Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

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Eine Platzwunde entsteht durch ein stumpfes Trauma. Wenn wir uns etwa stoßen oder von einem herabfallenden Gegenstand getroffen werden, ist das Resultat oft eine Platzwunde. Kopf, Stirn, Lippen, Schienbein und Ellenbogen trifft es besonders oft. Die Haut platzt oberflächlich auf, und es blutet ziemlich stark. Lesen Sie hier, wie Sie eine Platzwunde behandeln und wann ein Arztbesuch ratsam ist.

Artikelübersicht

Wundversorgung: Platzwunde

  • Platzwunde: Heilungsdauer

  • Platzwunde: Wann zum Arzt?

  • Platzwunde: Untersuchungen beim Arzt

  • Was tun bei einer Platzwunde? Erste Hilfe: Starke Blutung mit Druckverband stoppen, Wunde mit kühlem Leitungswasser abspülen, desinfizieren (wenn ein geeignetes Mittel vorhanden ist), Wundränder kleiner Platzwunden außerhalb des Gesichts mit Klammerpflaster (Wundnahtstreifen) zusammenführen
  • Platzwunde-Risiken: Wundinfektion (inkl. Tetanus-Infektion), Narbenbildung, Gehirnerschütterung bei Platzwunde am Kopf
  • Wann zum Arzt? bei großen/klaffenden Wunden, bei Platzwunden im Gesicht, bei stark verunreinigten Wunden und/oder zerfetztem Wundrand, bei eiternden Wunden, bei stark blutenden Wunden, bei fehlendem oder unbekanntem Tetanus-Impfschutz, bei Erbrechen, Übelkeit, Bewusstlosigkeit

Achtung!

  • Verzichten Sie, wenn Sie eine Platzwunde behandeln, auf Hausmittel wie Mehl, Butter, Zwiebelsaft oder Sekundenkleber. Diese Substanzen haben auf oder in der Wunde nichts zu suchen!
  • Berühren Sie die Wunde nicht mit dem Mund, saugen Sie nicht daran, pusten Sie nicht darauf – Speichel enthält viele Keime!
  • Verwenden Sie zur Wundreinigung weder Wasserstoffperoxid (Wasserstoffsuperoxid) noch Jodtinkturen. Wasserstoffperoxid kann in Gewebespalten eindringen und den roten Blutfarbstoff so verändern, dass Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel entstehen. Jod kann wiederum starke allergische Reaktionen hervorrufen.
  • Behandeln Sie die Platzwunde nicht mit Heilsalbe, Puder oder Sprühpflaster, da dies die Heilung verzögert!

Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

Seit 2006 steht auf der Münchner Theresienwiese ein festes Gebäude. Zur Wiesn-Zeit ist hier die Sanitäter-Station des Bayrischen Roten Kreuz (BRK) untergebracht. An einem Samstagabend arbeiten dort 140 ehrenamtliche Ärzte, Sanitäter und Helfer. Alles ist straff organisiert, wie in der Notaufnahme einer Klinik. Den Weg weist ein Luftballon mit rotem Kreuz, der über dem Gebäude schwebt.

  • Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Wer auf dem Oktoberfest die 112 wählt, wird von der Leitstelle in München mit der Einsatzleitung der BRK-Station verbunden. Das Team dort gibt dann an die Helfer weiter, um was für einen Notfall es sich handelt und wo genau sich der Patient auf dem Festgelände befindet.

  • Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Wer nur ein Pflaster oder eine Kopfwehtablette braucht, findet am Empfang Hilfe. Diesen Service nutzen vor allem Leute, die auf dem Oktoberfest arbeiten – das sind über 10.000 Menschen.

  • Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Auf dem Oktoberfest fahren die Ersthelfer nicht mit dem Krankenwagen zum Patienten, sondern kommen mit speziell ausgerüsteten Tragen. Die Tragenmannschaft ist mindestens zu viert: Einer läuft mit Funkgerät vorne weg und sucht den richtigen Ort, ein Arzt oder Rettungssanitäter hat die medizinische Leitung und zwei weitere Helfer schieben die Trage. Die gelbe Hülle schirmt den Patienten ab, um ihn vor Gaffern zu schützen.

  • Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Im Sichtungsbereich der Sanitätsstation schätzt ein erfahrener Notarzt ein, wie schwer der Patient auf der Trage verletzt ist, und vergibt eine der Kategorien grün, gelb oder rot. Durch ein elektronisches Erfassungssystem weiß der Arzt, welche Behandlungsplätze noch frei sind und weist dem Kranken einen zu. Insgesamt können in der BRK-Station im Normalbetrieb 20 Leute liegend versorgt werden.

  • Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Hierher werden Patienten gebracht, die das Bier niedergestreckt hat. Die Tragen sind sehr niedrig, falls jemand herausrollt. Bei Regen kommen Alkoholisierte oft tropfnass im Überwachungsraum an – für sie gibt es trockene Wäsche. Wärmegebläse sorgen dafür, dass die Patienten nicht auskühlen. Jedem Einzelnen ist ein Helfer zugeteilt, der sofort bemerkt, wenn es jemandem schlechter geht. Die meisten verlassen die Station wieder auf eigenen Beinen.

  • Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Die Behandlung in der Sanitäter-Station ist vergleichbar mit der Notfallambulanz in einem Krankenhaus. In einer der sechs Behandlungskabinen wird der Patient befragt (Anamnese), eventuell stabilisiert und für den Transport ins Krankenhaus vorbereitet. Im OP-Bereich versorgt ein Chirurg kleinere Wunden. Zum Beispiel kann eine Schnittverletzung genäht werden.

  • Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Patienten mit echten Vitalfunktionsstörungen, etwa einem Herzinfarkt oder einem offenen Bruch, werden im Schockraum stabilisiert. Anschließend bringt sie ein Krankenwagen mit Notarzt in die Klinik. Zum Glück kommen solche Notfälle auf dem Oktoberfest nur selten vor – der Schockraum in der BRK-Station ist am wenigsten belegt.

  • Platzwunden heilen normalerweise innerhalb von zwei bis drei Wochen ab. Befinden sie sich stark beanspruchten Hautstellen wie zum Beispiel im Bereich von Gelenken kann die Wundheilung länger dauern.

    In der Regel können die jeweiligen Körperteile mit verheilten, kleineren Platzwunden schnell wieder beansprucht werden. Größere Platzwunden brauchen länger Ruhe, um vollständig auszuheilen. Sie sollten die betroffene Stelle (Narbengewebe) erst nach vier bis sechs Wochen wieder voll belasten.

    Wie lange Sie durch eine Platzwunde am Kopf beeinträchtigt sind, hängt davon ab, ob Sie zusätzlich eine Gehirnerschütterung erlitten haben. Dann könnten einige Tage Bettruhe oder sogar ein Krankenhausaufenthalt nötig sein.

    Der Arzt kann eine Platzwunde nur innerhalb von sechs Stunden klammern, nähen oder kleben. Danach muss er die Wunde offen lassen, weil sonst das Risiko für eine Infektion zu hoch wäre. Eine infizierte Wunde braucht länger zum Abheilen und kann unschöne Narben hinterlassen. Darüber hinaus bergen manche Infektionen wie etwa Tetanus und Blutvergiftung (Sepsis) teils lebensbedrohliche Risiken.

    Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Tetanusinfektion

    Eine gefürchtete Wundinfektion ist Tetanus. Schon eine kleine Platzwunde kann ausreichen, um sich mit Tetanus-Bakterien zu infizieren – sofern man nicht dagegen geimpft ist. Die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung beträgt im Schnitt drei Tage bis drei Wochen. Seltener tauchen Tetanus-Symptome (wie anhaltende Muskelkrämpfe, Mundstarre etc.) auch schon früher oder aber erst Monate nach der Infektion auf. In jedem Fall ist rasches Handeln wichtig: Unbehandelt endet Tetanus tödlich.

    Lassen Sie sich bei Platzwunden oder anderen Verletzungen unbedingt gegen Tetanus impfen, wenn Sie keinen wirksamen Impfschutz besitzen oder Ihren Impfstatus nicht kennen.

    Blutvergiftung (Sepsis)

    Nicht behandelte, infizierte Wunden können eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Dabei breiten sich Keime über die Blutbahn im Körper aus und lösen eine komplexe Entzündungsreaktion aus. Anzeichen sind unter anderem hohes Fieber, Verwirrtheit, beschleunigte Atmung, schneller Herzschlag sowie blasse oder graue Hautfarbe. Unbehandelt führt eine Sepsis zu Organschäden und Herz-Kreislauf-Versagen!

    Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Was passiert wenn man eine wunde nicht näht

    Gehirnerschütterung

    Ein heftiger Stoß oder Schlag gegen den Kopf kann nicht nur eine Platzwunde, sondern auch eine Gehirnerschütterung hinterlassen. Deshalb sollte man die verletzte Person über 48 Stunden genau auf Anzeichen einer Gehirnerschütterung beobachten. Dazu zählen Erinnerungslücken, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel oder Bewusstlosigkeit.

    In folgenden Fällen sollten Sie sofort den Rettungsdienst rufen:

    • Der Verletzte fühlt sich ganz schwach, wird kreidebleich und hat kalten Schweiß auf der Stirn (bringen Sie ihn bis zum Eintreffen des Notarztes in die Schocklage!).
    • Der Verletzte hat eine Platzwunde am Kopf und war unmittelbar nach dem Unfall bewusstlos (Gefahr einer Gehirnerschütterung oder Gehirnblutung!).
    • Bei einer Platzwunde am Kopf kommt es innerhalb von 48 Stunden nach der Verletzung zu Erbrechen, Übelkeit, Erinnerungslücken oder zunehmender Schläfrigkeit (ebenfalls Anzeichen für Gehirnerschütterung oder -blutung).
    • Der Verletzte entwickelt einige Tage, nachdem er sich die Platzwunde zugezogen hat, Fieber und weitere Symptome wie Verwirrtheit, Atemnot, schneller Puls oder bläulich verfärbte Haut (erste Anzeichen einer Blutvergiftung = Sepsis!).
    • Der Verletzte mit der Platzwunde hat keinen aktuellen Tetanusschutz und entwickelt nach einigen Tagen oder Wochen Symptome wie Muskelkrämpfe und Schluckstörungen.

    Ab zum Allgemein- oder Kinderarzt heißt es in folgenden Fällen:

    • Die Platzwunde hört nicht auf zu bluten.
    • Sie nehmen gerinnungshemmende oder das Immunsystem unterdrückende Mittel (Immunsuppressiva wie Kortison) ein.
    • Die Platzwunde ist tief oder klafft mehr als 5 mm auseinander.
    • Die Wundränder sind zerfetzt und nicht glatt.
    • Die Platzwunde befindet sich im Gesicht.
    • Der Knochen unter der Platzwunde ist ebenfalls verletzt.
    • Die Wunde ist stark verschmutzt.
    • Sie leiden an Durchblutungsstörungen, etwa aufgrund von Zuckerkrankheit (Diabetes).
    • Die Platzwunde eitert, die Wunde hat sich infiziert.
    • Die Wunde schmerzt stärker als zu Beginn, die Haut rund um die Wunde schwillt an, erwärmt und rötet sich (Anzeichen, dass sich die Platzwunde entzündet hat).
    • Sie haben Fieber (ebenfalls Anzeichen einer Wundinfektion).
    • In der Nähe der Wunde spüren Sie ein Taubheitsgefühl, dass auch nach einigen Tagen nicht verschwindet. Dann könnten Nerven geschädigt sein.
    • Die Wunde ist auch nach zwei bis drei Wochen noch nicht verheilt.

    Zunächst wird der Arzt im Gespräch mit dem Patienten (bei verletzten Kindern auch mit den Eltern) die Krankengeschichte (Anamnese) erheben. Mögliche Fragen dabei sind:

    • Wann und wie haben Sie sich die Platzwunde zugezogen?
    • Bei Platzwunden am Kopf: Waren Sie nach der Verletzung bewusstlos? Mussten sich übergeben war/ist ihnen übel? Sind Sie schläfrig oder verspüren starke Kopfschmerzen?
    • Gibt es noch weitere Verletzungen?
    • Hat sich das Aussehen der Platzwunde verändert? Wenn ja, wie (Schwellung, Rötung, Eiterbildung etc.)?
    • Bestehen irgendwelche Vorerkrankungen (z.B. Diabetes, der die Wundheilung verschlechtern kann)?
    • Nehmen Sie (oder Ihr Kind) Medikamente ein (z.B. Kortison oder andere Präparate, die das Immunsystem unterdrücken)?
    • Ist Fieber aufgetreten?
    • Wann war die letzte Tetanusimpfung?

    Danach wird der Arzt die Wunde gründlich untersuchen. Dabei testet er auch, ob vielleicht der darunter liegende Knochen oder benachbarte Nerven oder Sehnen verletzt sind. In solchen Fällen wird der Arzt Sie wahrscheinlich in eine Klinik überweisen. Ins Krankenhaus müssen Sie auch, wenn die Wundränder zerfetzt und/oder stark verschmutzt sind. Dann muss ein Chirurg die Wunde ausschneiden und nähen.

    Der Arzt reinigt die Wunde sorgfältig mit Kochsalzlösung oder Wasser. Falls die Wunde noch stark blutet, stillt er die Blutung mit einem Druckverband. Kleinere Platzwunden kann der Arzt mit Klammerpflaster oder Hautkleber versorgen.

    Ist die Verletzung größer oder im Gesicht und sind noch keine sechs Stunden vergangen, wird der Arzt die Platzwunde nähen oder klammern. Ein in das Wundgebiet gespritztes Betäubungsmittel unterdrückt dabei die Schmerzen. Bei Bedarf erhält der Patient anschließend ein Schmerzmedikament.

    Sind schon mehr als sechs Stunden vergangen, bleibt die Wunde offen und wird nicht genäht, geklebt oder geklammert. Der Arzt spült die Platzwunde und legt einen Verband an.

    Außerdem prüft der Arzt den Impfschutz gegen Tetanus. Liegt die letzte Tetanusspritze länger als zehn Jahre zurück (bei Kindern länger als fünf Jahre), ist eine Auffrischung nötig.

    Hat sich die Platzwunde entzündet, müssen Sie womöglich ein Antibiotikum einnehmen. Wenn die Platzwunde stark infiziert ist und bereits Fieber ausgelöst hat, ist gegebenenfalls eine stationäre Behandlung nötig.

    Platzwunde: Nachsorge

    Wurden zum Nähen der Platzwunde sich selbstauflösende Fäden verwendet, müssen diese nicht gezogen werden. Ansonsten entfernt der Arzt Fäden, Wundnahtstreifen und Hautkleber im Gesicht nach vier bis sechs Tagen, an Armen und Beinen nach zehn bis vierzehn Tagen, an Gelenken unter Umständen auch erst nach drei Wochen.

    Hinterlässt die Platzwunde eine Narbe, können Sie sie mit einer panthenolhaltigen Salbe pflegen. Zusätzlich sollten Sie die Narbe vor der Sonne schützen.

    Wissenschaftliche Standards:

    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

    • Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e. V.: Erste Hilfe. Alle wichtigen Schritte und Maßnahmen verständlich zusammengefasst, 21. überarbeitete Auflage 2020, unter www.asb.de, Stand: 2020
    • Graw, G.: Kopfverletzungen immer ernst nehmen – Worauf Sie nach einem Sturz achten sollten. ASB Magazin 2016; 3:28
    • Lange, B. & Wessel, LM.: Serie Kinderchirurgie – Teil 4 Wundmanagement im Kindesalter – Kooperation von Praxis und Klinik. pädiatrie hautnah 2010; 22:464–7
    • Paetz, B.: Chirurgie für Pflegeberufe. Georg Thieme Verlag, 22. Auflage, 2013.
    • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: Hautkleber, unter www.pschyrembel.de, Abruf: 25.11.2021
    • Robert Koch-Institut (RKI): Wundreinigung/Trinkwasser - Können Wunden mittels Trinkwasser gereinigt werden?, Stand: 29.06.2012, unter www.rki.de, Abruf: 25.11.2021
    • S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie: Wunden und Wundbehandlung, Stand: Juli 2021, unter www.awmf.org, Abruf: 25.11.2021
    • Voggenreiter, G. & Dold, C.: Wundtherapie. Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2004.