Wo bei uns leben die meisten wiedehopfe

Nur wenige Vögel besitzen einen so hohen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung wie der Wiedehopf. In Märchen, Sagen und Geschichten wird er häufig erwähnt. Seine größte Bekanntheit hat er aber durch seine Eigenschaft erreicht, ein stinkendes Sekret auf Angreifer zu spritzen: „Du stinkst wie ein Wiedehopf“ ist eine geflügelte Redewendung, die vielen unter uns geläufig ist.

Der Wiedehopf gehört zu den farbenprächtigsten Vögeln und ist durch seine tolle Färbung ein echter Hingucker. Mit einer Körperlänge von 25cm ist er nicht wesentlich größer als eine Amsel. Wirkt aber kräftiger und größer, was sicher auch mit seinem vier bis fünf Zentimeter langen Schnabel zusammenhängt. Besonders auffällig sind seine schwarz – weiß – gebänderten Flügel. Schwarz ist auch sein Schwanz, von dem sich eine deutlich sichtbare weiße Binde abhebt. Der Körper ist rostbraunrot.

Eines der wesentlichen Erkennungsmerkmale ist aber die rostrote Federhaube, die am Ende schwarz – weiß ausläuft. Diese ist um die sechs Zentimeter lang. Aufgerichtet wird sie aber gar nicht so häufig. Durch ihren gaukelnden, unregelmäßigen Flug ähneln Wiedehopfe einem riesigen Schmetterling.

In der Balzzeit erklingt weithin hörbar der typische Ruf des Wiedehopfes, der ihm auch seinen wissenschaftlichen Namen gab: „u-pu-pup“ – Upupa epops. Der Ruf wird vom Männchen von Singwarten vorgetragen. Als Warnruf wird von beiden Geschlechtern ein „äääärrr“ ausgestoßen.

Nahrung

Wo bei uns leben die meisten wiedehopfe
Wiedehopf am Boden nach Futter suchend

Der Wiedehopf ernährt sich fast ausschließlich von Insekten. Dabei bevorzugt er die ganz dicken Brocken: Feldgrillen, Maulwurfsgrillen, Engerlinge. Raupen und Käfer. Regenwürmer, Spinnen und Asseln verschmäht der Wiedehopf genau so wenig wie Eidechsen und andere Kleintiere.

Der Wiedehopf sucht hauptsächlich am Boden nach Nahrung. Für die Nahrungsaufnahme ist es für den Wiedehopf besonders wichtig, dass die Vegetation (Gras etc.) niedrig und lückig ist. Denn nur so erreicht er seine Nahrung ohne Probleme. Wächst ihm das Gras über den Kopf (größer 10cm), dann meidet er diese Fläche.

Mit seinem langen Schnabel stochert im Boden. Um das Beutetier aus dem Boden zu bekommen, stemmt er sich mit seinen Füßen vom Boden ab oder dreht sich mehrfach um die eigene Achse. Dadurch vergrößert er trichterförmig die Einstichstelle. Steine schiebt der Wiedehopf auch schon mal zur Seite, wenn er darunter einen fetten Brocken vermutet oder ertastet hat.

Brutbiologie

Wiedehopfe sind bekannt dafür, bei der Wahl ihres Brutplatzes nicht allzu wählerisch zu sein: Steinhaufen, Trockenmauern, Baumhöhlen, Holzstapel. Hauptsache es ist eine Höhle. Selbst vor Erdhöhlen macht der Wiedehopf nicht halt. Die Höhlen liegen von Bodennähe bis in eine Höhe von fünf Metern über den Boden.

Bei uns findet meist nur eine Brut statt. Gelegt werden zwischen 5 und 7 Eier.  Die Brutdauer beträgt ca. 16 Tage. Brüten tut das Weibchen. Das Männchen versorgt das Weibchen während der gesamten Brutzeit mit Nahrung. Und auch in den ersten Tagen der Nestlingszeit, die weitere 30 Tage dauert, übernimmt das Männchen die Futterbeschaffung.

Wo bei uns leben die meisten wiedehopfe
Wiedehopf füttert Jungvogel

Lebensraum  | Habitat

Viehweiden mit Gehölzen, abwechslungsreiche dörfliche Strukturen mit Streuobstwiesen, kleinen Feldern, gemähten Grünflächen, Pferde – und Schafkoppeln, Standweiden. Weinberge und Obstgärten. Eben die typische Kulturlandschaft! Aber auch an Waldrändern, Olivenhainen, lichten Wäldern.

Auf Truppenübungsplätzen und an Rändern von Tagebauen konnten sich Wiedehopfe erfolgreich ansiedeln. Dies sind vor allem in Brandenburg bevorzugte Lebensräume. Durch das Ausbringen von geeigneter Bruthöhlen konnten die Bestände sich hier erholen.

Bestand

Nicht nur aus Märchen war den Menschen der Wiedehopf vor hundert Jahren noch wohlbekannt. Was einfach damit zusammenhing, dass er eben viel häufiger als Heute war! Bäuerliche Viehhaltung, Huteflächen und Streuobstwiesen gehörten wie selbstverständlich zum Landschaftsbild. Bruthöhlen und Futter zu finden war für den Wiedehopf kein Problem.

Wie viele andere Vogelarten auch, begann der Bestandeinbruch mit der Intensivierung der Landwirtschaft, der Verwendung von Pestiziden und der Aufgabe von jahrhundertealten  Landnutzungsformen. Die Vernichtung von alten, höhlenreichen Bäumen, Obstbäumen und Kopfweiden, aber auch die Beräumung von Steinhaufen und der Abriss alter Gebäude haben zum Rückgang beigetragen, da die Wiedehopfe kaum noch Bruthöhlen auffinden konnten.

Diese Faktoren führten in Mitteleuropa zum fast völligen Verschwinden des Wiedehopfes. Und führt auch bei den (noch) riesigen Populationen in Spanien und Portugal inzwischen zu besorgniserregenden Bestandseinbrüchen.

Aber auch das Klima spielte dem Wiedehopf übel mit: eine Reihe kalter, verregneter Sommer ließen keinen Bruterfolg mehr zu. Ob der Wiedehopf zum Gewinner der Klimaerwärmung gehört. Keine Ahnung! Jedenfalls ist es töricht, solche Hoffnungen zu hegen! Die Bestände in Deutschland steigen wieder. Was aber hauptsächlich mit Engagement im Vogelschutz zusammenhängt.

In Europa gehen Vogelschützer davon aus, dass zwischen 900.000 und 1,7 Millionen Brutpaare leben. Sehr verbreitet ist der Wiedehopf in Spanien mit 600.000 bis 700.000 Brutpaaren. Für Russland schwanken die Zahlen zwischen 70.000 bis 200.000 Brutpaare.

  • Deutschland – 380 bis 460 Brutpaare
  • Österreich – 400 bis 600 BP
  • Schweiz – ca. 180 BP
  • Ungarn – 10.000 bis 17.000 BP
  • Polen – 10.000 bis 15.000 BP
  • Niederlande, Belgien, Luxemburg – ausgestorben

Vogelschutz – Projekte für den Wiedehopf

Wo bei uns leben die meisten wiedehopfe
Wiedehopfnistkasten. Beachte das Einflugloch!

Der Wiedehopf kann durch die Schaffung geeigneter Bruthöhlen in Tagebaulandschaften und Truppenübungsplätzen erfolgreich unter die Schwingen gegriffen werden. Er profitiert von Beweidungsprojekten mit halbwilden Weidetieren, die vielerorts ins Leben gerufen wurden, um Offenland zu erhalten. Kleinbäuerliche Landwirtschaft, ökologischer Weinbau, die Pflege von Streuobstwiesen und extensive Tierhaltung sind wichtige Bestandteile erfolgreicher Lebensraumverbesserungen. Diese sollten dort, wo Wiedehopfe vorkommen gezielt gefördert werden.

Die Weibchen unterscheiden sich nicht nennenswert von den Männchen. Sie sind ein wenig kleiner. Die Farben ihres Federkleides wirken matter und weniger kontrastreich. Passend zur Federkrone am Kopf ist der lange, gebogene Schnabel ein weiteres Charakteristikum, welches dem Wiedehopf insgesamt fast Rockstar-Flair verleiht. Dazu passt auch sein ausdrucksstarker Flug, der an jenen von Schmetterlingen erinnert. Er fliegt in Wellen und schaukelt dabei gekonnt hin und her. Seine breiten, tief gefingerten Flügel legt er nach jedem Schlag wieder kurz an den Körper an. Auf mehrere lange Flügelschläge folgen kurze, flatternde Schläge. Was auf Beobachtende instabil und ungleichmäßig wirken mag, ist tatsächlich höchste Flugkunst in Reinkultur. Doch sogar am Boden mag es der Wiedehopf außergewöhnlich: Wo andere Artgenossen sich ruhig und konzentriert der Nahrungssuche widmen, tanzt er durch ständiges Kopfnicken einmal mehr aus der Reihe.

Über zehn Millionen Brutpaare unserer Feld- und Wiesenvögel haben wir seit 1980 verloren. Doch für Kiebitz & Co. könnte es Hoffnung geben. Dafür brauchen wir jetzt Ihre Unterstützung!

Jetzt informieren!

Christian Kolbe 11. Januar 2022

Wo bei uns leben die meisten wiedehopfe

Eine auffällige, kontrastreiche Färbung gepaart mit einem eleganten, wellenartigen Flug: Der Wiedehopf lässt sich sehr gut von anderen Vogelarten unterscheiden. In den letzten Jahren nehmen die Sichtungen von Wiedehopfen in Deutschland stark zu. Wir stellen Ihnen den Vogel des Jahres 2022 vor.

Auffälliges Erscheinungsbild

Kopf, Hals, Nacken und Brust sind beim Wiedehopf sandfarben orangebräunlich gefärbt. Als Kontrast zu dieser Grundfärbung zeigen Mantel und Armflügel eine schwarz-weiße Bänderung. Besonders im Flug entsteht dadurch ein abwechslungsreiches Bild. Sein Schnabel ist lang und gebogen und bildet mit seiner sandfarbenen Federhaube eine verlängernde Linie. Dadurch erscheint der eigentlich nur starengroße Vogel optisch vergrößert. Unmittelbar nach der Landung, bei Erregung oder ohne jeden erkennbaren Anlass stellt der Wiedehopf seine Kopfhaube auf. Am Boden hingegen tarnt ihn seine vorrangig sandfarbene Färbung und der Wiedehopf verschwimmt fast mit seiner Umgebung.

Bevor man den Wiedehopf sieht, vernimmt man seinen dumpfen, ausdauernden Ruf. Dieses „upupup“ bescherte dem Vogel die wissenschaftliche Bezeichnung Upupa epops. Selbst die Jungtiere zeichnen sich durch einen besonderen Klang aus: Nähert sich ein Angreifer der Bruthöhle, schlägt ihm ein zischendes Fauchen entgegen. Zuweilen dringt aus der Bruthöhle auch ein äußerst strenger Geruch, der sogar Marder in die Flucht treibt.

Nicht nur das Erscheinungsbild wirkt sehr charakteristisch, auch der Flug zeichnet den Wiedehopf aus. Schmetterlingsartig, unstet, wellenförmig schwingt er sich durch die Luft. Denn er schließt seine Flügel nach jedem Durchschwingen fast vollständig.

Stochernd auf Insektenjagd

Den langen, spitzen Schnabel verwendet der Wiedehopf pinzettengleich. Um Grillen und andere größere Insekten wie Maikäfer, Engerlinge, Schmetterlinge und deren Raupen oder Spinnen zu erbeuten, taucht er seinen Schnabel tief in den Boden ein. Doch der Wiedehopf jagt nicht nur durch Stochern nach Beute. Manchmal dreht der sogar Steine um oder sucht in Spalten und Löchern nach Insekten. Auch Viehkot dient dem Wiedehopf als Nahrungsquelle. Hat er sein Futter erbeutet, zeigt der Insektenspezialist ein weiteres Merkmal: Er hebt seinen Kopf ruckartig nach oben, wirft dadurch seine erbeutete Nahrung hoch und schluckt sie erst dann herunter. Mit der Aufstellung des Insektenfressers zum Vogel des Jahres 2022 will der NABU auf das Insektensterben aufmerksam machen. Die Wahl des Wiedehopfes stand unter dem Motto: „Gift ist keine Lösung“.

Der Zugvogel nistet in offenen Landschaften warmer Regionen. Außerdem baut er Bruthöhlen in Bäumen, im Erdboden oder in Mauern und Felsen. Daher bevorzugt er Streuobstwiesen, Waldränder oder Randbereiche von Siedlungen und Gärten.

Vogel des Jahres 2022 – Wiedehopfe auf dem Vormarsch

Wiedehopfe überwintern im Mittelmeerraum sowie in den Savannen der Subsahara. Im März und April beginnt der Heimzug in deutsche Gefilde. Daher können wir die Vögel hier im Frühjahr beobachten. In den letzten Jahren nahm die Zahl der Beobachtungen von Wiedehopfen jedoch stark zu. Von diesem Phänomen berichten auch die Meldeplattformen naturgucker und ornitho. 2019 übertrafen die Sichtungen alle vorherigen Jahre.

Hierbei sind zwei Schwerpunktgebiete feststellbar: Nämlich Ostdeutschland (hier vorrangig Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg), die Rheinebene von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Hinweis: Sie haben einen Wiedehopf in Deutschland gesehen? Dann unterstützen Sie die Dokumentation und melden Sie Ihre Sichtung auf den Internetplattformen naturgucker und ornitho.

Als Ursache für die gesteigerten Brutsichtungen in Deutschland vermuten Ornithologen die Klimaerwärmung. Vielleicht nistet der Wiedehopf ja demnächst in Ihrem Garten!

Foto: Aad van Rijn (CC BY-NC-ND 2.0)