Wo lebten die ersten menschen

Du hast bereits erfahren, wie aus dem anfänglichen Leben auf der Erde immer vielfältigere Arten entstehen konnten. Der heutige Mensch entwickelte sich schließlich im Eiszeitalter, das von vier großen Kältewellen gekennzeichnet war. Wie lebten die ersten Urmenschen und wie sahen sie aus? Welche Frühmenschen hatten bereits Ähnlichkeit mit dem modernen Menschen und gelten als seine direkten Vorfahren? Erfahre mehr über die berühmten Urmenschen Homo habilis, Homo erectus, Neandertaler und Homo sapiens.

Wo lebten die ersten menschen
Schaubild: Die Evolution des Menschen

Die ersten Urmenschen

Wo lebten die ersten menschen
Bild links: Der Australopithecus konnte bereits aufrecht gehen. Berühmt wurde der Skelettfund eines 3,2 Millionen Jahre alten Weibchens, das "Lucy" getauft wurde. Bild rechts: Die vermutlich erste "Homo-Gattung" Homo habilis. (Quelle: Wikipedia)

In der erdgeschichtlichen Epoche Pliozän gab es die ersten Urmenschen. Sie gehörte bereits zur Periode des Neogen, die bis in die Gegenwart reicht (siehe auch Zeittafel unten). Der Vormensch Australopithecus, der ungefähr 4,2 Millionen bis zwei Millionen Jahre vor unserer Zeit in Afrika lebte, hat schon über einen aufrechten Gang verfügt und einfache Werkzeuge hergestellt.

Funde von Skeletten des Australopithecus belegen, dass sein Gehirn noch nicht viel größer als das eines Menschenaffen war. Weltberühmt wurde "Lucy", ein etwa 3,2 Millionen Jahre altes Weibchen der Art Australopithecus afarensis. Das gut erhaltene Skelett wurde 1974 in Äthiopien entdeckt.

Die ersten Arten des Homo habilis ("geschickter Mensch") lebten vor ungefähr 2,3 Millionen Jahren in Ostafrika. Der Urmensch hatte ein größeres und höher entwickeltes Gehirn als der Australopithecus. Homo habilis war noch kein Jäger. Er ernährte sich größtenteils von Pflanzen, gelegentlich auch von Aas. Lange Zeit ging man davon aus, dass der bekannte Homo erectus ("aufgerichteter Mensch") sein Nachfahre ist. Dies wird allerdings mehr und mehr angezweifelt. Homo erectus wird als "Frühmensch" bezeichnet und gilt als erster "echter Mensch" der Gattung "Homo" (bedeutet "Mensch").

Homo erectus - der "aufrechte Mensch"

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Der Frühmensch Homo erectus lebte von vor 1,8 Millionen bis vor 40 Tausend Jahren. Spätere Arten waren bereits Jäger und Sammler und nutzten das Feuer zum Kochen. (Quelle: Wikipedia)

In der eigentlichen Eiszeit im Pleistozän lebten die ersten Frühmenschen und später die Altmenschen. Dieser riesige Zeitabschnitt begann vor etwa 2,588 Millionen Jahren und endete ungefähr 11.700 Jahre vor unserer Zeit. Das Eiszeitalter wurde vom Holozän - der "Nacheiszeit" - abgelöst. In dieser Epoche leben wir auch heute noch. In der Eiszeit war es längst nicht immer nur klirrend kalt. Es gab vier große Kälteperioden, dazwischen herrschten jeweils etwa 10.000 bis 15.000 Jahre andauernde Wärmezeiten.

Arten des Frühmenschen Homo erectus waren bereits Jäger und Sammler. Sie ernährten sich von Früchten, Wurzelgemüse und Fleisch. Der Homo erectus fertigte zahlreiche Werkzeuge an und verwendete das Feuer zum Kochen und Wärmen. Er lebte ungefähr 1,8 bis 1,3 Millionen Jahre vor unserer Zeit in Afrika, Asien und Europa. Untergattungen sind der Javamensch (Homo erectus javaensis), dessen Funde in Indonesien entdeckt wurden, der Pekingmensch (Homo pekinensis), der in der Region um Peking lebte und der Heidelbergmensch (Homo heidelbergensis). Seine Überreste wurden 1907 in der Nähe von Heidelberg gefunden. Spätere Funde lassen darauf schließen, dass er in weiten Teilen Europas verbreitet war.

Spaltung in der menschlichen Evolution

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Der Neandertaler zog sich während der Eiszeit in Höhlen zurück und fertigte wärmende Kleider aus Tierfellen an. (Quelle: Wikipedia)

Es kam zu einer Spaltung in der menschlichen Evolution: Aus dem Homo erectus entwickelte sich der Neandertaler (Homo neanderthalensis) sowie der heutige Mensch (Homo sapiens sapiens). Erste Frühformen des Homo sapiens ("kluger/ weiser Mensch") lebten vor etwa 300.000 bis 200.000 Jahren in Afrika. Der Neandertaler lebte etwa 130.000 bis 30.000 Jahre vor unserer Zeit. Seine Überreste wurden in Europa, Nordafrika und Asien gefunden. Benannt wurde er nach dem Neandertal, das in der Nähe von Düsseldorf liegt. Im Jahr 1856 stieß man dort auf Skelettreste des bis dahin unbekannten Menschentyps.

Der Neandertaler gilt unter den heutigen Wissenschaftlern nicht mehr als direkter Vorfahre des Jetztmenschen. Früher stufte man ihn als Unterart des Homo sapiens ein, mittlerweile sehen ihn die Forscher als eigene Art an. Der Neandertaler hatte ein Gehirnvolumen von fast 1.500 Kubikzentimetern (cm³). Es war damit um ein Dreifaches größer als das eines Menschenaffen. Er verwendete bereits sehr vielfältige Werkzeuge aus Stein, Holz und Knochen. Außerdem fertigte er zum Beispiel Schmuck aus Tierzähnen an. Viele Forscher gehen davon aus, dass er auch schon über ein Sprachvermögen verfügte.

Der Höhlenmensch Neandertaler

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Die Nutzung des Feuers war eine wichtige Errungenschaft des Urmenschen. Für den Neandertaler war es nicht nur zum Kochen und Braten, sondern gerade in der einbrechenden Kältewelle auch zum Wärmen entscheidend. (Quelle: Pixelio (Vulkanwesen) )

In der letzten hereinbrechenden Kältewelle der Eiszeit zog sich der Neandertaler in Höhlen zurück, wärmte sich am Feuer und fertigte Kleider aus Tierfellen an. Er hatte einen gedrungenen und kräftigen Körperbau. Der Homo sapiens war dagegen größer und schlanker gebaut.

Kennzeichnend für den Neandertaler war der recht große Kopf mit einer flachen Stirn und einem fliehenden Kinn. Er hatte vermutlich ein ausgezeichnetes Gehör und war ein sehr geschickter Jäger. Zu seinen Beutetieren gehörten Mammuts, Wollnashörner, Rentiere, Hirsche, Wildpferde und Höhlenbären. Der Neandertaler benötigte deutlich mehr fleischliche Nahrung als die Homo-sapiens-Urmenschen, die unsere direkten Vorfahren sind.

Homo sapiens sapiens breitete sich aus

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Schädelfund eines Neandertalers. Sein Gehirn war ungefähr drei Mal so groß wie das eines Menschenaffen. (Quelle: Wikipedia)

Schließlich eroberte der aus Afrika eingewanderte Homo sapiens auch die Regionen Europas. Er machte dem Neandertaler seine Jagdgebiete streitig und wurde zu seinem Konkurrenten. Der Einwanderer entwickelte erstaunliche kreative und künstlerische Fähigkeiten und begann, originelle Werkzeuge zu bauen, Tonfiguren zu brennen und einfache Musikinstrumente anzufertigen.

Warum der Neandertaler mehr und mehr verdrängt wurde, kann bis heute nur vermutet werden. Vielleicht machte ihm die Klimaveränderung zu schaffen, oder er fand nicht mehr genügend Beutetiere, um sich zu ernähren. Vor etwa 30.000 Jahren starb er schließlich aus, während der Homo sapiens sapiens sich in weiten Teilen der Erde ansiedelte.

Erste Arten des Cro-Magnon-Menschen lebten vor etwa 40.000 Jahren. Er war bereits ein Homo sapiens sapiens - wie der moderne Mensch. Im nächsten Teil erfährst du, wie er lebte und worin er sich vom Jetztmenschen unterschied. Außerdem berichten wir, wie die Menschen sesshaft wurden und sich die Zivilisation entwickelte.

Zeitalter der Erde
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Ein Äon ist die größte Maßeinheit der Zeit. Der älteste Äon ist das Hadaikum, in dem nach der Entstehung der Erde zunächst die Formation des Planeten stattfand. Darauf folgen das Archaikum und das Proterozoikum. Unser derzeitiger Äon heißt Phanerozoikum. Er ist der jüngste und mit seinen 542 Millionen Jahren auch der kürzeste der vier Äonen, in die unsere Erdzeit eingeteilt ist. Da Äonen sehr große Zeiträume umfassen, werden sie in weitere Ären unterteilt. Die Ären, auch Zeitalter genannt, sind die zweitgrößten Maßeinheiten unserer Zeitrechnung. Wir leben in der Ära namens "Känozoikum", oder auch "Erdneuzeit" genannt. Weiterhin wird in verschiedene Perioden unterteilt, die wiederum aus einzelnen Epochen bestehen. Wir leben in der Periode Neogen, die vor etwa 23 Millionen Jahren begann - und zwar in der Epoche Holozän, der "Nacheiszeit".


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Wissenschaftlern zufolge befindet sich die Wiege der Menschheit in Ostafrika. Dort entstand vor Millionen Jahren ein riesiger Graben, in dessen Mitte sich ein Becken, die Afarsenke, befindet. Es sammelten sich zum Beispiel entlang des Flusses Awash in Äthiopien in den vergangenen sechs Millionen Jahren Sedimente, die die fossilen Überreste von zahlreichen Pflanzen, Tieren und Menschen enthalten.

Mehr als die Hälfte aller heute bekannten Frühmenschenarten stammen aus der Afarsenke. Dort wurden unter anderem das 3,2 Millionen Jahre alte Teilskelett von Lucy (Australopithecus afarensis) und das noch wesentlich ältere von Ardi (Ardipithecus ramidus) gefunden. Letztere lebte vor etwa 4,4 Millionen Jahren, war so groß wie ein Schimpanse und verfügte neben der Ausstattung zum geschickten Klettern auch bereits über den aufrechten Gang. Demzufolge hat sich die Fortbewegung auf zwei Beinen nicht, wie ursprünglich angenommen, als Reaktion auf die zunehmende Versteppung der Landschaft, sondern bereits vorher im tropischen Regenwald entwickelt.

Über einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren hinweg entwickelten sich immer wieder neue menschliche Formen, die sich schließlich über Afrika, Europa und Asien ausbreiteten. Man vermutet, dass sie den Herden ihrer Beutetiere hinterherzogen. In Europa und Vorderasien lebten zum Beispiel die Neandertaler. Im Vergleich mit uns heutigen Menschen waren sie zwar kleiner, aber auch sehr viel kräftiger. Sie waren gut an das Leben in einer eiszeitlichen Umgebung angepasst.

Es gilt mittlerweile als gesichert, dass sich der moderne Mensch (Homo sapiens), ebenso wie seine frühmenschlichen Vorfahren, in Afrika entwickelt hat und von dort aus den Rest der Welt besiedelte. Forscher arbeiten derzeit intensiv an der Frage, was passierte, als diese modernen Menschen auf andere Menschenarten stießen, wie z. B. den Neandertaler in Europa oder den Homo erectus in Asien. Anfangs mag es bei solchen Kontakten durchaus eine Vermischung zwischen verschiedenen Menschenarten gegeben haben, aber im Laufe vieler tausend Jahre blieb letztendlich nur der Homo sapiens übrig.

Alles, was Wissenschaftler über die Entwicklung des Menschen wissen, wissen sie übrigens von Fossilien, die sie bei Ausgrabungen gefunden haben, und von der genetischen Information in den Zellen heute lebender Menschen.

Diese Frage beantwortete Dr. Philipp Gunz, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

(Redaktion WiD: mba)