Allmen und das geheimnis der erotik drehort

Die von UFA FICTION produzierte ARD Degeto-Krimireihe "Allmen" basiert auf den Büchern von Bestseller-Autor Martin Suter und umfasst Stand Sommer 2019 drei Filme mit Heino Ferch und Samuel Finzi in den Hauptrollen.

Martin Suter gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellern; seine Romane feiern sowohl national als auch international große Erfolge und sind regelmäßig in den Bestseller-Listen vertreten. „Allmen“ heißt der Held in Martin Suters gleichnamigen Bestseller-Krimis, die seit 2015 von der UFA FICTION verfilmt werden. Gestartet wurde mit den beiden Filmen „Allmen und das Geheimnis der Libellen“ und Allmen und das Geheimnis des rosa Diamanten. Im September 2018 startete der Dreh für den dritten Teil „Allmen und das Geheimnis der Dahlien“, der voraussichtlich am 13. Juli 2019 im Ersten erstausgestrahlt wird. Weitere Informationen zu allen drei Produktionen findet ihr im Folgenden.

In der Auftaktepisode „Allmen und das Geheimnis der Libellen“ kommen der Titelheld (Heino Ferch) und sein treuer Butler (Samuel Finzi) auf eine ungewöhnliche Idee, um sich aus finanziellen Nöten zu befreien. Was zunächst als einfacher Kunstraub beginnt, verfeinern die beiden zu einer neuen Geschäftsidee: eine Firma für die Wiederbeschaffung von schönen Dingen. Ganz im Stil der Bestseller setzt die Verfilmung auf geschliffene Sprache und pointierte Dialoge. Mit dosierten Abweichungen von der Vorlage sorgt Regisseur Thomas Berger für unterhaltsame Momente, die nicht nur Fans der Bücher zum Schmunzeln bringen.

Der feingeistige Privatier Johann Friedrich von Allmen weiß das Leben zu genießen. Leider fehlt ihm eine profane Begabung: der Umgang mit Geld. Er gibt es mit beiden Händen aus. Deshalb drücken den eleganten Lebemann, wie ihm sein treuer Diener Carlos gerne in Erinnerung ruft, erhebliche finanzielle Sorgen. Selbst diese könnte Allmen mit geistreichen Kommentaren erfolgreich beiseite schieben, würde ihm nicht der grobschlächtige Wucherer Dörig im Nacken sitzen. Unverhofft tut sich durch die Affäre mit der Millionärstochter Jojo Hirt die Möglichkeit auf, das benötigte Geld aufzutreiben: Allmen lässt die „Libellen“ mitgehen, kostbare Schalen aus der Kunstsammlung von Jojos Vater.

Der Trailer zu "Allmen und das Geheimnis der Libellen":

Johann Friedrich von Allmen weiß jetzt, mit welcher Erwerbsform er sich aus seinen finanziellen Nöten befreien will: Gemeinsam mit Butler Carlos widmet sich der Bonvivant der Wiederbeschaffung von geraubten Kunstwerken – natürlich mit üppigem Spesenkonto und fürstlichen Honoraren. Sein erster Erfolg im spektakulären Libellen-Fall hat sich bei solventen Kunden bereits herumgesprochen: Der Engländer Montgomery beauftragt „Allmen International Inquiries“, den flüchtigen Dieb eines gestohlenen rosa Diamanten ausfindig zu machen. Dieser gehört angeblich einem superreichen Geschäftsmann und ist die Hochzeitsgabe für dessen Tochter.

Der millionenschwere Hochkaräter spielt selbst für Allmen in einer bisher unbekannten Liga. So hilft sein Interesse an schönen Dingen, die berechtigten Bedenken von Carlos, dem die Sache zu heiß ist, beiseitezuschieben. Auch die 20.000 Franken Vorschuss sprechen dafür, sich unverzüglich auf die Jagd nach dem rosafarbenen Objekt der Begierde zu machen. Gestohlen hat es angeblich der russische Geschäftsmann Sokolow. An dessen Spur heften sich Allmen und Carlos – zunächst ohne zu ahnen, dass auch ihnen jemand auf den Fersen ist. Wie gefährlich ihre Schatten sind, stellen die beiden fest, nachdem sie den Untergetauchten ausfindig gemacht haben, nicht aber sein Leben schützen können. Denn die Gelegenheits-Detektive geraten in den Besitz einer Kostbarkeit, die sie schon bald zu Gejagten macht.

Der Trailer zu "Allmen und das Geheimnis des rosa Diamanten":

Johann Friedrich von Allmens Firma zur Wiederbeschaffung geraubter Kunstwerke kann mittlerweile auf ein paar beachtliche Erfolge zurückgreifen und ist über Zürich und seine Grenzen hinaus bekannt. Undenkbar also, dass sich Allmen nicht auch um das verschwundene Dahlien-Gemälde kümmert. Auch in brenzligen Situationen des Lebens zeichnet sich Allmen stets durch Eleganz, Feingeistigkeit, Belesenheit und eine unermüdliche Zitierlust aus.

In einem Luxushotel am Zürichsee wird eines der berühmten Dahlien-Gemälde von Fantin-Latour gestohlen. Die exzentrische Besitzerin und Hotelerbin Dahlia Gutbauer engagiert ausgerechnet Johann Friedrich von Allmen mit der Wiederbeschaffung des Kunstwerks. Während Allmen aus nicht ganz freien Stücken den Auftrag entgegennimmt, argwöhnt sein Diener Carlos, dass diese Ermittlung viel zu gefährlich sei, da bereits ein Wachmann und ein Hotelgast im Zusammenhang mit dem Diebstahl ermordet wurden. Selbstverständlich schlägt Lebemann Allmen die gut gemeinte Warnung in den Wind, doch schon bald muss sich der smarte, selbsternannte Kunstdetektiv mit eiskalten Gegnern messen, die nicht zu unterschätzen sind.

Unter der Regie von Thomas Berger und nach den Drehbüchern von Martin Rauhaus fanden 2018 in Tschechien, Deutschland und der Schweiz die Dreharbeiten zum dritten Film der ARD-Degeto-Reihe nach der Romanvorlage von Bestseller-Autor Martin Suter statt.

Ausstrahlungstermin: „Allmen und das Geheimnis der Dahlien“ wird am 13. Juli 2019 im Ersten erstausgestrahlt.

Drehstartfoto zu "Allmen und das Geheimnis der Dahlien" mit Samuel Finzi und Heino Ferch

Allmen (Heino Ferch) mit Jojo (Andrea Osvárt, li.) und Dalia Scheidegger (Katharina Schüttler)

Die „Allmen“-Reihe ist eine Produktion der UFA FICTION im Auftrag der ARD Degeto für Das Erste. Produzent ist Benjamin Benedict, Producerin Sinah Swyter. Koproduzent ist MIA FILM.  Für die Redaktion zeichnet Birgit Titze (ARD Degeto) verantwortlich.

Berlin. Echte Interviews Aug’ in Auge sind in letzter Zeit eher rar geworden. Die meisten Schauspieler bleiben auf Distanz. Bei Heino Ferch hätten wir es schon gar nicht erwartet. Er lebt bekanntlich auf dem Land, in Oberbayern. Aber derzeit ist er für Dreharbeiten zu „Der Palast“, Uli Edels Produktion über den Friedrichstadtpalast, in Berlin. Und wohnt in dieser Zeit im Hotel Adlon, wo er immer absteigt, wenn er in der Stadt ist. Und für Geschäftsreisende gilt ja eine Ausnahme bei den Hotelsperrungen. Also lädt der Filmschauspieler in seine Lieblingsecke im Foyer des Hotels. Weil auch er eine persönliche Begegnung vorzieht. Auch wenn das schon ein bisschen seltsam ist, ganz allein in einer Lobby zu sitzen, in der sonst das Leben tost.

Herr Ferch, wie ist das, hier im Adlon zu wohnen, in einem fast leeren Hotel?

Das ist schon sehr komisch. Wenn ich Dreharbeiten habe, liebe ich Hotels. Andere ziehen ja Wohnungen oder Apartments vor, um allein zu sein. Ich bin nach so einem Drehtag gern an einem belebteren Ort. Hier ist sonst immer was los. Aber bei dem bisschen Auslastung, das sie derzeit hier haben, fühlt sich das an wie ein Totentanz.

Haare, wie er sie selbst nie hatte: Ferch in „Allmen und das Geheimnis der Erotik mit Devrim Lignau als geheimnisvoll-unnahbare reiche Erbin Yasmin.
Foto: ARD Degeto/Stanislav Honzik

Sie sind gerade in gleich drei großen Produktionen zu sehen, „Ku’damm 63“, ein neuer „Allmen“-Krimi, eine neue „Spur des Bösen“ – alles innerhalb von drei Wochen. Sind das Ferch-Festspiele?

Ich bin nicht ganz glücklich mit dieser Terminierung. Aber man kann das sowieso nicht beeinflussen. Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Arbeit von anderthalb Jahren innerhalb von wenigen Tagen gesendet wird. Das ist sicher Corona-geschuldet. Im vergangenen Herbst wurde kaum Fiktionales gesendet, weil alle diese Flut von Sondersendungen und Brennpunkten zur Pandemie gemacht haben. Ich fände es eleganter, wenn es mehr verteilt wäre. Aber dann hat das jetzt halt Festspiel-Charakter, das ist auch in Ordnung.

Sie haben gleich zwei große Fernsehreihen: „Allmen“ im Ersten, „Spuren des Bösen“ im Zweiten. Hier ein Lebemann in Zürich, da ein Zerrissener in Wien. Welche Rolle spielen Sie eigentlich lieber, was liegt Ihnen näher?

Also, vom Gusto her ist es schon Allmen. „Spuren des Bösen“ ist ein großartiges Format, gerade die neue Folge ist diesmal sehr heftig und apokalyptisch. Das im Winter 2019 zu drehen, wo es ab vier Uhr nachmittags dunkel ist, das machte schon etwas depressiv. Allmen ist ein anderes Format, beschwingter und leichter. Tolle Klamotten, großartige Kollegen, eine wunderbare Sprache, und eine spannende Geschichte – das sind Sachen, die ich sehr schätze.

Schlüsselmoment in der neuen Folge „Schuld“ aus seiner Reihe „Spuren des Bösen“: Sein Widersacher Gerhard Mesek (Jürgen Maurer, r.) bedroht Richard Brock (Heino Ferch).
Foto: ZDF und Petro Domenigg FILMSTILL

Auch nach all den Folgen schaut man immer wieder konsterniert auf diese Perücke, die Sie als Allmen tragen. Was denken Sie eigentlich, wenn Sie sich so im Spiegel sehen?

Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Vor fünf Jahren, als wir die ersten zwei Folgen gedreht haben, haben wir überlegt, wie dieser Mensch aussieht. Der Romanautor Martin Suter beschreibt ihn als einen „ständig Überinvestierten“. Ich war von Anfang an der Meinung, dass muss jemand sein mit einer Poppermatte, die man richtig wegschwingen kann. Ich wollte das auf keinen Fall mit meinen kurzen Haaren spielen. Und so langes Haar hatte ich nie! Ich habe dann zufällig jemanden gesehen, der so aussah, und dachte: Das passt. Ich habe einen Maskenbildner meines Vertrauens, mit dem ich an fast allen Projekten arbeite, und der hat mir das kreiert. Das ist ein großer Spaß. Und wenn ich diese Frisur trage, bin ich auch sofort in der Rolle drin. Das ist wie ein Maßanzug. Dann noch die Sprache, und du reagierst als Schauspieler intuitiv darauf. Das macht was mit dir. Das ist auch ganz wichtig im Spiel.

Der neue Allmen heißt „Allmen und das Geheimnis der Erotik“. Da liegt die Frage nahe: Worin liegt für Sie das Geheimnis der Erotik?

Erotik ist ganz wichtig, ein Lebenselixier. Und das Geheimnis ist einfach: Weniger ist mehr. Erotik ist die Ahnung von Mehr, die Ausstrahlung eines Menschen, der in sich ruht. Der ein Geheimnis in sich trägt, aber vor allem mit sich im Reinen ist und einen offenen Blick hat. Das ist Erotik für mich: Souveränität, die eine Authentizität hat.

Und noch eine Erfolgsreihe: Heino Ferch in einer Gastrolle in „Ku’damm 63“ mit Emilia Schüle.
Foto: ZDF und Stefan Erhard

Hat sich das im Laufe Ihres Lebens geändert? Hatten Sie früher eine andere Vorstellung von Erotik?

Das fragen Sie mich heute? (lacht) Nein, ich denke, das Versteckte fand ich immer interessanter als das Offensichtliche. Das Entdecken ist immer spannender, als etwas präsentiert zu bekommen.

Wie wichtig sind Ihnen Schönheit und schöne Dinge?

Da muss man natürlich immer fragen, was man unter Schönheit versteht. Viele würden wahrscheinlich ganz andere Dinge schön finden. Ich beschäftige mich gerne mit schönen Dingen. Das führt auch wieder zu Allmen. Ich liebe Malerei, ich bin jemand, der gern gute Weine trinkt. Ich liebe das Strahlen von Menschen. Schön ist aber auch Zeit mit den Kindern, da kommt eine Menge Schönheit, die nicht „schön“ im strengen Sinne ist, aber es sind schöne Momente, und das ist sehr wertvoll.

Die meisten würden Erotik auf Nacktheit reduzieren.

… und das ist es eben genau nicht. Erotik muss ein Geheimnis haben. Jemand, der verhüllt ist und die Aussicht auf Mehr verspricht, der eine Reise in die Fantasie vermittelt, das ist viel erotischer als entblößte Haut.

Im Mai läuft in der ARD dann „Keine Ehe ohne Pause“ mit Inka Friedrich und ihm als Paar in der Krise.
Foto: ARD Degeto/Marc Meyerbröker

Gibt es auch einen Eros des Berufs?

Na klar. Schauspielerei ist ein Beruf, der massiv mit Menschen, Dialogen und Situationen zu tun hat. Da werden ständig Beziehungen, Emotionen und Absichten – offensichtliche, aber auch verdeckte – abgeklopft. Da wird ständig ausgelotet, wohin eine Begegnung führt. Schauspiel hat immer auch was von Verführung. Immer geht es um das Suchen eines gemeinsamen Ziels. Das ist manchmal fast ein erotischer Vorgang. Nicht immer, aber im Idealfall.

Und wie ist das mit dem Drehen von erotischen Szenen? Die einen sagen abgeklärt, das sei alles technisch, da passiere gar nichts, die anderen finden das die anstrengendsten Szenen überhaupt.

Das hat maßgeblich mit dem Gegenüber zu tun. Mit wem man das macht, wie entspannt, wie selbstverständlich und auch professionell man damit umgeht. Klar, da stehen immer zehn Leute drum herum, das muss man ausschalten. Aber das gehört zum Beruf dazu. Es muss überzeugend sein, es muss vorher besprochen werden. Es muss vor allem Sinn machen. Erotische Szenen müssen in einem Film dramaturgisch nötig, unausweichlich und zwingend sein. Nur dann macht es Sinn. Nur mal nackte Haut zu zeigen um des Schauwerts willen, um den Zuschauer bei Laune zu halten, das ist überflüssig, das funktioniert nicht, das ist doof. Eine Szene, in der zwei Personen in einem Restaurant essen und sich nicht aus den Augen lassen, kann genauso erotisch sein. Das hat mit Worten, mit Atmosphäre zu tun, mit dem, was wir von den Figuren wissen. Erotik ist das Versprechen, die Ahnung, was dahinterstecken könnte.

Partnerglück fernab der Medien: Heino Ferch und seine Frau Marie-Jeanette.
Foto: Sven Hoppe / picture alliance/dpa

Sie sprachen vom Idealfall. Was passiert aber, wenn der Dreh mit dem Gegenüber gar nicht funktioniert? Was macht man da?

Da muss man halt durch! Dafür ist man Profi, das muss man dann wirklich spielen. Das muss dann auch so gehen. So tun als ob, das gehört ja auch zum Job.

Sie haben früher oft Liebhaber-Rollen gespielt, teils in großen TV-Mehrteilern. Das ist in letzter Zeit etwas weniger geworden. Ist man darüber vielleicht sogar ganz froh, wenn man in ein anderes Rollenfach hineingereift ist?

Sie meinen, wenn man die Karte abgegeben hat? (lacht) Nun, Allmen ist ja schon ein Liebhaber, ein eleganter, ein Gentleman. Und in den ersten beiden Folgen gab es auch durchaus intime Szenen. Aber sehr überschaubar und sehr elegant. Aber klar, man verändert sich. Und das Rollenfach ändert sich mit.

„Allmen“ und „Ku’damm 63“ wurden schon unter Corona-Bedingungen gedreht. Sind Dreharbeiten da noch erotisch? Kann es da überhaupt noch knistern zwischen all den Schutzmaßnahmen?

Ich habe gestern meinen 92. Corona-Test gemacht. Seit Sommer letzten Jahres habe ich (zählt an der Hand ab) fünf Produktionen abgedreht, die sich alle wegen Corona und des ersten Lockdowns in den Spätsommer und Herbst geschoben haben. Wir werden vor dem Dreh in Schutzzeiten geschickt, am Set täglich schnellgetestet. Alle, die nicht vor der Kamera stehen, haben FFP2-Masken auf. Wir Schauspieler haben das nur nicht, weil sich diese Gummis nach fünf Minuten in die Haut eindrücken und man das in der Kamera sehen würde. Prag habe ich noch nie so leer erlebt. Ohne Touristen, das hatte schon was Erfrischendes. Aber es ist auch sehr bedrückend, wenn alle Hotels und Restaurants leer sind. In Prag gab es jeden Morgen PCR-Tests, weil Prag mit Beginn des Drehs von „Allmen“ im September als Hochrisikogebiet galt. Da wurden 40 Menschen am Set frühmorgens in der Corona-Station getestet und zwischen drei und vier gabs die Ergebnisse aus dem Labor. Das hat den Produzenten wohl ein paar graue Haare gekostet, und nach jedem Drehtag hörte man ein erleichtertes Durchschnaufen. Wir konnten aber nicht, wie sonst, für Außenaufnahmen nach Zürich. Weil die Schweiz zehn Tage Quarantäne vor der Einreise forderte, musste umdisponiert werden. Alles, was wie Zürich aussieht, ist in Prag gedreht worden. Und in der Nachbearbeitung wurde Zürich digital in die Bilder eingebaut.

Allein in einem leeren Fünf-Sterne-Hotel: Heino Ferch in seiner Lieblingsecke im Hotel Adlon im Gespräch mit Morgenpost-Redakteur Peter Zander.
Foto: Sergej Glanze / FUNKE Foto Services

Wie wird das jetzt in der Event-Serie „Der Palast“, was Sie hier mit Regisseur Uli Edel in Berlin drehen? Da geht es um die 100-jährige Geschichte des Friedrichstadtpalastes, um das Tanzensemble, die Girlreihe, um Massenszenen.

Wir haben erst in Polen gedreht, jetzt ist der Berlin-Block im Friedrichstadtpalast dran. Auch das ein belebter Ort, den wir jetzt nutzen können, weil da derzeit gar nichts stattfindet. Das ganze Show- und Tanzensemble ist seit Beginn des Drehs in einem Hotel in Quarantäne. 35 Personen werden jeden Tag zum Drehort und wieder zurück geshuttlet und dürfen sich nicht frei bewegen. Die sind sich sehr nah, die powern sich extrem aus, da wird geschwitzt und ganz heftig geatmet. Dieser Extremisolierung bin ich glücklicherweise bisher nicht ausgesetzt gewesen.

Macht Filmen unter diesen Bedingungen noch Spaß oder ist man froh, dass man überhaupt arbeiten darf – was vielen Künstlern ja seit einem Jahr nicht vergönnt ist?

Ich kann mich nicht beklagen. Ich habe gut zu tun. Das macht auch demütig. Ich bin eh kein Stadtmensch, ich lebe auf dem Land in Oberbayern, da habe ich relativ wenig Kontakte. Von daher bin ich das ein bisschen gewohnt. Und natürlich achte ich darauf, dass ich während Dreharbeiten alle Vorschriften einhalte, um die Produktion nicht zu gefährden. Aber ich klopfe auf Holz: Keins der geplanten Projekte ist wegen Corona geplatzt. Und ich wurde auch noch nie positiv getestet. Ich bin froh, dass der Produzentenverband es geschafft hat, Arbeitssituationen zu schaffen, die seit August ermöglicht hat, dass die Produktionsschiene wieder hochgefahren wurde. Im vergangenen Jahr, beim ersten Lockdown, fand ich diese Reduktion, die wir alle erlebt haben, noch ganz gesund. Aber seit Winter pfeifen die meisten aus den letzten Löchern. Und bei diesem Impf-Chaos und Lockdown-Hinundher ist es auch manchmal wirklich schwierig, das alles weiter mitzumachen. Aber da müssen wir alle durch.

Fühlt man sich als Künstler von der Politik eigentlich gestützt oder eher vergessen oder sogar veräppelt?

Wie gesagt, ich bin sehr privilegiert. Ich darf arbeiten. Aber im Theater bist du auf Kurzarbeit, die proben teilweise in die hohle Hand, das macht keinen Spaß. Und die gesamte Musik- und Konzertbranche liegt brach, die Kinos sind geschlossen. Für viele ist die Situation verheerend, die bangen um ihre Existenz. Und die Politik hält die Kultur noch immer für eine Freizeitgestaltung.

Glauben Sie, wir kehren, wenn wir mal alle durchgeimpft sein sollten, zur Normalität zurück? Oder wird unser Leben ein anderes sein?

Es ist jetzt fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass nichts mehr normal ist. Ich denke, es wird anders sein. Wir werden vielleicht nie wieder ganz selbstverständlich in ein volles Kino gehen oder uns in eine volle U-Bahn zwängen. Das haben wir jetzt alle verinnerlicht, und ich befürchte, wir werden künftig einen ganz anderen Virus mit uns herumtragen: den Distanz-Virus.

„Allmen und die Erotik“: ARD, 27. März, 20.15 Uhr. „Spuren des Bösen: ZDF, 12. April, 20.15 Uhr

Aktualisiert: Do, 25.03.2021, 06.30 Uhr Berliner Morgenpost