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werden; daß man sie auf eiserne Betten legt, mit files , Pflict, laut ihre Entrüstung zu bekunden, daß irgend dendem Wasser verbrüht, ihnen rothglühende Nägel ins jemand sowohl an der Unfehlbarkeit der republikanischen Fleisch eintreibt, daß man ihnen die Fersenflecise durch: Idee als an der Bildung des amerikanischen Deutschthums ichneidet, den Körper bis zum Halse in Leim vergräbt und Zweifel äußern könne. Die größeren, einsichtsvolleren sie zwingt, eine große Menge Wasser zu verschlucken. Zu Blätter freilich schwiegen still, aus guten Gründen, und den leichteren Strafen (!) gehört es, wenn man den Sträf- verschlucten die Pille. Die Abweisung meiner Darlegungen ling nöthigt, auf einer Mischung von zerstoßenem Glas, geschah aber dort, wo sie versucht warb, in einer Art, Sand und Salz zu knieen, bis die Knie ganz aufgeschunden welche dieselben in den Augen jedes Denkenben nur bes find. Das Hauen mit Bambusröhren bis der Tod ein- kräftigte und den bedauerlichen Bildungsmangel des im tritt, ist nicht selten. Es gibt noch viele andere , kleinere" Uebrigen sehr ehrenwerthen, fleißigen, arbeitsamen, deutschen Strafen, doch wollen wir nur noch einer erwähnen, die Elementes in den Vereinigten Staaten ins hellste Licht in Schanghai, zur Zeit der Taïping: Rebellion, bei ge- sekte. In meiner Entgegnung durfte ich mich auf die fangenen Rebellen angewendet wurde; man trieb ihnen Auslassungen eines genauen Renners nordamerikanischer nämlich feine Spißen von Bambusrohr zwischen die Nägel Verhältnisse, des Hrn. John H. Becker aus Chicago, ber und die Finger und Zehen ein. Es würde uns überraschen, rufen, welche natürlich, wie ebenfalls vorauszusehen war, wenn teuflische Erfindungsgabe Aergeres ersinnen könnte. da sie die Dinge jenseits des Dceans in dunkelster Be: Ferner muß man erwägen, daß alle zuleßt genannten leuchtung zeigten, sofort als schwarze Uebertreibungen Martern nicht als Strafen, sondern als Foltermittel an: galten. Das „Ausland“ wird indeß glücklicherweise in allen gewendet werden, um die Gefangenen zu Geständnissen Theilen der Erde gelesen und so kommt es, daß mit von zu zwingen. Und so oft wir einen Eingeborenen seinen den verschiedensten Theilen der Union Zustimmungsschreiben eigenen Behörden ausfolgen, so überliefern wir ihn, mit von dort lebenden Deutschen einliefen. Unter diesen hebe beinahe voller Gewißheit, einer oder mehreren dieser Folter- ich eines aus, weil es aus Austin in Texas, also aus dem arten, abgesehen von dem Endurtheil, welches über ihn ganz entgegengefeßten Ende der Republit stammt. Der berhängt wird. Solche Dinge, wie wir sie eben besdrieben Briefschreiber aus Teras sagt nun, daß was Hr. Beder haben, kommen beinahe täglich eine Tagreise von uns ent: aus Chicago über amerikanische Zustände geschrieben habe, fernt, vor. Und dennoch halten wir es für unsere Pflicht, ihm und vielen Anderen aus der Seele gesprochen sei. „im Einklange mit dem Vertrage, die internationalen Der Güte dieses texanischen Deutschen verbanke ich audy Verpflichtungen zu beobadyten.“ 3st je mehr Heuchelei die Einsendung einer Probe transatlantischer Polemit, und Scheinheiligkeit beurkundet worden, als in unserem welche ich troß ihres unerhörten Inhaltes als die berebtefte Mitleiden mit den armen Afrikanern und in unseren Jllustration der das Niveau der deutschamerikanischen wüthenden Ausfällen gegen die sklavenhaltenden ameris Journalistik und ihres Publikums bezeichnenden Bildung kanischen Staaten, während wir viel ärgere Dinge in hier folgen lasse. Sie ist bem, Teras Staats-Bulletin" China dulden, ohne Notiz davon zu nehmen! Es ist gewiß vom 6. Juni 1874, herausgegeben von C. v. Bödmann höchste Zeit, daß es anders werde. Im Namen der ge- in Austin Teras entnommen. Man lese und höre: meinen Menschlichkeit fordern wir die Colonial-Regierung

(Bon unserem Special-Berichterstatter.) auf, Maßregeln zu ergreifen, damit von unserer Flagge die Schmach weggenommen werde, daß fie sich an solchen

Reu.Braunfels, den 3. Juni 1874. teuflischen Geschehnissen betheiligt.“

Auf meiner Reise von Austin nach Neu: Braunfels Zu dieser so wohlgemeinten Aufforderung können wir zwang mich ein Gewittersturm in „Dntel Toms Sabin“ nur Amen sagen, umsomehr, als wir eben lesen, daß die Zuflucht zu nehmen. Onkel Tom und Tante Lucy nahmen chinesischen Behörden eine Militärberschwörung in den mich sehr freundlich auf. Wir sprachen über die künftige Lagern bei Tientsin entdeckt, die Rädelsführer verhaftet Ernte, 'als plößlich unser Gespräch durch Kindergeldrei und der Tortur überantwortet haben, um Geständnisse und Schweinegrungen unterbrochen wurde. Dnkel Tom von ihnen zu erpressen.

und ich liefen gleich zu dem Drte des Aufruhrs, welcher eine dunkle Ecke der Hütte war, und hier war id Zeuge

einer komischen Scene: . Zwei junge, künftige Senatoren Probe aus eiurm texanischen Zeitungs- Federkrieg.

von schwarzer Hautfarbe hielten jeder mit einer Hand ein

junges, eben aus der Pfüße zurückgekehrtes Schwein, bei Als Schreiber dieser Zeilen vor einigen Monaten die einem der vier Füße und mit der andern Hand hielt jeder nordamerikanischen Preßzustände in diesen Spalten zur ein Ende eines Zeitungsblattes, welches das ,he kabiste Sprache brachte, erhob fich in den Reihen der trans: labeton, der Sankapfel war, und welcher Schreden atlantischen deutschen Journalistik, wie vorauszusehen war, augenblicklich sah ich, daß es die 31. Nummer des ein großer Lärm, und eine Serie von allerdings sehr fünften Jahrganges der wöchentlichen „Teras Poft" war, untergeordneten journalistischen Organen hielten es für welche von jungen künftigen Senatoren schwarzer Haut


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über jene Spannkraft verleiht, so daß minderheißer Wasser: und alles Lockere der etwaigen Kraterwandung mit nach dampf fidh alsbald wieder in Wasser verwandeln müßte. oben reißen, überhaupt diejenigen gewaltigen explosiven Von jener Tiefenstufe eine Strecke aufwärts würde ein Erscheinungen hervorrufen wird, vor welchen der schwache Spiel von Dampfströmung und Wasserbildung eintreten, Mensch im Gefühle seiner Dhnmacht staunend, bewundernd ohne daß unter dem Drude der mächtigen Wassersäule und zagend steht, und die wir oben, wo wir nur die und dem Drude jener Dampfbildung selbst sowohl hier flüssige Lava vor uns hatten, eben nocy vermißten. als tiefer hinab eine wirkliche Scheidung von Wasser und Dabei läßt sich etwas Anderes kaum annehmen, als sich bildendem Dampf oder Gas stattfände. Es würde der daß beim Beginn einer Eruption noch keine flüssige Lava nach dem Andrews'ichen Versuche für wahrscheinlich erach- den Krater erfülle, sondern hauptsächlich Wasser, welches tete Zwischenzustand zwischen dem gasförmigen und dem von oben und auch wohl durch seitliches Eindringen in flüssigen eintreten, oder vielmehr ein Zustand höchster dem Krater fich angesammelt hat, neben den aus früherer Compressibilität des Dampfes als solchen. Dieses eigen- Zeit darin vielleicht erstarrten älteren Lavamassen. thümliche Verhalten würde aber auf die ganze noch übrige Sind es bloß Wassermafien, welche den Krater ers Tiefe fich erstreden, was der Annahme gleichkäme, daß füllen und deren Drud von der Spannkraft des aus dem Wasser in jegliche Tiefe der Erde bis zu deren feuer: überhißten Wasser sich entwickelnden Dampfes zu über: flüssigem Innern zu bringen vermöge. Somit werden wir winden ist, so wird die Dampfexplosion immerhin noch in aber mit dieser Annahme dem Innern der Vulkane selbst ziemlicher Tiefe unter dem obersten Wasserstande vor fich uns zuwenden dürfen.

geben. Die Temperatur des Tiefsten der Erdrinde ließen Da nach tausenden von Beobachtungen die Gesteine wir zu 20000 C. gelten mit einer Spannkraft des Wasser: ausnahmslos mehr oder minder zerklüftet oder in größern dampfes von 2404 Atmosphären. Dieser Druck entspricht und kleinern Partien für Wasser durchlässig sind: so fönnen einer Wassersäule von 31/2 Meilen, über welcher Tiefe wir nun die Behauptung gelten lassen, daß an zahlreichen daher die Erplosion des aufsteigenden Wassers vor sich Stellen der Erde in Kanälen, welche, wenn auch in gehen muß, wenn eben nur Wasser den Krater von oben mannigfachen Krümmungen, die Erdkruste durcleßen, herein erfüllt. Dagegen ist die Schwere der geschmolzenen Wasserverbindungen zwischen der Oberfläche und dem Lava als die 21/2fache derjenigen des Wassers anzunehmen, glühend flüssigen Kern der Erde bestehen, in denen das so daß der Drud einer um dieses Vielfache kürzeren Lava: Wasser die den verschiedenen Tiefen entsprechenden Tem: säule jenem Wassersäulendruck entspricht. Wasser des Erdperaturen annimmt. Was wird nun aus diesem Wasser? Innern, welches dem Drud einer ununterbrochenen Labas Wie sich dasselbe zu dem flüssigen Erdkern verhalte, ob, säule unterliegt, wird daher in demselben Verhältnisse als leichtere Masie, eß auf diesem schwimme, oder, wie höher hinauf, nämlich bis zu 1/5 Meilen unter den oberen Professor Scheerer in Freiberg meint, eine Verbindung Rand der brüdenden Lavafäule, zu steigen vermögen, ehe mit ber im Schmelzflusse befindlichen Erdmasie eingehe, es eine Dampferplosion verursachen wird. sich mit derselben zum mindesten mische, wollen wir vor: Daß von oben oder seitlich hinzutretendes Wasser sich erst dahin gestellt sein lassen. Wenn wir uns aber vor: ohne weiteres in Dampf verwandeln könne, wenn es in stellen, daß flüssige Lava in irgend einer Erdspalte, in einer höhern Rraterregion mit aufsteigenber glühender Lava irgend einem Vulkane, emporgepreßt werde, so werden in Berührung kommt, unterliegt keinem Zweifel; immerhin wir dieß nicht weniger auch hinsichtlich derjenigen Wasser: wird aber der Explosionsherd des vor dem Aufsteigen der masse gelten lassen müssen, welche mit der Lava in Be: Lava mit dieser in der Tiefe in Berührung sich befunrührung, wohl gar mit derselben gemischt oder verbunden denen Wassers innerhalb der beiden Grenzangaben von ist, ohne daß bei diesem Emporsteigen, wenn wir den Vor: 342 und 145 Meilen Tiefe zu suchen sein, je nachdem der gang nicht allzu langsam annehmen, von der in der Tiefe Dampf des überhißten Wassers eine Wassersäule, oder eine dem Wasser zugewachsenen Hiße ein Bedeutendes bem- Lavasäule, oder etwa theilweis das Eine und Andere zu selben wieder verloren gehen wird. Es wird das War: überwinden hat. Daß nach längeren Ruheperioden die ser mit gleider Hiße wie die Laba aus dem Erd: Eruptionen sehr heftig werden und insbesondere von lang Innern emporft eigen.

andauernden Dampfentwidelungen begleitet sind, spricht Bis zur Erdoberfläche wird jedoch das überhißte Wasser ganz besonders bafür, daß während folcher Ruheperioden nicht als Wasser emporzubringen vermögen, indem viel: große Mengen Wassers sich in den Kratertiefen ansammeln, mehr, sobald dasselbe in einen Horizont der Erdrinde ge: sei es, daß fie in dortige Spaltenräume eindringen, welche langt, in welchem die Spannkraft des Wasserdampfes den durch Erkaltung und Zusammenziehung der Lava entstehen, Druc des darüber lastenden zu überwinden im Stande oder daß sie in damit in Verbindung stehenden seitlichen ist, es hier mit der ganzen Energie der Spann: Höhlungen sich verhalten, dem Krater zufließend, wenn traft des feiner Temperatur entsprechenden die vulkanische Thätigkeit dieß veranlaßt. Professor Ehren: Dampfes augenblidlid fich in eine Dampfsäule ber: berg hat in vulkanischen Auswurfsmassen auch kleine Dr: wandeln und in diesem Zustande alles darüber Befindliche ganismen, Diatomeen, gefunden, was dafür spricht, daß

Ausland. 1876. Nr. 8.


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auch in die Krater oben eindringendes Wasser wieder aus: 1 machen. Er findet dort einen Volksstamm von uraltem geworfen werden kann. Selbstverständlich müssen wir da: Charakter, in dessen Geistesfluge viel Poetisches ist, welcher von absehen, all die verschiedenen Möglichkeiten des Su- die Vortrefflichen seiner Vorzeit, unter Begleitung des sammentreffens von Lava und Wasser in der Tiefe zu er: monotonen nationalen Musikinstruments, der Ahorn-Gusla, mitteln und zu besprechen, da bei der Schwierigkeit, welche, befingt; bei welchem das rohe Aeußere häufig männliches wie leicht begreiflich, sich der Erforschung aller verschie- Selbstgefühl und anziehende Innigkeit verhüllt. denen Vorgänge im Erd-Innern entgegenstellt, solches doch Nach der 1840 durchgeführten Volkszählung betrug die niçit gelingen möchte. Genug also, daß wir die im Ein: Gesammt: Bewohnerzahl Serbiens 830,182. Die lekte gange gestellten beiden Fragen insofern für gelöst eraditen Volkszählung im Jahre 1866 ergab die Zahl 1,216,125, können, als wir gefunden haben, wie die gewaltige 'mecha: also binnen 26 Jahren einen Zuwachs von 385,943, was nische Wirkung und die zur Wahrnehmung kommende un- 461/2 Proc. entspricht. Der jährliche Zuwachs beträgt geheuere Hiße der vulkanischen Erscheinungen fich erklären demnach ungefähr 18/10 Proc. Denselben Jahreszuwachs lassen.

auch für die folgenden Jahre angenommen, würde die Wenden wir hiernach den Blic speziell auf die Ent: Bevölkerung Serbiens Ende 1874 1,391,233 oder in runder stehung von Vulkanen, so werden wir nach dem Dbigen Summe 1,400,000 Seelen betragen haben. den Druck der Erdrinde als die wichtigste nädyste Ursache In Serbien wird die Gesammtbevölkerung wie fast in derselben anzusehen haben. Findet nun folder Drud statt, allen Ländern Europa's von verschiedenen Nationalitäten so wird an der Stelle des geringsten Widerstandes ein gebildet. Es müssen vor allen drei Racen und Sprachen Nachgeben der Erdrinde eintreten, und da zu allen Zeiten unterschieden werden: die serbische, die bulgarische und die die Abkühlung und Zusammenziehung des Erdballes zu: rumänische. Außer diesen verdienen noch die Zigeuner gleich Spalten der Erdrinde gebildet haben mag, fo werden und Zuden einige Beachtung. Die wenigen Einwohner vornehmlich die daraus hervorgegangenen größeren Spalten anderer Nationalitäten sind zugleich Angehörige fremder die Stellen solchen geringsten Widerstandes sein. Dieß Staaten. Betrachten wir vor allen anderen die erwähnten Verhalten zeigen uns all die Reihenvulkane der Erde, drei Voltsstämme. 3. B. diejenigen längs des Westens von Amerika, vom Süden A) Die Serben. Das rein serbische Element findet bis zum Norden daselbst, welche sämmtlich auf einer groß sich in Dalmatien, der Herzegovina, Montenegro, einem artigen solchen Spalte sich befinden. (Schluß folgt.) Theil des sogenannten Alt-Serbien, in Bosnien, endlich in

Serbien, hier aber nur in den westlichen Bezirken, unge: fähr bis an die Morava, rein, je weiter östlich immer

mehr von Bulgaren und Rumänen überwuchert. Profeffor $zabó's Reise in Serbien.

Die reine serbische Volksart zeichnet sich durch hohen In der ungarischen geologischen Gesellschaft zu Pesth schlanken Wuchs, regelmäßiges Gesicht, kraftvolles, mäßiges las Prof. Josef Szabó unlängst einen interessanten Bericht Naturell, Nüchternheit und hervorstechende Gastfreundschaft über seine jüngste, 1874 ausgeführte Reise in Serbien, aus; der Arbeit aber ist sie nid)t sehr hold, weßhalb sie welche ihm reichlich Gelegenheit zur Sammlung ethno: auch an Wohlhabenheit nicht zunimmt. In Serbien ist die graphischer und geographischer Bemerkungen bot. Szabó serbische Race die herrschende; fie liefert die Staatsbeamten hatte, wie wir dem Pesther Lloyd entnehmen, schon früher und überhaupt alle Factoren des öffentlichen Lebens. Die wiederholt Serbien in geologischer Hinsicht durdyforsyt, officielle Staatssprache ist die serbische; sie ist zugleich die und zwar mit besonderer Rüdsidytnahme auf dessen vuls Sprache der Gemeinden und der Volksschule, ohne jegliche kanische Gebilde, welche stellenweise nur durch die Donau Rücksichtnahine auf die verschiedenen Nationalitäten. unterbrochen, vom füblichen Ungarn her auf serbisches B) Die Bulgaren. Das bulgarische Volt ist ein Gebiet hinüberstreichen, während an anderen Stellen das flavischer, aber von den benachbarten Serben in vieler Terrain Serbiens fich wie ein erhöhter Saum des großen Hinsicht verschiedener Stamm. Die Verschiedenheit ist schon ungarischen Alföld ausnimmt, so daß wir dasselbe in oro: an den Idiomen der beiden Stämme wahrnehmbar, welche graphischer Hinsicht als zum ungarischen Gebiete gehörig nicht Mundarten einer und derselben Sprachen, sondern betrachten können.

wirklich verschiedene, wenn auch verwandte Sprachen sind. Wer bloß großartige Landschaften und überraschende Die bulgarische Race charakterisirt ein mehr kleiner und Naturschönheiten sehen will, der gehe nicht nadi Serbien; untersekter Körperbau und von denen der Serben ber: es gibt zwar auch hier reizende Gegenden, sie erheben sich schiedene Gesichtszüge (Folge der Vermischung der älteren aber nicht über das Mittelmaß. Auch derjenige gebe dorthin flavischen Einwohnerschaft mit dem später hereingekommenen nicht, der den Orient zu studiren wünscht; von Serbien und allmählig slavisirten finnisch-tatarischen Bulgarenvolke). ist der wirkliche Drient noch weit entfernt, vielleicht so Besonders hervorstechend aber ist die Arbeitsamkeit und weit, wie der wirkliche Dccident. Aber wohl gehe dorthin der Ameisenfleiß dieses Stammes und dessen Bereitwilligkeit, derjenige, dessen Aufgabe ist, ethnographische Studien zu die größten Entbehrungen zu ertragen, um nur sein Ver


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bringen, besonders wenn man es bedenkt, daß die indos ! leßte Karte Livingstone's aus den Händen der Araber in europäische Internationalbahn, und das ist eine Bahn über Sicherheit gebracht hatte, da durfte die europäische Welt Drel und Saratow, keine Concurrenz noch auf lange Zeit hoffen, daß, wenn auch der große Entdecker Centralafrika's befißen wird, wenn sie je eine ernstliche erhält. Der nur als Leiche in ihren Schooß zurückkehrte, doch seine Seeweg um das Cap der Guten Hoffnung kann sie ihm Thaten, die Ergebnisse seines mühevollen Lebenswerkes nicht bieten, auch nicht der durch den Kanal von Suez in der Wissenschaft ihre reichen Früchte tragen würden. führende, sowohl durd, den Preis des Transports, als Leider entspricht der Erfolg keineswegs diesen Erwartungen. auch durch die Erhöhung von Prämien, sowohl bei Lebens: Die ersten Referate, welche in englisden Blättern 1 über versicherungen als von Waarenasekuranzen. Auch ist die das Livingstone'sche Reisewerk 2 erschienen, mußten bereits Fahrt auf Eisenbahnen viel kürzer und viel schneller als in den Augen jedes Renners centralafrikanischer Geographic auf dem Meere, so kostet zum Beispiel, die Affekuranz eine peinliche Ungewißheit darüber zurüdlassen, ob dieses nicht mit eingerechnet, von Odessa bis Bombay ein Billet vielversprechende Bud so wesentlich hinter den gehegten 66-395 Rubel, auf der Eisenbahn würde es nur 46 bis Erwartungen zurüdbleibe, oder ob nur etwa der Referent 138 Rubel kosten. Freilich, bei der Fahrt auf Dampf: es nicht verstanden habe, das wirklich Wissenswerthe aus idhiffen, werden drei Rubel täglich Kostgeld per Person in demselben hervorzuheben. Nachdem aber nunmehr ein der Sajüte erster Classe berechnet, was für die Reise wissensdaftlic jo bodistehendes Blatt, wie die ,,Nature“ 3 155 Rubel auðmadyt, so daß der Plaß eigentlich nur, mit ihre Berichte über die Livingstone'schen Tagebücher gebradyt Abzug der 155 Rubel, 240 Rubel kostet, doch ist 240 hat, und dieselben nahezu die gleiche entseßliche Dede und Rubel bedeutend mehr als 138, selbst wenn man die fünf- Leere an neuen geographisden Daten erkennen lassen, wie mal wenigstens fürzere Zeit nicht rechnet.

ihre Vorgänger, so kann leider ein Zweifel darüber nicht Wir wollen in weitere Zahlenrechnungen nicht eingehen, mehr obwalten, daß wir in dem Reisewerke selbst die Quelle sondern hoffen, daß der verhältnißmäßig so kurze, in jener Mängel zu erblicken haben. Wenn es erlaubt ist, politisch-ökonomischer Hinsicht jedod so wichtige Landweg, aus einem Referate über das Originalwerk einen Schluß resp. Eisenbahn baldigst in Angriff genommen wird, da diese zu ziehen, und bei einem Referate der „Nature“ halten Bahn, deren Herstellung im Vergleid, mit so manchen andern wir dieses für wohl gestattet, so bieten Livingstone's so billig zu stehen kommt, und ba, nach deren Vollendung Tagebüdyer das gleiche trostlose Bild, wie die Bericite der Ertrag sämmtlicher nach Dsten führender Eisenbahnen und Briefe, welche wir in den leßten Jahren seines Lebens in einer noch nicht zu berechnenden Weise sich steigern aus Centralafrika von ihm zu erhalten gewohnt waren; muß, weil sie dann keine Sadbahnen mehr bleiben, die kostbaren Seiten, von denen jeder Quadratcentimeter sondern sich ihre Bedeutung zur Größe von Weltbahnen mit Gold wäre aufzuwiegen gewesen, verschwendet in erheben wird. Sie werden zum Verbindungsgliede eines Klagen über die ungenügende Vertretung seiner Angelegen: eisernen Schienenstranges, welcher die Welt umschließen, fie heiten in Großbritannien und an der ostafrikanischen Küste, aber nicht knechten, sondern die zahlreichen Völkerschaften mit Verwünschungen über den Sklavenhandel, welchem er, Mittelaftens befreien und der Bildung zurückführen wird; eine traurige Jronie auf seine philanthropischen Ideale, und diese Eisenbahn kann, bei der Leichtigkeit sie herzu: über- und überall begegnen mußte, wohin nur der nimmer: stellen, schon in fünf Jahren hergestellt und dem Betrieb

müde Fuß durch den schwarzen Erdtheil ihn trug; mit übergeben sein!

P. F. Schwärmereien von Besserung afrikanischer Zustände, von

Gefittung, Civilisation, von Freiheit, Frieden und Christen:

thum! Dazwischen dann wohl gelegentlich einmal die fivingftoue's Tagebüger.

Schilderung einer Landsdaft, eines Volkes, welche jedoch,

weil außerhalb des festen Rahmens einer vollständigen Raum jemals wurde das Erscheinen eines Buches mit Reisebeschreibung stehend, nur einen bedingten geogra: größerer Ungeduld, mit lebhafterer Spannung erwartet, phischen Werth behaupten; die positiv geographischen Daten als jenes der Tagebücher von Livingstone's dritter, großer spärlich, zerstreut, lückenhaft, nicht selten widersprechend. Afrifareise. Die Rettung seiner Aufzeichnungen, soweit Wenn wir es unternehmen, gestüßt auf die oben er: fie den Zeitraum vom Jahre 1866 bis zum Beginne des wähnten Berichte der „Nature“ einen gedrängten Abriß Jahres 1872 umfassen, nach England, wo sie bis zur der siebenjährigen leßten Reise Livingstone's, d. i. die Rüdlehr oder bis zum Tode Livingstone's unter Siegel

1 3. B. im „Weekly Scotsman“ vom 19. December 1874. ruben sollten, wurde als das hervorragendste Verdienst 2 The Last Journals of David Livingstone in Centralvon Stanley's fühnem Zuge an den Tanganyifasee ge:

Afrika, from 1865 to his Death. Continued by a Narrative priesen; und als dann Lieutenant Cameron Bon Living

of his last moments and sufferings, obtained from his

faithful servants, Chuma and Susi. By Horace Waller, stone's treuem Gefolge dessen leßte, bis auf wenige Tage

F. R. G. S., Rector of Twywell, Northampton. In two vols. vor seinem Tode fortgeseßte Reisenotizen in Empfang ges

With portrait, maps and illustrations. London. J. Murray 1874. nommen, als er vollends in Ujiji die leßten Papiere, die

„Nature“ 1874, Nr. 269 und 271.


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Mit Recht, wie uns dünft, macht Hr. Planchon darauf aufmerksam, daß das Wort Acclimatisirung falsche Vor: stellungen zu erwecken geeignet sei, und auf einem tiefen Verkennen der wahren Natur, so zu sagen des Temperamentes der Pflanze beruhe. Diese Pflanzen werden ein: geführt und naturalisiren fich, wenn man will; aber diese Anpassung geschieht unter allen Umständen sehr langsam, schrittweise, durch abgestufte Auswahl von Individuen auf einander folgender Generationen, durch das Entstehen von Racen oder localen Varietäten, welche erfahrungsgemäß am geeignetsten sind, sich den besonderen Verhältnissen des Klima's und der sie umgebenden Mitte anzuschmiegen.' Rann man in der Naturalisation selbst mehrere Abstufungen unterscheiden, so gibt es noch unter derselben zwei Kate: gorien, nämlich jene solcher Pflanzen, welche dem Menschen und den Hausthieren folgen, sich nie von diesen entfernend, dann jene, welche zu ihrem Fortkommen in fremdem Lande, sei es in wildem, sei es in zahmem Zustande, unerläßlich der Pflege des Menschen bedürfen.

Zu der leşteren Gattung gehört bis nun der Eucalyptus globulus, wenigstens im äußersten Süden Europa's und im nördlichen Afrika. Der Baum ist dort eingeführt, im Großen cultivirt, jedoch noch nicht naturalisirt. Wir finden ihn aber noch außerdem am Cap der guten Hoff: nung, in den La Plata Staaten, in Californien, auf Cuba u. 1. w. In Algerien fand er seit 1854 Eingang, in bewußter Weise jedoch erst seit 1861, als der obgenannte Hr. Ramel Samen aus Melbourne dahin brachte. Bald brach ein wahres Eucalyptusfieber aus, jedermann wollte den schönen Baum haben und in tausenden von Erem: plaren nahm er vom algerischen Boden Befiß. Heute ist er dort zu Hause und säumt majestätisch die Straßen ein, die er in ihrem Werden gesehen. Wie die Agave und Dpuntie scheint er für Algerien wie geschaffen; weniger behagt es ihm an den nördlichen Gestaden des Mittel: meeres. Im südlichen Frankreich, im Languedoc und in der Provence verspricht sich Hr. Planchon, auf Grund lang: jähriger Versuche. und Erfahrung, nichts von ihm zur Wiederbewaldung und zum Austrocnen der Sümpfe. In der öftlichen Provence ist der Eucalyptus seit 1858 eins geführt und zwischen Cannes und Monaco gedeiht er inmitten des fahlen Graugrün der Dlivenbäume und der schirmartigen Kronen der italienischen Pinien. Hier ist der Eucalyptus eben so naturalisirt wie in Algerien. Für die Einbürgerung des nüßlichen Gewächses auf beiden Seiten des Mittelmeeres ist die bekannte Fürstin Dora d'Istria sehr thätig. Gegenwärtig stellt man Versuche mit dem Eucalyptus globulus auch in Rom an. In dem wegen seiner Malaria gefürchteten Kloster Tre Fontane bei Rom, einem der ver: rufensten Orte der Campagna, sah Schreiber dieser Zeilen im April 1874 junge Eucalyptus-Pflanzungen, von den dortigen französischen Trappisten - Mönchen gezogen und gepflegt. Dagegen sind die im Jahre 1865 im botanischen Garten zu Pampelmousses auf der Insel Mauritius gepflanzten

Eucalyptus - Stämme idon 1868 wieder zu Grunde gegangen. Der Baum vermag den heftigen Stürmen nicht zu widerstehen, welchen diese Insel ausgeseßt ist.

In ihrer Heimath erreichen mehrere Eucalyptus-Arten eine fabelhafte Höhe. Baron Ferdinand v. Müller berichtet von einem Eremplare von Eucalyptus amygdalina, welches bei seiner Höhe von 152 Meter noch die Pyramide des Cheops, das höchfte Bauwerk der Erde hätte beschatten können. Die riesigsten Sequoien (Wellingtonia gigantea) von Calaveras in der Sierra Nevada Californiens übersteigen nicht 76-98 Meter. Der Eucalyptus globulus erreicht nun zwar gerade nicht so außerordentliche Dimen: fionen, aber sein Stamm kann noch immer kolossale Bretter liefern. Da sein Holz burch Solidität, Zähigkeit und Dauerhaftigkeit sich auszeichnet, so wird es mit Vortheil zur Herstellung von Schiffskielen verwendet. Gewisse harzige Bestandtheile fichern das Holz sowohl gegen die Angriffe des Seewassers, als auch der Erde. Merkwürdig ist auch das überraschend rapide Wachsthum des Baumes, welches sonst bei so dichter Tertur des Holzes eine Seltenheit ist. Vorzüglich in den ersten Jahren ist dieses Wachsthum unglaublich rasch, dauert aber der Höhe nach bis achtzig Jahre an; nach dieser Zeit nehmen die meist sehr geraden Stämme nur mehr im Diameter zu. Die Stämme bleiben bis hoch hinauf nackt und senden nur ganz oben Aeste aus, welche eine kleine bünnbelaubte Krone bilden.

Fieberbaum, so nennen die Spanier zu Valencia all: gemein den dort 1860 eingeführten Eucalyptus, wegen seiner fieberzerstörenden Eigenschaften. Thatsache ist es, daß die Länder, wo dieser schöne Baum einheimisch ist und größere Waldbestände bildet, sich eines sehr gesun: den Klimas erfreuen. Man hat aber auch wirkliche Be: weise, daß die Anpflanzung des Eucalyptus in morastigen Gebieten sich wirksam gegen die Sumpffieber erweist; diese Erfahrung machte man am Cap, in den Provinzen von Cadix, Sevilla, Cordoba, Valencia, Barcelona, auf Corsica und in Algerien. In Pardock, wenige Meilen von der Stadt Algier, lag an den Ufern des Famyse eine wegen ihrer Fieber berüchtigte Farm, wo die Menschen wie Fliegen in der pestilenzialischen Luft starben. Im Frühjahre 1867 pflanzte man dort 1300 Eucalyptus-Stämmchen, und be: reits im Juli Beffelben Jahres, in dem Monate, in welchem sonst das Fieber seine Dpfer fordert, kam nicht ein einziger Krankheitsfall vor, obgleich die Bäumchen erst 9 Fuß hody waren. Seitdem ist der Plaß bis heute auch fieberfrei geblieben. In der Umgebung von Constantine war die Farm Ben Machydlin eben so übel berüchtigt; ringsum dehnten fidh Sümpfe aus, die selbst in den heißesten Som: mern nicht austrodneten. In fünf Jahren jedoch wurde die sehr ausgedehnte Fläche durch 14,000 Eucalyptus: bäume völlig ausgetrocknet, und der Gesundheitszustand der Bewohner ist dadurch ein vortrefflicher geworden. Ebenso ist Gue bei Constantine, ein gleichfalls wegen seines Fiebers verrufener Drt, der jeßt von einem Eucalyptus: walde parfartig umgeben ist, nun gesund und fieberfrei. Der Abbé Felix Charmetan meldet, daß zu Maison-Carrée in der Nähe des Harrasch die Eucalyptus: Anpflanzungen den Gebrauch von Chinin überflüssig gemacht haben. Endlich wird Gleiches von der Insel Cuba und aus Mexico berichtet. Im Departement des Var in Südfrankreich liegt eine Eisenbahnstation inmitten einer höchst ungesunden Gegend; seit bei biesem Drte aber 40 Eucalyptusbäume gepflanzt wurden, ist er durchaus gesund. 1 Diese That sachen berechtigen wohl zu der Hoffnung, daß es dem Euca: lyptus gelingen fönne, auch die Campagna di Roma von ihrer Malaria zu befreien, und Garibaldi, der sich jeßt mit dieser Frage eifrig beschäftigen soll, würde vielleicht gut thun, seine dießbezüglichen Unternehmungen mit einem Besuche bei den Mönchen von Tre Fontane zu eröffnen. Wechselfiebern gegenüber zeigte sich der Eucalyp: tus in vielen Fällen heilsam, und befißt er überdieß noch desinficirende sowie antiseptische Eigenschaften. Die Destillation der Blätter, so wie aller sonstigen Theile des Baumes ergibt eine ölige Essenz, deren physiologische Wirkungen Dr. Gimbert an Kranken und Gesunden forg: fältig studirt hat. Das Merkwürdigste an diesen Erfah: rungen ist nicht nur, daß der Eucalyptus das Fieber vers treibt, sondern die Eigenschaft befißt, das Zehnfache seines Gewichtes an Wasser aus dem Boden aufzunehmen und Kampherdüfte auszuströmen. Diese starke Saugkraft seiner Wurzeln macht, daß, in sumpfige Gegenden gepflanzt, er diese balb troden legt. Endlich gehören Harze zu den Producten der Eucalypten, welche davon ihren Vulgär: namen Gummibäume erhalten haben.


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lichen Entschluß, statt ihm zu folgen, den Versuch zu Er verließ im August 1861 Adelaide und zog durch das machen, auf Gregory's Wege längs des Strzeledi Creek Bergland von Südaustralien und über die Seebeden an die Hirtenstationen von Sübaustralien zu erreichen. In seinem Ende in das Delta-Land des Cooper, dessen zahl: ben furchtbaren Einöden, die er dabei zu durchschneiden reiche Seebecken und Flußläufe er, von der günstigen hatte, wurden die geringen Hilfsmittel der Reisenden bald Witterung unterstüßt, genau untersuchte, ohne jedoch den verbraucht und die Weiterreise unmöglich; wie die Ein: Zusammenhang derselben verstehen zu können. Da er geborenen zu leben waren sie nicht in Stande, fo rafften aber idon hier von Burke's Ende unterrichtet wurde, be: Erschöpfung und Hunger im Juli 1861 Burke und Wille schloß er, sich in das Innere gegen Nordwesten zu wenden, hin, nur einer ihrer Gefährten wurde durch die Gastlichkeit übersdyritt die steinige Wüste und stieß auf den Fluß und Freundlichkeit der Ureinwohner erhalten.

Burfe, dem er eine Strede gegen Norden folgte. Seine Auf diese Runde wurde sogleid) eine neue Expedition Abfidit, auf das rechte Ufer hinüber zu gehen, hinderte ausgerüstet und unter Howitts Leitung abgesandt, ihm jedoch das plößliche Austreten des Flusses, das ihn zuleßt Hilfe zu bringen. Er kam im September 1861 am Cooper nöthigte, auf das höhere Land im Dsten des Thales fich an, wo er durch den geretteten Gefährten Burke's von zurückzuziehen, und ihm nur gestattete, seinen Weg längs dessen und Wills Tode unterrichtet wurde. Auf einem des überschwemmten Landstrides gegen Nordosten zu nehmen; zweiten Zuge, Juni 1862, brachte er die sterblichen Ueber: so gelangte er bis zu den Quellen dieses Flusses, dessen reste beider Männer nach Melbourne.

Bedeutung erst durch ihn klar geworden ist, und überstieg Che aber noch Burke's Tod bekannt geworden, wurden dann den Landrüden von Carpentaria östlicher als Burke. rasch nicht weniger als drei Expeditionen ausgerüstet, Am Nordabhange dieses Rückens ging er über den Clon: zwei in Queensland und eine in Südaustralien, ihn auf: curry, kam dann in das Thal des Flusses, dem Gregory zusuchen. Die erste verließ im August 1861 die Moreton: den Namen Leichhardt gegeben hat, und erreichte an ihm Bai und begab sich zur See nad dem Grunde des Car: den Golf; da er aber hier keine Europäer mehr fand, pentaria - Golfes, wo der Führer derselben, der Colonist sah er sich genöthigt, den Weg nach Queensland einzu: Landsborough, am Albert: Flufje landete und von da einen fchlagen, und erreichte glüdlich durch das Quelland des Zug gegen Süden in das Innere unternahm, auf welchem Gilbert und das Thal des Burdekin die Stadt Bowen. er den Gregory, einen Zufluß des Nicholson, und seinen Wenige Jahre später, 1864, besuchte der Colonist Hauptarm, den Dshanassy, erforschte, dann durch die M’Intyre das Land nördlich vom Barku; er ging vom Barkly: Ebenen zum Herbert vordrang und seinem Bett Darling zu einem 1862 von Neilson entdecten Nebenfluß gegen Süden folgte, bis ihn der Wassermangel zur Rück: desselben, dem Paru, von da im Juni zum Barku und kehr nöthigte. Da inzwischen Spuren von Burke am weiter auf einem neuen Wege, der zwischen denen von unteren Flinders entbedt waren, begab sich Landsborough Madinlay und Landsborough in der Mitte liegt, durch im Februar 1862 vom Albert dahin, untersuchte den die Bergzüge, welche die Wasserscheide zwischen dem Burke Flinders bis an seine Quellen und überstieg die Wasser: und Thomson bilden, zum Landrücken von Carpentaria ideide, welche ihn von den Zuflüssen des Thomson trennt, und über diesen zum unteren Flinders; den Rückweg nahm welchem Fluß er darauf durch die Bowen Downs nach er über den Thomson. Seine zweite Reise hat, da er Süden bis zu seiner Mündung in den Barku folgte und dabei, wie oben erwähnt, am Flinders starb, keine Er: darauf längs des Warrego den Darling erreichte.

folge gehabt. 1865 besuchte Landsborough von Rods Im September 1861 folgte Walker Landsborough hampton in Queensland aus die Stationen am Thomson allein auf dem Landwege. Er zog zunächst von Rods auf einem kürzeren Wege, der vom Nogoa in gerader hampton den Fißroy aufwärts bis an seine Quelle, dann | Linie zum Flusse Alice führt, und kehrte nördlicher auf hinüber zum Barku und an diesem eine Strede abwärts, einer Straße, welche die Heerden befißer schon entdeckt bis er sich nach Nordwesten in das Innere wandte, östlich hatten, von den Bowen Downs über den Fluß Belyando vom Thale des Thomson, dessen östliche Zuflüsse er durch: nach Bowen zurüd; 1868 erforschte derselbe Reisende die schnitt. So erreichte er die Quelle des Flinders und nahm Umgegend der Mündung des Flinders in den Carpentaria: nun seinen Weg weiter gegen Nordwesten, bis er auf Golf.

. den großen Zufluß des Flinders stieß, der jeßt gewöhnlich Die dritte Durchschneidung des australischen Continents Norman genannt wird; ihm folgte er, bis er auf den von Südaustralien aus ist einzig das Werk des J. Mac: früher von Gregory eingeschlagenen Weg stieß, auf dem donald Stuart, dem sich der Gedanke aufdrängte, den er zum Albert zog und dann den Rückweg so, wie Gre: Versuch zu machen, von hier aus in das Innere des gory, über das Thal des Burdekin nahm. Durch diese Continents einzudringen. Dazu verließ er mit einer dürfUnternehmung find Landsboroughs Entdeckungen bestätigt tigen Ausrüstung im März 1860 den in das fübliche Ufer und erweitert worden.

des Eyre Sees mündenden Chamber Creek und zog auf Wichtiger ist die dritte Expedition geworden, welche ! schon erforschten Wegen anfangs gegen Nordwesten durdy unter der Leitung des Südaustraliers M'Kinlay stand. I das Thal des Flusses Neale. zu dem des Frew, darauf


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der reiche Adel und die bedeutende Garnison über die ; dem Flaneur eine reiche Ausbeute, soferne er den verweiten Pläße und Prospecte verbreitet, obgleidder Ver- schiedenen prächtigen Auslagen der Magazine, den Passagen kehr der Straße auch ohne diese an Lebhaftigkeit nichts zu und Kaufhäusern, bis hinab zu den schwimmenden Fisch: wünschen übrig läßt. Allein der Hof war bekanntlich im í buden und Holzmassen auf der Fontanka seine Aufmerk: Juni- Monate mit geringen Ausnahmen im Auslande, samkeit denkt. Die schönsten und geschmadvollsten Läden die sämmtlichen Regimenter des in Petersburg stehenden bietet wohl der Newsky-Prospect, vom Admiralitätsplaße Garde Corps dagegen im Lager von Krasnoë-Sjelo con: bis zur Annitídkow'ichen Brücke, welche leßtere mit colossalen centrirt. Um diese prächtigen Truppen in größeren Ab- Bronce:Gruppen, vier Pferdebändigern in stets anderen theilungen vereinigt zu sehen, war mithin dieser Monat Stellungen geldmückt ist. Bis hierher ist auch die lohnendste ungünstig gewählt, soferne nicht der Besuch des Lager: Promenade und gestatten die besonders breiten Trottoirs, þauptquartiers selbst, welches in weniger als zwei Stun- ohne fortwährende Belästigung, die ausgestellten Schäße den mittelst Eisenbahn zu erreichen, ins Werk geseßt werden in Augenschein zu nehmen. wollte; aber ein nicht uniformirter Zuschauer bei Manövern

Fast überall find die Preise angegeben, und wer nicht spielt überall eine so traurige Rolle, daß er um diese alte

gezwungen ist. Einkäufe zu machen, kann es nur sehr Erfahrung neu bestätigt zu sehen, nicht einige hundert

amüsant finden, die Petersburger Anschauung über den Stunden weit zu reisen braucht, und seine kostbare Zeit

Werth eines Rubels mit dem eines Thalers oder gar Gul: besser verwenden kann. Infanterie-Regimenter der Linie

dens in Deutschland zu vergleichen. Der einfadiste runde idienen die einzigen in der Hauptstadt anwesenden Truppen

Filzhut, welcher in Frankfurt oder Münden sechs Gulden zu sein, meist kleine, blonde Leute, stramm in Haltung,

kostet, ist hier mit sieben bis neun Rubeln angefeßt, in sehr gut gekleidet, im dunklen, russisch-grünen Waffenrođe,

gleicher Weise Handschuhe und namentlich Herrenkleider weiten Pumphosen von weißer Leinwand, in Wadenstiefeln,

aller Rubriken. An der Spite stehen die feineren Pelz: dann Tuchläppis französischen Sdynittes, mit kleinen herab:

waaren, welche geradezu zu ciner auffallenden Höhe getrieben hängenden schwarzen Roßhaarbüschen. Dagegen war die

find, obgleich die Messe von Nischnei-Nowgorod gerade diese augmarsdirte Garnison in einzelnen Individuen auf der

Artikel in Menge liefert. Was nur der Lurus in Meubs Straße immerhin vertreten, man konnte namentlich Officiere

lements, Goldwaaren, Brillanten und sonstigen Artikeln jeder Waffe und jeden Ranges, zu Wagen und zu Fuß

der Joallerie, Arbeiten in Malachit, Alabaster, Bronze zahlreich begegnen, meistens schöne militärische Gestalten,

und Glas, in Kupferstichen und Photographien erdenken elegant uniformirt und reidh dekorirt, wie es der Glanz

und wünschen fann, ist vorhanden und findet sein faufendes eines kaiserlich russischen Corps der Garde erwarten läßt. Publikum in dem reichen Adel Petersburgs, wo allerdings Da fuhren Generale in reicher Equipage, dann kamen

um den Preis nicht gemarktet wird, und die in den sieben Officiere der Garde-Rosafen, dann der Garde: Dragoner im

Farben des Regenbogens spielenden , Hundert:Rubel-Noten" Raupenhelm mit hinten herabhängendem rothem Tudbeutel,

wie kleine Münzen cursiren. dort solche der finnisden Scharfschüßen, des Paulow'i dhen und des Preobraschenskischen Garde - Regiments u. 1. w.,

Zwisden der kleinen, von Andächtigen stets umlagerten

Kapelle, gegenüber der armenischen Kirche und dem Gebäude so daß die Residenz deßhalb noch immer nid)t in mili:

der kaiserlichen Bibliothek steht der Gostinoi-Dwor, ein tärischer Beziehung als verwaist betradytet werden konnte,

großes Trapezoid, wo sich unter einfachen Arkaden Laden wenn auch der malerische Anblid, welchen größere, unter militärischer Musik vorüberziehende Truppenkörper auf den

an Laden reiht, welche jedod in Hinsicht auf Raum und breiten prächtigen Avenuen Petersburgs maden müssen,

Eleganz den übrigen Magazinen des Newssy - Prospectes

meit zurüdstehen. Hier sind die Kaufleute und Detaillisten, wegfiel. Am häufigsten vertreten war die Marine, deren

welche dem Mittelstande seine Bedürfnisse liefern - Gegen: Truppen, abweichend von der ziemlich annähernd gleichen

stände der Damen Toilette, Stoffe, Saffian und Juchten, Uniformirung der übrigen europäischen Seemächte, weiße

Stickereien, Kirchen-Paramente und Heiligenbilder in ges Müßen tragen. Militär-Rapellen hatten wir nur zweimal Gelegenheit

triebenem Metall, vergoldet und versilbert, aber stets mit

platten, gemalten Gesichtern (die russisch-griedische Kirche zu hören, die Blechmusik eines Infanterie-Regiments und jene einer Abtheilung der Flotte, welche sich gegen Entrée

verpönt bekanntlich die Darstellung Christi und der Hei:

ligen in vollständiger Plastik); daneben Ausstellungen von producirten.

militärischen Equipirungsstücken, vergoldeten Helmen, Kü: Auch ohne das Gewühl der herrschaftlichen Equipagen unb Droschken, der dweren Lastwägen und regulären

rassen, Epauletten, Orden aller Slassen u. 1. w. Omnibus, aud ohne die Buntfarbigkeit der Militär: Hat man diesen Bazar in seinen Hauptseiten und und Civil - Uniformen (die Schüler der höheren Schulen, Mittelgängen durchstreift, so gelangt man gleich dahinter, Gymnasien, Latein- und Realschulen sind alle uniformirt, unvermerkt in den Aprarin-Ruinot, welcher in ebenfalls dunkelblau mit kleinen Stidereien am Kragen und Müße), langen Reihen von einzelnen Verkaufslokalen seine minder welche sich durch die flottirende Menge winden, bietet sich wohlgefälligen Artikel ausbreitet und sich endlich in einen


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fetten Bodens gewann, 1 zu betrachten ist. Man beab: und eingeengt wird, bis ihr nur noch die Gestalt eines fichtigt nämlich die Zuyderzee:Insel Wieringen füdwestlich dem Dollart ähnlichen Ausflußbeckens übrig gelassen werden mit Anna Paulowna und durch einen vom östlichen Rande bürfte, beginnt man auch schon im Dsten dem mehr übers der Insel gegen Süden zu leitenden Damm, bei Medenblit flüssigen als lästigen Eindringling zu Leibe zu gehen; als mit Nordholland zu verbinden, worauf die eingeschlossene solchen, ja schlimmer noch, als ein unumgänglich zu bes See nad bem im Haarlemer Meer erprobten System aus: seitigendes Hinderniß der gegenwärtigen Verbindungen, bes geschöpft würde. Man hofft auf diese Weise 19,500 Hec: trachtet man wenigstens feit Einführung der Eisenbahnen taren fruchtbaren Landes zu gewinnen, während die Kosten ein Seebecken, welches, ohne der Schifffahrt Nußen zu für Trodenlegung auf 20-25 Millionen veransdlagt sind. 2 bringen, ein ausgedehntes Areal fruchtbaren Grundes der Eine der leßten Regierungshandlungen des für Holland zu Bebauung vorenthält. Diese zuleßt angedeuteten Umstände früh verstorbenen Ministers Thorbede war die Verleihung Find denn auch die vornehmsten Ursachen, welche der gez der bießbezüglichen Concession an Hrn. J. G. Jäger in planten Trockenlegung der Zuyderzee zu Grunde liegen. Amsterdam; doch konnte sich, wie es scheint, das Unter- Was nun die technische Ausführung dieses Unternehmens nehmen bis jeßt nicht constituiren! 3

von allererster Bedeutung betrifft, so ist zunächst der Bau Dagegen ist die Austro&nung eines andern Seegebiets eines Abschließungsbammes in Aussicht genommen, welcher in bestem Fortgange begriffen, welche auf die Gewinnung bei Enkhuizen beginnend, vom westlichen Ufer über die von beiläufig 30,000 Hectaren Grundes abzielt, und deren

Inseln Urk und Schokland bis zur östlichen Küste bei bereits vor einiger Zeit in diesen Blättern ErwähnungKampen reichen und die Scheidung der südlichen von der geschah;+ es ist dieß die Verbindung von Ameland mit

nördliden Hälfte der Zuyderzee durd mächtige Constructionen dem Festlande. Jene Insel liegt nämlich in ostwestlicher

fichern würde. Warum dieser Linie vor der weitaus kürzeren Richtung parallel mit der Nordküste von Westfriesland, Medemblik:Stavoren 1 der Vorzug gegeben wurde, ist nicht die dazwischen befindlichen Gewässer find faum eine Meile

schwer zu begreifen: baburch nämlich, daß der projectirte breit; am Dftende bieser Wasserstraße allgemein die

Absperrungsdamm etwas füdlich von der Stelle, wo die ,Wadden" genannt - bridyt sich die Strömung der Emos

wasserreiche yfel dermalen in die Zuyderzee mündet, endigen mündungen, am Westende jene der Yssel; beiläufig in der würde, bliebe diesen wechselvollen Stromfluthen ihre freie Mitte der Wasserstraße neutralisiren sich die beiden Strö:

Ergießung in die offene Suyderzee erhalten, und das eins mungen und gelangen da beinahe vollkommen zum Still,

gedeichyte, zur Aubidyöpfung bestimmte Gebiet würde vor stand. Diesen Punkt nun hat man gewählt, um von der bedeutenderen unliebsamen Wasserzuströmungen bewahrt friesischen Küste einen 8700 m langen Damm nach dem

werden. südlichen Ufer von Ameland zu leiten, wodurch der Still:

Für die Trođenlegung selber find nebst einer Ring: stand der Straße gesichert und die allmählige Anschlemmung

fahrt, welche, vom Nordholland - Kanal bei Jlpendam augs des betreffenden Terrains herbeigeführt wird. Zur Aus:

gebend, in drei Sectionen um die füdliche bis zur öftlichen führung dieser Arbeiten, welche namentlich an Hrn. P.

Küste reichen soll, folgende Hauptkanäle projectirt: ein F. W. Teding van Berkhout einen eifrigen Förderer fanden,

Busenkanal längs dem innern Saum des Abschließungshatte sich im Juli 1870 eine Gesellschaft mit einem Cas

dammes, ein Ranal in der Richtung von Enkhuizen nach pital von 1 Million Gulden gebildet, und schon zu An:

Amsterdam, zwei Kanäle vom y nach Edam, beziehungsfang des Jahres 1873 war der Absperrungsdamm vollendet,

weise Hoorn mit Einmündung in den Amsterdamer Kanal, troßbem daß heftige Stürme im November 1872 die bereits

ferner ein Seitenkanal von Amsterdam nach Kampen und am 31. August jenes Jahres hergestellte Verbindung an

zwei Kanäle durch die Insel Urt. An der nördlichen vielen Stellen arg beschädigt und einen Augenblick sogar

Spiße dieser Insel sollen die Leuchtfeuer angebracht werden, das Gelingen des ganzen Unternehmens in Frage zu stellen

während bei Enkhuizen und Urk die Schleusen nach der gedroht hatten. Nach dem spätern Fortgang und besonders

Zuiderzee und innerhalb derselben große Bassins hergestellt nach den rasch von Statten gebenden Anschlemmungen zu

werden sollen. So viel über die vorläufig in Aussicht shließen, dürfte indeß das Wert die Vorausseßungen der

genommenen Schifffahrtsstraßen; daß das gewonnene Land Wissenschaft vollkommen erfüllen und vom besten Erfolge

seiner Zeit auch von den für den Verkehr nöthigen Eisen: gekrönt sein. 5

bahnlinien burchschnitten werden wird, versteht sich von Während auf diese Weise im Westen und Norden das

selbst. Bereich der Zuyderzee immer mehr und mehr beschränkt

Um die materielle Arbeit der Ausschöpfung zu volls

bringen, sollen eine Anzahl riesiger Dampfmaschinen in 1 Wild, Alb. Die Niederlande, I. 80. 2 Nieuwe Rotterdamsche Courant. 1873. Nro. 263. Beilage.

Verwendung kommen, deren Gesammtkraft auf 10,550 3 Wiener Abendpost. 1874. Nro. 154.

Pferde veranschlagt ist. Ob ein vor beiläufig anderthalb 4 Das Ausland. Jahrg. 1872. Nro. 11. S. 260—263. Jahren in den holländischen Tagesblättern mehrfach venti:

5 Havard, H. La Hollande pittoresque, voyage aux villes mortes du Zuyderzée. (Paris 1874.) p. 150.

1 Bon dieser spricht aud E. de Amicis a. a. D. S. 413.


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geschlagen hat, bestätigt worden. Er findet von Ptolemaïs bestimmt hat, gibt er (IV, 5) dem Moeris: See die Breite (Il-lahun) bis Howara, wo das Labyrinth stand, ungefähr von 29° 20', womit die Lage des centralen Kanals und 50 Stadien, von ba bis Medinet-el - Fayûm (Arsinoë) im von Arsinoë, sowie des Birket:el - qerûn gemeint sein kann. Mittel 88 Stadien, so daß die beiden Differenzen fich Die Länge zu 600 20', welche er anseßt, würde indeß westausgleichen

lich sogar von Birket - el-qerûn fallen, weßhalb wir wohl Von einer Ausgrabung des Sees spricht Strabo mit Bunsen an eine Correctur des 60 + 1/3 in 60 + 1/2 kein Wort; ihm gilt derselbe als ein natürlicher und als + 1/3 = 60° 50' denken müssen. Bei Linants Ansaß menschliche oder künstliche Zuthat nur der zu ihm führende, aber müßte auch die Hauptzahl der Grade verändert wer: vom Nil abgeleitete Ranal, sowie die Schleußenwerke, den, nämlich zu 61° 40', während die Länge 600 50° welche auch von Diodor bestätigt werden, wo er sagt, das füdwestliche Ende des Birket sel - qerûn berührt. Unter daß die Deffnung und Schließung derselben eine jedes: der gleichen Länge von 60° 30' liegen ihm die Städte malige Ausgabe von 50 Talenten erfordert habe. Hier- Bacchis und Dionysias als „ um den Moeris - See"; ihre unter ist wohl auch die Durchstechung der Dämme oder Breite differirt um 40'. Nach der Notitia imperii scheint Deiche mit einbegriffen. Von einem Zurüdfließen des Dionyfias ein römischer Wadhposten zwischen dem Moeris: Wassers aus dem See in den Nil schweigt er ebenfalls, See und der kleinen Dase gewesen zu sein. indem er sagt, der See gebe dem Kanale Wasser zurück. Durch diese Angaben ist Linants 1 Ansicht, wenigstens Durch die Schließung der Mündung des links laufenden was die geographische Länge betrifft, als unmöglid dar Kanales bei Arsinoë wurde das Wasser gestaut, so daß gethan. Er behauptet nämlich, der Moeris - See sei keines: es sich über den obersten Absas des Tafellandes ergoß. wegs, wie man seit Jomard allgemein angenommen, der Auf diesem Terrain wurde es durch Dämme so lange fest- Birket:el qerûn, überhaupt kein natürlicher See; aber gehalten, bis der Boden bewässert und der nöthige Schlamm auch kein gegrabener, sondern ein jeßt verschwundener, abgelagert war. Durchstach man dann die Deiche — welche künstlicher, der burd ungeheure Dammwälle auf der Höhe Linant in deutlichen Spuren weithin aufgezeigt hat – 10 des Landes gebildet worden, um sein Gewässer während wurde die mittlere Stufe des Tafellandes mit Wasser und der dürren Jahreszeit einem Theile Aegyptens (d. h. Schlamm versehen. Unterdessen, nachdem das Niveau des außerhalb des Fayûm) durch Zurüdfließen in den Nil Sees und der mittleren Stufe gleich geworden, wurde die wiederzugeben. Der Moeris. See sei also ein Reservoir Schleuße bei Tamieh geöffnet und das überschüssige Wasser oder Behälter gewesen. des Sees ergoß fich in den Kanal (Bah'r bela ma) und Von den drei Stufen des Tafellandes, welche Linant von das auseitwärts in die unterste Stufe des Tafellandes. in der westlichen Abdachung des Fayùm entdeđt hat, ist

Plinius der Aeltere erwähnt den Moeris - See zweimal : die mittlere nur um 6 Fuß höher als der Felsboden des bei der geographischen Uebersicht der Erde im Allgemeinen Babr-Jussuf bei JUahun. Da dieser beim höchsten Stande (V, 9, 61), wo er Herodots Angaben wiedergibt und sagt, an 30 Fuß Wasser führt, so kann der Unterschied der zwei daß der Moeris-See' 72 Millien von Memphis entfernt obersten Stufen eben so hody angesekt werden. An dem sei. Dieß ist die ziemlich genaue Distanz von Tamieh 1 Nordwalle von Sowiet bis zum Wardani, den Linant am Birket-el-qerûn, reicht aber nicht weit über Howara ebenfalls entdeckte, beträgt die Differenz ungefähr 20 Fuß. oder Flahun am Eingange ins Fayům. An der zweiten Jenseits dieser Grenze aber hat der Boden ein ziemlich Stelle (XXXVI) greift er mit richtigem Takte aus Herodot rasches Gefälle zum See, dessen Spiegel gegenwärtig 60 Fuß die Nachricht heraus, der Moeris.See sei eigentlicy unter der Basis der zweiten Stufe liegt, so daß fich im nichts anderes als ein ungeheurer Graben oder Kanal. Ganzen ein Gefälle von 90 Fuß ergibt. Der See selbst Hieher gehört auch die etwas verworrene Meldung des fann nur in der redyten Hälfte seiner concaven Seite, von Pomponius Mela (I, 9), der nur 20 Millien Umfang der Nordspiße bis zum Punkte Ebisdjiwo am Wadi, eine kennt - in Wirklichkeit beträgt die Peripherie des Birket: größere Ausdehnung gehabt haben, da hier keine Felsen el qerûn allein idon 250 Millien, die auch Plinius mit als Hindernisse entgegenstehen und die flachen Ufer fidh aufführt – und bemerkt, der Moeris - See liege, wo ehes ab und zu als alter Seeboden ausweisen. Der Tempel dem ein Feld gewesen.

von Dasr - Derûn an der Südspiße, nebst einigen Mumien: Die für unsere Frage wichtigste und entscheidende Nach höhlen und unbedeutenden Trümmern das einzig fichere richt über die geographische Lage des Moeris - Sees steht Gebäude aus dem Alterthum, liegt nach Linant etwas bei Ptolemäus. Nachdem er richtig Memphis auf 290 50 niedriger als die mittlere Stufe des Tafellandes; die

Spuren eines alten Kanales, welche sich nordsüdlich bis 1 Das befremdliche fuit bezieht sich nicht auf den Birket-el

in seine Nähe erstrecken, weisen darauf hin, daß er ebenqerûn, sondern auf den Bericht eines Gewährsmannes, der das

falls in das Bewässerungssystem mit einbezogen war. Fanům zur Zeit des Frühjahrs besuchte, wo alerdings nur der Graben sichtbar war, im Gegensatze zu Herodot, der die land

Der Birket-el qerûn, nach bisheriger Annahme iden: schaft in Ueberschwemmung gesehen, und darum dem Moeris

tisch mit dem Moeris - See, ist Linants Ansicht zufolge von See einen so großen Umfang von 3600 Stadien zugewiesen hatte. ! 1 Mémoire sur le lac Moeris, 1843.


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nennen. Die Kirche, durch die neuen Wissenssäße in ihren Grundvesten erschüttert, chleudert ihr Anathema gegen dieselben mit dem nämlichen Rechte und aus dem nämlichen Grunde als die Gegner fie bekämpfen. Da aber die Anzahl, welche den Glauben dem Wissen vorziehen, jeden: falls die immense Majorität bildet, so ist es nicht zu verwundern, daß diese fich um ihr Banner schaaren. Das durch den wachsenden Atheismus veranlaßte straffere An: spannen der Zügel im Katholicismus mußte diesen aber naturgemäß in Conflict mit dem überwiegend protestantischen Staate seßen, dessen Interessen jenen der katholischen Kirche schnurstrads zuwiderlaufen. Diesen modernen Kampf zwischen dem Staate und der katholischen Kirche kann man nur sehr unpassend einen „Culturkampf“ nennen, weil er nicht im Dienste der Wissenschaft geführt wird und sich auch bloß gegen eine bestimmte Richtung kehrt. Seit dem Ausbruche dieses Kampfes beobachtet man in Deutschland ein auffälliges Wachsen des protestantischen Muđerthums und Pietismus, welches sich selbst im Gebiete der Wissen: schaft fühlbar macht. Man begünstigt offenbar die Abwehr gegen die mächtigen atheistischen Strömungen, in der Reichshauptstadt ist die freiere Richtung, wie sie sich in der neuesten Evolution der Naturwissenschaften aus: spricht, stillschweigend, selbst bei den Vertretern der Wissen: schaft, gerade wie in Frankreich, in Acht und Bann ges than, und man darf in der That und mit vollstem Rechte verkünden, daß niemand daran denke, den Glauben, die Religion selbst anzutaften. Bei Lichte besehen, haben wir also Frankreich in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen.

Die vorstehenden Erwägungen sind es, die uns milder stimmen gegen den von Hrn. Albert du Boys und Saint Réné Tailandier gemachten Versuch, die religiösen Traditio: nen hinsichtlich des Strafrechtes zu retten, doch fügen wir indeß sogleich hinzu, daß uns dieser Versuch troß der hohen Gelehrsamkeit, die unstreitig die vielen Bände des erstgenannten Autors auszeichnet, in keiner Weise gelungen erscheint. Wir wollen die leitenden Ideen der interessanten Frage näher betrachten.

Eine realistische Weltauffassung wird nicht umhin können, in dem heutigen Strafrechte das Ergebniß eines langen, allmähligen, sich immer complicirter und raffinirter gestaltenden Entwidlungsprocesses zu erkennen. Die Meinung aber, daß es ursprünglich nur einen ziemlich rohen Entschädigungsgedanken, die Geldentschädigung, den Blut preis, das Wergeld gab, daß, was wir jeßt Verbrechen nennen, ursprünglich nur als Schädigung, Beeinträchtigung galt, welche eine Entschädigung erheisdhte, diese Auffassung ist eine völlig irrige; das Wergeld ist durchaus feine ursprüngliche Institution, kein Ausgangspunkt, son: bern nur eine Episode in der Geschichte des Strafrechtes. Dagegen kann man nidyt gelten lassen, daß in den Urs zeiten schon, in den primitivsten Gesellschaften, die Idee der Gerechtigkeit, eng verbunden mit jener der Strafe sich offenbart, sobald ein Mensch seinem Nächsten ein Leid

zufügt. Es gebe also ein Gesetz, das man nicht übertreten dürfe, und welches der Urmensch instinktmäßig fühle. Da: her sehen wir im Alterthume den Mörder überall außerhalb des Gefeßes stehen. Darum wurde Raïn verflucht, und ein Gleiches thut das isländische Geset mit dem Mörder. Mit dem Gedanken der Bestrafung verknüpft fidy nur allzu leicht und frühzeitig jener der Rache, der zur Blutrache führt. Diese Saßung, so sind wir deutscher: seits belehrt worden, verdient nicht etwa unseren Abscheu, sondern haben wir in ihr den ersten Versuch zur Begründung des Rechtsschußes zu verehren. Alle Völker der Erde haben in Vorzeiten dieses Gebot beobachtet, welches zum Lebensschuße ersonnen worden ist. Mildern sich die Sitten, so wird die Sühnung durch Geldeswerth zur Gewohnheit und es entwickelt sich daraus der Brauch des Wer- oder was dasselbe sagen will, des Leutgeldes. Wo solche Bußen auferlegt werden, hat vormals überall Blutrache geherrscht. 1 Das Wergelb ist demnach nicht das Ursprüngliche, sondern die zweite Etappe auf dem langen Entwidlungsgange des Strafrechtes. Hierin also völlige Uebereinstimmung zwischen den französischen Gelehrten und dem deutschen Ethnologen. Unsere Meinungen geben nur aus einander über das Ent: stehen der Blutrache selbst. In der Blutrache erbliden wir nämlich keinen Ausfluß eines instinctiv gefühlten göttlichen Gefeßes, sondern dünkt fie uns vielmehr als eine lediglich aus der Familie hervorgewachsene Pflicht, die aber immer: hin auf der Idee der Beschädigung beruhte; denn wer .

. B. unter Arabern seinen eigenen Verwandten umbringt, verfällt keinem Rächer, da er sich selbst geschädigt hat, und ebensowenig zieht die Tödtung eines Vogelfreien oder aus dem Stammverband Gestoßenen irgend welche Folgen nach sich. ? Man sieht, damit die Handlung straffällig werde, muß sie an einem Fremden, gleichsam am fremden Eigenthume verübt worden sein; das Strafrecht entquillt somit dem Begriffe des Eigenthums, von welchem wir wissen, daß er in der Bildung und Entwidlung der Familie eine hochwichtige Rolle spielt.

Die Blutrache fordert eine entsprechende Wiederver: geltung: lex talionis. Auch in der römischen Gesellschaft hat sich das Strafrecht aus dieser Vorstellung entwickelt, denn zur Zeit der Zwölftafelgeseke wurde noch immer, wenigstens bei schweren Körperverlegungen die Wiederver: geltung vollstreckt, wenn der Beschädigte nicht vorzog, sich abfinden zu lassen. Diese Abfindung, das Wergeld, bes zeichnet einen bedeutungsvollen Schritt von der Barbarei zur Civilisation, es feßt den Privatfehden ein Ziel und wirkt zur Verbreitung des Friedens hin. Das Wergeld ist die erste Anlage jener Institutionen, auf welche sich unsere Civilgeseße aufbauen.

Im weiteren Verfolge der großen Arbeit von Du Boys bietet sich uns kaum eine Gelegenheit zum Widerspruch, vielmehr stimmen seine Untersuchungen trefflich mit unseren eigenen Ansichten überein. Die Gelehrsamkeit, womit er seine schwierige Aufgabe ohne Vorurtheil gelöst, verdient unsere höchste Bewunderung. Was sich ausnahmslos an allen übrigen Institutionen der Menschheitsgeschichte beobachten läßt, es wird auch hier zur Wahrheit: unter den Strafgefeßen und strafgerichtlichen Vorgängen, welche heute am gerechtesten erkannt werden, ja deren Namen wir heute nicht ohne Schauder auszusprechen vermögen, gibt es fast keinen, der nicht ursprünglich in der Epoche des Entstehens ein merklicher Culturfortschritt gewesen wäre. Den Zeiten des Wergeld gegenüber war die feu: dale Gefeßgebung ein offenbarer Fortschritt, da sie die Interessen einer Mehrheit zu wahren strebte. Das kanonische Recht, neuer Fortsdritt, indem es die Gewalt des Lebens: herrn einzuschränken trachtete. Man weiß, welche frucht: bare Waffe im Mittelalter die Ercommunication war, gleichviel, ob sie der Papst oder der Bischof verhängte. In der Weigerung des heiligen Ludwig sich und die Drgane des Königthums zum Schergen der bischöflichen Willkür zu machen, welche ihren Ercommunicationen mit allen daran haftenden Folgen, wie die Vertreibung des Excommunicirten aus seinem Besikthume u. dgl. durch die königliche Macht ausgeführt wissen wollte, darf man das erste Beispiel einer Unterscheidung zwischen weltlicher und geistlicher Macht erbliden.


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Zu dem chemischen Bestande des Erd- Innern über- die Sdywere der oberen Erdschichten und den dadurch gehend, meint Dieffenbach, der flüssige Erdfern sei aus erzeugten Druck als das eigentlich mechanisch wirkende einer Menge verschiedenartiger Grundstoffe zusammengesett, Moment dabei an, einen feuerflüssigen Zustand des Erds von denen uns manche der im Innern lagernden didyteren Innern aber, wie solcher dem bisher Besprochenen wesents wohl noch gänzlich unbekannt seien. „Wer kann ahnen lich zur Basis dient, in Abrede stellend und beide auch in sagt er welche Wirkung der durch die Erbfluth erzeugte ihren Meinungen selbst wieder auseinander gehend. Drud auf diese complicirt zusammengeseßten Verbindungen, Nach Volger soll durch chemische Thätigkeit des Wassers die sich wechselseitig zerseßen, und unter welchen sich viele in Erdsdichten, welche modernde pflanzliche und thierische flüchtige Chloride und Fluoride befinden, ausübt. Ist es Stoffe enthalten, eine Zerseßung derselben unter theilweiser nicht möglich, daß die Fluth, indem sie zu plößlichen, ge- Bildung brennbarer Gase stattfinden. Die Moderung und waltsamen Verbindungen, auf welche die mit Erdbeben die Auslaugung und Auflösung der Bestandtheile der so häufig verbundenen unterirdischen Detonationen und moderigen Schichten, sagt er in seinem Werke „Erde und Gasentwidlungen an der Oberfläche hinweisen, Veranlassung Ewigkeit“ (Frankfurt a. M. 1857) erzeugen im Boden gibt, die ungewöhnlichsten Erscheinungen, die sich nur durch | Faulberge, welche vom Wasser erreicht und in breiartigen großartige chemische Processe erklären lassen, hervorrufen Schlamm verwandelt werden. Wenn aber die hier wesentfann? Bedingt nicht die durch die hohe Temperatur allein liden Verhältnisse in einer sinkenden Gegend in der mögliche Löslichkeit der verschiedenen Stoffe ein durch einen Tiefe des Erdbodens stattfinden, wenn zu Faulbergen anscheinend unbedeutenden äußeren Anlaß mögliches Außs aufgelöste Augit- und Feldspathgesteine gelagert sind über scheiden einzelner Verbindungen?“

erweichten und ausgelaugten moderhaltigen, „Die Bedeutung, welche die plutonische Fluth durch vollends salzreichen Schichten, in welchen der Sauer: ihre chemischen Eigenschaften erhält, wächst durch dieselben stoff der vom eindringenden Wasser herbeigeführten Luft dermaßen, daß fie sich aller Berechnung entzieht." - ,, Die bei der höheren Wärme der Tiefe zur Verbrennung der Meeresfluth steigt und fällt, kaum beeinflußt von dem ungesäuerten Gase dient, in welchen der von heißen DämDrude der Atmosphäre, während bei der plutonischen Fluth pfen verarbeitete Brei gepreßt wird durch die Laft des das geringste Steigen der Masse eine Veränderung des jinkenden Gebirges; wenn das Salz mit den Kiefelvorhandenen Drudes und demgemäß eine Aenderung ihrer erdeverbindungen in Wechselwirkung tritt, die Reibung demischen Zusammenseßung zur Folge haben muß: ein des durch die Pressung in Bewegung geseşten grusigen fortdauerndeswechselndes Spiel der Kräfte, Schlammes endlich die heftigste Gluth erzeugt, so kann bellen Gefeß zu erforden uns voraussichtlid der Ausbruch aller der Erscheinungen, auf welchen das für immer unmöglich sein wird."

Wesen des Vulkans beruht, nicht ausbleiben." Wir erinnern uns hierbei der von Deville festgestellten Volger hält also einen an sich beschränkten localen Thatsache, daß bei hoher Temperatur und gesteigertem Chemismus für die Ursache besonderer Bildungen, die er Drud chemische Verbindungen ohne Weiteres Zerseßungen Faulberge nennt, und läßt diese, durdy Reibung in Gluth erleiden.

verseßt, an die Stelle des von den Vulkanisten aus der „Gesteht man aber — fährt Dieffenbad fort - der An: : Wärmezunahme nach dem Erd: Innern gefolgerten allgeziehungskraft von Mond und Sonne auch nur einen indi: meinen feuerflüssigen Zustandes des Erd: Innern treten, rekten Einfluß zu, so wird ihre Bedeutung zwar erheblich von diesem leßtern noch behauptend, daß es keinen wissen: herabgemindert, aber die Richtigkeit der Falb'idhen Säße, schaftlich haltbaren Grund gebe, folchen anzunehmen. Ja die mathematisch nicht zu beanstanden sind, wird dadurch er sagt: Rönnte auch ein höherer Wärmezustand des nicht angefochten. Sie können vielmehr nur dazu dienen, Erd-Innern wenigstens möglich sein, so ist dagegen das eine Menge der bei Erdbeben und Vulkanausbrüchen auf: Eindringen von Wasser durch die wärmeren und immer tretenden Phänomene zu erklären, die uns sonst als wärmeren Massen hindurch, welche das geschmolzene Erdräthselhaft erscheinen müßten."

Innere, wenn es vorhanden wäre, umgeben müßten, wie Diese Auslassung Ferdinand Dieffenbachs, die uns der heiße Dfen das in ihm brennende Feuer, jedenfalls zugleich in den wahrscheinlich waltenden Chemismus des nicht einmal möglich." Und so bezeichnet er schließlich Erd-Innern führt, werden wir gelten lassen dürfen, ohne die Annahme solden Eindringens des Wassers in die Erd: daß wir dadurch mit dem vorher Ausgesprochenen in Wider: tiefe als „Albernheit." streit treten.

Volger läßt somit unbeachtet, was aus den Rignault: Hiervon wesentlich abweichende Versuche zu Erklärung schen Ermittelungen über die Spannkraft der Dämpfe sich der vulkanischen Erscheinungen, im Gegensaß zu den vul: ergibt; wie dasselbe zur Theorie eines feuerflüssigen Erd: fanistischen Ansichten ganz vorzugsweise von neptunisti: Innern und zu der Annahme, daß das Wasser bis dahin iden Vorausseßungen ausgehend, find in neuerer Zeit eindringe, fidh verhält, und wie damit die vulkanischen von den Professoren Volger in Frankfurt a. M. und Mohr Erscheinungen im Einklange fid befinden, an dessen Stelle in Bonn gemacht worden. Zwar nehmen beide ebenfalls etwas anderes substituirend, das, wenn überhaupt, nur in


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geographischen Listen der Denkmäler wirklich des Fayûm keine Erwähnung thun, weil dieser Gau als typhonid galt. Darauf deutet die Götterdreiheit Ra: Osiris - Horus, womit der Gegner des Set (Typhon) bezeichnet ist. — Zu unterst rechts steht: „Hier ist sein Kommen," d. h. Ein: gang. - In den 6 Verticalcolumnen links ist die Rede von Hermopolis an der Spiße der herafleopolitischen Nil: insel, von dessen acit sogenannten Elementargottheiten, vier männlichen mit Frosdköpfen und vier weiblichen mit Schlangenhäuptern (wovon jeßt noch Alldymunein, , die Achtstadt" = Hermopolis), in einem Zwiegespräche mit ihrem Vater Nil, dessen Hervorkommen aus dem Strudel (von Elephantine) erwähnt wird, während der Sit der ,,Acht“ mit dem Westbezirk von Theben in Verbindung gebracht ist. Leider ist manches an den Legenden zerstört, doch steht in der zweiten Columne ziemlid deutlich die Zabl 10,700 Che-nub, d. 5. kleinen Schoinen, deren zehn auf ein Stadium gehen. Hr. Mariette bezieht dieses Maß auf Linants See; allein, da der Tert ausdrüdlid sagt, daß diese Entfernung reiche „bis zum Hauptbassin des Vaters Nil," so wird man darin die Distanz des Sees yom Nilstrome zu erblicken haben. In der That entsprechen diese 25–26 geographischen Stunden so ziemlidy der Entfernung des Südwestendes (Dasr: Derun) vom Hauptstrome des Nils. – Nachdem in der vorleßten Co: lumne der Gau Atef pehu erwähnt ist, dem das Fayım gegenüber liegt, meldet die leßte wörtlich: „Zu ihm (dem See) ziehen aufwärts Massen von Gevögel und Fijden aus dem Unterlande, wann der Nil groß ist im See: lande: das ist seine Beschaffenheit seit der Urzeit jenes Großen der Götter des Nils)."

Auf Blatt 2 und 3 sieht man die Gestalt der sonst als Kuh dargestellten Göttin Mehtuer, Plutarchs Mɛfounois, der sie als eine Form der Isis aufführt. So dann als Ueberschrift für die ,,Adyt", welche ebenfalls bildlich dargestellt und numerirt sind, folgende Legende: „Hauptplan des großen Sees im Seelande in seiner Länge und Breite, als eine Arbeit jener acht Götter, vier weib: lichen zu vier männlichen.". ,,Das ist der Siß der Acht: Götter, wo der Sonnengott auflebt (aufgeht), Dsiris ruht (untergeht) und die Götter beigeseßt sind." In einem vieredigen Bassin sieht man die oberen Dreiviertel der Gestalt eines Mannes mit der Erklärung: „Das ist der Sonnengott, der fidh anschidt zu schwimmen." Der fro: kodilköpfige Gott fißt als Herrscher in einer Barke auf einem Throne mit der Legende: ,Das ist Sebat, welcher auf dem südlichen und nördlichen See einherfährt." Die Personificationen von Süd und Nord huldigen ihm.

3d übergehe die wortspielenden Legenden, welche sich an die Namen der Mehtuer, des Ka, Sebat, Nil, der Acht: Götter anlehnen, und hebe nur Folgendes heraus. Ueber den Sonnengott wird ausgesagt, daß er ,,Menschen und Götter angezogen aus Herakleopolis, fich erneuernd (verjüngend) in der Zeit von 12 Monaten. Es erscheinen

die Befleckten (Typhonischen) in großer Menge gegen ihn aus der Stadt Merheh (Feuerteich). Siehe! sie kämpften alle gegen den Muthigen (hāi), daher entstand der Name von Haït, welches in Herakleopolis, am 15. des Monats Mesori. Er ging ihnen voran zu dem großen See im Seelande am 23. des Monats Thot.“ Das Mittel dieser beiden Daten fällt in den Anfang des Thot, welcher im Normaljahre den Uebertritt der Nilsdwelle bezeichnet. So wie nun die aus Herodot bekannte (fälschliche) DoppelNilquelle bei Elephantine mit dem See oben in Verbindung gebracht ist, ebenso wird weiterhin die Nilausströmung in das Uaz- ur oder Mittelmeer wiederholt erwähnt, und zwischen beiden steht der See, der einmal die Benennung guma, ,, das Meer", führt, woraus mit Hinzunahme des Artikels Pha die bis heute erhaltene Bezeichnung Fayûm ent: standen ist.

Durch drei Blätter (3, 4, 5) zieht sich die geradlinige Darstellung eines Wasserbehälters, der von Gevögel und Fischen bevölkert, sowie an den Ufern mit allerlei Pflanzen und Bäumen bewachsen ist. Hiebei ist bemerkenswerth, daß die Fische und Vögel auf der einen Seite hinein, auf der andern heraus schwimmen. Soll hiemit das von den Sdriftstellern erwähnte Ein- und Ausströmen des abs geleiteten Nilwassers versinnlicht oder nur die Hin- und Herbewegung in dem rund zu denkenden Beden angedeutet werden? Vielleidt beides. Denn die daran liegenden Städte und Gebäude find wohl zumeist an die Ränder der Kanäle zu verlegen, zugleich aber müssen dieselben auf verschiedenen Punkten gesucht werden, die nicht alle in einer geraden Linie liegen. Versuchen wir die Hauptpunkte zu firiren.

Der Stadt Schedt - Sebak (Krokodilopolis, Arsinoë, Medinet: el - Fayûm) ist schon gedacht worden. Sie ist im Centrum der gesammten Landschaft des Fayûm zu Anfang, gleichsam als Titelbild, angebracht und auch auf Blatt 3) an die Spiße des Wasserneßes gestellt. Daß man sidy dieselbe aber in die Mitte zu denken habe, ergibt sich aus der Seitenlegende, wo der vom Nile abgeleitete Kanal als Hun genannt wird. Fügt man Ro oder Lo, yder Mund“, hinzu, was auf Blatt 4 linds wirklid, geschieht, jo erhält man die auch sonst erwähnte Stadt Lahun, jeßt jllahun oder El-Labun mit der bekannten Pyra: mide, gleich am Eingange des aus dem Bah'r Yussuf ab: geleiteten Hauptkanals. Wie zähe find doch bisweilen die geographischen und topographischen Namen!

Sehen wir auf die zuleßt (Blatt 5) angebrachten El: lipsen: sie beißen ,,Süb. Sand" und „, Nord-Sand" des Hun. Dffenbar sind damit die Dünen oder Deiche gemeint, welche den Bewässerungsbezirk der obersten Stufe bildeten. In der Legende der Norddüne ist die Rampficene zivisden Osiris und Set - Typhon auf einen Berg verlegt. Die dabei genannte Stadt Maamenmen, ,, Anblick des Ge: birges", wird von Mariette mit El-Minieh im Süden von Krokodilopolis identificirt. Diese Vermuthung scheitert an dem Texte selbst, der uns nöthigt, sie im Norden dieser Stadt zu suchen. Der Ort Fidimin würde ziemlich gut entsprechen. Denn in der nächsten Abtheilung wird über die Kampfscene zwischen Horus und Set „am 23. Thot“ gesagt, sie sei gelegen auf der Westseite von Menmen und heiße Tata (Reduplication von Ta). In der dazu gehörigen bildlichen Darstellung ist dieser Name mit dem des Horus zusammengeseßt. Deßhalb, mit Hinzuziehung des Artikels, glaube ich Ta-b-Hur um so mehr damit vergleichen zu sollen, als in derselben Gegend, nördlid, von Fidimin, ein Drt Senhur erscheint, der den alten ,,Siß des Horus" (Se-n-Hor) bezeichnet. Näher dem Centrum lag dem Papyrus zufolge die Stadt Pe-che-n anb-hat, „der Teich des weißen Walles" : es ist ent: schieden das heutige Sonbhat an der Centrallinie von Krokodilopolis.


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Gascoyne und weiter zum Murchison einschlug. Noch cultur noch an die bevorzugten Gebiete im Süden der wichtiger sind die Resultate seiner zweiten Reise gewesen. Durchbrüche erinnert. Diese schmalen Längenhodythäler Auf dieser begab er sich zu Schiffe nach der Nidol-Bai fichern auf ihrem sehr beschränkten acerbaufähigen Boden und unternahm von dieser aus seine beiden Züge in das nur der Cultur der nordischen Cerealien einigen Erfolg: Innere; auf dem ersten kam er im Mai 1861 zuerst in das die Gerste wird bis 7200 Fuß über dem Meere cultivirt, Thal des Fortescue, diesen verfolgte er bis fast zu seiner doch geschieht es nicht selten, daß dieselbe in dieser Höhe Quelle, wandte sich dann gegen Süden durch das Thal unreif und grün im August eingeerntet werden muß. des Ashburnham, bis er das des Lyons erreichte, worauf Lassen sich die Agriculturverhältnisse Mingreliens in er den Rüdweg zur Nidol-Bai antrat. Auf dem zweiten drei Hauptgruppen sondern, so werden wir ähnliche Grup: Zuge erforschte er das Küstenland von dieser Bai an pirungen gewahr, wenn wir in diesem Gebiete die für die gegen Dsten, entdeckte die Flüsse Yule und Degrey, bis er verschiedenen Vegetationszonen bezeichnenden wildwachsenöstlich von dem leßten Zuflusse des leßteren, dem Dakover, den Pflanzen aufsuchen. Mit den äußersten Gerstenfeldern bei dem Berge M'Pherson in ein Tiefland von der ents stehen wir zugleich an der äußersten Verbreitungsgrenze jeßlichsten Dede gerieth, das ihn zur Rüdkehr nöthigte. der Weißbirke; sie steigt als krüppelhafter Strauch, die Es ist aber nicht bloß die Ausdehnung des entdecten Nordabhänge der am linken Quirischa Ufer liegenden nahen Landes gewesen, was diesen Reisen Fr. Gregory's solche Gebirge suchend, bis zum Thal des großen Ugua-Gletschers Bedeutung gegeben hat, sondern auch der Umstand, daß bergan. Shre durchschnittliche Verbreitungsgrenze ist hier er in diesen nördlichen Theilen des west-australischen Ges 7600 Fuß über dem Meere. Ueppige alpine Matten decken birgslandes ein fruchtbareres und mit natürlichen Vors die Gebirgsabhänge und flächeren Halden bis zu einer zügen ausgestattetes Gebiet fand, das fid von den trau- durchschnittlichen Höhe von 8000 Fuß; je nach dem längeren rigen Wüsten im Süden des Murchison höchst vortheilhaft 'oder kürzeren Verweilen der oft mächtigen Schneemassen unterscheidet.

(Schluß folgt.) find hier entweder nur dürftige, kaum fußhohe Gewächse

zu finden, oder es tritt eine wahre Riesenflora auf, die

aus Cephalaria, Umbelliferen, Aconitum, Delphinium, Die Vegetationsverhältnisse von Mingrelien.

Telekia u. a. zusammengeseßt ist. An den Nordseiten

der Gebirge mischt fich schon frühe das reichblüthige schöne Bei seinen biologisch-geographischen Untersuchungen in Rhododendron caucasicum in die Vegetation der alpinen den Kaukasusländern hat Dr. G. Radde auch die Vege: Matte; die Südabhänge befißen die leßten in dönster tationsverhältnisse von Mingrelien besonders ins Auge Reinheit und Kraft fast ausschließlich und tief in die lidhten gefaßt und wir entnehmen einige Punkte aus dessen in: Birkenbestände hineinreichend. Diese Matte geht allmählig teressanten Berichten. Aus dem schmalen Culturstreifen, in die niedrige, groß- und schönblumige subalpine Flora der sich dem Meeresgestade entlang zieht und im südlichsten über. Winkel durch das Gedeihen verschiedener Drangen Sorten Es ist gleichgültig, welchem der drei mingrelischen und die Möglichkeit des Reisbaues, weiter gegen Norden Hauptflüsse von seinen Quellen an wir abwärts folgen, durch das Fortkommen hochstämmiger Magnolien und kräf: um den Vegetationswechsel bis zum Meeresgestade zu er: tiger Gebüsche von Lagerstroemia 2c. charakterisirt wird, kennen. Eine stattliche Urwaldzone hat jedes der drei tritt man, almälig bergan steigend, in die so wichtige Hochthäler; diefelbe bedeckt vornehmlich die Höhen der Region der ausgedehntesten Cultur von Mais und Wein. ! oberen Erhebungen. Abies orientalis und Nordmanniana Sie schließt nicht allein das mingrelische Tiefland, sondern bilden mit der Weißbirke und der Zitterpappel die meisten auch seine gebirgigen Umwallungen bis zur durchschnitts dichten Hodybestände von nordischem Gepräge. Es gesellen lidhen Höhe von 3500—3800 Fuß über dem Meere ein. fidh tiefer in einer mittleren Höhe von 5000 Fuß Ahorn Die plößliche Unterbrechung der Culturlinie des Mais, und Rothbuchen dazu. Die Coniferen verschwinden nun die man beobachtet, wenn das Thal des Ingur und des zusehends von der Thalsohle und bleiben mehr und mehr Tjekenis - Tsquali aufwärts bis Chuber und Ziplakaja ver: auf die beiderseitigen Thalwände angewiesen. Ebenso wird folgt wird, weist sehr deutlich auf die hier eigenthümlid) nad) und nach, die Weißbirke von der Buche verdrängt. modificirten Bodenverhältnisse hin, denen allein ein so Ein dichtes Unterholz von Elfen und Weiden, und tiefer plößliches Verschwinden des Mais zuzuschreiben ist. In audy von Haselnüssen, deckt die flachen Uferränder. Zu beiden Thälern hört mit der immer bedeutender werdenden den beiden Laubholzarten, von denen die Rothbudhe überall Einengung gegen Norden, mit der immer mehr zunehmen: der Zahl nad bedeutend vorwaltet und als herrlichster den Wildheit ihrer Steilwände und der gleichzeitig kräftiger Riesenstamm anzutreffen ist, gesellen sich die Ulmen, Ulentwickelten Hodwälder, die Möglichkeit irgend welcher mus campestris und effusa, und in einer Höhe von ettva Cultur auf. Erst jenseits ihrer Durchbrüche eröffnen die 4000 Fuß trifft man die ersten Kastanien in Form von Längenhochthäler ein Terrain, das in seinen untersten Gebüschen. In den schattigsten und engsten Thälern dieser Stufen durch dürftige Reben und durch massenhafte Hirse: Urwaldregion verbreiten sich sowohl der Epheu, als auch


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Xeberschau der neuesten Horschungen auf dem Gebiete der Natur-, Erd- und Völkerkunde.

Redigirt von Friedrich v. Helwald

in Cannstati.

Achtundvierzigfter Jahrgang.

Inhalt: 1. Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde. 14. Die Entwidlungsgeschichte der stehenden Wasser auf der Erde. Von Oscar Beschel. S. 205. – fädels Anthropogenie. Bon Dr. Otto Zacharias. S. 210. — 3. Die geographischen Forschungen in Australien. (Schluß.) S. 213. – 4. Aus dem Zarenreiche. Bon Theodor Grafen von Leublfing. V. Kronstadt. S. 217. 5. Der Ursprung der Welfen. Erklärung des Namens Europa von Dr. Sepp. S. 219. 6. Altspanische Zustände. S. 222. 7. Hr. de Quatrefages über die fossilen Menschenracen. S. 222. 8. Untersuchungen des Genfer Sees. S. 223. 9. Eine Weltsprache. S. 224. – 10. Englische Expedition an den Obj. S. 224.

Neue Probleme der vergleibenden Erdkunde.

14. Die Entwidlungsgeschichte der stehenden Wasser auf der

Erde.

Ade Seen im Festlande, große wie tleine, find Ber: tiefungen, welche vom Regen ihre Ausfüllung erhalten, oder denen wenigstens der Regen ihren Verdampfungs: verlust erseßen muß. Sie regen uns daher zu einer doppelten Untersuchung an, nämlich über den Ursprung der Vertie: fung ihrer Beden, und über die Ursache ihrer Ausfüllung mit Wasser. In Bezug auf leßtere ist das gürtelförmige Auftreten der Seen am meisten bemerkenswerth. Das gesellige Vorkommen von Seen in Canada und im Norden der Vereinigten Staaten, in Skandinavien, Finnland und an den nördlichen Rändern des mittlern Hochafiens deutet auf hinreichenden Ueberschuß des Regenfalles über die örtlich herrschende Verdunstung. Gebirge, die von feuchten Luftströmen angeweht werden, rufen ebenfalls am Fuße ihrer Abhänge und in Thalsenkungen solche Wasserbeđen hervor. Auffallend arm an stehenden Wassern ist dagegen Südamerika. Sie beschränken fich dort im Norden auf den See von Valencia, auf den Weiher von Amuçu und in den Anden von Peru und Bolivia auf den Titicaca, der nach dem Desaguadero abfließt. Aber so wie wir den 40. Breitegrad erreichen, begegnen wir sogleich in und an den patagonischen Cordilleren wieder einer Gesellschaft von Seen, deren Aequatorialgrenze zusammenfällt mit dem Auftreten der Fjorde, die ganz ficherlich nur den regen: reichen Gebieten unter hohen Breiten angehören.

Armuth an Seen finden wir überall im Bette der trockenen Passatwinde. Wo leştere herrschen, entbehren Nord- und Südafrika die stehenden Wasser; aber so wie man sich von beiden Seiten dem Aequator nähert, treten die Seen erst schwächlich, dann gesellig, und zugleich als Individuen von beträchtlicher Spiegelausdehnung auf. Diese Seen vers banken ihre Wasserzufuhr ben tropischen Regen bei sent: redytem Stande der Sonne. Gerade hart an der Polargrenze dieser periodischen Niederschläge nach Norden, sowohl wie nad Süden, finden wir als Vorposten den Tjad See des Sudan und den Ngami-See im Gebiete der Betschuanen: stämme. Zwischen beiden, und stärker je näher dem regen: spendenden indischen Dceane, liegt die äußerst zahlreiche Gruppe von Seen, die durch die britischen Entdecker Burton, Speke, Grant, Livingstone und Baker uns seit den leßten zwanzig Jahren erschlossen worden sind. Auch Australien ist reich an stehenden Wassern, denen aber nur in seltenen Fällen eine Ausdauer durch alle Jahreszeiten gefichert ist. Sie lassen sich übrigens mit den andern Seen deßwegen nicht vergleichen, weil ihre Unterhaltungskosten durch regentragende Monsune bestritten werden müssen. Bei einem meteorologischen Gemälde der Erdoberfläche können daher die Seen eingetheilt werden in solche, die dem Gebiete der tropischen Regen und der Monsune, und in solche, die dem Gebiete des Regens zu allen Jahres: zeiten angehören, oder deren örtliches Vorkommen nur der Verdichtung des Wasserdampfes an Gebirgen verdankt wird.

Wo die erforderliche Menge an Niederschlägen vorhan: den ist, um nicht bloß vergängliche Ueberschwemmungen hervorzurufen, sondern Seen dauernd vor dem Eintrodnen zu retten, da-zerfallen die Becken felbft ihrer Entstehungs

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geschichte nach in ächte Binnenseen, welche erst nach der Hebung eines Festlandes ausgetieft wurden, und in abgetrennte Stücke eines alten Meeresbodens, über welchen die Continente hinausgewadisen sind. Diese leßteren verkün: digen uns also einen Sieg des Trockenen über das flüssige Gebiet der Erde.

Der geschichtliche Hergang bei den Strandfeen bedarf keines angeftrengten Nachdenkens. Alle diese stehenden Wasser haben eine mehr oder oder weniger elliptische Form und stets ist ihre große Are dem Ufer parallel. In Frank: reich, wo man diese Erscheinung als Étang bezeichnet, wurden die atlantischen Strandfeen zwischen Garonne und

Pyrenäen durch Dünenketten, die mediterraneischen zwischen Pyrenäen und dem Rhône durch Sandzungen und Neh: rungen abgesperrt.

Eine veränderte topographische Physiognomie zeigen solche Seen, die vor ihrer völligen Abtrennung senkrechte, golfartige oder posaunenförmige Einschnitte in eine ehe: malige Meeresküste bildeten. Wo ein schlammiger Strom in ein Meer austritt, droht er mit seinen Sedimenten die Mündungen solcher Küstenausschnitte zu verriegeln, in deren Richtung sich die Küstenströmung bewegt. Das Donaudelta ist der Schauplaß eines solchen Hergangs. (Fig. 1.) Wir sehen hier alle Stufen der Seebildung neben einander:

Beden, die schon tief ins Binnenland gerüdt, und mit ihrem Abflusse dem Strome zollpflichtig geworden sind, dann näher der Mündung zu, Seen, die durch Nehrungen, aufgebaut aus Donauschlamm, ihren alten Zusammenhang mit dem Pontus verloren haben und solche, die, in Limane verwandelt, ihrer gänzlichen Absperrung nur durch den Beistand eines Flusses, wie der Dnjestr, noch entgangen sind, der sich einen Abfluß offen halten muß. Verweilen wir noch ein wenig länger bei diesem morphologischen Schauspiel, so gewinnen wir die Erfahrung, daß ein Beden, dessen Sohle und Wände ehemals dem Meere angehörten, nicht nothwendig Salzwasser führen muß, denn in der Zeit, wo es zwar schon von einer Nehrung abgesperrt war, ein zugehöriger Fluß aber eine Ausgangspforte sich offen hielt, muß sein Salzgehalt durch beständige Aus:

füßung fich verloren haben, und daher kann eine Eintheis lung in Süß- und in Salzseen nichts zur Entwicklungss geschichte beitragen, denn Seen festländischen Ursprungs können hohe Salinitätsstufen befißen, Seen oceanischen Ursprungs dagegen völlig süß sein.

Wie die Donau an ihrer Mündung, so haben in der jüngsten geologischen Vergangenheit der Po und seine ge: schwisterlichen Alpenströme vormalige Fjorde des lombar: disch-venetianischen Meers in Binnenseen verwandelt. Darauf deuten nicht bloß die scharfgeschnittenen Umrisse der italies nischen Alpenseen, sondern noch nachdrücklicher ihre großen Tiefen, so zwar daß ihre Sohlen sehr beträchtlich, beim Comer-See eine Stelle 1188, beim Langensee eine andere 1697 Fuß unter den adriatischen Spiegel zu liegen kommen. Von einem dieser Seen, nämlich vom Garda, befißen wir

nicht fehlen sollten. Zwar ließe sich darauf erwiedern, daß solche Umwandlungen nur sehr langsam fich vollziehen und die Zeit, seit welcher das Spiel der Naturkräfte über: wacht wird, eine fast verschwindend kurze genannt werden tann, allein mit solchen Ausreden entzieht man sich aller: dings der Last des Beweises, wird aber nie damit einen Ungläubigen bekehren. Wir wollen daher erinnern, daß noch im späten Mittelalter im vierzehnten, ja selbst nocy im fünfzehnten Jahrhundert südfranzösische Binnenstädte, nämlich Narbonne, Montpellier und Aigues-mortes Hafen: pläße gewesen, jeßt aber durch vorgelagerte Strandseen und Lagunen vom Mittelmeere abgetrennt worden sind, so daß dort der Zuwachs an Land vergleichsweise sehr rasch von statten gegangen ist. 1 Wir reihen daran als zweiten Fall, daß ein ehemaliges ächtes Fjord zur Hälfte in einen Binnensee verwandelt worden ist. An der atlan: tischen Küste der schottischen Grafschaft Roß liegt ein tiefer Küsteneinschnitt, der den Namen Lody Ewe führt und in seiner Verlängerung landeinwärts stoßen wir auf den Lake Maree, den eine Landenge von dem Meere absdyneidet. (Fig. 2.) In seinem äußersten Hintergrund binnenwärts

noch lebendige Zeugen, daß er ehemals dem Meere anges hörte. Mit der Abtrennung eines solchen Golfes vom Meer und seiner Aussüßung muß fich nämlich nothwendig die Thierwelt ändern: es müssen zuerst diejenigen Geschöpfe verschwinden, denen der volle oceanische Salzgehalt zu ihren Lebensverrichtungen nothwendig ist, und endlich müssen ihnen auch die Bewohner des brafischen oder schwach: (alinischen Wassers folgen. Unter den zahllosen Arten des Salzwassers werden sich aber doch einige wenige durch glüdliche Veränderung ihres Drganismus während der langen Uebergangszeit, dem neuen süß gewordenen Lebens: raum anbequemen. Weil diese Geschöpfe die Hinterlassen: schaft eines ehemaligen Meeres barstellen, hat man ihnen die treffende Bezeichnung „Relictenfauna“ gegeben, und Seen, die mit solchen Geschöpfen ausgestattet sind, könnte man nach einem mündlichen Vorschlag von Rudolph Leudart Relictenseen nennen. So ernährt der Gardasee zwei Fisch: arten (Blennius vulgaris, Pollini und Gobius fluviatilis, Bonelli), die zu zwei marinen Gattungen gehören, außer: bem einen Balämon, der viel kleiner, aber sonst nahe vers wandt ist dem Palaemon squilla maris. 1 Auf der Mos: kauer Naturforscherversammlung im Jahre 1869 schilderte Zjderniawsky einen merkwürdigen Relictensee in Min: grelien, Paläotomm (anderwärts Baläoston 2 geschrieben). Troß der Trinkbarkeit seines Wassers ernährt er eine Thier: welt völlig marinen Ursprungs, wie das Auftreten von Balanus-, Nereis- und Nemertes-Arten hinlänglich bezeugt. 3 Ebenso fanden kürzlich auf der Fahrt der Polaris die amerikanischen Entdecker an der Westküste von Grönland, nördlich vom Humboldtgletider, weit aus dem Bereich der Springfluthen und über dem Meeresspiegel einen Süßwassersee mit einer oceanischen Thierwelt. Auf der Insel Borneo liegt an der Westseite im Gebiete des Kapuas ein großer Landsee, Danau Sriang. Sein Wasser ist völlig füß, und doch wurden auf einer Insel des Sees dem Zoologen Eduard v. Martens von den Eingebornen frischgefangene Fische gebracht, „die folchen Familien anges hörten, welche wir in Europa nur als marine kennen.“ 5 Der See selbst ist 40 Meilen in gerader Linie und 60 Meilen dem Wasserlaufe nach von dem Meere entfernt.

Bevor wir zur weiteren Aufzählung solcher festländisch gewordenen Meeresbecken schreiten, dürfte es rathsam sein, nach geschichtlichen Beweisen über die stattgefundene Abänderung fich umzusehen. Ein Zweifler wäre nämlich zu dem Einwurf berechtigt, daß, wenn solche Abdämmungen vor sich gegangen seien, Beispiele aus der historischen Zeit

1 Archiv für Naturgeschichte. 23. Jahrg. Berlin 1857, Bd. 1. S. 156-158.

2 Der verstümmelte Name deutet darauf, daß es sich um eine alte Mündung des Mion handelt.

3 R. Leudart, Bericht über die wissenschaftl. Leistungen in der Naturgeschichte der niederen Thiere. Berlin 1871. S. 6.

4 Nature. Vol. IX. Nr. 230. 26. März 1874, S. 405.

5 Dr. v. Martens. Ueber einige ostasiatische Süßwasserthiere, im Archiv für Naturg. XXXIV. Fahrg. Bd. 1. S. 8–9.

Fig. 2. Berwandlung eines Fiordes in einen Binnensee. liegt die Drtschaft Kin Lody Ewe, ein Name, der im Gaelischen Ende des Ewe Fiords bedeutet. 2 Als jener Drt seinen Namen erhielt, war also der Maree-See noch nicht vorhanden, sondern der Zugang zu dem Meere durch Loch Ewe noch offen. Die Gaelen rühmen sich daher, daß ihre Sprache schon vorhanden gewesen sei, ehe die Seen

1 Capmany, Memorias historicas sobre la Marina de Barcelona. Tom. I. p. II, p. 118 sq.

2 Ferdinand Zirkel, Geologische Slizgen von der Weftküste Schottlands. S. 109. (Abdruck aus d. Zeitschr. der D. geol. Gesellschaft. Jahrgang 1871, BD. XXIII.)

geschaffen wurden. Endlich nennen wir noch in Jütland den Kollindsund, der, wie sein Name bezeugt, eine ehemalige Meeresstraße, oder wenigstens ein Busen gewesen sein muß, jeßt aber in einen See sich umgestaltet hat. Gerade in jener Gegend Jütlands liegen etliche Kirchspiele, deren Namen auf ö auslautet, die also ehemals Inseln angehörten.

Solche Stücke ehemaligen Meeresbodens sind nicht nur tief ins Land hineingerückt, sondern mit diesem später auch noch gehoben werden. So hat Lovén eine Relictenfauna (Crustaceen) in den schwedischen Wener- und Wetter-Seen nachgewiesen. Der Wener-See erhebt sich mit seinem Spiegel 135 Fuß (pieds) über das Meer, befißt aber eine größte Tiefe von 274 Fuß, der Wetter-See dagegen wurde um 272 Fuß gehoben und bewahrte fidh eine tiefste Stelle von 384 Fuß, so daß ein Theil der Sohle des ersteren noch 139 Fuß, des andern noch 112 Fuß unter den Spiegel der Ostsee hinabreicht. 1 An den Ufern des baltischen Meeres finden die Geologen Versteinerungen von Sees thieren, die nicht in der Nordsee vorkommen, wohl aber im russischen Eismeere. Daraus ist geschlossen worden, daß die Dstree vormals als Golf nach Norden sich geöffnet habe und zwar in der Richtung des weißen Meeres. Zu diesem Golfe der Vorzeit gehörten aber die Ladoga: und Dnega-Seen. Noch jeßt deuten ihre Uferumriffe eine alte Küstenlinie an, auch bei ihnen kehrt das sicherste Wahrzeichen eines' oceanischen Ursprungs wieder, denn bei dem ersteren sind größte Tiefen bis zu 1155 Fuß, bei dem anderen bis zu 554 Fuß gefunden worden, und zwar senkt sich der eine bis auf 1109, der andere bis auf 332 Fuß unter den Spiegel des baltischen Meeres. 2 Beide beher: bergen alte Meeresbewohner, am Ladoga trifft man oben: drein noch Seehunde. 3

Vereinigen sich in diesen Fällen immer drei Merkmale des oceanischen Ursprunges von Seen, nämlich die Umrisse des Ufers, das Auftreten von Meeresgeschöpfen und eine Senkung der Sohle unter den Meeresspiegel, fo darf man mit einiger Vorsicht, wo zwei Merkmale zusammentreffen, auch das Dasein des dritten vermuthen. Der Verfasser hatte im Jahre 1868 bereits in dem Baikal wegen seiner morphologischen Aehnlichkeit und dem Auftreten von Seehunden, also einer ehemaligen Meeresthierwelt, ein Fiord des alten sibirischen Eismeeres erkannt, 4 es waren also dort große Tiefen zu erwarten. In der That haben die Russen im Jahre 1872 im Baital - See Tiefen von 3839 Fuß (1248 Meter 5) bei einer Meereshöhe des Spiegels von 1333 Fuß, 6 also eine Senkung unter das Eismeer bis zu 2506 Fuß gefunden. Da übrigens alle

Landseen durch fortdauernde Zuschüttung beständig an Tiefe verlieren, so darf man namentlid bei kleinen und vom nächsten Meere weit abgedrängten Seen nicht immer De: pressionen unter dem Seespiegel erwarten, selbst wenn sie von einer Relictenfauna bewohnt werden sollten. Der Dron-See in Sibirien, der einen Abfluß zum Witim, einem Nebengewässer der Lena befißt, war ebenfalls ein alter Bestandtheil des Eismeeres, weil er Seehunde beherbergt; wir dürften aber nicht überrascht werden, wenn sich dort nicht die erforderlichen Tiefen finden sollten.

Die schöne Bestätigung des maritimen Ursprunges beim Baikal See hatte uns schon früher 1 ermuthigt, auch in den großen nordamerikanischen Beden, im Superiors, Mi: chigan-, Hurons, Erie- und Ontario - See, die noch jeßt, obgleich das Land fich beträchtlich gehoben hat, mit ihren tiefsten Stellen 250, 428, 428, 325 und 267 Fuß unter den Meeresspiegel hinabsinken, ein altes Mittelmeer nady Analogie unserer Dstsee zu erkennen. Seitdem aber haben, wenigstens im Michigan-See, die Untersuchungen mit dem Schleppneß eine ehemalige oceanische Thierwelt jenes Bedens an das Licht gezogen. Auch hier hat sich also die Vor: ausseßung raid bestätigt.

Alle bisherigen Beispiele bezogen sich auf Seen, die Zuflüsse erhalten und durd Abflüsse fich entleeren. Bes geben wir uns nun in die trockene Passatzone, so werden dort ehemalige Meeres - Golfe, die durch Querdämme ab: geschnitten werden, anderen Schicksalen entgegen geben. An der Somaliküfte, etwa 13° n. Br., ist unweit Tedjura angeblich durch einen Lavastrom ber hinterfte Zipfel eines engen Golfes vom Meere abgeschnitten worden und hat sich dort der Afsal -See gebildet. 3 Da dieser aber keinen Zufluß erhielt, so verdampfte bas Wasser und jeßt liegt der Spiegel schon 570 Fuß tief unter dem Niveau des Golfs von Aden. Das Schidsal, periodisch aufgesogen zu werden, erleiden gegenwärtig die Sebcha oder Salzsümpfe füblich von Algerien in der Sahara. Ferner hat Rohlfs barometrisch ermittelt, daß durch eine Nehrung oder durch einen Dünensaum am Syrten - Meere eine ehemals geräumige, aber seichte Meeresfläche, die sich über Audjila bis nach der Dase Siwah erstreckte, beren südliche wie öftliche Ausbehnung aber noch nicht näher begrenzt ist, abgetrennt und in eine trockene Senkung (Depression) verwandelt wurde. Soon Eratosthenes hatte aus den Resten von Austern und anderer Seemuscheln, die sich in der Nähe des Ammontempels finden, auf eine ehemalige Ausbreitung des Mittelmeeres bis zu der berühmten Drakelstätte geschlossen. 4

1 v. Klöden im Geogr. Jahrbuch. Bd. 1. S. 289. 2 v. Klöden a. a. D. und v. Sonklar, Orographie S. 169. 3 Nordenstjöld, Spißbergen S. 181. 4 Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde S. 106. 5 Globus 1872, Nr. 14 S. 224. 6 Sonklar, Orographie S. 169.

1 Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig. 1872. S. 192.

2 Henry Y. Hind in Nature. vol. X. No. 244. 2. July 1874. p. 166.

3 Somerville, Phys. Geogr. 6th ed. p. 299. Elisée Reclus, la Terre, tom. II. p. 234. Fig. 83.

4 Strabo, lib. I. cap. 3, ed. Tauchn. tom. I. p. 77.

Solche Vorgänge beschränken sich durchaus nicht auf Afrika. Auch in den äußerst trođenen Gebieten Nieder: californiens haben die Vermesser der pacifischen Südbahn in der Coloradowüste Depressionen bis zu 300 Fuß ges funden. 1

Durch das Bisherige sind wir nun gut vorbereitet, um der großartigsten Erscheinung von Einhüllungen ge: räumiger Meeresgolfe näher zu treten. Das sibirische Eismeer muß nämlich ehemals nicht bloß bis zum Baital: See, sondern bis zum Aral-See und dem Raspisden Meere, dem Dstabhang des Ural entlang sich erstreckt haben. Der Spiegel des Kaspischen Meeres liegt 78 Fuß, seine tiefsten Stellen über 2188 Fuß unter der Oberfläche des Pontus. Die Höhe des Aral - Sees wurde 1826 von Anjou und Duhamel zu 118 Fuß, im Jahre 1858 von Oberst Struve zu 132 Fuß und 1874 von Obrist Thilo zu 165 Fuß über dem Meere gefunden. Sollten diese Ångaben, wie zu besorgen ist, nur auf barometrischen Mel: sungen beruhen, so besäßen sie, der möglichen Fehler wegen, nur wenig Gewicht. Immerhin würde der Arals See, da seine Tiefen bis zu 208 Fuß fich belaufen, selbst nach der Thilo'i chen Messung, noch mit Theilen seiner Sohle unter den Meeresspiegel reichen.

An einer ehemaligen oceanischen Fauna fehlt es im Raspisden Meere nicht. Schon Alexander H. Humboldt 2 rechnet dahin die Squillen, Arten von Syngnathus und Gobius, Cerithien und einige Algen aus der Familie der Ceramieen und Florideen. Die Weichthiere des Kaspischen Meeres und Aral-Sees, sowie des ganz jungen Steppens falfes, der vom Pontus über den Aral.See nod tief in die Steppen hineinreicht, sind ein Anhang der Mittelmeer: provinz. Von 14 Muscheln kommen 8 auch im Pontus, 2 in den nordeuropäischen Meeren vor und 4 sind dem aralisch-kaspischen Gebiet eigenthümlich. Der leider so früh der Wissenschaft entrissene Reisende und Entdecker Fedtschenko, von dem sich der Verfasser über die eben berichteten Verhältnisse belehren ließ, hatte im Aralbeden folgende Arten gesammelt: Adacna vitrea, Cardium edule, Neritina liturata, Hydrobia stagnalis, lauter Bradwafferarten, zu denen fich noch Mytilus polymorphus und eine nicht näher bezeichnete Paludina - Art gesellen, welche leßtere beibe auch im oder nur im Süßwasser vors tommen.

Hier begegnen wir also im Aral-See gleichfalls einer Relictenfauna, und damit liefern wir den besten Beweis, daß jenes Beden der abgeschnittene Reft eine alten Meeres sei, welches fich ehemals nicht bloß in der Richtung nach bem Raspi.See, sondern auch gegen Norden zunächst auf 300 Werft oder 40 deutsche Meilen erstredte, insofern aus den Gebieten der mittleren Kirgisenhorbe zwischen den unzähligen Steppen-Seen Meermuscheln (Turitella triplicata und Cardium Verneuli) durch den Reisenden Nöjdhel

nach Petersburg gesendet werden konnten. 1 Das damalige Meer ist noch um vieles nördlicher bei Petropaulowsk am Iidhim durch B. v. Gotta ? nicht bloß durch das Auf: treten vieler Salzseen, sondern wiederum durch das Vor: kommen von Meeresmuscheln und namentlich einer Austern: species nadygewiesen worden. Durch die Zunahme des festen Landes in der Richtung des heutigen Eismeeres mußten nothwendig die transuralischen Steppen immer trođener werden, und die jeßt noch vorhandenen Seen, meist nur ernährt durch schmelzenden Schnee, find im Eintrodnen begriffen. In einer solchen traurigen Lage, gleichsam in den leßten Zügen, gewahren wir den Sary Kupa unter 50° n. Br., vormals ein elliptisches Beden mit einer großen Achse von 15 deutschen Meilen, jeßt zerstüdt in 20 größere Weiher. In eine ähnliche Gruppe kleiner Becken ist vom Sary Kupa südlich auf halbem Wege zum Aral-See der Aksakal zerfallen. Damit eine ähnliche Erscheinung der Steppen nicht mit den eben ges schilderten verwechselt werde, wollen wir rasch einschalten, daß die oft geradlinig auf einer Kette liegenden, wie Perlen eines Rosenkranzes an einander gereihten, von Humboldt deßhalb Rosenkranz-Seen benannten Weiher, wie dieser · Naturbeobachter es längst erklärt hat, in den Vertiefungen eines ausgetrockneten, bon Sandwehen stredenweis vers schütteten Strombettes durch Ansammlung der jährlichen Niederschläge entstehen, also nicht etwa zu den Seen maritimen Ursprungs gehören.

Wenn aber das Kaspische Meer ehemals ein Meeresgolf gewesen war, wenn es selbst nach seiner Abtrennung als Binnensee noch an Ausdehnung beträchtlich verloren haben muß, und nachgewiesenermaßen verloren hat, so darf es uns doch stark befremden, daß sein Salzgehalt ein so geringer ift. Damals, als es noch ein Golf war, konnte sein Wasser kaum weniger als 34 Promille fester Bestandtheile enthalten, und wenn in Folge von Vers dampfung sein Spiegel nach der Absonderung fant, so mußte sein Wasser an Salz sich bereichern. Wir wären berechtigt, bei ihm eine Salinitätsstufe von weit mehr als 40 Promille, mehr selbst als im arabischen Golf bei Suez zu erwarten. Statt dessen ist das kaspische Wasser im Norden, wo es von dem Ergusse der Wolga über: fluthet wird, nur brafisch, und selbst im Süden, wo es nur sehr schwach durch Küstenflüsse verdünnt wird, enthält eß nicht mehr als 14 Promille feste Bestandtheile. 5 Nun hat allerdings Karl v. Baer uns belehrt, daß noch jeßt die Ausfüßung fortschreitet. Der Karabugas am Dstufer sei nämlich eine seichte, aber äußerst geräumige Pfanne

1 v. Selmersen, in den Beiträgen zur Kenntniß des ruffischen Reiches. Bd. XVIII. Petersburg 1856. S. 132.

2 Der Altai. S. 57.

3 Vgl. die Karte zu Nöschels Reisen in den Beiträgen zur Kenntniß des russischen Reiches. Bd. XVIII. Petersburg 1856.

4 A. v. Humboldt, Centralaften. Bd. 1. S. 515. 5 Betermanns Mittheilungen. 1858. S. 97.

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Spuren von Leichhardts Expedition gebeutet wurden und die Reise von John Forrest 1869 veranlaßten, der die Unwahrheit jenes Gerüchtes nachwies, im Nordosten von Perth und in den Theilen südlich von Lake Austin bis zu 123 ° ö. L. v. Gr. vordrang, allein kein besseres und nußbareres Land als Gregory und Austin vor ihm an: traf; auch hatte er mit empfindlichem Wassermangel zu kämpfen.

Das Neueste in diesem Gebiete ist die Reise des Res gierungsgeologen H. Y. 2. Brown von Champion : Bai in nordöftlicher Richtung bis über den von Austin entdedten großen See hinaus. Diese Reise geschah im März 1871 und erreichte ihren fernsten Punkt bei dem 600 m hohen Challoner-Berg, wo Brown die Wasserscheide überschritt und öftlich davon die Gewässer nach dem Innern des Con: tinentes fließend fand. Die Entdeckung goldhaltiger Fors mationen verlieh seiner Reise eine hohe praktische Be: deutung.

Im August bis October des nämlichen Jahres 1871 unternahm Hr. A. Forrest einen abermals fruchtlosen Versuch im unwirthlichen Dsten Westaustraliens zur Viehzucht geeignete Ländereien aufzufinden. Es gelang dabei Hrn. A. Forrest weiter östlich vorzudringen, als es je vorher einem Reisenden möglich gewesen war, bis 1250 37' ö. 2. Die Expedition verließ Perth am 5. und York am 11. August und erreichte am 26. fortwährend in öftlidher Richtung durch schönes aber wasserloses Grasland Slate Well am Rande der Hampton Plains. Von hier an befand sich Forrest in noch unbetretenem Gebiete und versuchte nun die Gegend südöstlich von Slate Well zu erforschen. Eine lange Kette von Salzseen nöthigte am 5. September zu einem Umwege nach Dsten und am 6. unterbrach ein großer Salzsee abermals den Weg, weßhalb die Richtung nach dem Ausgangspunkte wieder ans genommen wurde. Ein dritter Versuch, nach Dsten ges richtet, schlug gleichfalls fehl; der Landschafts-Charakter blieb auf dreißig Meilen weit hinaus der gleiche, und die Vorräthe gingen zu Ende. Grund genug zur Umkehr, die nur mit großen Beschwerden und unter bitteren Entbeh: rungen, besonders Wassermangel, bewerkstelligt ward. Am 18. November traf Forrest in York wieder ein.

Damit sind wir an jenen Zeitpunkt angelangt, wo nach Herstellung des Ueberlandtelegraphen die Erforschung Austra: liens in eine neue Phase trat, indem man sich mit aller Energie dem Probleme zuwandte, von West gegen Dsten in das Innere vorzudringen, die Verbindung Westaustra: liens mit Centralaustralien herzustellen. War also früher die Durchquerung des Continents in nordsüdlicher Ridjtung die lange angestrebte Aufgabe, so ward jeßt die westöst: liche Längenachse des Welttheiles zur Losung.

Das wichtigste Unternehmen in diesem Sinne war die von Baron Ferdinand Müller zu Melbourne ins Leben gerufene Expedition des Hrn. Ernst Giles 1872. Ein ge: wandter Pionier, ging Hr. Giles mit zwei Begleitern,

Hrn. Carmichael und Robinson, von Südaustralien aus, reiste längs der Telegraphenlinie ins Innere und hielt sich einige Zeit am Peake auf, dann vom 4. bis 12. August bei Charlotte Waters. Am 22. erreichte er den Finke-Fluß gegenüber der Chambers-Säule, welche den Ausgangspunkt der Entdeđungsreise nach Westen bilden sollte. Der Cham: bers Pillar ist ein fäulenförmiges Gebilde, das aus der Mitte eines vielleicht 32 Meter hohen, aus weißem Sandstein bestehenden Piedestals noch etwa 50 Meter empor: steigt und größtentheils aus demselben Sandstein besteht, oben aber in den leßten 6—8 Metern roth gefärbt ist. So steht er da, ein riesiges Denkmal der geologischen Perioden, seitdem die Bergkette, von welcher er einstmals einen Theil bildete, durch die Thätigkeit des Wassers fort: gespült und in bloße Sandhügel verwandelt worden ist. Das Gestein ist so weich, daß man seinen Namen mit einem Taschenmesser, jo tief man will, einschneiden kann. Von diesem einsamen, großartigen und sonderbaren Fels: gebilde nahm die Reise gegen Westen am 23. August 1872 ihren Ausgang, um zunächst den Finke-Fluß bis in sein Quellgebiet hinauf zu verfolgen. Das Bett des Finke ist fumpfig, bei der Einmündung des Minn-Creek kommt man aber mit dem Finke in ein Bergland, das fidh ostwärts bis zur Telegraphenlinie, westwärts unabsehbar weit erstredt. Dort wo der Finke dieses Bergland durdy bricht, treten von allen Seiten an das äußerst gewundene Bett die Höhen aus rothem Sandstein heran, der in größeren oder klei: neren Bruchstücken zu den grotesken Formen aufgebaut und mit zahlreichen Höhlen und Löchern versehen ist. Giles entdeďte hier eine Fächerpalme (Livistona - Art), die im Flußbette selbst ihre majestätische domförmige Krone in 20 Meter Höhe ausbreitete, in auffallendem Gegensaße zu dem blasseren Grün der umgebenden Eucalypten. Außer: dem zeichnete sich dieses Palmenthal“ durch eine Fülle prächtiger, verschiedenfarbiger Blumen aus. Am oberen Ende dieses etwa 40 Miles langen Thales, traten die Reisenden auf eine sandige, dann mit Bäumen bestandene Ebene hinaus, die sich etwa 20 Miles bis an einen nördlicheren Bergzug ausdehnt. Dieser leßtere, höher und imposanter als die eben verlassenen, ist die westliche Fortseßung der Mac-Donnell-Kette, und besteht aus drei von einander getrennten Zügen, die alle so ziemlich von Dst nach West streichen, und deren nördlichster auch der höchste ist. Der höchste Punkt dieser Kette liegt mehr als 1220 Meter über dem Meere, aber auch die anderen sind nicht unter 600 Meter hoch. Die südlichste und niedrigste besteht aus Sandstein, die mittlere und wahrscheinlich auch die nörd: liche oder Hauptfette aus Basalt.

Einen Durchgang gegen Norden konnte Giles nicht entdeden, er wandte sich daher gegen Westen in das Thal des in den Finke mündenden Rudall - Creek, welches aber gleichfalls zu keinem Durchlaß nach Norden führte; er mußte daher die höchst elenden, öden Malli - Hügel im Westen über dreiten und gelangte so an einen Creek, der


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Ein Besuch von Kronstadt muß im Gesammteindrucke uns abermals Bewunderung abzwingen vor dem schöpferischen Geiste Peters des Großen, welcher in Mitte einer Meeresfläche, auf einem öden Flede Land stehend, das Wort sprach: „Es werde,“ und es ward.

Vor anderthalb Jahrhunderten lag noch eine wüste, niedrige Insel, etwa gleich weit von der carelischen (finnischen) wie ingrischen Küste entfernt, bedeutungslos im finnischen Meerbusen, wo jeßt einer der wichtigsten Kriegshäfen Europa's, eine blühende Handelsstadt von 48,000 Einwohnern (mit Einschluß der Garnison), mit langen geraden Straßenzeilen, durchschnitten von mächtigen Kanälen, eingeschlossen von Granitquais und schönen Alleen, dann zahlreichen, riesigen Etablissements für alle Zweige der Marine, fich erhebt. Wie sich im Kriegshafen die Maste und Dampftamine der Kriegsflotte des baltischen Meeres zu einer bedeutenden Zahl vereinigen, so ragt noch mehr als verzehnfacht ein solcher Mastenwald anderer: seits im Kauffahrteihafen empor. Der ganze, sehr bedeutende Seehandel Petersburgs hat hier seine Zwischen: stationen, wo die Handelsseefahrer des ersten Ranges um. laden, während die kleineren in Petersburg selbst löschen. Eine Rundfahrt durch die freundliche Stadt ist äußerst lohnend. Auch hier gewahrt man, daß bei Anlage Kronstadts mit der Horizontalfläche nirgends sparsam umge: gangen worden, alle Pläße sind räumlich, und theilweise von grünen Squares unterbrochen. Dbgleich man allenthalben Schiffsofficiere, Marinesoldaten, Matrosen und Hafenarbeiter begegnet, so wird doch der Stadt nicht der ausschließend militärische Charakter aufgeprägt. Ein zahl

reicher Kaufmannstand hat fidh hier niedergelassen und nach dem Neußeren seiner Wohnhäuser zu urtheilen, nicht zu seinem Nachtheile. Elegante Damen rollen in Equi: pagen vorüber, und die zahlreichen Jowoschtschiks finden, wenn auch auf die Stadt in ihrem Wirkungskreise bes schränkt, gute Ernte. Durch die Gefälligkeit eines höheren Seeofficiers wurden wir in dem Marine Clubb eingeführt, einem hübschen Casino, von dem zahlreichen Officierscorps der russischen Marine gegründet, das in allen seinen Mit: gliedern fich zur Theilnahme verpflichtet. Es hat nur ein Erdgeschoß, mit schönen, eleganten Räumlichkeiten, Lese: zimmer, Billard, Garten und Restauration, in welcher von militärischen Aufwärtern, mithin ebenso pünktlich wie aufmerksam bedient wird.

Die Schöpfung Kronstadts ist ein gleich genialer, wie praktischer Gedanke. Wie einerseits durch ihn Rußland festen Fuß im baltischen Meere faßte, und wenn auch Anfangs im kleineren Maße in die Reihe der europäischen Seemächte trat, so ist andererseits das prächtige Peters: burg dadurch vor jeder feindlichen Beschießung von der Meerseite geschüßt, und vor der Gefahr, daß auf seine vergoldeten Ruppeln und Marmorpaläste Bomben geworfen werden, sicher gestellt. Daß das heutige Kronstadt diesen doppelten Zweck zu erfüllen, richtig gelegen ist, wird jeder: mann sofort einleuchten; aber die sterile Resselinjel als die geeignete Stelle zu erkennen, und in wenigen Jahren in diesen wichtigen Kriegshafen umzuwandeln, das war das Ei des Columbus, zu dem es eines Peter des Großen bedurfte.

Dreißig Werste oder etwas über vier Meilen westlich vom Ausflusse der Newa, verengt sich der finnische Meer: busen bis auf etwa drei Meilen, und bildet hier die Kronstadter Bucht. Fast in Mitte der Stelle, wo die beiderseitigen Ufer, die finnische Küste und jene Ingermannlands sich näher rücken, liegt Kronstadt und bes herrscht mittelst seiner auf Rosten vorgeschobenen Bat: terien, welche anscheinend schwimmend, gleich Inseln, aus dem Wasser ragen, nördlich die ganze Fläche, welche ohne: dieß wegen ihrer geringen Tiefe für große Schiffe uns praktikabel sein soll. Der südliche breite Arm, zwisden Krons stadt und der hügeligen Küste Ingermannlands, wo aus dunklem Grün die Schlösser Peterhof und Oranienbaum herüberleuchten, hat nur ein schmales Fahrwasser, wodurch alle Schiffe unter die Kanonen der Festung gezwungen werden. Das zwischen Kronstadt und der Newamündung gelegene Wasserbecken ist durchgehends seicht, und gewissermaßen nur der Uebergang von dem erweiterten Strome zum offenen Meere, weßhalb auch die Fahrwasserlinie mittelft Tonnen und Stangen bezeichnet ist. Große Sand: bänke haben sich im Laufe der Jahrhunderte hier abgelagert, auf welchen zahlreiche Seemöven ihre Versamm: lungen abhalten.

Wenn einerseits durch diese häufigen Untiefen und Sandbänke die Schönheit des Wasserspiegels und die mit


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zehn Tage nad, der Geburt ihr Gesicht bekommen. Nach antifer Vorstellung brachte die Wölfin zwölf Tage und Nächte in Wehen zu: es sind die Zwölfte von Weihnacht bis Großneujahr oder Epiphanie, wo das junge Jahr ges boren wird und die Witterung für die folgenden Monate sich entscheidet, die ursprünglichen Schalttage. In der Mutternacht des Jahres geboren ist Apollo, der Sonnen: ritter, zugleich der erste Welfe. Latona (bie nordische Hlodyn oder Hlubana, wie Leda gleich filda) ist die Welfenmutter und hat ihn neben Artemis Diana, der Mondgottheit, zur Welt gebradt, indem sie als Wölfin aus dem Hyperboräerlande, der Urheimath der Welfen, nad Delos, der Insel der Dffenbarung, wanderte. In der Höhle Benjamins, des reißenden Wolfs, wird noch ein höheres Lichtkind geboren. In den Zwölften hat auch die ägyptische Buto, Göttin der Urnacht, die Zwillinge Horus und Bubastis geboren, deren hellenische Ebenbilder selber als Wolf und Wölfin auftreten. Aeneas hinterließ bei seinem Tode zwei Löwenwelfe, Askanius und Euryleon, und Lupa die Wölfin ist die Nährmutter des Romulus und Remus. Das Thier des Zwielichts, ursprünglich nur als Symbol der Jahresmutter aufzufassen, wird allmählig in die Geschichte eingeführt. Diana führt auch den Beinamen Europa, und wir fragen allen Ernstes, ob nicht selbst unser Welttheil als Wolfsland aufzufassen ist? Als Wurzel bietet sich im Zend urupis = vulpes, oder oropesch, Hund, sabinisch hirpus, der Wolf, sowie Hyrkanien von Sanskrit vrika, das Wolfsland heißt. So ist im Ven: didad (Fargard 5, 109) vom Kunde Urupis die Rede. Thrazien, die Heimath des Drpheus, trug zuerst den Namen Europa, und von da ging er auf den ganzen Erbtheil über.

Vom Fuchsfelle führt Tahmuraf, Cajumaraths Enkel, den Beinamen Takhmo-urupis, welcher, als die Theilung des Menschengeschlechtes vor fich ging, die erste Reise um die Welt machte, wie das persische Schöpfungsbuch, der Bundehesch (S. 40, 15) Denkwürdig meldet, auf dem Rüden eines Rindes über den Bosporus seßte, und die wilden Thiere und Dämonen bändigte, gleich Drpheus, dem ersten Europäer; dieser ist Thrazier und die Benennung wurzelt nicht in oogós. " Neben der bisherigen Erklärung „Abendland," aus dem phönizischen Ereb, nimmt sich unser Vorschlag doch wohl überzeugend aus, den Namen unseres Erdtheils arisch als Uropa, bas Wolfsland und die Heimath der Welfen zu fassen!

Die chinesische Tradition leitet den Ursprung der Mongolen von einer Wölfin her. Der Volksname Funne, Hiognu oder Chiunnu enthält die mongolische Benennung

des Wolfes Thino oder Tschinua, und Burtä Tschino, der weiße Wolf, heißt ihr erster Fürst. Ja, die Volksmähre zögerte nicht, dieß häßliche Geschlecht selbst von Hunden abstammen zu lassen. Hatte doch selbst Cyrus eine Hündin, Sbako das Hirtenweib zur Amme (sbag heißt nämlich im Medischen der Hund 1), wie lupa dasselbe bedeutet; und Saken, d. i. Hunde, hießen die Perser ihre skythischen Feinde. Wir wissen ja, daß derselben genealogi: schen Hieroglyphe entsprechend, auch der Ahnherr der Türken von einer Wölfin gesäugt wird: eß sind die Kailenturk oder Wolftürken. Nach den Annalen der Chinesen waren von den Fiognu einst alle: Mann und Weib, Greis und Kind, bis auf einen zehnjährigen Knaben erschlagen, und dem lekteren Hände und Füße abgehauen worden. Doch erhielt diesen eine Wölfin am Leben, von welcher er nach: her zehn Knaben gewann, und diese sind die Stammväter der Türken (chines. Thukiu). Ein Wolf bildet zugleich das ursprüngliche Bannerzeichen dieses Stammes. Vor dem Zelte ihres Häuptlings steckte auf der Spiße einer Lanze ein goldener Wolf.

Rom ist von zwei Wolfskindern gegründet, aber auch von zwei Welfen zuerst gestürzt worden. Der Stammvater unserer schwäbischen Welfen, deren zwei, Vater Ebekon und Ulf (oder Arnulf, şunulf, Ddoakers Bruder) bereits im Hunnenzelte Attila's erscheinen, ist kein anderer als der sagenberühmte deutsche Herakles Wolfdietrich. Er wird von einer Königstochter geboren, aber im Burggraben ausge: feßt; von einer Wölfin in ihre Höhle getragen und mit ihrer Milch gesäugt, wächst er als kräftiger Knabe heran. Zwölf Gefährten werden ihm zugesellt, die auch seine Brüder heißen; es sind die Repräsentanten ber Jahres: monate. Die Sage lebte im Volksmund fort und wieder: holt sich darum an Dußenb Drten. Unsere Altvordern kamen aus der mythologischen Vorstellung gar nicht heraus. Von den Hund auf Saalfelden theilt Panzer die Sage mit: In grauer Vorzeit lebte auf dem Schlosse ein Ritter, dessen Gemahlin zwölf Knaben auf einmal gebar. Vor Scham oder Furcht ließ sie elf ins Wasser tragen, aber der Vater begegnete auf der Rüdkehr von der Fagd der Magd mit dem Korbe, und da sie über den Inhalt die Ausflucht gibt, es seien Hündlein, will er sie zu Jagdhunden auferziehen, bis er barin seine Söhne entdeckt. Ganz dasselbe erzählt das Volk von der Gräfin Hund auf Falkenstein im Innthal, die ihre vielen Sprößlinge im Hundsgraben beim Rachelschloß ausseßen ließ.

Doch nicht genug! Nach den nordischen Mythen kömmt die Welfenmutter statt mit Zwillingen oder mit sieben, mit zwölf, gleich mit fünfzig, ja selbst mit 365 Rindlein auf einmal nieder, so daß Jahreshälften, Monate, Wochen und Tage ihr Kalendersymbol haben. Nach dem Bilde vom Wochenjahre lesen wir schon vom Thrazier Lykaon, nicht bloß der Vater, sondern auch seine fünfzig Söhne seien

1 Und im heutigen Kuffischen heißt der øund gleichfalls Sobaka (Cobaka).

D. Red.

1 Unter den Händen der Bassariden oder thrazischen Füchfinnen erliegt Orpheus als Gegner des Weingottes, wie Lykurgos, der thrazische Bierkönig, zur Strafe in einen Wärwolf verwandelt wird. Bgl. Friedrich Windischmann, Boroastrische Studien, S. 196 f. Noch die Thrazier in Xerres þeer trugen Fuchsbälge um den Kopf. Serob. VII, 76.


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Leberschau der neueffen Forschungen auf dem Gebiete der Natur-, Erd- und Völkerkunde. .

Redigirt von Friedrich v. Hellwald

in Cannstati.

Achtundvierzigfter Jahrgang.

Jubalt: 1. Wind und Wetter in der Geschichte der Völker und der Staaten. Von F. G, Sohl. S. 225. 2. Der chinesisch-japanische Streit um Formosa. S. 229. 3. Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde. 14. Die Entwidlungsgeschichte der stehenden Wasser auf der Erde. Von Oscar Peschel. (Schluß.) S. 233. 4. Aus dem Zarenreiche. Von Theodor Grafen von Leublfing. VI. Drei Kaiserschlösser. S. 235. 5. Der submarine Tunnel zwischen Frankreich und England. S. 237. 6. Belz dertproduction im Turkestan. S. 239. 7. Technisch verwendbare Pflanzenstoffe Neuseelands. S. 240. 8. Neue Zeit. schriften. S. 241. 9. Karl Mauch's Reise im Innern des Sofala-Landes. S. 243. 10. Ein versunkener Wald. S. 244.

Wind und Wetter in der Geschichte der Völker und ; an den langgestredten Meeresküsten der Continente alle der Staaten.

Privatinteressen der Bewohner in höchstem Grade mit

Wind und Wetter verknüpft. Bon 3. 6. Mohl.

Kurz also, es begreift sich, daß wir Land- und Stadt: In unserem Privat- und Alltagsleben empfinden wir bewohner alle in Bezug auf Wind und Wetter beständig die Einflüsse des Wechsels in der Atmosphäre, in der wir auf dem Qui vive sind, - daß neben den Chronometern, athmen, leben und weben wie die Fisdie im Wasser, bes Haus- und Taschenuhren, insbesondere auch Thermo- und ständig und erkennen ihre Wichtigkeit auch in unseren Barometer diejenigen Instrumente sind, die wir am häufigsten häufigen Besprechungen über meteorologische Thema's eifrig in unsern Häusern und Gehöften in Bereitschaft halten, genug an.

und daß wir den Stand derselben alle Morgen früh schon Der Landmann kann bei ungünstiger Witterung sein vor dem Kaffee beobachten; ferner, daß wir auf allen Feld nicht bestellen, auch die Ernte nidyt einbringen. Es unseren Kirchthürmen, selbst auf denen der Dörfer, Wetter: ist natürlich, daß in ihm Gedanken und Sorgen um das und Windfahnen besißen, deren Bewegungen mehr beob: Wetter Nacht und Tag lebendig find.

achtet werden, als die Thürme und Kirchen selbst. Auch Auch in den Städten ist günstiges Wetter das wahre ist es eben so natürlich, daß wir Luftgeschöpfe bei Be: Del alles Beginnens und Bewegens der Bürger. Wir gegnungen mit Bekannten und Freunden fast alle unsere

haben es faft zu allen unsern täglichen Unternehmungen Gespräche durch eine Bemerkung über den Stand der Sonne,

nöthig. Nicht nur bei den Reisen, die wir beabsichtigen, über Süd- oder Nordwind, mit einem Seufzer über Hiße sondern auch auf unsern Spaziergängen und Besuchen bei oder Kälte, oder mit einem Jubelausruf über das „pracht: Nachbarn. Wenn es draußen stürmt und vom Himmel volle Wetter" des Tages einleiten. gießt oder hagelt, bleiben die Gesellschaftssäle, die Kirchen Es würde schon ein sehr buntes Bild geben, wenn und sogar die Schauspielhäuser leer. So lange der laue man nur alle die Zerstörungen und Veränderungen, die Südwestwind weht, fühlen sich alle Nervenschwache lahm ein einziges in den östlichen Steppen Rußlands gebrautes und gedrückt. Sowie der Luftzug fich nach Nordosten um- und über Europa herziehendes Unwetter unter den Menschen seßt, heben fich diese; aber dann fangen die Lungen- und ihren Privatverhältnissen und Zuständen anrichtete,

Patienten überall an, zu hüsteln und zu klagen. Tritt, aufsummiren und zusammenstellen wollte, wie es die

wie es zuweilen geschieht, eine ganz allgemeine Dürre oder Ernte in der Ukraine schädigt und dort die Kurnpreise er: das Umgekehrte, eine sehr nafle Witterung, ein und halten höht, wie es in Petersburg und Berlin das Corps ber diese sehr lange an, so brechen wohl epidemische Krank: alten Generäle durch Erkältung angreift und decimirt, heiten aus und raffen Tausende von Menschen hin. wie es unterwegs noch manche andere bedeutende Männer,

Namentlich find in allen See- und Handelsorten und indem es ihnen den Todesstoß gibt, hinweggerafft, wie Ausland. 1876. Nr. 12,

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hinsichtlich der Lebensweise der Eingebornen leicht berichtigen und lockten die stets nachfolgende englische Kriegsmacht wird. Im Laufe des Jahres 1874 kam die angekündigte entweder auf unwegsame Bergpfade oder in Hinterhalte, Expedition auch wirklich zu Stande, nachdem es einen um sie dann zu vernichten. Bloß durch einen schleunigen, Moment ben Anschein gewonnen hatte, als sollte sie auf: beinahe fluchtähnlichen Rüdzug entgingen die Engländer gegeben werden. Diplomatische Schwierigkeiten mögen einem sicheren Verderben. Im gegenwärtigen Falle kämpfte eine Zeit lang obgewaltet haben. Die japanische Regie: gegen die Japaner auch das sehr heiße und zum Thcil rung sandte nämlich zuerst eine specielle Gesandtschaft nach ungesunde Klima der Insel, welches in einem bösartigen Peking, um dort Genugthuung zu verlangen. Das chine: Fieber viele dahinraffte. fische Gouvernement erklärte jedoch, daß sich seine Herr- Es ist bis zur Stunde unaufgebellt, ob die formo: schaft nur auf einen Theil der Insel erstređe, und daß fanische Erpedition von Seite Japans mit oder ohne Eines sich deßhalb nicht verantwortlich für Acte fühlen könne, willigung von China unternommen wurde. Eine Cor: die in dem andern Theile derselben vorfielen. Nun erst respondenz zwischen General Sai-go und dem chinesischen rüstete Japan die Expedition aus, um die unabhängigen Vicekönig von Fo-kien scheint eher auf das lektere hin Stämme zu züchtigen. Mehrere kaiserlich japanische Dampf- zudeuten; Sai - go zeigte nämlich dem Vicekönig seine schiffe brachten Truppen, Vorräthe und Munition an die Ankunft an wie folgt: ,,Die Barbaren auf Formosa stehen formosanische Küste, dann eine Anzahl Handwerker, Zimmers seit lange in dem Rufe des Blutburstes und haben den leute, Schmiede u. dergl., welche Baraden für die Truppen Befehlen Ihrer Regierung Troß geboten. Sie jubeln, errichten sollten. Die Dampfer, welche die Landungs: wenn ein Schiffbruch an ihrer Küste vorkommt. Unsere truppen an Bord hatten, gingen in den chinesischen Häfen Landsleute sind seit Jahren, wenn sie in Folge des Wetters der Insel bei Kiang - kian, 81/2 Meilen südlich von Taskan, an die Küste getrieben wurden, jedesmal geschlachtet oder vor Anker, difften mit Zustimmung der Chinesen die ihrer Habseligkeiten beraubt worden. Wenn es ihnen ges Mannschaft und das Kriegsmaterial aus und nun zog lang, dem Tode zu entfliehen, und sie auf chinesisches die kleine Armee, deren Stärke verschieden zu 1200 bis Gebiet kamen, dann wurden sie von chinesischen Beamten 5000 Mann angegeben wird, und die unter den Befehlen wohl verpflegt, und dafür ist unsere Regierung sehr dank: des General Saisgo stand, durch das chinesische Gebiet, bar. Aber wie kann unsere väterliche Regierung dabei um zu den zu bekriegenden Stämmen zu gelangen. Die stehen und zusehen, daß diese Barbaren fortfahren, unsere auf Formosa wohnenden Chinesen benahmen sich anfangs Landsleute zu morden und zu berauben? Deßwegen bin sehr zuvorkommend, da sie die japanische Kriegsmacht als ich gesandt worden, in dieses Barbarenland zu gehen und Verbündete in ihrem eigenen beständigen Kampfe mit den Conferenzen mit den Häuptlingen anzuberaumen, um Be: Eingebornen betrachteten. Nach einigen, zwar wenig be- strafung der berüchtigten Verbrecher auszuwirken und die langlosen, aber wie es scheint, für die Japaner nicht Barbaren zu veranlassen, ihre Gebräuche zu reformiren. immer vortheilhaft ausgefallenen Gefechten gerieth die Das ist der einzige Zwed, weßhalb unsere Schiffe in Expedition ins Stocken. Der Marsch gegen den wilden chinesischen Gewässern sich befinden, und kein Widerstand Bodan durch das mit dichtem Gebüsch bewachsene Land darf geleistet werden. Wir wollen direct auf barbarisdem war sehr beschwerlich, und die doppelten Schwerter der Gebiete landen. Fürchtend, daß Gerüchte unserer An: Japaner verwidelten sich nur allzu gerne im Gestrüpp; wesenheit andere Motive unterschieben dürften, schreibe ich die Japaner aber opfern lieber ihre Büchse als ihr Seiten: dieses zu Ihrer Information.“ Die ganze Zeit über gewehr, welches fie im Kampfe trefflich zu benußen wissen. fanden zwischen Japanern und Chinesen Verhandlungen Alle südlichen Stämme der Eingebornen ergaben sich und statt, die eine positivere Gestalt annahmen, als die ja: die am Tuko - Tuko wohnenden Einwohner zeigten sich paner den ganzen, nicht im Besiße China's befindlichen besonders freundlich. Nichtsbestoweniger scheinen die sa- Theil der Insel, die kleinere Hälfte Formosa's, militärisch paner mit dem Einstellen der weiteren Kriegsoperationen beseßten. China sandte hierauf an Sai-go die Aufforde: um so zufriedener gewesen zu sein, als ihre Armee einen rung, die Insel zu räumen, und als diese resultatlos schweren Stand gehabt haben würde, weiter ins Innere blieb, an die Regierung in Tokio ein Ultimatum, in vorzubringen, wo mehrere große, mit Wällen umgebene welchem die Räumung Formosa's binnen drei Monaten Städte sich befinden sollen. Dieß dürfen wir wenigstens vom 1. Juli 1874 an, bei sonstigem bewaffneten Einschreiten, aus den Erfahrungen des „Cortmorant“ schließen, von verlangt wurde. Zugleich wurde die chinesische Befaßung welchem die Eingebornen, troß ihrer veralteten Flinten, auf Formosa verstärkt, eine starke Dschunkenflotte dahin mehr Engländer zu Boden stredten, als diese Felsen und gesandt, die Befestigungen in bereiten Stand geseßt und Bäume sahen, hinter denen sich ihre Feinde verbargen. armirt. Japan schickte sofort nach Peking den Minister Gleich den Montenegrinern auf ihren Bergen, sprangen des Innern und vertrauten Rathgeber des Mikado, den diese wie Raßen von Baum zu Baum, kletterten auf ihrem Fürsten Dkubo, als Specialgesandten, um über eine fried: bewaldeten, hügeligen und klippenreichen Heimathsgrunde liche Beilegung der Angelegenheit zu verhandeln. Dkubo wie die Waldbewohner über Felsen, Engpässe und Abgründe erklärte in Peking, daß Japan seine Truppen ungesäumt


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Die Gärten von Paulowsk wie auch das Schloß selbst sind räumlich beschränkter, als jene von Zarskoje Sjelo, aber weit romantischer situirt. Die Abwechslungen, welche das mehr hügelig gewordene Terrain gestattet, sind aufs glüdlidiste benüßt, und sollen namentlich eine eminent zahlreiche Vertretung von Baumarten diesen ebenfalls sehr weiten Park auszeichnen. Das Schloß war bei unserer Anwesenheit von einigen Mitgliedern der kaiserlichen Fa: milie bewohnt, mithin nicht zu sehen, aber in seiner Umgebung, unter den grünen Laubdächern dem Norden auf: gezwungener fremder Bäume und Pflanzen, staunten wir abermals über die ,, Macht der Kunst im Vereine mit festem Willen.“

mutter gehaltenes Zimmer, Malachit-Vasen und Gobelins wedseln in wahrhaft ermüdender Pracht mit einander. Dazu ist der Wald so nahe, daß an den Seitenflügeln das Laub hoher Bäume fast an die Fenster streift, und eine träumerische Waldeinsamkeit, nur unterbrochen vom Sdlagen der Nachtigallen, uns vorspiegeln möchte, ein Zauberspruch habe dieses goldene Kaisersdíloß aus dem Gewimmel der Hauptstadt in die stille Nacht mächtig zum Himmel strebender Eichen und Ulmen getragen! Alles Lärmende ist durch den Part so weit weggerüdt, daß die idyllische Ruhe nichts stören kann, und kein Wagengerassel der Troiken des Adels, keine Trompetersignale der garnis sonirenden Regimenter bis zu ihm reichen, während dennoch wieder genug nahe, um auf einen Befehl bes Kaisers den glänzendsten Hofstaat vorfahren und lange Linien kaiserlicher Truppen der Garde aufmarschiren zu lassen. Daß der Hof unter seinen verschiedenen Schlössern Zarskoje Sselo als Lieblingssiß auszeichnet, ist erklärlich, wenn man diesen Aufenthalt, der die Debe der hauptstädtischen Umgebung ganz vergessen läßt, in seinen einzelnen Schönheiten zu sehen Gelegenheit hatte. Mag immerhin Petersburg im Winter, wo die Newa gefroren ist und tausende von Schlitten durch die breiten Prospekte und der Quais entlang fliegen, in dieser Art einzig auf Erden sein, so ist ein Besuch der Metropole des Nordens im hohen Sommer sicherlich nicht minder glüdlich gewählt, und Peterhof wie Zarskoje Sjelo im reichsten Blumen- und Laubschmucke ge: sehen zu haben, wiegt Schlittenfahrt und Ballet einigermaßen auf. Das nahe Alexandraschloß sollte man eigents lich vorher gesehen haben, weil nach dem Beschauen des Hauptschlosses das erstere zu sehr in den Hintergrund tritt.

Der Bart ist, wie alle kaiserliche Gärten, mit einer bewundernswerthen Sorgfalt gepflegt, und ist die Durchführung einer solchen Reinlichkeit fast unbegreiflid. In dem ganzen weiten Areale ist auf keinem Fuß- wie Fahr: wege ein abgefallenes Blättchen, die Fußspur eines Menschen, das Geleise eines Wagens zu finden, die Teiche selbst find alle spiegelrein, und doch sah man nirgends Gartenarbeiter; es muß Alles icon vor Anbruch des Tages besorgt werden, was durch die im Sommer mangelnde eigentliche Nachtzeit allerdings möglich gemacht ist.

Den Weg zu dem eine Gehstunde entfernten Baulowsk, wohin die Eisenbahn noch fortgeseßt ist, machten wir zu Fuß. Am Ende des Parks, bei der Kaserne eines Cavalerie: Regiments der Garde, beginnt eine schnurgerade breite Allee, bis man abermals Wald und in ihm die dem Petersburger wohl bekannte Restauration von Baulowsk erreicht. Hier vereinigt sich der elegante Mittelstand der Hauptstadt bei den berümten Symphonie:Concerten Bilses, und es be: darf wohl keiner Versicherung, daß die weiten Räumlichkeiten, aber aud die Preise, diesem viel Champagner consumiren: den Publikum angemessen sind. Deutsche Geldbeutel schauen idon verdrießlich drein, wenn der Heidsik fünf bis sechs Rubel, der feinste Bordeaux acht Rubel, und eine Portion

Der submarine Tuunel zwischen Frankreis und

England. Vor nicht allzu langer Zeit 1 berichteten wir über das Project, Frankreich und England durch einen unterseeischen Tunnel zu verbinden. Dieses Project hat seit Jänner d. 3. aufgehört ein soldies zu sein, denn zwischen der französischen und der britischen Regierung ist das Abkommen bezüglich der Ausführung des Planes perfect gegeworden. Bei dem hohen Interesse, welches dieses wahr: haft kolossale, die Durdbohrung des Mont Cenis und des Sanct Gotthardt noch weit übertreffende Unternehmen in Anspruch zu nehmen geeignet ist, glauben wir hier mit: theilen zu follen, was uns bis nun darüber bekannt ges worden ist.

Der öffentliche Minister der öffentlichen Arbeiten hat am 16. Januar d. I. mit einer Gesellschaft von Capita: listen, an deren Spiße Hr. Michel Chevalier steht und der auch die Nordbahn-Gesellschaft angehört, eine Convention unterzeichnet, welche auf die Anlegung eines unterseeischen Tunnels zwischen Calais und Dover abzielt. Nachdem ein französischer und ein englischer Ingenieur, die Herren Thomé de Gamond und Hawkshaw, jeder für sich Studien gemacht hatten, welche die Möglichkeit eines solchen Tunnelbaues außer Zweifel stellten, dachte man zuerst baran, eine internationale Gesellschaft zu gründen. Da dieß indeß in Folge der Verschiedenheiten der französischen und englischen Geseßgebung auf Schwierigkeiten stieß, entstanden zivei getrennte Gesellschaften, eine französische und eine englische, die sich zunächst nur mit den Vorarbeiten befassen und auf dieselben zusammen vier Millionen Francs verwenden wollen. Die französische Gesellschaft hat nun für ihre Vorarbeiten die Erlaubniß des Staates nachgesucht; sie erbietet sich, zwei Millionen Francs für dieselben auszugeben, gegen die Zusicherung, daß sie, wenn das Resultat ein günstiges wäre, auch die definitive Concession zu dem Tunnel er: halten solle. Dieß ist der Gegenstand des Vertrags, welcher in dem Bautenministerium unterzeichnet worden ist und demnächst in der Nationalversammlung eingebracht werden soll. Die französische Regierung hat sich zuvor versichert, daß die englische dem Unternehmen keine Hindernisse in den Weg legen wird. Die Kosten der Vorarbeiten find mit 25 Millionen Francs veranschlagt, das ist um etwa die Hälfte mehr, als die gesammte Rostensumme des Themsetunnels in London betrug. Aber so schmal die Meerenge zwischen Dover und Calais auch ift (die Dampfidhiffe übers feßen sie in drei Stunden) so ist sie doch gewaltig breiter, als die Themse. Der Themsetunnel ist 1140 Fuß lang, der Kanal an seiner idymalsten Stelle fünf Meilen breit, und das Unternehmen, sie unter dem Grund zu durch: wölben, ein weit gigantischeres. Die Vorarbeiten sind sehr umfassend und schwierig. Sie gelten nicht nur der Außmittlung der geeignetsten Küstenpunkte, an welchen der Tunnel ausmünden soll, sondern auch der geeignetsten Meeresstelle, die das Gelingen des Unternehmens möglich macht. Der Ausführung des Themsetunnels gingen zahlreiche mißlungene Versuche voran. Das Wasser brad an den unterbohrten Stellen durch, und als man endlich eine wasserdichte Bodenstelle fand, die dem Bau Sicherheit nach oben gewährte, quoll aus der Tiefe Wasser herauf. Das alles gelang der Wissenschaft, der Erfahrung und dem Erfindungsgeist zu besiegen und es wird auch bei dem Ranaltunnel gelingen. Der Bau dieses Tunnels ist aber erst heute möglich; mit dem kleinen Dampfbohrer und mit der Dampfspriße, die mit Wasserstrahlen den Felsen höhlt, mit diesen zwei Instrumenten, die den Montcenis-Tunnel bohrten, kann man hoffen, auch den Felsengrund des Meeres zu durchsprengen. Der Themsetunnel mußte noch mit viel unsäglicherer Mühe geschaffen werden. Um aus den an den Ufern eingebauten verticalen Stollen einen horizontalen Stollen unter dem Flußbette durchzubauen, wurden eigene Vorrichtungen construirt; stählerne Schilde, dem Gehäuse der Schildkröten ähnlich, wurden eingeseßt, um den Arbeiter in geöffneten Stollenpartien zu sichern. Acht: zehn Jahre hatte der Bau dieses Tunnels gedauert. Auch er ist ein englisch-französisches Werk, er verewigt die Namen des französischen Ingenieurs M. I. Brunel und des englischen 3. Wyatt. Ungleich größere Schwierigkeiten werden bei dem Bau des Ranaltunnels zu besiegen sein, und troß all' der ungeheueren Fortschritte der Wissenschaft


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ist. Obgleich viele Marberfelle in den Bezirken von Tok: mat und Sisyk-Kul zum Verkauf ausgeboten werden, so kann man doch diese Art von Jagd nicht als eine gewerbs: mäßige ansehen, sondern muß dieß eher dem Zufall oder auch nur dem Jagdvergnügen zuschreiben.

Füchse finden sich in den Steppen in großer Zahl vor; das beste Pelzwerk liefern die im Winter erlegten Thiere. Die hier einheimischen Füchse find klein gewachsen, haben kein buschiges Pelzwerk und bleiben, was bessen Güte ans belangt, weit zurück hinter den sibirischen Füchsen, denen sie auf den Jahrmärkten in 3rbit keine erfolgreiche Con: currenz entgegenstellen können. Die Fuchsfelle dienen den nomadischen Stämmen zur Kleidung; besonders geschäßt ist das Fell von den Taßen. Der Preis eines Fuchsfelles beträgt an Drt und Stelle ungefähr 2 S.R. Die Füdse werden mit abgerichteten Falken und jungen Adlern gejagt.

In den Gebirgen von Turkestan kommen Luchse sehr zahlreich vor; sie geben ein leichtes, warmes, feines und sehr gut tragbares Pelzwerk, welches bei den Turkestanern im besondern Werth steht, da ein Fell gerne mit 5 bis 7 S.R. bezahlt wird. Die Luchse werden sowohl mit Schießgewehren als auch mittelst Fangeisen erlegt. Größten theils exportirt man diese Felle nad Rußland.

Das Pelzwerk von Wölfen wird als werthlos betrachtet, weil es schwer, hart und nicht dicht ist. Die kirgisisden Wölfe sind von sehr kleinem Wuchs und befinden sich sowohl im Gebirge, als auch in den Steppen; Wolfsfelle werden jedoch von den Einwohnern gar nicht benüşt. Man jagt Wölfe auf dreierlei Art, nämlich mit Sagdgewehren, Fangeisen und gut abgerichteten Adlern. Doch geschieht die Jagd nicht des Gewinnes wegen, sondern wird eher als ein angenehmer Zeitvertreib, sonst aber behufs Viehiduß betrieben.

Bären findet man nur im Gebirge vor; sie sind mittelgroß und von grauer, manchmal auch hellgelber Farbe. Das Pelzwerk wird zu Teppichen gebraucht; die Turkestaner behaupten, daß ein tüchtiger Jägersmann nur auf einem Bärenfellteppiche fißen solle. Die Bären werden geschossen; das Fleisch wirft man weg und benüßt nur das Fett als Arzenei.

Wilde Raßen leben sowohl im Gebirge als auch in den Steppen; ihr Pelzwerk ist leicht, aber nicht dauerhaft und wird meistens in die Chanate ausgeführt. Wilde Raßen werden ebenfalls geschossen und kostet ein Fell 30 bis 40 Kopeken.

Außer den erwähnten Pelzthieren gibt es noch andere Jagdthiere, welche den Bewohnern von Turkestan Rußen bringen, doch ist deren Anzahl unbedeutend. Tiger und Panther werden mittelft Fangeisen, mitunter aber auch mit Flinten getödtet. Früher, da man für jeden getödteten Tiger eine Geldbelohnung zahlte, wurden sie stark aus: gerottet; nachdem dieß aber seit 1867 aufhörte, hatten die schädlichen Bestien freien Spielraum zu ihrer Ver:

mehrung und stiften überall, wo sie eindringen, großes Unheil an.

Einen wichtigen Handelsziveig bilden die Hörner des Berghirschen. Die Chinesen kommen darum über Tschu: gutschaf und Sibirien nach Wjernoje an; doch kaufen fie nur Hörner in frischem Zustande, zahlen aber dafür einen hohen Preis, indem ein Paar solcher Hörner bis auf 150 S.N. zu stehen kommt. Eingetrodnete Hörner des Berghirschen werden in die Steppen und nach den Chanaten versandt und dienen als Zierde von Pferdegeschirren, Wohnungen und andern Gegenständen. Die Haut vers arbeitet man zu sämischem Leder und jene der Bergziegen zu Beinkleidern; man jagt diese Thiere mit Flinten. Einige russische Colonisten zähmen Berghirsche und schneiden ihnen alljährlich die Hörner ab, welche sie eingesalzen bis zur Ankunft der chinesischen Händler aufbewahren. In Steppengegenden finden sich auch Antilopen und andere Gattungen von wilden Ziegen vor; die Jagd geschieht mit Hunden, bloß des Vergnügens halber. Im Jahr 1872 hatten Chinesen aud Einkäufe auf Antilopenhörner ge madt. Mandymal werden Antilopen mit Falken und Adlern gejagt.

In der Nähe des Balfaschsees werden Jagden auf wilde Pferde im Winter derart veranstaltet, daß man die Thiere aufs Eis treibt, wodurch sie am schnellen Lauf gehindert sind, denn sonst wäre es beinahe unmöglich, selbe in der Steppe einzuholen. Deshalb geschieht die Jagd auf wilde Pferde in Winter oder im Frühjahr, wenn diese noch jung sind. Das Fleisch wird von den Kirgisen gegessen. .

Mit der Vogeljagd beschäftigt man sich nur der An: nehmlichkeiten wegen; es werden dazu meistens bloß ab: gerichtete Falken und Habichte, selten Schießgewehre be: nüßt. Erst seit dem Eindringen der Kussen in Turkestan werden dort eriagte Vögel zum Verkauf ausgeboten.

Man schäßt die Zahl der in ganz Turkestan auf einem Raum von 87,918 0.-Werft lebenden Russen auf 70,000.

Tehuisd verwendbare Pflanzenstoffe Neuseelands.

Unter diesen nehmen die zur Papierfabrikation brauch: baren Pflanzen eine hervorragende Stelle ein. Hr. T. Kirk aus Wellington hat ihnen ein besonderes Studium gewidmet und zeigt, daß sie in großer Menge in ganz Neu: seeland gedeihen, zugleich aber alljährlich in fast unglaub: lichen Massen durch die Ausdehnung des Colonisations: werkes zerstört werden. Die meisten der gedachten Pflanzen find einheimische und gehören zu den Liliaceen und Cypera: ceen. Das Genus Astelia unter anderem enthält eine Gruppe kleiner, in Büscheln stehender, binsenartiger Gewächse, wovon fünf Species in Neuseeland leben, und vier ganz besonders sowohl wegen der in ihren Blättern enthaltenen Fasernmenge als ihres häufigen Vorkommens willen em: pfohlen werden. Astelia Solandri, ber Baumflache der Colonisten, ist eine Pflanze mit vielen Blättern, die 1 bis 2 Fuß lang, an der Basis mit zottigen, seidenartigen Haaren dicht beseßt sind und eine Menge guter Fasern enthalten. Sie kommt überall in der Colonie auf hohen Bäumen oder an Felsen vor und sieht von ferne dem Neste eines größeren Vogels nicht unähnlich. Astelia Banksii und Astelia Cunninghamii ähneln beide im Habitus der erstgenannten Species, haben aber schmälere, dafür desto längere Blätter, welche mitunter 3—6 Fuß Länge erreichen und eine vorzügliche Qualität Fasern enthalten. Erstere findet man reichlich an bewaldeten Stellen nahe am Meere, leßtere häufig auf Bäumen und Felsen. Beide find auf der Nordinsel gewöhnlich, ihre fübliche Verbreitungsgrenze jedoch ist ungewiß.


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Hyffos-Herrschaft fällt die Einwanderung Jakobs mit seiner schäumenden Katarakten vom Gebirge herabstürzt. Nur Familie und die Vermehrung der leßteren zu einem zahl- hier, auf den den Ueberfluthungen des Nils zugänglichen reichen Volke. Der Joseph der Bibel gelangte unter dem Streden entfaltete sich der Ackerbau. Dbwohl nun die Pharao Apopi zu seiner hohen Würde. 1 Erst die Mon: äußeren Umstände Aegyptens derartige waren, daß ihm archen der achtzehnten Dynastie vermochten die Fremdlinge jede Basis für das ersprießliche Gedeihen der Landwirth: wieder zu verdrängen, den altnationalen Cult wieder her: schaft auf das Entschiedenste abgesprochen werden mußte, zustellen und die durch ihre weiten Eroberungen glänzendste so wandte doch dem Aderbau kein Volk eher fich zu, als Periode der altägyptischen Geschichte zu eröffnen. Von den gerade die Aegypter. Auch dieser auffallende Umstand Königen dieser Periode, welche nunmehr in Theben resi- findet indeß seine vollkommen natürliche Erklärung. Wäh: dirten, rühren die großartigen Palast- und Tempelgebäude, rend fast überall die Bebauung des Bodens unsicher ist, die Felsen: und Grottengräber, die Säulen- und Sphing: können in Aegypten die Ernten, Dank den Ueberschwem: alleen her, welche diese Stadt in so verschwenderischem mungen, vorhergesagt und beherrscht werden, was sich von Maße idmüdten. 2 An den Namen Ramses oder Sesostris wenig anderen Ländern der Erde sagen läßt. Im Früh: d. Gr. knüpft sich die Erinnerung ausgedehnter Erobe: jahre kann man wissen, wie die Felder im Herbste stehen rungszüge. Die Frage ist heute nicht mehr: ob Sesostris werden. Der Aderbau ist im Nilthale etwas Gewisses, eine gedichtliche Persönlichkeit gewesen, sondern höchstens: daher dort der Mensch frühzeitig zur Cultur gelangte. 1 wohin seine Mumie gekommen, da man sein Grab leer gefunden. 8

Auf diese Zeit des Glanges und Ruhmes folgte eine Periode des Stillstandes und Rüdirittes, ja in der

Geschichte des Pferdes. Mitte des achten Jahrhunderts v. Chr. eine fünfzigjährige

Die reichen Vorzüge von Victor Hehns berühmtem Unterjochung durch die Aethiopier. Nach Absbüttelung

Buche über die Culturpflanzen - und Hausthiere sind seiner dieser neuen Fremdherrschaft theilten sich die Häupter der

Zeit so allgemein gewürdigt worden, taß es wohl über zwölf Tempeldistricte (Dodekarchie) in die Gewalt, bis

flüssig ist, noch etwas zu dessen Lobe zu sagen. Das Er: Psammetic von Sais das ganze Land abermals unter

scheinen einer zweiten, umgearbeiteten Auflage 2 legt uns einem Scepter vereinte, den Siß der Regierung aber in

die Verpflichtung auf, einen Vergleich mit vorhergegangenen das unterägyptische Sais verlegte.

anzustellen und das Resultat an dieser Stelle mitzutheilen. Mehr denn irgendwo erkennt man in Aegypten die

Kurz fönnen wir uns dahin fassen, daß das Buch auch Möglichkeit des Culturbeginnes an rein physische Momente

in seiner neuen Form mit allen Vorzügen des alten aus: geknüpft. Es lag nicht in des Menschen Willkür, hier

gestattet sei und in mancher Hinsicht auch bereichert worden oder dort zur Gesittung sich emporzuheben, er mußte

ist. Sdimerzlich dagegen hat uns die vom gelehrten Ver: dieß allerwärts thun an den ihm von der Natur bezeich:

fasser für nothwendig erachtete Uebertragung so vieler neten Planetenstellen, auf den ihm vorgeschriebenen Pfaden.

döner und werthvoller griechischer Citate ins Deutsche Seine Entwidlung vermochte er selbst weder zu beschleu:

berührt. Wir wissen leider nur zu gut, daß der Saß: nigen, noch zu hemmen. Es ist die Frage aufgeworfen

graeca sunt, non leguntur, bei uns in bedauerlichem worden, warum die Civilisation an den Ufern des Nils

Flore steht, und wir können deßhalb auch mit dem Ver: und nicht an jenen der Donau oder des Miffissippi ents

fasser nicht rechten, wenn er demselben hat geglaubt Rech: sprang? 4 Die Antwort hierauf lautet dahin, daß die

nung tragen zu müssen, was ihm nach eigenem Geständgesammte Cultur Aegyptens lediglich ein Geschenk des Nils

nisse schwer genug ankam. Wohl aber däucht es uns eine ist. 5 Nicht das ganze Land, sondern nur einen Strich,

betrübende Thatsache, daß das Bildungsniveau des Lese: den von dem einzigen Strome durch flossenen Theil Aegyp:

publikums den Autor bemüßigen konnte, mit vollem Betens, begünstigt die Natur in hervorragender Weise;

wußtsein den Werth seines Werkes zu schmälern. ringsum liegt heißer Sandboden, dürre steinige Wüste.

Dankbar nehmen wir dagegen die Bereicherungen entDemgemäß fißet die Hauptbevölkerung an den untersten Abhängen der Felsketten, die das Nilthal umschließen

gegen, welche der gelehrte, vielbelesene Verfasser in dieser und in dem etwa drei Stunden breiten Lande des leßteren

zweiten Auflage uns bietet. Diese betreffen unter anderen von Philä und Syene an, wo der Nil zum leßtenmale in

das Pferb, welches in der früheren Auflage nicht behandelt

worben war. In Nachstehendem haben wir den Versuch 1 A. a. D. S. 175.

2 Siehe Prof. Ferdinand Justi'8 schöne Abhandlung über 1 Vgl. Draper. Entwidlung Europa's. S. 64–65 und Theben im „Globus.“ XXI. Band. Nr. 1, S. 1–8. Nr. 2, Baul Demler. Antike Landwirthschaft. Ein Beitrag zur landS. 17–21. Nr. 3, S. 39–41. Nr. 4, S. 55–58.

wirthschaftlichen Archäologie. Berlin 1872. 80. S. 14–15. 3 Lauth. Die Stadt Ramses. (Ausland 1871. Nr. 22, 2 Victor Sehn. Culturpflanzen und þausthiere in ihrem S. 517.)

Uebergange aus Asien nach Griechenland und Italien, so wie 4 Draper. Entwidlung Europa's. S. 64.

in das übrige Europa. Historisch - linguistische Skizzen. Zweite 5 Friedr. Müller. Novara - Reise. Ethnographie. S. XVIII. umgearbeitete Auflage. Berlin. Gebrüder Bornträger. 1874. 80. Ausland. 1876. Nr. 13.

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ragen hohe Spißen ohne Zahl aus dem stets weiter fich griechischen Kirche, die Stadt des Glockengeläutes und der entfaltenden Häusermeere hervor, welches in seiner Lage Klöster; die Stadt des Reichthums, des Adels, der Kauf: vergleichbar mit Paris, auf beiden Seiten das Thal der mannschaft und Sit des Binnenhandels; ebenso wie die Moskwa ausfüllt, und an den anschließenden Höhenzügen alte Hauptstadt des russischen Reiches vor Peter dem gleich wie dort am Montmartre und Montrouge, aber Großen, und endlich Wendepunkt des Napoleonischen Kriegssanfter, hinansteigt.

glüdes, damit zugleich die Grabstätte seiner Präponderanz Der Totalanblik von Moskau, zu dessen vollstem Ge: über alle Cabinette des damaligen Europa's. Im Kreml nufse wir alsbald nad der Ankunft den großen Swan, den und dessen nädyster Umgebung gipfeln alle Reminiscenzen hohen Glodenthurm des Kreml besteigen, ist ein schwer seiner Vergangenheit, um ihn sdlingt die Gegenwart lebens: zu beschreibender. Wir können die uns gemachten Angaben frisch ihre Reize, und unser erster Gang gehört deßhalb nidit verbürgen, die Zahl der Bewohner wurde uns, ab: mit Recht dieser berühmten Stätte des Dstens. Der Kreml weichend von geographischen Werken, hier stets mit 700,000 ist kein einzelner Palast, sondern mit diesem Namen wird angegeben, die Zahl der Kirchen weit über 400 bezeichnet, der in Mitte des weiten Moskau die ganze Stadt domiauch behauptet, daß der Umfang des ganzen bebauten nirende Hügel bezeichnet, welcher an sich schon von der Raumes, einsdzließlich der Vorstädte, jenen von Petersburg Größe einer mäßigen Stadt, ausschließlich mit kirchlichen noch übertreffe, aus der Vogel- Perspective betrachtet, Alles Bauten, Palästen und Staatsgebäuden, dazwischen mäch: vollkommen glaubwürdig.

tigen freien Pläßen bedeckt ist. Um ihn schließen fidy Vergegenwärtigt man sich, daß eine griechisch - russische ringsum wieder unbebaute, weite Räume, als ob seine Kirche nicht variirend einen oder zwei Thürme hat, sidy stattlichen, zinnengekrönte und thurmgeschmückte Mauern vielmehr über einer jeden eine mächtige Mittelkuppel wölbt, von allen Seiten respectvolle Entfernung gebieten wollten. umringt von vier kleineren oder vier Thürmen, alle ohne Drei Thore führen in das Innere, darunter das so: Ausnahme mit Metall gedeckt, vergoldet, versilbert, ein: genannte Heilige, welches jeder Russe, auch jeder Fremde, farbig oder musivisch, in grellem Hellgrün, Blau, auch nur mit entblößtem Haupte durchsdyreitet. Vier Kathedralen, rosafarbig, dazu auf jeder Kuppel und Spiße ein mächtiges sich an phantastischem inneren und äußeren Sdmucke über: vergoldetes Kreuz, welches vornehmlich in Moskau, noch bietend, stehen hier auf einem großen Plaße. Die Himmel: mit schweren gleichen Ketten, in grobem Filigran gearbeitet, fahrtskirche mit fünf vergoldeten Kuppeln, die Kirche des vielfady nach dem Dachfirste gespannt ist, so ergibt sich, Erzengels Michael mit fünf Kuppeln, die Verkündigungsnamentlich im Sonnenglanze, ein Funkeln und Farben- kirche mit seltsam pradytvollem Aeußeren und neun vergol: spiel, welches dem ungewohnten Auge des West-Europäers deten Kuppeln, endlich die Kirche des Sdhußes Maria mit einen Vorgeschmack des Drients zu kosten gibt, wie ihn gar sechzehn Kuppeln und Thürmen ragen ihre blinkende zweifelsohne außer Constantinopel, diesseits des mittellän- Dachungen und Kreuze in malerischen Verschiebungen dem ländischen und schwarzen Meeres, keine Stadt mehr bietet. blauen Himmel entgegen. Alle sind in den inneren Ver

Die Straßen Moskau's sind durchgehends sehr breit, hältnissen zwar verschieden, aber mit alten Fresken auf mit verhältnismäßig niedrigen, aber räumlichen Häusern, Goldgrund, Mosaiken und Kostbarkeiten gleich überladen, auch vielen Prachtbauten eingefaßt. Was dagegen sehr so daß es der flüchtigen Erinnerung unmöglich wird, Ein: zum Nachtheile des sonst hierdurch vortheilhaften Eindrucks zelnes herauszuheben. Nur die Michaelskirche zeichnet sich wirkt, ist die an den Süden erinnernde Vernachlässigung noch aus durch ihre Bestimmung als Ruhestätte aller jeder Reinlichkeit. Während vor Sonnenaufgang icon Zaaren, vor Peter 'dem Großen. Ihre innere Wand ist ganz Petersburg auf das Sauberste gekehrt, und jeder mit einer vierfachen Reihe gleicher Marmorsarkophage beGedanke an Abfall oder Staub beseitigt ist (eine um so stellt, alle mit carmoisinrothen, goldgestidten Sammet: bemerkenswerthere Thatsache, als Tag und Nacht in allen decken behängt; ich zählte deren zweiunddreißig. In Straßen Tausende von Pferden stehen), watet der Fuß: diesen Kirchen herrscht ein, von dem Weihrauchdufte der gänger hier bei trođenem Wetter bis über den Knöchel in katholischen, ganz verschiedener Geruch, wohl die Folge der Staub und allerlei zufälligen Beigaben, oder wühlt im zahllosen, Tag und Nacht brennenden Dpferkerzen, widerGefährte dichte Wolken auf, aus welchen sich bei starkem lidh füßlich, welcher einen auch in der freien Luft eine Regen dwarzgefärbte Bäche die gesenkten Straßen herab Zeit lang nicht verlassen will. Auch der oben erwähnte entwickeln sollen. Uns beglüdte das prächtigste Wetter große Iwan, ein alleinstehender hoher Thurm, bei dessen der Welt, wir hatten mithin leşteres nicht zu erfahren, Besteigung man mehr als dreißig mächtige Gloden passiren und nur die erstere Plage mit den übrigen Moskowitern muß, trägt ein goldüberzogenes Dach. Unten, ihm gegenzu theilen.

über steht die berühmte große Glocke (bekanntlich brady An den Namen von Moskau knüpfen fid für den beim Herunterstürzen ein Sector von etwa 70 Centner Touristen, je nadidem die eine oder andere Seite ihn heraus), weßhalb sie auch außer Activität geseßt ist, ein mehr interessirt, verschiedenartige Beobachtungspunkte. Es unnatürliches Monstrum von 61 Fuß im Umfange und ist die heilige Stadt des Russen, das Rom der russisch: 1 4300 Centner sĐwer.


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Reihe zu finden. Dieser Bazar bietet eine Promenade, welche man Tagelang fortseßen kann, und stets Neues sieht. In einer Zwischenbude wurde ein kühlendes, leidt moussirendes Getränk ausgeschenkt, welches Kisly-Schtschi genannt wird, und wie wir bestätigen müssen, sehr burstlöschend ist.

Wir haben im Slawenzki-Bazar in Kitaigorod, in der sogenannten chinesischen Stadt (weil mit einer weiß: getündten, zinnengeschmückten hohen Mauer umgeben) Wohnung genommen. Dieser elegante Gasthof ist annähernd nach westeuropäischer Art eingerichtet und tragen z. B. sämmtliche Kellner den dwarzen Fract, während die unter dem Portale stets bereiten vier Dworniks (Haus: diener, Lohnbediente) die elegante russisdie Nationaltracht behielten. Um jedoch ein in altrussischer Weise geführtes nobles Gasthaus zu sehen, muß man unter Andern vor: nehmlich den ,,Eremitage - Traktir" aufsuchen, die feinste Restauration in ganz Moskau. Vier große, in einander gehende Säle, in dunklem Roth und maurischer Orna: mentik, öffnen sich; eine Unzahl von Aufwärtern in blütheweisen Ueberhemden und Pumphosen, gleidhen rothseidenen Leibgürteln treibt sich lautlos und geschäftig darin herum. An Sonn- und Festtagen sollen diese weiße Baumwollhemden in blaue oder rothe seidene fich verwandeln. Eine Schwarzwälder Spieluhr, von der Größe einer Kirchenorgel, deren Ankaufspreis auf 25,000 Silberrubel an: gegeben wird, producirt sich während der Stunden des Diners; wir waren so glüdlidy, die eminent ausgeführte Ouverture zu Rossini's Tell von ihr zu hören. Die Bedienung ist vortrefflich, eine Kellnerschule, wie sie im Palais Royal nicht besser gefunden werden kann; jeder Wink wird errathen, feine Sylbe wird unnöthig gesprochen, im Mo: mente des Erhebens zum Geben steht hinter dem Stuhle ein Aufwärter mit Hut und Stock, wie man es nur bei Hofe gewöhnt ist. Die Preise sind für unsere , deutsche Gewohnheit“ allerdings hoch, aber für den Luxus 'und die Menge des Personals, welche folche Etablissements uns schauen lassen, nicht übertrieben. Wir fragten beim Fortgehen unseren freundlichen Dolmetscher, in dessen Gesellschaft wir hier Mittag gemacht hatten: wie viele Aufwärter sind denn eigentlich in dieser Restauration? Ant: wort: ,,Einhundertfünfzig, und vierzig Mann in der Küche !" (Wir geben diese, wie alle uns genannt werdenden Zahlen, wahrheitsgetreu wieder, auch auf die Gefahr hin, daß sie Einem oder bem Andern zu hoch erscheinen mögen.) In einem andern größeren Restaurant an einem Boulevard traten wir früh, etwa um neun Uhr ein, Kaffee zu trinken. In den verschiedenen Räumen waren die Auftvärter be: chäftigt mit kleinen Arbeiten, Serviettenfalten, Cylinder: pußen u. 1. w. Nach russischem Gebrauche ist in einer Ecke jedes öffentlichen Gemaches (Gastzimmers, Comptoirs) ein Heiligenbild, vor welchem in der Regel ein Licht brennt. Als der Hotelbesißer in das erste Zimmer, wo wir saßen, eintrat, schritt er gegen das Bild, machte drei Kreuze,

verneigte sich dreimal gegen dasselbe, worauf er gegen sein Personal gewendet, deren gleichzeitige tiefe Verbeugung als Morgengruß entgegennahm. Wir folgten ihm Leise und fanden, daß fich in jedem Zimmer die gleiche Forma: lität wiederholte. Die Sitte, bei dem Eintritt in ein Appartement, mit dem Blicke das Bild zu suchen, sich zu bekreuzen und zu verneigen, ist in Rußland allgemein, und fanden wir es von Einzelnen sogar auf das EisenbahnCoupé übergetragen.

Möglichst viele dienstbare Geister in seinem Hause zu haben, ist wie schon oben bei Petersburg erwähnt, der Stolz des Hausherrn, gehöre er nun zu einer Klasse, welche er wolle. Wie in den Palais des Adels, in den Hotels und Restaurationen, so findet man auch in den großen Kaufläden ein das Bedürfniß weit übersteigendes Personal. Namentlich fällt dieses auf in den verlockenden Gewölben der Armenier, welche persische Caschmirs, Atlasschlafröde, schwere buntfarbige Seidenstoffe, kaukasische Metallarbeiten und Tula-Gegenstände, Dosen, Dolde, Haarschmud, tür: fische Pfeifen, Bernsteinwaaren, Cameen u. 1. w. feil halten. Da ihre Waaren fast nicht zu bezahlen sind, so nehmen die Fremden meist Anlaß, nad, etwas zu fragen, um flüdytig ihre ausgebreiteten Sdäße überschauen zu können, aber in jedem dieser Läden wird man vier oder fünf un: thätig herumstehende, meist schöne Leute, in ihrer schmucken Nationaltracht finden, welche nichts zu thun haben, als die Thüre auf- und zuzumachen, und dem Fremden mit Verbeugungen das Geleite dahin zu geben.

Aus dem Zusammenhalte der kurzen Aufzeichnungen, welche wir hier zu geben versuchten, wird der Leser wenigstens klar geworden sein, daß Moskau im Allgemeinen idon eine starke orientalische Färbung an fich trägt, obgleich die sogenannte französische Tradit, wie sie der ganze Mittelstand und selbstverständlich die vielen hier wohnenden Ausländer im Gebrauch haben, auf den Straßen vor: herrscht. Die Damenwelt richtet sich gleichfalls ausschließlich nach dem Pariser Journal, und hat die Juni-Mode 1874 mit ihren hohen Coëffuren und rückwärts hochge: schürzten Tuniken an der Moskwa so gut wie an der Seine, ihr unerbittliches Scepter geführt. Dem feinen Rennerauge würde nur vielleicht hier die unharmonische Zusammenstellung greller, halbverwandter Farben auffallen, wie wir z. B. Hochroth und Carmoisin öfter friedlich, aber nichts destoweniger unschön, vereinigt sahen. So lohnend und empfehlenswerth ein Besuch von Moskau ist, weil sich in ihm altrussische Bauart und Sitte unverändert erhalten hat und ganz anders abspiegelt als in dem modernen Petersburg, so waren wir body nicht ungehalten, nach dreitägigem Aufenthalte, mittelst des nothdürftigen Ges fährtes eines Jswojchtsdiks uns wieder zur Abfahrt gerüstet im Bahnhofe zu wissen. Die Hiße war am dritten Tage geradezu erbrüdend geworden, und wenn, wahrs scheinlich in Folge eines entfernt entladenen Gewitters, einzelne Windstöße durch die langen, breiten Straßen da: herbrausten, warfen sie einem lawinenartig wachsende Staubwolken entgegen. Zudem entbehrt bas allseitig vom Meere weit entfernte Moskau den Vorzug der kühlenben Seeluft, wodurch alle, unfern eines Meeres gelegenen Städte, fich einer angenehm gemilderten Temperatur auch im Hochsommer erfreuen, eine Eigenschaft, welche nament: lich Petersburg in hohem Grade zu Theil wird. Wenn die alte Moskowiterhauptstadt interessanter in vielen Be: ziehungen als die neue Capitale ist, und an solidem Reich: thume dieselbe bedeutend überragen soll, so erreicht im Ganjen Moskau an Schönheit und Eleganz doch niemals das wahrhaft kaiserliche" Petersburg!


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bahnen, und gerade burd Blicke auf die Vergangenheit, als deren nothwendiges Resultat die Gegenwart erscheint, das Verständniß dieser leßteren vorzubereiten.

wichtig als diejenige, welche Smith im vorigen Jahre ge: macht hat, wodurch wir die assyrische Legende von der Sündfluth erfuhren.

(Athenaeum.)

Anzeigen. M i s elle n.

Verlag von Friedrich Vieweg, and Sohn in Braunschweig.

(Zu beziehen durch jede Buchhandlung.) Nachrichten von Hrn. Theodor v. Heuglin. Wir erhalten so eben von dem bekannten Reisenden folgende Nachrichten, dat. Sauakin (Rothes Meer) 190 nördl. Br.,

Eine systematische Bearbeitung der Amphibien und Reptilien,

welche bisher in Europa aufgefunden sind. 22. Jan. 1875. „Am 4. Januar verließ ich Brindisi und

Von Dr. Egid Schreiber, langte am 8. in Alexandrien, am 9. in Cairo an. Seine

Director an der Ober - Realschule zu Görz. kaiserl. Hoheit, der Kronprinz des deutschen Reiches, hatte

Mit zahlreichen in den Text eingedruckten Holzstichen.

gr. 8. geh. Preis 6 Thlr. die höchste Gnade gehabt, mir ein Empfehlungssdhreiben be:

Im Verlage von Friedrich Wreden in Braunschweig hufs der Förderung unseres Vorhabens an den Khedive ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: von Aegypten zustellen zu lassen. Am 10. Januar ertheilte Quitzmann, Dr. A., Die älteste uns der Vicefönig durch Vermittlung des Reidsgeneral- Geschichte der Baiern bis zum Jahre 911. consul von Thielau Audienz. In huldvollster Weise wurden Mit einer Karte und einer Stammtafel. Gr. 8.

Geheftet. Preis 8 Mark. uns dann sofort Befehle an die Behörden von Suez,

Der Herr Verfasser, bereits durch frühere Werke aus Sauakin, Masaua und Kasalah ausgefolgt und schon am

dem Gebiete der ältesten baierischen Geschichte rühmlichst 12. verließen wir auf dem ägyptischen Dampfer Hodeidah" bekannt, veröffentlicht in dem oben angezeigten Buche die den Hafen von Suez und langten nad fünftägiger, von

Ergebnisse seiner neuesten Forschungen über diesen Gegen

stand. der Witterung begünstigter Fahrt in Sauakin an. Hier

Im Verlag der Unterzeichneten ist so eben erschienen sollen unsere Land: Ercursionen und geographischen Unter

und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: suchungen ihren Anfang nehmen. Der Gouverneur von Sauakin besorgte Kameele, Führer und Empfehlungen an den Stationskommandanten der südlichen Provinzen, so Eine Landes-, Volks- und Ortskunde daß wir morgen oder übermorgen unsern Weg fortseßen können. Derselbe wird uns vorerst nach Tokar, zwanzig

Dr. E. H. Th. Huhn. Stunden südlich von hier, unfern der Mündung des großen

37 Bogen. gr. 80. Preis: Mk. 12. Dasch führen, dann nadı Aqiq, wo sich zwei weitere nody Dieses Werk gibt zum ersten Mal ein vollständiges Genicht mit Sicherheit festgestellte Strom - Mündungen und

sammtbild von Land und Leuten in Deutsch - Lothringen und

erschliesst so dieses wiedergewonnene Reichsland der allgeeinige alterthümliche Reste befinden. Dann gedenken wir meinen Kenntniss, während man sich bisher fast immer wo möglich den untern Lauf des Ansaba-Flusses zu er:

ausschliesslich mit dem Elsass beschäftigt hat. Der allge

meine Theil des Buches gibt auf genauen statistischen kunden und die mehr als 8000 Fuß Höhe erreichenden

Belegen beruhende Angaben über alle Seiten des CulturGebirge des Beni: Amer: Gebietes zu durchforschen und zu

lebens und zeichnet nicht bloss die Bodenbeschaffenheit und

was damit zusammenhängt, sondern schildert auch ganz mappiren. Vielleidyt bin ich schon von Aqiq aus in der

besonders die charakteristischen Merkmale der Orte, WohLage, einiges über die Ergebnisse des ersten Theils des nungen und Einwohner, das Leben der Familien, Landwirth

schaft, Viehzucht, Handel und Gewerbe. Von hohem InUnternehmens berichten zu können. Es sei mir nur nody teresse sind auch die Schilderungen der Gebräuche, Volksgestattet, hier beizufügen, daß der Khedive nicht nur für ! belustigungen und Feste. Der zweite Theil ist der Topographie

Deutsch-Lothringens gewidmet, mit vollständigster Angabe Aegypten selbst eine neue Vera geschaffen und seines un: aller, auch der kleinsten bewohnten Punkte und reichlichen geheuern Reiches Grenzen bis jenseits des Aequators vor:

Mittheilungen aus der Geschichte jedes einzelnen Ortes. Ein

vollständiges Ortsregister macht das Werk allen Post- und geschoben, sondern daß auch fern vom Mutterlande, in den Telegraphenbehörden unentbehrlich, da alle bisherigen Versüdlicheren Provinzen bereits sehr viel für Cultur und Ver: zeichnisse nur die Namen der Gemeinden enthielten. In

teressante Beilagen, z. B. mit einer vollständigen Uebersicht kehr gewirkt worden ist; ebenso sind wieder mehrere wissen: der Literatur über Deutsch - Lothringen erhöhen den Werth schaftliche Expeditionen zur Erforschung von Darfur, des

des Buches, das nicht bloss ein unentbehrliches Handbuch

für alle Behörden und Beamten des Landes, sondern auch Weißen Nil 2c. ausgegangen.

höchst wichtig für die Freunde der Geschichte, die gesammte Geschäftswelt und besonders für das Militär werden dürfte.

Stuttgart, März 1875. Aus dem assyrisden Alterthume. Der bekannte

J. G. Cotta'sche Buchhandlung. Gelehrte George Smith hat unter den assyrischen Tafeln

3nsertionsgebühr im „Ausland“ pro zweigespaltene Petitzeile oder des britischen Museums die Legende des babylonischen

deren Kaum 60 ofennige. Thurmbaus entdeckt. Diese Entdeckung ist ganz ebenso

Shluß der Redaction: am 24. März 1876.

Druď und Verlag der I. G. Cotta'schen Buchhandlung.