Was brauche ich um Lufthansa Pilot zu werden?

Hallo, 

wieder einmal geistern einige Falschmeldungen - oder auch nicht ganz richtige - durch die Gemeinde. Versuchen wir es mal mit nachprüfbaren Fakten: 

Du kannst Dich bei LH immer bewerben, wenn die Flugschule (wieder) geöffnet ist. Für die nächsten ca. 2 Jahre kannst Du es aber abhaken. Einfach auf der Bewerberseite regelmäßig nachschauen. 

Was heißt "bewerben mit normalem Abi"? Wie sonst? Du fragst hier, hast also offensichtlich bis jetzt die LH-Seite nicht oder nicht richtig gelesen. Du musst für die LH-Passage oder Germanwings die Allgemeine Hochschulreife haben. Die kannst Du durch ein Schulzeugnis oder z. B. durch einen Meisterbrief UND Berechtigung zum Hochschulstudium nachweisen. Für die Cityline war bisher "nur" die FHR notwendig. Wie das aussieht, bis Du Dich bewerben darfst, kann ja niemand sagen, also gilt auch hier: Selbst recherchieren, wenn die Zeit reif ist. 

"Grundkenntnisse" beim Fliegen sind was? Du hast eine Lizenz mit Klassen- oder Musterberechtigung oder eben nicht. 

Für die MPL-Ausbildung, welche LH und auch AB (und auch andere europäische Airlines) durchführen, sagt die EU-Verordnung 1178/2011 ganz einfach: 

"Integrierter MPL-Ausbildungslehrgang 

Zum Lehrgang werden nur Bewerber ohne Vorkenntnisse („ab initio“) zugelassen."  

(s. EU-VO 1178/2011, Seite 

2011R1178 — DE — 08.04.2012 — 000.003 — 124) 

Du wirst also vom Fußgänger zum Copiloten in einem Verkehrsflugzeug ausgebildet. Da sind Kenntnisse aus der Hobbyfliegerei nur hinderlich, weil die Ausbildung vom ersten Tag an nach den Anforderungen der jeweiligen Airline erfolgt. Das ist europweit so vorgeschrieben. 

Willst Du nicht zum Militär, sondern Zivilpilot werden, kommt eine Verpflichtung bei der Bundeswehr nicht infrage, denn die Bw setzt eine Mindestverpflichtung von 16 Jahren voraus, nachzulesen in der Broschüre "Offizier im fliegerischen Dienst". Außerdem ist die Umschreibung einer militärischen Lizenz in eine zivile nicht so einfach, wie hier manche Leute immer noch glauben und streng geregelt (Abkommen zwischen LBA und Luftwaffenamt).  

Egal an welcher Flugschule - ob "freiberuflich" oder mit einer Airline verbandelt -, ohne einen Eigenanteil an den Ausbildungskosten kommst Du nicht herum - außer bei der Bundeswehr; da gibt es sogar noch ein Gehalt. 

Der Vorteil der LH-Ausbildung ist, dass Du den Eigenanteil nicht gleich hinblättern musst, sondern bei Erhalt eines Arbeitsvertrages die von LH vorgestreckte Summe in kleinen Raten zurückzahlst. Ansonsten gilt: Vorher bezahlen oder auch je nach Fortschritt, aber bei Ausscheiden ist die Kohle weg. 

Gegen eine freie Flugschule spricht, dass Du zwar eine Lizenz und ein Typerating hast, aber nicht unbedingt das Rating, welches gerade gesucht wird - und die Flugstunden fehlen. Jedes Rating ist nur 12 Monate gültig. Du musst Stunden nachweisen und Deinen Simulatorcheck absolvieren. Wie willst Du das machen? 

Der Pilotenmarkt ist überlaufen. So kommen bei Condor rund 70 Bewerber auf einen Pilotensitz, das ist schlimmer als beim Spiel "Die Reise nach Jerusalem". Ob sich der Markt in den nächsten drei, vier Jahren normalisiert, weiß auch niemand. Und bei LH würde dann erst der Rückstau der eigenen NFF-Bewerber abgebaut. 

Im Grunde genommen gibt es keine offizielle Pilotenausbildung, sondern die Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer oder zum Berufsflugzeugführer. Der Unterschied zwischen den beiden Ausbildungen ist der Erwerb verschiedener Berufspilotenlizenzen, die einen Piloten für unterschiedliche Einsätze befähigen.

Verkehrsflugzeugführer mit der Airline Transport Pilot Licence (ATPL)

Besitzt du die Airline Transport Pilot Licence, kannst du in größeren Passagier- und Frachtflugzeugen, für die immer zwei Piloten benötigt werden eingesetzt werden – sowohl als verantwortlicher Verkehrsflugzeugführer (Kapitän) als auch als Copilot (Erster Offizier). Um Kapitän zu werden, muss man je nach Airline zwischen 3000 bis 6000 Stunden Flugerfahrung als Copilot gesammelt haben.

Berufsflugzeugführer mit der Commercial Pilot Licence (CPL)

Mit der Commercial Pilot Licence ist man in größeren Flugmaschinen mit einem Zwei-Mann-Cockpit immer nur Copilot. Selbstständig fliegen dürfen Piloten mit dieser Lizenz aber in kleineren Flugzeugen, die für nur einen Flugzeugführer zugelassen sind.

Was macht ein Pilot?

Flugplan erstellen

Vor dem Flug legen Piloten anhand von Flugkarten und in Absprache mit Flugdienstberatern die optimale Flugroute fest. Sie berechnen die voraussichtliche Flugzeit und kalkulieren den erforderlichen Kraftstoffverbrauch.

Über Wetterlage informieren

Zur Flugvorbereitung gehört es, sich über die Wetterbedingungen auf der Flugstrecke zu informieren. Bei starken Unwettervorhersagen werden Flüge zur Sicherheit aller betroffenen Personen verschoben oder abgesagt – Unwetter können jedoch auch weiträumig umflogen werden, was wiederum zur Festlegung des Flugplans gehört.

Checklisten durchgehen

Piloten, Copiloten und Flugbegleiter checken vor jedem Flug die technische Sicherheit der Flugmaschine. Dazu stellen sie die Bordinstrumente korrekt ein und überprüfen Flugzeugkomponenten sowie Sicherheitseinrichtungen.

Flugzeug steuern

Während des Fluges steuert man als Pilot das Flugzeug und hat dabei alle Instrumente und Geräte wie Navigationssysteme im Blick. Des Weiteren achtet man darauf, dass nationale und internationale Bestimmungen sowie Regelungen eingehalten werden – beispielsweise Flugrouten und bestimmte Flughöhen. Bei fehlender Sicht, etwa durch sehr schlechte Wetterverhältnisse oder bei Nachtflügen, steuern Piloten das Flugzeug rein nach Instrumentenanzeige. Copiloten vertreten den verantwortlichen Flugzeugführer auf Langstreckenflügen in Ruhephasen und steuern das Flugzeug in Absprache mit dem Kapitän.

Mit der Flugsicherung kommunizieren

Piloten folgen bei Start, Flug und Landung den Anweisungen der Flugsicherung, mit der sie über Sprechfunk kommunizieren. Unterstützung bekommen verantwortliche Flugzeugführer dabei von ihren Copiloten.

Flugberichte erstellen und Flugzeug übergeben

Nach jedem Flug erstellt man als Pilot Flugberichte, um Mängel oder besondere Vorfälle festzuhalten. Danach werden die Flugmaschine sowie alle Flugunterlagen wie Bordbücher und Berichte an die übernehmende Besatzung übergeben.

Lufthansa 

Die Lufthansa ist im deutschsprachigen Raum die mit Abstand beliebteste Anlaufstelle für angehende Piloten. Sie betreibt eine eigene Flugschule in Bremen, die European Flight Academy, in der Piloten auch für alle Tochter- und viele Partnergesellschaften der Lufthansa geschult werden. Die Ausbildung, die ein Jahr Theorie und mindestens ein Jahr Praxis (zwischen 150 und 200 Flugstunden Minimum) vorsieht, ist in zwei unterschiedliche Ausbildungsstränge aufgeteilt, die mit der sogenannten ATPL (Airline Transport Licence) oder der MPL (Multi-Crew Pilot Licence) abschließen. 

Beide Lizenzen unterscheiden in den späteren Verwendungen und Einsatzgebieten, aber nicht grundsätzlich im Aufbau. Auch berufs- und studienbegleitend kann man an der Academy lernen, dann dauert die Ausbildung vier Jahre. 

Private Flugschulen

Wer keinen Ausbildungsplatz bei der Lufthansa oder einer anderen Fluglinie (s.u.)  bekommen hat, kann auch den Weg über eine private, von der Luftfahrtbehörde zugelassene Flugschule einschlagen. Die meisten dieser Schule bieten dafür analog zum Lufthansa-Modell durchgehende ATPL-Lehrgänge an. Zu den bekanntesten Privatflugschulen in Deutschland zählen unter anderem die TFC Käufer (Essen) und die RWL (Mönchengladbach).

Für Quereinsteiger bieten viele private Schulen auch die Möglichkeit, schrittweise und nebenberuflich die notwendigen Lizenzen zu erwerben. Sie bieten zum Beispiel den Theorieunterricht abends, an Wochenenden oder als Fernlehrgang an. Bei diesen Modellen kann ein Teil der praktischen Ausbildung zum Beispiel auch in den USA absolviert werden, wo die Kosten zum Teil erheblich niedriger sind als in Deutschland. 

Alternative Ausbildungswege

Auch die Bundeswehr bildet weiterhin Piloten aus, obwohl aufgrund von Truppenreduzierungen und Abbau von Fluggeräten hier immer weniger gebraucht werden. Auch beim Bund gibt es sowohl für Kampfpiloten als auch Transportflieger selbstverständlich harte Eignungstests. Wer die übersteht, und eine Ausbildung bekommt, muss sich für mehrere Jahre dienstverpflichten, erst dann ist ein Wechsel in die Zivilfliegerei möglich.

Ein ähnliches Konzept wie die Lufthansa bieten auch andere internationale Airlines an, vor allem in Asien, wo der Pilotenbedarf besonders groß ist. Allerdings ist die Chance, als deutscher Kandidat in Japan oder Korea genommen zu werden, eher gering.

Die Ausbildung bei der Lufthansa schließt mit der Airline Transport Pilot License ( ATPL ).Während der  2 Jahre werden ungefähr 350 Flugstunden geflogen, viele davon in den USA. Die Ausbildungskosten zahlt der Pilot später in monatlichen Raten wieder zurück.Die ersten 5-8 Jahre fliegt er als Co-Pilot und übernimmt ab ca. 5.000 Flugstunden die Rolle des Kapitäns.

Die Bewerbung
Bewerbungsstart: März

Die Lufthansa bildet Piloten in der Regel in der eigenen Flugschule aus. Allerdings können sich auch „fertige“ Piloten als Quereinsteiger bewerben. Voraussetzungen für die Bewerbung als Pilot bei der Lufthansa:

Abitur, Körpergröße mind. 165 cm, fließend deutsch und Englisch, Sehstärke max. 3 (+/-) Dioptrien (Laserkorrektur eingeschränkt zugelassen),

Staatsangehörigkeit eines EU-Landes oder eine Aufenthaltsberechtigung oder eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik Deutschland. Die Bewerber durchlaufen mehrere Testverfahren, u.a. den Test der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt. Die Ausbildung bei der Lufthansa dauert 2 Jahre und findet teils in Deutschland, teils in USA statt. Abschluss ist die Berufspilotenlizenz, während der 2 Jahre werden allerdings nur ca. 320 Flugstunden geflogen. Die Ausbildungskosten betragen z.Zt. 40.900 EUR, rückzahlbar in monatlichen Raten nach Einstellung durch die Lufthansa. Wer nach Beendigung der Ausbildung einen Anstellungsvertrag als Pilot durch die Lufthansa erhält, fliegt ca. 8-12 Jahre als Copilot, bis ca. 5000 Flugstunden erreicht sind. Danach kann der Aufstieg zum Lufthansa Kapitän erfolgen.

Ein guter Einstieg ist das Ultraleichtfliegen, da es am kostengünstigsten ist. Günstige Rundflüge kannst du direkt bei uns buchen über das Rundflug-Formular.