Welche fassadenfarbe für mein haus

In Deutschland hätte es Pippi Langstrumpf mit ihrer Villa Kunterbunt wahrscheinlich nicht so leicht gehabt – denn das Land der Dichter und Denker, das für seine zahlreichen Vorschriften und Regulierungen berüchtigt ist, hält auch für das Streichen der Fassade Regeln bereit. Ob Eigentümer oder nicht: Einfach drauflosstreichen sollte man deshalb lieber nicht.

Wer bestimmt, wie mein Haus aussehen darf?

Welche Farbe Fassade und Dach haben dürfen, schreiben viele Gemeinden im Baugesetzbuch, der Gestaltungssatzung oder im jeweiligen Landesbauordnungsrecht vor. Ziel dieser teils strengen Richtlinien ist es, ein bestimmtes Stadt- oder Ortsbild zu erhalten. In einer Straße, in der alle Häuser aus rotem Backstein gebaut und mit roten Dachziegeln gedeckt sind, würde ein blaues Haus aus der Reihe tanzen. Solche Fälle können auch im Bebauungsplan der Gegend festgelegt sein.

Noch strenger sind die Regeln, wenn es um denkmalgeschützte Gebäude geht. Hier schreibt die Stadt genau vor, welche Farbe der Eigentümer verwenden kann – und ob er überhaupt etwas an seinem Haus verändern darf, denn das baukulturelle Erbe soll nicht verloren gehen.

Es geht auch anders: Im Stadtteil Vauban in Freiburg im Breisgau etwa hat jedes Haus eine andere Farbe. Der Stadtteil ist so bunt wie kein anderer in Deutschland.
Foto: © Daniel Schoenen / Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG

Das für die Gemeinde zuständige Bau- oder Bezirksamt gibt Auskunft. Dort fragt man am besten nach, bevor man Geld für Farbe und Werkzeug ausgibt. Manche Bebauungspläne schreiben etwa keine konkrete Farbe vor, grenzen das Farbspektrum aber ein. Und auch wenn weder Bebauungsplan noch Gestaltungssatzung greifen, hat die Gemeinde bei der Farbwahl ein Wörtchen mitzureden. Die Grundregel lautet: Die Farbe soll schön aussehen und darf nicht verunstalten. Der Eigentümer muss Rücksicht auf das Orts- und Landschaftsbild sowie auf seine Nachbarn nehmen.

Bevor Sie Überlegungen zur Gestaltung der Fassade Ihres Hauses anstellen, klären Sie die Vorschriften ab. Das örtliche Bauamt teilt Ihnen mit, auf was Sie dabei achten müssen. Baudenkmäler sind beispielsweise von der freien Farbauswahl von vornherein ausgeschlossen. Aber auch sonst können Vorschriften über ortsübliche Farbkombinationen bestehen.

Bevor Sie Ihre Hausfassade neu streichen, sollten Sie Schmutzablagerungen wie Moos beseitigen. Verwenden Sie hierfür einen Hochdruckreiniger. Bei Wasserflecken beseitigen Sie zuerst die Ursache und streichen dann mit einem Feuchtblocker vor. Altanstriche und dicke Farbschichten auf großen und groben Flächen entfernt ein Fachbetrieb großflächig durch Sandstrahlen.

Die DIN EN 1062 regelt die Qualität von Fassadenfarben. Wichtige Qualitätsmerkmale sind unter anderem die Wasserdurchlässigkeit und die Wasserdampfdurchlässigkeit. Eine gute Fassadenfarbe nimmt möglichst wenig Wasser auf und lässt auch wenig durch. Eine hochwertige Fassadenfarbe erkennen Sie an der Kennzeichnung W2-W3. Ein Eimer Farbe mit 10 Liter Inhalt ist allerdings nicht günstig und kostet zwischen 70 und 100 Euro.

Die Kosten für die Neugestaltung der Hausfassade beinhalten eventuell auch Arbeiten zur Beseitigung der Risse, von Schmutz und nassen Stellen. Kalkulieren Sie auch die Ausgaben für die Grundierung der Oberfläche mit ein. Für eine vollständige Kostenkalkulation müssen Sie sich einen Überblick über die wichtigsten Faktoren verschaffen.

  • Vorschriften beim Bauamt prüfen.
  • Streichkosten vorab gemäß der Fassadenfläche berechnen.
  • Notwendigkeit eines Gerüstes einkalkulieren.
  • Vorhandene Fassadenschäden vor dem Anstrich ausbessern.
  • Sehr graue Hausfassaden öfters streichen.
  • Eventuell besondere Fassadengestaltung mit Verzierungen auswählen und einkalkulieren.
  • Angebote von mehreren Handwerkern einholen und Preise vergleichen.
  • Fassadenarbeiten direkt an einem öffentlichen Weg speziell sichern.

Helle Farben für die Hausfassade

Weiß ist ein beliebter Fassadenanstrich. Es wirkt frisch und sauber. Außerdem lässt es sich mit fast allen Arten von Putz sowie Farben bei Fensterrahmen, Haustüren und der Dachkonstruktion gut kombinieren. Damit ist die Farbe gut für einen Hausanstrich geeignet.

Bedenken Sie allerdings, dass weiße Farbe auf der Fassade schnell verschmutzt oder Moos ansetzt. Berücksichtigen Sie dies bei der Farbwahl, wenn Sie in der Stadt oder an einer viel befahrenen Straße wohnen. In diesem Fall eignet sich eher eine schmutzneutrale Farbe wie Grau.

Dunkle Farben für die Oberfläche

Entscheiden Sie sich für dunkle Farbtöne an der Hausfassade, dann berücksichtigen Sie bei der Planung deren speziellen Eigenschaften. Dunkel gestaltete Hausanstriche heizen sich, im Gegensatz zu hellen Fassaden, unter Sonneneinstrahlung oft stark auf. Der Grund dafür liegt im unterschiedlichen Grad der Lichtreflexion.

Diese physikalische Tatsache bei dunklen Hausoberflächen hat man früher im Hinblick auf den Wohnkomfort berücksichtigt. Dunkle Fassaden waren wegen der Aufheizung der Außenwände nicht beliebt. Man wollte die Wärmeabstrahlung ins Innere des Hauses verhindern. Durch Dämmsysteme lässt sich das heute verhindern.

Tipps für Farbkombinationen

Farbkombinationen sind für jede Fassade ein guter Kompromiss. Sie können dabei Ihren eigenen Vorstellungen Raum geben. Empfehlenswert ist es, zumeist den Sockel des Hauses in einem anderen, dunkleren Farbton zu streichen als den oberen Teil der Fassade. Damit erzielen Sie zugleich optisch einen praktischen Spritzwasserschutz.

Die skandinavischen Farbkombinationen sind auch hierzulande immer häufiger zu finden. Die nordischen Rot- oder Grüntöne sind schmutzunempfindlich. Der intensive Farbeindruck, welcher sonst leicht übertrieben wirken kann, wird mit weißer Umrandung der Farbflächen aufgelockert.

Sie streichen hier rund um die Fenster den Bereich, der auch Fasche genannt wird, einfach mit weißer Farbe. Diese Kombination hat den Vorteil, dass Sie dabei die Farbe der Fensterrahmen und Türen besser absetzen können. Sie grenzt nicht sofort an die eigentliche Fassadenfarbe. Ansatzfreie Flächen erzielen Sie durch ein Nass-in-Nass-Streichen.

Dekorative Effekte erzielen Sie durch die Kombination von geometrischen Mustern und unterschiedlichen Farben. Das kann eine große Raute auf einer ansonsten geschlossenen Giebelwand sein oder auch ein weißer Längsbalken. Dieser verbindet die Haustür und ein Fenster darüber zu einer Einheit. Oder Sie setzen dekorative Stuckornamente ein.

Welche fassadenfarbe für mein haus
Fassaden können mit verschiedenen Farbeffekten gestaltet werden. © Christine Spranger
Welche fassadenfarbe für mein haus
Dunkle Farben werden durch eine weiße Umrandung aufgelockert. © Christine SprangerEs gibt also einiges zu den Kosten und der individuellen Fassadengestaltung zu überlegen. In jedem Fall sollte eine Verschönerung Ihres Hauses Ziel des neuen Anstrichs sein. Die Kosten dafür sollten in Ihrem Finanzierungsspielraum bleiben.

Folgende Frage hat die Wohnglück-Redaktion erhalten: "Unsere Hausfassade ist in die Jahre gekommen und braucht mal wieder einen Anstrich. Welche Farbe würdet ihr dafür empfehlen?

Die Wohnglück-Experten antworten:

Hausfassaden müssen nicht nur Tag für Tag der Witterung standhalten, auch Schmutz und Schadstoffe lagern sich auf der Oberfläche ab und greifen die Substanz an. Darum solltet ihr eure Fassade vorzugsweise mit einem hochwertigen, schützenden Material streichen. Wir empfehlen für den Neuanstrich Silikonharz-Fassadenfarben.

Silikonharz-Fassaden haben einen Lotus-Effekt

Silikonharz-Fassadenfarben gibt es bereits seit 40 Jahren. Wegen ihrer guten Eigenschaften haben sie sich überall durchgesetzt. Bei den herkömmlichen "normalen" Fassadenfarben ist die getrocknete Farbschicht thermoplastisch. Das heißt, bei niedrigen Temperaturen ist sie hart und unelastisch, bei Wärme weich. In diesem Zustand zieht sie verstärkt Staub und Schmutz an. Dazu kommt noch, dass der getrocknete Farbfilm bei Nässe aufquillt und damit das Abtrocknen der Oberfläche verzögert. Je mehr Schichten übereinander gestrichen sind, desto geringer ist die Wasserdampf-Durchlässigkeit (Atmung) der Fassade.

Im Gegensatz dazu sind Silikonharz-Fassadenfarben nicht thermoplastisch. Ihre Farbschicht verändert sich nicht bei Wärme und Kälte. Sie ist auch nicht wasserquellbar. Diese Eigenschaften bewirken, dass auf ihrer Oberfläche Schmutzpartikel nicht anhaften. Regenwasser perlt sofort ab und nimmt den Schmutz mit sich fort (Lotus-Effekt). Dadurch entsteht ein gewisser Selbstreinigungs-Effekt. Aufgrund dieser Eigenschaften wird zusätzlich die Entwicklung von Algen stark erschwert oder gar verhindert.

Generell bilden Silikonharz-Fassadenfarben so gut wie kein Hindernis bei der Wasserdampf-Durchlässigkeit, sie lassen die ungehinderte "Atmung" der Fassade zu. Aus diesem Grund übersteht der Anstrich selbst kleine Beschädigungen gut, es erfolgt in der Regel keine Hinterfeuchtung und damit auch kein Abplatzen von Farbschichten.

Hochwertige Marken-Silikonharz-Fassadenfarben enthalten als Bindemittel je zur Hälfte mineralähnliches Silikonharz und Polymer(Kunstharz)-Dispersionen.

Vorsicht mit Fassadenfarbe aus dem Baumarkt

Mittlerweile gibt es verschiedene verschnittene Qualitäten, bei denen der Anteil an Silikonharz geringer ist. Sie werden zum Beispiel als "silikonharz-verstärkte" oder "silikon-veredelte" ("Siloxan-veredelte") Fassadenfarben angeboten. Diese sogenannte "Veredelung" wird als ein besonderer Vorteil dargestellt.

Dabei wird einer Fassadenfarbe, deren Bindemittel hauptsächlich aus herkömmlichen Kunstharzen besteht, nur ein geringer Anteil Silikonharz beigefügt. Dadurch werden die besonderen Eigenschaften der Silikonharz-Fassadenfarbe herabgesetzt. Der Selbstreinigungseffekt, das thermoplastische Verhalten und die Wasserdampf-Durchlässigkeit werden erheblich eingeschränkt. Diese Qualitäten werden oft in Baumärkten angeboten.

Verwendet daher in eurem eigenen Interesse nur Marken-Silikonharz-Fassadenfarben, die ihr im Farbenfach- oder Großhandel (Maler-Einkaufsgenossenschaft) kaufen könnt.