Ganz ausserordentlich klein im vergleich zu anderen ländern

Ganz ausserordentlich klein im vergleich zu anderen ländern
„Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, hieß Lummerland und war nur sehr klein. Es war sogar außerordentlich klein im Vergleich zu anderen Ländern wie zum Beispiel Deutschland oder Afrika oder China.“ (5)

Michael Endes Kinderbuchklassiker „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wurde im Frühjahr 2018 für das Kino verfilmt. Die Neuauflage des Werkes bietet den jungen Leserinnen und Lesern nun das Kinderbuch mit zahlreichen original Fotos aus dem Film.

Auf der kleinen Insel Lummerland leben neben Lukas dem Lokomotivführer und seiner Lokomotive Emma, König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte, Herr Ärmel, der hauptsächlich Untertan war, und Frau Waas, die Besitzerin eines Kaufladens. Das Leben auf Lummerland war beschaulich, bis der Briefträger eines Tages ein eigenartiges Paket für eine „Frau Mahlzahn“ abgibt. Als Absender findet sie Aufschrift „Die Wilde 13“.

Merkwürdigerweise gibt es keine Frau Mahlzahn auf Lummerland. Als nicht weniger merkwürdig soll sich aber der Inhalt des Pakets erweisen: ein dunkelhäutiges Baby. Frau Waas, die selbst keine Kinder hat, ist begeistert und beschließt das Baby, das sie Jim nennen, bei sich aufzunehmen.

Jim wächst heran und Lukas wird zu seinem besten Freund. Eines Tages bestellt der König die beiden und Emma zu sich bestellt und verkündet, dass die Insel zu kleinen für einen heranwachsenden Jungen und eine Lokomotive sei und sich Lukas daher von Emma trennen müsse. Weder Lukas noch Jim wollen sich von Emma trennen und beschließen die Insel heimlich gemeinsam zu verlassen.

Sie bauen Emma zu einem Schiff um und fahren über das Meer nach Ping, wo sie in der Hauptstadt Mandala den Kaiser besuchen wollen. Sie gelangen nicht zum Palast, sondern werden vom Oberbonzen Pi Pa Po in den Kerker geworfen aus dem sie Ping Pong befreit, der sie zum Kaiser bringt.

Vom Kaiser erfahren sie, dass Prinzessin Li in der Drachenstadt entführt worden ist, wo sie von Frau Mahlzahn festgehalten wird. Auf einer Flaschenpost der Prinzessin findet sich genau die gleiche Adresse wie auf dem Paket, in dem Jim einst per Post nach Lummerland geschickt worden war. Jim und Lukas beschließen, die Prinzessin zu befreien und seiner Herkunft auf die Spur zu kommen. Ein turbulentes Abenteuer mit zahlreichen Hindernissen und Gefahren in fremden Ländern nimmt seinen Anfang.

Michael Endes Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ gilt zurecht als Klassiker der Kinderliteratur und vermag auch heute noch mit seiner großen Fantasie und Sprachkunst die jungen Leserinnen und Leser zu fesseln. Die schöne Neu-Ausgabe mit ihren zahlreichen Bildern der gleichnamigen Kinoverfilmung geben dem Kinderbuch einen zusätzlichen Reiz. Eine überaus empfehlenswerte Ausgabe des Kinderbuchklassikers von Michael Ende.

Michael Ende, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – Filmbuch. Das Original mit exklusiven Filmfotos, ab 6 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2018, 272 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-522-18499-1


Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Michael Ende, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer - Filmbuch
Wikipedia: Michael Ende

Andreas Markt-Huter, 19-09-2018


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Ganz ausserordentlich klein im vergleich zu anderen ländern
„In seinem Traum stand sie über ihm. Er konnte sie nicht sehen, fühlte aber, dass sie da war, so kalt und kerzengerade wie eine Schwertklinge. Und er fühlte auch ihren gefährlichen Zorn, aber der schien nicht gegen ihn gerichtet – jedenfalls hoffte er das inständig. Der Wind ist zu stark, sagte sie. Er weht meine Worte zu mir zurück oder trägt sie davon ins Dunkel, das sie für immer verschluckt. Morgan wusste, dass er träumte und versuchte verzweifelt aufzuwachen …“ (S. 97)

Die Hikeda‘ya im Land der Nornen rüsten unaufhörlich zum Kampf und die Nornenkönigin Utuk’ku schickt ihre Leute aus, um den Angriff auf Osten Ard vorzubereiten. König Simon und Königin Miriamel, die Hochkönige über Osten Ard, erhalten immer mehr Hinweise auf die drohende Bedrohung aus dem Norden. Aber auch im Westen, in den Thrithingen im Reich der Grasländer geraten die Verhältnisse in Bewegung, nachdem Unver als Shan verehrt wird, als Anführer, der alle Clans der Thrithinge unter seiner Herrschaft vereinen soll.

Ganz ausserordentlich klein im vergleich zu anderen ländern

Erstes Kapitel    in dem die Geschichte anfängt    Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, hieß Lummerland und war nur sehr klein.    Es war sogar ganz außerordentlich klein im Vergleich zu anderen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland oder Afrika oder China. Es war ungefähr doppelt so groß wie unsere Wohnung und bestand zum größten Teil aus einem Berg mit zwei Gipfeln, einem hohen und einem, der etwas niedriger war.    Um den Berg herum schlängelten sich verschiedene Wege mit kleinen Brücken und Durchfahrten. Außerdem gab es auch noch ein kurvenreiches Eisenbahngleis. Es lief durch fünf Tunnels, die kreuz und quer durch den Berg und seine beiden Gipfel führten.    Häuser gab es natürlich auch in Lummerland, und zwar ein ganz gewöhnliches und ein anderes mit einem Kaufladen drin. Dazu kam noch eine kleine Bahnstation, die am Fuße des Berges lag. Dort wohnte Lukas der Lokomotivführer. Und oben auf dem Berg zwischen den beiden Gipfeln stand ein Schloß.    Man sieht also, das Land war ziemlich voll. Es paßte nicht mehr viel hinein.    Wichtig ist vielleicht noch, daß man sich sehr vorsehen mußte, die Landesgrenzen nicht zu überschreiten, weil man dann sofort nasse Füße bekam. Das Land war nämlich eine Insel.    Diese Insel lag mitten im weiten, endlosen Ozean, und die großen und kleinen Wellen rauschten Tag und Nacht an den Landesgrenzen. Manchmal allerdings war das Meer auch still und glatt, so daß nachts der Mond und tags die Sonne sich darin spiegelten. Das war jedesmal besonders schön und feierlich, und Lukas der Lokomotivführer setzte sich dann immer an den Strand und freute sich.    Warum die Insel übrigens Lummerland hieß und nicht irgendwie anders, wußte kein Mensch. Aber sicherlich wird das eines Tages erforscht werden.    Hier also lebte Lukas der Lokomotivführer mit seiner Lokomotive. Die Lokomotive hieß Emma und war eine sehr gute, wenn auch vielleicht etwas altmodische Tender-Lokomotive 1 . Vor allem war sie ein bißchen dick. Jetzt könnte natürlich leicht jemand fragen: Wozu ist denn in einem so kleinen Land eine Lokomotive notwendig? Nun, ein Lokomotivführer braucht eben eine Lokomotive, denn was sollte er sonst führen? Vielleicht einen Fahrstuhl? Aber dann wäre er ein Fahrstuhlführer. Und ein richtiger Lokomotivführer will Lokomotivführer sein und sonst gar nichts. Außerdem gab es auf Lummerland auch gar keinen Fahr stuhl.    Lukas der Lokomotivführer war ein kleiner, etwas rundlicher Mann, der sich nicht im geringsten darum kümmerte, ob jemand eine Lokomotive notwendig fand oder nicht. Er trug eine Schirmmütze und einen Arbeitsanzug. Seine Augen waren so blau wie der Himmel über Lummerland bei Schönwetter. Aber sein Gesicht und seine Hände waren fast ganz schwarz von Öl und Ruß. Und obwohl er sich jeden Tag mit einer besonderen Lokomotivführer-Seife wusch, ging der Ruß doch nicht mehr ab. Er war ganz tief in die Haut eingedrungen, weil Lukas sich eben seit vielen Jahren jeden Tag bei seiner Arbeit wieder schwarz machen mußte. Wenn er lachte - und das tat er oft -, sah man in seinem Mund prächtige weiße Zähne blitzen, mit denen er jede Nuß aufknacken konnte. Außerdem trug er im linken Ohrläppchen einen kleinen goldenen Ring und rauchte aus einer dicken Stummelpfeife.    Obwohl Lukas nicht besonders groß war, verfügte er doch über erstaunliche Körperkräfte. Zum Beispiel konnte er eine Eisenstange zu einer Schleife binden, wenn er wollte. Aber niemand wußte genau, wie stark er war, weil er Ruhe und Frieden liebte und seine Kraft nie hatte beweisen müssen.    Nebenbei war er übrigens auch noch ein Künstler. Und zwar im Spucken. Er zielte so genau, daß er ein brennendes Streichholz auf dreieinhalb Meter Entfernung auslöschte. Aber das war noch nicht alles. Er konnte noch etwas, und das machte ihm auf der ganzen Welt so leicht keiner nach: Er konnte nämlich einen Looping spucken.    Jeden Tag fuhr Lukas viele Male über das geschlängelte Gleis durch die fünf Tunnels von einem Ende der Insel zum anderen und wieder zurück, ohne daß sich jemals etwas Nennenswertes ereignete. Emma schnaufte und pfiff vor Vergnügen. Und manchmal pfiff auch Lukas ein Liedchen vor sich hin, und dann pfiffen sie zweistimmig, was sich sehr lustig anhörte. Besonders in den Tunnels, weil es da so schön hallte.

    Außer Lukas und Emma gab es auf Lummerland noch ein paar Leute. Da war zum Beispiel der König, der über das Land regierte und in dem Schloß zwischen den beiden

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