Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Israel (Begriffsklärung) aufgeführt.

Israel (hebräisch ישראל Jisra'el; arabisch إِسْرَائِيل ʾIsrāʾīl), amtlich Staat Israel (hebräisch

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland
מדינת ישראל?/i Medinat Jisra'el), ist ein Staat in Vorderasien an der Ostküste des Mittelmeers. Israel ist der einzige Staat der Welt mit mehrheitlich jüdischer Bevölkerung und versteht sich als Nationalstaat des jüdischen Volkes.[10][11][12][13] Israel gehört geographisch zum Maschrek und grenzt an den Libanon, Syrien, Jordanien, Ägypten sowie an den Gazastreifen und das Westjordanland. Die Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt Israels ist Jerusalem; jedoch erkennen die Vereinten Nationen und die Mehrheit ihrer Mitgliedstaaten Jerusalem nicht als israelische Hauptstadt an. Der größte Ballungsraum ist Gusch Dan um die am Mittelmeer gelegene Metropole Tel Aviv-Jaffa.

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland
מדינת ישראל Medinat Jisra'el Staat Israel

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Flagge Emblem
Amtssprache Hebräisch
anerkannte Minderheitensprache: Arabisch[1]Hauptstadt Jerusalem[2]Staats- und Regierungsform parlamentarische Republik Staatsoberhaupt Staatspräsident
Jitzchak Herzog Regierungschef Ministerpräsident
Naftali Bennett[3]Fläche Kernland 22.380 km² (152.),
besetzte Gebiete 6.831 km² Einwohnerzahl 9.136.000 inkl. Ost-Jerusalem und Golan-Distrikt; Fortschreibung Dezember 2019[4][5]; 391.000 israelische Siedler leben in Judäa und Samaria (Westjordanland) (Schätzung 2016)[6] (96./94.) Bevölkerungsdichte 410 Einwohner pro km² Bevölkerungs­entwicklung + 1,9 % (Schätzung für das Jahr 2019)[7] Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2019[8]
  • 395 Milliarden USD (33.)
  • 378 Milliarden USD (50.)
  • 43.603 USD (21.)
  • 41.786 USD (36.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,919 (19.) (2019)[9]Währung Neuer (Israelischer) Schekel (ILS) Unabhängigkeit 14. Mai 1948 (5. Ijjar 5708) National­hymne HaTikwa (deutsch: „die Hoffnung“)

Nationalfeiertag 5. Ijjar (Tag der Unabhängigkeit) Zeitzone UTC+2
UTC+3 (Sommerzeit) Kfz-Kennzeichen IL ISO 3166 IL, ISR, 376 Internet-TLD .il Telefonvorwahl +972

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Jerusalem

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Tel Aviv-Jaffa

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Haifa

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Rischon LeZion

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Aschdod

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Be’er Scheva

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Dimona

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Naharija

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Nazareth

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Chadera

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Netanja

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Petach Tikwa

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Eilat

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Katzrin

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Mitzpe Ramon

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Karmi’el

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Sderot

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Arad

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Ghadschar

West-
jordanland

Gazastreifen

Golanhöhen

JORDANIEN

ÄGYPTEN

LIBANON

SYRIEN

MITTELMEER

LEVANTINISCHES MEER

ROTES MEER

Totes
Meer

See Genezareth

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Hermon

Das Gebiet des heutigen Israel gilt als Wiege des Judentums sowie später auch der beiden jüngeren abrahamitischen Religionen. Es stand seit 63 v. Chr. nacheinander unter römischer, byzantinischer, sassanidischer, arabischer, osmanischer und britischer Herrschaft. Die dort seit rund 3.000 Jahren ansässigen Juden (biblisch: Israeliten, Hebräer) wurden im Laufe der Geschichte mehrmals vertrieben oder zur Emigration gedrängt (jüdische Diaspora). Vom ausgehenden 19. Jahrhundert an bestanden unter europäischen Juden, nicht zuletzt aufgrund der in Europa zunehmenden Judenverfolgung, Bestrebungen, im damals osmanischen Palästina wieder einen jüdischen Staat zu errichten (Zionismus, benannt nach Zion, dem Tempelberg). Ein erster Grundstein wurde dafür beim ersten Zionistenkongress (1897 in Basel) unter der Führung Theodor Herzls gelegt; der Plan einer Staatsgründung nahm durch die britische Balfour-Deklaration von 1917 konkretere Formen an. Von 1920 bis 1948 bestand das Völkerbundsmandat für Palästina, das nach der Auflösung des Osmanischen Reiches Großbritannien übertragen worden war. Eine verstärkte jüdische Einwanderung und der Aufbau protostaatlicher Strukturen führten in dieser Zeit zu ersten Konflikten mit der arabischen Bevölkerung. Der UN-Teilungsplan für Palästina von 1947 hatte das Ziel, diese beizulegen, doch wurde er von arabischer Seite abgelehnt. Dennoch erfolgte am 14. Mai 1948 die israelische Unabhängigkeitserklärung, und unmittelbar danach begann der erste Palästinakrieg durch den militärischen Angriff der arabischen Nachbarstaaten auf den jungen Staat. Die folgenden Jahrzehnte der Geschichte Israels sind vom andauernden arabisch-israelischen Konflikt entscheidend geprägt.

Das politische System Israels basiert auf einem parlamentarischen Regierungssystem. Regierungschef ist der von der Knesset eingesetzte Ministerpräsident; das Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident, der überwiegend repräsentative Aufgaben erfüllt. Israel ist als freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat mit einem ausgeprägten Sozialstaat verfasst; das Land wird oft als die „einzige Demokratie im Nahen Osten“ bezeichnet. Der überwiegend zentralistisch verwaltete israelische Staat ist in sechs Bezirke unterteilt, und diese sind wiederum in 71 Städte, 141 Gemeinden und 53 Regionalverbände (Zusammenschlüsse kleinerer Ortschaften zu Verwaltungsgemeinschaften) gegliedert.

Das dicht besiedelte Land hat 2019 etwa 9 Mio. Einwohner, davon ca. 6,7 Mio. Juden (74,2 %), 1,9 Mio. nichtjüdische Araber (20,9 %) und einige weitere traditionell im Land beheimatete Minderheiten wie christliche Aramäer,[14] Samaritaner, Armenier, Tscherkessen und Roma.[5] Das Rückkehrgesetz gestattet es allen Juden der Welt, sich in Israel niederzulassen. Seit etwa 1990 leben auch zunehmend legale asiatische und osteuropäische Arbeitsmigranten sowie illegale Einwanderer aus Afrika im Land.

Die jüdische Bevölkerung setzt sich aus Aschkenasim, Misrachim, Sephardim, Falaschen und jemenitischen Juden zusammen, doch ist eine zunehmende Verschmelzung dieser Gruppen zu beobachten. Die Mehrheit der arabischen Israelis sind Muslime, eine Minorität bilden arabische Christen und Drusen.

Trotz widriger äußerer Umstände (exponierte geografische Lage, Kriege mit den arabischen Nachbarstaaten, Mangel an Wasser und Rohstoffen, Abhängigkeit von ausländischem Kapital) ist es Israel gelungen, einen hoch entwickelten Wirtschafts- und Wissenschaftssektor zu entwickeln. Die israelische Wirtschaft ist von einer fortschrittlichen Landwirtschaft und einer spezialisierten, stark exportorientierten Industrie geprägt. Wichtige Industriesektoren sind die Diamantenverarbeitung, die chemische und pharmazeutische Industrie sowie die Halbleitertechnik; im Dienstleistungssektor sind vor allem die Finanzwirtschaft, die Softwareentwicklung und der Tourismus nennenswert. Von wachsender Bedeutung ist die High-Tech-Industrie; das Land hat die höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung pro Einwohner und die höchste Dichte an Start-ups weltweit.

Ausgeprägt ist jedoch die hohe soziale Ungleichheit, die hauptsächlich durch die unzureichende wirtschaftliche Integration der arabischen und ultraorthodoxen Bevölkerungsteile bedingt ist. Das Land ist seit 2010 Mitglied der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Nach dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) befindet sich Israel auf Platz 22 (Platz 1 im Nahen Osten, Platz 4 in Asien, Stand 2017) und zählt damit zu den sehr hoch entwickelten Volkswirtschaften.[15]

 

Die ägyptische Merenptah-Stele – der älteste Beleg für das Wort „Israel“

Den ältesten Beleg für die Bezeichnung „Israel“ enthält die ägyptische Merenptah-Stele, die sich heute im Ägyptischen Museum in Kairo befindet. Sie beschreibt einen Feldzug des Pharaos gegen Israel im Lande Kanaan und wird auf das Jahr 1211 v. Chr. datiert. Die Bibel erzählt von den „Kindern Israels“, die mit den ebenfalls von ihr erwähnten „Hebräern“ gleichgesetzt werden, und den Königreichen Israel und Juda, die bis zur Eroberung durch Assyrien (Zerstörung Israels 722 v. Chr.) bzw. bis zum Babylonischen Exil des Königs von Juda und seiner Bevölkerung (ab 597 v. Chr.) zwei Kleinstaaten bildeten, die in zahlreiche politische Allianzen und Konflikte mit ihren Nachbarn verwickelt waren und einander bekämpften.[16] Die Herrscherdynastie von Juda leitete sich vom gesamtisraelitischen König David (10. Jh. v. Chr.) ab.

Die Volksetymologie des Alten Testaments deutet „Israel“ als „Gottesstreiter“ (Gen 32,29 EU). Jakob bekam diesen Beinamen, nachdem er mit einem geheimnisvollen Gegner gerungen hatte. Seine Nachkommen, die zwölf Stämme, wurden als „Kinder Israels“, „Israeliten“ oder kurz „Israel“ bezeichnet. Der Name entspricht einer weit verbreiteten semitischen Namensform, die ein Verb im Imperfekt und das theophore Element El als Subjekt enthält. Das verbale Element wird in dieser Deutung als von der semitischen Wurzel שרה sarah = „ringen, kämpfen“ abgeleitet angesehen. Möglich ist allerdings auch eine Ableitung von der Wurzel שרר sarar = „herrschen“. Das hebräische Imperfekt kann im Deutschen mit dem Präsens oder der Wunschform wiedergegeben werden, so dass sich als mögliche Übersetzungen ergeben: „Gott streitet (für uns)“ oder „Gott möge (für uns) streiten“ und „Gott herrscht“ oder „Gott möge herrschen“.

Ableitungen vom Namen Israel lauten: Israeli, israelisch (bezogen auf den heutigen Staat) und Israelit, israelitisch (im Sinne von Jude, jüdisch, bezogen insbesondere auf das biblische Volk Israel).

Andere Namensvorschläge vor der Staatsgründung (1948), die jedoch verworfen wurden, waren: Eretz Israel (Land Israel), Zion, Juda und Neues Juda.

Hauptartikel: Geographie Israels

Israel liegt auf einer Landbrücke zwischen Asien und Afrika am östlichen Rand des Mittelmeeres. Damit zählt es geographisch zu Vorderasien, geologisch aber zu Afrika, da es auf der afrikanischen Kontinentalplatte liegt. Im Osten liegt die Arabische Platte und die Grenze dazu bildet das Jordantal, welches Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs ist. Im Norden grenzt Israel an den Libanon, im Nordosten an Syrien, im Osten an Jordanien, im Südwesten an den Gazastreifen und Ägypten und im Süden ans Rote Meer.

Fläche

Das Gebiet Israels innerhalb der sogenannten Grünen Linie, der Waffenstillstandslinie von 1949, beträgt 20.991 km², davon sind 20.551 km² Land und 440 km² Wasser.[17] Das entspricht etwa der Größe Hessens. Durch das Jerusalemgesetz 1980 und die Annexion der Golanhöhen 1981 hat Israel aus israelischer Sicht eine Fläche von 22.380 km² und ist damit etwa doppelt so groß wie der Libanon. In der Länge misst das Land von Norden bis Süden 470 km. An seiner breitesten Stelle misst das Land 135 km, an der schmalsten nur 15 km.

Die im Sechstagekrieg von 1967 von Israel eroberten Gebiete haben eine Fläche von über 67.000 km², wobei rund 60.000 km² auf die 1982 an Ägypten zurückgegebene Sinai-Halbinsel entfallen. Die Fläche des von Israel annektierten Golan beträgt 1150 km², diejenige Ostjerusalems und Umgebung 70 km². Das Westjordanland, historisch und in Israel amtlich als Judäa und Samaria bezeichnet, umfasst 5879 km², 220 km² davon Wasser, und der Gazastreifen misst 360 km².[17]

Im Zuge des Ersten Libanonkriegs im Jahr 1982 okkupierte Israel kurzfristig etwa 6500 km² des Libanons und rückte bis nach Beirut vor, zog sich dann aber wieder bis zum Südlibanon zurück und besetzte bis 1985 ein 3058 km² umfassendes Gebiet. Die danach eingerichtete Sicherheitszone südlich des Flusses Litani wurde im Mai 2000 geräumt.

Landschaft

 

See Genezareth

 

Har Meron in Galiläa

 

Das Tote Meer

 

Dattelpalmen in der Arava

 

Erosionskrater Machtesch Ramon im Negev

Israel lässt sich in vier Regionen einteilen: Die Mittelmeerküste, die Hügellandschaft im Zentrum, das Jordantal und die Negev-Wüste.

Das Tote Meer ist mit 418 m unter dem Meeresspiegel der niedrigste Punkt Israels und der Erde, der höchste Punkt des Landes ist der Berg Meron in Galiläa mit 1208 m, beziehungsweise aus israelischer Sicht ein 2248 m hoher Vorgipfel des Hermon.

Die Küstenebene verläuft von der libanesischen Grenze nach Gaza im Süden, nur vom Karmelkap in der Bucht von Haifa unterbrochen. Um Gaza ist sie etwa 40 km breit, wird gegen Norden immer schmaler und hat an der libanesischen Grenze nur noch eine Breite von fünf Kilometern. Sie ist subtropisch und wird für den Anbau von Wein und Zitrusfrüchten genutzt. Der am dichtesten bevölkerte Teil ist der Großraum Tel Aviv (Gusch Dan). Ebenfalls sehr dicht besiedelt ist die nördlich angrenzende Scharonebene. Die Ebene wird von mehreren kurzen Flüssen durchzogen, von denen nur zwei, der Yarkon und der Kischon, ganzjährig Wasser führen.

Östlich der Küste, im Zentrum des Landes, schließt sich eine Hügellandschaft an. Im Norden liegen die Berge und Hügel des oberen und unteren Galiläa, weiter im Süden schließen sich im politisch umstrittenen Westjordanland die Hügel des biblischen Samaria mit ihren fruchtbaren Tälern an, die südlich von Jerusalem vom judäischen Bergland mit seinen recht unfruchtbaren Hügeln abgelöst werden. Das Hügelland liegt im Durchschnitt 610 Meter über dem Meeresspiegel und erreicht in Galiläa mit dem Berg Meron (1208 m) seinen höchsten Punkt. Viele Täler durchschneiden die Landschaft in Ost-West-Richtung. Das größte ist die Jesreelebene (biblisch als Tal Esdrelon bezeichnet), welches sich von Haifa aus 48 km in südöstlicher Richtung bis zum Jordantal erstreckt. Es ist an seiner breitesten Stelle 19 km weit.

Östlich der Hügellandschaft liegt das Jordantal, welches einen kurzen Abschnitt des 6500 km langen Großen Afrikanischen Grabenbruchs bildet. Der Jordan, mit 322 km Israels längster Fluss, wird aus den Quellflüssen Dan, Banijas und Hasbani im Norden gespeist. Der Jordan fließt südlich durch die Chulaebene in den See Genezareth (hebräisch ים כנרת Jam Kinneret). Der See hat eine Fläche von 165 km² und liegt etwa auf 213 m unter dem Meeresspiegel. Mit einem Speichervermögen von drei Kubikkilometern ist er das wichtigste Wasserreservoir des National Water Carrier. Der Jordan fließt im Süden des Sees Genezareth ab und endet schließlich im Toten Meer, welches ein extrem salzhaltiger und abflussloser See ist. Das Tote Meer, das sich Israel mit den palästinensischen Gebieten und Jordanien teilt, ist der tiefste Punkt der Erdoberfläche. Es liegt 418 m unter dem Meeresspiegel und hat eine Fläche von 1020 km². Südlich des Toten Meeres führt der Grabenbruch mit der Arava-Senke, die über 170 km keinen dauerhaften Wasserfluss besitzt, bis zum Golf von Akaba. Die Arava-Senke bildet die Grenze zu Jordanien.

Der Negev bedeckt mit einer Fläche von rund 12.000 km² mehr als die Hälfte der Landfläche Israels. Geographisch gehört er zur Sinai-Wüste. Die Wüstenregion beginnt im Norden etwa auf der Höhe von Be’er Scheva und endet bei Eilat, der südlichsten Stadt Israels.

Flüsse und Meere

 

Der Banyas, einer der Quellflüsse des Jordans

Israel grenzt an zwei Meere: an das Mittelmeer im Westen und an das Rote Meer im Süden. In Haifa, Ashdod und Eilat gibt es teils große Häfen, die ein wichtiger Teil der israelischen Wirtschaft sind. Die wichtigsten Wasserquellen Israels sind die Quellflüsse des Jordans: Der Hasbani, der Dan im nördlichen Israel und der Banyas (auch Hermonfluss genannt) in den nördlichen Golanhöhen entspringen im Gebiet um das Hermongebirge. Sie vereinigen sich in der Gegend um Sede Nehemija zum Jordan, der danach in Nord-Süd-Richtung die Huleebene Nordgaliläas durchquert, bevor er bei Bethsaida in den See Genezareth mündet. Südlich des Sees tritt er in den Jordangraben ein und nimmt in seinem weiteren Verlauf linksseitig die beiden einzigen größeren Zuflüsse Jarmuk und Jabbok auf. Südöstlich von Jericho mündet er in das Tote Meer, einen abflusslosen Endsee.

In seinem beinahe gesamten südlichen Flussverlauf (mit Ausnahme der Strecke vom See Genezareth bis Bet Sche’an) bildet der Jordan die Grenze zwischen Israel und Jordanien. Im nördlichen Bereich fließt er entlang der israelischen Golanhöhen.

Der Jordangraben mit dem Toten Meer bildet eine geologische Senke und ist als Grabenbruch stark erdbebengefährdet.

Klima

Das Klima in Israel wird durch seine Lage zwischen der subtropischen Trockenheit der Sahara und der arabischen Wüsten einerseits und der subtropischen Feuchtigkeit der Levante andererseits bestimmt. Obwohl Israel ein eher kleines Land ist, hat es mehrere Klimazonen. Das Klima ist von der Entfernung zum Mittelmeer, von der Höhe und der geographischen Breite abhängig. Im Norden gemäßigt und bewaldet, ist Israel im Süden heiß und wüst. Insgesamt sind 50 % des Landes Steppe und Wüste, wobei die Negev-Wüste die größte Fläche darstellt. An der Küste zum Mittelmeer herrscht das subtropische Mittelmeerklima, das sich durch trockene, heiße Sommer und regenreiche, milde Winter auszeichnet.

Der Januar ist der kälteste Monat mit Durchschnittstemperaturen zwischen 6 °C und 15 °C, Juli und August sind mit 22 °C bis 33 °C die wärmsten Monate. Die Sommer sind an der Mittelmeerküste von hoher Luftfeuchtigkeit geprägt, im Inneren des Landes, dem Jordantal und dem Negev jedoch recht trocken. In Eilat werden oft die höchsten Temperaturen erreicht, örtlich bis zu 46 °C. Mehr als 70 % des durchschnittlichen Regens fällt zwischen November und März. Von Juni bis September fällt normalerweise kein Regen. Die Niederschlagsmenge nimmt von Nord nach Süd stark ab, so dass ganz im Süden im Durchschnitt nur 30 mm, im Norden mehr als 900 mm im Jahr erwartet werden können. Besonders im Negev variiert die Niederschlagsmenge von Jahr zu Jahr sehr stark. Im Winter kann es in den höheren Regionen zu Schnee kommen, ab und zu auch in Jerusalem. Die drei Gipfel des Hermon sind im Winter über mehrere Monate von Schnee bedeckt.

Die Gebiete mit Niederschlägen von mehr als 300 mm im Jahr werden besonders intensiv landwirtschaftlich genutzt. Etwa ein Drittel des Landes kann bebaut werden.

In der regnerischen Zeit sind auch Unwetter und Hagel möglich und Wasserhosen können die Mittelmeerküste treffen, richten aber nur sehr geringe Schäden an. Allerdings wurde am 4. April 2006 der Westen Galiläas von Gewitterzellen und einem F2-Tornado getroffen, der größere Schäden verursachte und durch den 75 Personen verletzt wurden.

Städte und Ortschaften

Hauptartikel: Liste der Städte in Israel

 

Nachtansicht von Tel Aviv-Jaffa, zweitgrößte Stadt Israels und wirtschaftliche Metropole

 

Hafen Haifa

Es gibt in Israel 68 Städte und hunderte kleinere Ortschaften. Der Stadtstatus wird vom israelischen Innenminister an sich bewerbende Ortschaften vergeben, in der Regel nur dann, wenn sie mehr als 20.000 Einwohner zählen.

Größere Städte sind Jerusalem (901.302 Einwohner), Tel Aviv-Jaffa (443.939 Einwohner), Haifa (281.087 Einwohner), Rischon LeZion (249.860 Einwohner), Aschdod (222.883 Einwohner) und Be’er Scheva (207.551 Einwohner). In Jerusalem, Haifa, Jaffa oder Akko und Ramla lebt die arabische und jüdische Bevölkerung teilweise zusammen. Die größte überwiegend arabische Stadt ist Nazareth (76.551 Einwohner), gefolgt von Umm al-Fahm (54.240 Einwohner); die größte von Beduinen bewohnte Stadt ist Rahat im Negev (66.791 Einwohner).[18]

Eine israelische Besonderheit sind die Kibbuzim und Moschawim. Es handelt sich dabei um Ortschaften mit einer sozialistisch-kollektiven oder genossenschaftlichen Verfassung. Im Laufe der Zeit hat aber der Grad der genossenschaftlichen Zusammenarbeit abgenommen, örtlich wurde er ganz abgeschafft.

In den besetzten Gebieten im Westjordanland gibt es etwas über 200 israelische Siedlungen, vier davon Städte mit über 15.000 Einwohnern und etwa 145 nicht bewilligte sogenannte „Outposts“, in Ostjerusalem befinden sich 32 und auf den Golanhöhen 42 jüdische Siedlungen (Schätzung aus dem Jahre 2010).[19]

Die israelischen Siedlungen in den im Juni 1967 von Israel eroberten Gebieten, einschließlich der von Israel annektierten, gelten für verschiedene internationale Organisationen als illegale Siedlungen gemäß geltendem Völkerrecht, das einen Bevölkerungstransfer in besetzte Gebiete verbietet (IV. Genfer Abkommen, Art. 49[20]). Israel bestreitet jedoch, dass es sich um Gebiete handelt, in denen das IV. Genfer Abkommen Gültigkeit hat.[21]

 

Safed im Winter

Hauptartikel: Flora und Fauna Israels

 

Beispielbild der Flora Israels

Aufgrund der verschiedenen klimatischen Bedingungen in den einzelnen Landesteilen weist Israel eine große Landschaftsvielfalt auf. Dabei reicht die Pflanzenwelt Israels von der fruchtbaren Vegetation in Teilen des Nordens bis zu einigen Oasen im Süden.

In Israel wachsen seit jeher Olivenbäume, Eichen, Feigenbäume und Johannisbrotbäume. Seit den 50er Jahren hat man in Israel mit der Anpflanzung von Nadelwäldern, vor allem aus Aleppo-Kiefer und Mittelmeer-Zypresse, und Obstplantagen begonnen. Insgesamt wurden bis jetzt mehr als 240 Millionen Bäume gepflanzt. Heute sind etwa 3 % der Fläche Israels (213.000 Hektar) bewaldet.

In Israel wachsen wild etwa 125 Arten von Pflanzen, die auch als Zierpflanzen kultiviert und gezüchtet werden, darunter Kronen-Anemone, Sonnenaugen-Tulpe, Strauß-Narzisse und Madonnen-Lilie.[22] Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass diese Gartenpflanzen hier domestiziert wurden. In der Negevwüste wächst der aus Amerika eingeschleppte Kaktus Opuntia ficus-indica. Im Süden des Landes gibt es seit ungefähr 1985 auch künstlich angepflanzte Akazien und Kastanien. An den Küstengebieten und in Teilen des Negev wachsen Dattelpalmen.

In Israel gibt es zahlreiche Schutzgebiete, in denen sich 63 (Stand 2008) für den Tourismus erschlossene Anlagen befinden, die von der Israel Nature and Parks Authority (INPA, dt. etwa „Israelische Behörde für Natur und Parks“) als israelische Nationalparks und Naturreservate verwaltet und unterhalten werden.

Fauna

 

Mesopotamischer Damhirsch im Wildpark Chai Bar Karmel

Aufgrund der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und verschiedener Landschaftsformen hat Israel auch eine sehr vielfältige Tierwelt. Zahlreiche Tiere sind jedoch vom Aussterben bedroht und Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts starben bereits das Nordöstliche Nilkrokodil (Crocodylus niloticus niloticus), der Syrische Braunbär (Ursus arctos syriacus), der Asiatische Gepard (Acinonyx jubatus venaticus), der Syrische Halbesel (Equus hemionus hemippus), der Arabische Strauß (Struthio camelus syriacus) und die Arabische Kropfgazelle (Gazella subguttorosa marica) in Israel aus. Der Asiatische Löwe (Panthera leo persica) und der Kaukasische Rothirsch (Cervus elaphus maral) starben im Frühmittelalter und das Flusspferd in der Eisenzeit in Israel aus.[23] Einige Exemplare des seltenen Arabischen Leoparden (Panthera pardus nimr) gibt es noch in der Judäischen Wüste und im Negev.[24] Unter den Großtieren halten konnte sich beispielsweise der Syrische Steinbock.

In den Wüstengebieten der Avara und des Negev wurden Arabische Oryxantilopen und Persische Halbesel (Equus hemionus onager) wiederangesiedelt, die im Wildpark von Chai Bar Jotvata gezüchtet werden. Im Norden gibt es mit Chai Bar Karmel einen ähnlichen Wildpark, in dem die Arten der mediterranen Klimazonen wie Armenische Wildschafe (Ovis orientalis gmelini) und Mesopotamische Damhirsche (Dama dama mesopotamica) gezüchtet werden. Letztere werden auch Persische Damhirsche genannt und kommen auch wieder in Freiheit in Nord-Israel vor. Ebenfalls wieder angesiedelt wurde das Reh (Capreolus capreolus coxi).

Rosaflamingos (Phoenicopterus roseus) leben in der Nähe von Salzteichen bei Eilat. Die Syrische Streifenhyäne (Hyaena hyaena syriaca), der Arabische Wolf (Canis lupus arabs), die beiden Unterarten der Edmigazelle, Palästina-Berggazelle (Gazella gazella gazella) und Akaziengazelle (Gazella gazella acaciae), die Dorkasgazelle (Gazella dorcas) und das Wildschwein (Sus scrofa) sind weitere in Israel lebende Tiere.

Hauptartikel: Demografie Israels

 

Bevölkerungspyramide Israels 2016: Israels Bevölkerung ist sehr jung.

Ende 2020 zählte Israel 9.291.000 Einwohner, rund 6.870.000 (73,9 %) davon Juden und 1.956.000 (21,1 %) Araber. Die Anzahl anderer Einwohner betrug rund 456.000 (5,0 %).[25]

Auf die Einwohnerzahl bezogen steht Israel 2018 an 99. Stelle aller Länder gleich nach Österreich und vor der Schweiz.[26]

Etwa 92 % der Bevölkerung leben in urbanen Gebieten, 25 % in einer der großen Städte. Rund 75 % der jüdischen Einwohner sind im Land geboren, 28 % sind jünger als 14 Jahre und 10,3 % älter als 65 Jahre. Das Durchschnittsalter lag 2017 bei 29,5 Jahren. Die Bevölkerungsdichte beträgt 373,2 Personen pro km². 2018 betrug die Lebenserwartung für Männer 80,6 Jahre, für Frauen 84,2 Jahre, womit sie die achthöchste weltweit ist.[27]

Die Staatsangehörigkeit kann auf mehreren Wegen erlangt werden: Zum einen durch die Abstammung, zum anderen durch eine Naturalisierung oder durch den Wohnsitz. Dieses Gebietsprinzip wurde auf diejenigen Einwohner Palästinas angewandt, die nach 1948 im Gebiet Israels lebten. Eine Einbürgerung ist auch durch die Verleihung der Staatsbürgerschaft möglich. Durch das Rückkehrgesetz können grundsätzlich alle Juden, die nach Israel einwandern, die israelische Staatsbürgerschaft erlangen, wobei eine doppelte Staatsangehörigkeit möglich ist. Nichtjüdische Einwohner der im Sechstagekrieg 1967 eroberten Gebiete, die Israel seinem Staatsgebiet zuschlug (Ostjerusalem und Golanhöhen), können sich einbürgern lassen.[28]

Bevölkerungswachstum

 

Bevölkerungsentwicklung Israels seit 1949

Nach der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 lebten auf dem israelischen Gebiet etwa 806.000 Menschen. In den darauffolgenden Jahren stieg die Bevölkerungszahl stark an. Dieser Zuwachs war der Immigration der Juden aus Europa und einigen arabischen Staaten zu verdanken.

Die Gesamtbevölkerung Israels sank im Laufe der Geschichte des Staates nie. Trotz des Nahostkonflikts und der arabisch-israelischen Kriege wächst die Bevölkerung weiterhin. Nur durch den Jom-Kippur-Krieg emigrierten über 130.000 Israelis aus Israel. Dieser Bevölkerungsverlust konnte jedoch durch die hohe Geburtenrate jüdischer Familien wieder aufgefangen werden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kamen über 700.000 sowjetische Juden nach Israel, was einen Bevölkerungszuwachs von über 20 % bedeutete. Ab 1996 begann sich das Wachstum der Bevölkerung zu verlangsamen, als die Regierung eine straffere Steuer- und Geldpolitik verfolgte. Seit den 2000er Jahren nimmt die Bevölkerung wieder stark zu. Das Wachstum der Bevölkerung wird vor allem von der hohen Geburtenrate der ultra-orthodoxen und der muslimischen Bevölkerung angetrieben. Beide Gruppen zusammen waren 2015 für über 40 % der Neugeborenen verantwortlich.[29]

Das aktuelle Bevölkerungswachstum liegt bei etwa 1,8 Prozent pro Jahr und übersteigt damit das prozentuale Bevölkerungswachstum Indiens und der Volksrepublik China.

Einwohnerzahl Israels seit 1948[30]
Jahr Einwohner
1948 0.806.000
1950 1.370.000
1955 1.789.000
1960 2.150.000
1965 2.598.000
1970 3.022.000
1975 3.493.000
1980 3.922.000
Jahr Einwohner
1985 4.266.000
1990 4.822.000
1995 5.619.000
2000 6.289.000
2006 7.116.000
2010 7.695.000
2015 8.463.500[31]
2020 9.291.000[25]

Räumliche Verteilung

Bevölkerungsdichte

 

Bevölkerungsdichte Israels 2008

Israel weist eine Bevölkerungsdichte von etwa 381 Einwohnern pro Quadratkilometer auf. Die Bevölkerungsdichte ist jedoch ungleich verteilt. Lebensfeindliche Gebiete wie die Negev-Wüste haben eine geringe Bevölkerungsdichte; die Golanhöhen sind ebenfalls eher schwach besiedelt. In Arava, dem am dünnsten besiedelten Teil des Landes, leben auf einem Quadratkilometer durchschnittlich nur 20 bis 30 Menschen.

Der bei weitem größte Teil der Bevölkerung lebt in den Großstädten wie Tel Aviv-Jaffa, Rischon LeZion und Haifa an den Küstenregionen im Westen des Landes. Mit über 3000 Menschen pro Quadratkilometer sind dies die am dichtesten besiedelten Orte. Weitere dicht besiedelte Orte sind Jerusalem und das Umland der Stadt. Israel ist das am 33. dichtesten besiedelte Land der Erde und der am dichtesten besiedelte Staat des Nahen Ostens.

Urbanisierung

Bei der Gründung des Staates im Jahre 1948 lebten etwa nur 30 Prozent der Einwohner in Städten, wobei der Unterschied zwischen Arabern und Juden groß war; etwa 75 Prozent der israelischen Juden lebten damals in Städten. Im Jahr 2013 hat der Urbanisierungsgrad nach Angaben der israelischen Regierung über 78 Prozent erreicht. Damit ist der Urbanisierungsgrad weitaus höher im Vergleich zu anderen Industriestaaten. Dies hat seine Ursache vor allem darin, dass die Städte bis in die 1960er Jahre der fast einzige besiedelbare Wohnraum in Israel waren. Zudem gab es bis zum Sechstagekrieg von 1967 immer wieder arabische Terroranschläge auf jüdische Siedlungen im Grenzland, bei denen zahlreiche Menschen starben und viele Familien flüchteten. Ermöglicht durch das Besiedeln lebensfeindlicher Zonen des Staatsgebiets sinkt seit Mitte der 1980er Jahre der Urbanisierungsgrad Israels wieder.

Bevölkerungsgruppen

Hauptartikel: Israelis

Die israelische Statistik unterscheidet zwischen „Juden“ und „Arabern“, zu denen seit 1995 noch eine weitere, „andere“ Gruppe hinzukommt.

Jüdische Bevölkerung

 

Arabische Minderheit in Israel (2000)

Ende 2020 waren 73,9 % der Israelis Juden. Unter der jüdischen Bevölkerung Israels hatten 2001 26 % wenigstens einen in Israel geborenen Elternteil, 37 % waren Israelis der ersten Generation, 34,8 % Einwanderer und deren direkte Nachkommen aus Europa und Nordamerika und 25,3 % Einwanderer und deren Nachkommen aus Asien oder Afrika, hauptsächlich aus den muslimischen Ländern.[32] Nach dem Zerfall der Sowjetunion sind über eine Million Juden aus dessen Nachfolgestaaten nach Israel eingewandert, davon alleine in der Zeit von 1989 bis 1999 mehr als 750.000. Etwa 179.000 israelische Bürger sind Holocaust-Überlebende (Stand 2021).[33]

Innerhalb der jüdischen Bevölkerung wird unterschieden zwischen

  • Aschkenasim, Juden mit Wurzeln in Ost- und Mitteleuropa, ehemaligen Staaten der UdSSR, sowie europäisch-stammende Juden aus den USA, Argentinien u. a. westlichen Staaten sowie deren Nachkommen
  • Sephardim, Juden, deren Vorfahren von der Iberischen Halbinsel stammen
  • Mizrachim, Juden aus Vorderasien und Nordafrika und deren Nachkommen
  • Falaschen, Einwanderer aus Äthiopien, die hauptsächlich durch die militärischen Operationen Moses (1984), Joshua (1985), Salomon (1991) und Taubenflügel (2011) nach Israel geflogen wurden
  • Jemenitische Juden, Einwanderer aus dem Jemen, die zwischen 1949 und 1950 durch die militärische Operation Magic Carpet nach Israel geflogen wurden

Arabische Bevölkerung

Hauptartikel: Arabische Israelis

21,1 % der israelischen Bevölkerung sind Araber. Die arabische Bevölkerung lebt zum Teil in gemischten arabisch-jüdischen Städten wie Haifa, Jerusalem, Akko und Ramle. Der größere Teil lebt in arabischen Orten in Galiläa, im östlichen, an das Westjordanland grenzenden Teil der Küstenebene zwischen Tel Aviv und Haifa sowie im nördlichen Teil des Negev. 10 % sind Beduinen, viele mit festem Wohnsitz, weitere 10 % sind Drusen, deren Dörfer in Galiläa, auf dem Karmel und dem Golan liegen.

Andere

Die als „Andere“ bezeichnete Bevölkerung von (Ende 2020 456.000 Einwohner) umfasst unter anderem nichtjüdische Einwanderer, die Bahai, die sich nicht nur als eigene Religionsgemeinschaft, sondern auch als eigene Bevölkerungsgruppe bezeichnen, die Alawiten, die Ahmadi, die Samaritaner und zwei Dörfer mit Tscherkessen. Seit September 2014 werden auch Aramäer als eigenständige nationale Bevölkerungsgruppe anerkannt.[34] Seit den 2000er Jahren leben in Israel auch mehrere Tausend asiatische Gastarbeiter und illegale Einwanderer aus Afrika. In Israel gibt es des Weiteren eine kleine Minderheit europäischer Christen; diese besteht überwiegend aus Russen, Ukrainern und Polen.

Israelis in den besetzten Gebieten

Hauptartikel: Israelische Siedlung

Die Israelis in den besetzten Gebieten leben überwiegend in Judäa und Samaria (Westjordanland). In den 1981 annektierten Golanhöhen und Ostjerusalem lebt eine große Anzahl Israelis, die die arabische Population weit übersteigt.

Emigration

Seit einigen Jahren gibt es keine genaueren Daten, die sich mit der israelischen Auswanderung befassen.

In den letzten Jahrzehnten hatte die Emigration aus Israel deutlich zugenommen. Bis 1990 wanderten acht Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels aus. Von 1990 bis 2005 wanderten 230.000 Israelis aus. Die meisten waren zuvor nach Israel eingewandert. Bis 2005 wanderten wieder 15 Prozent ein. 2007 wanderten 21.500 Israelis aus, dies war die letzte große Auswanderungswelle aus Israel. Seit 2008 geht der Emigrationsgrad zurück, und 73 Prozent der ausgewanderten Juden und 4 Prozent der Araber kehrten bis 2013 wieder nach Israel zurück.

Laut dem israelischen Central Bureau of Statistics leben heute weltweit 650.000 emigrierte Israelis im Ausland.

Religionen

Hauptartikel: Religionen in Israel

 

Die Klagemauer mit dem Tempelberg und Felsendom in Ostjerusalem

 

Nazareth, Synagogenkirche

 

Bahai-Gärten in Haifa

Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel von 1948 garantiert die Religionsfreiheit. Die Religionsgemeinschaften verwalten ihre religiösen und heiligen Stätten selbst, gesetzliche Regelungen sollen den freien Zugang garantieren und vor Entweihungen schützen. Anerkannte Religionsgemeinschaften sind die jüdische, die islamische, die verschiedenen christlichen Kirchengemeinden sowie die der Drusen und der Bahai. Die staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften haben ein Recht auf interne Autonomie und auf staatliche Finanzierung ihrer Gebetshäuser und der Gehälter der religiösen Amtsträger.

Gut 75 % der Bevölkerung Israels sind Juden. Damit ist Israel der einzige Staat der Welt, in dem Juden die Mehrheit der Einwohner bilden. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2009 bezeichnen sich

  • 46 % als säkular,
  • 32 % als traditionell,
  • 15 % als orthodox und
  • 7 % als ultraorthodoxe Juden (Charedim).[35]

Gemäß einer Studie aus dem Jahr 2015 erklärten sich 65 Prozent der Israelis als nicht religiös oder Atheisten. Nur 30 Prozent erklärten, religiös zu sein.[36]

Die Mehrheit der israelischen Araber sind sunnitische Muslime. Im Jahr 2001 waren es 1.004.600, rund 17 % der Bevölkerung. Ende 2019 lebten 177.000 Christen in Israel, das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 2,0 %. Rund 137.000 (77,5 %) von ihnen sind arabische Christen, rund 40.000 (22,5 %) sind nicht-arabische Christen.[37] 143.000 Israelis sind Drusen (Stand 2019).[38] Das entspricht einem Anteil von 1,6 % der Einwohner.

Die weltweit einzige Gemeinde von Samaritanern zählt 751 Personen (Ende 2011). Gut die Hälfte leben in Israel, die übrigen leben im Westjordanland.

In Israel leben etwa 25.000 Karäer sowie eine nicht bekannte Anzahl messianische Juden, welche gewisse Elemente der jüdischen Religion beibehalten haben, jedoch Jesus von Nazaret als Messias ansehen und somit dem Christentum zugerechnet werden.

Schließlich leben einige hundert Bahai in Haifa und Umgebung, wo sich ihre zentralen Heiligtümer befinden, die das Bahai-Weltzentrum bilden. Seit 2008 zählt es zum UNESCO-Weltkulturerbe.[39]

Nach Angaben des zentralen israelischen Statistikbüros leben anfangs 2022 rund 182.000 Christen in Israel, 1,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Christen stellen damit 1,9 Prozent der Gesamtbevölkerung Israels, davon sind 76,7 Prozent arabische Christen.[40]

Sprachen

Hauptartikel: Sprachen in Israel

Amtssprache ist gemäß dem Nationalstaatsgesetz von 2018 nur noch Hebräisch,[41][42][43] zuvor waren Hebräisch und Arabisch gleichermaßen Amtssprachen, wobei faktisch jedoch Hebräisch die bevorzugte Amtssprache war. Arabisch wird heute ein „gesonderter Status“ zugewiesen, wobei das Gesetz gleichermaßen erklärt, dass der bisherige Status des Arabischen beibehalten werden soll und der Gebrauch des Arabischen seitens staatlicher Institutionen durch Einzelgesetze geregelt wird.[44]

In der britischen Mandatszeit zwischen 1922 und 1948 waren neben Hebräisch sowohl Englisch als auch Arabisch Amtssprachen,[45] wobei Englisch Vorrang gegenüber den beiden anderen hatte. Nach der Unabhängigkeit wurde die entsprechende Klausel aufgehoben und Englisch nicht mehr aktiv als Amtssprache verwendet (abgesehen von gewissen Nischen, wie Warnschildern), blieb aber, vor allem weil viele staatliche Schriftstücke nur in dieser Sprache vorlagen, sozusagen „passiv“ in Gebrauch.[46] Zweisprachige Schilder sind häufiger hebräisch und englisch als hebräisch und arabisch beschriftet, öffentliche Verlautbarungen erscheinen oft auch auf Englisch.[47] Darüber hinaus spielt Englisch, wie inzwischen fast überall in der Welt, eine wichtige Rolle in Wissenschaft, Wirtschaft und der internationalen Verständigung, wird allerdings als Fremdsprache betrachtet und staatliche Publikationen erscheinen nur noch dann in dieser Sprache, wenn sie sich an internationales Publikum wenden. Englisch ist primäre Fremdsprache an Schulen, die meisten Israelis sind dadurch und durch den Konsum amerikanischer Medien mit der Sprache vertraut.

Die Ende des 19. Jahrhunderts wiederbelebte hebräische Sprache wird von der Mehrheit der Israelis gesprochen. Arabisch ist daneben die Muttersprache von mehr als einer Million arabischer und drusischer Staatsbürger sowie der meisten jüdischen Einwanderer, die in den 1950er/1960er Jahren aus arabischen Ländern einwanderten. An arabischen Schulen in Israel ist Arabisch die Schulsprache. An hebräischen Schulen ist Arabisch neben Englisch als zweite Fremdsprache Pflicht.

Im Behördenverkehr wird fast ausschließlich Hebräisch verwendet, amtliche Formulare liegen meist nur auf Hebräisch vor, und israelische Reisepässe sind auf Hebräisch und Englisch gehalten. Bei der israelischen Reifeprüfung (Bagrut) müssen alle Schüler Hebräischkenntnisse nachweisen.[48]

Lebensstandard

Index der menschlichen Entwicklung

In der Rangfolge des vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen veröffentlichten Index der menschlichen Entwicklung nahm Israel 2017 mit 0,903 Punkten den 22. Platz von 188 ausgewerteten Ländern ein.[49] 2016 und 2015 stand Israel mit 0,899 bzw. 0.898 Punkten jeweils auf dem 19. Platz bei 188 ausgewerteten Ländern.[50]

1990 lag der Staat mit 0,785 auf Platz 15, 2000 mit 0,850 Punkten auf Platz 17 und 2010 mit 0,833 Punkte auf Platz 26.

Gesundheit

Beim Bloomberg-Index der gesündesten Länder 2019 liegt Israel auf dem zehnten Platz. Zum Vergleich: Österreich kam auf Platz 13, Deutschland auf 23 und die USA auf 35. Für die Bewertung legten die Autoren der Studie im Auftrag der Bloomberg L.P. Kriterien wie Lebenserwartung, Trinkwasserversorgung und Gesundheitsversorgung zugrunde. Negativ wurde Tabakkonsum und Übergewicht bewertet.[51]

Die Lebenserwartung in Israel gehört zu den höchsten der Welt und betrug im Jahr 2018 82,7 Jahre, 84,7 Jahre für Frauen und 80,8 Jahre für Männer. Die Fertilitätsrate von 2,66 in Israel ist die höchste unter den Industriestaaten.[17]

Hauptartikel: Geschichte Israels und Geschichte des Staates Israel

Hauptartikel: Urgeschichte Palästinas

Die Urgeschichte reicht von den ältesten menschlichen Spuren bis an den Beginn einer breiteren schriftlichen Überlieferung. Einige Vertreter des Homo erectus verließen Afrika vor rund zwei Millionen Jahren. Die ältesten als gesichert geltenden Spuren in Israel ließen sich auf 1,4 Millionen Jahre datieren und wurden südlich des Sees Genezareth auf israelischem und auf jordanischem Gebiet entdeckt. Eine weitere Wanderungswelle folgte vor etwa 600.000 Jahren. Vor mindestens 250.000 Jahren erschienen Neandertaler (ihnen zugewiesene Steinbearbeitungstechniken ließen sich belegen) in der Region und weitere kamen möglicherweise in kalten Zeiten aus Europa, die hier gleichzeitig mit dem archaischen Homo sapiens lebten. Er gilt als direkter Vorfahr des heutigen Menschen, entwickelte sich vor mindestens 200.000 Jahren in Ostafrika und lässt sich in Palästina vor 110.000 Jahren nachweisen. Einige dieser anatomisch modernen Menschen dürften vor etwa 130.000 Jahren Afrika verlassen haben. Doch vor 80.000 Jahren verschwanden sie wieder aus Israel, um vor 50.000 Jahren wieder dort aufzutauchen. Erneut lebten sie mit Neandertalern in derselben Region, wahrscheinlich kam es zu gemeinsamen Nachkommen. Vor 45.000 bis 28.000 Jahren verschwand der Neandertaler. Im Jordantal entstand vor 70.000 Jahren ein 200 km langer, 2000 km² großer See, der bis 12.000 v. Chr. existierte. Die Menschen lebten weiterhin von der Großwildjagd, auch kleinere Tiere und Fischfang spielten eine immer größere Rolle, dazu kam weiterhin die Sammeltätigkeit.

Bereits um 18.000 v. Chr. mehren sich Anzeichen für dauerhaftere Lager – eine dorfartige Struktur ist nachgewiesen –, eine begrenzte Produktion von Lebensmitteln und wilde Gerste wurde gemahlen und gebacken. Hauptjagdwild waren Gazellen, an deren Wanderwegen Lager entstanden. Um 12.000 v. Chr. erschienen Häuser aus halbrunden Steinsetzungen mit Aufbauten aus Lehm, spätestens 11.000 v. Chr. wurde Getreide angepflanzt. Es mehrten sich die Anzeichen für Rituale und Opfer, die Toten wurden meist in kontrahierter Stellung beigesetzt, gelegentlich die Schädel separat beerdigt. Die bis dahin recht abstrakte Kunst wurde durch realistischere Darstellungen ergänzt, die als älteste Bilddokumente Vorderasiens gelten.

In der Epoche zwischen 9500 und 8800 v. Chr. wurde zwar Landbau betrieben, doch die Herstellung von Tongefäßen war noch nicht bekannt. Wichtigster Fundort ist Jericho, das aus den Siedlungen, die meist weniger als einen halben Hektar groß waren, mit einer Fläche von 4 ha weit herausragt. Um 8000 v. Chr. umgab die vielleicht 3000 Menschen bergende Stadt eine Mauer von 3 m Höhe, doch von 7700 bis 7220 v. Chr. war die Stadt unbewohnt. Seit 8300 v. Chr. breitete sich die bis dahin auf das Jordantal und die Golanhöhen begrenzte Getreideproduktion weiter aus, um 7600 v. Chr. kam es zu einer starken Ausweitung des Siedlungsraums, die mit Wanderbewegungen einherging oder mit einem stärkeren Bevölkerungswachstum. Die meisten der älteren Siedlungen wurden aufgegeben.

Jericho entstand um 7220 neu und war bis 6400 v. Chr. bewohnt. Die Migrationsmuster der Epochen vor den „Mega-Dörfern“ wurden um 7000 wieder aufgenommen, daneben bestanden weiterhin feste Siedlungen. Erst nach dieser Phase erfolgte die Stabilisierung, die die Voraussetzung für urbane Strukturen bot, zudem kam Keramik in Gebrauch. Sha'ar HaGolan, eine Fundstätte von 20 ha Fläche, dürfte die größte Stadt zwischen 6400 und 6000 v. Chr. gewesen sein. Fernhandel lässt sich bis nach Anatolien und zum Nil belegen, vielleicht fanden Wanderungen dorthin statt. Zwischen etwa 5500 und 4500 v. Chr. bestanden, wohl aufgrund klimatischer Verschlechterungen, keine Kontakte zu Ägypten. Zwischen 4400 und 4000 v. Chr. deuten dort wieder Viehhaltung und Art der Landwirtschaft auf palästinensische Ursprünge. In der Kupfersteinzeit war Teleilat Ghassul im Jordantal mit 20 ha Fläche eine der größten Siedlungen. Sie barg geräumige Häuser von 3,5 mal 12 Meter Grundfläche sowie einen Tempel. Zwischen 3500 und 3300 v. Chr. kam es zu einem drastischen kulturellen Einbruch, doch Spuren von Gewalt ließen sich bisher nicht belegen.

Danach setzte eine bronzezeitliche, als „frühurban“ bezeichnete Epoche ein, die Handelsbeziehungen weit über Palästina hinaus unterhielt, vor allem nach Ägypten. Ägypter lassen sich entlang der Handelswege nach Palästina in einem Siedlungsnetzwerk belegen. Das nunmehr unter einem Pharao zentralisierte Ägypten suchte, zum Teil mit Gewalt, die Kontrolle über Rohstoffe zwischen dem Sinai und dem Libanon zu gewinnen, die für die enorme Bautätigkeit im Zusammenhang mit den dortigen Pyramiden von großer Bedeutung waren. Eng mit diesen Kämpfen dürfte die Existenz zahlreicher befestigter Siedlungen zusammenhängen. Mehr als 260 Siedlungen mit insgesamt vielleicht 150.000 Einwohnern sind aus dieser Epoche allein in Westpalästina bekannt, vor allem in Galiläa, Samarien und Juda. Unter ihnen waren Beth Yerah und Yarmuth mit 20 und 16 ha die größten, einige Städte wiesen bis zu 8 m dicke Stadtmauern auf, Beth Yerah hatte vielleicht 4000 bis 5000 Einwohner. Stadttore und große Tempelanlagen wie in Megiddo wurden errichtet. Am Ende der Frühen Bronzezeit kam es zu einem Zusammenbruch der städtischen Kultur und zu einer Dominanz der Weidewirtschaft. Zugleich griffen „Asiaten“ immer wieder das Nildelta an, bis dort die semitischen Hyksos nach 1700 v. Chr. die Herrschaft übernahmen.

Entwicklung seit dem Auftreten der Israeliten in Kanaan bis zum 19. Jahrhundert

Hauptartikel: Römisches Palästina

 

Die Bibel berichtet, dass sich das Königreich Israel nach dem Tode Salomos (um 926 v. Chr.) in das von Jerobeam I. regierte Nordreich Israel mit der Hauptstadt Samaria (das blau gefärbte Areal) und das Herrschaftsgebiet Rehabeams, des Königs von Juda, um die Hauptstadt Jerusalem (das ocker gefärbte Areal im Süden) auflöste.

 

Schätze aus dem Jerusalemer Tempel, darunter auch die Menorah, werden nach der Belagerung und Zerstörung Jerusalems im Römischen Triumphzug nach Rom gebracht (Darstellung auf der Innenseite des Titusbogens in Rom)

Die ersten archäologisch nachgewiesenen Spuren einer früh- oder protoisraelitischen Besiedlung der Maschrek-Region gehen auf die Zeit zwischen dem 12. und dem 11. Jahrhundert v. Chr. zurück (vgl. Landnahme der Israeliten). Jerusalem wurde nach biblischer Überlieferung etwa 1000 v. Chr. durch David von den Jebusitern erobert und als Hauptstadt seines Großreiches auserkoren; dieses zerfiel nach dem Tod seines Thronfolgers Salomo in zwei Reiche. Das Nordreich Israel ging 722 v. Chr. im Kampf gegen die Assyrer unter, das Südreich Juda wurde 587 v. Chr. von Babylon erobert. Das Land wurde in weiterer Folge Teil des Perserreichs, dann des Reiches von Alexander dem Großen, zuletzt des Reichs der Seleukiden.

Der Aufstand der Makkabäer 165 v. Chr. brachte Israel noch einmal für etwa 100 Jahre staatliche Unabhängigkeit. 63 v. Chr. begann die Zeit der römischen Oberherrschaft. Die Römer gliederten das Gebiet in zwei Provinzen auf: Syria im Norden, Judäa im Süden. Im Jüdischen Krieg wurden Jerusalem und der Jerusalemer Tempel 70 n. Chr. vollkommen zerstört. Der letzte jüdische Aufstand in Israel gegen die römische Herrschaft (Bar-Kochba-Aufstand) wurde 135 n. Chr. niedergeschlagen. Ein Teil der jüdischen Bevölkerung wurde vertrieben. Das Land selbst wurde seither „Palästina“ genannt. Diesen Namen, der auf das seinerzeit bereits in den Nachbarvölkern aufgegangene Volk der Philister zurückgeht, erhielt das Land aufgrund eines Erlasses von Kaiser Hadrian, um die Erinnerung an die judäischen Bewohner zu tilgen, deren Aufstand er niederschlug. Trotzdem blieb Palästina – neben Rom und seinen Provinzen in Europa und Nordafrika sowie abgesehen von Mesopotamien (Babylonien) – ein Zentrum des Judentums; bis ins Mittelalter hinein waren sowohl die babylonischen als auch die palästinischen Rabbinen wegweisend für die Entwicklung der jüdischen Religion und Lebensweise auch außerhalb dieser Gebiete.

Im Zuge der islamischen Expansion geriet das Gebiet 636 unter arabische Herrschaft. Seit dieser Zeit wurde Palästina mehrheitlich von Arabern bewohnt. Die Kreuzfahrer beherrschten von 1099 bis 1291 das von ihnen so bezeichnete „Lateinische Königreich Jerusalem“. Es folgten die Mamluken von 1291 bis 1517 und dann die osmanische Herrschaft von 1517 bis 1918. Keine dieser Obrigkeiten hatte für Palästina eine eigene Verwaltung vorgesehen oder das Gebiet als selbstständige geographische Einheit betrachtet. Auch für die Osmanen war die Region ein Teil Syriens, wohl auf die römische Bezeichnung Syria zurückgehend. Das Land wurde in drei Distrikte eingeteilt.

Siehe auch: Islamische Eroberung der Levante

Zionistische Bewegung

1880–1917

 

Edmond De Rothschild (1845–1934)

 

Max Bodenheimer-Gedenktafel in der Richmodstraße 6 am Kölner Neumarkt

 

Delegation der Zionisten, die am 2. November 1898 nach Palästina gekommen war, um mit Kaiser Wilhelm II. zusammenzutreffen. Von links nach rechts: Bodenheimer, Wolffsohn, Herzl, Moses Schnirer, Joseph Seidener.

Als Beginn oder Vorläufer der zionistischen Bewegung gilt die ca. 1880 entstandene osteuropäische Sammlungsbewegung Chibbat Zion („Zionsliebe“). Deren Ortsvereine waren in zahlreichen russischen und rumänischen Städten vertreten. Mitglieder der Chibbat Zion nannten sich Chowewe Zion („Zionsfreunde“). Sie sammelten etwa 3000 Auswanderungswillige für gemeinsame Siedlungsprojekte in Palästina. Während der osmanischen Herrschaft war Palästina nur dünn besiedelt und stagnierte wirtschaftlich.[52] Von der Ankunft der ersten jüdischen Einwanderer ab 1880 gingen Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes aus. In den folgenden Jahrzehnten wanderten – auch deshalb – viele weitere Menschen, Juden wie Araber, in Palästina ein.

Die erste größere Einwanderungsbewegung (Alija) von Juden nach Palästina erfolgte um 1882. Im Sommer 1882 erreichte eine sechsköpfige russische Gruppe Palästina und baute mit finanzieller und logistischer Unterstützung von Baron Edmond de Rothschild die Siedlung Rishon LeZion („Erste in Zion“) auf.[53] Zwischen 1880 und 1895 finanzierte Edmond de Rothschild die Gründung von mehr als 30 weiteren Kolonien in Palästina, darunter die bedeutenden Moschawot (Siedlungen) Petach Tikwa, Zichron Ja’akow, Rosch Pina, Chadera und Yesod ha-Ma’aleh. Seither gilt Baron Edmond de Rothschild als „Vater der Kolonisierung Palästinas“.[54] 1891 gründete der deutsch-jüdische Zionist Baron Maurice de Hirsch die Jewish Colonization Association, die ab 1899 finanziell umfangreich von Baron de Edmond de Rothschild unterstützt wurde. Im Jahre 1898 lebten nach Angaben der Jewish Colonization Association 5200 Juden in Palästina in landwirtschaftlichen Mustersiedlungen.[55]

Zwischen 1890 und 1914 galt Köln als Hauptstadt des Zionismus.[56] In Köln gründeten 1893 die beiden bedeutenden zionistischen Funktionäre Max I. Bodenheimer und David Wolffsohn den Kölner Verein zur Förderung von Ackerbau und Handwerk in Palästina. Zudem gründete Bodenheimer den Nationaljüdischen Klub Zion Köln, war Vorsitzender der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und baute aus seiner Wohnung am Kölner Neumarkt von 1905 bis 1914 den Jüdischen Nationalfonds auf.[57][58]

 

Delegierte am Ersten Zionistischen Weltkongress in Basel, 1897

Die Schlüssel- und Führungsfigur des politischen Zionismus wurde aber Theodor Herzl. Während der Dreyfus-Affäre in Frankreich schrieb Herzl 1896 das Buch Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Darin führte Herzl seine Idee einer souveränen staatlichen Organisation aus, um dem planlosen und zerstreuten Auswandern europäischer Juden ein gemeinsames Ziel zu geben und das jüdische Siedlungswerk völkerrechtlich abzusichern. Herzl begründete seine Idee kaum mit religiösen Motiven, sondern mit dem Scheitern der jüdischen Emanzipation gerade in den zivilisierten Ländern Europas. So hatte Herzl bis dahin besonders Frankreich als Hort des sozialen und kulturellen Fortschritts gesehen. Nun urteilte er, der Antisemitismus werde nie verschwinden, alle Bemühungen der Juden um Assimilation würden ihn eher noch verstärken. Nur die Sammlung der Juden in einem eigenen Land könne daher der Ausweg sein.

Herzls Buch wurde im Gegensatz zu den Schriften seiner ideologischen Vorläufer stark beachtet und gab den Anstoß zum internationalen Zusammenschluss der bestehenden nationaljüdischen Vereine. Am 29. August 1897 trafen 200 von ihren Vereinen gewählte Delegierte in Basel zum ersten Zionistenkongress zusammen. Dort forderte Herzl erstmals einen völkerrechtlich legalisierten Judenstaat in Palästina. Daraufhin gründete sich die Zionistische Weltorganisation (World Zionist Organisation, abgekürzt WZO) mit der Maxime: „Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina.“ In sein Tagebuch schrieb Herzl: „In Basel habe ich den Judenstaat gegründet… Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.“

1901 gründete die Zionistische Weltorganisation auf dem 5. Zionistenkongress in Basel den Jüdischen Nationalfonds, um erstmals jüdische Ansiedlungen in Palästina gezielt zu fördern. Die zweite Alija wurde durch Pogrome und das Scheitern der russischen Revolution 1905 ausgelöst. Bis 1914 wanderten etwa 40.000 meist junge russische Juden nach Palästina aus. Dort wuchs die jüdische Bevölkerung bis 1914 auf etwa 85.000 Menschen an. 1907 gründete die Zionistische Weltorganisation auf dem 8. Zionistenkongress das Palästinaamt in Jaffa, und David Wolffsohn wurde zum Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation gewählt. Mit einer Anleihe des Jüdischen Nationalfonds ermöglichte er den Bau der ersten Häuser in Ahuzat Bajit, dem späteren Tel Aviv, und legte damit den Grundstein für die 1909 gegründete erste hebräische Stadt.[59] Bis 1938 wuchs die Einwohnerzahl Tel Avis auf 150.000 an.

1917–1948

 

Arthur Balfour und die Balfour-Deklaration

Mitten im Ersten Weltkrieg folgte das wohl wichtigste Kapitel zur Gründung Israels: Am 2. November 1917 gab auf Initiative des britischen Diplomaten Lord Milner der britische Außenminister Arthur Balfour brieflich die nach ihm benannte Balfour-Deklaration gegenüber dem engagierten britischen Zionisten Walter Rothschild, 2. Baron Rothschild ab. Danach betrachte die britische Regierung die „Gründung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ mit Wohlwollen und werde die „größten Anstrengungen unternehmen, um das Erreichen dieses Ziels zu erleichtern.“ Diese Erklärung übernahm die Zielformulierung der Zionistischen Weltorganisation (WZO). Damit hatte erstmals ein europäischer Staat das zionistische Ziel eines jüdischen Staates in Palästina anerkannt. Dabei sollten die Rechte der ansässigen nichtjüdischen Bevölkerung gewahrt werden.

Durch den Sieg der Briten im Ersten Weltkrieg wurde 1917 die osmanische Herrschaft in Palästina beendet. Im Anschluss an die Konferenz von Sanremo 1920 übertrug der Völkerbund 1922 Großbritannien das Mandat für Palästina mit dem Gebiet, das heute gemeinsam von Israel und Jordanien eingenommen wird. Zu den Mandatsbedingungen gehörte, dass die Briten die Verwirklichung der Balfour-Deklaration ermöglichen sollten, die aber die Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina nicht beeinträchtigen sollte. Die Mandatsmacht war aufgefordert, die jüdische Einwanderung zu ermöglichen, diese jüdischen Einwanderer geschlossen anzusiedeln und hierfür auch das ehemalige osmanische Staatsland zu verwenden. Es sollte dabei ausdrücklich dafür Sorge getragen werden, dass „nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und die religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung, deren sich die Juden in irgendeinem anderen Lande erfreuen, präjudizieren könnte“.

Im Juli 1922 teilten die Briten Palästina in zwei Verwaltungsbezirke, Palästina und Transjordanien, das etwa drei Viertel des Mandatsgebietes umfasste. Zunächst wurden Transjordanien und Palästina noch als Verwaltungseinheit mit einheitlichen Mandatsgesetzen, der gleichen Währung und gleichen Mandatspässen betrachtet (siehe auch: Weißbuch von 1939), aber Juden war es nur noch erlaubt, sich westlich des Jordans anzusiedeln. Im östlichen Teil, in Transjordanien, dem heutigen Jordanien, setzten die Briten den haschemitischen Herrscher Abdallah ein, der von der arabischen Halbinsel vertrieben worden war.

Baron Edmond de Rothschild gründete 1924 die Palestine-Jewish Colonization Association (PICA) und setzte seinen Sohn James Armand de Rothschild als Direktor der Organisation sein. Zwischen 1924 und 1932 folgte die vierte Alija. Mit dem Machtantritt der NSDAP am 30. Januar 1933 begann die gesamtstaatliche Judenverfolgung in Deutschland. Erste Maßnahmen des NS-Regimes waren der Judenboykott vom 1. April sowie das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums und das Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft vom 7. April 1933, wodurch viele deutsche Juden Eigentum, Beruf und soziale Stellung verloren. Am 25. August 1933 trat das Ha’avara-Abkommen zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und dem deutschen Reichswirtschaftsministerium in Kraft, um die Emigration deutscher Juden nach Palästina zu erleichtern. Bei der fünften Alija wanderten von 1933 bis zum Kriegsbeginn 1939 250.000 deutsche Juden in andere Länder aus. Von 1933 bis 1941 erreichten aus dem Deutschen Reich etwa 55.000 Juden Palästina – etwa ein Viertel aller jüdischen Einwanderer. Die nationalsozialistische Judenverfolgung beschleunigte den Zustrom europäischer Juden nach Palästina ab 1935 erheblich. Da die Flüchtlinge damals noch bis zu 1000 englische Pfund mitnehmen durften, erlebte Palästina einen wirtschaftlichen Aufschwung, der wiederum den Zustrom von Arabern dorthin verstärkte. Die für die Emigration von Deutschland nach Palästina erforderlichen Finanztransaktionen wurden zu 75 Prozent durch die Palästina Treuhandstelle zur Beratung Deutscher Juden GmbH (Paltreu) abgewickelt. Die Paltreu wurde nach der NS-Machtergreifung 1933 von Max M. Warburg, seiner Hamburger M.M.Warburg-&-CO-Bank, dem Berliner Bankhaus A.E. Wassermann und der von Theodor Herzl erschaffenen Anglo-Palestine Bank gegründet.[60][61][62]

Nachdem 1936 der arabische Aufstand gegen palästinensische Juden einsetzte, lehnten die Briten die Umsetzung der Balfour-Deklaration ab. Stattdessen legte die britische Peel-Kommission im Juli 1937 einen ersten Teilungsplan vor. Demnach sollte ein Großteil Palästinas den Arabern, der kleinere Teil mit den meisten jüdischen Siedlungen, den Juden zugeteilt werden. Jerusalem und ein Küstenstreifen sollten britisches Mandatsgebiet bleiben. Chaim Weizmann, der die WZO seit 1935 leitete, sprach sich auf dem 20. Zionistenkongress für die Annahme dieses Plans aus, um so viele verfolgte Juden wie möglich zu retten. Die neu eingewanderten Juden waren sofort begeistert, die arabischen Vertreter lehnten den Plan jedoch ab und verlangten, ganz Palästina zu einem arabischen Staat zu machen. Der Plan scheiterte.

Im Weißbuch von 1939 legte die britische Regierung einseitig fest, die Balfour-Deklaration sei bereits verwirklicht. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollten noch maximal 75.000 Juden in Palästina einwandern dürfen. Auf einer Konferenz in London im August 1939 versuchte der britische Premierminister Neville Chamberlain die Vertreter der WZO zum Verzicht auf einen jüdischen Staat in Palästina zu bewegen. Chamberlains Versuche blieben erfolglos.

Die deutsche Orientpolitik mündete in der Verbrüderung mit arabischen Nationalisten im gemeinsamen Kampf gegen Briten und Juden. 1941 wurde der von den Engländern eingesetzte Amin al-Husseini, Mufti von Jerusalem und einflussreicher Führer der arabischen Nationalbewegung, von Adolf Hitler in Berlin empfangen. Von Berlin aus soll er mit Adolf Eichmann die Ermordung der im arabischen Raum lebenden Juden geplant haben.[63]

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann die Shoah mit organisierten Massenmorden an sowjetischen Juden und Deportationen deutscher und osteuropäischer Juden in Ghettos und Lager in Osteuropa. Zwischen Juli und Oktober 1941 fielen die wichtigsten Entscheidungen zur Ausweitung der Judenvernichtung: Nun begann der Bau von Vernichtungslagern und für deutsche Juden wurde reichsweit das Tragen des Judensterns angeordnet. Der laufende Holocaust wurde im Herbst 1941 außerhalb Deutschlands bekannt, dies führte aber zu keinen gezielten Gegenmaßnahmen. Auf der 1942 in New York City einberufenen Biltmore-Konferenz forderten die US-Delegierten der Zionistischen Weltorganisation und eine Gruppe um den späteren Staatsgründer Israels David Ben-Gurion erstmals, „die Tore Palästinas zu öffnen“, um dort ein jüdisches Commonwealth mit demokratischer Verfassung nach europäischem Vorbild einzurichten. Dies lehnte die britische Regierung ab und untersagte die Veröffentlichung des Biltmore-Programms in Großbritannien und Palästina.

Seit dem Aufstand im Warschauer Ghetto im Januar 1943 wuchs die Zahl jüdischer Flüchtlinge erneut. Die britische Regierung ließ nun immer häufiger jüdische Siedlungen in Palästina durchsuchen, illegale Einwanderer verhaften und verbot zionistische Zeitungen. 1944 weiteten die zionistischen Untergrundorganisationen Irgun und Lechi ihre Anschläge gegen die Briten aus. Gleichzeitig kämpften etwa 100.000 der bis dahin 500.000 palästinischen Juden mit den Alliierten in Europa gegen die Deutschen. In den letzten Kriegsmonaten befreiten die Alliierten einige der nationalsozialistischen Vernichtungslager, darunter am 27. Januar 1945 das KZ Auschwitz. Kein europäischer Staat außer Frankreich und Schweden erklärte sich nach Kriegsende am 8. Mai 1945 bereit, die überlebenden Juden aufzunehmen. Die Zionistische Weltorganisation forderte, wenigstens die überlebenden KZ-Häftlinge einwandern zu lassen. US-Präsident Harry S. Truman forderte die Briten auf, sofort 100.000 jüdische Einwanderer zuzulassen, doch der britische Außenminister Ernest Bevin hielt an dem niedrigen Monatskontingent fest. Aus der Sowjetunion wurden seit Februar 1946 etwa 175.000 vom NS-Regime vertriebene polnische Juden in ihr Heimatland abgeschoben, dort aber von den ortsansässigen Polen, die ihren Besitz vielfach übernommen hatten, abgelehnt. 95.000 von ihnen flohen daraufhin über Westeuropa nach Palästina. Die Hagana, die jüdische Brigade der britischen Armee, und der Mossad organisierten nun gemeinsam die illegale Einwanderung der Shoa-Überlebenden, die sogenannte Bericha.

Die Briten ließen 50.000 von ihnen in den Jahren 1945/46 in Vertriebenenlager in die amerikanische Besatzungszone nach Deutschland zurückbringen, andere wurden in Zypern interniert. Während einer Razzia am 29. Juni 1946 nahm die britische Armee alle in Palästina auffindbaren Mitglieder der Jewish Agency und führende Zionisten gefangen und arrestierte sie wochenlang in einem Lager in Lod, ca. 20 Kilometer östlich von Tel Aviv.

 

Jüdische Siedlungen von 1947

 

Teilungsplan der UN von 1947

Im Jahr 1946 nahmen die Angriffe der terroristischen Untergrundorganisation Irgun vor allem auf britische Eisenbahnlinien stetig zu. Paramilitärische Einsatztruppen der sich mittlerweile von den Briten abgespaltenen Hagana sprengten vom 16. bis 17. Mai zehn Brücken. Im Gegenzug zu den Terroranschlägen verhafteten die britischen Mandatsträger am 29. Juni alle zionistischen Führer, worauf am 22. Juli Irgun unter Führung des späteren israelischen Ministerpräsidenten und Außenministers Menachem Begin einen Seitenflügel des King David Hotels in Jerusalem sprengte, in dem sich das britische Hauptquartier befand. Es kam zu zahlreichen Toten, die Opferzahlen variieren zwischen 91 und 176.

Die Eskalation der Unruhen zog sich durch das ganze Jahr 1947 – bis die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 29. November mit Zweidrittelmehrheit für den UN-Teilungsplan für Palästina und die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates stimmten, wobei der Großraum Jerusalem als Corpus separatum unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte. Mit dem UN-Beschluss und dem Beginn des britischen Rückzugs nahmen nun die arabischen Unruhen und Anschläge wieder zu. Am Tag nach der Verkündung des UN-Teilungsplans am 30. November 1947 begann der zunächst guerillaartige israelisch-arabische Bürgerkrieg, der Palästinakrieg. Es kam zu Überfällen von arabischen Freischärlern auf jüdische Siedlungen und Wohngebiete und zu Gegenschlägen der paramilitärischen Verbände der Juden. Kurz darauf begann die Flucht und Vertreibung der arabischen Bevölkerung aus den nun Israel zugeteilten Gebieten, teilweise begleitet von der Zerstörung ihrer Dörfer, Bauten und Dokumente. Oft ging damit der Nachweis der Existenz der palästinensischen Bevölkerung und somit ihres Rechtanspruchs verloren. Die arabische Bevölkerung lehnte in der Folge das Existenzrecht Israels ab, was bis zum heutigen Tag Folgen für die Region hat.

Siehe auch: Geschichte der jüdischen Streitkräfte in Palästina

Geschichte des Staates Israel

1948: Gründung des Staates Israel

 

David Ben-Gurion proklamiert am 14. Mai 1948 den Staat Israel

Da das britische Mandat für Palästina am 14. Mai 1948, einem Freitag, um Mitternacht enden sollte, versammelte sich der Jüdische Nationalrat im Haus des ehemaligen Bürgermeisters Dizengoff in Tel Aviv um 16 Uhr noch vor Sonnenuntergang und damit vor Beginn des Sabbats. Unter einem Porträt des Begründers der zionistischen Bewegung, Theodor Herzl, verkündete David Ben-Gurion in der Unabhängigkeitserklärung „kraft des natürlichen und historischen Rechts des jüdischen Volkes und aufgrund des Beschlusses der UNO-Vollversammlung“ die Errichtung des Staates Israel. Elf Minuten später erkannten die Vereinigten Staaten von Amerika durch US-Präsident Harry S. Truman den neuen Staat an, die Sowjetunion folgte am 16. und die Tschechoslowakei am 18. Mai.

Der Jahrestag der Staatsgründung, Jom haAtzma’ut, wird nach jüdischem Kalender am 5. Ijjar (etwa vom 20. April bis 20. Mai nach dem gregorianischen Kalender) gefeiert.

1948: Unabhängigkeitskrieg

Hauptartikel: Palästinakrieg

 

Chaim Weizmann, der erste Staatspräsident Israels

 

David und Paula Ben-Gurion

Noch in der Gründungsnacht erklärten Ägypten, Saudi-Arabien, Transjordanien, der Libanon, der Irak und Syrien dem neuen Staat den Krieg. Es folgte der Israelische Unabhängigkeitskrieg (Erster Arabisch-Israelischer-Krieg), der von Mai 1948 bis Januar 1949 dauerte und der Israel gegenüber dem Teilungsplan erhebliche Gebietsgewinne – vor allem im westlichen Galiläa um Akko und im nördlichen Negev – brachte. 1949 wurde mit den arabischen Angreifern jeweils ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Der Irak zog sich ohne ein solches Abkommen aus dem Westjordanland zurück. Die nach dem Teilungsplan für die Palästinenser vorgesehenen Gebiete gelangten unter jordanische (Westjordanland einschließlich Ostjerusalem) beziehungsweise ägyptische Besatzung (Gazastreifen).

Während des Krieges flohen rund 850.000 Araber aus Palästina. Zum Teil wurden diese Flüchtlinge durch israelische Streitkräfte vertrieben, zum Teil wurden sie von den arabischen Streitkräften aus strategischen Gründen evakuiert. Infolge dieses Schwunds der arabischen Bevölkerung besteht die Mehrheit im Staat Israel seit diesem Zeitpunkt aus Juden.

Aus der ersten Wahl zu einer verfassungsgebenden Versammlung am 25. Januar 1949 ging die sozialistisch-zionistische Mapei-Partei als Siegerin hervor, gefolgt von der linkssozialistischen Mapam. Ministerpräsident wurde David Ben-Gurion. Es kam in den folgenden Jahren zu wechselnden Koalitionen aus zionistisch-sozialistischen, religiösen und arabischen Parteien.

Nach der Nationalisierung des Sueskanals, die Ägypten gegen bestehendes Recht durchführte, beschlossen Frankreich, Großbritannien und Israel 1956 die Sues-Kampagne. Nach einem israelischen Angriff sollten die beiden ehemaligen Großmächte als scheinbar neutrale Kräfte intervenieren und das Kanalgebiet besetzen. Am 29. Oktober 1956 stießen israelische Truppen in den Gazastreifen und den Sinai vor, und am 5. November begannen die europäischen Truppen zu landen, doch die Kampagne musste beendet werden. Unter dem Druck der Vereinigten Staaten und der UNO zogen sich die drei Angreifer bis zum März 1957 aus den besetzten Gebieten zurück. Allerdings wurde die israelisch-ägyptische Grenze in der Folge durch UN-Friedenstruppen gesichert, und der Zugang zum Golf von Akaba war frei für die israelische Schifffahrt zum israelischen Hafen von Eilat. Die USA verpflichteten sich gegenüber Israel, diesen internationalen Wasserweg offen zu halten.

1967: Sechstagekrieg

Hauptartikel: Sechstagekrieg

1966 war die Zahl der Übergriffe arabischer Terroristen auf 41 gestiegen, und schon in den ersten vier Monaten des Jahres 1967 kam es zu 37 Angriffen.[64] Ägyptische Streitkräfte besetzten am 15. Mai 1967 (dem Jahrestag der israelischen Unabhängigkeitserklärung) die demilitarisierte Zone des Sinai. Unterstützt wurden sie dabei von exil-palästinensischen Kampfeinheiten. Am 16. Mai forderte der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser die seit 1956 stationierten UN-Truppen auf, das Grenzgebiet zu Israel zu verlassen. Am 18. Mai bereiteten sich die syrischen Truppen auf Kampfhandlungen auf den Golanhöhen vor und der UNO-Generalsekretär Sithu U Thant kam Nassers Forderung widerstandslos nach und zog die UN-Truppen ab. Radio Kairo meldete am 18. Mai: „Ab heute gibt es keine internationalen Friedenstruppen mehr, die Israel beschützen. Unsere Geduld ist zu Ende. Wir werden uns nicht mehr bei den Vereinten Nationen über Israel beklagen. Ab jetzt herrscht der totale Krieg gegen Israel, und er wird zur Auslöschung des Zionismus führen“,[65] und aus Syrien hieß es am 20. Mai vom syrischen Verteidigungsminister Hafez Assad: „Unsere Streitkräfte sind absolut gerüstet, nicht nur die Aggression zurückzuschlagen, sondern auch einen Befreiungsschlag zu starten und die zionistische Präsenz aus unserer arabischen Heimat hinauszusprengen. Die syrische Armee, den Finger am Abzug, ist sich einig … als Militär bin ich der festen Überzeugung, dass die Zeit gekommen ist, in eine Vernichtungsschlacht hineinzugehen.“

Am 22. Mai sperrte die ägyptische Armee die Straße von Tiran (den Zugang zum Golf von Akaba) erneut für die israelische Schifffahrt. Am 30. Mai schloss auch Jordanien mit Ägypten einen Militärpakt. Daraufhin kündete Nasser an: „Die Heere von Ägypten, Jordanien, Syrien und Libanon sind an den Grenzen Israels aufmarschiert … sie werden die Herausforderung annehmen. Hinter uns stehen die Armeen des Irak, Algeriens, Kuwaits, des Sudan und der gesamten arabischen Welt. Das wird die ganze Welt in Erstaunen versetzen. Heute wird sie erkennen, dass die Araber zum Kampf bereit sind. Die Stunde der Entscheidung ist da. Die Zeit der Erklärungen ist vorbei, die des Handelns gekommen.“[65]

Am 4. Juni trat der Irak dem Militärbündnis von Ägypten, Jordanien und Syrien bei, und der irakische Präsident Abd ar-Rahman Arif kommentierte: „Die Existenz Israels ist ein Fehler, der korrigiert werden muss. Dies ist die Gelegenheit, die Schmach auszulöschen, die man uns seit 1948 angetan hat. Unser Ziel ist klar: Israel von der Landkarte wegzufegen.“[66]

Am 5. Juni 1967 begann der Sechstagekrieg. Israel kam dem sich abzeichnenden gemeinsamen Angriff Ägyptens, Syriens und Jordaniens durch einen Präventivschlag zuvor und kontrollierte nach militärischem Erfolg den Gazastreifen und die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland und Ostjerusalem und schließlich die Golanhöhen. Am 11. Juni wurde der Waffenstillstand unterzeichnet. Am 19. Juni beschloss das israelische Kabinett, die Gebiete in Friedensverhandlungen zurückzugeben. Am 1. September verabschiedeten die arabischen Staaten die Khartum-Resolution, worin festgelegt wurde, nicht mit Israel zu verhandeln. In der UN-Resolution 242 des Sicherheitsrates vom 22. November 1967 wurde von Israel gefordert, sich aus Gebieten, die im Sechstagekrieg erobert worden waren, zurückzuziehen. Im Gegenzug sollte Israel territoriale Unversehrtheit garantiert werden.

Mehr als 175.000 Palästinenser flohen aus ihrer Heimat. Nach dem Krieg begann Israel mit dem Bau von jüdischen Siedlungen, um die strategische Tiefe Israels zu erhöhen und die besetzten Gebiete besser kontrollieren zu können.

 

Golda Meir, Premierministerin des Landes von 1969 bis 1974

Zwischen 1968 und 1970 fand der „Abnutzungskrieg“ zwischen Israel und Ägypten statt. Von 1969 bis 1974 hatte mit Golda Meir die erste Frau das Amt des israelischen Ministerpräsidenten inne.

1973: Jom-Kippur-Krieg

Hauptartikel: Jom-Kippur-Krieg

Am 6. Oktober 1973, dem jüdischen Versöhnungsfest Jom Kippur, griffen Syrien und Ägypten Israel im Jom-Kippur-Krieg an.

Der Angriff überraschte die unvorbereiteten Israelis und brachte den Angreifern zunächst militärische Anfangserfolge. Aus israelischer Sicht wirkte sich der Überraschungsangriff auf die Einberufung, anders als die arabischen Strategen gedacht hatten, nicht negativ aus. Im Gegenteil verlief die Einberufung der Reservisten außergewöhnlich schnell, und das trotz der anfänglichen Überraschung und einiger Verwirrung in den Mobilmachungsdepots. Während des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur ruhte das öffentliche Leben fast vollständig, wodurch kein Straßenverkehr die Militärtransporte behinderte und die Reservisten in ihren Häusern und Synagogen schnell ausfindig gemacht werden konnten. Weniger als 24 Stunden nach Beginn der Kampfhandlungen erreichten die ersten Teile zweier Reservedivisionen unter Avraham Adan und Ariel Scharon die Orte Baluza und Tasa, jeweils 250 Kilometer von ihren Heimatbasen entfernt.

Die Syrer drangen mit über 1400 Panzern in die Golanhöhen ein, die Ägypter durchbrachen die israelischen Verteidigungsstellungen und überquerten den Sueskanal. Mit Ausnahme eines kleinen Gebietes um Port Said an der Mittelmeerküste gelang den Ägyptern die Einnahme der Bar-Lew-Linie und die Besetzung eines Streifens parallel zum Sueskanal.

Den Israelis gelang es jedoch relativ bald, die Angreifer zurückzuschlagen. Im Norden führte die Gegenoffensive zu einer Niederlage für die syrische Armee, die in wenigen Tagen – bis zum 10. Oktober – bereits besiegt war und 870 Panzer sowie tausende Fahrzeuge und Geschütze zurücklassen musste. Die Syrer wurden bis 32 Kilometer vor Damaskus zurückgedrängt, die syrische Hauptstadt massiv bombardiert, was viele zivile Opfer forderte. Ein Durchbruch durch die syrische Front gelang den israelischen Truppen jedoch nicht.

Auf der Sinai-Halbinsel drängten israelische Truppen die Ägypter ebenfalls zurück und überquerten am 16. Oktober den Sueskanal. Südlich der Bitterseen gelang es den Israelis unter Führung von General Ariel Scharon, die auf dem Ostufer verbliebene ägyptische 3. Armee einzukesseln. Die israelische Armee stand nun jenseits des Sueskanals, 120 km vor Kairo.

Am 22. Oktober rief der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Resolution 338 auf Druck der Vereinigten Staaten alle Parteien auf, das Feuer einzustellen. Bei Inkrafttreten des Waffenstillstands am 22. Oktober (Nordfront) bzw. 24. Oktober (Südfront) waren die Syrer besiegt; die eingeschlossene und unversorgte ägyptische 3. Armee stand vor der Vernichtung.

Nach dem Beginn des Waffenstillstands begannen in einem Zelt am Meilenstein 101 der Straße zwischen Kairo und Sues Verhandlungen zur Truppenentflechtung zwischen den kriegführenden Parteien. Diese Verhandlungen zogen sich über Monate hin.

Die Verluste waren auf beiden Seiten hoch. Mehr als 2600 israelische Soldaten fielen, 7500 wurden verwundet und 300 gerieten in Gefangenschaft. Die israelische Luftwaffe erlitt große Verluste durch den Einsatz von Flugabwehr-Raketen aus sowjetischer Produktion. Auf arabischer Seite gab es über 8500 Tote zu beklagen.

Der Krieg führte zu einer Traumatisierung der israelischen Öffentlichkeit, die die außenpolitische Bedrohung kaum wahrgenommen hatte, weil die israelische Armee bis dahin als unbesiegbar gegolten hatte. Die Vorwürfe aufgrund der massiven Verluste zwangen die israelische Regierungschefin Golda Meir im April 1974 zum Rücktritt.

Für die arabische Welt stellte der Krieg politisch einen Erfolg dar. Mit dem Krieg konnte Israel signalisiert werden, dass die arabische Welt ein militärisch nicht zu unterschätzender Gegner war.

Der Jom-Kippur-Krieg war Auslöser der Ölpreiskrise 1973.

1977: Beginn des Friedensprozesses

 

Menachem Begin, der erste israelische Premierminister des revisionistischen Flügels des Zionismus

Im Mai 1977 veränderte die 9. Knessetwahl die politische Landschaft des Landes. Hatten seit Staatsgründung stets linke Regierungen das Land dominiert, kam es nun erstmals zu einer konservativen Mehrheit im Parlament; Menachem Begin wurde Ministerpräsident einer Koalition aus Konservativen, liberalen und religiösen Parteien.

Am 9. November 1977 verkündete der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat im ägyptischen Parlament wie schon 1971 eine Friedensinitiative. Inwieweit dahinter von Anfang an ein wirklicher Wille zur Aussöhnung mit Israel stand oder lediglich das Ziel, den Suez-Kanal und den Sinai zurückzuerhalten, lässt sich nicht ganz nachvollziehen, da der 1971er Initiative der Überfall auf Israel (Jom-Kippur-Krieg) gefolgt war. Tatsache ist: Auf Präsident Sadats Initiative hin kam 1977 ein Friedensprozess in Gang, und der israelisch-ägyptische Friedensvertrag (siehe auch Camp-David-Abkommen) wurde unterzeichnet, der unter anderem die Rückgabe des Sinai bis 1982 regelte.

Schon direkt nach dem Sechstagekrieg 1967 wurde die israelische Gesetzgebung auch auf den besetzten Ostteil Jerusalems ausgeweitet. Am 30. Juli 1980 verabschiedete die Knesset das Jerusalemgesetz und erklärte damit Jerusalem zur ewigen und unteilbaren Hauptstadt Israels. Die Annexion Ostjerusalems wie auch die 1981 erfolgte Annektierung der Golanhöhen werden allerdings international nicht anerkannt und verurteilt.

Während des Ersten Golfkriegs zwischen Irak und Iran bombardierten israelische Flugzeuge im Juni 1981 den irakischen Atomreaktor Osirak in der Nähe von Bagdad und zerstörten ihn (Operation Opera). Begründet wurde diese Operation mit der atomaren Bedrohung Israels durch den Irak.

Ab den 1980er Jahren nahmen die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern immer mehr zu.

Im Juni 1982 begann der erste Libanonkrieg aufgrund von Anschlägen der PLO gegen Israel. Als Reaktion ließ der israelische Regierungschef Menachem Begin den Libanon durch die israelischen Streitkräfte angreifen, da die PLO ihre Aktionen aus Beirut koordinierte. Nach der Besetzung Beiruts durch die Israelis zog die PLO aus dem Libanon ab. Der Krieg endete im September des gleichen Jahres, nach Schätzungen waren ihm 10.000 Menschen zum Opfer gefallen. Israel besetzte den Südlibanon bis 1985, danach richtete Israel bis 2000 eine Sicherheitszone mit der SLA ein. Syrien besetzte den Libanon de facto bis 2005.

1987: Erste Intifada

 

Der Friedensnobelpreisträger und Premierminister Jitzchak Rabin wurde 1995 Opfer eines Attentats

Im Jahre 1987 brachen gewalttätige Unruhen von Palästinensern aus, die sogenannte Erste Intifada. Die Folgejahre standen im Zeichen dieser Auseinandersetzung, aber auch von Friedensverhandlungen, die zur Einführung einer palästinensischen Selbstverwaltung für die Gebiete des Gazastreifens und des Westjordanlandes führten. Zwischenzeitlichen Fortschritten standen Rückschritte und schwere Krisen – zum Beispiel die Ermordung Jitzchak Rabins durch einen jüdischen Extremisten sowie wiederholte Selbstmordattentate palästinensischer Terroristen – gegenüber. Den vorerst größten Stillstand erreichte der sogenannte Oslo-Friedensprozess, nachdem sich 2000 der israelische Ministerpräsident Ehud Barak und der PLO-Chef Jassir Arafat in Camp David unter der Vermittlung des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton nicht hatten einigen können. Strittige Punkte waren vor allem die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge, die Teilung Jerusalems und die Aufgabe von Gebieten, die Israel im Sechstagekrieg erobert hatte. Auch relativ weitreichende Zugeständnisse der Israelis, wie der Verzicht auf 95 % der umstrittenen Gebiete, konnten ein Scheitern der Verhandlungen nicht verhindern.

Bei der Beurteilung der Verhandlungen und der Gründe für deren Scheitern gibt es unterschiedliche, kontrovers diskutierte Ansichten (siehe Camp David II).

2000: Zweite Intifada

Nur wenige Monate später, im September 2000, brach die Zweite Intifada aus, in deren Verlauf die Friedensverhandlungen abgebrochen wurden. Palästinensische Selbstmordattentate und israelische Militäraktionen, wie der Einmarsch in arabische Städte, kosteten bis Anfang 2005 mehrere tausend Menschen beider Seiten das Leben. Mit dem Abkommen von Scharm asch-Schaich, das am 8. Februar 2005 von Ministerpräsident Ariel Scharon, dem Chef der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas, dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak und König Abdullah II. von Jordanien unterzeichnet wurde, endete die al-Aqsa-Intifada.

Nach dem Erfolg der radikalislamischen Terrororganisation und Partei Hamas bei den Parlamentswahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten sowie der israelischen Partei Kadima zu den Wahlen zur Knesset 2006, aus denen Ehud Olmert als neuer Ministerpräsident hervorging, verschärfte sich die innenpolitische Lage in Israel dramatisch. Im Sommer 2006 eskalierte die Situation, als Israel auf die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hamas mit Angriffen im Gazastreifen und Westjordanland reagierte. Mit der Solidarisierung der Hisbollah mit der Hamas durch die Entführung weiterer israelischer Soldaten begann der zweite Libanonkrieg.

Nach jahrelangen Hindernissen scheint die diplomatische Annäherung zwischen dem Vatikan und Israel konkreter zu werden. Streitpunkt ist ein altes Gesetz, das immer noch in Israel gültig ist und den Kirchen die Erlaubnis von Güterbesitz verweigert. Der Heilige Stuhl möchte seine historischen Besitztümer wieder zurückerhalten, die vom Staat „geraubt“ wurden. Dazu gehört beispielsweise das Pilgerhaus in der Meeresstadt Caesarea.[67]

Am 28. Dezember 2008 begann die israelische Armee mit der Operation Gegossenes Blei eine Reihe von schweren Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen, nachdem von dort Kurzstreckenraketen auf israelische Ortschaften gefeuert worden waren. Am 3. Januar 2009 wurde die Operation zu einer Bodenoffensive ausgeweitet.

Am 31. Mai 2010 kam es zum Ship-to-Gaza-Zwischenfall, bei dem eine Anzahl Schiffe durch das israelische Militär abgefangen wurde, die die Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen wollten. Neun Aktivisten kamen dabei ums Leben. Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel haben sich seitdem massiv verschlechtert. Schon vorher hatte sich die Türkei unter der Erdogan-Regierung von Israel entfernt, sich zum Fürsprecher der Hamas entwickelt und den Schulterschluss mit dem Iran gesucht, dessen Präsidenten er als den „besten Freund“ bezeichnete.[68]

Im Juli 2014, nach einem Mord an drei jüdischen Religionsschülern und einem noch ungeklärten Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen, war ein erneuter Konflikt zwischen Israel und der Hamas ausgebrochen. Die israelische Armee startete die Operation Protective Edge und begann mit der Invasion des Gazastreifens. Am 26. August endeten die Gefechte mit einem Waffenstillstand.

Nachdem es im November 2014 zu einer Regierungskrise zwischen Likud und den liberalen Parteien gekommen war, enthob Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am 2. Dezember seinen Finanzminister Yair Lapid und Justizministerin Tzipi Livni ihrer Ämter. Im März 2015 fanden daher Neuwahlen statt, die Netanjahus Partei gewann.

Seit Oktober 2015 kommt es immer wieder zu Messerattacken von palästinensischen Terroristen auf Passanten und Sicherheitskräfte. Bei dieser neuen Welle von Gewaltakten sind bisher 34 Israelis und mindestens 220 Palästinenser sowie ein Tourist aus den USA getötet worden (Stand: 1. Juli 2016). Die meisten der Palästinenser wurden bei Anschlägen und Anschlagsversuchen auf Israelis von den Sicherheitskräften erschossen. Oft handeln die Täter allein und ohne eine übergeordnete Struktur. Die israelischen Behörden machen eine radikale Anstachelung von Palästinensern dafür verantwortlich.[69][70]

Siehe auch: Nahostkonflikt und Chronologie des israelisch-palästinensischen Konflikts

Politische Indizes
Name des Index Indexwert Weltweiter Rang Interpretationshilfe Jahr
Demokratieindex 7,84 von 10 27 von 167 Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[71]
Freedom in the World Index 76 von 100 Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[72]
Rangliste der Pressefreiheit 30,84 von 100 88 von 180 Erkennbare Probleme für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2020[73]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) 60 von 100 35 von 180 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber 2020[74]

 

Die Knesset, das israelische Parlamentsgebäude

Hauptartikel: Politisches System Israels

Der Staat Israel ist eine parlamentarische Demokratie nach westlichem Vorbild. Die Organisation Freedom House und die Zeitschrift The Economist stufen Israel als einziges Land im Nahen Osten als freie Demokratie ein.[75][76] Im Demokratieindex 2019 der britischen Zeitschrift The Economist belegt Israel Platz 27 von 167 Ländern, was die beste Platzierung unter den Staaten des Nahen Ostens darstellt (gefolgt von Libanon auf Platz 108). Israel gilt dem Index nach als eine „unvollständige Demokratie“.[77]

Verfassung

Hauptartikel: Politisches System Israels#Die Verfassung

Israel verfügt als einer von drei Staaten weltweit, neben dem Vereinigten Königreich und Neuseeland, über keine kodifizierte Verfassung.[78]

Am 13. Juni 1950 beschloss die Knesset die Hariri-Resolution, nach der eine Verfassung in Form von einzelnen „Grundgesetzen“ aufgebaut werden solle. Jedes Grundgesetz solle dem Parlament einzeln vorgelegt werden, die Gesamtheit dieser Grundgesetze solle als „Verfassung“ Israels gelten. Die Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948 sowie inzwischen elf Grundgesetze ersetzen eine Verfassung.

Die zwischen 1958 und 1984 verabschiedeten acht Grundgesetze befassen sich mit den Institutionen des Staates Israel. 1992 wurden sie durch die Grundgesetze zur Berufsfreiheit und zur Menschenwürde und Freiheit erstmals um den Schutz von Grundrechten ergänzt.[79]

Am 19. Juli 2018 verabschiedete das israelische Parlament das Nationalstaatsgesetz (offiziell Grundgesetz: Israel – Der Nationalstaat des jüdischen Volkes). Darin ist der Anspruch Israels verankert, die „nationale Heimstätte des jüdischen Volkes zu sein“. Ferner bestimmt das Gesetz das vereinte Jerusalem zur Hauptstadt Israels. Flagge, Nationalhymne, der hebräische Kalender und jüdische Feiertage sind seitdem als Nationalsymbole festgeschrieben, Hebräisch als alleinige Amtssprache.[80] Der arabischen Sprache wird ein Sonderstatus eingeräumt; ein Zusatz stellt klar, dass der bisherige Gebrauch und Status der Sprache durch das Gesetz nicht beeinträchtigt werde.[81]

Staatspräsident

 

Sitzungszimmer im Präsidentenpalais in Jerusalem

Hauptartikel: Staatspräsident (Israel)

Der Staatspräsident (hebräisch Nasi) wird von der Knesset in einer geheimen Abstimmung durch eine absolute Mehrheit für eine siebenjährige Amtszeit gewählt. Eine Wiederwahl ist nicht möglich. Das Amt des Präsidenten symbolisiert die Einheit des Staates über parteipolitische Grenzen hinweg. Seine Aufgaben sind repräsentativer und formeller Art. Am 10. Juni 2014 wurde Reuven Rivlin zum Staatspräsidenten gewählt, der am 24. Juli 2014 sein Amt antrat.[82] Sein Vorgänger war Schimon Peres.

Parlament

Hauptartikel: Knesset

Das israelische Parlament, die Knesset, wurde am 25. Januar 1949 zum ersten Mal gewählt. Die 120 Mitglieder der Knesset werden in geheimer Wahl für vier Jahre gewählt.[83] Das Frauenwahlrecht führte Israel bereits 1946 ein.[84] Die allgemeinen Wahlen sehen starre Listen vor, das heißt, die Wähler stimmen nur für Parteilisten und können die Reihenfolge innerhalb der Listen nicht beeinflussen. Es gibt keine unterschiedlichen Wahlbezirke, alle Wähler stimmen für dieselben Parteilisten. Die Knesset wählt den Präsidenten und beschließt die Gesetze. Das oberste Gericht kann ein Gesetz nur aufheben, wenn es gegen die Verfassung verstößt.

Regierung

Hauptartikel: Regierung (Israel)

Der Ministerpräsident (Regierungschef), (hebräisch ראש הממשלה, Rosch haMemschala „Oberhaupt der Regierung“) und sein Kabinett üben die ausführende Gewalt aus.

Der Präsident beauftragt denjenigen Parteiführer, der ein Mitglied der Knesset sein muss, eine neue Regierung zu bilden, der am ehesten dazu imstande ist. Nach der Auswahl des Präsidenten hat der auserkorene Ministerpräsident 45 Tage Zeit, eine Regierung zu bilden, die dann kollektiv von der Knesset gebilligt werden muss. Dabei stellt der Ministerpräsident auch die Grundlinien seiner Regierungspolitik dar.

Die Regierung ist mit der Durchführung der internen und auswärtigen Angelegenheiten beauftragt. Die Möglichkeiten, die Richtlinien der Politik zu bestimmen, sind sehr umfassend, und der Ministerpräsident ist autorisiert, zu jedem Thema Maßnahmen zu ergreifen, wenn dies nicht per Gesetz einer anderen Autorität übertragen ist.

Die Minister sind dem Ministerpräsidenten gegenüber für die Erfüllung ihrer Aufgaben verantwortlich und verpflichtet, der Knesset über ihre Handlungen Rechenschaft abzulegen. Die meisten Minister haben einen Geschäftsbereich und leiten ein Ministerium; andere arbeiten ohne Geschäftsbereich, können jedoch mit Sonderaufgaben beauftragt werden.

Mindestens die Hälfte der Minister haben der Knesset als Abgeordnete anzugehören, wobei jedoch alle Minister als Kandidaten für die Knesset geeignet sein müssen. Der Ministerpräsident oder ein anderer Minister mit Billigung des Ministerpräsidenten ernennt maximal sechs stellvertretende Minister, die alle der Knesset als Abgeordnete angehören müssen.

Bisher wurden alle Regierungen in Israel auf der Basis einer Koalition verschiedener Parteien gebildet, da keine Partei eine ausreichende Zahl von Mandaten in der Knesset auf sich vereinigen konnte, um alleine eine Regierung zu bilden.

Die Regierung bleibt in der Regel für vier Jahre im Amt. Der Ministerpräsident und die Minister einer aus dem Amt scheidenden Regierung nehmen ihre Pflichten so lange wahr, bis eine neue Regierung ihre Arbeit aufnimmt. Kann der Ministerpräsident nicht länger seinen Pflichten nachkommen, im Falle seines Rücktritts, einer gegen ihn gerichteten Anklage, eines erfolgreich durchgeführten Misstrauensvotums der Knesset oder seines Todes, überträgt die Regierung einem ihrer Mitglieder, das zugleich Knessetabgeordneter ist, die Amtsgeschäfte. Dieser amtierende Ministerpräsident hat die gesamte Autorität; ausgenommen ist allerdings die Möglichkeit, die Knesset aufzulösen.

Ministerpräsident ist seit dem 13. Juni 2021 Naftali Bennett, der den seit 2009 regierenden Benjamin Netanjahu ablöste.

Parteien und politische Organisationen

Hauptartikel: Liste der politischen Parteien in Israel

Israel besitzt ein Mehrparteiensystem. Im Parlament sind seit der Staatsgründung nie weniger als zehn Parteien vertreten. Ursachen dafür sind die niedrige Sperrklausel sowie vor allem die durch Einwanderung gewachsene Heterogenität der Bevölkerung.

Die wichtigste Trennlinie zwischen den Parteien ist seit dem Sechstagekrieg die zwischen „Tauben“ und „Falken“. „Tauben“ vertreten das Prinzip „Land für Frieden“. Sie befürworten die Errichtung eines palästinensischen Staates und die Teilung Jerusalems zwischen Israel und Palästina. Die sog. „Falken“ vertreten hingegen die Formel „Frieden für Frieden“, wohinter die Absicht steht, die besetzten Territorien auf lange Sicht ganz oder teilweise zu annektieren. Traditionell stehen sich die Awoda als führende Partei des „Tauben“-Lagers und Likud als führende Partei der „Falken“ gegenüber.[85] Bis 1977 gehörten alle Ministerpräsidenten Awoda oder deren Vorläufern an, seither gab es überwiegend Regierungschefs aus dem Likud.

Größte rechte Partei ist traditionell der Likud, daneben existieren kleinere rechte Parteien wie Jisrael Beitenu (hauptsächlich von russischen Einwanderern gewählt). Die religiösen Parteien, bei denen zwischen Ultraorthodoxen (Schas und Vereinigtes Thora-Judentum) und Nationalreligiösen (hauptsächlich Jamina) unterschieden wird, waren seit 1977 zumeist mit dem Likud verbündet. Größte linke Partei ist traditionell die sozialdemokratische Awoda, weiter links besteht daneben Meretz. Awoda und linke Parteien insgesamt haben an Bedeutung verloren. Seit Ende der 1970er Jahre kam es häufig zur Gründung zentristischer Parteien, die oft kurzlebig waren, die bedeutendste in der 2021 gewählten Knesset ist Jesch Atid (liberal, laizistisch). Oft kommt es vor Wahlen zur Gründung neuer Parteien oder Allianzen bestehender Parteien. Daneben bestehen Parteien, die weit überwiegend (Chadasch) oder ausschließlich von Arabern unterstützt werden und häufig in unterschiedlichen Konstellationen mit gemeinsamen Listen antreten.

Aus den stark sozialistischen Anfängen des israelischen Staates erklärt sich die bedeutende Rolle, die die Histadrut, der Allgemeine Verband der Arbeiter Israels, im politischen Leben spielt.

In Deutschland sind die bekanntesten Gruppen der israelischen Friedensbewegung Gusch Schalom und Peace Now. Daneben gibt es noch einige andere unabhängige Menschenrechtsorganisationen wie B’Tselem und Machsom Watch (Checkpoint Watch) sowie die Bürgerrechtsgruppe ICAHD.

Frauenwahlrecht

1920 schuf der Jischuw eine Repräsentantenversammlung. Diese verfügte zwar über keine juristische Legitimation, da die Macht bei der britischen Mandatsmacht lag; doch diese war zur Zusammenarbeit mit jüdischen Vertretungen angehalten. Ultraorthodoxe Männer blockierten das Frauenwahlrecht im Jischuw in den Anfängen erfolgreich. Als Kompromisslösung erhielten Frauen im April 1920 für eine beschränkte Zeit das Wahlrecht.[86] Die ultraorthodoxen Männer wurden dadurch entschädigt, dass sie zwei Stimmen erhielten: eine für sich und eine für ihre Frau. Ein dauerhaftes Frauenwahlrecht gab es ab 1925 bei den Wahlen zur zweiten Gesetzgebenden Versammlung.[86] Das Prinzip Eine Stimme pro Person wurde jedoch erst bei der Wahl der vierten Gesetzgebenden Versammlung im August 1944 angewendet.[86] Die für diese Wahl geltenden Regeln bildeten die Grundlage für die Verfassung des Staats Israel, der am 15. Mai 1948 unabhängig wurde.[86] Nach der Unabhängigkeitserklärung sollte innerhalb von fünf Monaten eine Konstituierende Versammlung eine Verfassung aufstellen, was jedoch wegen des Kriegs nicht möglich war. Im Januar 1949 fanden Knessetwahlen nach dem System statt, das für die Repräsentantenversammlung (siehe oben) gegolten hatte. Am 16. Februar 1949 wurden dann zunächst einige Basisgesetze von der Konstituierenden Versammlung beschlossen.[87] Die Vorschrift, dass das Geschlecht keine Rolle spielen darf, war Teil dieser Basisgesetze.[88]

Verwaltungsgliederung

 

Karte der Bezirke im Staat Israel

Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Israels

Bezirke

Hauptartikel: Bezirke Israels

Das Staatsgebiet Israels ist in sechs Bezirke, hebräisch מחוזות mechozot (Singular machoz), eingeteilt. Fast alle Bezirke sind in insgesamt 15 Unterbezirke, hebräisch נפות nafot (Singular. nafa) unterteilt. Zusätzlich wird in den offiziellen Statistiken der Militärbezirk Judäa und Samaria geführt. Dieser umfasst die jüdischen Siedlungen im Westjordanland.

Die sechs Bezirke Israels sind:[89]

  • Nordbezirk; hebräisch Mechoz haTzafon;
  • Bezirk Haifa; hebräisch Mechoz Cheifa;
  • Zentralbezirk; hebräisch Mechoz haMerkaz;
  • Bezirk Tel Aviv; hebräisch Mechoz Tel-Aviv;
  • Bezirk Jerusalem; hebräisch Mechoz Jeruschalajim;
  • Südbezirk; hebräisch Mechoz haDarom;
  • Unter Militärverwaltung: Judäa und Samaria; hebräisch Ezor Jehudah veSchomron

Kommunalverwaltung

Die Kommunalverwaltung besteht aus drei unterschiedlichen Typen: der Stadtverwaltung, der Gemeindeverwaltung und der Regionalverwaltung.

Stadtverwaltung

Hauptartikel: Stadtverwaltung (Israel)

Eine Stadtverwaltung, hebräisch Iriyah, ist die größte Form der Kommunalverwaltung in Israel. Der Status einer Stadtverwaltung wird vom israelischen Innenminister an sich bewerbende Ortschaften vergeben, die normalerweise mehr als 20.000 Einwohner haben. Vereinzelt sind auch Ausnahmen möglich. 2008 gab es 71 Stadtverwaltungen.

Gemeindeverwaltung

Hauptartikel: Lokalverband (Israel)

Eine Gemeindeverwaltung, hebräisch מועצה מקומית Mo'atzah Mekomit, englisch local council, daher auch Lokalverband, ist eine Verwaltungseinheit für die kleineren urbanen Siedlungen und die größeren landwirtschaftlichen Ortschaften. Eine Gemeindeverwaltung hat zwischen 2000 und 20.000 Einwohnern und liegt damit in der Verwaltungsgliederung Israels zwischen Städten und ländlichen Regionalverbänden. Im Jahr 2007 bestanden in Israel insgesamt 141 Gemeindeverwaltungen.

Regionalverwaltung

 

Das Büro des Regionalverbandes Menashe

Hauptartikel: Regionalverband (Israel)

Regionalverwaltungen, hebräisch מועצה אזורית Mo'atza Azorit, sind die dritte Art der Kommunalverwaltung in Israel. Dabei handelt es sich häufig um eine Verwaltung auf zwei Ebenen.

Die Regionalverwaltung ist für mehrere kleinerer Siedlungen in ländlichen Gegenden zuständig, die häufig einen eigenen Gemeindeausschuss besitzen. Die Siedlungen sind für gewöhnlich über eine größere Fläche verteilt, aber in geographischer Nähe zueinander. Die einzelnen Siedlungen innerhalb eines Regionalverbandes haben weniger als 2000 Einwohner.

Der Gemeindeausschuss einer Siedlung entsendet Abgeordnete in die Regionalverwaltung, die direkt berufen oder durch Wahl bestimmt sind, in Proportion zur Einwohnerzahl. Viele Kibbuzim und Moschawim sind Teil einer Regionalverwaltung. 2003 gab es 53 Regionalverbände in Israel.

Außen- und Sicherheitspolitik

 

Staaten mit Botschaften aus Israel

 

Staaten, die Botschaften in Israel haben

Hauptartikel: Außenpolitik Israels

Siehe auch: Iranisch-israelische Beziehungen und Irakisch-israelische Beziehungen

Ziel der israelischen Außenpolitik ist eine Lösung des Nahostkonflikts, infolge der eine langfristige Verbesserung der Beziehung zu den arabischen Ländern erhofft wird. Israel hat sowohl mit Ägypten als auch mit Jordanien einen Friedensvertrag unterzeichnet. Im Januar 2007 berichtete die israelische Zeitung Haaretz außerdem, dass es zwischen 2004 und 2006 mit Syrien geheime Friedensverhandlungen gegeben habe.[90]

Weiteres Ziel der israelischen Sicherheitspolitik ist die Immigration möglichst vieler Juden, speziell derjenigen, die aus israelischer Sicht existentieller Bedrohung ausgesetzt sind. In mehreren spektakulären Aktionen hat Israel Juden, teilweise unter Zuhilfenahme des Militärs, nach Israel gebracht, selbst wenn diese nicht israelische Staatsbürger waren, beispielsweise die Evakuierung äthiopischer Juden während der Hungersnot in deren Land.

Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter und gewähren ihm den Status eines „wichtigen Verbündeten außerhalb der NATO“. Dabei wird Israel gegenüber Jordanien und Ägypten, die ebenfalls mit den Vereinigten Staaten verbündet sind, bevorzugt behandelt. Dies betrifft beispielsweise den Zugang zu nachrichtendienstlichen Informationen oder Rüstungstechnologie.

Tatsächlich haben die USA ein weitreichendes eigenständiges Interesse an der Region und am Fortbestand Israels. So zählt Israel zu denjenigen Staaten, denen der Kongress im Rahmen des sogenannten Foreign-Military-Financing-Programms militärische Entwicklungshilfe der höchsten Stufe bewilligt, die aber unter der Bedingung vergeben werden, dass das Nehmerland militärische Ausrüstung ausschließlich von amerikanischen Rüstungsfirmen beschafft. Darüber hinaus müssen die USA dem Weiterverkauf von Rüstungsgütern, die mit diesem Finanzierungsprogramm erworben wurden, in jedem Einzelfall zustimmen.

Israel kooperiert außerdem in vielen Bereichen mit der VR China und insbesondere mit Indien. Seit den 1950er Jahren leistet Israel Entwicklungspolitik in Afrika und mit weniger Aufwand auch in Asien. Treibende Kraft dahinter waren Golda Meir bzw. Mosche Scharet. Ziel der Entwicklungspolitik war es, die Einkreisung durch feindliche arabische Staaten zu durchbrechen und die uneingeschränkte Unterstützung für die arabischen Länder durch schwarzafrikanische Nationen zu schwächen. Im Falle von Äthiopien hatte man auch Interesse daran, die Sicherheit der dortigen jüdischen Minderheit zu gewährleisten.

Am 7. September 2010 vollzog Israel den Beitritt zur OECD.[91]

Nach dreieinhalb Jahren Bauzeit wurde im Dezember 2013 eine ca. 400 km lange Sperranlage zu Ägypten fertiggestellt, um illegale Migranten aus Afrika davon abzuhalten, nach Israel einzuwandern, und Drogen- und Waffenschmuggel einzudämmen. Die Baukosten betrugen 450 Millionen US-Dollar.[92][93]

Ein Friedensvertrag zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten, auch Abraham-Abkommen genannt, wurde am Dienstag, dem 15. September 2020, um 13.37 Uhr vor dem Weißen Haus in Washington in Anwesenheit von US-Präsident Trump durch Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und den Außenminister der Emirate Abdullah bin Said al-Nahjan unterzeichnet. Zeitgleich erfolgte ein Friedensvertrag zwischen Israel und Bahrain mit dem Königreich Bahrain durch Abdullatif bin Raschid al-Sajani, ebenso mit Marokko und dem Sudan. Eine Anerkennung des Existenzrechts Israels durch andere arabische Staaten blieb bislang jedoch aus.

Israel und Kosovo vereinbarten am 1. Februar 2021 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Mit der Übereinkunft erkennt ein weiteres Land mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung Israel an. Kosovo ist auch das erste europäische Land, das seine Botschaft in Israels Hauptstadt Jerusalem eröffnen will. Bisher haben nur die USA und Guatemala ihre diplomatischen Vertretungen von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt. Der außenpolitische Sprecher der Europäischen Union, Peter Stano, drohte jedoch, der Kosovo würde durch die Botschaftsentscheidung seine Perspektive auf eine EU-Mitgliedschaft verspielen, was jedoch den Kosovo nicht davon abhält.[94] Auch Äquatorialguinea will seine Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegen.[95]

Israelische Friedensdiplomatie

Hauptartikel: Israelische Friedensdiplomatie

 

Vom ehemaligen israelischen Ministerpräsident Ehud Olmert vorgelegtes Friedensangebot mit Lösung des Siedlungsproblems durch einen territorialen Austausch zur Erschaffung eines souveränen Staates Palästina in Territorium äquivalent zu der Größe des Westjordanlandes und des Gazastreifens.

Sowohl die frühen zionistischen Vertreter vor der Unabhängigkeit Israels als auch mehrere israelische Regierungschefs danach haben seit 1919 mehrere Übereinkünfte mit arabischen Vertretern getroffen und eine Vielzahl von Friedensangeboten vorgelegt, jedoch konnte aus verschiedensten Gründen keines von diesen einen regionalen Frieden etablieren. Diese Friedensangebote sollten die zentralen Konfliktfragen in den israelisch-palästinensischen und den israelisch-arabischen Gesprächen endgültig klären – Grenzen, israelische Siedlungen, Sicherheit und Flüchtlinge.

Diese Angebote enthielten unter anderem das neun Tage nach Israels Sieg im Sechstagekrieg vorgelegte Friedensangebot an Syrien und Ägypten, welches über amerikanische diplomatische Kanäle vermittelt wurde und die Rückgabe der Golanhöhen an Syrien und die Rückgabe des Sinais an Ägypten im Gegenzug für einen Friedensvertrag anbot. Die arabische Liga lehnte jedoch durch die Khartoum-Resolution jegliche Verhandlungen mit Israel kategorisch ab (Kein Frieden mit Israel, keine Anerkennung Israels und keine Verhandlungen mit Israel). Des Weiteren wurde 1967 bis 1970 im Rahmen des Allon-Plans die Rückgabe von bis zu 98 % des Westjordanlandes an Jordanien angeboten, jedoch lehnte dies König Hussein I ab.[96]

Weitere wichtige Ereignisse waren die Übergabe von 40 % des Westjordanlandes mit über 90 % der Bevölkerung an die Palästinensische Autonomiebehörde im Verlauf des Oslo-Friedensprozesses sowie die Zustimmung Israels zu den Clinton Parameters. Diese sahen einen zukünftigen palästinensischen Staat in ganz Gaza und bis zu 97 % des Westjordanlandes vor. Zusätzlich überließ Israel 2005 unter dem „Scharon-Plan“ ganz Gaza an die Palästinensische Autonomiebehörde und bot 2008 eine territoriale Lösung der umstrittenen Gebiete des Westjordanlandes an, welche durch einen gegenseitigen Gebietsaustausch einen palästinensischen Staat im Westjordanland ermöglichte (siehe Abbildung). Dieser Vorschlag wurde jedoch von Mahmud Abbas abgelehnt.[97]

Militär

Hauptartikel: Israelische Verteidigungsstreitkräfte

 

Der Merkava 4, Israels modernster Kampfpanzer

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (hebräisch צבא ההגנה לישראל Tzwa haHagana leJisra'el, kurz צה"ל Tzahal, oder englisch Israel Defense Forces, kurz IDF) gelten als die stärksten Streitkräfte der Region. Die Personalstärke und die Anzahl der Waffensysteme unterliegen der Geheimhaltung. Schätzungen gehen von einem Personalstand von rund 176.500 Männern und Frauen (davon Heer: 133.000, Luftwaffe: 34.000, Marine: 9500) aus, die im Verteidigungsfall auf über 600.000 verstärkt werden können.[98] Die militärische Bedrohung hat sich für Israel nach dem Ende des Kalten Krieges von symmetrisch ausgerichteten Gegnern zu asymmetrisch kämpfenden palästinensischen und libanesischen Organisationen gewandelt.

In Israel gilt eine Wehrpflicht von 36 Monaten für Männer und 24 Monaten für Frauen, von der israelische Araber sowie alle nichtjüdischen, schwangeren oder verheirateten Frauen ausgenommen sind. Nur Frauen ist es gestattet, der Wehrpflicht aus Gewissensgründen nicht nachzukommen; sie leisten dann einen zivilen Ersatzdienst von ein bis zwei Jahren. Das monatliche Gehalt der Wehrpflichtigen beträgt rund 460 NIS (circa 98 Euro).[99] Bei einer Wehrdienstverweigerung kann eine Haftstrafe verhängt werden.[100]

Ein Charakteristikum des israelischen Wehrsystems ist die international vergleichsweise hohe Einbindung seiner Reservisten, die aufgrund des regelmäßigen Reservedienstes (ein Monat pro Jahr bei Unteroffizieren und Mannschaften bis zur Vollendung des 42. Lebensjahres und des 51. bei Offizieren, bei Frauen bis zur Vollendung des 24. Lebensjahres) einen hohen Grad an Ausbildung und Verwendungsfähigkeit beibehalten. Die Streitkräfte führen auch in Kooperation mit den USA und anderen NATO-Ländern regelmäßig Übungen durch und schicken ihren Führungsnachwuchs häufig zur Ausbildung in diese Staaten.

 

IAI Lavi israelischer Produktion- eine Darstellung der israelischen Wehrtechnik

 

F-16I 'Sufa'

 

Patrouillenboot der Dabur-Klasse auf See.

 

Israelische F-15 I Ra’am, eine Variante der als Atomwaffenträger geeigneten McDonnell Douglas F-15E Strike Eagle

 

Soldaten des Netzach Jehuda-Bataillons

 

Shavit beim Start – eine Trägerrakete, die aus der Jericho-2-Mittelstreckenrakete entwickelt wurde.

 

Soldatinnen des Karakal-Bataillons

Das Rückgrat des Heeres ist die Panzertruppe mit rund 1500 modernen Kampfpanzern des Typs Merkava. Darüber hinaus sind noch etwa 2000 ältere Modelle, v. a. M60 (Magach), überwiegend bei Reserveeinheiten, im Einsatz. Die Luftstreitkräfte verfügen über etwa 500 Kampfflugzeuge und 200 Hubschrauber;[98] diese entstammen zwar fast ausschließlich US-amerikanischer Produktion, wurden jedoch oft bereits beim Bau oder nachträglich von israelischen Rüstungsunternehmen für die spezifischen Erfordernisse der israelischen Streitkräfte modifiziert und besitzen in der Regel Bewaffnung (wie Delilah, Nimrod und Spice) sowie Elektronik (wie Litening) israelischer Produktion. Die israelische Marine verfügt u. a. über rund 40 Patrouillenboote, zehn Raketenboote, drei Korvetten und vier moderne U-Boote der Dolphin-Klasse. Die deutsche Rüstungsindustrie ist an der Entwicklung und Lieferung der Dolphin-U-Boote beteiligt.[101] Außerdem wurde der Motor des Merkava IV-Panzers von MTU Friedrichshafen entwickelt und wird unter Lizenz von L-3 Communication Combat Propulsion Systems (vorher General Dynamics) produziert.[102] Im Gegenzug wurde Deutschland mit den in Israel entworfenen Spike-Panzerabwehrraketen ausgestattet.[103] Die Bundeswehr betreibt auch die israelischen Heron-Drohnen.

Die israelische Infanterie verfügt über verschiedene Waffen. Meistverwendet ist das amerikanische M16 (Gewehr) in verschiedenen Versionen. Allerdings sind auch Waffen israelischer Produktion im Gebrauch, wie beispielsweise IMI Negev, Tavor TAR-21, IMI Galatz, IMI Galil, Uzi und Baby Eagle.

Israelische Rüstungsunternehmen sind unter anderem: Israel Weapon Industries,[104] Israel Aerospace Industries, Rafael und IMI.

Zur Luftverteidigung verfügt Israel seit 1991 über das Patriot-Flugabwehrsystem (Version PAC 2) und bereits seit den 1960er Jahren über das Hawk-Flugabwehrsystem.[98]

Israel verfügt seit 2000 über das Arrow (englisch: „Pfeil“, ursprünglicher hebräischer Name: חץ; „Chetz“)-Raketenabwehrsystem (Version Arrow 2) gegen Mittel- und Interkontinentalraketen, hatte jedoch lange Zeit gegen den Beschuss mit Kassam-Raketen, die die Hamas vom Gazastreifen aus einsetzt, sowie die Katjuscha-Raketen der Hisbollah aus dem Südlibanon aufgrund ihrer kurzen Reichweite mit dementsprechender Flugzeit kein Abwehrmittel. Gegen die Bedrohung durch Raketen mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern wurde das Abwehrsystem Iron Dome (ursprünglicher hebräischer Name: כיפת ברזל kipat barzel, deutsch ‚Eiserne Kuppel‘) entwickelt. Die ersten Batterien wurden im März 2011 nahe Be’er Scheva in Betrieb genommen und konnten kurz danach bereits Raketen der Hamas abfangen.[105][106][107][108] Gegen Raketen mit einer Reichweite zwischen 70 und 250 Kilometern ist ferner das Abwehrsystem David’s Sling geplant.[109][110] Zur Erhöhung des Schutzes gegen ballistische Raketen ist seit kurzem die verbesserte PAC 3 Version des Patriot-Flugabwehrsystem im Einsatz[111] und eine verbesserte Version von Arrow (Arrow 3) in der Entwicklung.[112]

Israel hat den Atomwaffensperrvertrag nie unterzeichnet und verfügt nach allgemeiner Einschätzung seit den 1960er Jahren über Nuklearwaffen, die im Negev Nuclear Research Center entwickelt worden sind. In den 1970er Jahren gab es eine geheime gemeinsame Nuklearwaffenforschung mit Südafrika. Fachkreise gehen davon aus, dass Israel über rund 200 Kernsprengköpfe verfügt. Der israelische Nuklear-Techniker Mordechai Vanunu veröffentlichte etliche Einblicke in das israelische Kernwaffenprogramm, wofür er angeklagt und verurteilt wurde. Die offizielle Politik der Regierung ist, diese Frage nicht zu kommentieren, also den Besitz weder zuzugeben noch ihn abzustreiten (die sogenannte Politik der „atomaren Zweideutigkeit“).[113] Ein Interview im Dezember 2006, in dem Premierminister Ehud Olmert in einer Aufzählung von Nuklearwaffenmächten neben Frankreich, den USA und Russland auch Israel nannte, wurde von der internationalen Presse als indirektes Eingeständnis für einen israelischen Nuklearwaffenbesitz und gleichzeitig als Drohung und Replik in Richtung Iran gewertet.[114][115] Am 4. Dezember 2012 verabschiedete die UN-Vollversammlung eine Resolution mit 174 zu 6 Stimmen, dass Israel unverzüglich dem Kernwaffensperrvertrag beitreten und die IAEA zur Kontrolle der Atomanlagen ins Land lassen soll.[116]

Israel lag 2017 auf Platz 1 des Globalen Militarisierungsindex (GMI).[117] Israel gab 2017 knapp 4,7 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 16,5 Milliarden US-Dollar für seine Streitkräfte aus.[118]

Polizei

Hauptartikel: Polizei (Israel)

 

Emblem der israelischen Polizei

Die Polizei Israels (hebräisch: משטרת ישראל, Mischteret Jisrael) beschäftigt rund 30.000 hauptamtliche Kräfte. Diese werden von 33.000 ehrenamtlichen Kräften unterstützt (Stand 2016).[119] Zur Aufgaben der Polizei gehören die Strafverfolgung, die Kontrolle des Straßenverkehrs und die Abwehr von Gefahren für die öffentliche Ordnung und Sicherheit. Sie untersteht dem Ministerium für öffentliche Sicherheit Israels und wurde 1948 gegründet. Die Notruftelefonnummer ist 100.

Die regionale Gliederung entspricht den sechs Bezirken Israels. Die funktionale Gliederung erfolgt entsprechend den Aufgabenfeldern in zahlreiche Abteilungen wie beispielsweise Investigations & Intelligence (deutsch etwa Ermittlungen und Information) oder Policing and Security (deutsch etwa Kontrolle und Sicherheit).

Daneben besteht die Grenzpolizei (hebräisch מִשְׁמַר הַגְּבוּל Mishmar HaGvul oder kurz מג״ב Magav), die mehrere Spezialeinheiten zur Terrorismusbekämpfung unterhält, darunter die JAMAM.

Der Leiter der Polizei (Nitzav bzw. Rav Nitzav) wird von der israelischen Regierung auf Empfehlung des Ministers für innere Sicherheit berufen. Ihm steht ein Stellvertreter zur Seite.

Nachrichtendienste

Hauptartikel: Mossad

Der Mossad (המוסד למודיעין ולתפקידים מיוחדים, „Institut für Aufklärung und besondere Aufgaben“; eigentlich Mosad Merkazi leModi'in uLeTafkidim Mejuchadim, „Allgemeiner Nachrichten- und Sicherheitsdienst“) ist der israelische Auslandsgeheimdienst.

Neben ihm besteht der Inlandsgeheimdienst Schin Bet und den Militärgeheimdienst Aman.

Siedlungspolitik

Hauptartikel: Israelische Siedlung

 

Israelische Siedlungen im seit 1967 besetzten Westjordanland

In den seit Juni 1967 besetzten Gebieten wurden über 400 jüdische Siedlungen und sogenannte Outposts errichtet, die von jüdischen Israelis bewohnt werden. Die Anzahl der jüdisch-israelischen Siedler beläuft sich auf insgesamt fast 600.000, davon leben im Westjordanland ca. 391.000 (Stand 2016) und 201.200 in Ostjerusalem (Stand 2014).[120] Im Gazastreifen lebten bis zum August 2005 etwa 7500 Israelis zwischen mehr als einer Million Palästinensern. Die Siedlungen sind oft großzügig nach US-amerikanischem Vorbild gebaut. Sie werden von einem massiven Sicherheitsapparat gegen Angriffe geschützt. Ein Netz von Spezialstraßen, die teilweise nur von israelischen Bürgern genutzt werden dürfen, bietet eine gute Verkehrsinfrastruktur zwischen den Siedlungen und dem israelischen Territorium. Zugleich erschwert es die Entwicklung in den palästinensischen Autonomiegebieten. Die Bewegungsfreiheit der palästinensischen Bevölkerung wird zusätzlich durch israelische Straßensperren und Kontrollposten eingeschränkt.[121]

Im August 2005 räumte die Regierung Scharon in enger Koalition mit der Arbeitspartei sämtliche Siedlungen im Gazastreifen sowie vier kleinere Siedlungen im Westjordanland. Hierbei handelte es sich um einen einseitigen und weltweit anerkannten Schritt Israels, der nicht im Rahmen der „Roadmap“ erarbeitet wurde (siehe Scharon-Plan). Aus dem Umfeld Scharons war jedoch auch zu vernehmen, dass angestrebt werden soll, die größten Siedlungen im Westjordanland auszubauen. Im Gegenzug sollen den Palästinensern territoriale Zugeständnisse gemacht werden. Militante palästinensische Organisationen stellen diesen Teilrückzug Israels als eigenen Sieg über Israel dar. Ariel Scharons Amtsnachfolger Ehud Olmert hat durch seinen sogenannten Konvergenz-Plan den Palästinensern angeboten, gegen Festschreibung des Verlaufs des zur Zeit jenseits der Grünen Linie in palästinensischem Gebiet gebauten Sperranlagen einen palästinensischen Staat zu akzeptieren.

International werden die jüdischen Gemeinden und Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten überwiegend als völkerrechtswidrig angesehen. Das Völkerrecht gestatte die vorübergehende Beschlagnahmung von Land in besetzten Gebieten ausschließlich für militärische Zwecke, nicht jedoch für die dauerhafte Niederlassung eigener Staatsbürger, Landwirtschaft und andere zivile Nutzungen. Israel hat eine andere Beurteilung der juristischen Lage, steht damit allerdings international isoliert da. In mehreren Resolutionen haben die Vereinten Nationen Israel vergebens aufgefordert, den Siedlungsbau einzustellen.

Recht

 

Seite mit einigen der ersten israelischen Gesetze

Hauptartikel: Recht Israels

Das Recht des heutigen Israels hat seine Ursprünge in drei verschiedenen Rechtstraditionen: Dem Recht aus osmanischer Zeit, dem Recht der britischen Mandatszeit in Form des common Law und dem positiven Recht des israelischen Gesetzgebers seit 1948.

Die Gründung des Staates Israel 1948 brachte zunächst keine tiefgreifenden Veränderungen: Die Law and Administration Ordinance 1948 ließ alles geltende Recht in Kraft, soweit es nicht durch neue Legislativakte geändert wurde. Bis in die Gegenwart ist deshalb ein großer Teil des Rechts Israels im Bereich des Handels- und Gesellschaftsrechts materiell englisches Recht, auch wenn seit 1972 die Rechtsprechung der englischen Gerichtsbarkeit nicht mehr bindend ist. Das osmanische Recht ist nur noch in wenigen Bereichen relevant, da der israelische Gesetzgeber besonders das Vertrags- und Sachenrecht neu geordnet hat. Langfristig soll das geltende Privatrecht in die Ordnung des kontinentaleuropäischen Rechtskreises in Form eines Zivilgesetzbuches überführt werden. Das englische Recht weicht somit mehr und mehr einer selbständigen israelischen Rechtswissenschaft, die methodisch dennoch dem common law nahesteht.

Rechtssystem

Das israelische Rechtssystem besteht aus den Gesetzen, die die Knesset erlässt, und zu Teilen aus den Verordnungen, die die britische Mandatsherrschaft bis 1948 erlassen hat, welche wiederum von der Knesset übernommen und im Einzelnen überarbeitet wurden. Die israelische Rechtsordnung lässt sich am besten als „gemischtes“ System charakterisieren, denn sie gehört zu den westlichen Rechtssystemen, wurde stark durch das angloamerikanische Recht beeinflusst, enthält aber auch Aspekte, die typisch für das bürgerliche Recht römischer Prägung sind. Zudem sind bestimmte Merkmale des Rechtssystems durch die Tatsache beeinflusst, dass Israel ein jüdischer Staat ist. Die Rechte des Obersten Gerichtshofes in der juristischen Bewertung der Gesetze der Knesset sind beschränkt. Die juristische Interpretation ist auf formelle Probleme wie die Ausführung von Gesetzen und die Gültigkeit untergeordneter Gesetzgebung begrenzt.

Im Dezember 1985 hat Israel das UN-Sekretariat darüber informiert, dass die zwingende Rechtsprechung des Internationalen Gerichtshofes nicht weiter akzeptiert werde.

Gerichtswesen

 

Das Gebäude des Obersten Gerichtshofes

Die Unabhängigkeit der Justiz, aufgeteilt in säkulare und religiöse Gerichte, wird durch die Grundgesetze gewährleistet.

Die Richter der säkularen Gerichte werden vom Präsidenten auf Empfehlung eines speziellen Nominationsausschusses ernannt, der sich aus den Richtern des Obersten Gerichts, Mitgliedern der Anwaltskammer und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammensetzt. Richter werden auf Lebenszeit ernannt und treten im Alter von 70 Jahren obligatorisch in den Altersruhestand.

Die säkulare Gerichtsbarkeit ist dreistufig gegliedert: Auf der ersten und zweiten Stufe gibt es Magistrats- und Bezirksgerichte für Prozesse im Zivil- und Strafrechtsbereich sowie Jugend-, Verkehrs-, Militär-, Arbeits- und städtische Appellationsgerichte.

An der Spitze der Judikative, als höchste Berufungsinstanz, steht das Oberste Gericht mit Sitz in Jerusalem. Aus den Richterinnen und Richtern des Obersten Gerichts bildet sich auch das „Hohe Gericht für Gerechtigkeit“ („Beit-Din Gawoah LeTzedek“ = „BaGaTz“), das je nach Bedeutung des Falles mit drei, fünf oder sieben Richterinnen und Richtern besetzt ist. Dieses Gericht ist die einzige und höchste Appellationsinstanz in Grundsatzfragen und bietet (ähnlich dem Bundesverfassungsgericht) die Möglichkeit, gegen die Regierung sowie alle Vertreter und Institutionen des Staates zu klagen und ihre Maßnahmen auf Rechtmäßigkeit überprüfen zu lassen, sie ggf. sogar auszusetzen.

Personenstandsfragen wie Eheschließung und Scheidung, Unterhalt, Vormundschaft und Adoption Minderjähriger fallen nach osmanischer Rechtstradition unter die Zuständigkeit der Gerichtsbarkeit bzw. Verwaltung der jeweiligen Religionsgemeinschaft. Diese religiösen Gerichte sind die Rabbinatsgerichte für die jüdischen Glaubensgemeinschaften, die muslimischen Scharia-Gerichte, die religiösen Gerichte der Drusen und die Kirchengerichte der zehn anerkannten christlichen Gemeinschaften in Israel. Mehrere hundert nicht- bzw. gemischt-religiöse Paare müssen daher jedes Jahr zur Eheschließung ins Ausland reisen und lassen diese dann in Israel anerkennen. Für keiner Religionsgemeinschaft angehörende Partner gibt es inzwischen ein der Zivilehe ähnliches Rechtsinstitut,[122][123] mehrere Gesetzesinitiativen zur Einführung der Zivilehe scheiterten in den vergangenen Jahren am Widerstand der orthodoxen Parteien.[124][125]

Obwohl die Legislative ausschließlich im Kompetenzbereich der Knesset liegt, hat das Oberste Gericht die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf erwünschte Gesetzesänderungen zu lenken; als Oberster Gerichtshof hat das Gericht die Autorität, zu entscheiden, ob ein Gesetz mit den Grundgesetzen des Staates übereinstimmt.[126]

Menschenrechte

Israel verfügt über starke und unabhängige Institutionen, die politische Rechte und bürgerliche Freiheiten für den größten Teil der Bevölkerung garantieren. Freedom House stuft Israel daher als „frei“ ein.[127]

Amnesty International berichtete Ende 2011, dass Israel in diesem Jahr im Westjordanland einschließlich Ostjerusalem mehr als 1000 Palästinenser vertrieben habe und mehr als 500 Häuser, Wohnungen und Installationen zur Wasserversorgung zerstört habe, gegenüber dem Vorjahr hätten sich die Vertreibungen und Zerstörungen verdoppelt. Einher gehe dieser Trend mit der Verstärkung des israelischen Siedlungsbaus und der Zunahme gewalttätiger Angriffe von Siedlern auf Palästinenser.[128]

Nachdem Israel dem UN-Menschenrechtsrat bei seiner Kritik an Israel lange Zeit Einseitigkeit vorgeworfen und ihn daher boykottiert hatte, deutete sich 2013 eine Wende an.[129] Im Juni 2018 begrüßte Israel allerdings den Austritt der USA aus dem Menschenrechtsrat. Regierungschef Benjamin Netanjahu warf dem Rat vor, er konzentriere sich zwanghaft auf Israel.[130]

Im Juli 2020 warf die israelische Menschenrechtsorganisation Yesh Din der israelischen Regierung Apartheid in den besetzten Gebieten vor.[131] Im Januar 2021 bezeichnete die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem Israel als Apartheid-Regime.[132] Im April 2021 warf Human Rights Watch der israelischen Regierung Apartheid und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gazastreifen, im Westjordanland und in Ostjerusalem vor.[133] Im Januar 2022 bezeichnete auch Amnesty International die israelische Herrschaft über die Palästinenser in einem Bericht als Apartheid-System; die israelische Regierung bezeichnete den Bericht als „reinen Antisemitismus“ und als „Lügen von Terror-Organisationen“.[134] Der Zentralrat der Juden in Deutschland verlangte von Amnesty Deutschland, sich „öffentlich und unzweideutig von dem antisemitischen Bericht zu distanzieren“.[135][136] Die deutsche Bundesregierung kritisierte den Amesty-Bericht.[137] Apartheid-Vorwürfe waren bereits in der Vergangenheit erhoben worden.[138]

Folter

Bis 1999 war die Folter von palästinensischen Gefangenen durch israelische Sicherheitskräfte weit verbreitet und systematisch. 1999 urteilte das Oberste Gericht Israels, dass Gefangene bei Verhören nicht mehr gefoltert werden dürfen.[139]

Generalstaatsanwalt Elyakim Rubinstein gab jedoch eine Verordnung heraus, in der es hieß, dass Geheimdienstler, die dennoch Gefangene folterten, nicht vor Gericht kämen, wenn sie nachweisen konnten, dass dies „unmittelbar notwendig war, das Leben, die Freiheit von Menschen oder Eigentum vor einer konkreten Gefahr eines schweren Schadens zu bewahren“, und dass es „keine andere Möglichkeit gibt, dies sicherzustellen“. Hochgestellte Beamte mussten die Methoden genehmigen, und die Verhörer mussten detaillierte Aufzeichnungen über die Anzahl der Schläge, die schmerzhaften Zwangspositionen und alle anderen sogenannten besonderen Mittel führen.[140] In den 2000er Jahren gab es rund tausend Beschwerden wegen Folter gegen den Geheimdienst, die alle von den Behörden abgewiesen wurden; Gerichtsverfahren wurden nicht zugelassen.[141] Im Jahr 2014 stieg die Zahl der Fälle von Folter durch den israelischen Geheimdienst erneut stark an.[142]

Im November 2018 wies das Oberste Gericht (Richter Yosef Elron, Isaac Amit und David Mintz) eine Klage gegen den Geheimdienst wegen Folter ab und urteilte, dass die „besonderen Verhörmethoden“, die der Geheimdienst gegen den Kläger Firas Tbeish angewandt hatte – Schlafentzug, Schläge, schmerzhafte Positionen, gewaltsames Schütteln bis zur Bewusstlosigkeit –, als Ausnahme, wie in dem Gerichtsurteil von 1999 beschrieben, gerechtfertigt seien. Richter Mintz sprach dabei von einem „Urteil, das besagt, dass Folter verboten ist, außer in höchst außergewöhnlichen Fällen“.[143]

Im September 2019 wurde der Palästinenser Samir Arbid festgenommen und von Shin-Bet-Mitarbeitern beinahe zu Tode gefoltert. Nach der Folter durch den Schin Bet wurde Arbid bewusstlos, mit zahllosen Knochenbrüchen und Traumata sowie Nierenversagen und Verdacht auf einen Herzinfarkt in kritischem Zustand in ein Krankenhaus gebracht und musste beatmet werden. Justizorgane hatten die Folter von Arbid genehmigt. Die israelischen Behörden leiteten zwar eine Untersuchung ein, als die Misshandlungen bekannt wurden, doch im Januar 2021 stellte Generalstaatsanwalt Avichai Mendelblit die Untersuchungen gegen die Folterer ein.[144]

Hauptartikel: Wirtschaft Israels

 

Neue israelische Schekel- Banknoten und Münzen

 

Ein Luftbild vom Tel-Aviv-Ballungsraum

 

Die Gulfstream G200 – ein transkontinentales Geschäftsreiseflugzeug, das von Israel Aerospace Industries entwickelt wurde.

Israel hat eine technologisch hoch entwickelte Marktwirtschaft mit hohem Staatsanteil. Ein bedeutender Arbeitgeber ist darum auch der öffentliche Dienst, in dem 33 % der israelischen Arbeitnehmer beschäftigt sind. In der Industrie arbeiten 17 %, in Tourismus, Handel und Finanzen 20 %; 28 % sind in anderen Bereichen (Dienstleistungen usw.) tätig.

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 88,7 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 80,7 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 2,4 % des BIP.[145]
Die Staatsverschuldung betrug 2016 121,1 Mrd. US-Dollar oder 62,0 % des BIP.[146] Israel hat in den letzten Jahren bei der Sanierung seines Staatshaushaltes Erfolge vorzuweisen.

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

  • Gesundheit:[147] 8,0 %
  • Bildung:[145] 5,9 % (2009)
  • Militär:[145] 7,4 % (2012)

Etwa die Hälfte der staatlichen Auslandsschulden hat Israel bei den USA, seiner Hauptquelle für politische, wirtschaftliche und militärische Unterstützung. Ein verhältnismäßig großer Anteil der israelischen Auslandsschulden wird in Form von State of Israel Bonds von Privatinvestoren gehalten. Die Kombination von amerikanischen Kreditgarantien und direkten Anleihen bei Privatinvestoren ermöglicht Israel, zu günstigen Zinssätzen zu leihen, manchmal unterhalb der marktüblichen Zinssätze. Diese Politik wird auch von Deutschland geduldet und unterstützt, um das strategische Ziel der Existenzsicherung des jüdischen Staates zu erreichen.

2015 lag das Wirtschaftswachstum bei geschätzten 2,4 % und damit unter dem Vorjahreswachstum von 2,8 %. Das Bruttoinlandsprodukt Israels betrug im Jahr 2014 insgesamt 305 Milliarden US-Dollar, das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug im gleichen Jahr 37.731 US-Dollar. Die Arbeitslosigkeit lag 2015 bei ca. 5,4 %.[148][149] 2017 lag sie bei 4,3 %. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 4 Millionen geschätzt, davon 47,2 % Frauen.[150] Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Israel Platz 16 von 137 Ländern (Stand 2017–2018).[151] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegte Israel 2017 Platz 36 von 180 Ländern.[152]

Israel ist bei fossilen Energieträgern (Rohöl, Erdgas, Kohle), bei Getreide, Rindfleisch, Rohstoffen und militärischer Ausrüstung von Importen abhängig. Im Land gibt es geringe Mengen von Erdöl, Phosphaten, Pottasche und Kaolin.[153] Ob Israel Edelmetalle und Edelsteine als weitere Bodenschätze besitzt, ist unbekannt. Es werden aber große Goldvorkommen vermutet. Bei Erdgas deutet sich ein Wandel bezüglich der Importabhängigkeit an, seit vor der Mittelmeerküste vier Lagerstätten entdeckt wurden.[154] Vom Gasfeld „Tamar“, das etwa 90 Kilometer vor Haifa liegt, fördert Israel seit 2014 Erdgas, welches zur Weiterverarbeitung in die südisraelische Stadt Aschdod geleitet wird.[155] Mittelfristig will man in Zusammenarbeit mit Zypern Erdgas als Flüssiggas auch nach Europa exportieren.[156]

Nicht zuletzt wegen seiner begrenzten Ressourcen an Anbauflächen, Wasser und Rohstoffen hat Israel seinen landwirtschaftlichen und industriellen Sektor in den letzten Jahrzehnten intensiv entwickelt. Dennoch ist Israel kein landwirtschaftlicher Selbstversorger. Vor allem Futtermittel-Getreide muss größtenteils importiert werden.[157] Israel besitzt bedeutende Kapazitäten bei Erdölraffinerien, Diamantenschleifereien und in der Fabrikation von Halbleitern. Bedeutende Exportartikel sind geschliffene Diamanten, Spitzentechnologie, militärische Ausrüstung, Software, Arzneimittel, Feinchemikalien und landwirtschaftliche Produkte (Früchte, Gemüse und Blumen, neuerdings auch Kaviar).[158] Israel investiert mehr Geld pro Kopf der Bevölkerung in Forschung und Entwicklung als jedes andere Land.[159] In der Region um Tel Aviv hat sich ein Silicon Wadi entwickelt, in dem allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2011 422 Unternehmensgründungen entstanden.[160] Die innovative israelische Startup-Szene im Bereich der Spitzentechnologien gilt weltweit als vorbildlich.[161]

Ein großes Problem ist die Wasserversorgung. Mit zusätzlich entwickelten neuartigen Methoden zur ökonomischen Landbewässerung (s. Abschnitt Wissenschaft und Technologie) wird versucht, die Wasserknappheit zu bewältigen. Die Wasserversorgung ist auch ein politischer Zankapfel, der in der Vergangenheit zu Spannungen mit dem Nachbarland Syrien geführt hat.

Einfluss der Immigration

Durch Einwanderungen aus der ehemaligen Sowjetunion kamen Wissenschaftler und Akademiker ins Land, die für Israels Zukunft von beträchtlichem Wert sind. Der Zustrom, verbunden mit der Öffnung neuer Märkte nach dem Ende des Kalten Krieges, belebte Israels Wirtschaft und sorgte während der 1990er Jahre für ein rasches Wachstum. Als die Regierung ab 1996 eine straffere Steuer- und Geldpolitik verfolgte und der Einwandererstrom sich verlangsamte, begann sich das Wachstum zu verlangsamen. Dafür sank die Inflation 1999 auf ein Rekordminimum.

Soziale Situation

Laut einem Bericht des Nationalen Versicherungsinstituts (המוסד לביטוח לאומי) von 2008 nimmt die Armut in Israel weiter zu, obwohl das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf allein zwischen 2004 und 2006 um 12,4 % stieg. Im Jahr 2007 lebten in Israel ohne die 1967 besetzten Gebiete 24,7 % der Gesamtbevölkerung und 35,9 % der Kinder unter der Armutsgrenze. Die hohe Armut von Kindern stellt unter den entwickelten Ländern einen Rekord dar.

Die Armutsgrenze lag 2007 nach israelischer Definition bei einem monatlichen Einkommen von 2028 Schekel (ca. 364 Euro) für Alleinstehende, 3244 Schekel (600 Euro) für ein kinderloses Paar und 5191 Schekel (944 Euro) für eine vierköpfige Familie.

Ein großes Problem ist die Erwerbsarmut aufgrund der sehr geringen Löhne in vielen Branchen: Trotz einer niedrigen Arbeitslosenquote von nur 3,7 % lebt 2019 ein Fünftel der Israelis unter der Armutsgrenze.[162]

Im Sommer 2011 kam es aufgrund der unbefriedigenden sozialen Lage in Israel zu den größten Protestaktionen der jüngeren Geschichte. Bis zu einer halben Million Menschen demonstrierten vorwiegend in Tel Aviv gegen die hohen Lebenshaltungskosten und forderten soziale Gerechtigkeit und einen Wohlfahrtsstaat.[163]

Siehe auch: Proteste in Israel 2011/2012

Nach dem Bericht der Nationalen Sozialversicherung von Dezember 2015 wachsen derzeit 31 % der Kinder Israels in Armut auf. Damit ist in den letzten Jahren eine leichte Verbesserung der Situation eingetreten. Insgesamt gelten jedoch immer noch 22 % der Israelis als arm. Besonders hoch ist die Armutsquote dem Bericht zufolge bei ultraorthodoxen Juden sowie bei der arabischen Minderheit der Palästinenser im Land. Hier liegt sie jeweils bei ca. 50 %.[164]

Arbeitswoche

Die amtliche Arbeitswoche beginnt in Israel mit dem Sonntag (hebräisch „Jom Rischon“, „Erster Tag“) als dem ersten Tag der Woche. Während des Sabbats von Freitagnachmittag bis Samstagabend bleiben die meisten Geschäfte geschlossen und werden fast keine Dienstleistungen angeboten. Hierbei gibt es aber starke Unterschiede zwischen eher religiös und eher säkular geprägten Ortschaften.

Tourismus

Hauptartikel: Tourismus in Israel

 

Das King David Hotel, Jerusalem

Der Tourismus in Israel ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor des Landes. Zuständig ist das Ministerium für Tourismus.

Viele Reiseziele in Israel sind Stätten des Christentums wie beispielsweise die Jerusalemer Altstadt, Nazareth, Bethlehem und der See Genezareth. Außerdem existieren zahlreiche historische Stätten wie beispielsweise die Städte Caesarea Maritima, Bet Sche’an und Akkon, die Festung Masada sowie ein Teilstück der ehemaligen Gewürzstraße von Petra nach Gaza. Badeurlaube sind an der Mittelmeerküste, am Roten Meer und am Toten Meer möglich. Am Roten Meer (Eilat) gibt es zudem Tauchgebiete und Resorts. Außerdem gibt es in Israel neun Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes. Aufgrund der sehr guten Verkehrsinfrastruktur können Individualreisen einfach durchgeführt werden.

Der Ort mit dem höchsten Touristenaufkommen ist Jerusalem mit ca. 3,5 Millionen Besuchern jährlich. Tel Aviv wurde von 1,676 Mio. Touristen besucht.[165] Herkunft der Touristen nach höchster Anzahl (zuerst): Vereinigte Staaten, Russland, Frankreich und Vereinigtes Königreich.[166] 2008 hat die israelische Regierung 10 Mio. Schekel (ca. 2,077 Mio. €) für die Tourismuswerbung in Europa bereitgestellt.[166]

Die meisten Touristen reisen vom Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv an. Einreiseprobleme gibt es, wenn in den Reisepässen von Touristen Visa oder Einreisestempel von arabischen Ländern vorhanden sind (außer Jordanien und Ägypten).

Banken

Israels Bankensystem hat seine Wurzeln in der zionistischen Bewegung im frühen 20. Jahrhundert vor der Gründung Israels. Die Zionistische Weltorganisation mit Theodor Herzl gründete am 27. Februar 1902 die Anglo Palestine Company (APC) (später in Bank Leumi umbenannt). Die drei größten Banken Israels sind die Banken Hapoalim, Leumi und die Israel Discount Bank, die über 60 % des Bankwesens Israels ausmachen. Alle Banken des Staates werden von der Israelischen Zentralbank überwacht.[167]

Wichtigster Verkehrsträger ist die Straße. Israel hat insgesamt 18.096 km gepflasterte Straßen und 2,4 Millionen Kraftfahrzeuge.[168] Die Anzahl der Kraftfahrzeuge pro 1000 Personen liegt bei 324, was im Vergleich zu anderen Industriestaaten relativ niedrig ist. In Israel sind 5715 Busse im Linienverkehr aktiv.[169] Von besonderer Bedeutung sind die Überlandbusse der Buskooperative Egged.

Schienenverkehr

Von zunehmender Bedeutung ist das Eisenbahnnetz der Israel Railways, das nach jahrzehntelanger Vernachlässigung seit einigen Jahren modernisiert und ausgebaut wird. Das Streckennetz der staatlichen israelischen Eisenbahngesellschaft beläuft sich auf 949 km. Nach großen Investitionen in den 1990er Jahren hat sich die Anzahl der Fahrgäste pro Jahr von 2,5 Millionen (1995) auf 35 Millionen (2008) gesteigert. Die Eisenbahnen transportieren zudem pro Jahr um die 6,8 Millionen Tonnen Fracht.

In Jerusalem verkehrt seit dem Jahr 2011 eine Straßenbahnlinie. Für Tel Aviv wird ein umfangreiches Straßenbahnnetz vorbereitet. Eine erste Linie befindet sich bereits in Bau.

 

Duty-free am Flughafen Ben Gurion

Flugverkehr

Wichtigster Flughafen ist der Ben-Gurion-Flughafen bei Lod im Großraum Tel Aviv. Er hatte 2014 14,9 Millionen Passagiere. Weitere Flughäfen: Flughafen Sde-Dov in der Stadt Tel Aviv, Flughafen Haifa, Flughafen Eilat, der neue Flughafen Ramon wenige km nördlich von Eilat, Flughafen Rosh Pina. Der Flughafen Atarot in Jerusalem ist seit 2001 außer Betrieb. Die größte Fluggesellschaft ist die El Al mit Sitz am Ben-Gurion-Flughafen, die derzeit weltweit 44 Flugziele bedient. Der Flugverkehr von und nach Israel unterliegt aufgrund der ständigen terroristischen Bedrohung besonders strengen Sicherheitsvorschriften.

Seefahrt

Haifa, Aschdod und Eilat sind die drei Hafenstädte des Landes. Der an der Mittelmeerküste gelegene Hafen Haifa ist der älteste und größte Hafen des Landes, während der Hafen in Aschdod einer der wenigen Tiefwasserhäfen der Welt ist und auf dem offenen Meer gebaut wurde. Zusätzlich gibt es noch einen Hafen in Eilat, dieser wird für den Handel mit den Ländern des fernen Ostens verwendet. In Chadera, Tel Aviv und Aschkelon gibt es ebenfalls kleinere Häfen, die jedoch nur Kohle, Erdgas oder Erdöl für nahe liegende Elektrizitätskraftwerke liefern. In Aschkelon, Aschdod, Tel Aviv, Herzlia, Haifa und Eilat existieren Jachthäfen. Kreuzfahrtschiffe legen gelegentlich in Haifa, Aschdod und Eilat an. Saisonale Fährverbindungen nach Zypern und weiter nach Griechenland verkehren nur ab Haifa.

Grenzübergänge

Israel ist über Landgrenzen nur von Jordanien und Ägypten aus erreichbar. Die Grenze mit Syrien und dem Libanon ist für Zivilisten geschlossen.

Die offiziellen Grenzübergänge mit Jordanien sind:

  • die Sheikh-Hussein-Brücke über den Jordan bei Bet Sche’an
  • die Allenby-Brücke über den Jordan bei Jericho (Westjordanland)
  • der Arava-Übergang bei Eilat und Aqaba

Die offiziellen Grenzübergänge mit Ägypten sind:

  • der Kerem-Schalom-Übergang beim Gazastreifen
  • der Nizanna-Übergang
  • der Netafim-Übergang nördlich von Eilat
  • der Taba-Übergang südlich von Eilat.

Seit dem Rückzug aus dem Gazastreifen gelten die Übergänge Karni und Erez als De-facto-Grenzposten (der De-jure-Status ist noch zu bestimmen). Der Grenzübergang Rafah, zwischen dem Gazastreifen und Ägypten, wird nicht mehr von den Israelis gehandhabt.

Telekommunikation

Die letzte Meile für Telefonanschlüsse und ADSL wird von Bezeq gestellt. Um 2003 hat auch Hot begonnen, Telefon und Internet über das Fernsehkabelnetz anzubieten. 2016 nutzten 78,9 Prozent der Bevölkerung das Internet.[170] Die IT-Branche in Israel zählt zu den wettbewerbsfähigsten der Welt.

Die Verwaltung und Finanzierung des israelischen Bildungssystems wird vom Erziehungsministerium, vom Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Sport und von den Städten getragen.

Schulen und Hochschulen

In Israel besteht für Kinder im Alter von fünf bis sechzehn Jahren Schulpflicht. Bis zum 18. Lebensjahr ist der Schulbesuch kostenlos. In der Regel besuchen Drei- bis Vierjährige einen kostenpflichtigen Kindergarten. In Israel stieg die mittlere Schulbesuchsdauer von 10,8 Jahren im Jahr 1990 auf 12,8 Jahre im Jahr 2015 an. Sie ist damit eine der höchsten der Welt.[171]

Das Schulsystem ist auf die multikulturelle Bevölkerung abgestimmt. Es gibt unterschiedliche staatliche Schulen, deren Lehrplan an spezielle Gesichtspunkte, wie Sprache und Religion der Schüler, angepasst sind. Der kleinere Teil der israelischen Schüler besucht Privatschulen, die unter der Schirmherrschaft religiöser und internationaler Organisationen arbeiten.

2018 betrugen die Ausgaben pro Grundschüler in staatlichen hebräischen Schulen 15.300 Schekel, in staatlichen religiösen Schulen 19.300 Schekel, in den offiziellen arabischen Schulen 16.900 Schekel.[172]

2019 betrugen die Ausgaben pro Schüler und Jahr in den „normalen“ jüdischen Mittelschulen 32.800 Schekel, an den staatlichen religiösen Mittelschulen 43.100 Schekel und an den staatlichen arabischen Mittelschulen 26.800 Schekel, d. h. die Ausgaben pro Schüler an den religiösen jüdischen Schulen war um 61 Prozent höher als das an den arabischen Schulen, das der „normalen“ jüdischen Mittelschulen um 22 Prozent.[173]

In der Oberstufe können die Schüler zwischen einer akademischen, technologischen, agrarwissenschaftlichen oder militärischen Fachrichtung wählen. Nach bestandener Abschlussprüfung erhält man das Bagrut.

Etwa 216.000 Studenten sind an einer der Hochschulinstitutionen des Landes immatrikuliert. Weltbekannt sind das Technion und die Hebräische Universität Jerusalem. Die acht Universitäten Israels bieten ein breites Lehrangebot in natur- und geisteswissenschaftlichen Fächern, siehe Liste der Universitäten in Israel.

Zusätzlich existiert eine Vielzahl von akademischen Hochschulen, die keinen universitären Status besitzen, jedoch anerkannte akademische Diplome ausstellen dürfen und oft mit den Universitäten kooperieren, siehe Liste der akademischen Hochschulen in Israel.

Zehntausende nutzen Erwachsenen-Bildungsprogramme. Für Neueinwanderer stehen spezielle Sprachschulen zur Verfügung, in denen Hebräisch in Intensivkursen angeboten wird.

Bibliothekswesen

Das Bibliothekswesen Israels hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Es entwickelte sich verstärkt unter Einwanderung deutscher Buchexperten nach 1933. Der erste Direktor der Jüdischen National- und Universitätsbibliothek war Hugo Shmuel Bergmann, der ehemals an der deutschsprachigen Karls-Universität in Prag tätig war. Bergmann baute die Sammlungen dementsprechend auf und beauftragte für die einzelnen Bereiche Spezialisten. Für die Hebraica-Sammlung konnte er den jungen Gershom Scholem gewinnen. Auch der zweite Direktor war ein Deutscher, Gotthold Weil, der seine Stellung in der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin verloren hatte. Ab 1949 übernahm die Position der ebenfalls aus Deutschland stammende Curt Wormann. Er prägte das israelische Bibliothekssystem nachhaltig, wurde aber dafür kritisiert, dass es zu unflexibel auf die Bedürfnisse der Neueinwanderer und die Anforderungen der Masseneinwanderungen nach der Staatsgründung reagierte. Dabei sollte jedoch zwischen den einzelnen Bibliotheken und ihrem Zweck unterschieden werden. Im Falle der für die Öffentlichkeit gedachten Stadtbibliotheken Tel Avivs mag das zutreffend sein, die National- und Universitätsbibliothek musste sich jedoch dem internationalen wissenschaftlichen Standard anschließen.

Ein Pflichtexemplargesetz besteht seit 1953; 2001 wurde die Regelung erneuert und von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen auch auf audiovisuelle Medien ausgedehnt; Netzressourcen sind weiterhin ausgeschlossen. Das Pflichtexemplarrecht legt die Abgabe an insgesamt fünf Institutionen fest. Diese sind das Staatsarchiv, die Bibliothek der Knesseth, das Bildungsministerium und die Nationalbibliothek Israels, die zwei Exemplare erhält. Das Israeli Center for Libraries (ICL) gibt jährlich einen Katalog registrierter Periodika auf CD-ROM und als Online-Version heraus. Bislang sind um die 4800 ISSN in Israel vergeben worden. Der israelische Staat verfügt über ein dichtes Netz von Bibliotheken in Großstädten sowie auf dem Lande.

Wissenschaft und Technologie

 

Dan Shechtman erhielt 2011 den Nobelpreis für Chemie

 

Teilchenbeschleuniger am Weizmann-Institut für Wissenschaften, Rehovot

 

Der weltgrößte Solar-Parabolspiegel im Ben-Gurion National Solar Energy Center in der Negev-Wüste[174][175]

In den Jahren von 2002 bis 2013 wurde der Nobelpreis an acht Israelis in wissenschaftlichen Bereichen verliehen:

  • Michael Levitt, Chemie, 2013
  • Arieh Warshel, Chemie, 2013
  • Dan Shechtman, Chemie, 2011
  • Ada Yonath, Chemie, 2009
  • Robert Aumann, geboren in Deutschland, Wirtschaft, 2005
  • Aaron Ciechanover, Chemie, 2004
  • Avram Hershko, geboren in Ungarn, Chemie, 2004
  • Daniel Kahneman, Wirtschaft, 2002

Die Notwendigkeit, ein relativ unfruchtbares, unterentwickeltes Land in einen modernen Industriestaat von heute zu verwandeln, war seit der Gründung Israels bestimmend für dessen wissenschaftliche und technische Entwicklung. Wasserknappheit, wüstenartige Landschaft und Mangel an Arbeitskräften führten auch zur Entwicklung neuartiger landwirtschaftlicher Methoden.

Israel investiert heute gemessen am Weltmaßstab überdurchschnittlich viel in Forschung und Entwicklung. Die Universitäten, die eng mit der Industrie zusammenarbeiten, erbringen dabei 80 % der Forschungsergebnisse. Universitäten gründeten sogar Firmen zur Vermarktung der praktischen Anwendungen ihrer Forschungsergebnisse. Mehr als die Hälfte aller wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind in der Biotechnologie, der Biomedizin und der klinischen Forschung angesiedelt.

Israelische Wissenschaftler waren maßgeblich an der Erforschung des Botenstoffs Interferon beteiligt. Auch die Pharmaforschung profitiert oftmals von israelischen Kapazitäten, so zum Beispiel bei der Entwicklung des Medikaments Copaxone. Hoch entwickelte medizinische Diagnose- und Behandlungsgeräte werden in Israel entwickelt und weltweit exportiert. Darunter befinden sich Geräte für Computertomographie und Magnetresonanztomographie, Ultraschall-Scanner, nuklearmedizinische Kameras, chirurgische Laser und eine Miniaturkamera, welche als eine schluckbare Kapsel zur Untersuchung des Verdauungstraktes verwendet wird.

Ein Schwerpunkt der israelischen Forschung liegt auf Elektronik und Kommunikationstechnik. Israel ist eins der führenden Länder in der Forschung und Entwicklung von Glasfasern, elektro-optischen Kontrollsystemen und wärmeempfindlichen Nachtsichtgeräten. Neben Software für Groß- und Bürocomputer werden Roboter für verschiedenste Anwendungsbereiche entwickelt.

1983 wurde die Israel Space Agency gegründet. Seit 1988 ist Israel in der Lage, mit Hilfe einer eigenen Rakete (Shavit) Satelliten ins All zu befördern. Darüber hinaus wurden verschiedene Displaysysteme, aeronautische Computer, Instrumente und Flugsimulatoren entwickelt. Ilan Ramon war 2003 innerhalb der STS-107-Mission der erste Israeli im Weltraum. Er verunglückte zusammen mit seinen sechs NASA-Kollegen beim Wiedereintritt des Space Shuttles Columbia tödlich.

Die Wasserknappheit trieb die Entwicklung von computergesteuerten Bewässerungssystemen voran. In diesem Zusammenhang wurde auch die Tropfmethode entwickelt, bei der das Wasser direkt zu den Wurzeln der Pflanzen geleitet wird. Intensiver Forschung ist es zu verdanken, dass das riesige unterirdische Reservoir an Brackwasser unter dem Negev nutzbar gemacht werden konnte: Verschiedene Pflanzen wie Kirschtomaten gedeihen mit diesem Wasser gut, das aus einer Tiefe von tausend Meter in die Höhe gepumpt wird und eine Temperatur von 42 Grad Celsius hat.[176]

Nach einer schweren Versorgungskrise im Jahr 2008 wurde die Wasserwirtschaft radikal modernisiert. Lecks in Wasserrohren werden systematisch mit High-Tech bekämpft (Aquarius-Detektor). Mit neuester Technologie, hocheffektivem Management und kollektiver Anstrengung, ist der Wassermangel in Israel heute Vergangenheit.[177]

Entsalzungsanlagen in Israel
Ort Inbetriebnahme Leistung
(Mio. m³)
Aschkelon 2005 118
Palmachim 2007 090
Chadera 2009 127
Sorek 2013 150
Aschdod 2015 100
Quelle: Israelnetz 4/19[178]

Stand 2017 sind fünf Meerwasserentsalzungsstationen in Betrieb.[179] Sie decken über 70 Prozent des landesweiten Wasserbedarfs. Technische Verbesserung hat den Entsalzungsprozess sehr viel energieeffizienter und vor allem billiger gemacht. Ein Kubikmeter trinkfertiges Leitungswasser wird für unter 50 ct gewonnen.[180][181] Über den einheimischen Verbrauch hinaus lieferte Israel 79 Millionen Kubikmeter Trinkwasser an die Palästinensische Nationalbehörde und 52 Millionen Kubikmeter an Jordanien.[182]

Weltrekord beim Wasser-Recycling: 86 Prozent des Abwassers aus Haushalten werden für die Landwirtschaft genutzt. Zum Vergleich: USA, 1 Prozent. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch (Stand: 2016, insgesamt, incl. aller Sektoren) von 280 Kubikmetern ist im internationalen Vergleich sehr gering, (USA 1540 m³).[183][184][185]

2017 wurde ein Tunnelprojekt begonnen um von der Entsalzungsanlage, (Umkehrosmoseanlage) bei Tel Aviv, Wasser bis hinein nach Jerusalem zu bringen. 4 Meter im Durchmesser, 13,5 Kilometer lang und 125 Meter unter massivem Berggestein. Mit einer Transportleistung von 65.000 Kubikmeter pro Stunde.[186][187]

Die Nichtverfügbarkeit von konventionellen Energiequellen machte die intensive Entwicklung von alternativen Energiequellen wie Solar-, Wärme- und Windenergie erforderlich. Israel betreibt kein Kernkraftwerk, weil es eine Überwachung seiner Nuklearanlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nicht zulassen will. Seit 2007 plant es den Bau eines 2000-Megawatt-Meilers in der Negev-Wüste, wo sich in der Nähe von Dimona das Negev Nuclear Research Center befindet.[188]

 

Das Philharmonische Orchester Israels dirigiert von Zubin Mehta

Hauptartikel: Israelische Kultur

Israels Kultur ist eng mit den Kulturen der umliegenden Nachbarstaaten verbunden, dennoch zeichnet den modernen Staat Israel eine Anzahl einzigartiger kultureller Besonderheiten aus, zum Beispiel dass die Menschen des Landes Einflüsse aus über 100 Nationen in ihre Kultur integriert haben, die so zu einem bunten Flickwerk mannigfaltiger Kulturen wurde.

Vor allem die israelische Musik ist erwähnenswert. Dabei ist der israelische Volkstanz recht bekannt, ebenso die Interpretation von klassischer Musik. Das Philharmonische Orchester Israels tritt landesweit und auch im Ausland auf.

Die Museumslandschaft ist vor allem durch Kibbuzim geprägt, von denen einige Kleinstmuseen beherbergen, beispielsweise das Haus der Ghettokämpfer im Kibbuz Lochamej haGeta’ot. Größere Museen gibt es in Tel Aviv und Jerusalem, wie das Israel-Museum mit dem Schrein des Buches oder das Holocaust-Museum Yad Vashem.

Bekannte Schriftsteller stammen aus Israel, darunter der auch im deutschsprachigen Raum bekannte Satiriker Ephraim Kishon.

Die ehemals provinzielle israelische Filmindustrie ist seit Anfang der 2000er Jahre weltweit anerkannt. Der Umgang mit Sexualität sowie Homosexualität in Israel zeigt erhebliche Unterschiede zu den deutlich restriktiveren Nachbarländern.

Feiertage

Hauptartikel: Liste der israelischen Feiertage

In Israel sind jüdische Feiertage die einzigen Feiertage im Staat. Zu den wichtigsten gehören Rosch ha-Schana, Jom Kippur, Sukkot, Chanukka und Pessach.

Neben diesen Feiertagen gibt es eine Anzahl von Nationalfeiertagen:

  • Jom haScho’a – Holocaustgedenktag
  • Jom haSikaron – Gedenktag für gefallene israelische Soldaten
  • Jom haAtzma’ut – israelischer Unabhängigkeitstag
  • Jom Jeruschalajim – Jerusalemtag

Kulinarisches

Hauptartikel: Jüdische Küche (Israel) und Jüdische Küche

Die israelische Küche umfasst lokale Gerichte sowie Gerichte des Landes durch jüdische Einwanderer. Das meiste israelische Essen ist koscher und in Übereinstimmung mit der Halacha zubereitet. Da die meisten Einwohner Israels entweder jüdisch oder muslimisch sind, wird Schweinefleisch sehr selten oder gar nicht konsumiert. Die israelische Küche ist ein Gemisch aus mehreren jüdischen Traditionen.

Literatur

Hauptartikel: Moderne hebräische Literatur

Israelische Literatur wird vor allem in neuhebräischer Sprache geschrieben. Daneben gibt es Autoren, die in arabischer, russischer, jiddischer und anderen Sprachen schreiben. Jeden Juni findet die Hebrew Book Week statt, und der Sapir-Preis wird vergeben. Einige Prosa-Autoren sind in Übersetzung auch im deutschsprachigen Bereich bekannt: Amos Oz, David Grossman und Zeruya Shalev. Im Bereich der Lyrik bekannt sind Jehuda Amichai, Nathan Alterman und Rachel.

Musik und Tanz

Hauptartikel: Israelische Musik

Die israelische Musik ist sehr vielseitig; sie kombiniert Elemente westlicher und östlicher Musik. Erkennbar sind eine Tendenz zum Vermischen verschiedener Stile, Einflüsse aus der Diaspora und von neueren Musikstilen wie chassidischen Liedern, asiatischer und arabischer Popmusik, Hip-Hop oder Heavy Metal.

Von großer Bedeutung ist der Volkstanz, der vom kulturellen Erbe vieler Immigrantengruppen profitiert. Israel hat mehrere professionelle Ballett- und Modern-Dance-Kompanien. Bekannte israelische Choreografen sind Ohad Naharin, Rami Beer, Barak Marshall und noch viele andere.

Film

Hauptartikel: Israelischer Film

Israel besitzt eine gut entwickelte Filmwirtschaft. Neben der Teenager-Komödien-Reihe Eis am Stiel erlangten auch die ernsthafteren Produktionen von Regisseuren wie Josef Cedar, Eran Riklis und Eytan Fox internationale Bekanntheit. Filme mit historischem Hintergrund in Israel wie Massada oder Jesus Christ Superstar wurden teilweise an Originalschauplätzen gedreht. Die Fernsehserie Hatufim – In der Hand des Feindes war nicht nur auch im Ausland überaus erfolgreich, sondern diente auch als Vorlage der US-Serie Homeland. Israelische Schauspieler wie Gal Gadot wirken auch in internationalen Blockbustern mit. In der Oscar-Kategorie für den besten fremdsprachigen Film wurden israelische Produktionen bisher zehnmal nominiert.

Theater

 

Das Habima Theater in Tel-Aviv

Am Theater besteht großes Interesse; das Repertoire umfasst die ganze Bandbreite des klassischen und zeitgenössischen Dramas in Übersetzungen, außerdem Stücke einheimischer Autoren. Habimah, eine der drei wichtigsten Theaterkompanien, wurde 1916 in Moskau gegründet und befindet sich seit 1931 in Tel Aviv.

Museen

Bemerkenswert vielfältig ist Israels Museumslandschaft. Haifa, Tel Aviv und Jerusalem haben bekannte Kunstmuseen, in vielen Städten und Kibbuzim besteht eine Vielzahl kleinerer Museen, die sich einer großen Bandbreite von Themen widmen, beispielsweise das Haus der Ghettokämpfer im Kibbuz Lochamej haGeta’ot. Zu den bekanntesten Museen zählen das Israel-Museum in Jerusalem, das die Schriftrollen aus Qumran am Toten Meer sowie eine umfangreiche Sammlung jüdischer religiöser Kunst und Volkskunst beherbergt, das Holocaust-Museum Yad Vashem in Jerusalem und das Diasporamuseum auf dem Campus der Universität Tel Aviv.

Medien

In Israel existieren sehr verschiedenartige Medien für die unterschiedlichen Sprachgruppen des Landes. Die wichtigsten Zeitungen sind Maariw, Haaretz, The Jerusalem Post und Jedi’ot Acharonot. Haaretz und The Jerusalem Post erscheinen auch auf Englisch. Der Rundfunk Kol Israel sendete bis März 2008 auch ein Programm auf Kurzwelle für das Ausland, teils mit eigenen Produktionen, teils als Übernahme des Programms für Einwanderer Reshet Reka. Bedeutend ist außerdem der Radiosender der Streitkräfte, Galei Zahal. Neben Zeitungen und Rundfunkprogrammen auf Hebräisch, Arabisch, Englisch und Russisch gibt es auch einige auf Deutsch und Jiddisch. Die wichtigste deutschsprachige Publikation Israels war die inzwischen eingestellte Tageszeitung Israel-Nachrichten aus Tel Aviv. Ein Nachfolgeprojekt erscheint unter dem gleichen Namen seit Januar 2013 im Internet.[189] Eine weitere mehrsprachige Internet-Zeitung ist The Times of Israel.

In Israel gilt die Pressefreiheit, auch harte Kritik an Regierung und Behörden ist gefahrlos möglich. Die Pressefreiheit ist durch die Rechtsprechung als Grundrecht anerkannt. Themen der nationalen Sicherheit unterliegen jedoch der Militärzensur und gelegentlichen Nachrichtensperren.[190] Die Zensurbehörde entscheidet vorab darüber, ob Medienberichte zu bestimmten Themen die Sicherheit Israels gefährden. Gegen ihre Entscheidungen kann vor Gericht geklagt werden. Um eine Veröffentlichung zu zensieren, muss eine „unmittelbare Wahrscheinlichkeit für eine echte Beschädigung der Sicherheit des Staates“ bestehen.[191] In der Rangliste der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen, in der die Länder der Erde nach dem Grad aufgeführt werden, in dem in ihnen die Pressefreiheit verwirklicht ist, wurde Israel im Jahr 2016 auf Platz 101 von 180 eingeordnet (2013: Platz 112). Israel war damit im Nahen Osten – nach Tunesien und dem Libanon – an dritter Stelle platziert.[192] Im Jahr 2019 wurde Israel auf Platz 88 eingestuft.[193]

Neben der Verlagspresse besteht eine umfangreiche israelische Publizistik in Blogs, in Webforen und in den sozialen Netzwerken. Auf der von den Professoren Ishak Saporta und Yossi Dahan gegründeten Website Haokets („Der Stachel“) erscheinen seit 2003 Artikel auf Hebräisch und Englisch.[194][195] Bekannt geworden ist auch das Autorenblog +972, das seit 2010 besteht. Beide sind politisch links einzuordnen.

Zeitungsmarkt

Israels Zeitungsmarkt ist sehr vielfältig. Israelis gelten als interessierte Zeitungsleser; insgesamt wird eine durchschnittliche Auflage von 600.000 Stück erreicht. Die wichtigsten Tageszeitungen erscheinen in Hebräisch, allerdings sind auch Zeitungen in vielen anderen Sprachen, unter anderem Arabisch, Englisch, Polnisch, Französisch, Jiddisch, Russisch, Ungarisch und Deutsch, erhältlich.

Sport

 

Der Basketballverein Maccabi Tel Aviv in der Menora Mivtachim Arena

Hauptartikel: Sport in Israel

Die meisten Sportverbände sind auf internationaler Ebene mittlerweile Mitglieder der europäischen Dachorganisationen (z. B. UEFA, ULEB etc.), weshalb israelische Mannschaften an deren Wettbewerben teilnehmen. Die Mitgliedschaft in asiatischen Organisationen war wegen Boykott-Maßnahmen arabischer Mitgliedsverbände nicht mehr möglich gewesen.

Israel hat einige namhafte Sportvereine, besonders in den im Land populären Sportarten Basketball und Fußball, die auch im internationalen Vergleich recht bekannt sind. An erster Stelle ist hier Maccabi Tel Aviv zu nennen, dessen Basketballmannschaft 1977, 1981, 2001 (SL), 2004, 2005 und 2014 den Europapokal gewann, im Fußball nach der alten Organisation noch den Asienpokal der Landesmeister 1968 und 1971.

Weiter sind Hapoel Tel Aviv, das den Asienpokal der Landesmeister 1967 für sich beanspruchen durfte, Hapoel Petach Tikwa, Maccabi Netanja, Maccabi Haifa, Beitar Jerusalem und Hapoel Haifa bekannte Fußballvereine.

Hapoel Jerusalem hat 2004 den ULEB Cup der Union of European Leagues of Basketball gewonnen.

Die Hapoel-Vereine gehören der Confédération Sportive Internationale du Travail an, die den Arbeiter- und Breitensport organisiert.[196]

Zur Geschichte

  • Reiner Bernstein: Geschichte des Staates Israel. 2. Von der Gründung 1948 bis heute: Religion und Moderne. Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts. 1998, ISBN 3-87920-419-5.
  • Michael Brenner: Geschichte des Zionismus. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47984-7.
  • Manfred Clauss: Geschichte des alten Israel (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 37). Oldenbourg Verlag, München 2009, ISBN 978-3-486-55927-9.
  • Georg Fohrer: Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 6. Auflage. Quelle & Meyer, UTB für Wissenschaft, Wiesbaden 1995, ISBN 3-8252-0708-0.
  • Johannes Glasneck, Angelika Timm: Israel. Die Geschichte des Staates seit seiner Gründung. Bouvier, Bonn 1992, ISBN 3-416-02753-1.
  • Gershon Shafir: Land, Labor and the Origins of the Israeli-Palestinian Conflict, 1882–1914. University of California Press, 1996, ISBN 0-520-20401-8.
  • Michael Wolffsohn: Israel. Geschichte, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft. VS-Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15654-5.
  • Conor Cruise O’Brien: Belagerungszustand. Die Geschichte des Staates Israel und des Zionismus. Hannibal, Wien 1988, ISBN 3-85445-033-8. (Originaltitel: The Siege: The Saga of Israel and Zionism. Touchstone Book, New York 1987, ISBN 0-671-63310-4).
  • Wanda Kampmann: Israel – Gesellschaft und Staat. Ernst Klett, Stuttgart 1976, ISBN 978-3-12-425500-6.

Zu Gesellschaft und Wirtschaft

  • Shmuel N. Eisenstadt: Die Transformation der israelischen Gesellschaft. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-57858-8.
  • Nurith Gertz: Myths in Israeli culture: captives of a dream. Vallentine Mitchell, London u. a. 2000, ISBN 0-85303-386-2.
  • Uta Klein: Militär und Geschlecht in Israel. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-593-36724-6. (Rezension)
  • Gershon Shafir, Yoav Peled: Being Israeli. The Dynamics of Multiple Citizenship. Cambridge University Press, 2002, ISBN 0-521-79672-5.
  • Roland Kaufhold, Till Lieberz-Groß (Hrsg.): Deutsch-israelische Begegnungen. In: psychosozial. Nr. 53 (1/2003).
  • Israel, Informationen zur politischen Bildung Heft 336, Bundeszentrale für politische Bildung 2018 (mit Karten)
  • Tsafrir Cohen, Mieke Hartmann, Tali Konas (Hrsg.): Israel – ein Blick von innen heraus. Debattenbeiträge zu Politik, Wirtschaft, Gesellschaft & Kultur. Rosa Luxemburg Stiftung, Berlin 2017, ISBN 978-3-00-057561-7 (rosalux.org.il [PDF; 74,2 MB; abgerufen am 17. Oktober 2017] Volltext). 
  • Dan Senor, Saul Singer: Start-up Nation Israel: Was wir vom innovativsten Land der Welt lernen können. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-42921-5.
  • Anat Feinberg, Miriam Magall: Kultur in Israel. Eine Einführung. Bleicher Verlag, Gerlingen 1993, ISBN 3-88350-031-3.

Zur Politik

  • Igal Avidan: Israel – Ein Staat sucht sich selbst. Diederichs, München 2008, ISBN 978-3-7205-3046-0.
  • Alan M. Dershowitz: Plädoyer für Israel. Warum die Anklagen gegen Israel aus Vorurteilen bestehen. Europa-Verlag, Hamburg/Leipzig/Wien 2005, ISBN 3-203-76026-6.
  • Georg M. Hafner, Esther Schapira: Israel ist an allem schuld: Warum der Judenstaat so gehasst wird. Eichborn Verlag, 2015, ISBN 978-3-8479-0589-9.
  • Steffen Hagemann: Israel. Wissen, was stimmt (= Herder-Spektrum. Band 6159). Herder, Freiburg im Breisgau [u. a.] 2010, ISBN 978-3-451-06159-2.
  • Amos Oz: Im Lande Israel. Herbst 1982 (= st 1066). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-37566-0.
  • Anton Pelinka: Israel. Ausnahme- oder Normalstaat. Braumüller, Wien 2015, ISBN 978-3-99100-163-8.
  • Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock: Heiliger Krieg, die „Protokolle der Weisen von Zion“ und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt. Edition Telok, 2009, ISBN 978-3-00-026583-9.
  • Michael Wolffsohn: Wem gehört das Heilige Land? Die Wurzeln des Streits zwischen Juden und Arabern. Piper, München/ Zürich 1997, ISBN 3-492-23495-X.

Berichte und Reflexionen

  • Ralph Giordano: Israel, um Himmels willen, Israel. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1991, ISBN 3-462-02129-X.
  • Tuvia Tenenbom: Allein unter Juden: Eine Entdeckungsreise durch Israel. Suhrkamp Verlag, 2014, ISBN 978-3-518-46530-1.
  • Roland Hirte, Fritz von Klinggräff: Israel, Fragen nach/Europa. Weimarer Verlagsgesellschaft, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-7374-0275-0.[197]

Romane

  • Leon Uris: Exodus. div. Verlage, 1958. (über die Entstehung Israels) Heyne, München 1993, ISBN 3-453-07370-3.
  • James A. Michener: Die Quelle. Droemer Knaur, München 1978, ISBN 3-426-00567-0 (über die Geschichte Israels von der Urzeit bis ins 20. Jahrhundert) (englisch: The Source, 1965).

 

Portal: Israel und Palästina – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Israel und Palästina

 Wiktionary: Israel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

 

Commons: Israel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

 

 Wikinews: Israel – in den Nachrichten

 

Wikimedia-Atlas: Israel – geographische und historische Karten

 

Wikivoyage: Israel – Reiseführer

 

Wikisource: Israel – Quellen und Volltexte

  • Datenbank inhaltlich erschlossener Literatur zur gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation in Israel
  • Offizielle Website der Botschaft des Staates Israel in Berlin
  • Seite der Regierung Israels (hebräisch, arabisch, englisch)
  • Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland
  • Wirtschaft Israels, Kurzübersicht
  • Fremdenverkehrsamt Israels in Berlin (deutsch)
  • Thomas Wagner: Israel (AT). In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.

Dossiers

  • 60 Jahre Israel, Bundeszentrale für politische Bildung
  • Konflikt im Nahen Osten. Neue Zürcher Zeitung
  • 60 Jahre zwischen Krieg und Hoffnung, Multimedia-Chronik (Flash)
  • Zwischen Mittelmeer und Jordan, Videoblog mit Richard C. Schneider
  • Linkkatalog zum Thema Israel bei curlie.org (ehemals DMOZ)
  • Webdossier Bildungswesen in Israel des Deutschen Bildungsservers

  1. Laut dem am 19. Juli 2018 im Parlament verabschiedeten Nationalstaatsgesetz ausschließlich Hebräisch.Israel verabschiedet umstrittenes „Nationalitätsgesetz“. In: Frankfurter Rundschau. 19. Juli 2018, abgerufen am 20. Juli 2018. 
  2. Laut Nationalstaatsgesetz das ganze und vereinigte Jerusalem. Hier befinden sich die Residenz des Präsidenten, die Regierungsämter, der Oberste Gerichtshof und die Knesset, das Parlament. Die Vereinten Nationen und die Mehrheit ihrer Mitgliedstaaten erkennen Jerusalem nicht als israelische Hauptstadt an.
  3. Machtwechsel in Israel. Tagesschau, 14. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021. 
  4. Israelisches Zentralbüro für Statistik: בפתחה של שנת 2020 - יותר מ-1.9 מיליון תושבים במדינת ישראל (PDF; 326 kB), veröffentlicht am 31. Dezember 2019, abgerufen am 8. Januar 2020.
  5. ↑ a b Israelisches Zentralbüro für Statistik (CBS): הודעה לתקשורת (PDF, Pressemitteilung), veröffentlicht am 6. Mai 2019, abgerufen am 6. Mai 2019.
  6. The World Factbook: West Bank
  7. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 25. Februar 2021 (englisch). 
  8. World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 25. Februar 2021 (englisch). 
  9. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York, S. 343 (undp.org [PDF]). 
  10. Art. 1 Nationalstaatsgesetz
  11. Israel verabschiedet Gesetz zu „jüdischem Nationalstaat“. In: Die Zeit. 19. Juli 2018, abgerufen am 29. Juli 2018. 
  12. Israel verabschiedet umstrittenes „Nationalitätsgesetz“. In: Frankfurter Rundschau. 19. Juli 2018, abgerufen am 20. Juli 2018. 
  13. Gesetz definiert Israel als jüdischen Nationalstaat. In: Der Tagesspiegel. 19. Juli 2018, abgerufen am 29. Juli 2018. 
  14. israelheute.com
  15. Human Development Index 2017 der Vereinten Nationen.
  16. Christoph Levin: Das alte Israel. 5., überarbeitete Auflage. Beck, München 2018, S. 127.
  17. ↑ a b c The World Factbook: Israel. CIA, abgerufen am 5. Juli 2012 (englisch). 
  18. List of localities (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), Israelisches Zentralbüro für Statistik, abgerufen am 23. Februar 2019 (hebräisch, englisch)
  19. The World Factbook: West Bank. CIA, abgerufen am 16. Juli 2012 (englisch). 
  20. Genfer Abkommen über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten. (PDF; 626 kB) Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, 12. August 1949, abgerufen am 10. Mai 2012. 
  21. Hans-Peter Gasser, Nils Melzer: Humanitäres Völkerrecht. Eine Einführung. 2. überarbeitete Auflage. Nomos/ Schulthess Verlag, Baden-Baden/ Zürich 2012, ISBN 978-3-7255-6358-6, S. 137–143, besonders 142 f. 
  22. A.Horovitz, A.Danin (1993): Relatives of Ornamental Plants in the Flora of Israel. In: Israel Journal of Botany. 32, S. 75–95.
  23. Ella Tsahar, Ido Izhaki, Simcha Lev-Yadun, Guy Bar-Oz, Dennis Marinus Hansen: Distribution and extinction of ungulates during the Holocene of the Southern Levant. In: PLoS ONE. Band 04, Nr. 04, 2009, S. e5316, doi:10.1371/journal.pone.0005316. 
  24. Inbar Perez, Eli Geffen, Ofer Mokady: Critically Endangered Arabian leopards Panthera pardus nimr in Israel: estimating population parameters using molecular scatology. In: Fauna & Flora International (Hrsg.): Oryx – The International Journal of Conservation. Band 40, Nr. 03, 4. September 2006, S. 295–301, doi:10.1017/S0030605306000846. 
  25. ↑ a b Central Bureau of Statistics: Pressemitteilung vom 31. Dezember 2020
  26. List of countries by population (in der engl. Wikipedia).
  27. Vital Statistics: Latest Population Statistics for Israel. Jewish virtual library, abgerufen am 8. August 2019. 
  28. Michael Wolffsohn, Douglas Bokovoy: Israel: Grundwissen-Länderkunde. Geschichte, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft (1882–1996), Opladen 1996, ISBN 3-8100-1310-2, S. 65 f.
  29. Zukunftssorgen: Israel bekommt die falschen Kinder. In: Welt Online. Abgerufen am 1. Juli 2017. 
  30. Tabelle mit der Bevölkerung Israels bis 2014 (Memento vom 12. Januar 2017 im Internet Archive) auf ww.jewishvirtuallibrary.org
  31. Auswärtiges Amt Israel, abgerufen am 1. Juli 2016.
  32. Statistik: Einwohner Israels nach Herkunft und Alter 2001. (PDF; 113 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) 13. August 2008, archiviert vom Original am 9. Juni 2012; abgerufen am 23. Juli 2013. 
  33. Pressemitteilung des Israelischen Zentralbüro für Statistik zum Holocaust-Gedenktag am 7. April 2021, zitiert in: Israel aktuell, Heft Juni/Juli 2021, S. 11.
  34. Eine neue Nationalität. In: Israelnetz.de. 9. September 2014, abgerufen am 8. August 2019. 
  35. A Portrait of Israeli Jews. Beliefs, Observance, and Values of Israeli Jews, 2009. (PDF; 529 kB) Guttman Center for Surveys of the Israel Democracy Institute for The AVI CHAI–Israel Foundation, 28. Januar 2012, S. 30, abgerufen am 16. Juli 2012 (englisch). 
  36. israelnetz.com
  37. Eytan Halon: Israel’s Christian population grows to 177,000 citizens. In: Jerusalem Post, 23. Dezember 2019.
  38. Israelisches Zentralbüro für Statistik: האוכלוסייה הדרוזית בישראל (PDF; 987 kB), S. 2, 17. April 2019, abgerufen am 30. Dezember 2019.
  39. sz-online.de: Unesco erkennt 27 Stätten neu als Welterbe an (Memento vom 9. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today)
  40. „Israel: Zahl der Christen nimmt zu“ auf vaticannews.va vom 13. Januar 2022
  41. Knesset verabschiedet Nationalstaatsgesetz In: Israelnetz.de, 19. Juli 2018, abgerufen am 5. August 2018.
  42. Israel verabschiedet Gesetz zu „jüdischem Nationalstaat“. In: Die Zeit. 19. Juli 2018, abgerufen am 29. Juli 2018. 
  43. Israel verabschiedet umstrittenes „Nationalitätsgesetz“. In: Frankfurter Rundschau. 19. Juli 2018, abgerufen am 20. Juli 2018. 
  44. Art. 4 Nationalstaatsgesetz
  45. Article 82 of the Palestine Order in Council, passed in August of 1922: „All Ordinances, official notices, and official forms of the Government and all official notices of local authorities and municipalities in areas to be prescribed by order of the High Commissioner, shall be published in English, Arabic, and Hebrew. The three languages may be used in debates and discussions in the Legislative Council, and, subject to any regulations to be made from time to time, in the Government offices and the Law Courts.“ Liel Leibovitz: Should Hebrew Be Israel’s Official Language? Has It Ever Been? in Tablet, 12. September 2014
  46. Bernard Spolsky, Elana Shohamy: The Languages of Israel. Policy, Ideology and Practice. Multilingual Matters, 1999, S. 161 f.
  47. Bernard Spolsky, Elana Shohamy: The Languages of Israel. Policy, Ideology and Practice. Multilingual Matters, 1999, S. 118 f.
  48. Bernard Spolsky, Elana Shohamy: The Languages of Israel. Policy, Ideology and Practice. Multilingual Matters, 1999, S. 112.
  49. Index menschlicher Entwicklung: Israel in guter Position In: Israelnetz.de, 18. September 2018, abgerufen am 28. September 2018.
  50. Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP): Bericht über die menschliche Entwicklung 2015. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin, S. 250 (hdr.undp.org [PDF; 9,3 MB; abgerufen am 5. November 2016]). 
  51. Israel ist das zehntgesündeste Land der Welt. In: Israelnetz.de. 28. Februar 2019, abgerufen am 17. März 2019. 
  52. Instruktiv dazu der Reisebericht Mark Twains Die Arglosen im Ausland von 1867.
  53. Herman Rosenthal: Agricultural colonies in Palestine. Jewish Encyclopedia, 1906.
  54. Baron Edmond De Rothschild 86. Jewish Telegraphic Agency, 20. August 1931.
  55. Altneuland. Berlin 1.1904,11, S. 339.
  56. Ursula Reuter: David Wolffsohn – Zionistischer Politiker (1856–1914). In: Portal Rheinische Geschichte. Abgerufen am 26. April 2018. 
  57. Constanze Baumgart Köln: Singen auf Stufen Mit Kunst und Chorgemusik begeht der JNF-KKL seinen 110. Geburtstag, Jüdische Allgemeine, 19. Mai 2011.
  58. Unvergessener Gründer des Zionismus: Max Isidor Bodenheimer. Porträt des Jüdischen Nationalfonds e. V. Deutschland.
  59. Frieder Wolf: Köln – Tel Aviv-Yafo – Bethlehem. In: HaGalil.com, 17. Oktober 2010.
  60. Ron Chernow: Die Warburgs – Odyssee einer Familie. Siedler Verlag, München, 1994, S. 487.
  61. David Jünger: Jahre der Ungewissheit: Emigrationspläne deutscher Juden 1933–1938. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, S. 155.
  62. Francis R. Nicosia: Zionismus und Antisemitismus im Dritten Reich. Wallstein Verlag, Göttingen 2008, S. 122 (PDF).
  63. Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-19729-1.
  64. Netanel Lorch: One Long War. Keter, Jerusalem 1976, S. 110.
  65. ↑ a b Isi Leibler: The Case For Israel. Australia: The Globe Press 1972.
  66. Friedrich Schreiber, Michael Wolffsohn: Nahost. Leske + Budrich, Opladen 1993, S. 196.
  67. Radio Vatikan: Pater David Jaeger optimistisch zu Gespräch mit Israel. (Memento vom 17. Oktober 2007 im Internet Archive) 31. Januar 2007.
  68. Israel kann nicht auf Fairness zählen. In: Die Welt
  69. US-Tourist in Tel Aviv erstochen, abgerufen am 12. März 2016.
  70. Israel kündigt harte Reaktionen auf Attentate an, abgerufen am 1. Juli 2016.
  71. The Economist Intelligence Unit’s Democracy Index. The Economist Intelligence Unit, abgerufen am 25. Februar 2021 (englisch). 
  72. Countries and Territories. Freedom House, 2020, abgerufen am 25. Februar 2021 (englisch). 
  73. 2020 WORLD PRESS FREEDOM INDEX. Reporter ohne Grenzen, 2020, abgerufen am 25. Februar 2021 (englisch). 
  74. Transparency International (Hrsg.): Corruption Perceptions Index. Transparency International, Berlin 2021, ISBN 978-3-96076-157-0 (englisch, transparencycdn.org [PDF]). 
  75. Freedom House: Middle East. Freedom House, 10. Oktober 2013, abgerufen am 10. Oktober 2013. : Von 21 Staaten wurden sechs (Libanon, Kuweit, Ägypten, Libyen, Tunesien, Marokko) als „partly free democracies“ klassifiziert, Israel (ohne die nicht berücksichtigten besetzten Gebiete wie dem Westjordanland) als einzige „free democracy“.
  76. Naomi Bubis: Wohin driftet das Israel des neuen Jahrtausends? Israel zwischen Theokratie und Demokratie. In: Dietmar Herz, Christian Jetzlsperger, Kai Ahlborn (Hrsg.): Der israelisch-palästinensische Konflikt. Wiesbaden 2003, S. 235ff.
  77. Demokratieindex 2020 zum PDF-Download (englisch), auf eiu.com
  78. Israel Government & Politics: Constitution jewishvirtuallibrary.org
  79. Michael Wolffsohn, Douglas Bokovoy: Israel: Grundwissen-Länderkunde. Geschichte, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft (1882–1996). Opladen 1996, S. 58 ff., 76.
  80. Israel verabschiedet Gesetz zu „jüdischem Nationalstaat“. In: Zeit Online, 19. Juli 2018; Ein Israel nur für Juden? In: Zeit Online, 19. Juli 2018.
  81. Knesset: Israel – The Nation State of the Jewish People. (PDF; 21,5 kB) S. 2, abgerufen am 28. Januar 2019 (englisch). 
  82. Reuven Rivlin, der freundliche Falke Handelsblatt, 24. Juli 2014.
  83. Konrad Adenauer Stiftung: Die israelischen Knesset-Wahlen vom 22. Januar 2013. (PDF; 214 kB) Neue Regierung in Israel steht. 25. Januar 2013, abgerufen am 17. April 2013. 
  84. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 438
  85. Benyamin Neuberger: Parteien
  86. ↑ a b c d June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 153.
  87. Emmanuel Saadia: Systèmes Electoraux et Territorialité en Israel. L'Harmattan Paris, Montreal 1997, S. 69.
  88. Emmanuel Saadia: Systèmes Electoraux et Territorialité en Israel. L'Harmattan Paris, Montreal 1997, S. 12
  89. CBS, Statistical Abstract of Israel 2010 (Memento vom 15. August 2011 im Internet Archive), S. 399.
  90. Israelisch-syrische Geheimverhandlungen. In: Wikinews, 20. Januar 2007.
  91. Israel’s accession to the OECD (en), OECD. 7. September 2010. Abgerufen am 22. Juli 2016. 
  92. Gidon Ben-zvi: Israel Completes 245 Mile, NIS 1.6 Billion Security Fence Along Sinai Border with Egypt. In: algemeiner.com. 2. Dezember 2013, abgerufen am 8. September 2015. 
  93. Batsheva Sobelman: Israel completes most of Egypt border fence. In: Los Angeles Times. 2. Januar 2013, abgerufen am 8. September 2015. 
  94. Aufbruch auf dem Balkan, Jüdische Allgemeine, 18. Februar 2021. Abgerufen am 23. Februar 2021.
  95. Präsident Teodoro Obiang hat mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu telefoniert, Jüdische Allgemeine, 19. Februar 2021. Abgerufen am 23. Februar 2021.
  96. Avi Shlaim: The Iron Wall: Israel and the Arab World. W.W. Norton, 2001, ISBN 0-393-32112-6, S. 264. 
  97. Abbas Admits He Said No to Israel’s Peace Offer. In: Council on Foreign Relations. (cfr.org [abgerufen am 1. Juni 2018]). 
  98. ↑ a b c The Institute for National Security Studies (Memento vom 13. August 2008 im Internet Archive)
  99. haaretz.com
  100. Israel und besetzte palästinensische Gebiete 2009, Amnesty International Report vom 20. Mai 2009.
  101. Vorsprung mit deutscher Technik. In: taz, 31. Juli 2006. (über die deutschen Beiträge zur israelischen Rüstung)
  102. Siehe Mobility of Merkava (in der engl. Wikipedia).
  103. Siehe dazu deutsch-israelische militärische Zusammenarbeit.
  104. iwi.net
  105. Israel stationiert Raketenabwehrsystem „Iron Dome“. (Nicht mehr online verfügbar.) In: orf.at. ORF Online und Teletext, 27. März 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011. 
  106. Anshel Pfeffer, Yanir Yagna: Iron Dome successfully intercepts Gaza rocket for first time. In: haaretz.com. Haaretz, 7. April 2011, abgerufen am 13. April 2011 (englisch). 
  107. Yaakov Katz: Iron Dome works in combat, intercepts Katyusha rocket. (Nicht mehr online verfügbar.) In: jpost.com. The Jerusalem Post, 7. April 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011 (englisch). 
  108. Matthias Chapman: Was taugt Israels neue Wunderwaffe? News Ausland: Naher Osten & Afrika. (Nicht mehr online verfügbar.) In: derbund.ch. Der Bund, 11. April 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011. 
  109. Raytheon/Rafael: Stunner – Terminal Missile Defense Interceptor (PDF; 240 kB)
  110. Missile Monitor vom 14. Oktober 2007
  111. mobiledevdesign.com
  112. defense-update.com (Memento vom 2. August 2009 im Internet Archive)
  113. Hans Rühle: Krisenherd Naher Osten: Absichtsvoll zweideutig. In: FAZ.net. 18. Oktober 2007, abgerufen am 23. Juli 2013. 
  114. Fernsehinterview: Empörung über Olmerts Atomwaffen-Geständnis spiegel.de, 11. Dezember 2006.
  115. Ehud Olmert tritt in Berlin ins Fettnäpfchen nzz.ch, 13. Dezember 2006.
  116. UN tells Israel to let in nuclear inspectors. In: The Guardian. Abgerufen am 23. Juli 2013 (englisch). 
  117. Israel so militarisiert wie kein anderes Land, Handelsblatt, 4. Dezember 2017.
  118. Home | SIPRI. Abgerufen am 10. Juli 2017 (englisch). 
  119. For Israel's Volunteer Police, Many Powers But Little Oversight NPR, 26. Juni 2016
  120. CIA World Fact Book
  121. Tomas Avenarius: Nakba, die Katastrophe. Palästinenser und Israel. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Mai 2008, abgerufen am 28. Mai 2015. 
  122. Mechthild Herzog, Lukas Wiesenhütter: Hinflug, Hochzeit, Rückflug, fertig!, FAZ.net, 27. September 2014, abgerufen am 27. September 2014.
  123. Nicole Herbert: Aktuelle Probleme im Ehe- und Scheidungsrecht Israels auf der Webseite der Konrad-Adenauer-Stiftung (PDF; 140 kB)
  124. Jonathan Lis, Gili Cohen: Knesset votes down bill to allow civil marriage in Israel, haaretz.com vom 28. Juli 2011, abgerufen am 31. Dezember 2014 (englisch).
  125. Hezki Ezra: Knesset Rejects Civil Marriage Bill, israelnationalnews.com vom 11. Juni 2014, abgerufen am 31. Dezember 2014 (englisch).
  126. Gerichtswesen bei der Botschaft des Staates Israel in Berlin
  127. freedomhouse.org
  128. Israel / besetzte Gebiete. Hauszerstörungen und Vertreibungen nehmen weiter zu. auf: amnesty.ch, 14. Dezember 2011, abgerufen am 16. Dezember 2011.
  129. Israel geht auf UN-Menschenrechtsrat zu taz vom 7. Juni 2013.
  130. Israel unterstützt US-Austritt aus dem Menschenrechtsrat ZEIT online, 20. Juni 2018
  131. The Occupation of the West Bank and the Crime of Apartheid: Legal Opinion Yesh Din, 9. Juli 2020; Michael Sfard: Yes, It’s Israeli Apartheid. Even Without Annexation. In: Haaretz, 9. Juli 2020; Gideon Levy: Not ‘Apartheid in the West Bank.’ Apartheid. In: Haaretz, 17. Januar 2021.
  132. Associated Press: Israel Is an ‘Apartheid’ State, Says Israeli Human Rights Group B’Tselem Haaretz, 12. Januar 2021; A regime of Jewish supremacy from the Jordan River to the Mediterranean Sea: This is apartheid B’Tselem, 12. Januar 2021; .
  133. Patrick Kingsley: Rights Group Hits Israel With Explosive Charge: Apartheid New York Times, 27. April 2021; Tovah Lazaroff: Human Rights Watch: Israel commits crime of apartheid, UN must apply sanctions Jerusalem Post, 27. April 2021; Hagar Shezaf: Israeli Policies Constitute Crimes of Apartheid, Persecution, Human Rights Watch Finds. In: Haaretz, 27. April 2021; Arno Rosenfeld: Israel is committing ‘crime of apartheid,’ Human Rights Watch says The Forward, 27. April 2021; A Threshold Crossed. Israeli Authorities and the Crimes of Apartheid and Persecution Human Rights Watch, 27. April 2021; Kommentar einer der Autoren des HRW-Berichtes, Eric Goldstein: Say Israel is committing apartheid? It’s not a decision we reached lightly. The Forward, 27. April 2021; Alon Pinkas: The ‘A’ Word: Why Israel Is Not an Apartheid State, Despite HRW’s Claims. In: Haaretz, 28. April 2021; Gideon Levy: We Can Keep Lying to Ourselves on 'Apartheid,' but Israel Has Crossed the Line. In: Haaretz, 28. April 2021; Anshel Pfeffer: So Israel’s an Apartheid State. What’s Next? In: Haaretz, 29. April 2021; Israel is not an apartheid state Jerusalem Post, 27. April 2021.
  134. Israel’s apartheid against Palestinians: Cruel system of domination and crime against humanity Amnesty International, 1. Februar 2022; Jacob Kornbluh: Amnesty International describes Israel as an apartheid state in new report Forward, 30. Januar 2022; Hagar Shezaf, Jonathan Lis: דו"ח אמנסטי מאשים את ישראל באפרטהייד בכל שטחה; ישראל: "שקרים של ארגוני טרור" / Amnesty Report Accuses Israel of Apartheid Against Palestinians, Including Its Own Citizens Haaretz, 1. Februar 2022; Tovah Lazaroff: Stop Israeli apartheid, halt arms sales to Jewish state, Amnesty says Jerusalem Post, 1. Februar 2022; Hagar Shezaf, Jonathan Lis: משרד החוץ תוקף את ארגון אמנסטי: הדו"ח שיפורסם מחר שקרי ואנטישמי / Foreign Ministry Says Upcoming Amnesty Report Accusing Israel of Apartheid Is 'Antisemitic' Haaretz, 1. Februar 2022; Anshel Pfeffer: Israel’s Hysterical Response to Amnesty’s ‘Apartheid’ Report Haaretz, 1. Februar 2022; Peter Münch: Amnesty wirft Israel Apartheid vor Süddeutsche Zeitung, 1. Februar 2022; Tovah Lazaroff: Amnesty: We reject Israel's bare faced lie that we are antisemitic Jerusalem Post, 1. Februar 2022.
  135. Amnesty Deutschland muss sich von Israel-Report distanzieren. Presseerklärung vom 1. Februar 2022.
  136. Berlin. „Amnesty-Bericht schürt Antisemitismus“. In: juedische-allgemeine.de 1. Februar 2022.
  137. Berlin. Bundesregierung kritisiert Israel-Hassbericht von Amnesty. In juedische-allgemeine.de 2. Februar 2022.
  138. Molly Boigon: Who said it when? A timeline of the term ‘apartheid’ in relation to Israel The Forward, 27. April 2021; Tovah Lazaroff: Israeli apartheid charge: Tool against oppression or existential threat? Jerusalem Post, 29. April 2021.
  139. Benjamin Clarke, T. Brian Mooney, Robert Imre: Responding to Terrorism. Political, Philosophical and Legal Perspectives. Ashgate, 2013, ISBN 1-4094-9867-0, S. 102–103; Yotam Berger: Israeli High Court Ruling May Make It Easier for Interrogators to Use Violence. In: Haaretz, 30. November 2018.
  140. Chaim Levinson: Torture, Israeli-style – as Described by the Interrogators Themselves. In: Haaretz, 24. Januar 2017.
  141. Yuval Yoaz: Despite Court Rulings, Shin Bet Still Tortures 'Ticking Bombs'. In: Haaretz, 19. August 2004; Chaim Levinson: Torture, Israeli-style – as Described by the Interrogators Themselves. In: Haaretz, 24. Januar 2017; Avigdor Feldman: The Shin Bet Told the Judge It Wasn't Torturing Palestinians. The Scene Next Door Proved Otherwise. In: Haaretz, 3. Januar 2018
  142. Editorial: The Shin Bet Must Stop Torturing Palestinian Detainees. In: Haaretz, 8. März 2015; Chaim Levinson: Torture of Palestinian Detainees by Shin Bet Investigators Rises Sharply. In: Haaretz, 6. Mai 2015.
  143. Smadar Ben-Natan: Revise Your Syllabi: Israeli Supreme Court Upholds Authorization for Torture and Ill-Treatment. In: Journal of International Humanitarian Legal Studies, 2019; Avinoam Sharon: Recent Developments in Israeli Law Versa/Cardozo, 24. Dezember 2018; Yotam Berger: Israeli High Court Ruling May Make It Easier for Interrogators to Use Violence. In: Haaretz, 30. November 2018; Edo Konrad: Top court gives Israel even broader powers to use torture +972, 2. Dezember 2018.
  144. Legally-sanctioned torture of Palestinian detainee left him in critical condition Amnesty International, 30. Oktober 2019; Josh Breiner: Terror Suspect Entered Shin Bet Custody Healthy, Next Morning Was in Critical Condition. In: Haaretz, 8. November 2019; Amos Harel: This Palestinian Terror Suspect Is No Saint. But Something Went Wrong in Israel's Interrogation of Him. In: Haaretz, 29. September 2019; Netael Bandel: Case Closed Against Shin Bet Agents Accused of Assaulting Palestinian Terror Suspect. In: Haaretz, 24. Januar 2021; Israeli High Court facilitates interrogation of Palestinian under torture B’Tselem, 10. Oktober 2019; Yonah Jeremy Bob: Shin Bet cleared of ‘torture’ of Palestinian accused in Rina Shnerb murder Jerusalem Post, 24. Januar 2021; [Addameer Condemns the Israeli Attorney General's Decision to Close the Investigation against the Shabak for Committing Torture against Samer Arbeed] Addammeer, 24. Januar 2021; Yael Stein: מנדלבליט שוב נותן גושפנקה משפטית לעינויים Mekomit, 24. Januar 2021 / Why Shin Bet torturers don’t have to worry about punishment +972 Magazine, 2. Februar 2021.
  145. ↑ a b c The World Factbook
  146. World Economic Outlook Database April 2017. Abgerufen am 1. Juli 2017 (amerikanisches Englisch). 
  147. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten. Fischer, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-596-72910-4.
  148. Auswärtiges Amt – Israel – Wirtschaft und Umwelt, abgerufen am 12. Juni 2016.
  149. Auswärtiges Amt – Israel – Übersicht, abgerufen am 12. Juni 2016.
  150. The World Factbook — Central Intelligence Agency. Abgerufen am 6. August 2018 (englisch). 
  151. Country/Economy Profiles. In: Global Competitiveness Index 2017–2018. (reports.weforum.org [abgerufen am 29. November 2017]). 
  152. Country Rankings, heritage.org.
  153. Rohstoffe Israels auf schatzwert.de
  154. Hans-Christian Rößler: Plötzlich ein Gasexporteur, FAZ.net, 20. Mai 2014, abgerufen am 20. Mai 2014.
  155. Rohstoffvorkommen im Mittelmeer: Israel ist jetzt Erdgasnation, taz.de, 31. März 2013.
  156. Susanne Götze: „Wir sind kein Emirat“, Interview mit Ron Adam, Zeit Online, 1. April 2015, abgerufen am 2. April 2015.
  157. Israel – Agriculture export.gov (Website der International Trade Administration, einer Behörde des Handelsministeriums der USA), Stand 3. Dezember 2019, siehe Overview. Abgerufen am 12. Januar 2020.
  158. Juliane von Mittelstaedt: Heiliger Rogen. In: Der Spiegel, 13. August 2012, S. 80.
  159. Dan Senor, Saul Singer: Start-up Nation Israel. Was wir vom innovativsten Land der Welt lernen können. Aus dem Amerikanischen von Stephan Gebauer. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-42921-5.
  160. Bericht auf theglobeandmail.com vom 29. Dezember 2011, abgerufen am 30. Januar 2012.
  161. Start-up-Szene: Innovativ und risikobereit – Abgucken in Israel, Wirtschaftswoche, 3. April 2012.
  162. Guillaume Lavallee: Israeli economic growth overshadows struggles of working poor. In: Times of Israel, 11. September 2019.
  163. Al Jazeera English: Mass rallies revive Israeli protest movement 4. September 2011, abgerufen am 4. September 2011.
  164. Bericht der Sozialversicherung Fast jedes dritte Kind in Israel wächst in Armut auf 9. Dezember, abgerufen am 12. März 2016.
  165. www.euromonitor.com Euromonitor International’s top city destinations ranking (Stand 2009). Abgerufen am 24. August 2013.
  166. ↑ a b Danny Sadeh, 60 % hike in tourism since beginning of year. In: www.ynetnews.com, 2008. Abgerufen am 25. August 2013.
  167. Banking Supervision Bank of Israel Abgerufen am 13. April 2009.
  168. 2,4 Million Motor verhicles in Israel 2008
  169. Angabe vom israelischen Zentralbüro für Statistiken 2009 (Memento vom 10. Juni 2011 im Internet Archive)
  170. Internet Users by Country (2016). Internet Live Stats, abgerufen am 12. Juli 2017 (englisch). 
  171. Human Development Data (1990–2015) | Human Development Reports. Abgerufen am 2. August 2018 (englisch). 
  172. Haim Bleikh, Nachum Blass: Expenditure Per Class and Per Student in the Primary School Education System, Researchgate, Oktober 2020
  173. Lior Dattel: Government Funding Favors Israel’s Religious Schools, Ministry Says. In: Haaretz, 27. August 2020.
  174. Buch der Energie, Teil C, Parabolspiegel Anlagen (Dish-Stirling-Systeme), Achmed A. W. Khammas, 2007–2012.
  175. John Lettice: Giant solar plants in Negev could power Israel’s future. In: The Register. 25. Januar 2008, abgerufen am 23. Juli 2013. 
  176. Jakob Strobel y Serra: Gott weiß, wie gutes Essen schmeckt. In: FAZ.net. 8. Oktober 2011, abgerufen am 23. Juli 2013. 
  177. welt.de
  178. Daniel Frick: Israels Kampf gegen Dürre: Meerwasser für das Leben. In: Israelnetz. Nr. 4. Christliche Medieninitiative pro e. V., 2019, S. 4–5 (PDF [abgerufen am 19. August 2019]). 
  179. Ashkelon, Israel. In: Water-technology.net. Net Resources International, abgerufen am 23. Juli 2013. 
  180. www.geo.de
  181. www.welt.de
  182. www.gtai.de
  183. welt.de
  184. de.statista.com
  185. bpb.de
  186. tagesschau.de
  187. mynewsdesk.com
  188. Pierre Heumann: Israel steht mit seinen Atomplänen nicht allein. In: Handelsblatt. 7. August 2007, abgerufen am 23. Juli 2013. 
  189. Über die Zeitung. In: Israel Nachrichten. Abgerufen am 24. Januar 2017. 
  190. Reporter ohne Grenzen
  191. Christoph Schult (Interview): Pressefreiheit – So funktioniert Israels Zensurmaschine. In: Spiegel Online. 26. April 2010, abgerufen am 23. Juli 2013. ; Israel (Reporter ohne Grenzen); Ruth Kinet: In vorauseilendem Gehorsam Deutschlandradio, 22. März 2017.
  192. Rangliste der Pressefreiheit. Weltweite Entwicklungen im Überblick. Reporter ohne Grenzen, 20. April 2016, abgerufen am 24. Januar 2017. 
  193. Rangliste der Pressefreiheit 2019 Reporter ohne Grenzen (PDF; 380 kB).
  194. HaOkets. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office. Oktober 2016, abgerufen am 1. November 2017. 
  195. HaOkets. Critical platform on socioeconomic, political, media, cultural and other issues in Israel and beyond. Abgerufen am 1. November 2017 (englisch). 
  196. Uriel Simri: Hapoel Israel’s Worker Sport Organisation. In: Arnd Krüger, James Riordan (Hrsg.): The Story of Worker Sport. Human Kinetics, Champaign, Ill. 1996, ISBN 0-87322-874-X, S. 157–166.
  197. Rezension: Brumlik: Israel. Lebensrettende Staatsgründung. In: fr.de 10. September 2020.

Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen
Afghanistan | Ägypten1 | Armenien | Aserbaidschan | Bahrain | Bangladesch | Bhutan | Brunei | China, Volksrepublik | Georgien | Indien | Indonesien2 | Irak | Iran | Israel | Japan | Jemen3 | Jordanien | Kambodscha | Kasachstan4 | Katar | Kirgisistan | Kuwait | Laos | Libanon | Malaysia | Malediven | Mongolei | Myanmar | Nepal | Nordkorea | Oman | Osttimor | Pakistan | Philippinen | Russland4 | Saudi-Arabien | Singapur | Sri Lanka | Südkorea | Syrien | Tadschikistan | Thailand | Türkei4 | Turkmenistan | Usbekistan | Vereinigte Arabische Emirate | Vietnam | Zypern

Abhängige Gebiete
Akrotiri und Dekelia | Britisches Territorium im Indischen Ozean | Hongkong | Kokosinseln | Macau | Weihnachtsinsel

Umstrittene Gebiete
Abchasien | Arzach, Republik | China, Republik (Taiwan) | Südossetien | Palästina | Palästinensische Autonomiegebiete | Türkische Republik Nordzypern

1 Liegt größtenteils in Afrika.  2 Liegt zum Teil auch in Ozeanien.  3 Liegt zum Teil auch in Afrika.  4 Liegt zum Teil auch in Europa.

Australien | Belgien | Chile | Costa Rica | Dänemark | Deutschland | Estland | Finnland | Frankreich | Griechenland | Irland | Island | Israel | Italien | Japan | Kanada | Kolumbien | Lettland | Litauen | Luxemburg | Mexiko | Neuseeland | Niederlande | Norwegen | Österreich | Polen | Portugal | Schweden | Schweiz | Südkorea | Slowakei | Slowenien | Spanien | Tschechien | Türkei | Ungarn | Vereinigtes Königreich | Vereinigte Staaten

Teilnehmerstaaten:
Albanien | Andorra | Armenien | Aserbaidschan | Belarus | Belgien | Bosnien und Herzegowina | Bulgarien | Königreich Dänemark | Deutschland | Estland | Finnland | Frankreich | Georgien | Griechenland | Irland | Island | Italien | Kanada | Kasachstan | Kirgisistan | Kroatien | Lettland | Liechtenstein | Litauen | Luxemburg | Malta | Moldau | Monaco | Mongolei | Montenegro | Königreich der Niederlande | Nordmazedonien | Norwegen | Österreich | Polen | Portugal | Rumänien | Russland | San Marino | Schweden | Schweiz | Serbien | Slowakei | Slowenien | Spanien | Tadschikistan | Tschechien | Türkei | Turkmenistan | Ukraine | Ungarn | Usbekistan | Vatikanstadt | Vereinigtes Königreich | Vereinigte Staaten | Republik Zypern

Partnerstaaten:
Afghanistan | Australien | Ägypten | Algerien | Israel | Japan | Jordanien | Marokko | Tunesien | Südkorea | Thailand

31.60805555555634.818055555556Koordinaten: 31° 36′ N, 34° 49′ O

 

Dieser Artikel wurde am 24. Oktober 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Israel&oldid=221877118“


Page 2

Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender | Tagesartikel
◄ | 17. Jh. | 18. Jh. | 19. Jahrhundert | 20. Jh. | 21. Jh. | ►
1800er | 1810er | 1820er | 1830er | 1840er | 1850er | 1860er | 1870er | 1880er | 1890er

Das 19. Jahrhundert begann kalendarisch am 1. Januar 1801 und endete am 31. Dezember 1900. Die Weltbevölkerung zu Beginn dieses Jahrhunderts wird auf 980 Millionen Menschen geschätzt, zum Ende war sie auf schätzungsweise 1,65 Milliarden Menschen angestiegen.[1] Kennzeichnend für das 19. Jahrhundert war ein globaler Wandel, den es in diesem Umfang, dieser Tiefe und dieser Dynamik in keiner historischen Periode zuvor gegeben hatte.[2] Dieser Wandel wird auch als Beginn der Moderne bezeichnet.[2][3]

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Die Welt um 1815

Wie groß ist israel im vergleich zu deutschland

Die Welt um 1898

In Europa wurde 1815 nach dem Sieg über Napoleon, der zuvor große Teile des Kontinents erobert hatte, die alte Gesellschaftsordnung in vielen Aspekten wiederhergestellt. Einige rechtliche und wirtschaftliche Änderungen sowie einzelne territoriale Neuordnungen blieben jedoch bestehen. Die Ideen der Französischen Revolution ließen sich nicht dauerhaft zurückdrängen. Das Ringen um ihre Verwirklichung prägte das Jahrhundert.[3] In Europa erstritt das Bürgertum und andere Bevölkerungsgruppen größere wirtschaftliche und gesellschaftliche Freiheiten. Viele europäische Staaten führten Verfassungen ein, die die Rechtsbeziehung zwischen Bürger und Staat definierten. Politische Parteien wurden gegründet und Ideologien formuliert.

Von den neu entstandenen Nationalstaaten veränderten Italien und Deutschland, die in den 1860/70 Jahren durch Vereinigungen zahlreicher Territorien entstanden, am meisten die europäische politische Landschaft. Weltweit trat die Organisationsform des Nationalstaates ihren Siegeszug an.[4]

Die europäischen Großmächte, die eine Vormachtstellung im Welthandel innehatten und ihre Kolonialreiche in Afrika und Asien erweiterten, entwickelten sich zu den dominanten Mächten der Welt. Die größte Kolonialmacht, Großbritannien, dessen British Empire im Jahr 1900 nahezu ein Viertel der Weltbevölkerung umfasste, beherrschte unangefochten die Weltmeere. Schon in der ersten Jahrhunderthälfte hatte es den Indischen Subkontinent vollständig unter seine Kontrolle gebracht und danach Australien von den Aborigines erobert.

Dem chinesischen Kaiserreich zwang es in den Opiumkriegen seine Bedingungen auf. Nachdem der Taiping-Aufstand niedergeschlagen wurde, erodierte die chinesische Zentralmacht zugunsten ausländischer und lokaler Kräfte. Japan hingegen schaffte es, sich nach der Meiji-Restauration grundlegend zu reformieren, indem es vieles aus Europa und den Vereinigten Staaten übernahm. Das Osmanische Reich schrumpfte hingegen weiter, verlor im Laufe des Jahrhunderts die Kontrolle über alle europäischen und nordafrikanischen Gebiete. Afrika und Südostasien wurden in den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts von den europäischen Mächten fast vollständig kolonisiert.

Hingegen lösten sich die Regionen Südamerikas zu Jahrhundertbeginn von ihren spanischen und portugiesischen Kolonialherren. In Nordamerika gewannen die Vereinigten Staaten von Amerika nach ihrer Unabhängigkeit große Gebiete auf Kosten Mexikos und indigener Stämme hinzu. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg wurden sie zu einer der stärksten Industrienationen der Welt.[5] Dabei profitierten sie von der starken Einwanderung von Fachkräften, die aus Europa und zu geringeren Teilen aus Asien kamen. Die atlantische Migration war ein Teil weltweiter Migrationsbewegungen, die in diesem Jahrhundert zuvor nicht gekannte Dimensionen erreichten. Die Wanderungsbewegungen gingen einher mit einem hohen Wachstum der Weltbevölkerung. Diese wurde durch eine Landwirtschaft ernährt, die ihre Produktivität durch Effizienzsteigerung und Flächenausdehnung erheblich steigerte. Ein großer Teil der Landbevölkerung wanderte in die Städte. Die mit dem starken Einwohnerwachstum verbundenen Probleme versuchten die Städte durch neue technisch innovative Infrastruktur und die Institutionen der modernen Massengesellschaft zu lösen.[4]

Die Industrielle Revolution breitete sich von England im Laufe des Jahrhunderts auf zahlreiche europäische Regionen, die USA und Japan aus. Ihre Strukturveränderungen gingen mit großen sozialen Ungleichheiten einher. Schlüsseltechnologien wie die Eisenbahn, das Dampfschiff und die Telegrafie führten zu einem starken Anstieg von Ausmaß und Geschwindigkeit der globalen Vernetzung sowie einer Veränderung der Wahrnehmung von Entfernungen. Viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse, unter anderem in der Medizin, brachten praktische Verbesserungen für zahlreiche Menschen.

Eine vorher nie gekannte Ressourcennutzung, eine auf fossilen Energien beruhende Wirtschaft sowie die massive Expansion von Siedlungs- und Kulturräumen führten zu einer starken Umgestaltung und Belastung der Umwelt. Deshalb sehen einige Wissenschaftler schon im 19. Jahrhundert den Beginn des Anthropozäns.[6]

Für die Periodisierung des 19. Jahrhunderts bieten sich verschiedene Zeiträume an. Die Wahl hängt dabei entscheidend von dem untersuchten Thema ab. So können beispielsweise Eckdaten, die in der Politik- und Militärgeschichte von zentraler Bedeutung sind, stark von denen in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte abweichen.[7] Eine Möglichkeit der Periodisierung stellt klassischerweise das kalendarische 19. Jahrhundert dar. Es begann im Jahr 1801 und endete im Jahr 1900. Allerdings weist dieses Zeitmodell Schwächen auf: Bedeutende Zäsuren kennzeichneten weder das Anfangs- noch das Endjahr des 19. Jahrhunderts. Außerdem handelt es sich um eine rein rechnerische Lösung, die unterschiedlichen thematischen Zugängen nicht gerecht werden kann.[8] Der Wechsel in ein neues Jahrhundert wurde um 1800 von den meisten Zeitgenossen nicht wahrgenommen. Der französische Revolutionskalender hatte die Zeiteinteilung nach dem gregorianischen Kalender abgeschafft. Erst 1806 kehrte Frankreich offiziell zur klassischen europäischen Zeitrechnung zurück. Der Jahrhundertbeginn galt in der muslimischen Welt als Jahr 1215, in buddhistischen Regionen als Jahr 2343 und in China als fünftes Jahr der Regierung von Kaiser Jiaqing.[9]

Eine andere Option ist das sogenannte Lange 19. Jahrhundert, das den Zeitraum von der Französischen Revolution 1789 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 umfasst.[10] Das Lange 19. Jahrhundert geht auf den britischen Historiker Eric Hobsbawm zurück, welcher die Geschichte des Jahrhunderts in drei Bänden zusammenfasste. Der erste Band The Age of Revolution (das Zeitalter der Revolution) behandelt den Zeitraum von 1789 bis 1848. In dem zweiten Band The Age of Capital (das Zeitalter des Kapitals) geht es um die Jahre zwischen 1848 und 1875. Der dritte Band The Age of Empire (das Zeitalter des Imperiums) nimmt die Periode von 1875 bis 1914 in den Blick. Hobsbawms Modell des Langen 19. Jahrhunderts ist sehr wirkmächtig geworden, da es vielfach von Lehrbüchern und der historischen Einführungsliteratur übernommen wurde. Aber auch diese Zeitkonstruktion ist problembeladen: Die Forschung hat bis heute keinen thematischen Oberbegriff gefunden, der die beiden Jahrhunderthälften vor bzw. nach 1848 miteinander verbinden könnte.[11]

Viele Historiker sprechen sich äquivalent zum Langen 19. Jahrhundert für ein Kurzes 19. Jahrhundert aus. Dieses erstreckt sich häufig vom Wiener Kongress 1814/1815 bis zum Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898.[10] Es existieren aber auch Sichtweisen, die das kurze 19. Jahrhundert mit der napoleonischen Herrschaft beginnen und in den 1880er Jahren aufhören lassen. Letztlich hat sich kein Epochenbegriff für das gesamte 19. Jahrhundert unumstritten durchsetzen können.[12] Darin unterscheidet es sich von vorhergehenden Epochen, welche mehrere Jahrhunderte zusammenfassen (etwa das „Mittelalter“ oder die „Frühe Neuzeit“).[13]

Jürgen Osterhammel macht auf das Problem aufmerksam, dass es im ganzen 19. Jahrhundert kein einzelnes Ereignis gab, das von weltweiter Bedeutung war. So variiert beispielsweise die Relevanz der Französischen Revolution schon auf der europäischen Ebene erheblich. Die Unabhängigkeit der dreizehn Kolonien in Nordamerika 1783 bedeutete für Großbritannien einen weit tieferen Einschnitt als die Entmachtung von Ludwig XVI. Für die Zeitgenossen in Südostasien spielte die Französische Revolution überhaupt keine Rolle. Osterhammel wertet erst die Krisenerscheinungen am Ende des Ersten Weltkrieges, zu denen auch die Spanische Grippe gehörte, als erste globale Phänomene.[14] Gegen eine ereignisgeschichtliche Periodisierung des 19. Jahrhunderts spricht außerdem, dass ihr Anfangs- und Endpunkt überbewertet werden können: Einschneidende Ereignisse markieren nicht unbedingt den Startpunkt einer historischen Entwicklung, sondern können selbst aus Prozessen hervorgegangen sein, die bereits vor ihrem Auftreten eine Rolle spielten. Zum Beispiel läutete der Auftakt des Viktorianischen Zeitalters im Jahr 1837 keinen großen Umbruch für das weltumspannende British Empire ein, denn die Macht der britischen Monarchie war durch das Parlament ohnehin längst beschränkt worden. Somit kam dem Thronwechsel selbst vergleichsweise wenig politisches Gewicht zu.[15]

Zeitmodelle eingegrenzt durch Epochenmerkmale

Der Historiker Reinhart Koselleck schlug eine begriffsgeschichtlich definierte Periode vor, die sogenannte Sattelzeit. Diese Übergangsphase, die die europäische Frühe Neuzeit mit der europäischen Moderne verband, dauerte Koselleck zufolge von etwa 1750 bis 1850: In dem Zeitraum vollzog sich bei den meisten Begriffen ein historischer Bedeutungswandel, der auf ein modernes Gesellschaftsverständnis hinweist.[16] Die Art und Weise, wie die Welt wahrgenommen und gedeutet wurde, änderte sich sprachlich, so Kosellecks Hauptthese, grundlegend um 1800. Die Zeitgenossen begannen etwa Geschichte nicht mehr als etwas Vergangenes zu verstehen, das sich zyklisch wiederholt oder aus dem moralische Lehren für die Gegenwart gezogen werden können, sondern als einen fortlaufenden Prozess zu sehen.[17]

Auch Osterhammel befürwortet eine Sattelzeit, beschränkt den Zeitraum aber von 1770 bis 1830 und rechtfertigt ihn anders als Koselleck.[18] In dem Zeitraum kriselte erstens die europäische Kolonialherrschaft in Nord- und Südamerika (Loslösung der dreizehn Kolonien in Nordamerika von Großbritannien, Unabhängigkeit Haitis von Frankreich sowie die Trennung Lateinamerikas von Spanien und Portugal). Zweitens zeichnete sich der Niedergang nahöstlicher und asiatischer Großreiche ab (etwa des Osmanischen Reiches, Chinas sowie der mongolischen Nachfolgestaaten). Im Nahen Osten, Südostasien und Australien gewannen die europäischen Mächte erstmals größeren Einfluss.[19] Eine nennenswerte Demokratisierung schritt vor 1830 nur in den Vereinigten Staaten von Amerika voran.[20]

An die Sattelzeit schließe sich, so Osterhammel, eine mittlere Periode an, die rückblickend charakteristisch für das eigentliche 19. Jahrhundert war. Diese Zeit zwischen den 1830er und 1890er Jahren mit ihren Umbrüchen auch in Philosophie und Kultur entspricht in etwa der viktorianischen Zeit, von der man in angelsächsischen Ländern spricht. Dann kam schließlich eine krisenhafte Umbruchphase um 1880 oder danach, mit dem hochimperialistischen Wettbewerb der Großmächte und anderen Machtverschiebungen etwa mit dem Sieg Japans über China 1895.[21]

Die Forschung tituliert das 19. Jahrhundert auch als das „Jahrhundert Europas“: Wie nie zuvor oder danach, waren weite Teile des Globus in militärischer, wirtschaftlicher, administrativer, wissenschaftlicher und kultureller Hinsicht europäischen Einflüssen ausgesetzt. Diese weltweite Dominanz Europas bildete sich allerdings erst am Ende des Jahrhunderts heraus. Um 1900 besaßen die europäischen Mächte Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien. Selbst Teile Amerikas standen noch unter europäischer Herrschaft, etwa einige karibische Inseln und Kanada. In dem Jahrhundert wanderten ebenfalls Millionen Europäer nach Übersee aus.[22]

Chronologie politischer Entwicklungen

Zeit der französischen Hegemonie (1800–1815)

 

Europa im Jahr 1812 unter französischer Vorherrschaft

Um 1800 weitete sich die Französische Revolution zu einem gesamteuropäischen Geschehen aus: Napoleon Bonaparte trug ihre Ideen und Reformen gewaltsam über die französischen Grenzen hinaus.[23] Die Vormachtstellung des napoleonischen Frankreichs auf dem Kontinent beruhte auf einem demographischen und finanziellen Vorsprung sowie einem größeren politischen Zusammenhalt. Selbst wenn die von Paris im Frieden von Campo Formio beanspruchten Gebietsgewinne außer Acht gelassen werden, lebten in Frankreich zwischen 14 und 15 % der europäischen Gesamtbevölkerung oder zwischen 27 und 29 Millionen Menschen. Im Vergleich dazu zählte Großbritannien ohne Irland 10,5 Millionen und das Habsburgerreich 25 Millionen Einwohner. Nur der Vielvölkerstaat Russland konnte mit 44 Millionen Einwohnern deutlich mehr Bevölkerung vorweisen als Frankreich. Nur die Hälfte der Untertanen des Zaren sahen sich jedoch politisch und ethnisch mit dem Staat verbunden. Separatistische Abspaltungsbewegungen schwächten insbesondere die Habsburgermonarchie im Inneren. Die von Napoleon erzwungenen Gebietsabtretungen schmälerten die Leistungsfähigkeit Österreichs weiter. Das bis 1806 bestehende Heilige Römische Reich in der Mitte Europas war territorial stark zersplittert. Wirtschaftlich gelang es Napoleon bis 1812, den französischen Staatshaushalt durchgehend zu sanieren. Die Finanzierung seiner Kriege in Süd-, Zentral- und Mittelosteuropa lastete er den jeweils besetzten Gebieten und Kriegsgegnern auf.[24]

Zwischen 1792 und 1815 führten Frankreich und die anderen europäischen Mächte eine Reihe von Kriegen. Die als Koalitionskriege bezeichneten Auseinandersetzungen erreichten ein neues Ausmaß, das sich weder mit den vorhergehenden Kabinettskriegen noch mit den nachfolgenden Konflikten vor dem Ersten Weltkrieg vergleichen lässt.[25] Fünf Millionen Menschen fielen den Koalitionskriegen zum Opfer. Gemessen an der europäischen Gesamtbevölkerung entsprach dies in etwa den Verlusten im Ersten Weltkrieg. Von den zwischen 1790 und 1795 geborenen Franzosen fand jeder Fünfte den Tod auf einem Feldzug.[26] Nur wenige europäische Regionen wie Schweden, Norwegen, England, Sardinien und Sizilien blieben letztlich von ausländischen Truppendurchzügen gänzlich unberührt.[27]

 

Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte

Die kriegerische Expansion durch Frankreich löste in weiten Teilen des monarchischen Europas einen Modernisierungsdruck aus. Auch der konservativer werdende Politikstil Napoleons (Konkordat von 1801, Schaffung eines neuen Amtsadels sowie eine Amnestie für diejenigen, die während der Revolution aus Frankreich emigrierten) ließ Reformen nach französischem Vorbild zunehmend attraktiver erscheinen. So entstanden in vielen europäischen Staaten Gendarmerien, die auf dem Land für Sicherheit sorgten. Kirchliches Eigentum wurde zur Sanierung der Staatshaushalte säkularisiert. Die europäischen Regierungen führten häufig die Gewerbefreiheit ein, schränkten die rechtlichen Befugnisse der Aristokratie ein, schufen neue Verwaltungseinteilungen und öffneten innerstaatliche Zollschranken. Zum Teil traten erste Verfassungen in Kraft (etwa in einigen deutschen Staaten, Schweden, Sizilien und Spanien).[28] Napoleon verlangte von Monarchien, die von seinen Familienangehörigen regiert wurden, die direkte Einführung des französischen Code civils bzw. seines Rechtssystems. Dies gelang jedoch nur partiell.[29]

Insgesamt bestand in Europa eine Pattsituation: Während Frankreich nach der Schlacht von Austerlitz den Großteil des europäischen Kontinentes kontrollierte, baute Großbritannien seine Seeherrschaft nach der Schlacht von Trafalgar weiter aus. Um Großbritannien dennoch zu Verhandlungen zu zwingen, verhängte Napoleon eine Wirtschaftsblockade gegen das Königreich: Mit einer Kontinentalsperre versuchte er London von dem Handel mit dem restlichen Europa abzuschneiden und es damit wirtschaftlich zu ruinieren.[30] Außenpolitisch änderte sich an der europäischen Isolation Großbritanniens erst etwas mit den Aufständen auf der Iberischen Halbinsel gegen die französische Militärmacht und schließlich dem Scheitern von Napoleons Russlandfeldzug. Letztere Militäroperation läutete den beginnenden Zusammenbruch des napoleonischen Imperiums ein. Seine europäischen Gegner bezwangen Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig und endgültig bei Waterloo 1815.[31]

Zeit der Restauration und Revolutionen (1815–1849)

 

Europa nach der Neuordnung durch den Wiener Kongress 1815

Von 1815 bis 1853 herrschte zwischen den europäischen Staaten weitestgehend Frieden, während es in zahlreichen Ländern zu gewaltsamen innenpolitischen Auseinandersetzungen in Form von Bürgerkriegen und Revolutionen kam. Der insgesamt dennoch relativ stabile Friedenszustand gründete auf einer im Wiener Kongress von 1814/1815 etablierten Dominanz der fünf europäischen Großmächte, Frankreich, Großbritannien, Russland, Österreich und Preußen, die seit 1830 auch das Osmanische Reich in ihre außenpolitische Sicherheitspolitik einbanden.[32] Das neue Friedenssystem zielte darauf ab, ein machtpolitisches Gleichgewicht zwischen den fünf Großmächten zu installieren. Auf diese Weise sollte eine erneute Hegemonie eines einzelnen Staates über seine Nachbarn verhindert werden.[33] Zur Eindämmung möglicher französischer Expansionsgelüste wurden auf dem Wiener Kongress insbesondere die neu gegründeten Niederlande um das heutige Belgien erweitert und Preußens Westprovinzen am Rhein deutlich vergrößert.[34] Ferner sollte der Deutsche Bund, ein Staatenbund deutscher Staaten, in Zentraleuropa stabilisierend wirken. Zu einer überstaatlichen Kooperation zwischen den Großmächten in Europa trugen nach 1815 die Heilige Allianz sowie mehrere Kongresse, wie der Aachener Kongress 1818, der Troppauer Kongress 1820, der Laibacher Kongress 1821 und der Veroneser Kongress 1822, bei.[35]

 

Eugène Delacroix: Die Freiheit führt das Volk (1830)

Neben der Schaffung einer stabilen Friedensordnung für Europa bemühten sich die Regierungen 1815 auch um eine Wiederherstellung der traditionellen monarchischen Gesellschaftsordnung. Dabei machten sie partiell durchaus Zugeständnisse an den durch die Französische Revolution veränderten Zeitgeist, zum Beispiel in Form von Parlamenten und Wahlrechten. Eine Restauration im Sinne einer Wiederherstellung der vorrevolutionären Gesellschaftsverhältnisse wurde entweder erst gar nicht in Erwägung gezogen oder scheiterte im Laufe der nächsten Jahrzehnte.[36] Nur in Spanien, Teilen Italiens und Kurhessen gelang es den Herrschern zeitweise, alle Reformen der napoleonischen Zeit wieder rückgängig zu machen.[37] Erfolgreicher war eine Restauration oder Wiedereinsetzung von Dynastien, die während der Französischen Revolution und napoleonischen Herrschaft ihren Thron räumen mussten. Dies geschah in Frankreich, Spanien, Portugal und Teilen Italiens. Innenpolitisch prägte häufig das Ringen um Verfassungen die erste Jahrhunderthälfte. Dies mündete in vielen europäischen Staaten in die Revolution von 1848/1849.[38] Das Ausmaß der Konflikte um politische Emanzipation variierte stark von West– nach Osteuropa. Frankreich und Großbritannien reagierten so auf die revolutionäre Erschütterung um 1830 mit weiteren Reformen und gingen verfassungsrechtlich den Weg in Richtung einer parlamentarischen Monarchie. Preußen, Russland und die Habsburgermonarchie verschlossen sich dagegen einem derartigen politischem Wandel. Sie ließen nach wie vor keine Repräsentationskörperschaften im Sinne einer Volkssouveränität zu. Im Falle Preußens und Österreichs geschah dies erst unter dem Eindruck der Revolution von 1848/1849.[39]

Ein weiteres Grundproblem der Wiener Ordnung war, dass die nationalen Interessen der Bevölkerung nicht berücksichtigt wurden. Während „Italien“ und „Deutschland“ in verschiedene Staaten gespalten waren, unterstanden Polen, Ungarn, Irland und Belgien einer Fremdherrschaft.[40] Diese nationalen Spannungen vermengten sich mit liberalen Oppositionskräften. Zur Unterdrückung dieser beiden Bewegungen setzten die europäischen Großmächte zunächst auf militärische Interventionen. Dies war zuerst in Spanien der Fall: König Ferdinand VII. beseitigte dort die in napoleonischer Zeit entstandene Verfassung und Nationalversammlung, führte die Inquisition wieder ein und ließ Anhänger der ehemaligen französischen Herrschaft verfolgen. Von dieser restaurativen und absolutistischen Politik provoziert, erhob sich 1820 ein Militärputsch gegen den König.[41] Ermutigt von den Erfolgen in Spanien kam es auch zu Aufständen auf Sardinien und Sizilien, die von österreichischen Truppen niedergeschlagen wurden. In Spanien marschierten 1823 französische Soldaten ein und stellten die Autorität des Königs wieder her.[42] Der Interventionismus bekam im Zuge des Griechischen Unabhängigkeitskampfes von 1821 bis 1829 erste Risse. Obwohl es sich bei der griechischen Loslösung vom Osmanischen Reich um eine revolutionäre Aktion handelte, unterstützten Russland, Großbritannien und Frankreich diese in der entscheidenden Seeschlacht von Navarino. Zur Wahrung des monarchischen Prinzips wurde ein Bruder des regierenden bayerischen Königs auf den Athener Thron gesetzt.[43] Die Großmächte verhinderten dann 1830 nicht mehr mittels einer Intervention eine Abspaltung von dem Königreich der Vereinigten Niederlande, aus der sich der belgische Nationalstaat bildete. Wie zuvor das Königreich Griechenland erhielt auch Belgien ein gekröntes Oberhaupt aus einem etablierten Herrscherhaus.[44]

Während Griechenland die Unabhängigkeit erlangte, scheiterten die polnischen Bemühungen um einen Nationalstaat. Der Novemberaufstand von 1830/31 wurde von russischen Truppen niedergeschlagen und Kongresspolen vollständig in das Zarenreich inkorporiert.[45] Polen blieb zwischen Preußen, Österreich und Russland aufgeteilt. Auch spätere Versuche, die polnische Unabhängigkeit zu erlangen, wie der Januaraufstand von 1863/64, scheiterten.

Ab 1846 erlebte Europa eine Revolutionswelle, die viele Staaten erfasste und in den Jahren 1848/49 ihren Höhepunkt erreichte. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, der Wunsch nach mehr politischer Teilhabe und persönlichen Freiheiten sowie häufig auch das Streben nach einem Nationalstaat trieben die Revolutionen an.[46] Die meisten Revolutionen scheiterten an den großen Interessengegensätzen der Revolutionäre und dem monarchischen Widerstand.[47] Nach dem Sonderbundskrieg wird die Schweiz im Jahr 1848 von einem Staatenbund zu einem Bundesstaat mit demokratischer Verfassung.[48]

Die zweite Jahrhunderthälfte

Zwar konnten die Revolutionäre ihre Forderungen nicht unmittelbar durchsetzen, doch begannen in zahlreichen Staaten Reformen von Oben. In fast allen Ländern des Deutschen Bundes, die noch keine Verfassungen hatten, wurden solche etabliert. Die Staaten weiteten die demokratischen Mitbestimmungsrechte aus und garantierten eingeschränkte politische und bürgerliche Freiheiten.[46] In der zweiten Jahrhunderthälfte wuchsen in vielen Teilen Europas sowohl die Wirtschaft als auch die Rolle der Staatsbürokratie. Zahlreiche Politiker sahen es nun als Aufgabe des Staates an, der Ökonomie einen Rahmen zu geben und sie durch Infrastrukturprojekte zu fördern.[49]

Westeuropa war der Vorreiter bei der Gewährung politischer Teilhabe und bürgerlicher Rechte.[48] Das britische Parlament beschloss in der zweiten Jahrhunderthälfte eine Serie von Reformen. Danach konnte die Volksvertretung, die zuvor von Adeligen und Großgrundbesitzern dominiert wurde, von breiteren Bevölkerungsschichten gewählt werden und die Wahlkreise wurden gerechter aufgeteilt.[48] Religiöse Minderheiten bekamen mehr politische Rechte und Karrierechancen. In Frankreich nutzte Napoleon III. die Schwächen der 1848 entstandenen Zweiten Republik aus, konzentrierte einen großen Teil der Macht auf sich und etablierte ein cäsarisches Kaisertum.[46] Nach außenpolitischen Niederlagen und innenpolitischem Druck gewährte der Kaiser in den 1860er Jahren wieder mehr Mitbestimmung und persönliche Freiheiten. Die nach seinem Sturz 1870 entstandene Dritte Republik weitete diese Partizipations- und Grundrechte nochmals stark aus.[48]

Gedrängt von militärischen Niederlagen und innenpolitischen Spannungen führten die österreichische Habsburgermonarchie und das russische Zarenreich in den 1860er und 1870er Jahren Reformen von Oben durch. Russland war einer der letzten europäischen Staaten, der 1861 die Leibeigenschaft aufhob.[48] Eine der Habsburger Reformen war die Abschaffung der Grundherrschaft. Mit der Umwandlung des Habsburgerreiches in die Österreichisch-Ungarische k und k Doppelmonarchie 1867 wurde dem Wunsch der Ungarn nach mehr Eigenständigkeit nachgegeben. Das galt jedoch kaum für die anderen Nationalitäten im Habsburgerreich. So blieben dem Reich ethnische Spannungen bis zu seinem Ende erhalten.[48]

Seit den 1848/49er Revolutionen löste sich die Wiener Ordnung schrittweise auf.[50] In der sonst friedlichen Zeit zwischen 1815 und dem Ersten Weltkrieg bildeten die Kriege, die die Großmächte von 1853 bis 1871 führten, eine Ausnahme.[51] Mit diesen Kriegen endete die monarchische Solidarität der ersten Jahrhunderthälfte. Ihr folgte die schrittweise Einführung der Realpolitik, bei der der Ausgleich von gegenseitigen Interessen zunehmend bilateral gesucht wurde, und die für die Berücksichtigung eines ideellen internationalen Gesamtsystems kaum noch Raum ließ.[50]

 

Die Proklamierung des Deutschen Kaiserreiches

Die nach mehreren Einigungskriegen zwischen 1859 und 1871 erfolgte Gründung eines italienischen und deutschen Nationalstaats veränderte das politische Gleichgewicht Europas grundlegend. Die Gründung des Königreichs Italien ging von Sardinien-Piemont aus, das dazu mehrere Kriege gegen Österreich, Frankreich, Neapel und den Kirchenstaat führte.[51] Dabei wurde es von demokratisch-revolutionären Bewegungen unterstützt.[51] Das Deutsche Kaiserreich unter preußischer Führung entstand im Zuge der Deutschen Einigungskriege (1864–1871) und veränderte die politischen Kräfteverhältnisse in Europa. Zum einen löste sich der Deutsche Bund als stabilisierendes Element für die europäische Ordnung nach dem Deutschen Krieg 1866 auf.[50] Zum anderen entstand in Mitteleuropa eine neue Großmacht. Der im Zuge der Einigungskriege, insbesondere dem Deutsch-Französischen Krieg von 1871, entstandene tiefe politische Graben zwischen Frankreich und Deutschland wurde ein wichtiger Einflussfaktor europäischer Bündnispolitik. Die deutsche Einigung ohne Österreich verstärkte dessen Fokus weg von Mitteleuropa unter anderem hin zum Balkan. Dort geriet es zunehmend in Interessenskonflikte mit Russland.

Mit komplexen Bündnissystemen schafften es die europäischen Staaten, einen Ausgleich untereinander herzustellen. Das Deutsche Kaiserreich strebte in den 1870/80er Jahren eine Balance zwischen den rivalisierenden Großmächten an. Dabei gelang es ihm, seinen Rivalen Frankreich politisch zu isolieren.[48] Die deutsche Bündnispolitik überstand auch die Balkankrise von 1875–1878, in der die Konflikte auf dem Balkan zu gesamteuropäischen Spannungen führten.

In der gesamten zweiten Jahrhunderthälfte kam es auf dem Balkan zu einer beschleunigten Desintegration des Osmanischen Reiches durch zahlreiche ethnisch-nationale Bewegungen und Aufstände.[49] Neue Nationalstaaten, wie Serbien und Rumänien, sowie quasi autonome Gebiete wie Bulgarien entstanden. Diese wurden am Ende der Balkankrise auf dem Berliner Kongress von 1878 international anerkannt. Der Nationalismus auf dem Balkan führte zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die sich nicht nur gegen den osmanischen Sultan, sondern auch gegen andere ethnische Gruppen richteten.

Zum Ende des Jahrhunderts wurde der Machtwettbewerb zwischen den europäischen Großmächten immer aggressiver. Imperialismus und die Radikalisierung des Nationalismus gingen mit einer Militarisierung von Politik und Gesellschaft einher. Mit zunehmendem Konkurrenzdenken der Nationen begann ein Prozess des Wettrüstens.[48]

Ab den 1890er Jahren isolierte sich Deutschland in Europa zunehmend. Seinen neuen Weg kennzeichneten die Abkehr von der Politik des "ehrlichen Maklers" und eine aggressive militaristische Rhetorik. Das mangelnde Interesse des Deutschen Kaiserreichs an der Fortführung der Beziehungen zu Russland gab Frankreich die Möglichkeit, mit dem Zarenreich eine Defensivallianz zu bilden. Damit durchbrach es seine politische Isolation. Deutschland konzentrierte sich auf die Beziehung mit Österreich-Ungarn, den Zweibund, der zu einem Dreibund mit Italien erweitert worden war. Dieser zeigte jedoch schon 1896 mit der Annäherung des Königreichs Italien an die französische Republik erste Risse. Zwischen Frankreich und Großbritannien bestanden in den 1890er Jahren Spannungen aufgrund ihrer kolonialen Rivalität. Eine Annäherung beider Rivalen Frankreichs, dem britischen Königreich und Deutschland, scheiterte jedoch 1900, da sie sich nicht auf eine gemeinsame Koordination ihrer Flottenpolitik einigen konnten. So deuteten sich schon 1900 die zwei politischen Blöcke an, die im Ersten Weltkrieg gegeneinander kämpften.[48] In den 1890er Jahren war ein großer Krieg zwar wahrscheinlicher geworden, aber er war nicht unvermeidlich.[52]

Rechtsgleichheit und Auflösung der Ständeordnung

Als Antwort auf die politischen Änderungen, die mit der Französischen Revolution und der Napoleonischen Zeit in von Frankreich besetzten Gebieten eingeführt wurden, hatten zahlreiche europäische Fürsten ebenfalls Reformen in ihren Territorien eingeleitet. Auch wenn einige Änderungen nach der napoleonischen Niederlage wieder zurückgenommen wurden, blieben doch bedeutende Änderungen bestehen.[47] Die Auflösung der feudalen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung war im Westen und der Mitte Europas eingeleitet. Anstelle der ständischen Gesellschaft der letzten Jahrtausende trat die bürgerliche Gesellschaft, deren Prinzipien in Europa zunehmend verwirklicht wurden, wenn auch mit regional unterschiedlicher Geschwindigkeit.[47]

In der Ständegesellschaft waren die Rechte des Einzelnen an den gesellschaftlichen Stand gebunden, der im Wesentlichen durch die Geburt bestimmt wurde. In der bürgerlichen Gesellschaft hatten alle prinzipiell die gleichen Rechte und Pflichten, wovon auch Minderheiten wie die Juden profitierten.[47] Die Möglichkeiten zur Nutzung der Rechte hing jedoch stark vom Geschlecht, dem Ansehen des Elternhauses, ethnischen Gesichtspunkten, Bildung, Einkommen und Vermögen ab. So bildeten sich neue Soziale Schichten, die sich häufig stark voneinander abgrenzten. Insbesondere vor dem Hintergrund der Industrialisierung waren die Gesellschaften des 19. Jahrhunderts weiterhin von großer sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit geprägt.[53]

Der Adel behielt in seiner Mehrheit in vielen Ländern eine bedeutende Stellung, die sich zunehmend auf wirtschaftliche Grundlagen und gesellschaftliche Konventionen stützte.[53]

 

Palace of Westminster, Sitz des britischen Parlaments

Monarchie, Verfassung und Parlament

Mit Ausnahme weniger Staaten, wie der Schweiz und der Dritten Französischen Republik, waren die europäischen Staaten Monarchien.[54] Nach Aufklärung und Französischer Revolution legitimierten sich die Monarchen durch eine gelungene Repräsentation der Nation statt durch Gottesgnadentum. Persönliche oder dynastische Interessen hatten sie unterzuordnen. Sie standen unter dem Druck einflussreicher gesellschaftlicher Gruppen, eine Verfassung einzuführen, die Bevölkerung Parlamente wählen zu lassen und diese Parlamente an der Regierung zu beteiligen. Diese Forderungen wurden in Europa im Laufe des Jahrhunderts unterschiedlich verwirklicht, wobei es jedoch in keinem Land eine umfassende demokratische Partizipation gab. In vielen Staaten wurde die Monarchie durch eine Verfassung beschränkt. Viele Länder richteten Parlamente ein. Diese konnten zunehmend mehr männliche Bürger wählen, jedoch blieben in vielen Ländern auch am Jahrhundertende bedeutende Gruppen, wie in Großbritannien, von der Wahl ausgeschlossen. Dafür hatte das britische Parlament einen sehr weitreichenden Einfluss auf die Regierung. Im Gegensatz dazu war der Einfluss des deutschen Reichstags, der von nahezu der gesamten erwachsenen männlichen Bevölkerung gewählt werden durfte, erheblich beschränkter.[54]

Ideologien, Parteien und Pressefreiheit

Die Bemühungen vieler Herrscher, nach 1815 die politische Diskussion in der Öffentlichkeit und in Vereinen einzuschränken, war nur von begrenztem Erfolg. Im Laufe des Jahrhunderts wurden tendenziell die Spielräume für den politischen Diskurs immer größer. Dabei spielte die dank neuer Drucktechniken stark gestiegene Auflage von Druckerzeugnissen, insbesondere Zeitungen, eine fördernde Rolle. Der Grad der Pressefreiheit war in Europa sehr unterschiedlich. Während England ab den 1830er Jahren ein Vorreiter bei der Pressefreiheit war, gab es in Deutschland zwar ab 1874 formal Pressefreiheit, die jedoch durch Strafgesetze faktisch eingeschränkt wurde. Auch wenn der politische Diskurs teilweise behindert wurde, entstanden in vielen europäischen Staaten politische Ideologien, wie Liberalismus, Konservatismus und in der zweiten Jahrhunderthälfte Sozialismus.[47] Viele in diesem Jahrhundert gegründete Parteien vertraten eine dieser Ideologien, eine bestimmte ethnische bzw. religiöse Gruppe oder beides.

Nationalstaat, Nationalismus und Imperialismus

 

Die Berliner Konferenz von 1884/85 diente der Regulierung der europäischen Inbesitznahme Afrikas durch zahlreiche europäische Staaten und die Vereinigten Staaten.

Im Laufe des Jahrhunderts bildeten und festigen sich in vielen Ländern Europas Nationalstaaten. Während in Westeuropa bestehende Länder, wie Großbritannien und Frankreich, ihre Umformung zu Nationalstaaten vollendeten, wurden ein deutscher und italienischer Nationalstaat aus mehreren vormals selbständigen Territorien geformt. Auf dem Balkan entstanden wiederum mehrere Nationalstaaten durch Abspaltung vom Osmanischen Reich.[47] Mit der Einführung der Staatsbürgerschaft definierten die Nationalstaaten die personelle Zugehörigkeit zum Staat. Unabhängig davon, ob ein Nationalstaat schon bestand oder erst entstehen sollte, propagierten Nationalisten eine Idee ihrer Nation und dessen Staatsvolk, das sie nach einheitlichen Charaktermerkmalen, wie der Sprache, zu definieren versuchten. Diesem Wir-Gefühl stellten sie die Abgrenzung von Nachbargesellschaften und nicht-konformen Minderheiten gegenüber.[54]

Im Zuge ihrer imperialen Expansion errichteten die Europäer neue Kolonien in Asien und vor allem in Afrika, das sie fast ganz unter sich aufteilten. Neben Prestigegründen und Großmachtfantasien trieb nicht zuletzt die Sorge die europäischen Staaten an, gegenüber den europäischen Konkurrenten ins Hintertreffen zu geraden. So begann um 1880 ein Wettlauf der Europäer um Afrika. Ferner waren Hoffnungen auf eine Ausbeutung von Rohstoffen, die Sicherung von Absatzmärkten und die Erschließung von Siedlungsraum für die Bevölkerung der eigenen Nation mit der Kolonisierung verbunden. Schließlich wollten die Europäer ihre Religion und die europäische Kultur, die für sie allen anderen Kulturen überlegen war, exportieren. Bei aller Rivalität gelang es den europäischen Mächten, bei Streitigkeiten über die kolonialen Grenzen sich im Verhandlungswege zu einigen.

Die neuen Kolonien gliederten die Kolonialherren in die Verwaltungsstrukturen der Mutterländer ein. Zwar waren die Kolonien wirtschaftlich für einzelne Gruppen von Europäern sehr lukrativ, jedoch für die Volkswirtschaften der Mutterländer entweder ein Nullsummenspiel, wie im Falle der Niederlande und Großbritanniens, oder ein Verlustgeschäft.[49]

Internationale Kooperationen

Im 19. Jahrhundert nahm die Breite grenzüberschreitender Aktivitäten stark zu. Die Kooperation umfasste wirtschaftliche, wissenschaftliche, religiöse, emanzipatorische, politische und zahlreiche andere Themen.[52] Transnationale Bewegungen waren zum Beispiel die Rote-Kreuz-Bewegung, die Friedensbewegung, die jüdische Emanzipationsbewegung und die sozialistische Arbeiterbewegung.[48] Internationale Organisationen, in denen sich Angehörige verschiedener Nationen freiwillig und dauerhaft zusammenschlossen, waren ein neues Phänomen dieses Jahrhunderts.

Grundlage für die Steigerung der internationalen Kooperation bildeten die neuen Kommunikationsmöglichkeiten, wie Massenpresse und Telegrafie, sowie die Erleichterung des Reisens, zum Beispiel durch die Eisenbahn. Die Lösung der Konflikte, die sich aus dem internationalen Verkehr ergaben, motivierten die Kooperationspartner. Die zunehmende Stärkung des Nationalstaates stand der internationalen Kooperation nicht entgegen, da man in ihr ein Mittel der Außenpolitik sah.[52]

Soziale Rollen von Frauen und Männern

Veränderte Arbeitswelten und Verstädterung führten bei großen Teilen der Bevölkerung auch zu einem veränderten Familienleben und einer neuen Definition der Rollen von Männern und Frauen. Bei immer mehr Berufen trennten sich Arbeits- und Wohnort, womit die Wohnung der Familie kein gemeinsamer Arbeits- und Wohnort mehr war. In dieser Umwelt bildete sich ein Idealbild heraus, dass dem Mann der Ernährung der Familie außer Haus und der Frau die Haushaltsführung und Kindererziehung zuschrieb.[47] Dieses gesellschaftliche Leitbild wurde in der Reinform jedoch nur bei wenigen wohlhabenden bürgerlichen Familien verwirklicht, während bei der Mehrheit der Arbeiterfamilien die Ehefrau mitverdienen musste.[47] Im Gegensatz zu den unteren Schichten konnten die oberen Schichten selten das Ideal der Heirat aus romantischer Liebe verwirklichen. Zu den aufkommenden bürgerlichen Idealen, die auf andere gesellschaftliche Schichten ausstrahlten, gehörten das Streben nach Bildung, Selbständigkeit, Individualität und die Kultivierung der eigenen Gefühle.[55]

In der zweiten Jahrhunderthälfte wurde die Frauenbewegung in West- und Zentraleuropa zunehmend stärker. Ihr Schwerpunkt lag zunächst auf der Verbesserung der Lebensverhältnisse, wie der Zugang zur Bildung für Mädchen und Frauen. Wenige privilegierte Frauen konnten ab der zweiten Jahrhunderthälfte in mehreren europäischen Staaten studieren. Um die Jahrhundertwende wurde verstärkt für das Frauenwahlrecht gekämpft.[49]

Wirtschaft und Technik

 

Eisenwalzwerk, Ölgemälde von Adolph von Menzel, 1875

Die Befreiung von Vorschriften, technische Fortschritte und das Bevölkerungswachstum führten zu einer so massiven Änderung der Wirtschaft wie in keinem Jahrhundert davor. Die Agrarrevolution des vorherigen Jahrhunderts setzte sich fort. Zum einen trugen verbesserte Anbaumethoden sowie der Einsatz von Technik und von Kunstdünger zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und zum Bevölkerungsanstieg auf dem Land bei.[45] Zum anderen steigerte die Änderung der ländlichen Besitzverhältnisse in einigen europäischen Staaten im Zuge der Bauernbefreiung die landwirtschaftliche Produktivität.

Effizienz- und Bevölkerungswachstum resultierten in vielen freien Arbeitskräften auf dem Land. Die steigende industrielle Konkurrenz und der Freihandel führten im ländlichen Gewerbe, insbesondere im Textilsektor, zu einer Absatzkrise. So wuchs die Zahl der Armen auf dem Land, was Pauperismus genannt wurde. Die Landarmut führte zu starken Migrationswellen in europäische Wachstumsregionen und nach Übersee. Sehr viele freie ländliche Arbeitskräfte wanderten in die Städte. Dort nahmen die Industriebetriebe, die im Zuge der industriellen Revolution stark wuchsen, das Arbeitskräftepotential auf. In diesem Jahrhundert vervielfachten sich die Einwohner vieler Städte. Allein die Zahl der Städte über 100.000 Einwohnern verdreifachte sich in der letzten Jahrhunderthälfte.[53] Die hohe Anzahl von Arbeitskräften sowie geringe staatliche Regulierung ermöglichten es wenigen vermögenden Fabrikbesitzern, ihre Arbeiter zu kaum auskömmlichen Löhnen und harschen Arbeitsbedingungen zu beschäftigen. Das führte zu Verelendung großer sozialer Schichten in den Städten. Im Laufe des Jahrhunderts nahm eine immer breitere Öffentlichkeit diese Soziale Frage als Problem wahr. Zu seiner Lösung bildeten sich Gewerkschaften, die mit den Arbeitgebern bessere Löhne verhandelten. Politische Parteien oder Akteure forderten gesetzliche Regelungen. Im Laufe des Jahrhunderts wurden dann Schutzgesetze zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Eindämmung der Kinderarbeit erlassen. In Deutschland wurden Sozialversicherungen eingeführt, die minimale Absicherungen gewährten.[53]

Die Agrarrevolution und neue Technik waren wichtige Treiber für die Industrielle Revolution, die nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft und die Mentalität der Menschen grundlegend änderte. Im vorherigen Jahrhundert begann man zunächst in Großbritannien in einigen Sektoren mit einer mechanisierten, fabrikmäßigen, arbeitsteiligen, kapitalintensiven Produktion. Im Laufe des Jahrhunderts zogen Belgien, Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Norditalien und Westösterreich nach. Die Industrialisierung, die sich auch innerhalb der Länder auf einige Regionen konzentrierte, fing zunächst im Textilsektor an und dehnte sich dann auf andere Sektoren, wie Maschinenbau, Stahlerzeugung und Chemieindustrie aus.[48]

Zu Beginn des Jahrhunderts war die Landwirtschaft der mit Abstand bedeutendste Wirtschaftssektor der kontinentaleuropäischen Staaten. Im Laufe des Jahrhunderts nahm ihre relative Bedeutung zugunsten des industriell-gewerblichen Sektors und des Dienstleistungssektors in vielen Staaten Europas stark ab. Fossil angetriebene Maschinen waren kennzeichnend für die neuen Industriebetriebe. Die starke Arbeitsteilung in den Fabriken setzte fest strukturierte Arbeitszeiten voraus. Dieser Arbeitsrhythmus zwang viele Menschen, ihren Alltag nach der Uhrzeit zu strukturieren.

 

Die Badische Anilin- und Soda-Fabrik in Ludwigshafen auf einer Postkarte von 1881

Die Industrialisierung erforderte immer mehr Kapital. Das Kapital für privat finanzierte Infrastrukturinvestitionen, hohe Investitionen in Maschinenparks und die Entstehung von Großbetrieben mit mehreren hunderttausend Mitarbeitern konnte oft nur von vielen Kapitalgebern aufgebracht werden. Als Antwort entstanden Kapitalgesellschaften, deren Eigentümer ihre Haftung beschränkten und das Management an angestellte Manager übergaben.[48]

Wirtschaft und Handel profitierten von der immer größeren Vernetzung innerhalb Europas und mit Übersee. Der Bau von Eisenbahnen hauptsächlich in der zweiten Jahrhunderthälfte förderte die Wirtschaft durch hohe Investitionen und den wesentlich schnelleren Transport von Gütern. Die Dampfschifffahrt beschleunigte und intensivierte den lukrativen Import von Rohstoffen aus Übersee und Export von Fertigwaren in die Welt. Während die internationale Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten es Unternehmen erleichterte, international zu konkurrieren, beschleunigte die Telegrafie die wirtschaftliche Disposition.

In der zweiten Jahrhunderthälfte verbesserten sich in zahlreichen europäischen Ländern die Lebensbedingungen, so dass die meisten Menschen zumindest ein Minimum an materieller Sicherheit gewannen.[55] Viele Städte wurden modernisiert, Stadtmauern abgerissen und die Infrastruktur zum Beispiel durch die Errichtung einer Kanalisation stark verbessert.

Wissenschaft und Bildung

 

Postkarte: Gelehrte und Forscher 1800–1900

Aufbauend auf den Erkenntnissen des vorherigen Jahrhunderts machten die Wissenschaften große Fortschritte. Die einzelnen Wissenschaftsgebiete gliederten sich immer weiter auf und professionalisierten sich.[56] Die rasche Veränderung der Gesellschaft regte dazu an, sie systematisch zu untersuchen. So entstanden Gesellschaftswissenschaften, wie die Wirtschaftswissenschaft und die Soziologie. Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte sich eine klare Trennung von Gesellschaftswissenschaften und Naturwissenschaften durch.[56] Vor allem letztere machten rasante Fortschritte, die sich auf das Alltagsleben auswirkten. Im Vergleich zu den vorherigen Jahrhunderten wurden ihre Erkenntnisse wesentlich schneller in die Praxis umgesetzt. Beispielhaft dafür sind die Erkenntnisfortschritte über die Organische Chemie, die Elektrizität und den Magnetismus. Ferner wurden im 19. Jahrhundert zahlreiche wissenschaftliche Entdeckungen und Erfindungen, wie die Radioaktivität, die Telefonie und das Automobil gemacht, die erst im 20. Jahrhundert eine breite Wirkung auf Wirtschaft und Gesellschaft hatten.

Eine grundlegende Wende vollzog die Medizin in der zweiten Jahrhunderthälfte, indem sie Krankheiten allein auf Fehlfunktionen der Körperzellen zurückführte.[57] Basierend auf Chemie, Physik und Biologie konzentrierte sie sich auf das quantitativ erfassbare. Bei der Suche nach Ursache-Wirkungszusammenhängen nahm man Bakterien als Krankheitsverursacher wahr.[57] Die Entdeckung und Bekämpfung zahlreicher Krankheitserreger hatte Einfluss auf das Leben von Millionen über Ländergrenzen hinweg. Auf Basis der Erkenntnisse, aber auch durch bessere Hygiene, Gesundheitsaufklärung wurden Seuchen bedeutend reduziert. Durch die Entdeckung der Anästhesie und die Einführung der Antisepsis wurde die Chirurgie revolutioniert, aus der sich vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitere Spezialfächer der operativen Medizin wie die Augenheilkunde, die Urologie und die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde entwickelten.[58]

Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen waren für die Forschung von großer Bedeutung.[56] Der europaweite Austausch der strukturell sehr unterschiedlichen europäischen Forschungseinrichtungen trug maßgeblich zu den Erfolgen in den Naturwissenschaften bei. Ihren Nachwuchs bekamen die Universitäten aus einem Schulsystem, das immer zielgerichteter aufgebaut wurde. Eine allgemeine Schulpflicht, die die gesamte Bevölkerung erfasste, wurde in vielen Ländern eingeführt.[47] Zahlreiche Länder unterrichteten auch in großer Breite Mädchen, die jedoch selten eine höhere Schulbildung genossen.

Religion und Weltanschauung

 

Das Erste Vatikanische Konzil von 1870 beschloss das päpstliche Jurisdiktionsprimat und die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren.

Die starken gesellschaftlichen Veränderungen durch Liberalisierung, Urbanisierung und Industrielle Revolution brachten auch die religiösen Anschauungen in Bewegung. Ferner gerieten die rasch zunehmenden wissenschaftlichen Erkenntnisse wie die Evolutionstheorie mit bisherigen religiösen Weltbildern in Konflikt und führten zu breiten öffentlichen Kontroversen. Ansichten, die die Welt rein materialistisch erklärten, wurden den traditionellen religiösen Weltbildern entgegengesetzt.

Viele Staaten verschafften konfessionellen und religiösen Minderheiten rechtliche Gleichberechtigung. Die neuen Vorteile kamen sowohl Angehörigen von christlichen Konfessionen als auch Juden zugute. Letztere waren jedoch zum Ende des Jahrhunderts mit verstärktem Antisemitismus größerer gesellschaftlicher Gruppen konfrontiert.[59] Die Nationalstaaten strebten danach immer mehr Lebensbereiche zu kontrollieren, wie die Schulausbildung, die vormals von den Kirchen beansprucht wurden. Nach der Auflösung zahlreicher mitteleuropäischer kirchlicher Fürstentümer in den 1800er Jahren, Säkularisation, und schließlich mit der nahezu vollständigen Beseitigung der weltlichen Herrschaft des Papstes 1870, war die weltliche Herrschaft der römisch-katholischen Kirche fast vollständig beendet.

Dies führte dazu, dass sich die religiöse Praxis, die Theologie und die Kirchen wandelten. Viele Kirchen wandten sich verstärkt der Sozialfürsorge zu, die ihre öffentliche Wahrnehmung nun zu einem beträchtlichen Teil prägte. Pilgerreisen wurden unter Katholiken immer populärer. Die Mehrzahl der römisch-katholischen Gläubigen richtete sich noch stärker an den Päpsten aus, was Ultramontanismus genannt wurde.[56] Diese verurteilten den Liberalismus und die Moderne, ließen sich die oberste Rechtssprechungsgewalt über die gesamte Kirche zusprechen und nahmen für sich Unfehlbarkeit in bestimmten Glaubensfragen in Anspruch.[59] Diese neue theologische Richtung führte aber in der Kirche auch zum Widerspruch, der in Abspaltungen wie die der Altkatholiken mündete. Auch die evangelischen Glaubensrichtungen wurden immer vielfältiger. Vom Staat unabhängige Freikirchen wurden gegründet. Es gab aber mit dem preußischen Versuch einer protestantischen Union auch Einigungsbemühungen. Evangelische Reformer formulierten neue theologische Ansätze, wie die historisch-kritische Bibelauslegung, die sich als Antwort der evangelischen Theologie auf die Aufklärung verstand.

Zwischen den Kirchen, die Liberalismus und Moderne ablehnten und sich ehemaliger Privilegien beraubt sahen, und den Nationalstaaten, die von liberalen Kreisen unterstützt wurden, kam es im Laufe des Jahrhunderts mehrfach zu Konflikten.[55] In den 1870er Jahren eskalierte der Kulturkampf zwischen dem mehrheitlich evangelischen Deutschen Kaiserreich und der römisch-katholischen Kirche.[59] Als Ergebnis musste die Kirche die staatliche Schulaufsicht und den Vorrang der Zivilehe hinnehmen. Andererseits führte der Kulturkampf in Deutschland zur Herausbildung einer starken katholischen politischen Partei.[56] Insgesamt war in West- und Mitteleuropa eine zunehmende Trennung von Kirche und Staat zu beobachten. Eine Säkularisierung im Sinne eines Bedeutungsverlustes der Kirchen oder der Religion im öffentlichen Leben fand jedoch nicht statt.[59]

Um die Zahl der Christen außerhalb Europas zu erhöhen, setzte eine verstärkte Missionstätigkeit ein. Ein sehr bedeutendes Ziel dieser Mission, die in diesem Jahrhundert zum ersten Mal auch signifikant von evangelischen Christen durchgeführt wurde, war Afrika südlich der Sahara.[56]

Die zahlreichen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und gesellschaftlichen Entwicklungen führten dazu, dass die Gegenwart zunehmend als Ergebnis vergangener Entwicklungen wahrgenommen wurde. Durch die Weiterführung dieses Gedankens sah man die Zukunft weitgehend gestaltbar.[56] Mit sozioökonomischen Analysen versuchte man diese vorherzusagen. Zum Jahrhundertende wurde der allgemeine große Optimismus, insbesondere in der Literatur zunehmend durch pessimistische Zukunftsvorstellungen abgelöst.

Während einige Historiker versuchten, durch das Geschichtsstudium allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, war es das Ziel national geprägter Geschichtsschreibungen, Identifikationsmerkmale zur Förderung der Nationalstaatsbildung oder des Nationalismus herauszuarbeiten.[55]

Kunst, Kultur und Medien

Gesellschaftliche und technische Umbrüche wirkten sich auch auf Kunst und Kultur aus. Kein Jahrhundert zuvor brachte eine derartige Vielfalt künstlerischer Innovationen hervor, wie dieses. Dabei standen verschiedene Stilrichtungen in der Kunst nebeneinander oder umfassten nur einen Teil der Künste.

Viele Maler und Bildhauer führten die zum Ende des 18. Jahrhunderts entstandenen Stilrichtungen des Klassizismus und der Romantik bis in die 1830er Jahre fort. Inspiriert von der Aufklärung bildete für den Klassizismus die Antike den überragenden Referenzpunkt.[60] Schlichtheit der Darstellung und Erhabenheit des Ausdrucks waren ihm wichtig. Er ließ nur die Stilmittel der Antike gelten, wobei für ihn insbesondere Rahmen und Kontur sehr bedeutsam waren.[60]

Gleichzeitig inszenierte sich die Romantik als Gegenbewegung zum Klassizismus. Da die romantischen Künstler die Vernunft in der klassizistischen Kunst überbetont sahen, werteten sie das individuelle Gefühl auf. Dies stellten sie gegen die Entfremdung und Isolation der beginnenden Massengesellschaft. Bildete für den Klassizismus die griechische und römische Antike die alleinige Orientierung für ihre Kunst, so schätzten die Romantiker die Natur, mythische Orte, das Mittelalter, den Orient oder dramatische Ereignisse des Tagesgeschehens. Die Bilder sollten beim Betrachter starke Gefühle hervorrufen. Der Betrachter sollte die Distanz zu den Bildern verlieren.[60] Sie brachen mit den herkömmlichen Formen und Konturen und gaben der Farbe mehr Gewicht.

Im Gegensatz zu den Vorgängerepochen, die ihre Motive idealisiert darstellten, führte der Realismus Mitte des Jahrhunderts die naturgetreue Darstellung ein. Neue Bildmotive wie Alltagsszenen wurden wesentlich häufiger und in Bildformaten dargestellt, die bisher für andere Motive vorbehalten waren.[59]

 

Das Bild Impression, Sonnenaufgang von Claude Monet wurde im Stil des Impressionismus gemalt.

Durch die Erfindung der Fotografie fühlten sich viele Künstler von der Darstellung der Wirklichkeit entbunden.[59] Mit den neuen Tubenfarben konnten die städtischen Maler ohne großen Aufwand in der Natur malen. Die Eisenbahn brachte sie schnell in die Natur. Alle diese Entwicklungen führten dazu, dass die Künstler des Impressionismus ihre Umwelt oft außerhalb des Ateliers so malten, wie sie im flüchtigen Augenblick auf sie wirkte. Um diese Wirkung zu erzielen, gaben sie die Detailtreue der Bilder zugunsten der Farbe auf. Danach spaltete sich die Kunst in vielerlei Richtungen auf.[59] Einige Maler, die die Richtung des Symbolismus vertraten, sahen hinter der objektiven eine weitere Wirklichkeit, die nur subjektiv erfahrbar sei. In ihren Bildern versuchten sie mit unterschiedlichen Mitteln, dem Betrachter eine bestimmte Seelenlage zu vermitteln.[59]

Museen, die im 19. Jahrhundert ihre heutige moderne Form entwickelten,[61] kamen eine zunehmende Bedeutung zu, um ein bürgerliches Publikum durch die Zurschaustellung von Kunst und Natur zu bilden. Weltweite Resonanz fanden die Weltausstellungen, die in der zweiten Jahrhunderthälfte häufig stattfanden und den jeweils neusten Stand von Wissenschaft, Technik und Kunst ausstellten.

Die offizielle Architektur war zunächst vom Klassizismus geprägt, der antike Baustile nachahmte und vermischte. Danach wurden im Rahmen des Historismus Bauten errichtet, die sich an den Baustilen verschiedener vergangener Architekturepochen orientierten und diese weiterentwickelten. Die Neugotik wandte den fortentwickelten gotischen Stil nicht nur auf Kirchen, sondern auch auf Sakralbauten an.[55] Neben Gebäuden, die sich an historischen Baustilen orientierten, wurden Gebäude aus Eisen, Stahl und Glas in vorher nicht gekannter Größe errichtet. In der ersten Jahrhunderthälfte wurde die Innenarchitektur vieler Wohnungen des deutschen gehobenen Bürgertums vom Biedermeier geprägt.

Neben dem Klassizismus prägte die Romantik die europäische Literatur am Jahrhundertbeginn. Sie emanzipierte das Gefühl neben der reinen Vernunft und entwickelte dabei zahlreiche Spielarten. Die deutschsprachige Literatur nahm übernatürliche Wesen und unnatürliche Ereignisse in die Literatur auf. Ein wichtiges Motiv war die Weltflucht und die Idealisierung des volkstümlichen sowie des Mittelalters. Zur Jahrhundertmitte begannen Autoren banale Motive der Lebenswelt des 19. Jahrhunderts in die Literatur auszunehmen. Dabei ästhetisierten sie das Triviale. Einige Autoren radikalisierten den Ansatz, indem sie die hässlichen Seiten des Lebens und das Groteske thematisierten. Große realistische Gesellschaftsromane schilderten ein Panorama der damaligen Gesellschaft und untersuchten gleichzeitig ihre Wirkungsmechanismen.[61] Die thematische Öffnung führte zum ersten Mal dazu, dass die sozialen Probleme der Unterschicht zum Thema der Literatur wurden.

Mit dem starken Anstieg der Lesefähigkeit in der Bevölkerung stieg der Bedarf an Literatur, der insbesondere in den 1880/90er Jahren von einer rasch wachsenden Zahl von Werken befriedigt wurde.[59] Die Autoren standen unter einen ständigen Innovationsdruck. Dabei versuchten die Literaten, die einen künstlerischen Anspruch hatten, sich durch Poetisierung von der Masse abzugrenzen. Sie erfanden dabei neue Stilmittel, wie die Rahmenerzählung. Dominierende Gattung war der bürgerliche Roman. Ein stark zunehmender Anteil der Leser waren Frauen. Zwar wurde die Literatur überwiegend von Männern geschrieben, doch fanden auch einige Autorinnen ein großes Publikum.

Ode an die Freude, Ludwig van Beethoven (1824)

Die Musik, die für viele der damaligen Menschen die höchste aller Künste war, folgte fast durchgängig dem Stil der Romantik. Im Gegensatz zu ihren klassischen Vorgängern betonten die Romantiker gefühlsästhetische Aspekte. Dazu brachen sie im Laufe des Jahrhunderts mit immer mehr musikalischen Konventionen. Die erweiterte Harmonik, die Ausweitung der Klangfarben, musikalische Brüche innerhalb der Stücke sowie offene Anfänge und Schlüsse waren typisch für die Musik. Die Komponisten vertonten aktuelle Dichtung, wobei das Kunstlied entstand. Ferner suchten viele nach den spezifischen Klängen ihrer Heimat und wandten sich dem Volkslied zu.[62]

Die italienische und die deutsche Operntradition prägten die im 19. Jahrhundert sehr populäre Oper. Einige der Innovationen der Oper des 19. Jahrhunderts waren die Auflösung der strengen Trennung der Szenen, die leichtere Singbarkeit der Stücke, größere Dramatik der Stücke und die Leitmotivik.

Die Romantik war eine primär bürgerliche Musik, die sich an ein zunehmend größeres bürgerliches Publikum wandte. Einige Musiker entwickelten einen Starkult um sich und tourten in rascher Geschwindigkeit durch die Konzertsäle Europas. Am Ende des Jahrhunderts begann der musikalische Impressionismus.

Im Gegensatz zu den vorherigen Jahrhunderten konnten die Künste nicht mehr auf kirchliche und adelige Sponsoren bauen.[55] Neben begrenzten Staatsaufträgen waren sie im Wesentlichen auf den Markt angewiesen. Dabei mussten sich die Künstler oft zwischen dem Weg der Avantgarde und dem Massenmarkt entscheiden. Die Avantgardisten warben um ein bürgerliches Publikum, das zwischen beiden Wegen hin und her pendelte.[59] Insgesamt hatte die europäische Kunst große Strahlkraft auf die Nationalstaaten Amerikas und auf den Rest der Welt.

Zahlreiche Historiker teilen das 19. Jahrhundert Afrikas in zwei Zeitabschnitte.[63] Der erste Zeitabschnitt war durch eine weitgehende afrikanische Autonomie gekennzeichnet.[64] In diesem Zeitraum bildeten sich neue Reiche. Der Überseehandel und die Produktion für den Weltmarkt stiegen stark an. Diese Veränderungen resultierten auch aus außerafrikanischen Einflüssen. Dazu zählte die sukzessive Unterbindung des Sklavenexports. Ein weiterer Einfluss war die steigende Nachfrage von Europäern, die mit Ausnahme von Südafrika nur an Afrikas Rändern präsent waren, nach Rohstoffen. Aber auch religiöse Ideen aus dem Nahen Osten, Europa und Amerika beeinflussten die Veränderungen in Afrika.[65]

Den zweiten Zeitabschnitt des Jahrhunderts lassen Historiker zu verschiedenen Zeitpunkten zwischen der Jahrhundertmitte und den 1880er Jahren beginnen. Er zeichnete sich durch eine zunehmende direkte europäische Intervention aus.[64] Ab den 1880er Jahren stellten einige europäische Staaten in einem Wettlauf die meisten Gebiete Afrikas unter ihre Herrschaft. Dieser Wettlauf endete kurz vor dem Ersten Weltkrieg, weshalb einige Historiker auch von einem langen Jahrhundert sprechen. Die europäische Herrschaft brachte zahlreiche politische, wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen Afrikas mit sich.

Statt einer scharfen zeitlichen Abgrenzung sehen einige Historiker Entwicklungen, die sich durch das gesamte Jahrhundert ziehen wie die zunehmende Bildung größerer politischer Einheiten, die steigende Interaktion der Afrikaner mit dem Rest der Welt und die zunehmende Interaktion der Europäer mit Afrikanern in Afrika.[63] Schließlich betonen zahlreiche Historiker wie wichtig es ist, die regionale Vielfalt bei der Analyse und Darstellung der afrikanischen Geschichte zu berücksichtigen.[63][66]

West-, Zentral- und Ostafrika vor der europäischen Expansion

Wie auch im 18. Jahrhundert exportierten viele westafrikanische Küstenreiche Sklaven und Rohstoffe. Bis in die 1860er Jahre hinein gelang es vor allem Großbritannien, den Atlantischen Sklavenhandel nach Übersee durch seine Seemacht weitgehend zu unterbinden.[67] Gleichzeitig stieg die europäische Nachfrage nach afrikanischen Rohstoffen, wie Palmöl. Dies führte in zahlreichen Handelsplätzen dazu, dass der Sklavenexport zugunsten des Rohstoffexports stark an Bedeutung verlor. Als Antwort auf die geänderte Nachfrage entstanden in geeigneten Gebieten zahlreiche Produktionsstätten, die für den Weltmarkt produzierten. Da aufgrund der vorherrschenden Subsistenzwirtschaft Lohnarbeit nicht verbreitet war, wurden bei der Produktion oft Sklaven eingesetzt.[67]

Diese wirtschaftlichen Veränderungen, die Ausdehnung der Macht der europäischen Küstenstützpunkte und Angriffe der islamischen Reiche aus dem Norden führten zu politischen wie militärischen Auseinandersetzungen sowie dem Untergang und der Gründung von neuen Reichen an der westafrikanischen Küste.[68] Die Machtelite einiger afrikanischer Reiche, deren wirtschaftliche und politische Macht sich auf den Sklavenhandel stützte, wurde durch aufstrebende Produzenten und Händlergruppen herausgefordert.[65] Ferner führten Spannungen zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen europäischen Küstenstützpunkten und afrikanischen Reichen, wie dem Aschantireich.

 

Staaten der Islamischen Erneuerungsbewegungen in Westafrika um 1830

Die Gründungen mehrerer Reiche nördlich der westafrikanischen Küstenregion gingen auf islamische Erneuerungsbewegungen zurück, deren Führer einen nach ihrer Ansicht gereinigten Islam proklamierten. So unterwarfen die Anhänger von Usman dan Fodio in einem sogenannten Heiligen Krieg die Hausa-Stadtstaaten, in denen sich der islamische Glaube mit Elementen des Sakralkönigtum gemischt hatte. Usman dan Fodio gründete das Kalifat von Sokoto, das dezentral von 30 Emiren verwaltet wurde.[63] Neben den religiösen Motiven beeinflussten auch Bevölkerungswachstum, soziale Unterschiede und die von den Europäern angestoßenen wirtschaftlichen Veränderungen die Reichsgründungen. Die neuen Reiche führten ein einheitliches Rechtssystem ein und förderten die verstärkte Erstellung von Schriftstücken in arabischer und in lokalen Sprachen.[67]

Die Herrscher Omans, die im 18. Jahrhundert zu einer bedeutenden Handelsmacht im Indischen Ozean geworden waren, verlagerten zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihren Schwerpunkt nach Ostafrika. Dort wurden sie zur dominierenden Handelsmacht. Ihre Niederlassung auf Sansibar bauten sie zum wichtigsten internationalen Handelsplatz Ostafrikas aus. Diese Insel wurde für sie so wichtig, dass sie ihre Hauptstadt nach Sansibar verlegten und zu Beginn der zweiten Jahrhunderthälfte mit dem Sultanat Sansibar ein vom Oman unabhängiges Reich gründeten. Freiwillige Migration aus West- und Südasien machte Sansibar zu einem ethnischen Schmelztiegel.[65] Ferner eröffneten einige europäische Handelshäuser Niederlassungen. Die Insel wurde der wichtigste Exporteur von Sklaven nach Asien. Ferner wurden Sklaven für den Anbau eines weiteren wichtigen Exportgutes, Gewürznelken, eingesetzt. Im Verlauf des Jahrhunderts übte Großbritannien stetigen politischen und militärischen Druck auf Sansibar aus, so dass der Sklavenexport immer weiter eingeschränkt und dann abgeschafft wurde.[65]

In Sansibar endeten auch die zahlreichen Handelsrouten, durch die der Einfluss der Insel weit ins ostafrikanische Festland hineinreichte. Auf ihnen spielte der Transport von Sklaven und Elfenbein nach Sansibar eine große Rolle. Einzelne Clan-Chefs und Kaufleute errichteten dort neue Reiche oder Einflussgebiete, in denen sie den Karawanenhandel kontrollierten und Sklaven jagten, um sie dann nach Sansibar zu verkaufen. Die innerafrikanischen Handelsrouten Sansibars reichten bis zum Viktoriasee, wo Mutesa I. das Königreich Buganda zu einem Zentralstaat aufbaute, der vom Handel aber auch vom Raub bei seinen Nachbarn profitierte.[68]

Viele Herrscher Ostafrikas sicherten sich ihre militärische Überlegenheit auch durch neue Kampftechniken und Waffen. Diese übernahmen sie von Völkern aus dem Süden, die als Teil einer Kette von Vertreibungen nach Norden wanderten. Ausgelöst wurde diese Kette durch neue Reichsgründungen in Südostafrika. Diese entstanden in der Mfecane-Periode vor dem Hintergrund von Bevölkerungswachstum sowie wirtschaftlicher und ökologischer Veränderungen. Einflussreichster Reichsgründer war Shaka Zulu, dessen militärisch orientiertes Reich mit neuen Waffen und Kampftaktiken seine Nachbarreiche unterwarf oder deren Bevölkerung zur Flucht bewegte.[65] Ergänzend nutzte er die Handelsbeziehungen mit den Europäern.

Süd- und Nordafrika

In Süd- und Nordafrika griffen die Europäer schon früher als in anderen Regionen des Kontinents im größeren Maße direkt ein.[68] Hier hatten auch die europäischen Siedlerkolonien, die sonst selten in Afrika waren, einen besonderen Status.[68] Schon im 18. Jahrhundert hatten sich vorwiegend kontinentaleuropäische Siedler unter der Hoheit der Niederländischen Ostindien-Kompanie VOC am südafrikanischen Kap niedergelassen. Zu Beginn des Jahrhunderts übernahmen dann die Briten endgültig die Herrschaft über die Kolonien am südlichen Kap Afrikas.[65] Das Kap hatte für die Briten eine strategische Bedeutung als Zwischenstation auf dem Seeweg nach Asien, die sie vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege zu Jahrhundertbeginn gefährdet sahen. Das südafrikanische 19. Jahrhundert war gekennzeichnet durch Auseinandersetzungen zwischen Briten, Siedlern niederländisch-deutscher Herkunft, Buren genannt, und verschiedenen afrikanischen Völkern um Land und Ressourcen.[65] Die Briten etablierten ihr Recht, britische Verwaltungsstrukturen und eine liberale Politik gegenüber der afrikanischen Urbevölkerung. Dies bewog tausende von Buren, ins Landesinnere zu ziehen. Sie gründeten dort zwei eigenständige Staaten, Oranje-Freistaat und Transvaal.[65] In Südostafrika stießen sie mit dem Zulu-Reich und anderen indigenen Reichen zusammen. Diese Reiche waren zu Jahrhundertbeginn in der Mfecane-Periode entstanden, in der sie ihre Nachbarn militärisch unterworfen und vertrieben hatten.

In der zweiten Jahrhunderthälfte dehnten die Briten ihre Herrschaft im südlichen Afrika Stück für Stück aus. Sie beendeten die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen Europäern und dem Volk der Xhosa zu ihren Gunsten. Ferner unterwarfen sie die Reiche aus der Mfecane-Periode. Die Entdeckung von Diamant-, Gold und Kohlevorkommen löste zwischen den Briten und den Buren-Republiken Konflikte aus, die 1898 im Zweiten Burenkrieg zwischen den beiden Parteien gipfelten.[65] Dieser endete 1902 mit der Auflösung der Burenrepubliken und der vollständigen Kontrolle des Kaps durch die Briten.

Im Jahr 1830 nahm der französische Monarch vorwiegend aus innenpolitischen Gründen eine Auseinandersetzung mit dem Dey von Algier über ausstehende Kreditschulden zum Anlass, die algerische Küste zu erobern. Nachfolgende französische Regierungen behielten die Algerienpolitik bei, wobei sie sich in den folgenden Jahrzehnten in ständigen Auseinandersetzungen mit lokalen Gruppen befanden. Einer dieser Gruppen, unter Abd el-Kader, bildete bis 1843 ein staatsähnliches Reich im Westen und im algerischen Hinterland.[68] Ab 1840 wanderten zahlreiche Europäer nach Algerien aus, die 1901 rund 13 % der Bevölkerung ausmachten.[68] Die Niederschlagung der anti-kolonialen Mokrani-Revolte im Jahr 1872 nutzte die französische Kolonialverwaltung zu weitreichenden Landenteignungen der arabischen und berberischen Bevölkerung.

 

Muhammad Ali Pascha

Zu Jahrhundertbeginn ging Muhammad Ali Pascha aus den Machtkämpfen, die nach dem Abzug der französischen Besatzung Ägyptens entbrannten, als Sieger hervor. Er entmachtete die verschiedenen Gruppen, tötete zahlreiche der führenden Mamluken-Eliten und installierte eine zentralistische auf ihm zugeschnittene Herrschaft.[69] Anschließend errichtete er eine starke Armee, mit der er den Norden des heutigen Sudan unterwarf und die griechische Unabhängigkeitsbewegung bekämpfte. Seine Expansion nach Syrien und seine Erklärung der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich missfiel den europäischen Großmächten, die ihn zur Auflösung seiner Flotte und dem Rückzug aus Syrien und Palästina nötigten.[69]

Muhammad Ali baute ein neues an westlichen Standards ausgerichtetes stehendes Heer auf und führte dazu auch die Wehrpflicht ein.[69] Zu ihrer Finanzierung baute er eine staatlich gelenkte Wirtschaft auf, die durch Schutzzölle und Kontrolle des Handels nach außen abgeschirmt wurde.[69] Er stärkte die Wirtschaft durch Ausbau der Infrastruktur und der Anpflanzung von landwirtschaftlichen Produkten für den Export. Seine Bemühungen zur Industrialisierung Ägyptens scheiterten jedoch, am staatlichen Dirigismus, mangelnden Rohstoffen und Arbeitskräften sowie dem Wegfall der Schutzzölle, der schließlich von den Europäern durchgesetzt wurde.

Muhammad Alis Sohn und Enkel führten seine Herrschaft fort und versuchten, Ägypten nach europäischem Muster zu modernisieren. Vor allem durch die Kreditfinanzierung großer Infrastrukturprojekte geriet Ägypten zunehmend in finanzielle Abhängigkeit von Europa. Schließlich verlor das Land seine Anteile an seinem wichtigsten Projekt dem Suez-Kanal. Da dieser Kanal die Schiffsreisen nach Asien und damit auch zur britischen Kronkolonie erheblich verkürzte, nahmen die Briten einen Aufstand gegen den steigenden europäischen Einfluss zum Anlass und errichteten 1882 ein verkapptes Protektorat in Ägypten. Danach übernahmen sie die volle Kontrolle über den Suez-Kanal.[69]

Aufteilung Afrikas unter den Europäern

Schon vor dem eigentlichen Wettlauf um Afrika übten die Europäer einen vielfältigen Einfluss auf Afrika aus. Durch die Unterbindung des Sklavenexports wurde vor allem Großbritannien stärker als zuvor in innerafrikanische Angelegenheiten hineingezogen.[65] Ferner führte die Ausweitung des Handels mit Rohstoffen dazu, dass die Europäer ihre Handelsstützpunkte an der Küste verstärkten. Dieser Prozess steigerte sich noch angesichts der europäischen Rivalitäten. Die Handelsniederlassungen dienten oft als Ausgangspunkt für den 1880 beginnenden Wettlauf um Afrika. Neben Handel und Sklaverei hatten die Europäer jedoch erst ab der Jahrhundertmitte ein steigendes tiefergehendes Interesse an dem Kontinent. Zu diesem Zeitpunkt fanden auch Forschungsreisen von Europäern in das Innere Afrikas eine große öffentliche Resonanz. Zu den weiteren Faktoren, die die Kolonisation erleichterten, gehörten die Entwicklung von Medikamenten gegen Tropenkrankheiten, der Ausbau der Dampfschifffahrt und die Eröffnung des Suez-Kanals, der einen leichteren Zugang zur Ostküste Afrikas ermöglichte.[68]

 

Europäische Kolonien in Afrika um 1912

Ab 1881 begannen vor allem die europäischen Mächte Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Spanien und Portugal Afrika schrittweise und in rascher Folge zu kolonisieren.[68] Vor allem französische und britische Militärs und Politiker strebten eine Verbindung ihrer bisherigen Kolonien auf dem Kontinent an.[68] Im Falle Frankreichs war ihnen die Verbindung zwischen der französischen Kolonie Algerien und den Kolonialgebieten im Senegal, die schon vor 1880 erobert wurden, wichtig. Cecil Rhodes strebte ein britisches Kolonialgebiet von Kapstadt nach Kairo an.[68]

Zum einen eroberten die Europäer mittels militärischer Eroberungszüge bestehende Reiche und Territorien. Zu den bekanntesten Kolonialkriegen zählen die Kriege der Briten gegen die Aschanti, die Kriege der Franzosen gegen das Tukulor-Reich und gegen Samory Touré sowie die Kriege Britisch-Südafrikas gegen die Königreiche Matabele und der Zulu. Aus dem Mahdi-Aufstand gegen die ägyptisch-britische Besetzung des Sudans entstand das letzte Reich einer islamischen Erneuerungsbewegung dieses Jahrhunderts, das 1898/1899 von einer britisch-ägyptischen Armee endgültig unterworfen wurde.

Zum anderen schlossen die Europäer Handels- und Schutzverträge mit einheimischen afrikanischen Eliten ab. Diese erhofften sich davon Handelsvorteile oder Beistand gegen ihre Gegner, innerhalb oder außerhalb ihres Reiches oder Personenverbandes. Unterschiedliche Ansichten über diese Verträge, die oft sehr gewaltsame Etablierung des europäischen Herrschaftsanspruchs und die europäische Raubwirtschaft führten zu gewaltsamen Konflikten. Die Afrikaner leisteten bis ins 20. Jahrhundert kontinuierlich Widerstand. Dieser kannte neben Gewalt verschiedenste Mittel, wie zum Beispiel diplomatische Initiativen in den Mutterländern. Keine der Widerstandsbewegungen war im 19. Jahrhundert letztendlich erfolgreich. Bei der Eroberung und Durchsetzung ihrer Herrschaft waren die Europäer den Afrikanern personell deutlich unterlegen, waffentechnisch jedoch weit überlegen. Nicht selten übten die europäischen Militärs Gewalt und Terror in einem Ausmaß aus, das den damaligen europäischen Normen der Kriegsführung widersprach.[63]

Eine wichtige Rolle bei der Kolonisierung spielte die Eigeninitiative von Privatleuten und Militärs, die ohne Absprache mit ihren Herkunftsländern Gebiete unter ihre Kontrolle brachten. Danach drängten sie ihre Heimatländer, diese Gebiete unter den staatlichen Schutz des jeweiligen Landes zu stellen. Einen Sonderfall stellte dabei der belgische König dar, der den Kongo als seine Privatkolonie etablierte.

Für den Wettlauf um Afrika war die Konkurrenz der europäischen Staaten in ihrem Streben nach Weltmacht und Prestige ein wichtiger Motor. So sahen die Europäer die Kolonien nun mehr als Komponente ihrer imperialen Weltmachtpolitik. Auf der Berliner Konferenz von 1884/85 erzielten die Europäer neben einer Einigung über Handelsfragen ein grundlegendes Verständnis untereinander über die Bedingungen, unter denen sie ihre Kolonien gegenseitig anerkennen wollten. Dies beschleunigte die Kolonisierung nochmal. Grenzstreitigkeiten regelten die Staaten dann in bilateralen Verträgen. Spätestens seit Beginn der Berliner Konferenz waren die Afrikaner von der Aufteilung Afrikas ausgeschlossen und wurden nicht mehr als Partner akzeptiert.[65]

In der Realität beherrschten die Europäer jedoch nur einen Teil der Gebiete, die sie sich von den anderen Europäern hatten anerkennen lassen. Im 19. Jahrhundert waren die Kolonialgrenzen noch so durchlässig, dass sie kaum die trennende Wirkung entfalteten wie im 20. Jahrhundert. Alle europäischen Staaten bauten hierarchische Kolonialverwaltungen auf, deren oberste Ebenen europäisch und deren lokale Ebenen afrikanisch besetzt waren. Auf der lokalen Ebene beließen die Europäer die Herrscher im Amt, die bereit waren, mit ihnen zu kooperieren. Andernfalls ersetzten sie diese durch kooperationswillige Rivalen.[65] Im Gegensatz zu früheren traditionellen Legitimationen hatten die lokalen Herrscher ihre Macht jedoch ausschließlich von den Kolonialherren. Die bisherigen Legitimationssysteme verloren damit ihre Bedeutung.

Mit der Einführung europäischer Rechtsnormen und dem Aufbau eines Schulsystems strebten die Europäer die Vermittlung ihrer kulturellen Werte an. Den Franzosen war die Verbreitung ihrer Sprache in ihren Kolonien so wichtig, dass sie diese dort zur einzigen Amtssprache machten.[68] Die Minderheit der Afrikaner, die die Schulen der Europäer besuchte, erhoffte sich davon einen sozialen Aufstieg.[68] Die Schulen wurden meist von christlichen Missionaren betrieben. Diese waren auf private Initiative schon vor den 1880er Jahren in verschiedene Gegenden Afrikas aufgebrochen. Die neuen afrikanischen Christen entwickelten nicht selten ihre eigene afrikanische Interpretation des christlichen Glaubens.[68] Die Missionierung setzten die europäischen Missionare unter kolonialer Herrschaft fort, wobei sie mit der Kolonialmacht zusammenarbeiteten. In einigen Fällen beförderten sie auch die Kolonialisierung, indem sie den Schutz ihrer Heimatländer für sich erbaten.

Die Wirtschaft gestalteten die Kolonialherren nach ihren Bedürfnissen um. Dabei betrieben sie je nach Interessenslage und örtlichen Begebenheiten Raubwirtschaft, die Ressourcen rücksichtslos plünderte, Abbauwirtschaft von Rohstoffen, eine Plantagenwirtschaft oder einen monopolisierten Handel mit Dorfgemeinschaften.[46] Zahlreiche Afrikaner wurden mit Gewalt zum Rohstoffabbau und zur Arbeit in den Plantagen gezwungen. Die sehr geringen Investitionen in die Infrastruktur waren ganz auf die europäischen Herrschafts- und Wirtschaftsinteressen ausgerichtet.

Herrschte zu Beginn dieses Jahrhunderts noch ein ungefähres Gleichgewicht zwischen den asiatischen Großreichen und Europa, so wurde letzteres bis zum Jahrhundertende zur dominierenden Region in Eurasien.[70] Der Ausweitung der europäischen Machtposition konnten die Reiche Asiens wenig entgegensetzen.[70] Neben dem Unvermögen der asiatischen Regierungen, dem gesellschaftlichen Wandel in ihren Ländern adäquat zu begegnen, war die europäische Machtentfaltung der Auslöser für eine Welle großer Aufstände in den 1850/60er Jahren. Diese hatten Europa teils als Vorbild, teils als Feindbild.[46] Die asiatischen Gesellschaften stießen aber auch eine Reihe von Modernisierungsinitiativen an, um mit dem Westen aufzuschließen. Japan modernisierte sich in so einem Tempo, dass es spätestens 1905 selbst zur Großmacht wurde. In der ersten Jahrhunderthälfte bauten die alten asiatischen Kolonialmächte, Großbritannien, Russland und die Niederlande ihren Einfluss aus. In der zweiten Hälfte, in der Südostasien fast vollständig kolonisiert wurde, kam Frankreich als bedeutende Kolonialmacht hinzu. Im Gegensatz zu Afrika wurden bis 1900 große Gebiete Asiens keiner direkten Kolonialherrschaft unterworfen.[70]

West- und Zentralasien

 

Im gesamten Jahrhundert verlor das Osmanische Reich Gebiete auf dem Balkan und in Nordafrika. Nach dem Berliner Kongress von 1878 erkannte es weitere Gebiets- und Souveränitätsverluste an.

Zu Beginn des Jahrhunderts beherrschte das Osmanische Reich zumindest formal den südlichen Balkan, große Teile Westasiens und den größten Teil Nordafrikas. Im Laufe des Jahrhunderts verlor das Reich einen großen Teil seines Staatsgebietes und seiner innenpolitischen Unabhängigkeit. Bei seinem Kampf gegen das Machtstreben der überlegenen europäischen Großmächte profitierte es von deren Interessengegensätzen. Diese wollten das Reich lieber erhalten als es einem Rivalen überlassen.[71]

Auf dem Balkan führten nationalistische Bewegungen Griechenland, Serbien, Rumänien und Bulgarien in die Unabhängigkeit vom osmanischen Reich. Dabei wurden sie vor allem von Russland aber auch anderen europäischen Großmächten unterstützt.[71] Im Zuge der Unabhängigkeitskriege kam es zu Massenmorden an und Vertreibungen von verschiedenen ethnischen Gruppen. Da keine der neuen Nationen mit dem Staatsgebiet zufrieden war, kam es ab den 1870er Jahren zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den neuen Nationalstaaten.

Auf dem Berliner Kongress von 1878 erkannte das Osmanische Reich den Verlust eines großen Teils seiner Territorien auf dem Balkan an.[72] Alle osmanischen Gebiete Nordafrikas wurden europäische Kolonie oder Protektorat. Russland gewann Territorien im Kaukasus hinzu. Die Landverluste auf dem Balkan und die Gebietsverluste im Kaukasus führten zur Vertreibung großer muslimischer Bevölkerungsgruppen in das verbliebene Osmanische Reich.

Die Großmächte machten in diesem Jahrhundert vermehrt Gebrauch von den Sonderrechten für ihre Staatsbürger, Kapitulationen, die sie auch auf Gruppen von Untertanen des Sultans ausdehnen konnten. Insbesondere Russland und Frankreich sahen sich als Schutzmacht der orthodoxen beziehungsweise katholischen Christen, die sie protegierten. Investitionen in Armee, Verwaltung und Infrastruktur des Reiches wurden in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts vermehrt durch europäische Anleihen finanziert. Die hohe Verschuldung des Osmanischen Reiches führte 1878 zu einem Staatsbankrott des Reiches und 1881 zu einer ausländischen Finanzaufsicht. Die zunehmenden Schwierigkeiten des Reiches veranlassten die Europäer dazu, das Osmanische Reich als den Kranken Mann am Bosporus zu bezeichnen.[72]

Das gesamte Jahrhundert führten die Sultane Reformen durch, um ihre Macht zu stabilisieren und bei sich zu zentralisieren. Dabei nahmen sie Anleihen aus Europa. Die Maßnahmen umfassten zunächst eine Reform der Armee nach europäischem Vorbild und die Ausschaltung der vormals mächtigen Janitscharen-Truppe. Ferner wurden einige Provinzen wieder unter die Kontrolle des Sultans gestellt. Die Steuererhebung wurde zentralisiert, was ein Grund für die starke Vergrößerung der Verwaltung war. Als Symbol der Umgestaltung löste der Fez den Turban als Kopfbedeckung ab.[72]

Schließlich führte die militärische und wirtschaftliche Unterlegenheit gegenüber den europäischen Großmächten in allen Bereichen zu Reformanstrengungen.[72] Mit den Tanzimat-Reformen und ihrer Nachfolger wurde vor allem in den großen Städten des Landes eine moderne Verwaltung etabliert und Schulen nach westeuropäischen Standards eingerichtet. Mit einer Alphabetisierungsrate von unter 15 Prozent blieb die Bildung jedoch extrem ungleich verteilt.[72] Das Recht wurde verschriftlicht und damit objektiver. In einigen Rechtsgebieten nahm man Anleihen an europäischen Mustern.[71] Eine Verfassung, die erste Ansätze der parlamentarischen Mitbestimmung regelte, wurde während der autoritären Herrschaft Abdülhamid II. ab den 1870er Jahren ausgesetzt. Auf europäischen Druck wurden muslimische und nicht-muslimische Untertanen formal gleichgestellt. Gegen die Einflussnahme der europäischen Großmächte und die Veränderungen im Reich formierte sich lokaler Widerstand. Es kam zu Attentatsversuchen gegen westliche Repräsentanten und Massenmorden an Christen in der Levante.[71]

Persien, das von den Schahs der Kadscharen-Dynastie regiert wurde, stand unter dem Druck Großbritanniens und Russlands, an das es zu Beginn des Jahrhunderts einige Territorien verlor.[73] Die Bemühungen beider Großmächte wirtschaftliche Konzessionen zu ihrem Vorteil zu erlangen, erreichten am Jahrhundertende oft ihr Ziel. Die Bestrebungen der Schahs den Rückstand zu den Europäern aufzuholen, waren aufgrund der innenpolitischen Widerstände nur mäßig erfolgreich, da lokale Herrscher eine große Macht hatten, ihre Eigeninteressen durchzusetzen.[73] Während des Jahrhunderts bildete sich eine Hierarchie der schiitischen Geistlichkeit heraus, die für sich die alleinige religiöse Deutungshoheit beanspruchte und die bis heute in dem vorwiegend schiitischen Land Gültigkeit besitzt.[73]

 

Das Russische Reich in Zentralasien um 1900

Die Politik Zentralasiens wurde stark von den angrenzenden Großmächten China, Russland und Britisch-Indien beeinflusst. Zum einen begründeten sie ihre Eroberungen als Maßnahmen zur Grenzsicherung, zum anderen mit Handelsinteressen. Ihre machtpolitischen Auseinandersetzungen um die Region wurden vereinfacht auch als Great Game bezeichnet.[74] Im Laufe des Jahrhunderts schaffte es Russland zunächst alle kasachischen Gruppen, die vorher schon unter russischem Protektorat gestanden hatten, vollständig in seinen Machtbereich einzugliedern. Dem folgte die Eingliederung der Kirgisen.[74]

Die drei usbekischen Khanate Chiwa, Buchara und Kokand expandierten unter selbständigen Dynastien zum Jahrhundertanfang, mussten sich jedoch zur Jahrhundertwende Russland unterwerfen.[74] Das letzte Ziel der russischen Expansion wurden die Turkmenen. Die Briten brachten die Gebiete nördlich ihrer indischen Kolonie unter ihre Kontrolle. Sie scheiterten aber an der Unterwerfung des heutigen Afghanistans, das ihnen als Puffer gegen die Russen dienen sollte. Die Kabuler Herrscher blieben autonom. Nachdem Yakub Beg nach einem Aufstand der Dunganen auf vormals chinesischem Territorium 1865 einen Staat errichtet hatte, versuchten Russland und Großbritannien daraus machtpolitisches Kapital zu schlagen. Doch zehn Jahre später gelang den Chinesen die Rückeroberung des verlorenen Gebietes.

Mit der russischen Herrschaft, die in Buchara und Chiwa indirekt war, änderten sich Wirtschaft und Gesellschaft Zentralasiens. Die Russen bauten die Infrastruktur, Verwaltung und Schulbildung aus.[74] Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland strömten zahlreiche russische Siedler in die Region. Diese Besiedlung drängte die Nomaden zurück und der sesshafte Bevölkerungsanteil stieg. Die Berührungspunkte zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen blieben jedoch gering. Die Russen ergänzten die traditionell auf Handel ausgelegte Wirtschaft um einen massiven Anbau von Baumwolle und schränkten den vormals bedeutsamen Sklavenhandel stark ein.[74]

Südasien

 

Indien im späten 18. und 19. Jahrhundert

Zu Beginn des Jahrhunderts war die Britische Ostindien-Kompanie neben der Konföderation der Marathen die mächtigste Gruppe Südasiens. Neben großen eigenen Territorien waren zahlreiche indische Fürstentümer von der Kompanie abhängig. Zu Jahrhundertbeginn eroberten die Briten die Konföderation der Marathen und später noch weitere Gebiete am Rande Südostasiens, einschließlich Ceylons. In zahlreichen vertraglich abhängigen Fürstentümern stellten die Briten das Fehlen einer legitimen Nachfolge des Herrschers oder dessen Unfähigkeit fest. Diese Fürstentümer brachten sie dann gemäß ihrer Doctrine of Lapse unter ihre direkte Kontrolle.[75]

Diese Annexionspraxis, wirtschaftliche Ausbeutung durch die Kolonialherren und die Auswirkungen ihrer Sozialmaßnahmen führten zu einem Aufstand.[75] Daran beteiligten sich Teile der indischen Bevölkerung und Elite sowie ein Teil der indischen Kolonialsoldaten in zahlreichen Gebieten in ganz Südasien. Die Briten und ihre indischen Verbündeten schlugen diesen Sepoy-Aufstand mit großem Aufwand und großer Gewalt nieder. Den Aufstand nahmen die Briten zum Anlass, den seit dem letzten Jahrhundert nur noch formal über Südasien herrschenden Großmogul abzusetzen und die englischen Könige als Kaiser von Indien zu etablieren. Die indirekte Herrschaft über die Britische Ostindien-Kompanie wurde durch eine direkte Kolonialherrschaft Großbritanniens ersetzt.[75] In der zweiten Jahrhunderthälfte kamen verstärkt indische Nationalbewegungen auf, die jedoch regional und nicht am gesamten Subkontinent ausgerichtet waren.

Die Landwirtschaft Indiens wurde unter den Briten hin zum großflächigen Anbau von Nutzfrüchten für den Weltmarkt umgestaltet, so dass der Anteil der angebauten Nahrung für die einheimische Bevölkerung stark sank.[75] In der zweiten Jahrhunderthälfte wurde Tee, der bisher im Wesentlichen aus China kam, großflächig angebaut. Die hohe Besteuerung nötigte viele Bauern zum Verkauf ihres Landes und schuf eine große Zahl von landlosen Menschen. Diese wanderten zum Teil in die aufstrebenden Städte. Im Laufe des Jahrhunderts wuchsen wenige Städte wie Bombay und Kalkutta sehr rasant, während viele klassische indische Städte an Einwohnern und Bedeutung verloren. Fast ausschließlich in den wachsenden Städten entstanden in begrenzter Anzahl Industriebetriebe.[75] Harsche Arbeitsbedingungen in Industrie und Landwirtschaft forderten viele Tote und viel Elend unter den Arbeitern.

Das Bevölkerungswachstum Indiens nahmen nicht nur die wachsenden Großstädte auf, sondern viele Inder wanderten als Leiharbeiter nach Ceylon, die Karibik und das südliche Afrika aus. Viele von ihnen kamen nach Ablauf ihrer Verträge nach Indien zurück.[75]

Dort bauten die Briten die Infrastruktur zum Beispiel durch die Errichtung von Eisenbahnen aus. Weil diese sich nur an den Exportbedürfnissen der Briten orientierte, führte der Ausbau nicht zu einem wirtschaftlichen Aufschwung entlang des Streckennetzes.[75] Die obere Verwaltung von Britisch-Indien war fast ausschließlich in der Hand der Briten. Sie gaben ihrer Kolonie auf dem Subkontinent eigene Gesetze. An den Gerichten arbeiteten zahlreiche Inder als Richter und Anwälte, die eine britische Ausbildung bekamen.[75]

China

 

China im Jahr 1854. Die Gebiete der Taiping-Aufständischen sind rot markiert.

Das Kaiserreich China war ein Vielvölkerreich, das von der mandschurischen Qing-Dynastie regiert wurde. Das Reich, dessen Gebiet, Wirtschaft und Bevölkerung im vorherigen Jahrhundert stark gewachsen waren, stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts Herausforderungen gegenüber, die dieses Wachstum aufwarf.[76] Zum einen wuchs die Bevölkerung viel stärker als das bebaubare Land. Das führte zur Verringerung der Ackerfläche pro Bauernfamilie und zu Aufständen von arbeitslosen Bauernsöhnen ohne Perspektive.[77] Zum anderen waren die Staatskassen durch die großen Kriege leer. Die Steuererhöhungen, die sie wieder auffüllen sollten, belasteten die Bevölkerung. Ein signifikanter Teil der Einnahmen wurde von Korruptionsnetzwerken in der Staatsbürokratie veruntreut. Der Staatsapparat, der durch Klientelnetzwerke gehemmt wurde, konnte nicht angemessen auf die Herausforderungen reagieren und verlor das Vertrauen der Bürger.[77] Diese Schwierigkeiten trugen dazu bei, dass China seine Interessen im Konflikt mit den Briten im Ersten Opiumkrieg nicht wahren konnte.

Die Britische Ostindien-Kompanie kaufte seit dem vorherigen Jahrhundert eine ständig steigende Menge Tee und Seide aus China. Diese musste sie mit Silber bezahlen, da sie über die streng reglementierten offiziellen Handelswege keine Waren an das Kaiserreich verkaufen konnte. Mit Hilfe lizenzierter europäischer Kaufleute schmuggelte sie jedoch stetig steigende Mengen Opium nach China. Zuvor hatte sie das Monopol auf den Handel mit Opium im britisch beherrschten Indien erlangt.

 

Dem britischen Raddampfer Nemesis waren die chinesischen Kriegsdschunken im Ersten Opium-Krieg stark unterlegen.

Als sie um die 1820er Jahre das Monopol verlor, übernahmen unabhängige britische und US-amerikanische Kaufleute einen großen Teil des Geschäfts und steigerten die nach China exportierten Mengen um ein Vielfaches. Durch den Import von Opium wandelte sich die chinesische Handelsbilanz von einem hohen Überschuss in ein großes Defizit. Der damit verbundene Abfluss von Silber hatte negative Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft, insbesondere für die Kleinbauern.[77] Daraufhin leitete der chinesische Kaiser Maßnahmen zur Drogenbekämpfung ein, die auch zur Zerstörung großer Opiumvorräte britischer Kaufleute führten. Dies nahm Großbritannien 1840 zum Anlass, den Ersten Opiumkrieg zu beginnen, den China aufgrund der Überlegenheit der britischen Waffentechnik verlor.

Mit dem Sieg konnte Großbritannien die Öffnung der chinesischen Märkte durchsetzen, die das chinesische Kaiserreich ihm zuvor verweigert hatte. Ferner erhielt es Hongkong und rechtliche Privilegien für seine Landsleute in China. Der mit Großbritannien abgeschlossene Friedensvertrag war der erste von zahlreichen für China nachteiligen sogenannten Ungleichen Verträgen, die das Kaiserreich mit europäischen Staaten, den USA und Japan abschloss. Der Opiumimport vervielfachte sich daraufhin, bis er in den 1880er und 90er Jahren durch eine heimische Produktion abgelöst wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren drei bis fünf Prozent der chinesischen Bevölkerung opiumabhängig.

 

Hong Xiuquan war der Initiator des Taiping-Aufstandes.

Ab den 1840er Jahren nahm der interne und externe Druck auf China stetig zu. Naturkatastrophen steigerten zusätzlich die vorhandenen Herausforderungen.[76] Die innenpolitischen Probleme bereiteten den Boden für den Taiping-Aufstand, der alle zahlreichen vorherigen lokalen Aufstände in seiner Dimension weit übertraf. Von 1851 bis 1864 errichteten die Anhänger des Mystikers Hong Xiuquan im Südosten Chinas ein großes eigenständiges Reich. Er versprach seinen Anhängern einen Ausweg aus Armut, Unterdrückung und Hoffnungslosigkeit. Der Aufstand konnte nur durch von den Provinzen aufgestellte Truppen niedergeschlagen werden. Die Unfähigkeit der Zentrale schwächte stark ihre Autorität.[77] Mit geschätzten 20 Millionen Toten während des Aufstandes und bei seiner Niederschlagung war er die mit Abstand verlustreichste bewaffnete Auseinandersetzung des 19. Jahrhunderts.

Gleichzeitig mit dem Aufstand musste das Kaiserreich seine Niederlage im Zweiten Opiumkrieg mit mehreren europäischen Staaten verkraften, die als Zeichen besonderer Demütigung die Sommerpaläste des Kaisers zerstörten. Im Zuge des Krieges verlor China auch größere Gebiete an Russland. Auf diese Niederlagen reagierten sowohl das Kaiserhaus als auch die Provinzgouverneure mit dem Programm zur Selbststärkung. Sie versuchten, die europäische Technologie zu erwerben und mit den Methoden der Industrialisierung selbst zu produzieren. Ferner übernahmen sie auch einzelne Aspekte europäischer Institutionen, wie Schulbildung und Universitäten. Die Initiativen zur Selbststärkung verschafften den Provinzgouverneuren eine starke eigene wirtschaftliche Basis und mehr Unabhängigkeit. Den Initiativen fehlte aber eine nationale Koordination, ferner gab es keinen adäquaten Rechtsrahmen. Die zu enge Anbindung der Industrie an den Staat verhinderte viele unternehmerisch sinnvolle Entscheidungen.[77]

Die Probleme der Selbststärkung wurden bei der militärischen Niederlage gegen Japan 1895 offenbar. Japan hatte in den 1860ern ebenfalls mit dem Aufholprozess an das europäische Niveau der Technik begonnen, war aber wesentlich erfolgreicher. Zum einen gab diese Niederlage Japan und den Europäern die Möglichkeit außerhalb der Wirtschaftszonen in China ökonomisch tätig zu werden. China nahm ausländische Kredite auf, um die Reparationsforderungen zu bezahlen. Die dafür notwendigen Sicherheiten und Sonderrechte, die es den Kreditgebern einräumen musste, machte es abhängig vom Westen.[76] Zum anderen löste diese Niederlage in der chinesischen Führungsschicht eine große Sinnkrise aus.[77]

Der Reformdruck, den insbesondere die städtischen Eliten verspürten, trieb sie zu Studien ins Ausland, vorwiegend nach Japan. Eine städtische Elite studierte zahlreiche ins Chinesische übersetzte westliche Lehrbücher, diskutierte die dain enthaltenen Ideen und versuchte die westliche Kultur zu verstehen.[77] Die Macht der Ausländer und weitere gescheiterte Reformversuche waren die Auslöser des Boxeraufstandes zur Wende zum 20. Jahrhundert.

Die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts führten dazu, dass sich die chinesische Gesellschaft wandelte. Zum einen brachen die alten Hierarchien der Gesellschaftsklassen auf. Die Gruppe der Händler stieg stark in Bedeutung und Ansehen, während die vormals führende Gelehrtenschicht an Bedeutung verlor. Wirtschaftliches und technisches Wissen löste die konfuzianische Bildung als Bildungsziel ab.[76] Zum Jahrhundertende begannen sich die Chinesen als Nation zu begreifen.

Korea und Japan

 

Mit dem Japanisch-Koreanischen Freundschaftsvertrag erzwang Japan die Öffnung Koreas.

Korea wurde von Königen regiert, die sich nur eingeschränkt gegenüber der Macht der Yangban-Clans, die die Oberschicht bildeten, behaupten konnten. Kulturell war es auf China ausgerichtet. Im Jahr 1876 erzwang Japan die Öffnung Koreas und Handelsprivilegien in einem Ungleichen Vertrag.[78] Diesem folgten in den 1880er Jahren ähnliche Verträge mit den Vereinigten Staaten und verschiedenen europäischen Staaten.[78] Geplante umfangreiche Reformen scheiterten daran, dass die Reformer diese gegen konservative Widerstände mit Gewalt durchsetzen wollten.

Die Nachteile der wirtschaftlichen Öffnung des Landes spürten vor allem die Bauern. Ihr Donghak-Aufstand von 1885 wurde mit Hilfe chinesischer und japanischer Truppen niedergeschlagen, die anschließend im Land blieben. Ihre Rivalität führte 1894/1895 zum Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg, den Japan gewann und damit Korea aus der chinesischen Einflusssphäre herauslöste.[78] In den letzten Jahren des Jahrhunderts wurden zahlreiche Reformen durchgeführt, die verschiedene europäische Standards, wie den europäischen Kalender, die Abschaffung von Vorrechten der Oberschicht und die Abschaffung der Sklaverei, in Korea einführten.[78] Gleichzeitig beeinflusste das Kräfteringen von China, Russland und Japan stark die koreanische Innenpolitik.

Mehr als in jedem ostasiatischen Land hatten christliche Missionare in Korea Erfolg. Trotz Verfolgung konnten sie viele Anhänger zum römisch-katholischen und später zum evangelischen Glauben bekehren. Sie errichteten karitative Einrichtungen, wie Krankenhäuser, was zu ihrem Erfolg beitrug.

 

Der Wandel Japans in der Meiji-Zeit zeigte sich in der westlichen Kleidung vieler Minister.

Zu Beginn des Jahrhunderts war Japan ein feudalistisch organisiertes Land mit einem Shōgun an der Spitze. In den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts eskalierten die Probleme des Shōgunats in mehreren Problemfeldern. Für Naturkatastrophen, Münzfälschung und Inflation sowie steigende Steuerlasten und daraus resultierende Bauernaufstände fanden die Shōgune keine adäquate Lösung mehr.[79] Dem zunehmenden Druck von Europäern und den Vereinigten Staaten, das bisher stark abgeschottete Land für den Handel zu öffnen, konnte Japan 1853 nicht mehr standhalten. Nach den USA konnten auch mehrere europäische Nationen die Öffnung des Landes für den Handel durchsetzen.

Eine Gruppe von jungen Adeligen aus dem Südosten Japans stürzte 1868 den ihrer Ansicht nach unfähigen Shōgun und wertete die Stellung des bisher machtlosen Tennōs als Oberhaupt Japans auf. Im Namen des Tennōs startete eine kleine Gruppe von Vertretern der Feudalaristokratie ein grundlegendes Umgestaltungsprogramm von Japans Wirtschaft und Gesellschaft, das Meiji-Restauration genannt wird. Ziel war es, aus Japan eine den führenden Weltmächten militärisch wie wirtschaftlich ebenbürtige Nation zu machen, die ihre Unabhängigkeit bewahrt. Dazu ersetzten sie das alte Feudalsystem durch einen stark zentralistisch organisierten Nationalstaat. Japan bekam eine Verfassung und eine moderne straff organisierte Bürokratie. Das eingeführte Parlament hatte jedoch wenig Macht.

Freie Berufswahl, höhere soziale Durchlässigkeit, Einführung eines nationalen Währungssystems, Errichtung der Tokioter Börse und hohe Investitionen in die Infrastruktur führten zu starkem Wirtschaftswachstum und der Industrialisierung Japans.[79] Dabei betätigte sich der Staat selbst als Unternehmer und kooperierte eng mit der Wirtschaft, insbesondere mit einigen sehr großen Familienbetrieben. Den Wissensrückstand holten die Japaner auf, indem sie ausländische Experten beschäftigten, Japaner zum Lernen ins Ausland schickten und ein flächendeckendes Schulsystem einführten.[79] Die Kosten dieses Aufschwungs trugen vor allem die Bauern durch hohe Abgaben. Die japanische Armee, die auf der allgemeinen Wehrpflicht aufbaute, war zum Ende des Jahrhunderts so stark, dass die selbst zur Expansion überging.[79]

Südostasien

 

Südostasien im 19. Jahrhundert

Südostasien wandelte sich im 19. Jahrhundert von einer Region mehrheitlich autonomer Reiche zu einer Weltgegend, deren Länder mit Ausnahme von Thailand eine europäische Kolonie oder ein Protektorat wurden.[80] Dabei nahm die Einbindung in den maritimen Handel deutlich zu. Großbritannien geriet mit dem Britisch-Indien benachbarten Birma in Konflikt, das die Briten aufgrund ihrer überlegenen Militärtechnik und -taktik sowie der Schwäche des Königshauses in drei aufeinanderfolgenden Kriegen eroberten. Auch die Malaiische Halbinsel geriet unter ihre Kontrolle. Singapur, das an der Spitze der Halbinsel lag, bauten sie aufgrund seiner guten Lage zum bedeutendsten Hafen Südostasiens aus.

Nach der Auflösung der Niederländischen Ostindien-Kompanie VOC und einem kurzen britischen Intermezzo übernahm das Königreich der Vereinigten Niederlande die Kolonien des insularen Südostasiens und erweiterte danach dort seinen Kolonialbesitz.[80] Die andere alte Kolonialmacht, Spanien, konnte die Philippinen bis zur Wende zum 20. Jahrhundert halten, musste sie jedoch nach dem Verlust der südamerikanischen Kolonien neu an Spanien anbinden. In den letzten Jahren des Jahrhunderts wurden die Philippinen kurzfristig unabhängig. In der zweiten Jahrhunderthälfte eroberten die Franzosen Kambodscha und Vietnam.

Südostasien wurde mit der europäischen Dominanz wesentlich stärker als in den vergangenen Jahrhunderten in den Welthandel eingebunden. Die Kolonialherren förderten den Ausbau der Landwirtschaft, indem neue Flächen bewirtschaftet wurden oder die bestehende Landwirtschaft mit der Plantagenwirtschaft effektiver wurde.[80] Insbesondere zum Ende des Jahrhunderts gewann der Export von Kautschuk an Bedeutung. Die Dampfschifffahrt erforderte die Anpassung der Seehäfen, wobei einige Häfen wie Singapur profitierten, während andere zurückblieben.[80] In Südostasien arbeiteten zahlreiche Migranten aus Indien und noch mehr aus China, wobei viele von ihnen nach einigen Jahren in ihr Heimatland zurückkehrten. Viele Chinesen arbeiteten unter schlechten Bedingungen als billige Arbeitskräfte. Ferner besetzten zahlreiche chinesische Unternehmer Nischen, die die Kolonialmächte und die einheimische Bevölkerung offenließen, und bildeten so eine Scharnierfunktion zwischen Kolonialherren und einheimischer Bevölkerung.[80]

In Thailand errichtete der König einen zentralistischen Staat, für dessen Organisation er Anleihen bei westlichen Staaten nahm. Ferner modernisierte er seine Armee nach europäischen Standards. Die Wahrnehmung der Briten und Franzosen, dass Thailand als Pufferstaat zwischen ihren Kolonialreichen dienen könne, trug zur thailändischen Unabhängigkeit bei.[80]

Der amerikanische Doppelkontinent löste sich sukzessive von Europa. In Lateinamerika entstanden zu Beginn des Jahrhunderts unabhängige Staaten. Die schon seit dem vorherigen Jahrhundert selbständigen Vereinigten Staaten von Amerika dehnten ihr Territorium stark aus, wurden zu einer der führenden Industrienationen der Welt und begannen zur Jahrhundertwende ihre eigene Kolonialpolitik. Trotz ihrer Unabhängigkeit blieben die wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen der amerikanischen Kontinente zu Europa sehr eng.[45] Kanada, Australien und Neuseeland gehörten vom 1801 bis 1900 noch zum Britischen Weltreich. Hier bildeten die eingewanderten Europäer bald die Bevölkerungsmehrheiten, die von den Briten in der zweiten Jahrhunderthälfte weitreichende innenpolitische Selbstverwaltungsrechte erhielten.[70]

Nordamerika

 

Im Laufe des Jahrhunderts dehnten sich die Vereinigten Staaten von Amerika von der Ostküste zur Westküste Nordamerikas aus.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts stiegen die Vereinigten Staaten von Amerika von einem neuen Staat, der sich langsam zu stabilisieren begann, zur Großmacht auf. Dabei stand die erste Jahrhunderthälfte im Zeichen der Expansion des Staatsgebietes von der Ostküste Nordamerikas zur dessen Westküste. Zunächst verdoppelten sie ihr östlich des Mississippi gelegenes Staatsgebiet, indem sie Frankreich und Spanien ihre Rechte am nordamerikanischen Territorium abkauften.[5] Die meisten der restlichen Territorien gewannen sie im Zuge des Amerikanisch-Mexikanischen Krieges. Mit dem Kauf Alaskas 1867 und dem Erwerb Hawaiis entsprach das Gebiet der Vereinigten Staaten in etwa heutiger Größe.

Auf großen Teilen des alten und neu erworbenen Staatsgebietes lebten indianische Stämme, die das Land als ihr angestammtes Territorium ansahen. Mit zunehmender Erschließung des Landes ab den 1830er Jahren gingen die US-Amerikaner zur systematischen gewaltsamen Vertreibung indianischer Stämme aus ihrem angestammten Land über. Die Vertreibungswelle begann an der Ostküste und setzte sich sukzessive nach Westen fort.

Durch den steigenden Strom von Immigranten wuchsen im Nordosten des Landes die Städte rasch zu Metropolen heran.[5] Dabei gab es eine zunehmende Kluft zwischen den Staaten des Nordens, die durch freie Landwirtschaft und beginnende Industrialisierung gekennzeichnet waren, und den Staaten des Südens.[5] Diese waren wesentlich dünner besiedelt als der Norden. Baumwollplantagen, auf denen Sklaven afrikanischer Herkunft arbeiteten, prägten die Wirtschaft des Südens. In den meisten Nordstaaten war Sklaverei verboten oder spielte keine wirtschaftliche Rolle.

Mit der Zunahme der Staaten im Westen, bei denen mehrheitlich der Einsatz von Sklaven keinen großen wirtschaftlichen Vorteil brachte, geriet das Nord-Süd-Gleichgewicht aus der Anfangszeit der USA aus der Balance.[81] Grundsätzlich unterschiedliche Verfassungsvorstellungen über Eigentumsrechte zwischen Nord und Süd wurden durch zunehmende Forderungen nach einer US-weiten Abschaffung der Sklaverei aufgeladen, da die Südstaatler Sklaven als Eigentum betrachteten.[81] Die Differenzen eskalierten zum Amerikanischen Bürgerkrieg, den der Norden 1865 gewann und der mit der Abschaffung der Sklaverei im Süden endete. Damit hörte jedoch nicht die starke Diskriminierung der Afroamerikaner auf.

Dem Bürgerkrieg folgten ein starkes Wirtschaftswachstum und eine beschleunigte Industrialisierung. Schon während des Bürgerkrieges begann die rasante US-amerikanische Besiedlung des mittleren Westens. Diese wurde sowohl direkt durch die Anreize des Homestead Act als auch indirekt durch den ebenfalls staatlich subventionierten Eisenbahnbau gefördert.[81] Nomadische indigene Stämme, die das Land schon über Jahrhunderte besiedelten, wehrten sich gegen die Expansion. Die Stämme verloren diese oft gewalttätigen Auseinandersetzungen und wurden in Reservate abgedrängt.[5]

 

Jeweils von der West- und der Ostküste wurde eine Eisenbahnlinie quer durch die USA gelegt. Diese trafen sich 1869.

Das US-amerikanische Wirtschaftswachstum nach dem Bürgerkrieg basierte auf einem starken Anstieg der Bevölkerung durch hohe Geburtenraten und Millionen europäischer Einwanderer. Die massive Ausdehnung von Agrarflächen, insbesondere im mittleren Westen, sowie die im Vergleich zu der übrigen Welt schnelle Mechanisierung der Landwirtschaft ermöglichten die Ernährung der stark wachsenden Bevölkerung.

Mit dem Bevölkerungswachstum ging ein hohes Reservoir von Arbeitskräften einher. Dieses trug neben hohen europäischen Investitionen und einem großen abgeschlossenen Binnenmarkt zu einer raschen Industrialisierung bei, so dass die Vereinigten Staaten die europäischen Länder zum Jahrhundertende an Wirtschaftskraft überholten. Dieses Wirtschaftswachstum ging mit einer starken ungleichen Verteilung des Vermögens einher. Wenigen Multimillionären, die ihr Vermögen meist durch Monopolgewinne erwirtschafteten, standen Millionen von Arbeitern ohne soziale Absicherung gegenüber.

Am Jahrhundertende wurde die Außenpolitik der Vereinigten Staaten immer selbstbewusster. Die Monroe-Doktrin legte fest, dass sich die USA aus den Konflikten der Welt heraushielten, aber die amerikanischen Kontinente als ihre Einflusssphäre betrachteten.[81] Ab diesem Zeitpunkt bekamen die lateinamerikanischen Staaten die Auswirkungen dieser Doktrin immer stärker zu spüren. Mit dem Gewinn des Spanisch-Amerikanischen Krieges 1898 wurde die ehemalige Kolonie USA selbst Kolonialmacht in der Karibik.

Lateinamerika

 

Lateinamerika auf dem Weg zur Unabhängigkeit – Rot: Royalistische Truppen, (Dunkel-)Blau: Gebiete unter Kontrolle der Separatisten/Großkolumbiens

Zu Beginn des Jahrhunderts erlangten zahlreiche Gebiete Lateinamerikas ihre Unabhängigkeit von der spanischen und portugiesischen Kolonialmacht. Im Laufe des Jahrhunderts veränderte sich die politische Landkarte des Kontinents grundlegend, um annähernd den heutigen Stand zu erreichen. Die Unabhängigkeitsbewegungen wurden durch Napoleons Besetzung der Iberischen Halbinsel ab 1808 in Gang gesetzt.[82] Die portugiesische Königsfamilie floh vor Napoleon nach Brasilien, bei ihrer Rückkehr erlangte Brasilien zunächst einen gleichberechtigten Status im portugiesischen Königreich.[83] Nach Differenzen mit dem Mutterland erklärten die brasilianischen Eliten ihr Land 1822 zu einem unabhängigen Kaiserreich in der Form einer konstitutionellen Monarchie, die 1889 durch eine Republik ersetzt wurde.[82]

Die Absetzung der Monarchie in Spanien durch Napoleon nahmen die Oberschichten der meisten spanischen Kolonien zum Anlass, zwischen 1810 und 1816 ihre Autonomie zu erklären.[83] Aufgrund der Uneinigkeit der Eliten und der geringen Einbeziehung der nicht privilegierten Mehrheit schafften jedoch nur Argentinien und Paraguay ihre Unabhängigkeit im ersten Schritt. In den anderen Ländern gelang Spanien die militärische Niederschlagung der Aufstände. Doch das von inneren politischen Erschütterungen und Finanzproblemen geschwächte Spanien musste schließlich in den 1820er Jahren dem Unabhängigkeitsstreben seiner übrigen lateinamerikanischen Festlandskolonien nachgeben. Besonders im Nordwesten Südamerikas war der Weg von spanischen Kolonien zu unabhängigen Staaten mit kriegerischen Auseinandersetzungen verbunden.

Nach der Unabhängigkeit setzten sich die Auseinandersetzungen innerhalb und zwischen den neuen Staaten fort. Zum einen forderten einige Regionen mit bewaffneten Aufständen, die von Caudillos angeführt wurden, mehr Autonomie. In einigen Fällen führte dies zu mehr Rechten als föderaler Bundesstaat, in anderen Fällen erlangten diese Gebiete die vollständige staatliche Unabhängigkeit, wie Peru. Zum anderen führten die neuen Staaten Grenzkriege um wirtschaftlich lukrative Regionen, so den Salpeterkrieg zwischen Chile, Bolivien und Peru. Um den Süden der von ihnen beanspruchten Staatsgebiete zu kontrollieren, führten Chile und Argentinien in den 1860er bis 80er Jahren Kriege gegen Indigene Völker. Die Mehrheit von ihnen kam während dieser Kriege ums Leben.[83]

Ein großer Teil der neuen Staaten gab sich Verfassungen, die von den Prinzipien der politischen Repräsentation, Gewaltenteilung sowie der Menschen- und Bürgerrechte beeinflusst waren.[83] Viele Verfassungen hatten eine kurze Lebensdauer und wurden häufig durch neue Verfassungen ersetzt. In der Verfassungspraxis sorgten die kreolischen Eliten dafür, dass die starke soziale Schichtung bestehen blieb. So waren die Wahlen oft weder frei noch fair und die Gewaltenteilung war stark unausgewogen. Lange waren Sklaven von elementaren Menschenrechten ausgeschlossen. In den Gebieten, in denen Sklaverei eine große Rolle spielte, blieb sie lange nach der Unabhängigkeit bestehen, in Brasilien bis 1888.[83]

In der zweiten Jahrhunderthälfte förderten insbesondere die Staaten des südlichen Südamerikas die Einwanderung von Europäern. Auch wenn die Migration bei weitem nicht die Ausmaße der Vereinigten Staaten und Südostasiens erreichte, schuf der Zuzug von Mittel- und Osteuropäern in den schon vorher vielschichtigen Gesellschaften neue Probleme.[83] So mussten die durch die Migranten rasch wachsenden Hafenstädte für die Neuankömmlinge Wohnraum schaffen und Epidemien eindämmen.[82]

Die weitere Entwicklung Lateinamerikas, das zum Jahrhundertende 16 unabhängige Staaten umfasste, wurde durch Schulden belastet, die für die Kriege aus den Anfangsjahren aufgenommen worden waren. Als Ausweg aus der Stagnation konzentrierten sich die Lateinamerikaner hauptsächlich auf Landwirtschaft und den Export von Agrargütern, tropischen Produkten und Rohstoffen vornehmlich nach Europa. Die Regierungen fokussierten ihre Wirtschaftsförderung auf die Exportwirtschaft, die vom europäischen Wirtschaftswachstum profitierte. Andererseits wurde diese auf Monokulturen basierende Wirtschaft anfällig.[82] Die Abhängigkeit der Wirtschaft von Europa blieb, wechselte jedoch von Spanien nach Großbritannien, später spielten Deutschland und Frankreich ebenfalls bedeutende Rollen. Zum Ende des Jahrhunderts wurde insbesondere im Norden Lateinamerikas der Einfluss der Vereinigten Staaten zunehmend stärker.[82]

Australien und Ozeanien

 

Der Export von Schafwolle war einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Australiens

Zu Beginn des Jahrhunderts wurde Australien noch überwiegend von verschiedenen Gruppen von Aborigines besiedelt. Nur einige Küstengebiete waren eine britische Kolonie für Strafgefangene. Ab den 1820er Jahren dehnte sich die britische Präsenz auf ganz Australien aus. Die bestehende Kolonie wandelte sich allmählich zur Siedlerkolonie und weitere britische Siedlerkolonien entstanden an der Süd- und Westküste Australiens. Mehrere europäische Expeditionen erkundeten die Küsten und auch das Innere des Kontinents. Die landwirtschaftlichen und vor allem für Weidewirtschaft genutzten Flächen dehnten sich von den Küsten in das Landesinnere aus. Dabei kamen die australischen Ureinwohner in Kämpfen mit Siedlern ums Leben, erlagen von den Europäern eingeschleppten Krankheiten, wurden ins Landesinnere abgedrängt oder marginalisiert.[45]

Der Export von Schafwolle für die zunehmend boomende britische Textilindustrie war die Basis einer wirtschaftlichen Blüte Australiens, die weitere Migranten aus Europa anlockte. Einen zusätzlichen Einwanderungsboom aus England, Irland, dem übrigen Europa und zum kleineren Teil aus Amerika und China löste die Entdeckung von Goldvorkommen aus.[45] Dem Kampf der neuen Goldsucher um gleichberechtigte Behandlung durch die britischen Kolonialbehörden folgte ein zunehmender Kampf vieler Australier um Teilhabe. Zum Jahrhundertende wurde dann die Forderung nach einem Zusammenschluss ganz Australiens zu einer Föderation immer populärer. Während der Kampf um Teilhabe schon im 19. Jahrhundert Erfolge verzeichnete, wurde die Föderation im Jahr 1901 verwirklicht.

 

Portal: Geschichte des 19. Jahrhunderts – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Geschichte des 19. Jahrhunderts

  • Philosophie des 19. Jahrhunderts
  • Liste von Kriegen und Schlachten im 19. Jahrhundert
  • Liste von Historikern des 18. und 19. Jahrhunderts
  • Franz J. Bauer: Das „lange“ 19. Jahrhundert (1789–1917). Profil einer Epoche. 3. Auflage. Reclam-Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-018770-8. 
  • Christopher Alan Bayly: Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780–1914. Studienausgabe, Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-593-38724-6.
  • Jürgen Kocka: Das lange 19. Jahrhundert. Arbeit Nation und bürgerliche Gesellschaft (Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte 13), Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-60013-2.
  • Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert (= Peter Feldbauer, Bernd Hausberger, Jean-Paul Lehners [Hrsg.]: Globalgeschichte – Die Welt 1000-2000. Nr. 6). Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9. 
  • Christoph Nonn: Das 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg.: Achim Landwehr (= Orientierung Geschichte). 3. Auflage. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-8252-4045-5. 
  • Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt – Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. 6. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-58283-7. 
  • Jürgen Osterhammel: Das 19. Jahrhundert. Hrsg.: Bundeszentrale für politische Bildung (= Informationen zur politischen Bildung aktuell). Bonn 2012. 
  • Johannes Paulmann: Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850 -1914 (= C. H. Beck Geschichte Europas). C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-62350-9. 
  • Matthias Schulz: Das 19. Jahrhundert (1789–1914). Hrsg.: Michael Erbe (= Grundkurs Geschichte). Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-018974-4. 
  • Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert. Hrsg.: Jörg Fisch, Wilfried Nippel, Wolfgang Schwentker (= Neue Fischer Weltgeschichte. Nr. 6). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-010826-5. 

 

Commons: 19. Jahrhundert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  • Links zu Dokumenten der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts
  1. Our World in Data: World Population Growth
  2. ↑ a b Franz J. Bauer: Das „lange“ 19. Jahrhundert (1789–1917). Profil einer Epoche. 3. Auflage. Reclam-Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-018770-8, S. 32–36. 
  3. ↑ a b Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert (= Neue Fischer Weltgeschichte. Nr. 6). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-010826-5, S. 34. 
  4. ↑ a b Michael Mann: Globalgeschichte des 19. Jahrhunderts – Einleitende Überlegungen. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 11–33. 
  5. ↑ a b c d e Horst Dippel: Geschichte der USA. 10. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-60166-8, S. 35, 43–45,63–64,67. 
  6. Johannes Paulmann: Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850 -1914. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-62350-9, S. 7–44. 
  7. Richard J. Evans: Das europäische Jahrhundert. Ein Kontinent im Umbruch. 1815–1914, München 2018, S. 9.
  8. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, München 2009, S. 84.
  9. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. München 2009, S. 90.
  10. ↑ a b Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. München 2009, S. 85.
  11. Richard J. Evans: Das europäische Jahrhundert. Ein Kontinent im Umbruch. 1815–1914, München 2018, S. 10.
  12. Andreas Fahrmeir: Rezension von: Franz J. Bauer: Das 'lange' 19. Jahrhundert (1789–1917). Profil einer Epoche, Stuttgart: Reclam 2004, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 6 vom 15. Juni 2004
  13. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. München 2009, S. 89
  14. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. München 2009, S. 96.
  15. Jürgen Osterhammel: Über die Periodisierung der neueren Geschichte. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berichte und Abhandlungen, Band 10, Berlin 2006, S. 45–64. hier S. 49.
  16. Daniel Fulda: Karriere und Problematik eines kulturwissenschaftlichen Zentralbegriffs. In: Elisabeth Décultot und Daniel Fulda (Hrsg.): Sattelzeit. Historiographiegeschichtliche Revisionen. Berlin 2016, S. 1–16, hier S. 1–2.
  17. Daniel Fulda: Karriere und Problematik eines kulturwissenschaftlichen Zentralbegriffs, In: Elisabeth Décultot und Daniel Fulda (Hrsg.): Sattelzeit. Historiographiegeschichtliche Revisionen. Berlin 2016, S. 1–16, hier S. 4–5
  18. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C. H. Beck, München 2009, S. 102.
  19. Jürgen Osterhammel: Über die Periodisierung der neueren Geschichte. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berichte und Abhandlungen, Band 10, Berlin 2006, S. 45–64. hier S. 62.
  20. Jürgen Osterhammel: Über die Periodisierung der neueren Geschichte. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berichte und Abhandlungen, Band 10, Berlin 2006, S. 45–64. hier S. 63.
  21. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C. H. Beck, München 2009, S. 109/110.
  22. Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main, Fischer 2019, S. 11.
  23. Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main, Fischer 2019, S. 30.
  24. Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main, Fischer 2019, S. 52–53
  25. Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main, Fischer 2019, S. 69.
  26. Richard J. Evans: Das europäische Jahrhundert. Ein Kontinent im Umbruch 1815–1914. DVA, München 2018, S. 28.
  27. Adam Zamoyski: Phantome des Terrors. Die Angst vor der Revolution und die Unterdrückung der Freiheit. Beck, München 2016, S. 110.
  28. Andreas Fahrmeir: Revolutionen und Reformen. Europa 1789–1850, Beck, München 2010, S. 99–100.
  29. Andreas Fahrmeir: Revolutionen und Reformen. Europa 1789–1850, Beck, München 2010, S. 100–101.
  30. Andreas Fahrmeir: Revolutionen und Reformen. Europa 1789–1850, Beck, München 2010, S. 114 und 116.
  31. Andreas Fahrmeir: Revolutionen und Reformen. Europa 1789–1850, Beck, München 2010, S. 117, 122, 128 und 138.
  32. Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main, Fischer 2019, S. 255.
  33. Adam Zamoyski: Phantome des Terrors. Die Angst vor der Revolution und die Unterdrückung der Freiheit. Beck, München 2016, S. 114.
  34. Heinz Duchhardt: Der Wiener Kongress. Die Neugestaltung Europas 1814/15. 2. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-65381-0, S. 104. 
  35. Heinz Duchhardt: Der Aachener Kongress 1818. Ein europäisches Gipfeltreffen im Vormärz. Piper, München 2018, S. 25 und 48.
  36. Andreas Fahrmeir: Europa zwischen Restauration, Reform und Revolution 1815–1850, Oldenbourg, München 2012, S. 1.
  37. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C. H. Beck, München 2009, S. 770.
  38. Andreas Fahrmeir: Europa zwischen Restauration, Reform und Revolution 1815–1850, Oldenbourg, München 2012, S. 1.
  39. Dieter Langewiesche: Europa zwischen Restauration und Revolution 1815–1849., 5. Auflage, Oldenbourg, München 2007, 3–4.
  40. Adam Zamoyski: Phantome des Terrors. Die Angst vor der Revolution und die Unterdrückung der Freiheit. Beck, München 2016, S. 115.
  41. Heinz Duchhardt: Der Aachener Kongress 1818. Ein europäisches Gipfeltreffen im Vormärz. Piper, München 2018, S. 37.
  42. Andreas Fahrmeir: Europa zwischen Restauration, Reform und Revolution 1815–1850, Oldenbourg, München 2012, S. 40–41.
  43. Andreas Fahrmeir: Europa zwischen Restauration, Reform und Revolution 1815–1850, Oldenbourg, München 2012, S. 41–42.
  44. Andreas Fahrmeir: Europa zwischen Restauration, Reform und Revolution 1815–1850, Oldenbourg, München 2012, S. 59.
  45. ↑ a b c d e Matthias Schulz: Das 19. Jahrhundert (1789–1914). Hrsg.: Michael Erbe (= Grundkurs Geschichte). Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-018974-4, S. 15–24,64,90,105,121–122, 202. 
  46. ↑ a b c d e Matthias Schulz: Das 19. Jahrhundert (1789–1914). Hrsg.: Michael Erbe (= Grundkurs Geschichte). Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-018974-4, S. 123,125,139,143–145,153. 
  47. ↑ a b c d e f g h i Christoph Nonn: Das 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg.: [Achim Landwehr] (= Orientierung Geschichte). 3. Auflage. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-8252-4045-5, S. 93–99,117,129,206–212. 
  48. ↑ a b c d e f g h i j k l Matthias Schulz: Das 19. Jahrhundert (1789–1914). Hrsg.: Michael Erbe (= Grundkurs Geschichte). Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-018974-4, S. 198,201–202,210,227–230,239,258,267. 
  49. ↑ a b c d Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert (= Neue Fischer Weltgeschichte. Nr. 6). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-010826-5, S. 550,560,577–578,660. 
  50. ↑ a b c Johannes Paulmann: Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850 -1914. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-62350-9, S. 358–378. 
  51. ↑ a b c Wolfgang Kruse: Industrialisierung, Revolution und bürgerliche Gesellschaft – Westeuropa. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 290,297. 
  52. ↑ a b c Johannes Paulmann: Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850 -1914. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-62350-9, S. 395–411. 
  53. ↑ a b c d Johannes Paulmann: Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850 -1914. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-62350-9, S. 45–46,130–158,160–200. 
  54. ↑ a b c Johannes Paulmann: Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850–1914. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-62350-9, S. 295–354. 
  55. ↑ a b c d e f Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert (= Neue Fischer Weltgeschichte. Nr. 6). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-010826-5, S. 142–144,196,203,222,257. 
  56. ↑ a b c d e f g Johannes Paulmann: Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850 -1914. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-62350-9, S. 230–232, 250–253,263–268. 
  57. ↑ a b Karl-Heinz Leven: Geschichte der Medizin – Von der Antike bis zur Gegenwart. 2. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70525-0, S. 50–52. 
  58. Ronald D. Gerste: Die Heilung der Welt. Das Goldene Zeitalter der Medizin 1840-1914. Klett-Cotta, Stuttgart 2021. S. 25–38 und S. 207–219.
  59. ↑ a b c d e f g h i j Willibald Steinmetz: Europa im 19. Jahrhundert (= Neue Fischer Weltgeschichte. Nr. 6). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-010826-5, S. 429,517–523,537–538,545. 
  60. ↑ a b c Andreas Beyer: Kunst des Klassizismus und der Romantik. Verlag C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-60762-2, S. 9,14,57. 
  61. ↑ a b Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt – Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. 6. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58283-7, S. -31–57. 
  62. Werner Keil: Musikgeschichte im Überblick (= Basiswissen Musik). 2. Auflage. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2014, ISBN 978-3-8252-8576-0, S. 158–159, 178. 
  63. ↑ a b c d e Winfried Speitkamp: Kleine Geschichte Afrikas. 2. Auflage. Reclam Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-017063-2, S. 14–15, 125–129. 
  64. ↑ a b Franz Ansprenger: Geschichte Afrikas. 4. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-47989-2, S. 64. 
  65. ↑ a b c d e f g h i j k l Leonhard Harding: Ein langes Jahrhundert – Afrika. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 213–243. 
  66. Leonhard Harding: Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert. 3. Auflage. R. Oldenbourg Verlag, München 2013, ISBN 978-3-486-71702-0, S. XI-XIII. 
  67. ↑ a b c Adam Jones: Afrika bis 1850 (= Neue Fischer Weltgeschichte. Nr. 6). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-010839-5, S. 235–238,259,282. 
  68. ↑ a b c d e f g h i j k l m Leonhard Harding: Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert. 3. Auflage. R. Oldenbourg Verlag, München 2013, ISBN 978-3-486-71702-0, S. 1,8,27–28,32–34,45. 
  69. ↑ a b c d e Johanna Pink: Geschichte Ägyptens - Von der Spätantike bis zur Gegenwart. Verlag C.H.Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66713-8, S. 145–147,150,156,167. 
  70. ↑ a b c d Jürgen Osterhammel: Das 19. Jahrhundert. Hrsg.: Bundeszentrale für politische Bildung (= Informationen zur politischen Bildung). Bonn 2012, S. 24, 50, 77–80. 
  71. ↑ a b c d Ulrike Freitag: Zwischen imperialer Festigung und kolonialer Durchdringung – Vorderasien und Nordafrika. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 189–212. 
  72. ↑ a b c d e Gudrun Krämer: Der Vordere Orient und Nordafrika ab 1500 (= Neue Fischer Weltgeschichte. Nr. 9). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-010829-6, S. 323–400. 
  73. ↑ a b c Monika Gronke: Geschichte Irans. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-48021-8, S. 86–93. 
  74. ↑ a b c d e Ralf Eming: Eigensinnige Figuren im 'Great Game' der Großreiche. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 92–124. 
  75. ↑ a b c d e f g h Michael Mann: Vom Werden eines Imperiums – Südasien. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 125–154. 
  76. ↑ a b c d Kai Vogelsang: Geschichte Chinas. 3. Auflage. Reclam-Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-010933-5, S. 443,453,469,472. 
  77. ↑ a b c d e f g Erich Pilz: Von der Kolonialmacht zur Halbkolonie – China. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 64–91. 
  78. ↑ a b c d Marion Eggert, Jörg Plassen: Kleine Geschichte Koreas. Verlag C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52841-4, S. 111–113,118,120. 
  79. ↑ a b c d Manfred Pohl: Geschichte Japans. 5. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66440-3, S. 59–63,68. 
  80. ↑ a b c d e f Tilman Frasch: Autonomie im Griff des Kolonialismus – Südostasien. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 155, 156, 159, 176. 
  81. ↑ a b c d Claudia Schnurmann: "The Land of the Free and Home of the Brave" – Die Vereinigten Staaten. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 314–319, 327. 
  82. ↑ a b c d e Barbara Potthast: Alte und neue Abhängigkeiten – Lateinamerika. In: Michael Mann (Hrsg.): Die Welt im 19. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-310-9, S. 338–366. 
  83. ↑ a b c d e f Stefan Rinke: Geschichte Lateinamerikas. 2. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-60693-9, S. 53–85. 

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=19._Jahrhundert&oldid=220087615“