Wie lerne ich das Kind meines Freundes akzeptieren

Problem von Anonym - 28 Jahre 07.03.20

Hallo. Ich bin 28 Jahre alt und habe folgendes Problem. Ich bin seit ca. 8 Monaten mit einem Mann zusammen der zwei Kinder von zwei verschiedenen Frauen hat. Er hat einen Sohn (9) und eine Tochter (13). Er ist sehr früh Vater geworden und ich selbst habe keine Kinder. Als ich ihn damals kennengelernt habe und er mir sagte dass er zwei Kinder von zwei Frauen hat hab ich den Kontakt abgebrochen weil ich wusste dass ich damit nicht zurecht kommen werde. Aber als der Kontakt abgebrochen war hab ich ihn total vermisst und hab dann den Kontakt wieder gesucht zu ihm. Jetzt sind wir zusammen und ich bin eigentlich sehr glücklich mit ihm (wenn diese Kinder nicht wären). Zu seiner Tochter hatte er bis vor kurzem keinen Kontakt aber zu seinem Sohn hat er regelmäßigen Kontakt aber er ist selten bei ihm. Aber trotzdem merke ich, dass ich einen regelrechten Hass vorallem gegen seinen Sohn entwickelt habe. Mein Freund will seinem Sohn nicht sagen dass ich die feste Freundin an Papas Seite bin weil er ihn schützen will. Wovor auch immer. Ich habe den Sohn schon einmal gesehen und mein Freund hat mich wie Luft behandelt. War nur mit seinem Sohn weg oder in einem anderen Raum und ich saß die ganze Zeit alleine bei meiner Schwiegermutter. Ich durfte ja nicht einmal meine Hand auf seine Schulter legen als er da war weil er es ja hätte sehen können! Ich hab mich so richtig Fehl am Platz gefühlt! Und jeden Sonntag morgen macht der Junge Terroranrufe bei seinem Vater und er hat das Handy immer laut. Der Junge darf alles bestimmen! Er bestimmt wann er kommen möchte und wann er gehen möchte und alles wird wegen ihm über den Haufen geworfen. Wir führen eine Fernbeziehung und haben somit sowieso schon sehr wenig Zeit zusammen und sein Sohn crashed regelmäßig unsere Wochenenden mit Terroranrufen oder mit Papa ich will kommen, nein ich will doch nicht kommen, dann am nächsten Morgen wieder Terroranrufe und Papa ich will doch kommen! Und alles muss sich fügen wenn die königliche Hoheheit spricht und alles muss springen! Und ich stehe da und muss alles stillschweigend über mich ergehen lassen und bin innerlich kurz vorm explodieren. Zumal er letztens sogar von mir wollte dass ich da bin wenn sein Sohn kommt und dann aber auf dem Fußboden schlafen soll weil der kleine Prinz ja in Papas Bett schlafen muss (mit 9 Jahren wohlbemerkt!) Das habe ich natürlich nicht gemacht! Aber allein das von mir zu verlangen ist mehr als unverschämt. Und das Resultat nach all dem ist, dass ich schon einen Hass bekomme wenn ich nur seinen Handyklingelton höre, dass ich einen noch größeren Hass bekomme wenn er tatsächlich anruft und wenn mein Freund von seinem Sohn redet sowieso. Er ist generell auch nicht erreichbar wenn sein Sohn da ist. Ich könnte einen Autounfall haben und im Straßengraben liegen und mein toller Freund wäre nicht erreichbar. Was ist das denn bitte für eine Beziehung?! Und das alles projeziere ich automatisch auf seinen Sohn dabei hat der Junge mir nicht mal was getan. Ich habe schon öfters versucht ein Gespräch zu suchen mit meinem Freund aber ich weiß nicht wie ich es formulieren soll ohne dass er alles in den falschen Hals bekommt. Es ist wie laufen über ein Mienenfeld. Bloß nichts falsches sagen. Ich hab das Gefühl, mit diesem Thema komplett allein auf der Welt zu sein. Ich kann mit niemandem darüber sprechen denn entweder bekomme ich Vorwürfe ohne Ende oder es wird abgetan vonwegen ich soll mich nicht so anstellen es wäre doch nur ein Kind. Ich hab mir auch schon Hilfe in Foren gesucht aber da wurde ich auch nur als Monster und pures Gift hingestellt weil ich so denke und fühle. Ich bin auf diese Gefühle auch nicht stolz aber ich kann es nicht ändern. Dieses Kind macht alles kaputt und ich muss zusehen und kann nichtmals was dagegen tun. Ich weiß nicht ob eine Trennung am sinnvollsten wäre aber wegen einem Kind die Beziehung beenden will ich nicht weil ich ihn ja liebe. Ich hoffe ihr könnt mir helfen. Vielen Dank

Wie lerne ich das Kind meines Freundes akzeptieren
Anwort von Nuala

Hallo du! Keine Sorge, hier wird niemand gebasht. Deine Gefühle haben ihre Berechtigung und sind nicht im luftleeren Raum entstanden. Nichtsdestotrotz habe ich den Eindruck, dass du ab sofort mehr von deiner "positiven Macht" erkennen und einsetzen solltest. Dies möchte ich dir nun beschreiben. Ich finde es schon gut, dass du einsiehst, dass das Kind nichts dazu kann. Natürlich macht ein Kind von den offenen Türen Gebrauch, die ihm angeboten werden. Das ist einfach logisch und menschlich. Dein Freund ist ja letztlich die steuernde Instanz als Vater, deswegen fände ich es dem Jungen gegenüber fair, wenn du wirklich konsequent zwischen ihm und deiner Beziehung trennen würdest. Denn solange du deinen Hass selbst noch schürst, indem du dann doch wieder sehr negativ über das Kind redest, anstatt deinen Mut zusammenzunehmen und deinen Freund auf Augenhöhe mit all deinen angestauten Frustpunkten zu konfrontieren, wird es immer schimmmer werden. Und es wäre ja schade, wenn eure Beziehung zerbrechen würde.

Du allein kannst sagen, ob das Fundament bei euch passt. Eine gute Kommunikation gehört in jedem Fall dazu und muss von beiden (!) Seiten erfolgen. Also lehne dich bitte nicht zurück, sieh dich nicht als Opfer, sondern setze dich souverän für deine Interessen und Bedürfnisse ein. Und selbst das heikelste Thema kann gut bearbeitet werden, wenn man sich Mühe gibt, bei sich bleibt und keine Schuldzuweisungen macht. Stichwort gewaltfreie Kommunikation (z.B. hier ein Überblick: https://www.soft-skills.com/gewaltfreie-kommunikation/). Dann kannst du aus der Ich-Perspektive zeigen, wie schlecht es dir in vielen Momenten geht - und dass du dir Lösungen wünschst, wie du als Partnerin respektiert und ein selbstverständlicher Bestandteil seines Alltags sein möchtest. Wer weiß - vielleicht nimmt dein Freund das schon so wahr und erkennt keinen direkten Veränderungsbedarf, denn bisher hast du anscheinend noch nicht klar ausgesprochen, was dich bedrückt?! Ohne ehrlichen Austausch basiert viel zu viel auf Wahrnehmung, Interpretation und Glaubenssätzen, ohne wirklich das Innenleben des Gegenübers zu kennen. Dazu gehört meiner Ansicht nach auch, mehr Verständnis für die Zwickmühle deines Freundes zu entwickeln. Vielleicht fühlt er sich (unbewusst) schuldig, weil er eigentlich ein guter Vater sein möchte, dies aber in der Vergangenheit nicht nach seinen Werten und Vorstellungen umsetzen konnte. Er macht manche Dinge bestimmt in bester Absicht und hat dabei ggf. Scheuklappen auf bzw. kann mitunter nicht aus seiner Haut. Auch hier rate ich dir: Sprich mit ihm, höre dir an, wie es ihm mit einzelnen Aspekten geht! Über zärtliche Anteilnahme und Engagement im Rahmen deiner Kräfte wirst du sehr viel im Guten bewegen können, da bin ich sehr zuversichtlich :)

Sollte das über längere Zeit nicht fruchten, wäre es ratsam, mit dir selbst in Rückzug zu gehen, um einen Überblick über alles zu erlangen und zu reflektieren: Will ich diese Beziehung noch? Gibt es noch realistische Chancen? Kann uns jemand bei den verhärteten Denk- und Verhaltensmustern helfen (z.B. im Rahmen eines Beratungsgespräches)? Oder möchte ich doch einen anderen Weg einschlagen...? Auch hier sind Ehrlichkeit und Offenheit sehr maßgeblich. Alles Gute wünsche ich dir!

Nuala

Die neue Liebe steht schnell vor einer schmerzhaften Nagelprobe, wenn das Kind des neuen Partners von der neuen Beziehung so gar nicht amüsiert ist. Verständlich ist die enorme Zurückhaltung und manchmal sogar Ablehnung des Kindes ja schon, lenkt doch der neue Partner die ganze Aufmerksamkeit des Elternteils nun auf sich mit der Folge, dass sich das Kind zurückgesetzt und nicht mehr geliebt fühlt. Daher möchte das Kind den neuen Partner gar nicht mögen. Die folgenden Ratschläge beziehen sich ebenso auf mehrere Kinder, auch wenn in der Formulierung hier die Einzahl gewählt wurde.

Wer einen neuen Partner mit Kind findet, ist gut beraten, möglichst gleich bei der ersten Begegnung das Herz des Kindes für sich zu gewinnen. Wird man vom Kind akzeptiert, ist alles "der Anfang einer wunderbaren Freundschaft". Daher muss man sich mental auf diese erste Begegnung gut vorbereiten, denn das Kind soll zu der Überzeugung kommen, dass der neue Partner auch ein "Geschenk und Spaß für das Kind" ist, aber dem Kind nichts wegnimmt.

Verhaltensregeln und Tipps bei gemeinsamen Ausflügen

>Überhaupt neigen Kinder oftmals dazu, "konservativ" zu sein. Jede Veränderung der Lebenssituation verunsichert Kinder erst einmal, wenn gute alte Gewohnheiten so nicht mehr weiter gelebt werden können. Die logischen Konsequenzen beim Kind sind z. B. Rückzug, Traurigkeit, Verschlossenheit, Bockigkeit oder sogar Aggressivität. Da Kinder noch nicht über die Sprache der Erwachsenen verfügen und auch noch nicht abstrakt denken können, leben sie in ihrer Gefühlswelt, und mit Gefühlen drücken sie sich aus.

Deshalb gilt es unbedingt, Ruhe zu bewahren, sich auf keinen Fall vom Kind provozieren lassen, nicht ärgerlich, böse, mit lautem Schimpfen oder gar mit Gewalt reagieren. Es ist ja auch erst einmal positiv, dass das Kind so ehrlich ist und seine Gefühle zeigt.

Das erste Treffen: Ausflug und Geschenke

Beim ersten Treffen wählt man besser ein "neutrales" Territorium, das kann z. B. ein schönes Ausflugsziel sein, wo auch viele andere Kinder gut herumtoben können. Eine Absprache mit dem Elternteil hinsichtlich der Neigungen des Kindes ist dabei sehr hilfreich. Ein interessanter großer Spielplatz, ein Zoogelände, vielleicht sogar ein Vergnügungspark oder ein Sommerbad kommen dafür gut infrage, denn auch dem Kind ist sehr daran gelegen, "den Neuen" mit etwas Abstand sozusagen von der Seite beliebig und frei beobachten zu können.
Klar denkt jetzt jeder, beim ersten Treffen bringt man eben dem Kind ein Geschenk mit. Das ist richtig, das sollte man auch tun, aber Vorsicht, die Kinder spüren sehr wohl, wenn das nur ein plumper Bestechungsversuch ist. Das kann ziemlich nach hinten losgehen, wenn das Kind das Mitbringsel mit Verachtung auf den Boden wirft. Es hat sich gezeigt, dass so ein Geschenk dann mit Freude angenommen wird, wenn es eher am Ende eines schönen, gelungenen, gemeinsamen Tages eher zufällig aus der Tasche fällt.

Interesse am Kind zeigen und nach Gemeinsamkeiten suchen

Das Kennenlernen darf kein "Verhör" des Kindes sein, und ein "Monolog" darüber, was man selbst als Kind so alles gemacht hat, erzeugt mit Garantie Langeweile. Es reicht, wenn man oft einfach nur da ist und immer dann unmittelbar Zeit hat, wenn das Kind von selbst mit einer spontanen Frage ankommt. Die Antwort soll aber eher kurz sein, keine Universitäts-Vorlesung. Bei Auseinandersetzungen zwischen Kind und Elternteil nimmt man sich sehr zurück, auf keinen Fall dazwischen drängen und Partei ergreifen. Negative Äußerungen über das Elternteil dem Kind gegenüber sind ein absolutes Tabu. Vorsicht: Manche "freche" Kinder provozieren so etwas bewusst.
Zeigen Sie ehrliches Interesse am Kind und an seinem Leben. Idealerweise findet man gemeinsame Interessen mit dem Kind, das kann gemeinsames Malen sein, Legosteine, Baukästen, elektronische Spielzeuge, Computerspiele, Gesellschaftsspiele, Rock-Konzerte oder auch Angeln gehen. Gemeint sind hier gemeinsame Aktivitäten nur mit dem Kind, also auch mal ohne den neuen Partner.

Als neuer Partner ist man auf keinen Fall der Ersatz des fehlenden Elternteils

Genau das ist ja der wunde Punkt bei Kindern: Der "Neue" übernimmt ab jetzt die Rolle des richtigen Vaters bzw. der richtigen Mutter. Kinder sehnen sich immer nach der guten, alten, heilen Welt von Papa und Mama zurück, sie geben den Wunsch nie auf, dass die Eltern eines Tages wieder zusammenfinden. Ein neuer Partner ist diesbezüglich eine erschwerte Bedingung. Je älter das Kind ist, desto schwerer ist es auch, seine Akzeptanz und Freundschaft zu gewinnen. Versuchen Sie also nicht, das Kind zu "erziehen". Besprechen Sie Sorgen und Probleme nur mit Ihrem Partner ohne Gegenwart des Kindes. Wenn Ihr Partner Ihre Anmerkungen richtig findet, wird er das dann gegenüber dem Kind umzusetzen haben.

Die Akzeptanz der Kinder kommt sehr langsam und noch langsamer entsteht so etwas wie Ihr Mitspracherecht in der Familie. Das eigene Handeln kann aber dem Kind ein Vorbild werden, und dann eröffnet sich die Chance, ein guter respektierter Freund zu werden, der als solcher durchaus gewichtigen Einfluss auf das Kind hat.

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Bildquelle: © Anja Greiner Adam: fotolia

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