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Geht es um Kastanien, so ist zunächst zwischen der Echten Kastanie (Castanea) und der Rosskastanie (Aesculus) zu unterscheiden. Die beiden Kastaniengattungen sind aus der Ferne nur schwer voneinander zu unterscheiden. Ein genauerer Blick auf ihre Blätter und Nussfrüchte fördert jedoch rasch zahlreiche Abweichungen zu Tage. So ist die Echte Kastanie bspw. für ihre essbaren Maronen bekannt, die in eine behaarte und stachelige Außenhülle gebettet sind. Die Blätter der Castanea sind zu dem auffällig gesägt. Die Blattzähnung der Rosskastanien ist hingegen oftmals schwacher ausgeprägt. Ihre Nussfrüchte sind zudem schwach giftig, weshalb Aesculus lediglich für Herbstbasteleien und Dekorationen verwendet werden. In Parks und Gärten werden jedoch beide Varianten der Kastanie gerne gepflanzt. Glücklicher Weise haben Echte Kastanien und Rosskastanien auch ähnliche Standortbedingungen. Aus diesem Grund hier eine kleine Kulturanleitung für beide Kastanien. Kastanienbaum pflanzen – Standort und AblaufWährend die auch als Esskastanie bekannte Echte Kastanie zu den Buchengewächsen gehört, zählt die Rosskastanie zu den Seifenbaumgewächsen und ist hier die namensgebende Gattung in der Unterfamilie der Rosskastaniengewächse. Ungeachtet ihrer Familienzugehörigkeit sind jedoch beide Kastanien überwiegend auf der Nordhalbkugel zu finden, wo sie mediterrane bis gemäßigte Klimabedingungen bevorzugen. Im Garten sind für einen Kastanienbaum sonnige Standorte zu wählen. Mit Blick auf die Wuchshöhen der Kastanien von bis zu 40 m ist darüber hinaus auch ein enormer Platzbedarf zu bedenken. Ein Standort in unmittelbarer Nähe zu Hauswänden oder Grundstücksbegrenzungen ist damit ungeeignet. Castanea ist ein typischer Tiefwurzler, Aesculus dagegen ein Flachwurzler. Für die Bodenbeschaffenheit spielt dies aber keine Rolle, denn beide Kastanien wünschen sich einen tiefgründigen, frisch-feuchten und gut durchlässigen Boden mit neutralen bis basischen pH-Werten von 6,5 bis 10 Punkten. Das Substrat der Echten Kastanie sollte zudem einen ausreichend Kalium- und Phosphorgehalt aufweisen und kalkfrei sein. Sehr zu empfehlen sind bei beiden Kastanien sandig-lehmige, kiesig-lehmige oder vulkanische Böden. Pflanztipp: Der Kastanienbaum fasziniert während seiner Blütezeit durch seine weißen, manchmal auch gelben oder roten Blütenstände. Bei Echten Kastanien sind diese in langen Blütenkätzchen angeordnet. Bei Rosskastanien tummeln sich die Blüten in riesigen Doldenständen. In beiden Fällen empfiehlt sich eine Solitärpflanzung, um den Zierwert der Bäume ins richtige Licht zu Rücken. Einzelheiten zum Standort für Kastanien
Die Anzucht von Kastanienbäumen ist eine langwierige und nicht immer von Erfolg gekrönte Angelegenheit. Greifen Sie deshalb lieber auf vorgezogene Jungbäume aus der Baumschule zurück. Beim Pflanzen sollten Sie dann wie folgt vorgehen: 1. Schritt – Pflanztermin wählen: Das Frühjahr ist für die Pflanzung von Kastanien der perfekte Zeitpunkt. Achten Sie aber darauf, dass kein Spätfrost mehr droht und legen Sie den Pflanztermin hinter die Eisheiligen. 2. Schritt – Boden vorbereiten: Das Substrat sollte für Ihren Kastanienbaum unbedingt sorgfältig optimiert werden. Graben Sie den Boden daher tiefgründig um, entfernen Sie störende Bodenhindernisse und reichern Sie die Erde mit genügend Kompost, Phosphor und Kalium an. Um die Bodendurchlässigkeit zu verbessern, ist die Einbringung von Sand, Kies oder Vulkanerde ratsam. Danach bereiten Sie ein Pflanzloch vor, das doppelt so groß wie der Wurzelballen der Kastanien sein sollte. Eine Kiesdrainage ist für einen optimalen Wasserablauf sinnvoll. 3. Schritt – Kastanienbaum pflanzen: Ein Pflanzabstand von 8 bis 12 m ist für die ausladenden Kastanienbäume unbedingt nötig. Immerhin können die Bäume im Laufe ihrer 300 bis 600 Jahre langen Lebensspanne eine bis zu 15 m breite Baumkrone entwickeln. Ansonsten ist bei der Pflanzung aber nicht viel zu beachten. Die Veredelungsstelle von veredelten Bäumen sollte etwa 10 cm über dem Erdboden liegen. Nach dem Auffüllen des Pflanzloches mit Erde kann zudem ein Gießrand bei der Bewässerung helfen. 4. Schritt – Kastanienbaum angießen: Die Wurzeln der Kastanie müssen nach der Pflanzung großzügig eingeschlämmt werden. Auf diese Weise lassen sich luftgefüllte Hohlräume im Wurzelwerk vollständig ausmerzen und der Kastanienbaum kann dank der reichen Wassergabe schneller im Boden anwurzeln. Kurzschritte zum Pflanzen im Überblick:
Kastanie pflegen – gießen, düngen und schneidenSowohl die flachwurzelnde Rosskastanie als auch die tiefwurzelnde Esskastanie besitzen ein ausgeprägtes Wurzelsystem. Sie versorgen sich nach ihrer Standortetablierung deshalb überwiegend selbst mit Wasser. Bis der Kastanienbaum aber vollständig im Boden angewurzelt ist, muss gelegentlich eine manuelle Bewässerung erfolgen. Insbesondere in anhaltenden Trockenphasen muss der Baum vor Austrocknung geschützt werden. Staunässe und kalkhaltiges Gießwasser ist bei jedem Gießvorgang zu meiden. Um den hohen Phosphor- und Kaliumbedarf der Kastanien zu stillen, sind im Frühjahr gezielte Nährstoffgaben von Nöten. Entsprechende Düngemittel, die besagte Nährstoffe enthalten, finden Sie in jedem gut sortierten Gartenhandel. Alternativ sind auch Kompostdüngungen möglich, wobei auf einen Quadratmeter etwa 1 Liter Kompost ausgegeben wird. Rosskastanien benötigen außerdem genügend Stickstoff, doch auch dieser lässt sich durch organische Düngemittel wie Kompost oder Vogelguano zuführen. Kurztipps zum Gießen und Düngen:
In Sachen Schnittnotwendigkeit am Kastanienbaum gibt es unter Gärtnern verschiedene Meinungen. Die Kunst ist es hier, zwischen gesundheitsfördernden und baumschwächenden Schnitten zu unterscheiden. Das Schneiden von Ästen mit einem Durchmesser von unter 5 cm ist hier kaum bedenklich. Größere Schnittwunden könnten hingegen tatsächlich für eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit der Kastanie sorgen. Als Faustregel gilt: Leichte Erziehungsschnitte sind besser als Radikalschnitte. Trage Sie darum vorrangig tote, stark ausladende und verletzte Kleinäste sowie Wasserreiser. Im Fokus sollte dabei eine solide Stammbasis liegen, die der voluminösen Baumkrone stabilen Halt bietet. Spezielle Überwinterungsmaßnahmen sind weder an der Rosskastanie noch an der Esskastanie notwendig. Gerade Rosskastanien gelten als äußerst robust und vertragen Temperaturen von bis zu -35 °C. Echte Kastanien sind hier etwas sonnenverwöhnter und könnten sich darum über etwas Rindenmulch im Wurzelbereich freuen. Im Zweifelsfall kann auch ein Weißanstrich vorgenommen werden, der die Rinde der Castanea vor Frostrissen schützt. Kurztipps zum Schneiden und Überwintern:
Interessante Arten Castanea und AesculusSowohl Castanea als auch Aesculus umfassen jeweils etwa 12 Arten. Sie unterscheiden sich neben ihrer Blütenfarbe auch in ihrem Wuchs und ihrer tatsächlichen Winterhärte. Aus diesem Grund nachstehend eine Übersicht zu einigen Arten und Sorten, die man bei uns normaler Weise problemlos pflanzen kann: Edelkastanie (Esskastanie)Echte Kastanie
RosskastanieRosskastanie (Aesculus)
Kastanienbaum – Mögliche Krankheiten und SchädlingeEs gibt einige Schadbilder, die sich in den letzten Jahren mehr und mehr an Kastanienbeständen breitmachen. Zu den möglichen Krankheiten zählen hier der Kastanienrindenkrebs, der Kastanienmosaikvirus sowie die Tintenkrankheit, welche durch den Pilz Phytophthora ausgelöst wird. Die Erkrankungen schädigen entweder die Äste, Veredelungsstellen oder die Wurzeln der Pflanzen. Der Kastanienrindenkrebs wurde dabei durch amerikanische Kastanienarten eingeschleppt, lässt sich aber häufig durch gezielte Pflegeschnitte ausschneiden. Die Tintenkrankheit wiederum reagiert positiv auf eine Behandlung mit Hühnermist. Ein Befall durch den Kastanienmosaikvirus macht dagegen oft das Fällen des Baumes unumgänglich. Bei den Schädlingen ist vor allem die Rosskastanienminiermotte eine Gefährdung unserer heimischen Arten. Die Motten schwächen den Baum enorm, was wiederum zu einer verringerten Blüte führen kann. Freilaufende Hühner sollen der natürliche Feind der Motte sein und können bei der Bekämpfung helfen. Bei der Esskastanie können zusätzlich Esskastanienbohrer und Kastanienwickler eine Gefährdung darstellen. Die Schädlinge frisst sich in den Baum und verursachen starke Rind- und Fruchtschäden. Hier kann nur eine Vernichtung der befallenen Früchte, ggf. auch ein Pflanzenschutzmittel weiterhelfen. FazitKastanienbäume sind gerade im Herbst sehr beliebte Gartenbäume, zeigen sich in Sachen Standort- und Pflegeanforderungen aber oft deutlich anspruchsvoller als andere Laubbäume. Wer die Bedürfnisse der Kastanien aber erfüllt, der kann sich nicht nur an einer wunderschönen Blütenpracht, sondern ebenso an teils essbaren, teils dekorativen Nussfrüchten erfreuen. Mit Blick auf zahlreiche Schadbilder, von denen einige durch amerikanische Kastanienarten eingeschleppt wurden, ist das Pflanzen heimischer oder asiatischer Arten zu bevorzugen. Gute Lichtverhältnisse am Standort sowie der Einsatz von Nützlingen können Krankheiten und Schädlingen ebenfalls vorbeugen. |