Wie heißt die Pflanze aus der in Österreich am häufigsten Speiseöl erzeugt wird?

Sonnenblumenöl ist ein aus den Achänen (Früchten) der Sonnenblume gewonnenes Pflanzenöl von hellgelber Farbe und mildem Geschmack. Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und dient hauptsächlich der Ernährung; daneben wird es auch zur Erzeugung von Biodiesel sowie für pharmazeutische und technische Zwecke verwendet. Sonnenblumenöl ist das Pflanzenöl mit der vierthöchsten Produktionsmenge weltweit.

Wie heißt die Pflanze aus der in Österreich am häufigsten Speiseöl erzeugt wird?
Sonnenblumenöl Rohstoffpflanze(n)

Sonnenblume (Helianthus annuus)

Herkunft

Achäne (Früchte)

Farbe

hellgelb

Inhaltsstoffe Ölsäure 14–39 %[1] (HO: 70–92 %)[2]Linolsäure 48–74 % (HO:2–17 %)[1]Linolensäure 0–0,3 %[1]Palmitinsäure 5–8 % (HO: 3–5 %)[1]Weitere Fettsäuren 3–6 % Stearinsäure[1]Σ gesättigte Fettsäuren 8 % Σ einfach ungesättigte Fettsäuren 27 % Σ mehrfach ungesättigte Fettsäuren 65 % Weitere Inhaltsstoffe Tocopherol 500–800 mg/kg[3]Eigenschaften Dichte 0,92 kg/l bei 15 °C[4]Viskosität ν {\displaystyle \nu }
Wie heißt die Pflanze aus der in Österreich am häufigsten Speiseöl erzeugt wird?
= 69 mm2·s−1 bei 20 °C[4]Oxidationsstabilität 1,5–2,5 h (raffiniert)[5]Schmelzpunkt −16 bis −18 °C[2]Rauchpunkt 209–213 °C (raffiniert)[3]

107 °C (unraffiniert)[6]

Flammpunkt 316 °C (raffiniert)[4]

274 °C (unraffiniert)[7]

Iodzahl 118–144[4]Brennwert 39,4 MJ/kg[8]Cetanzahl 36[4]Herstellung und Verbrauch Produktion weltweit 10,0 Mio. Tonnen (2007/08)[9];
15 Mio. Tonnen (2014)[10]Wichtigste Produktionsländer Russland, Europäische Union, Argentinien, Ukraine[9]Verwendung Speiseöl, Futtermittel, Bioenergie, Industrie

Durch Kaltpressung gewonnenes Sonnenblumenöl ist hellgelb, heiß gepresstes ist rotgelb. Nach Extraktion und Raffination ist das Öl hellgelb und klar. Es ist fast geruchlos, riecht leicht aromatisch fettig, nussig und holzig und weist eine Röst- oder Grünnote auf. Der Geschmack ist mild.

Die Fettsäureanteile in den Triacylglyceriden des Sonnenblumenöls ist je nach Herkunft (Sorte) der Saat deutlich unterschiedlich. Neben dem herkömmlichen Sonnenblumenöl, bei dem – ähnlich wie bei Distelöl – Linolsäure mit 48 bis 74 % ein Hauptbestandteil der ungesättigten Fettsäuren ist, werden verschiedene Sorten mit erhöhten Anteilen bestimmter Fettsäuren unterschieden.

Bei High-Oleic-Sonnenblumen (HO-Sonnenblumen) wurde durch konventionelle Züchtung der Anteil von Ölsäure auf 70–92 % erhöht und der Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren auf ca. 10 % gesenkt. High-Oleic-Sonnenblumenöl hat damit eine ähnliche Zusammensetzung wie Olivenöl. Dadurch soll eine höhere Hitzestabilität gewährleistet werden.

Weitere Sorten mit veränderten Fettsäureanteilen in den Triacylglyceriden ergeben beispielsweise Sonnenblumenöl mit hohem Linolsäureanteil von 76 %. Auch Sonnenblumenöle mit hohem Palmitin- und Linolsäureanteil (27,3 % Palmitinsäure und 46,8 % Linolsäure), mit hohem Palmitin- und Ölsäureanteil (24,6 % Palmitinsäure und 59,8 % Linolsäure) oder mit hohem Stearin- und Ölsäureanteil (11 % Stearinsäure und 79,1 % Ölsäure) kommen vor.[2]

Fettsäuren in den Triacylglyceriden von Sonnenblumenöl[1]
Kurz-
bezeichnung
Name Anteil in % Anteil in %
(high oleic)
C12:0 Laurinsäure bis 0,1
C14:0 Myristinsäure bis 0,2 bis 0,1
C16:0 Palmitinsäure 5,0–7,6 2,6–5,0
C16:1 Palmitoleinsäure bis 0,3 bis 0,1
C17:0 Margarinsäure bis 0,2 bis 0,1
C17:1 Delta-9-cis-
Heptadecensäure
bis 0,1 bis 0,1
C18:0 Stearinsäure 2,7–6,5 2,9–6,2
C18:1 Ölsäure 14,0–39,4 75,0–90,7
C18:2 Linolsäure 48,3–74,0 2,1–17,0
C18:3 Linolensäure bis 0,3 bis 0,3
C20:0 Arachinsäure 0,1–0,5 0,2–0,5
C20:1 Gadoleinsäure bis 0,3 0,1–0,5
C22:0 Behensäure 0,3–1,5 0,5–1,6
C22:1 Cetoleinsäure bis 0,3 bis 0,3
C22:2 Docosadiensäure bis 0,3
C24:0 Lignocerinsäure bis 0,5 bis 0,5

 

Sonnenblumenanbau

 

Allgemeine chemische Struktur von Triglyceriden, dem Hauptbestandteil von Fetten und Ölen (R1, R2 und R3 sind Alkyl- oder Alkenylreste mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen)

 

Struktur von Triolein. In High-Oleic-Sonnenblumenöl ist Triolein das dominierende Triglycerid, alle drei Fettsäurereste leiten sich von der Ölsäure ab.

Der Großteil aller in Pflanzenölen vorliegenden Fettsäuren ist als Triglycerid an einen Glycerinrest gebunden. Der Anteil freier Fettsäuren (FFA) im Sonnenblumenöl liegt mit unter 1,8 % vergleichsweise niedrig, die Peroxidzahl ist unter 8,0 meq/kg. Auffällig ist der hohe Vitamin-E-Gehalt in Sonnenblumenöl.[11] Dieser schützt vor oxidativem Verderb und verbessert daher die Lagerfähigkeit.[12]

Bei Kaltpressung des Öls bleiben viele Vitamine und ernährungsphysiologisch wertvolle Fettsäuren in ihrer bioaktiven Form erhalten, wenn die Flüssigkeit nicht über 30 °C erwärmt wird.

Sonnenblumenöl wurde in Nordamerika bereits vor drei bis vier Jahrtausenden genutzt. Vermutlich brachten spanische Entdecker die Ölpflanze mit nach Europa, wo sie vor allem in Italien, Deutschland und Frankreich genutzt wurde. Heute ist Russland der wichtigste Erzeuger von Sonnenblumenöl, weitere wichtige Erzeugerregionen sind die EU, Argentinien und die Ukraine. Mit einer geschätzten weltweiten Produktionsmenge von 11,5 Mio t (Wirtschaftsjahr 2008/09) ist Sonnenblumenöl nach Palm-, Soja- und Rapsöl das mengenmäßig viertwichtigste Pflanzenöl.[10][13] Da die Ukraine und Russland zu den weltweit größten Exporteuren von Sonnenblumenöl gehören, sorgte der russische Überfall auf die Ukraine 2022 für einen Mangel an Sonnenblumenöl in Deutschland.[14]

 

Aus geschälten Sonnenblumenkernen wird das Öl gepresst.

Zur Gewinnung des Öls werden die reifen Sonnenblumensamen geschält, gemahlen und anschließend kalt ausgepresst, das erhaltene Öl ist von hoher Qualität. Für die industrielle Verwendung ist auch die Heißpressung möglich, die eine höhere Ölausbeute bei verminderter Qualität liefert. Eine noch höhere Ölausbeute ist durch Extraktion möglich. Das gewonnene Öl wird teilweise raffiniert, um unerwünschte Bestandteile zu entfernen.

Pflanzenöl wird kühl (< 20 °C), trocken und lichtgeschützt (siehe dazu auch[15] gelagert. Sonnenblumenöl ist vergleichsweise lagerstabil, die Haltbarkeit liegt bei max. 12 Monaten nach der Produktion.

Neben der Verwendung als Speiseöl wird Sonnenblumenöl auch in Pharmazie und Medizin sowie für industrielle Verwendungen eingesetzt. Das Pflanzenöl gilt als wertvolles Speiseöl, das vielseitig verwendbar ist: in Salaten und ungekochten Gerichten, Dressings und Saucen sowie beim schonenden Dünsten von Gemüse. Sonnenblumenöl von „High-Oleic“-Sorten ist hitzestabiler und wird daher auch zum Frittieren eingesetzt. Sonnenblumenöl eignet sich auch zur Verwendung in Babynahrung sowie zur Herstellung von Mayonnaise und Margarine.

In der Pharmazie stellt das Öl ein Füllmaterial in Weichgelatinekapseln dar, daneben wird es für Salben und Cremes verwendet und kann Olivenöl oder Erdnussöl in Medizinprodukten ersetzen. Traditionell angewendet wird Sonnenblumenöl bei Verstopfung sowie äußerlich zur Wundbehandlung und bei Rheuma.

Industriell wird Sonnenblumenöl für Farben und Lacke verwendet, zudem ist es in Öl- und Künstlerfarben enthalten. Auch in der Lederbearbeitung und in der Tuchfabrikation (Konservierungsmittel) wird es eingesetzt. Als Biokraftstoff kann reines Sonnenblumenöl als Pflanzenölkraftstoff eingesetzt werden, anders als bei Rapsölkraftstoff sind die Kraftstoffqualitäten jedoch nur wenig erforscht, und die Ermäßigung der Mineralölsteuer entfällt. Üblich ist dagegen die Erzeugung von Biodiesel aus Sonnenblumenöl, auch wenn der relative Anteil an Sonnenblumenöl bei der Biodieselherstellung zugunsten von Altspeiseölen in den letzten Jahren stetig sank. 2017 lag der Anteil an Sonnenblumenöl bei der Biodieselherstellung in der EU nur noch bei einem Prozent.[16]

  • S. Krist, G. Buchbauer, C. Klausberger: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, Wien, 2008, ISBN 978-3-211-75606-5, S. 434–441.

 Wiktionary: Sonnenblumenöl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

  1. ↑ a b c d e f Deutsches Lebensmittelbuch – Leitsätze für Speisefette und Speiseöle. (PDF; 1,1 kB), Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 2020.
  2. ↑ a b c S. Krist, G. Buchbauer, C. Klausberger, 2008: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, Wien, ISBN 978-3-211-75606-5, S. 434–441.
  3. ↑ a b Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umwelfragen: Pflanzenölbetriebene Blockheizkraftwerke. Teil 1, 2002, S. 11, 18, online (PDF; 2,12 MB), lfu.bayern.de, abgerufen am 30. April 2017.
  4. ↑ a b c d e Biokraftstoffe Basisdaten Deutschland (PDF; 514 kB), bei FNR, Oktober 2008.
  5. Fettsäurezusammensetzung wichtiger pflanzlicher und tierischer Speisefette und -öle. (Memento des Originals vom 22. Dezember 2008 im Internet Archive)   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dgfett.de bei Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft.
  6. Robert B. Garlough: Modern Food Service Purchasing. Delmar Cengage Learning, 2011, ISBN 978-1-4180-3964-6, S. 237.
  7. Frank Gunstone: Vegetable Oils in Food Technology. Second Edition, Wiley-Blackwell, 2011, ISBN 978-1-4443-3268-1, S. 149.
  8. B. A. Stout: Biomass Energy Profiles. Ausgabe 54, FAO, 1983, ISBN 92-5-101302-0, S. 86.
  9. ↑ a b Siegfried Graser, N. Jack, S. Pantoulier (Hrsg.): Agrarmärkte 2007. Bd. 4, Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Freising-Weihenstephan 2008, ISSN 1611-4159, S. 83–85, online (PDF; 3,22 MB), abgerufen am 11. Mai 2017.
  10. ↑ a b Oilseeds World Markets and Trade (PDF; 1,7 MB), USDA, Mai 2017, abgerufen am 12. Mai 2017.
  11. Hans-Ulrich Melchert: Bestimmung von Tocopherolen in gelagertem Sonnenblumenöl und Nachweis ihrer primären Autoxidationsprodukte., Hochschulschrift, Berlin (West), Techn. Univ., Fachbereich f. Synthet. u. Analyt. Chemie, Diss. 1971, [1]
  12. Regenerative Kraftstoffe auf Basis pflanzlicher Öle und tierischer Fette. (Memento des Originals vom 22. September 2010 im Internet Archive)   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weihenstephan.de Lehrstuhl für Energie- und Umwelttechnik der Lebensmittelindustrie, Technische Universität München; abgerufen am 27. Oktober 2009.
  13. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL): Agrarmärkte 2008. Bd. 5, Freising-Weihenstephan 2009, ISSN 1611-4159, S. 49–50, online (PDF; 6,13 MB), abgerufen am 12. Mai 2017.
  14. https://www1.wdr.de/nachrichten/sonnenblumenoel-pommes-100.html
  15. Hochschulschrift zu Lagerungsbedingungen von Sonnenblumenöl
  16. EU Biofuels Annual 2018. 2018, S. 20; 24 (usda.gov [PDF; abgerufen am 26. Januar 2022]). 

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