Wer singt Über sieben Brücken musst du gehen

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Stand: 13.08.2019 15:25 Uhr

Wer singt Über sieben Brücken musst du gehen

Die ostdeutsche Band Karat hat mit "Über sieben Brücken" den wohl bekanntesten deutsch-deutschen Hit geschrieben.

Mitte der 1970er-Jahre bekommt die ostdeutsche Band Karat den Auftrag, die Musik für einen Liebes-Film mit dem Titel "Über sieben Brücken musst Du geh´n" zu schreiben. Als der Film im DDR-Fernsehen dann am 30. April 1978 ausgestrahlt wird, stehen die Telefone im Sender nicht mehr still. Es kommen Anfragen aus Ost und West. Alle wollen wissen, wo es dieses Lied zu kaufen gibt. Und die Macher der großen Samstagabend-Shows von ARD und ZDF reißen sich um die Band aus dem Osten.

Auftrittsverbot für Karat: "Jetzt müssen wir den Maffay nehmen"

Wer singt Über sieben Brücken musst du gehen

Peter Maffay hat dem Ost-Titel in Westdeutschland zum Erfolg verholfen.

Damals sei aber die die politische Lage zwischen Ost und West sehr angespannt gewesen, erinnert sich Karat-Gitarrist Bernd Römer. Und da habe es eine Order vom Kultusministerium der DDR gegeben: "Keine Präsenz von DDR-Kunst in West-Medien". Karat durften nicht auftreten. Einen Monat später wurde ein neuer Versuch gestartet, aber es gab erneut ein Verbot vom DDR-Ministerium. Der westdeutsche Musiker Peter Maffay hatte die Jungs von Karat bereits vorher bei einem ihrer wenigen Auftritte im Westen kennengelernt. Er fragt die Musiker damals, ob er auch ihr Lied singen dürfe. Karat geben die Erlaubnis. Später, erinnert sich Römer, sei deshalb dann von den Redakteuren immer der Spruch gekommen: "Wir hätten viel lieber Euch gehabt, aber jetzt müssen wir den Maffay nehmen."

Mit Musik den Vorhang durchlöchern

Damals sei sein Wunsch, etwas zu verändern und zu bewegen, immer mehr gewachsen, erklärt Peter Maffay. Er habe mit seiner Musik an dem Vorhang arbeiten wollen, um ihn mehr und mehr zu durchlöchern. Bernd Römer ist heute froh, dass Maffay das Lied damals gecovert hat. Sonst sei es schließlich nicht so präsent in den Medien gewesen, sagt er. "Über sieben Brücken" wäre dann eventuell auch kein gesamtdeutscher Hit geworden, sondern im Westen möglicherweise ganz in Vergessenheit geraten.

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NDR 1 Niedersachsen | 14.08.2019 | 14:40 Uhr

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Die 70er-Jahre

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Eigentlich sollte es gar kein Karat-Song werden – und wurde doch zum größten Erfolg der Band. Bis heute hat der Ostrock-Hit „Über sieben Brücken mußt du gehn” nichts von seiner Faszination eingebüßt: Noch immer löst er Beifallsstürme aus, wenn Karat oder Peter Maffay die Song auf der Bühne performen. Bei YouTube wurden und werden die Videos im zweistelligen Millionenbereich angeglickt.

© DDR-TV-Archiv/SUPERillu-Shop.de

„Geschrieben wurde der Song ursprünglich für den gleichnamigen Fernsehfilm", erinnerte sich Karat-Schlagzeuger Michael Schwandt im Gespräch mit SUPERillu 2005. Er und sein Kumpel Bernd Römer, Gitarrist bei Karat waren damals live dabei, als das Lied entstand. „In dem Film geht es um eine deutsch-polnische Liebe, um Grenzen, Völkerverständigung und Freiheit.”

Der Text stammt aus einer polnischen Fabel: „Helmut Richter, der auch das Buch zum Film geschrieben hatte, übersetzte den Text 1975 ins Deutsche und brachte ihn in Liedform. Die Fabel handelt von der unglücklichen Beziehung zwischen einem Polen und einer Deutschen. Gegen Ende der Geschichte reflektiert die Protagonistin Gitta innerlich immer wieder die Verszeilen „Über sieben Brücken mußt du gehn“, die ihren Kummer, aber auch ihre Hoffnung und Zuversicht ausdrückt.”

Die gesamte Musik zum Film, auch „Sieben Brücken”, stammt von Ed Swillms. Swillms, der 1969 bis 1971 bei der Gruppe Die Alexanders spielte, wo er unter anderem den späteren Karat-Frotmann Herbert Dreilich kennenlernte, und dann Pianist und Komponist der Kult-Combo Panta Rhei wurde, fungiert heute wieder als Berater der Band.

An einem Sonntagabend im April 1978 hatte das DDR-Fernsehen den Spielfilm „Über sieben Brücken musst du gehn” dann gesendet: Am Ende des Films, über dem Abspann, lief ein Lied: "Über sieben Brücken musst du gehn, / sieben dunkle Jahre überstehn, / siebenmal wirst du die Asche sein, / aber einmal auch der helle Schein..." Noch am Abend riefen beim Fernsehen der DDR in Berlin-Adlershof Zuschauer an und fragten, wie das Lied heißt und wo sie die Schallplatte kaufen könnten. Sogar Leute aus dem Westen befanden sich unter den Anrufern.

„Wir waren damals eine Band auf dem Weg nach oben”, erinnert sich Schlagzeuger Schwandt, „und nahmen 1978 am Schlagerfestival in Dresden teil.” Das Internationale Schlagerfestival Dresden wurde 1971 erstmals ausgetragen. Anfangs traten ausschließlich Musiker aus der DDR und weiteren sozialistischen Ländern auf. Die Kategorien des Wettbewerbs hießen „Nationaler Titelwettbewerb“, „Internationaler Titelwettbewerb“ (ab 1982 zusammengefasst) und ab 1977 „Grand Prix“ als Hauptpreis. Es gab Gold-, Silber und Bronzemedaillen.

Dass Karat sich für das Schlagerfestival einen Filmsong aussuchten, störte niemanden. Und das Unerwartete geschah: „Über sieben Brücken” landete auf Platz eins! Michael Schwadt: „Ein Riesenerfolg: Wir liefen im Radio, das Lied wurde ein Hit.” Und ein ganzes Land sang, tanzte und träumte mit. Doch das Lied war noch nicht am Ende seiner Reise.

1979 erschien dann die LP „Über sieben Brücken musst du gehn” beim DDR-Plattenlabel „Amiga” und war umgehend vergriffen. Zeitgleich wurde die LP unter dem Titel „Albatros” auch in der Bundesrepublik veröffentlicht. 

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Eines Tages hörte Peter Maffay den Song im Autoradio – und war sofort begeistert. Schwandt: „Bei unserem Konzert 1980 in Wiesbaden besuchte er uns in unserer Garderobe. Er sagte, er würde den Song gern auf seine CD nehmen. Wir hatten natürlich nichts dagegen.”

Dass es Maffay war, der mit diesem Lied den Siegeszug durch den Westen antrat, war zum Teil Schuld der Politik: „Auch die West-Sendungen wollten, dass wir mit dem Titel auftreten”, erinnerte sich Bernd Römer. Doch das DDR-Kulturministerium ordnete an: Keine Präsenz unserer Künstler in Westmedien! Römer: „Als wir das dritte Mal kurzfristig absagen mussten, hieß es: Jetzt müssen wir Maffay einladen.”

© SUPERillu

Allein in der DDR wurden 750 000 Platten verkauft, in der BRD noch einmal über eine Million. Und dann fiel die Mauer: „Am 9. November 1989 spielten wir im Amiga-Studio heimlich für eine neue West-Version des Hits die Streicher ein", erinnert sich Römer. „Als wir fertig waren, schauten wir noch kurz in unseren kleinen russischen Fernseher: Genau in diesem Moment verkündete Schabowski die Öffnung der Grenzen ...”

Der Song hatte seine Bestimmung gefunden: Bis heute ist der Ostrock-Hite „Über sieben Brücken” ein Song der Einheit.

© Amiga

Manchmal geh ich meine Straße ohne Blick Manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück Manchmal bin ich ohne Rast und Ruh

Manchmal schließ ich alle Türen nach mir zu