Was passiert wenn man seine Tage nicht bekommt

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Eine Amenorrhoe (Ausbleiben der Periode) ist während der Schwangerschaft, der Stillzeit und nach den Wechseljahren ganz natürlich. In anderen Lebenssituationen können hormonelle Störungen, organische Komplikationen, eine Essstörung wie Magersucht sowie seelische Belastungen der Grund sein, wenn die Regelblutung ausbleibt. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Ursachen, Folgen und Behandlung der Amenorrhoe.

Artikelübersicht

Amenorrhoe

  • Ursachen und mögliche Erkrankungen

  • Behandlung: Was macht der Arzt?

  • Wann müssen Sie zum Arzt?

  • Was ist Amenorrhoe? Das Ausbleiben der weiblichen Regelblutung.
  • Ursachen: natürliche Ursachen sind Schwangerschaft, Stillzeit und Wechseljahre; krankhaft bedingte Ursachen sind z.B. Stress, (zu) geringes Körpergewicht,
  • Behandlung: je nach Ursache der krankhaft bedingten Amenorrhoe, z. B. Stressabbau, Entspannungstechniken, Hormongabe, Trainingsreduktion, Gewichtszunahme, operativer Eingriff bei Tumoren
  • Folgen: Unfähigkeit, schwanger zu werden; psychische Probleme (Minderwertigkeitsgefühle, sich nicht „als Frau“ fühlen)

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Als Amenorrhoe bezeichnen Mediziner das Ausbleiben der Regelblutung (Menstruation). In der Schwangerschaft und der Stillzeit ist das ganz natürlich. Vor der Pubertät haben Mädchen ebenfalls keine Periode. Und mit den Wechseljahren erschöpft sich die Eizellenreifung, was ebenfalls den Menstruationszyklus allmählich abklingen lässt – bis zum vollständigen Ausbleiben der Periode.

Neben diesen natürlichen Ursachen einer Amenorrhoe kann das Ausbleiben der Periode Folge einer Krankheit beziehungsweise (hormonellen) Störung sein. Bei dieser krankhaft bedingten (pathologischen) Amenorrhoe unterscheiden Mediziner zwei Formen:

  • primäre Amenorrhoe: Eine solche liegt bei Frauen vor, die bis zum 16. Lebensjahr noch nie eine Regelblutung hatten.
  • sekundäre Amenorrhoe: Davon spricht man, wenn die Regelblutung für mehr als drei Monate ausbleibt, die betroffenen Frauen vorher aber einen normalen Zyklus hatten.

Der Menstruationszyklus der Frau wird durch ein Zusammenspiel verschiedener Hormone (wie GnRH, FSH, LH, Östrogene) in Gang gehalten, an dessen Steuerung vor allem zwei Hirnregionen beteiligt sind - der Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Eine Amenorrhoe wird sehr oft durch eine Störung in diesem komplexen hormonellen Regelkreis verursacht.

Daneben können auch organische Störungen wie etwa Organfehlbildungen für ein Ausbleiben der Regelblutung verantwortlich sein.

Die wichtigsten Ursachen der primären und sekundären Amenorrhoe werden im Folgenden genauer vorgestellt (auf natürliche Auslöser einer Amenorrhoe wie Schwangerschaft oder Wechseljahre wird nicht eingegangen).

Primäre Amenorrhoe

Normalerweise bekommen junge Mädchen zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr ihre erste Menstruationsblutung. Stellt sich diese auch bis zum 16. Geburtstag nicht ein, sprechen Mediziner von einer primären Amenorrhoe. Die Ursachen dafür sind meist angeboren.

So können bestimmte Chromosomenstörungen dazu führen, dass die Eierstöcke nicht auf die hormonellen Signale aus dem Gehirn reagieren oder die Geschlechtsorgane sich nicht richtig entwickeln. Das ist beispielsweise beim Turner-Syndrom, Klinefelter-Syndrom oder Androgen-Rezeptor-Defekt der Fall. Auch das anlagenbedingte Fehlen funktionstüchtiger Eizellen (Gonadendysgenesie wie bei Turner-Syndrom oder Swyer-Syndrom) sowie Fehlbildungen im Genitalbereich sind mögliche Ursachen für eine primäre Amenorrhoe. Das Gleiche gilt für Intersexualität (hierbei stimmen das genetisch festgelegte Geschlecht und die ausgebildeten Geschlechtsorgane nicht überein).

Gelegentlich sind schwere Erkrankungen wie Krebs und seine Therapie, Störungen der Schilddrüse oder der Nebennierenrinde, Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes oder Rheumatoide Arthritis in der Kindheit der Grund für eine primäre Amenorrhoe.

Sekundäre Amenorrhoe

Wichrige Gründe für eine sekundäre Amenorrhoe sind zum Beispiel:

  • Stress: Ein wichtiger Auslöser für eine Amenorrhoe sind z.B. seelische Spannungen, schwere Krisen, Zeitdruck, Reisen und anstehende wichtige Entscheidungen. Wie die Seele die Hormonproduktion genau beeinflusst, ist noch nicht vollständig geklärt. Stress wirkt sich aber direkt auf den Hypothalamus aus und kann so die GnRH-Konzentration sinken lassen, was den Zyklus stört. Insbesondere bei Frauen, die ohnehin einen eher unregelmäßigen Zyklus haben, können seelische Belastungen eine Amenorrhoe auslösen.
  • Leistungssport: Auch exzessives Training bedeutet Stress für Körper und Seele und lässt den GnRH-Spiegel sinken.
  • starker Gewichtsverlust bzw. geringes Körpergewicht: Sinkt der Körperfettanteil der Frau unter einen kritischen Wert, produziert der Organismus nicht mehr genügend Hormone, die den Eisprung auslösen. Denn bei einem zu niedrigen Gewicht, wäre eine Schwangerschaft gefährlich für Mutter und Kind. Deshalb lässt es der Körper gar nicht erst dazu kommen – er setzt die Periode aus. Vor allem in Zusammenhang mit Magersucht (Anorexia nervosa) und Bulimie kann (zu) geringes Gewicht den Zyklus zum Erliegen bringen.
  • schwere seelische und körperliche Erkrankungen: Sie sind ebenfalls starke Stressoren, die unter anderem die GnRH-Produktion reduzieren können.
  • falsch eingenistetes Ei: Nistet sich ein befruchtetes Ei außerhalb der Gebärmutter (Extrauteringravidität) ein, wirkt sich das hormonell ähnlich auf den Körper aus wie eine normale Schwangerschaft - die Regelblutung bleibt aus.
  • Polycystisches Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom): Hier ist die Hormonbildung in den Eierstöcken sowie in anderen hormonproduzierenden Geweben gestört. Unter anderem entwickeln sich an den Eierstöcken zahlreiche flüssigkeitsgefüllte Bläschen (Zysten). Der Eisprung bleibt häufig aus, die Regelblutung dann auch.
  • Schilddrüsenerkrankungen: Auch sie stören die hormonelle Balance. Sowohl eine Überfunktion als auch eine Unterfunktion der Schilddrüse kann die Regelblutung verhindern.
  • erhöhte Prolaktin-Produktion: Das Hormon Prolaktin hemmt in der Schwangerschaft und Stillzeit den Zyklus und regt die Milchbildung in der Brust an. Beim Chiari-Frommel-Syndrom bleibt die Prolaktin-Produktion auch nach der Stillzeit noch hoch - der Milchfluss bleibt über Monate bis Jahre bestehen, Amenorrhoe tritt auf. Daneben können auch bestimmte Medikamente und Tumoren die Prolaktin-Produktion ankurbeln.
  • verfrühte Wechseljahre: Bei manchen Frauen stellen die Eierstöcke schon vor dem 40. Geburtstag ihre Funktion ein. Mediziner sprechen dann von vorzeitigen Wechseljahren.
  • Gehirnentzündungen: Treten sie im Bereich der Hypophyse oder des Hypothalamus auf, können sie deren Funktion stören - die Periode bleibt aus.
  • Tumoren: Sowohl gut- als auch bösartige Tumoren können die Regel ausbleiben lassen. Dazu zählen Geschwulste an den Eierstöcken, aber auch im Gehirn (insbesondere im Bereich des Hypothalamus und der Hypophyse).
  • Störung der Eierstöcke: z. B. aufgrund von Zysten, operativen Eingriffen, Tumoren oder Bestrahlung. Auch wenn die Eierstöcke (Ovarien) nicht auf die hormonelle Steuerung durch das Gehirn ansprechen, kann das eine Regelblutung verhindern.
  • Schäden an der Gebärmutterschleimhaut: Durch Operationen (etwa bei Ausschabung) oder Entzündungen kann die Gebärmutterschleimhaut so stark geschädigt werden, dass sie sich nicht mehr ausreichend aufbauen kann. Dann bleibt die Regelblutung aus.
  • chronisches Nierenversagen: Eine chronische Niereninsuffizienz hat erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Unter anderem kann sie die Funktion der Geschlechtsorgane beeinträchtigen.
  • Nebennieren-Erkrankungen: Solche Erkrankungen können mit einer Überproduktion des Stresshormons Cortisol einhergehen (Cushing-Syndrom). Das stört den Zyklus bis hin zum Ausbleiben der Menstruation.
  • Medikamente: Hormonpräparate, Krebsmedikamente, Psychopharmaka, Kortison und Blutdrucksenker können den Menstruationszyklus stören.
  • Absetzen hormoneller Empfängnisverhütungsmittel: Insbesondere nach der Drei-Monats-Spritze kann die Menstruation zeitweilig ausbleiben. Seltener passiert dies nach Absetzen der „Pille“ (Post-Pill-Amenorrhoe).
  • Entbindungen mit starkem Blutverlust: Sie können zum Beispiel durch eine bestimmte Funktionsschwäche der Hypophyse bedingt sein, dem sogenannten Sheehan-Syndrom. Bei betroffenen Frauen bleibt nach einer Geburt (und Stillperiode) ungewöhnlich lange die Regelblutung aus.

Die Behandlung der Amenorrhoe ist abhängig von der Ursache, die hinter dem Symptom steckt. Beispielsweise kann eine Hormonstörung in vielen Fällen durch die Gabe von Hormonpräparaten reguliert werden. Sind Tumoren oder Fehlbildungen der Geschlechtsorgane schuld an der Amenorrhoe, hilft oft nur ein operativer Eingriff. Tritt die Amenorrhoe infolge einer psychischen Belastung oder Störung auf, kann eine Psychotherapie das Mittel der Wahl sein.

Um die richtige Behandlung einleiten zu können, muss der Arzt also zuerst die genaue Ursache für die Amenorrhoe feststellen.

Diagnose

Erster wichtiger Schritt bei der Abklärung einer Amenorrhoe ist die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Im Gespräch mit der Patientin sammelt der Arzt dabei wichtige Informationen, zum Beispiel, wann die letzte Regelblutung war beziehungsweise ob die Frau überhaupt schon einmal einen Zyklus hatte. Er kann auch fragen, ob die Möglichkeit einer Schwangerschaft besteht und ob sich neben der Amenorrhoe noch weitere Symptome zeigen.

An das Anamnesegespräch schließt sich eine gynäkologische Untersuchung an, zu der auch ein Scheidenabstrich und eine Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane zählen.

Hormonmessungen können ebenfalls wichtige Hinweise auf die Ursachen einer Amenorrhoe liefern. Bestimmt werden Prolaktin, Progesteron, Östrogene, die männlichen Geschlechtshormone (Androgene) und die von der Hirnanhangsdrüse produzierten Hormone FSH und LH. Bei Verdacht auf eine gestörte Schilddrüsenfunktion als Ursache der Amenorrhoe, sieht sich der Arzt die Blutspiegel der Schilddrüsenwerte (TSH, T3, T4) genau an.

Hinzu kommen bestimmte Funktionstests. Einige Beispiele: Für den sogenannten Gestagen-Test nimmt die Patientin einige Tage ein Gestagenpräparat ein. Kommt es nach dem Absetzen zu einer Blutung, zeigt dies, dass die Gebärmutterschleimhaut tatsächlich ausreichend ausgebildet war - zuvor also ausreichende Mengen an Östrogen produziert wurden, weil diese den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut stimulieren. Die Amenorrhoe muss dann andere Ursachen haben.

Fällt der Test negativ aus, kommt ein Östrogen-Gestagen-Test infrage. Damit lässt sich prüfen, ob die Gebärmutterschleimhaut überhaupt ausreichend aktiviert werden kann. Dabei gibt der Arzt der Patientin zunächst Östrogene, die den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut anregen, und im Anschluss daran Gestagen. Tritt in der Folge eine Blutung auf, weist dies darauf hin, dass die Gebärmutterschleimhaut intakt ist.

Je nach vermuteter Ursache für die Amenorrhoe können weitere Untersuchungen notwendig sein. Dazu zählen zum Beispiel bildgebende Verfahren - etwa bei Verdacht auf einen Tumor im Gehirn - oder eine Bauchspiegelung (Laparoskopie), um den Zustand der Eierstöcke zu beurteilen.

Amenorrhoe-Behandlung: Was Sie selbst tun können

Eine Amenorrhoe ist oft seelisch bedingt. In dem Fall kann alles helfen, was Ihre Psyche stärkt und wieder ins Lot bringt. Dazu gehören Entspannungstechniken wie Autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Meditation. Aber auch Sport ist eine gute Methode, um Stress abzubauen und sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Denn der Körper produziert dabei vermehrt jene Hormone, die die Stresshormone weniger werden lassen bzw. neutralisieren (z. B. Serotonin, Endorphine).

Steckt dagegen zu intensives Sporttraining hinter der Amenorrhoe, sollten Sie beim Training kürzertreten. Bleibt die Regelblutung aus, weil Sie zu dünn sind oder extreme Diät halten, sollten Sie versuchen, wieder etwas zuzunehmen - das Fettgewebe spielt bei der Bildung von Östrogen eine wichtige Rolle. Ist Ihre Amenorrhoe die Folge einer Essstörung wie Magersucht, sollten Sie sich unbedingt professionelle Hilfe suchen. Magersucht ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die nur mit psychotherapeutischer Hilfe überwunden werden kann.

Bleibt die Menstruationsblutung aus, kann das verschiedene Folgen für die betroffene Frau haben.

  • keine Schwangerschaft: Ohne intaktem Menstruationszyklus kann eine Frau nicht schwanger werden. Wenn also die Regelblutung länger aussetzt, bleibt der Kinderwunsch unterfüllt.
  • Probleme in der Partnerschaft: Bleibt die Periode aus, fühlen sich Frauen eventuell weniger weiblich. Auch der Frust, aufgrund der Amenorrhoe nicht schwanger zu werden, kann eine Partnerschaft auf Dauer belastend sie schlimmstenfalls zerbrechen lassen.

Indirekt kann eine Amenorrhoe noch eine andere Folge haben: Beruht das Ausbleiben der Regelblutung auf einem Mangel an Östrogen, kann dieser mit der Zeit die KNochen brüchiger machen - es droht Osteoporose.

Bleibt die Periode aus, ist ein Besuch beim Arzt (Frauenarzt) ratsam. Das gilt vor allem, wenn

  • Sie möglicherweise schwanger sind.
  • Ihre Regelblutung dreimal hintereinander ausgeblieben ist.
  • Sie auch nach dem 16. Geburtstag noch keine erste Menstruationsblutung hatten.
  • Ihre Regel ausbleibt, nachdem Sie begonnen haben, ein neues Medikament einzunehmen.
  • Ihre Blutungen ausgeblieben sind, nachdem Sie die Pille oder ein anderes hormonelles Verhütungspräparat abgesetzt haben.
  • Sie nach einer Operation keine Menstruation mehr haben.
  • Sie neben dem Ausbleiben der Regel weitere Symptome wie Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Sex, Brustschmerzen oder milchige Absonderungen aus den Brüsten feststellen.
  • Sie neben der Amenorrhoe auch noch Anzeichen einer Vermännlichung (Virilisierung) feststellen wie Haarausfall, tiefere Stimme, stärkere und eher männlich ausgerichtete Körperbehaarung (wie Bart- und Brusthaare).

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

  • MSD Manuals – Ausgabe für Patienten: "Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhö)"; unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 18.02.2020)
  • Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: "Amenorrhoe: Ausbleiben der Regelblutung"; unter: www.gesundheit.gv.at (Abruf: 18.02.2020)
  • Pfleiderer, A.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme Verlag, 5. Auflage 2007
  • Portal des Berufsverbands der Frauenärzte e.V. et al.: "Magersucht: Ausbleiben der Regelblutung kann dauerhaft verbleiben", Meldung vom 21.09.2011; unter: www.frauenaerzte-im-netz.de
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 18.02.2020)
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013