-Betreuungsplatz in Anspruch. Nach Hochrechnung des Mikrozensus traf das auf 99 Prozent der Kinder ohne Migrationshintergrund zu.Quelle Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund an allen Kita-Kindern ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen: Machten Kinder mit Migrationshintergrund 2007 rund 23 Prozent aller Kita-Kinder aus, waren es 2019 etwa 28 Prozent.Quelle Seit dem 1. August 2013 besteht für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer öffentlich geförderten Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege. Das gilt unabhängig davon, ob die Eltern berufstätig sind oder nicht.
Ob Kinder in einer Kita betreut werden, hängt weniger mit der Herkunft der Eltern zusammen als mit ihrem Bildungsstand. Das zeigt eine Untersuchung des SVR-Forschungsbereichs:
Eltern mit Migrationshintergrund wünschen sich fast genauso oft wie andere Eltern, dass ihre Kinder in einer Kita betreut werden. Aber es fehlt an guten Angeboten. Das zeigt eine Studie des DIW Berlin. Um das zu ändern, müssten den Autor*innen der Studie zufolge nicht nur mehr Kita-Plätze verfügbar sein. Auch die Anmeldung müsste leichter werden, die Kosten für die Betreuung sinken und mehr mehrsprachige Erzieher*innen in den Kitas arbeiten.Quelle Dass der Bedarf nach einem Kitaplatz bei Familien mit und ohne Migrationshintergrund etwa gleich hoch ist, zeigte 2021 auch eine Studie für Berlin. Es gebe mehrere Gründe, warum Kinder mit Migrationshintergrund dennoch seltener eine Kita besuchen: Eltern mit Migrationshintergrund sind deutlich seltener erfolgreich bei Kita-eigenen Vergabeverfahren. Außerdem fehlen in manchen Stadtteilen deutlich mehr Kitaplätze. Das treffe wohl besonders "bildungsferne" Familien, so die Studie.Quelle
Wie viele Schüler in Deutschland einen "Migrationshintergrund" haben, ist nicht ohne Weiteres zu beantworten. Denn die Datenlage ist lückenhaft und die Ergebnisse sind häufig nicht miteinander vergleichbar.
Häufig werden Angaben zum Schulerfolg ausländischer Schüler*innen auf die Gesamtgruppe der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund bezogen. Das kann jedoch zu falschen Interpretationen führen. So schneiden Schüler*innen mit Migrationshintergrund, die selbst in Deutschland geboren sind, bei Schulvergleichsstudien besser ab als Kinder, die im Ausland geboren sind. In manchen Herkunftsgruppen erzielten sie sogar bessere Ergebnisse als Deutsche ohne Migrationshintergrund.Quelle
Zur Frage, welche Abschlüsse Schüler*innen mit "Migrationshintergrund" eines bestimmten Jahrgangs in Deutschland machen, liegen keine Daten vor. Zahlen gibt es zu folgenden zwei Fragen: 1. Welche Abschlüsse hat die Bevölkerung mit Migrationshintergrund? 2. Welche Schulabschlüsse erreichen ausländische Schulabgänger*innen? Abschlüsse nach Migrationshintergrund Hinweise zu den Schulabschlüssen von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund liefert der Mikrozensus. Er zeigt, welches die höchsten Schulabschlüsse der Bevölkerung in bestimmten Altersgruppen sind.Quelle Abschlüsse ausländischer Schüler*innen Die Schulstatistik gibt an, mit welchem Abschluss Jugendliche mit und ohne deutschen Pass von der Schule abgehen: Ausländische Schüler*innen erreichen seltener das Abitur und brechen die Schule häufiger ab als Mitschüler*innen mit deutschem Pass. Das schlechtere Abschneiden ist laut Fachleuten vor allem auf Benachteiligungen im Bildungssystem zurückzuführen: Zum einen sind die Ausgangsbedingungen von Menschen ohne deutschen Pass oft schlechter als die von deutschen Staatsbürger*innen. Das ist unter anderem dann der Fall, wenn sie erst in der Schule Deutsch lernen. Zum anderen sind sie oft von Diskriminierung betroffen. Die zweite Generation schneidet in der Schule schon deutlich besser ab.Quelle
Der Schulerfolg junger Menschen mit Migrationshintergrund hat sich in den letzten Jahren verbessert. Das zeigt der Lagebericht der Integrationsbeauftragten des Bundes. Der Bericht vergleicht Daten zu den Schulabschlüssen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus den Jahren 2017 und 2007. Die zeigen:
Der Anteil von Schüler*innen mit Migrationshintergrund an Gymnasien steigt. Das geht aus dem Bildungsbericht 2018 hervor. 2015 hatte an rund 36 Prozent der untersuchten Gymnasium mindestens jede*r vierte Schüler*in einen Migrationshintergrund. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 war das nur an rund 14 Prozent der Gymnasien der Fall.Quelle
2020 hatten schätzungsweise rund 13 Prozent aller Lehrer*innen an allgemeinbildenden Schulen einen Migrationshintergrund. Von ihnen hatten rund 70 Prozent die deutsche Staatsangehörigkeit. Zum Vergleich: Unter den Schüler*innen an allgemeinbildenden Schulen hatten im selben Jahr rund 38 Prozent einen Migrationshintergrund.Quelle Warum gibt es vergleichsweise wenige Lehrer*innen mit Migrationshintergrund? Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, dass Studienberechtigte mit Migrationshintergrund seltener eine Lehramtsausbildung wählen als Studienanfänger*innen ohne Migrationshintergrund. Gründe sind der Studie zufolge die eingeschränkten beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten und das als gering wahrgenommene Ansehen des Berufs.Quelle Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen sowie fehlende Vorbilder während der eigenen Schulzeit können auch dazu führen, dass Menschen nicht selbst als Lehrer*in arbeiten wollen.Quelle Für ausländische Lehrkräfte ist es schwierig, im Ausland erworbene Hochschulabschlüsse anerkennen zu lassen, da es hohe Anforderungen und Hürden wie eine lange Bearbeitungszeit der Anträge gibt.Quelle Umgang mit Vielfalt an Schulen Lehrer*innen mit Migrationshintergrund wird oft zugeschrieben, dass sie aufgrund ihrer eigenen Biographie besser mit Schüler*innen mit Migrationshintergrund und deren Eltern sowie mit Vielfalt an Schulen umgehen könnten. Sie sollen bei der „interkulturellen Öffnung“ der Schulen helfen.Quelle Studien zeigen, dass sie sich beim Umgang mit Vielfalt mehr zutrauen und etwa ihre Empathiefähigkeit ausgeprägter sein kann als bei Kolleg*innen ohne Migrationshintergrund. Forschungsergebnisse deuten zudem darauf hin, dass sie sich wegen ihrer Biografie stärker für die Themen verantwortlich fühlen. Jedoch wollen sie keinen Sonderstatus, sondern ein „selbstverständlicher Bestandteil des Kollegiums" und sowohl für die Kinder mit als auch die ohne Migrationshintergrund verantwortlich sein.Quelle Wissenschaftler*innen betonen, dass der Umgang mit Vielfalt eine Aufgabe der Bildungspolitik sowie der gesamten Schulen sei und nicht auf einzelne Lehrkräfte übertragen werden sollte. Dazu gehöre, dass bereits in der Lehrer*innenbildung Migration nicht als Bedrohung oder gesellschaftliches Problem thematisiert wird, sondern als Normalität. Zudem müssten angehende Lehrer*innen besser im Umgang mit Rassismus ausgebildet werden.Quelle Welchen Einfluss haben sie auf den Lernerfolg ihrer Schüler*innen?
Diskriminierungserfahrungen von Lehrer*innen mit Migrationshintergrund Studien zeigen, dass Lehrkräfte mit Migrationshintergrund Diskriminierung an Schulen erfahren, etwa aufgrund ihres Akzents. Im Rahmen einer Befragung von 159 Referendar*innen und Lehrkräften mit Migrationshintergrund berichteten 60,4 Prozent, dass sie mindestens einmal selbst Rassismus am Arbeitsplatz erlebt haben. 65,5 Prozent von ihnen gaben an, dass die Diskriminierung von Personen aus dem eigenen Kollegium ausging. Mehr als ein Viertel (27,8 Prozent) der Diskriminierungen ging von Schüler*innen und deren Eltern aus.Quelle
Von Segregation spricht man meist bei Schulklassen oder ganzen Schulen, in denen überwiegend Kinder aus Einwandererfamilien lernen. Ab welchem Anteil eine Schule oder Klasse als segregiert gilt, ist nicht allgemein definiert. Der SVR-Forschungsbereich versteht darunter Einrichtungen, an denen mehr als 50 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund haben. Schülergruppen, in denen der Anteil von Kindern aus Einwandererfamilien besonders niedrig ist, werden dagegen meist nicht als segregiert bezeichnet. Einige Bildungsforscher kritisieren: Der Fokus auf den Migrationshintergrund lässt aus dem Blick, dass neben der kulturellen Herkunft auch die soziale Schicht bei der Segregation eine Rolle spielt. So werde das Phänomen Segregation "kulturalisiert".Quelle Die wenigen Studien zur schulischen Segregation beziehen sich vor allem auf staatliche Grundschulen. Diese sind in der Regel nicht frei wählbar, die Schüler werden von den Behörden einer Grundschule in der Nähe ihres Wohnortes zugewiesen ("Einzugsschule"). Jedoch ist bekannt, dass viele Einzugsschulen nicht die kulturelle (und soziale) Mischung des Wohnviertels widerspiegeln. Analysen des SVR-Forschungsbereichs und andere Untersuchungen zeigen:
Institutionelle Benachteiligungen verstärken die Segregation. Das gilt auch für weiterführende Schulen, etwa wenn Schüler mit Migrationshintergrund dort nicht angenommen werden oder Schulleiter (teilweise auf Wunsch von Eltern) Klassen nach Herkunft einteilen. Zudem werden Schüler mit Migrationshintergrund oft weniger gefördert, erhalten bei gleicher Leistung schlechtere Noten und seltener eine Empfehlung für Realschule oder Gymnasium.
Kinder und Jugendliche aus Einwandererfamilien erzielen bei Tests wie PISA schlechtere Ergebnisse als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Oft wird das auf mangelnde Deutschkenntnisse zurückgeführt. Studien zeigen, dass für den Bildungserfolg in Deutschland besonders das Einkommen und Bildungsniveau der Eltern entscheidend sind. Kinder mit Migrationshintergrund kommen häufiger aus Familien mit geringem Einkommen. Laut Mikrozensus lebt rund ein Drittel der unter 18-Jährigen mit Migrationshintergrund in Familien, die von Armut gefährdet sind. Zum Vergleich: bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund sind es rund 12 bis 13 Prozent. Zudem ist der Anteil von Eltern ohne Schul- oder Berufsabschluss bei Kindern unter 20 Jahren mit Migrationshintergrund um ein Vielfaches höher als bei Kindern ohne.Quelle In Deutschland ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und schulischem ErfolgDas zeigte bereits die erste PISA-Studie und auch knapp zwanzig Jahre später hängt der Bildungserfolg in Deutschaland stärker mit der sozialen Lage der Eltern zusammen als in vielen anderen OECD-Staaten. stärker ausgeprägt als in vielen anderen OECD-Staaten. Soziale Unterschiede werden in Deutschland "weitervererbt": Nur 24,4 Prozent der jungen Erwachsenen erwerben einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern. Zum Vergleich: In anderen Industrieländern gelingt das im Schnitt 41,1 Prozent.Quelle Eine wichtige Rolle in Bezug auf den Bildungserfolg von Schülern mit Migrationshintergrund spielt das Schulsystem, das sich nur langsam interkulturell öffnet und auf Diversität – wie der Mehrsprachigkeit von Schülerinnen und Schülern – einstellt. Die Leistungsunterschiede sind in der Grundschule noch vergleichsweise gering. Oft unterschätzen Lehrkräfte aber Fähigkeiten der Kinder und geben daher eher selten Gymnasialempfehlungen. Das kann unter anderem dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler weniger motiviert sind.Quelle Weitere Informationen zu Diskriminerung im Bildungssystem finden Sie in unserer Rubrik "Diskriminierung".
Einwanderern wird häufig unterstellt, dass sie sich nicht oder nicht genügend um die Bildung ihrer Kinder kümmern. Im Rahmen des Forschungsprojektes "Bildung, Milieu & Migration" wurden 1.700 Eltern mit Migrationshintergrund zu ihrer Haltung in Bildungsfragen befragt. Den Ergebnissen von 2015 zufolge interessieren sie sich durchaus für die schulischen Leistungen ihrer Kinder:
Die Studie zeigt auch, was die Eltern in Schulen vermissen:
Lehrpläne Die "Lehrplanstudie Migration und Integration" des Mercator Forums Migration und Demokratie (MIDEM) 2021 ergab: Die Themen Migration und Integration finden immer mehr Einzug in die Lehrpläne. Die Realität der Einwanderungsgesellschaft spiegeln sie aber nicht systematisch wider. Wichtige Migrationsphasen, wie die der Gastarbeiter*innen oder Spätaussiedler*innen werden kaum erwähnt. Die wichtigsten Ergebnisse:
Schulbücher Schulbücher bilden die Vielfalt in der deutschen Bevölkerung bisher nur unzureichend ab. So kommt die 2015 veröffentlichte "Schulbuchstudie Migration und Integration" im Auftrag der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung zu folgenden Ergebnissen:
Dies bestätigt die Befunde aus vorangehenden Untersuchungen: Einwanderer würden meist mit Ausländern gleichgesetzt und vor allem auf ihren Nutzen für die deutsche Wirtschaft reduziert. Muslime würden als außereuropäische "Andere" markiert, der "Islam" und das "moderne Europa" würden als unvereinbar dargestellt, wie eine Studie des Georg-Eckert-Institutes aus dem Jahr 2011 zeigt. |