Welche werte im großen blutbild

Welche werte im großen blutbild

Blutbilder gehören zu den häufigsten Laboruntersuchungen und sind ein wichtiges Diagnoseinstrument für Ärzte. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem großen und kleinen Blutbild und wie sehen optimale Blutwerte aus?

Inhalt

Eine Blutanalyse, auch Blutbild genannt, kann viel über unsere Gesundheit aussagen und wird oftmals im Rahmen von Routineuntersuchungen vorgenommen. Der Grund: Viele Erkrankungen verändern die Menge der im Blut befindlichen Zellen oder Substanzen. Das Blutbild hilft dem Arzt also bei der Krankheitsdiagnose. Deshalb gehört das kleine Blutbild auch zu den häufigsten Laboruntersuchungen. Das große Blutbild, auch Differentialblutbild genannt, kommt dagegen zum Einsatz, wenn bei Verdacht auf Infektionen eine zusätzliche Bestimmung notwendig ist. Beim Differentialblutbild wird dafür noch die Menge der sechs einzelnen Arten der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) erfasst. Dagegen geht es beim kleinen Blutbild nur um die Gesamtzahl der Leukozyten.

Welche werte im großen blutbild

Optimale Blutwerte

Die Werte des Blutbildes werden normalerweise im Kontext eines „optimalen“ Referenzbereiches angezeigt, der je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich ausfallen kann. Sollten sich Ihre Werte außerhalb dieses Referenzbereichs befinden, müssen Sie sich allerdings nicht immer Sorgen machen: „Ein Wert außerhalb des Referenzbereichs muss nicht unbedingt krankhaft sein“, sagte Professor Michael Spannagl, Blut-Experte an der Uniklinik LMU München, in der Apotheken Umschau. „Ihn richtig einzuordnen ist Aufgabe des behandelnden Arztes.“ 

Wichtige Werte des Blutbilds:

Der Referenzbereich kann allerdings je nach Labor, welches das Blut untersucht, etwas unterschiedlich ausfallen. Wir haben unsere Zahlen von der München Klinik übernommen.

1. Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)

Normalwerte Männer: 4,5 – 5,9 Mio. pro µl | Normalwerte Frauen: 4,1 – 5,2 Mio. pro µl
Bei zu niedrigen Werten könnte es sich Blutarmut handeln, bei zu hohen Werten könnten Sauerstoffmangel, hormonelle Störungen oder Leukämie die Ursache sein.

2. Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)

Normalwerte Männer: 4.000 – 10.000 pro µl | Normalwerte Frauen: 4.000 – 10.000 pro µl
Bei zu niedrigen Werten könnte es sich um Virusinfektionen oder Immundefekte handeln, bei zu hohen um Autoimmunerkrankungen oder Infekte durch Bakterien und Pilze.

3. Blutplättchen (Thrombozyten, Thrombo, PLT, THRO)

Normalwerte Männer: 150.000 – 380.000 pro µl | Normalwerte Frauen: 150.000 – 380.000 pro µl
Bei zu niedrigen Werten besteht unter anderem ein Verdacht auf Autoimmunerkrankungen, Knochenmarkschäden oder Leukämie, bei zu hohen Werten auf Tumore, Anämie oder Entzündungen.

4. Hämatokrit (Hk, Hct, Hkt)

Normalwerte Männer: 42 – 50 Prozent | Normalwerte Frauen: 37 – 45 Prozent
Zu niedrige Werte können auf eine Anämie hinweisen, zu hohe Werte auf Blutdoping oder Sauerstoffmangel.

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5. Roter Blutfarbstoff (Hämoglobin, Hg, Hgb, Hb)

Normalwerte Männer: 13 bis 17 g pro dl | Normalwerte Frauen: 12 bis 16 g pro dl
Bei zu niedrigen Werten könnte es sich um eine Nierenerkrankung oder Magen-Darm-Erkrankung handeln. Bei zu hohen Werten um Blutdoping oder Sauerstoffmangel.

6. MCH

Normalwerte Männer: 27 – 34 pg (pro Zelle) | Normalwerte Frauen: 27 – 34 pg (pro Zelle)
Zu niedrige Werte können auf einen Vitamin B6-Mangel hindeuten, zu hohe auf einen Vitamin B12-Mangel oder Folsäuremangel.

7. MCHC

Normalwerte Männer: 32 – 36 g pro dl | Normalwerte Frauen: 32 – 36 g pro dl
Bei zu niedrigen Werten besteht unter anderem ein Verdacht auf Eisenmangelanämie, bei zu hohen auf Kugelzellenanämie.

8. MCV

Normalwerte Männer: 85 – 98 fl | Normalwerte Frauen: 85 – 98 fl
Auch hier können zu niedrige Werte auf Eisenmangelanämie hindeuten, während zu hohe Werte eher auf einen Vitamin B12-Mangel oder Folsäuremangel hinweisen können.

9. Retikulozyten (Retis, Retr)

Normalwerte Männer: 3 bis 18 pro 1.000 Erythrozyten | Normalwerte Frauen: 3 bis 18 pro 1.000 Erythrozyten
Hier könnte bei zu niedrigen Werten chronische Erkrankungen oder Tumore zugrunde liegen – bei zu hohen Werten Blutverlust oder hämolytische Anämie. Beim großen Blutbild werden noch zusätzlich die Leukozytenarten Granulozyten (Neutrophile, Eosinophile, Basophile), Monozyten und Lymphozyten erhoben.

Gründe für eine Untersuchung

Blutbilder werden als Hilfestellung für die Diagnose bei unspezifischen Symptomen wie etwa Erschöpfung, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen erhoben, oder wenn ein Verdacht auf einen körperlichen Mangelzustand besteht. Außerdem werden Blutanalysen auch im Rahmen von Routineuntersuchungen und eines Gesundheits-Check-ups durchgeführt. Ein Blutbild kann aber auch erst nach einer Behandlung erfolgen. Damit kann der Arzt dann prüfen, ob die Behandlungsmethode erfolgreich war.

Ablauf einer Blutuntersuchung

Auf eine Blutuntersuchung müssen Sie sich in der Regel nicht speziell vorbereiten. Allerdings kann es unter Umständen sein, dass Sie – beispielsweise bei einem Verdacht auf Eisenmangelanämie – nüchtern zur Blutentnahme erscheinen müssen. Dies sollten Sie vorher unbedingt individuell mit Ihrem Arzt abklären. Sie sollten Ihn auch über die Medikamente, die Sie gerade einnehmen, informieren, da diese eventuell Ihr Blutbild beeinflussen können. Bei der Untersuchung selbst wird dem Patienten das Blut aus dem Arm entnommen, da sich die Blutgefäße dort in der Regel sehr gut für die Blutentnahme eignen. Meist spannt Ihnen der Arzt oder der Arzthelfer vorher noch ein Band um den Oberarm, um dort kurz den Blutfluss zu verlangsamen. Dann wird die Einstichstelle desinfiziert. Nach der Blutentnahme, bei der Ihr Blut in kleine Röhrchen fließt, erhalten Sie ein Pflaster und dürfen wieder gehen. Die Prozedur dauert nur wenige Minuten. Die mit Blut gefüllten Röhrchen werden in ein Labor geschickt, das diese dann auswertet und analysiert. Die Blutwerte werden in dem Blutbild zusammengetragen und dem Arzt zugeschickt, der die Werte dann mit Ihnen bespricht. In der Regel dauert dies nicht mehr als zwei Tage. Falls Ihr Blutbild in einem Krankenhaus mit eigenem Labor untersucht wurde, kann es sein, dass Sie die Ergebnisse noch am selben Tag erhalten.

Häufigkeit einer Blutuntersuchung

Da Bluttests zu den Routineuntersuchungen gehören und bei zahlreichen Symptomen als Diagnosemittel Verwendung finden, werden sie sehr häufig durchgeführt. Dazu kommt das kleine Blutbild als Vorsorgeuntersuchung zum Einsatz – spätestens ab 35 Jahren sollten Sie mindestens alle drei Jahre vorsorglich ihre Blutwerte untersuchen lassen.

Kostenübernahme

Das kleine Blutbild wird im Rahmen einer Routineuntersuchung meist von den Krankenkassen übernommen. Gesetzlich Versicherte haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Kostenübernahme bei einer Blutanalyse. Bei Privatversicherten sieht es etwas anders aus: Dort werden die Kosten meist erstattet, wenn das Blutbild medizinisch notwendig ist, es also einen Verdacht auf eine Krankheit gibt.

Wer ein großes Blutbild ohne eine vorliegende medizinische Notwendigkeit in Auftrag gibt, muss selbst zahlen. Dies kann bis zu 100 Euro kosten.

Titelbild: © YakobchukOlena / iStock.com

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↓ Virusinfekte, Knochenmarkschäden

↑ Entzündungen, Infektionen

Ein großes Blutbild wird meist nach auffälligen Leukozytenwerten im kleinen Blutbild angeordnet. Durch die Leukozytendifferenzierung kann der Immunstatus beurteilt werden.

Mögliche Indikationen für ein großes Blutbild:

  • Virale Infektionen

  • Bakterielle Infektionen

  • Parasitäre Infektionen

  • Entzündungen

  • Allergien

  • Autoimmunerkrankungen

  • Verschiedene Krebsarten

  • Verlaufskontrolle HIV/AIDS

  • Verlaufskontrolle Chemotherapie

Entgegen weitläufigen Meinungen umfasst ein großes Blutbild keine Analyse von Mineralstoffen oder Vitaminen. Auch gezielte Untersuchungen von Leberwerten oder Schilddrüsenhormonen gehören nicht zum großen Blutbild.

Diese Analysen sind nicht enthalten im großen Blutbild:

  • Schilddrüse

  • Vitamine

  • Tumormarker

  • Leberwerte

Bei der Blutabnahme für ein großes Blutbild ist nüchternes Erscheinen nicht notwendig. Falls nicht anders durch Arzt oder Ärztin angeordnet, kann vorher gegessen und getrunken werden. Auf Alkohol, nicht verordnete Medikamente, übermäßigen Stress und extreme körperliche Belastung sollte aber verzichtet werden, da dadurch die Ergebnisse der Blutanalyse verfälscht sein können.

Die Blutabnahme erfolgt aus der Armvene. Für ein großes Blutbild werden bis zu 3 ml EDTA-Blut benötigt. Eine automatische Auszählung und Differenzierung der Blutzellen kann in modernen Speziallaboren mittels durchflusszytometrischer Hämatologie-Automaten erfolgen.

In der folgenden Tabelle sind die Normalwerte vom großen Blutbild aufgelistet. Durch verschiedene Analysemethoden der Speziallabore kann es zu leichten Abweichungen kommen. Deshalb hat jedes Labor seine eigenen Referenzwerte für Analysen.

Liegt ein Wert außerhalb der Normbereiche, so ist das nicht zwangsläufig ein Hinweis auf eine Erkrankung. ÄrztInnen helfen bei der Einordnung der Ergebnisse im Zusammenhang mit möglicherweise bestehenden Symptomen. Deshalb sollte die Interpretation von Blutuntersuchungen immer durch geschultes Personal erfolgen.

Es gibt viele Gründe, warum die Ergebnisse einer Blutanalyse von den Normwerten abweichen. Personengruppen mit abweichenden Blutbild-Werten sind u. a.:

  • Säuglinge

  • Kleinkinder

  • Jugendliche

  • Schwangere Frauen

  • Menstruierende Frauen

  • PatientInnen mit Vorerkrankungen

  • Extremsportler

Die Kosten für ein großes Blutbild belaufen sich auf etwa 100 €. Die Analyse der Blutzellen im Labor ist dabei mit rund 5,50 € der kleinste Faktor. Hinzu kommen Kosten für die Blutentnahme und den Versand der Proben. Am kostenintensivsten sind Auswertung und Befundbesprechung mit ÄrztInnen, jedoch sind diese medizinischen Interpretationen für eine korrekte Einordnung der Ergebnisse unerlässlich. Die Analyse weiterer Blutwerte kann den Preis extrem in die Höhe treiben.

Bei medizinischer Indikation wird ein großes Blutbild von den behandelnden ÄrztInnen angeordnet. In diesem Fall ist für PatientInnen das große Blutbild kostenlos. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

  • Hahn JM: Checkliste Innere Medizin. 5. Aufl. Marbach: Thieme 2006.