Wie hoch ist der schutz nach der ersten impfung

Die Covid-19-Erkrankung ist aus mehreren Gründen eine furchtbare Erkrankung. Anders als bei der Influenza-Erkrankung wird bei Corona nicht nur die Lunge befallen, sondern sehr viele Organe, insbesondere die Gefäße. Wir haben auch sehr viele junge Patienten betreuen müssen, mit zum Teil fatalem Ausgang. Wir wissen bis heute nicht, warum die eine Gruppe von Patienten nur eine leichte Verlaufsform hat, die andere eine schwere. All das bestärkt mich in meiner Wahrnehmung, dass mit Covid nicht zu spaßen ist.

Wir haben mit der Impfung endlich die Möglichkeit einer effektiven, vorbeugenden Maßnahme. Man kann sich durch die Impfung selbst schützen und dazu beitragen, dass die Pandemie zum Ende kommt. Falls es trotzdem zu einer Infektion kommt, ist die Wahrscheinlichkeit schwerer Verläufe oder infektionsassoziierter Komplikationen deutlich geringer.

Wir können ein klein bisschen dazu beitragen, wieder zurück zur Normalität zu kommen. Und ich glaube, da muss einfach jeder mitmachen.

Welchen Personengruppen sollten sich nicht impfen lassen?

  • Können Menschen mit Blutungsneigung oder einer Hemmung der Blutgerinnung geimpft werden? Ja, auch sie können die Covid-19-Impfung erhalten. Um die Gefahr von Einblutungen zu minimieren, sollte jedoch mit einer sehr kleinen Nadel geimpft werden. Im Anschluss sollte die Einstichstelle fest über mindestens zwei Minuten abgedrückt werden.
  • Können Schwangere oder Stillende geimpft werden? Für Schwangere oder stillende Mütter wird die Impfung derzeit nicht empfohlen. Es gibt keine Hinweise, dass der Impfstoff dem Fötus oder dem neugeborenen Kind schadet. Aber diese Gruppe ist in den Zulassungsstudien nicht untersucht worden.
  • Können Kinder geimpft werden? Die Zulassung gilt aktuell nur für Personen ab 16 Jahren, Zulassungsstudien für Impfungen von Kindern und Jugendliche laufen. Wir gehen davon aus, dass noch im Lauf des Frühjahrs die Zulassung für Kinder und Jugendliche erteilt wird.
  • Sollten immunsupprimierte Menschen geimpft werden? Ja, allerdings ist es möglich, dass sie nicht so gut darauf ansprechen.

Ab wann ist man nach der Impfung geschützt?

In der aktuellen Impfung werden zwei Impfdosen empfohlen. Nach der ersten Impfung ist zumindest ein teilweiser Schutz nach 2 Wochen zu erwarten. Nach drei Wochen sollte die zweite – sogenannte „Booster-Impfung“ – erfolgen. Nach Ablauf von weiteren zwei Wochen ist dann der Vollschutz erreicht.

Was passiert, wenn ich nur die erste Dosis erhalte?

Mit der ersten Dosis wird eine Impfwirksamkeit von 52 Prozent erzielt. Außerdem können schwere Verläufe reduziert werden. Kommt es nach Erhalt der ersten Dosis zu einer Infektion, ist keine zweite Dosis mehr erforderlich.

Wie lange hält der Impfschutz an?

Das kann man momentan noch nicht genau sagen. Es hängt davon ab, wie sich der Virus durch Mutationen verändert. Der Mensch behält die Antikörper zwar im Körper. Es kann allerdings sein, dass sich die Antigene beim Virus durch Mutation so verändern, dass sie ihre Wirksamkeit verlieren. Wann das der Fall ist, lässt sich jetzt noch nicht vorhersehen.

Darf man zwischen unterschiedlichen Impfstoffen wechseln?

Davon wird abgeraten.

Welche Nebenwirkungen können im Zusammenhang mit der Impfung auftreten?

Mögliche Nebenwirkungen sind zum einen Reaktionen auf die Spritze wie Ohnmacht, Schweißausbruch, Übelkeit oder Erbrechen. Zum anderen kann es zu einer immunologischen Antwort auf die Impfung, also zu einer Entzündung, kommen. Möglich sind auch allergische Reaktionen auf die Inhaltsstoffe des Serums wie Atemnot, Schwellung von Gesicht oder Hals, Tachykardie, Hautausschlag auf dem gesamten Körper oder selten anaphylaktischer Schock.

Wie hoch ist das Risiko für Nebenwirkungen?

Bei bestimmten Personen kann das Risiko für Nebenwirkungen höher sein. Erwähnen Sie deshalb, wenn Sie

  • nach einer Injektion schon einmal ohnmächtig geworden sind.
  • hohes Fieber haben.
  • eine Blutungsstörung haben oder Blutverdünnungsmittel einnehmen.
  • immungeschwächt sind.
  • bereits eine andere Impfung gegen Covid-19 erhalten haben.

Worauf müssen Allergiker achten?

Es ist so, dass unter der Impfung mit dem Biontech/Pfizer Impfstoff tatsächlich allergische Reaktionen aufgetreten sind. Sie waren extrem selten: Etwa 1 von 100.000 geimpften Menschen hat eine allergische Reaktion entwickelt. Diese allergische Reaktion war ein Notfall, auf den man sofort reagieren muss.

Wenn man eine allergische Reaktion auf einen der Inhaltsstoffe des Impfserums hat, dann sollte man sich nicht impfen lassen. Wenn man ganz generell dazu neigt, allergisch zu reagieren, sollte man das mit dem Impfarzt besprechen und eine individuelle Risikoabwägung vornehmen.

Gibt es aus Ihrer Sicht berechtigte Sorgen, dass diese neue Form des Impfstoffes Einfluss auf unser Erbgut haben könnte?

Nein. Das kann man ganz klar verneinen. Das was bei der Corona-Impfung verwendet wird, ist eine sogenannte „messenger RNA“ (mRNA), die unser Körper in der Zelle auch hat. Die messenger RNA ist die Blaupause zur Herstellung eines Eiweißkörpers auf der Oberfläche des Virus. Diese Blaupause gelangt nicht in unseren Zellkern und kann nicht in unsere genetische Information, die DNA, eingebaut werden. Diese Sorgen sind unberechtigt.

Kann die Impfung Unfruchtbarkeit zur Folge haben?

Dazu gibt es überhaupt keine Hinweise oder Anhaltspunkte. Theoretisch ist das nicht denkbar.

Gelten die AHA-L Regeln auch, wenn man geimpft ist?

Auf jeden Fall. Letztlich kann auch über eine Schmierinfektion das Virus weitergegeben werden. Außerdem gibt es noch viele Menschen, die sich noch nicht gegen das Virus impfen lassen können. Zudem steht noch nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung. Die allgemeinen Hygienemaßnahmen, Abstand halten, Händehygiene, Maske tragen, Lüften sind existentiell, gerade im Hinblick auf Nichtgeimpfte.

Wird es in naher Zukunft ein Medikament zur Bekämpfung von Corona geben?

Davon sind wir noch sehr, sehr weit entfernt. Es gibt zurzeit noch keine antivirale Therapie für Corona, die auch nur in der Nähe eines klinischen Einsatzes wäre.

Aktualisiert: 15.06.2021, 16:08 | Lesedauer: 5 Minuten

Wie hoch ist der schutz nach der ersten impfung
Wie hoch ist der schutz nach der ersten impfung

Fr, 30.04.2021, 12.44 Uhr

Immer mehr Deutsche sind geimpft, doch die wichtige Frage nach der Wirksamkeit der Impfstoffe ist für viele noch unklar. Je nach Impfstoff braucht es mehrere Tage oder Wochen bis der volle Impfschutz erreicht wird.

Nur ein kleiner Pieks und sofort ist man vor Corona geschützt? So einfach ist es nicht. Denn der Impfschutz setzt nicht direkt ein.

Berlin. 

  • Zwischen der ersten und zweiten Corona-Impfung vergehen - je nach Impfstoff - einige Wochen
  • Hat man nach der ersten Impfung schon einen Schutz gegen eine Corona-Infektion?
  • Lesen Sie hier, wie lange es dauert bis Sie geschützt sind

Die Impfkampagne in Deutschland schreitet voran. Millionen Menschen in Deutschland haben bereits ihre Erstimpfung erhalten, nicht wenige mittlerweile auch die zweite Impfdosis. Doch wie schnell ist man als Geimpfter tatsächlich vor Corona geschützt? Reicht bereits die erste Dosis aus, um das Virus in Schach zu halten? „Der Schutz setzt nicht sofort nach der Impfung ein“, teilt das RKI auf seiner Homepage mit. Das bedeutet, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis der Impfschutz aufgebaut werden kann.

Denn ein Vakzin bringt den Körper dazu, Abwehrstoffe gegen einen Krankheitserreger zu bilden. „Das kann einige Tage bis Wochen dauern“, heißt es vonseiten des RKI. Im Klartext: In der Zwischenzeit kann sich der Geimpfte immer noch anstecken und das Virus auch weitergeben. Je mehr Zeit nach der Impfung aber vergeht, desto größer wird der Impfschutz.

Je nach Impfstoff sinkt bei Geimpften die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, deutlich im Vergleich zu Ungeimpften – und zwar bis zu 95 Prozent. Das geht aus einer Übersicht des Paul-Ehrlich-Instituts hervor.

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Ab wann schützen die Impfstoffe vor Corona?

Biontech/Pfizer: In den klinischen Studien zeigte der Impfstoff Comirnaty (so die offizielle Bezeichnung des Vakzins) eine Wirksamkeit von etwa 95 Prozent.

  • Doch dafür muss der Impfstoff zweimal verabreicht werden, im Abstand von sechs Wochen.
  • Vollständig immunisiert gilt man dabei ab dem siebten Tag nach der zweiten Impfung.

Doch bereits nach der ersten Impfung scheint es eine hohe Schutzwirkung gegen das Virus zu geben.

  • Eine Studie aus Israel, die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlich wurde, berichtet, dass bereits zwei bis vier Wochen nach der ersten Spritze die Wirksamkeit bis zu 85 Prozent steigt.
  • Für die Studie wurden mehr als 9000 Mitarbeiter des Sheba-Krankenhauses bei Tel Aviv untersucht, von denen rund 7000 geimpft wurden.
  • Auch die Zahl der asymptomatischen Infektionen ging um rund 75 Prozent zurück.

Wann besteht der Impfschutz von Moderna?

Moderna: Auch bei Moderna handelt es sich – wie schon bei Biontech/Pfizer – um einen mRNA-Impfstoff.

  • In den klinischen Studien zeigte das Vakzin eine Wirksamkeit von ungefähr 95 Prozent – gemessen 14 Tage nach Verabreichung der zweiten Dosis.
  • Der Impfstoff soll im Abstand von sechs Wochen verabreicht werden.

Das US-Pharmaunternehmen Moderna hat die Wirksamkeit nun aber leicht herabgestuft. Nach aktuellen Erkenntnissen schützt der Impfstoff zu 90 Prozent vor einer Covid-19-Erkrankung und zu 95 Prozent vor einem schweren Verlauf, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Den Grund für die gesunkene Wirksamkeit nannte das Unternehmen nicht. Es könnte jedoch an den neuen und weit verbreiteten Virusmutationen liegen.

Nach offiziellen Angaben des Pharmaunternehmens soll Moderna etwa zwei Wochen nach der ersten Dosis einen gewissen Schutz vor Corona bieten können. Genaue Angaben gibt es dazu jedoch noch nicht.

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Astrazeneca: Schutzwirkung nach etwa drei Wochen

Astrazeneca: Für einen ausreichenden Impfschutz soll der Astrazeneca-Impfstoff Vaxzervia zwei Mal im Abstand von 12 Wochen verabreicht werden.

Der Impfschutz wurde in den klinischen Studien 15 Tage nach Verabreichung der zweiten Dosis auf seine Wirksamkeit hin überprüft.

  • Das Vakzin soll einen Schutz von 80 Prozent bieten.
  • Doch schon die erste Impfdosis reduziert das Risiko einer Infektion um etwa zwei Drittel.

Das geht aus einer großangelegten Studie der Universität Oxford in Kooperation mit der britischen Statistikbehörde ONS und dem Gesundheitsministerium des Landes hervor. Die Schutzwirkung soll etwa drei Wochen nach der ersten Dosis einsetzen.

Videografik: So wirken Impfungen

Immunisierung nach einer Dosis von Johnson & Johnson

Johnson & Johnson: Dieser Impfstoff braucht nur eine Dosis, um seine volle Wirksamkeit zu entfalten. Nach Angaben des Herstellers bietet die Impfung rund 85 Prozent Schutz vor einer schweren Corona-Erkrankung. Der Beginn der Wirksamkeit war in den klinischen Studien bereits sieben Tage nach der Impfung erkennbar. Außerdem nahm die Wirksamkeit über ungefähr acht Wochen nach der Impfung weiter zu.

Vollständiger Impfschutz erst nach zweiter Impfung

Obwohl alle zugelassenen Corona-Impfstoffe schon nach der ersten Dosis eine hohe Wirksamkeit aufweisen, darf nicht mit vollem Impfschutz gerechnet werden. „Erst rund sieben bis 14 Tage nach der zweiten Impfung kann eine vollständige Immunisierung erwartet werden“, teilt das RKI in einem Faktenblatt zu Impfungen mit.

Muss eine Impfung aufgefrischt werden?

Für die Covid-Impfstoffe liegen aktuell noch keine Daten vor, ob und in welchem Zeitabstand eine Auffrischimpfung notwendig sein wird. Das teilt das RKI auf seiner Homepage mit. Die Entwicklung hänge von verschiedenen Faktoren ab, wie der Dauer des Impfschutzes und den verschiedenen Virusmutationen. Christian Drosten, Chefvirologe der Berliner Charité, geht jedoch davon aus, dass die Impfung bereits nach Monaten wieder aufgefrischt werden muss.