Welche droge wird aus mohn gewonnen

Der Grundstoff für Heroin bzw. Opium ist der Schlafmohn.

Welche droge wird aus mohn gewonnen

(c) Nakarinz | Dreamstime.com

Heroin wird halbsynthetisch hergestellt, Ausgangssubstanz ist dabei das Morphin. Gewonnen wird Morphin als Extraktion aus Rohopium, dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns. Durch chemische Derivatisierung (Acetylierung → Säureesterbildung) des Morphins entsteht Heroin, das die drei- bis sechsfache schmerzstillende Wirkung von Morphin besitzt.

Zur Gewinnung von Opium werden die schon dick angeschwollenen, aber noch grünen Mohnkapseln in den Abendstunden stellenweise angeritzt. In den folgenden Morgenstunden wird der getrocknete, braun verfärbte Milchsaft der gegliederten Milchröhren − das Rohopium − durch Abkratzen gewonnen. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt, bis die Fruchtkapsel gleichmäßig vernarbt ist. Eine Kapsel liefert etwa 20−50 mg Rohopium, das 3−23 Prozent Morphin enthält.

Generell konzentriert sich der weltweite Anbau von Schlafmohn – mit Ausnahme von Mexiko und Kolumbien – auf zwei Gebiete, die als das „Goldene Dreieck“ in Südostasien und der „Goldene Halbmond“ in Zentral- bzw. Südasien bekannt geworden sind.

Afghanistan nimmt bei der weltweiten Schlafmohnproduktion eine klare Vormachtstellung ein. Lediglich im Jahr 2001 kam es aufgrund eines Verbots der Taliban zu einem kurzzeitigen starken Einbruch. Der asiatische Staat ist mittlerweile für knapp 90 Prozent der weltweiten Heroinproduktion verantwortlich und beliefert sogar Märkte in Nordamerika. Zweitgrößter Produzent von Opiaten ist mit weitem Abstand Myanmar im Goldenen Dreieck. Auch in Mittelamerika wird die Droge hergestellt. Neben Mexiko, das den wichtigsten Produzenten in der Region darstellt, sind inzwischen auch Kolumbien und Guatemala maßgeblich an der Herstellung beteiligt: Zusammen versorgen sie den US-amerikanischen Markt. Die Produktion anderer Länder ist für den weltweiten Markt für Opiate weitestgehend irrelevant. Die verbleibenden Staaten sind aufgrund ihrer Nähe zu den Hauptanbaugebieten für Schlafmohn vor allem als Transitregionen von Bedeutung.

2016 wurde auf insgesamt 304.800 Hektar Land Schlafmohn angebaut. Nachdem sich die Anbaufläche zwischen 2014 und 2015 noch um 11 Prozent verringerte, stellt dies nun eine Zunahme von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. Die produzierte Menge an Opiaten stieg gleichzeitig um 34 Prozent auf 6.380 Tonnen. Davon wurden ca. 2.080 Tonnen als Opium konsumiert und der Rest zu Heroin weiterverarbeitet. Das UNODC geht somit von rund 448 Tonnen an hergestelltem Heroin aus.

Quellen:

Wikipedia – Artikel: Heroin

SWP-Studie: Afghanistans Drogenkarriere – Von der Kriegs- zur Drogenökonomie

World Drug Report 2010

World Drug Report 2012

World Drug Report 2014

World Drug Report 2016

InSightCrime, 21.03.2011: Guatemala poppy production up: by how much? – Abgerufen am 25.02.2014

World Drug Report 2017, Booklet 3


Schlafmohn Phytopharmaka DrogenlisteAus den eingeschnittenen, unreifen Kapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum) wird das Opium gewonnen, der an der Luft getrocknete Milchsaft der Pflanze. Das Opium enthält zahlreiche Alkaloide, zu denen unter anderem Morphin und Codein gehören. Es entfaltet schmerzlindernde, dämpfende, hustenreizstillende und psychoaktive Eigenschaften. Die Effekte beruhen in erster Linie auf der Interaktion mit Opioid-Rezeptoren. Zubereitungen aus dem Milchsaft und die reinen Alkaloide werden hauptsächlich für die Behandlung von Schmerzen und bei Reizhusten eingesetzt. Opium wird auch für die Behandlung eines Durchfalls verwendet. Es kann als Rauschmittel eingenommen oder geraucht werden. Aufgrund des Abhängigkeitspotentials und der unerwünschten Wirkungen ist von einem Missbrauch dringend abzuraten.

synonym: Papaver somniferum

Produkte

Arzneimittel, welche Zubereitungen aus Opium wie beispielsweise die Opiumtinktur oder einen Opiumextrakt enthalten, werden seltener verwendet. Hingegen werden die reinen Alkaloide wie Morphin und Codein sowie verwandte Opioide sehr häufig medizinisch eingesetzt, vor allem in der Schmerztherapie. Opium und die Opioide unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz.

Stammpflanze

Der Schlafmohn Papaver somniferum L. aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) ist im östlichen Mittelmeergebiet heimisch und wird schon seit Jahrtausenden medizinisch genutzt. So erwähnt beispielsweise bereits Dioskurides 

Welche droge wird aus mohn gewonnen
in der Materia Medica die wichtigsten pharmakologischen Wirkungen.

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Welche droge wird aus mohn gewonnen

Arzneidroge

Als Arzneidroge wird das Opium (Opium crudum) verwendet, der aus den eingeschnittenen, unreifen Kapseln von Papaver somniferum L. gewonnene, an der Luft getrocknete Milchsaft. Der zunächst weisse Milchsaft färbt sich aufgrund der Oxidation rasch bräunlich.

Welche droge wird aus mohn gewonnen

Das Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt an Morphin und Codein. Aus Opium werden verschiedene Zubereitungen hergestellt:

Opium ist schwarzbraun und hat einen charakteristischen Geruch und einen bitteren Geschmack. Es besteht aus verschieden grossen, mehr oder weniger weichen und glänzenden Stücken, die beim Trocknen hart und spröde werden.

Inhaltsstoffe

Die relevanten Inhaltsstoffe sind die Opiumalkaloide:

  • Morphinan-Typ: Morphin, Codein, Thebain
  • Isochinolin-Typ: Papaverin, Noscapin

Die basischen Opiumalkaloide sind an organische Säuren wie die Meconsäure gebunden. Sie können aus dem Opium extrahiert und halbsynthetisch modifiziert werden, zum Beispiel zum Rauschmittel Heroin (Diacetylmorphin). Einige Opioide werden vollsynthetisch hergestellt und sind nicht von den natürlichen Inhaltsstoffen abgeleitet.

Wirkungen

Opium hat schmerzlindernde, dämpfende, beruhigende, hypnotische, hustenreizstillende und psychoaktive Eigenschaften. Die Effekte beruhen in erster Linie auf der Interaktion mit Opioid-Rezeptoren, die unter anderem im Gehirn, im Rückenmark und im peripheren Nervensystem vorkommen. Papaverin hat spasmolytische Effekte. Die Effekte von Opium sind ähnlich wie diejenigen von Morphin, dem Hauptbestandteil, aber nicht exakt identisch, da es sich um ein Vielstoffgemisch handelt.

Anwendungsgebiete

Zubereitungen aus Opium und die reinen Alkaloide werden in erster Linie für die Behandlung von Schmerzen eingesetzt. Weitere Einsatzgebiete sind Reizhusten, Krämpfe der glatten Muskulatur und Durchfall.

Missbrauch

Opium und die Opioide werden aufgrund ihrer psychtropen, euphorisierenden und beruhigenden Eigenschaften als Rauschmittel missbraucht. Opium und entsprechende Zubereitungen können eingenommen oder geraucht werden. Beim Rauchen tritt der Effekt wesentlich schneller ein. Aufgrund des Abhängigkeitspotentials und der zerstörerischen unerwünschten Wirkungen ist von einem Missbrauch dringend abzuraten.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den möglichen Nebenwirkungen der Opioide und des Opiums gehören:

  • Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit, Appetitlosigkeit
  • Zentrale und psychiatrische Störungen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Verwirrung, Angst, Euphorie, Dysphorie
  • Kleine Pupillen (Miosis)
  • Atemdepression
  • Juckreiz, Hautausschlag, Hautrötung, Schwitzen
  • Harnverhaltung
  • Hyperalgesie: Paradox erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • Herzkreislauf-Störungen wie tiefer Blutdruck, langsamer Herzschlag
  • Entwicklung einer Toleranz, Abhängigkeit und Sucht, Entzugssyndrom nach dem Absetzen

Die reinen Opioide sind potente Wirkstoffe und müssen mit Vorsicht verabreicht werden. Eine Überdosis ist lebensgefährlich und äussert sich in einer Atemlähmung, tiefem Blutdruck, tiefem Puls, Kreislaufversagen und Koma. Besonders gefürchtet ist die mögliche Atemdepression. Als Antidot werden Opioid-Antagonisten verabreicht.

siehe auch

Opioide, Opiumtinktur

Literatur
  • Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
  • Europäisches Arzneibuch PhEur
  • Evans C.J. Secrets of the opium poppy revealed. Neuropharmacology, 2004, 47, Suppl 1, 293-9 Pubmed 
    Welche droge wird aus mohn gewonnen
  • Kalant H. Opium revisited: a brief review of its nature, composition, non-medical use and relative risks. Addiction, 1997, 92(3), 267-77 Pubmed 
    Welche droge wird aus mohn gewonnen
  • Lehr- und Handbücher der Phytotherapie
  • Pharmacopoea Helvetica
  • Weitere Quellen
Autor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.