Was ich dir noch sagen wollte Gedicht

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Was ich dir noch sagen wollte Gedicht


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Göttinn. Was macht Ihr aber cigentlich Nofior. Hieher? Wahrhaftig, das fehlte in der Welt?

ihm noch um in die alte Raserey zurück zu Neftor. Ich stelle einen Märtyrer vor; verfallen. Ihr habt große Vorstellungen von ich gehe für die allgemeine IVohlfahrt zu Euch und Eurem Garten: ich sehe ja auch Grunde. Ich bin auf der Reise, und mein 5 nicht einmal einen einzigen Dichter. Prinz liann nicht cher feine vollständige Göttinn. Dort wandeln fie im dunkeln Gesundheit erhalten, bis wir den guten

Gange; jetzt Geschmack angetroffen haben.

Seh' ich wie sie die Schritte zu uns lenken. Göllinn. Was nennt Ihr den guten Ge

Die Dichter treten herein. schmack ?

10 Neflor. Ich will es Euch schon anver. Neflor. Sind das nun wirklich und in trauen, weil Ihr mir ziemlich lehrbegierig der That Dichter? scheint. Seht, der Geschmack

als wenn

Göttinn. Unnathig scheinst du zweiselich sagen wollte, ein Gedicht nun müsst

balt zu feyn. Ihr aber recht begreifen: denn ich strenge 15 Neftor. Man muss sich ein bisschen mit mich pur so an um Euch die Sache recht dergleichen Bebauptungen in Acht nehmen. llar und deutlich zu machen also, wenn Scht nur wie sie unhæflich find: fie lümIhr Euch cin clallifcles vollendetes Gedicht

mern fich

far

nicht um mich, und doch denlit claffisch nämlich was

bin ich bier fremde. crgiebt sich von selbst oder so cin Epi- 20 Göllinn. Sie haben dich noch nicht begramm, cin lleldengedicht, cine Tragædic,

merlit. worin alle Regeln obferviert, niemals ver- Neftor. Noch eins! ich werde ja in Eurem wandelt

Garten gar lieine Raupen gewahr, und doch Göllinn. Ich verstehe Euch nicht: meint ist jetzt die Zeit. Ihr vielleicht überhaupt die kunst?

25 Göltinn. Kein Ungeziefer nalt dem heilNestor. Nun ja, es wird olingefähr fo

gen Vohnlitz. zutreffen. Wenn Ihr die Claf'iler gelesen Ncstor. Nun das ist noch von allen Dinhättet, da würdet Ihr mich schon eher ver- gen das unnatürlichste und unwahrscheinstebn. Blätt' ich doch nur meine Grundsätze lichste. Nein, das wird Euch nimmermehr der Kritik bei mir!

30 cin, einziger Mensch glauben: felt, meine Göllinn. Laßt fich den Kranken gleich liebe Frau, ein solcher Garten ist bisher

hieher verfügen: noch gar nicht erhørt gewesen. Da liomIn dicfem fel’gen Aufenthalte wird

men die Dichter auf uns zu: nun will ich Er gleich von allen Übeln fich crlæst Ihnen doch mit Eurer Erlaubniss ein wenig Befinden : denn hier wohnt die Poelie. 35 auf den Zahn füllen.


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Da wird ihm der Herr verständlich:

«Rede, Herr! cs hært Dein Knecht.” Als Nachtlicht brannt am dunkeln Ort

Fürchtest du, o stille Seele, Der heiligen Propheten Wort:

Eines innern Wortes Trug? Sein Flimmer deutet auf die Zeit

* Eile zur lebend'gen Quelle! Der vollen Tagesberrlichlieit.

Ist es nicht, das Gottesbuch, Ein Stern aus Jacob steigt beran:

Mehr als Eli? Horch' ihm treulich! Merkt auf, kniet nieder, betet an!

Da umweht dich Himmelslust, Bald wandelt sich des Dunkels Schmach

Da umklingt dichs «Heilig, Heilig!" In Morgenroth, in lichten Tag.

10 Da crkennst du wer dir ruft. Der Anfangs sprach «Es werde Licht!" Ist die Gotteslamp', o Seele, Und Licht wards, deflen Angesicht

Dem Erlöschen nah in dir, Strahlt nun in Gottesklarheit euch;

Mangelts ihr an Lebensæle: Sein Stern weist euch ins Gottesreich.

«Eile" ruft der Freund zu mir !" Hært Seinen Ruf «Ich bin das Licht: 15 Lass dich dann nicht dreymal rufen! Wer mir nachwandelt strauchelt nicht"! Er crneut der Lampe Strahl, Eilt froh herzu und fürchtet nichts,

Daß sie dir der Liebe Stufen Und werdet Kinder Seines Lichts!

Leucht hinauf zum Hochzeitssaal, Von ihm dringt reiner Sonnenschein In eures Bufens Tiefen cin;

20 Sein erstes Licht durchfchien die Welt: Zur Perlenmuschel wäble, Das zweyte glänzt durch's Ierzens Zelt, Du Eine Perle Du, Ihr waret weiland Finsterniss:

Mein IIerz! in meine Scele Doch feit der Sünde Nebel riss,

Tritt ein, und schliesse zu! Seitdem seyd ibr cin Licht im Ilcrrn, 25 Erscheinst Du gleich darinne Dem ewig klaren Morgenstern,

Als Tröpflein sichtbar kaum,
Doch werd' ich Dein schon inne,

Und heil’ge Dir den Raum. Liegst du da in leiser Stille,

Ach, unauflæsbar hefte Sind die bellen Lichter bin,

30 Dich fert! mach felbft Dir Bahn! Decket dich der Dämmrung Hülle,

Wohl walten kleine Kräste, Sammle den zerstreuten Sinn!

Und langsam schwillst du an: Ist dein Nachtlicht im Verglimmen,

Doch innerlich gediegen Längst der äußre Lärm verhallt,

Gestaltst Du Dich in mir; IIorche dann den ernsten Stimmen, 35 Mein innrer Mensch verschwiegen Deren Kraft im Innern fchallt!

Lebt himmlisch froh mit Dir. Samuel!" rief's einst dem Knaben

Kostbares Kleinod, habe Auf dem Lager am Altar.

Ich Dich nur erst im Schrein, Fühlst du, Kind der Ilimmelsgaben,

Dann ist mir Ilimmelsgabe Wellen Ruf die Stimme war?

40 Der kleinste Wachsthum Dein: Dreymal irrt er, bis ibm endlich

Er hebt um Millionen Leuchtet Elis Licht und Recht:

Im Herzen Deinen Wertb.


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Wo d Sægesen im ganze Thal

0, s isch en Engel ußem Paredis Dur Gras und Halme gangen isch,

Mit fanften Augen und mit zartem Herz. Se het sie gheuct froh und frisch.

Vom reine Himmel abe het en Gott Es isch e Sach, bi miner Treu :

De Chindlene zum Trost und Sege gfchickt. Am Morge Gras, und z Obe Heu!

5 Er hüctet sie am Bettli Tag und Nacht; Drum isch sie jetz so fölli müed,

Er deckt sie mittem weiche Fegge zue; Und brucht zuem Scblof kci Obelied;

Und weiht er sie mit reinem Othem a. Kei Wunder wenn sie schnuft und fchwitzt. Wirds Ängli hell und s Bäckli rund und Lueg wie sie dört ufs Bergli sitzt!

roth. Jetz lächlet sie zum letste Mol;

10 Er treit fic uf de Hände in der Grohr, Jetz seit sie aSchlofet alli wol!"

Günnt Blüemli für sie uf der grüenc Flur, Und dunten isch sie! Bbüet di Gott! Und stohtim Schnee und Reged Wienecht do, Der Gull wo uffem Chilchthurn ftoht

Se benkt er still im Wienechtchindlibaum Het no nit gnueg: er bfchaut sie no.

E fchæne Früchlig in der Stuben uf, Du Wundersitz, was gaffsch denn so ? 16 Und lächlet still, und bet si süeßi Freud; Was gilts, sie thuet der bald derfür

Und Mueterlicbi heisst fi fchæne Name. Und zieht e rothen Umhang für!

Ja, licbi Seel, und gang vo Hus zuc Hus, Sie duret ein, die gueti Frau:

Sag «Gucte Tag!" und «Bhüet ich Gott!" Sie het ihr redli Iluschrüz au.

und lueg. Sie lebt gwiss mittem Ma nit guct,

20 'Der Wienechtchindlibaum verrothet bald Und cbunt sie heim, nimmt er si Huet. Wie alli Mücter sin im ganze Dorf. Und was i fag, jetz chunt er bald :

Do hangt e Baum: nei loeg me doch und Dört sitzt cr fcho im Fobrcwald.

lueg! Er macht so lang: was tribt er echt ? In alle Näste nüt als Zuckerbrot! Me meint schier gar, er trau nit recht. 26 S ifch nit vil nutz. Die het e närrschi Freud Chum numme! fie isch nümme do:

An ihrem Büebli, will cm alles sües S wird alles fi, fe fcblost sic scho.

Und liebli mache, thuet em was es will, Jetz stolt er uf, und luegt ins Thal,

Gib, acht, gib acht! es chut emol c Zit, Und s Manli grüest en überall.

Se schlacht fic d Händ no zfemmen überm Denki wol, mer göhn jetz au ins Bett; 30

Chopf Und wer liei Dorn im Gwise het,

Und seit „Du gottlos Chind, isch das mi Der brucht zuem Schlofen au kei Lied:

Dank?" Mc wird vom Schaffe selber mücd.

Jo wæger, Mücterli, das isch di Dank! Und öbbe bemmer Schöchli gmacht:

Jetz do fichts anderst dri ins Nochbers Hus. Drum geb is Gott e fueti Nacht!

36 Scharmanti bruni Bire, welschi Nuß

Und menge rothen Öprel ab der Flurt; E Gufcbüchsli: doch wills Gott der Her,

Kei Gufe drinn; voin zarte Bcferis Sag, weisch denn selber au, du lichi Seel, E goldie Rücthli, fchlauli und nagelncu !

Was s Wienechtchindli isch, und beschs 40 Lueg, fo ne Mueter het ihr Chindli lieb;

bidenlit?

Lueg, so nc Mueter zicchts verständig uf. Denk, wol, i lag ders, und i freu mi druf. Und wird mi Bürstli meisterlos, und meint,


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Laß der Knospe Heimlichkeit

Wenn er die kalte Hand nicht fast, Vor dem hellen Lichte ansangs zagen,

Was foll ihn noch der Welt verbinden ? Daß sie aufbricht, möcht das Herz ihr brechen, Dem Blinden kann sich auch verkünden, Doch sie wird sich bald im Glanze rächen, Der ibn im hohen Himmel keunt, Wics ihr geht, so gings ja aller Welt, 8 Er hat ihn von der Welt getrennt, Liebe Seele sey zur Lust gefellt.

Daß er soll ihn allein bier finden.

Der Müde sinkt und an der Stelle

Fühlt er des Altars heil’gen Stein , Wenn des Frühlings Heere ziehen,

Er græbt den ird’schen Führer ein, Lerche frisch die Trommel rührt,

10 Des Himmels Führer strahlt ihm helle. Ach da möchte ich entfliehen,

Des Himmels Frühling ist erschienen, Ach da werd' ich leicht verführt,

Bei seines Lieblings ird'schem Grab, Handgeld, Händedruck zu nehmen,

Es wurzelt ein der Wanderstab,
Und ich kann mich

gar nicht fchæmen.

Das dürre Holz will wieder grünen. Bäume wie die Lanzen blinken,

15 Es wächst zum Blüthenkranz am Grabe, Helle Knospen brechen auf,

Und der im Himmel richtend liebt, Und wie Federbüsche winken,

Hat ihn aus Liebe nur betrübt, Zicbt hinüber Windes Lauf;

Der Gott im Menschen war der Knabe. Blüthen auf die Lippen fallen , Und ich inuss so lockend fchallen.

20 Schwinge deine Blüthenfahnen,

Chor. Freudig wird der Krieger Leben Apfelbaum im Morgenschein,

In das blut’ge Licht gestellt, Frühlingskricger anzumabnen,

Hell in Reihen, wie die Reben, Daß fie schwaren treu zu seyn,

Wenn der Geist die Traube fchwellt; Die im Frühlingskrieg verbunden,

26 Reif zur Lese, reif zum Sicge, Einen sich zu ew'gen Stunden.

Gleich erfüllt von Geistesgluth, Treten sie aus grüner Wiege,

Und das Licht prüft ihren Muth. Der Blinde schleicht am Wanderstabe,

Gegenchor. Keine birgt sich in dem Laube, Weiss nicht, das schon die Sonn' im Meer, 30 Was geschieht, geschehe allen, Er trægt an seiner Last so schwer,

Und der Winzer bricht die Traube, Die Last ist seine einz'ge IIabe.

Die am meisten ihm gefallen, Den Knaben trægt er licut zu Grabe, Reicht sie in des llerren Ilände, Der treu ihn durch die Welt geführt,

Dass er prüse ihre Süße, Ihn hat der lungertod berührt,

55 Gönnt dem Geist das sel’ge Ende, Als er für ihn gefleht um Gabe.

Dass er zu dem Ew'gen fließe. Die Gabe, die geschenlit dem Kleinen, Schlußschor. Wer ersieht da eine Lücke, Die er ihm sterbend dargereicht,

Enger drängen sich die Reihen; Das Brot, mit Thränen cingeweicht,

Zu dem Untergang, zum Glückc,
Kann er nicht fehn und nur beweinen. 40 Alle sich verbrüdert weihen. Er sucht geweihte Erd zu finden,

Und der Winzer, ob der Menge, Und fcheut zu millen fcinc Last,

Lässt das müde Messer sinken,


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Duftig schwebeln, luftig tänzeln,

Hin stürzet beim Kanonenknall Nur in Reimchen, Afonänzeln,

Die Mauer fammt den Thurme. Nur in Tonen mag fic gern.

Wir sind nicht mehr u. f. w. Nicht in Tunen folcher Glollen

So denlien wir an den jüngsten Tag, Kann die Poesie sich zeigen :

! Und hæren Posaunen fchallen; In antiken Verscolossen

Die Græber springen vom Donnerschlag, Stampft sie besser ihren Reigen

Die Sterne vom Himmel fallen. Mit Spondeen und Molossen.

Es braust die ossnc Höllenkluft Nur im Ilammerschlag und Dröhnen

Mit wildem Flammenmeere, Deutschhellenischer Camænen

10 Und oben in der goldnen Lust, Kann sie selbst die alten kranken

Da jauchzen die sel’gen Chære. Allerhäßlichsten Gedanken,

Wir sind nicht mehr u. f. w. Alles was sie will verschænen.

Und nach dem Wald und der wilden Jagd,

Nach Sturm und Wellenfchlage,

15 Und nach der deutschen Männer Schlacht, Wir sind nicht mehr am crsten Glas:

Und nach dem jüngsten Tage, Drum denken wir gern an dieß und das,

So denken wir an uns selber noch, Was rauschet und was brauset.

An unser stürmisch Singen, So denlien wir an den wilden Wald,

An unser Jubeln und Lebehoch, Darin die Stürme fausen;

20 An unfrer Becher Klingen. Wir bæren wie das Jagdhorn schallt,

Wir sind nicht mehr am ersten Glas: Die Roll und Hunde brausen,

Drum denken wir gern an dieß und das, Und wie der Hirsch durchs Wasser setzt,

Was rauschet und was brauset. Die Fluten rauschen und wallen, Und wie der Jæger rust und hetzt,

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DIE DEUTSCHE SPRACOGESELLSCIAFT. Die Schüße schmetternd fallen. Wir find nicht mehr u. f. w.

Gelehrte deutsche Männer, So denken wir an das wilde Meer,

Der deutschen Rede Kenner, Und hæren die IVogen brausen;

Sie reichen sich die Hand Die Donner rollen drüber hier,

30 Die Sprache zu ergründen, Die Wirbelwinde faufen.

Zu regeln und zu ründen Ha wie das Schilllein schwanlit und dröhnt, In emligem Verband. Wie Maft und Slange splittern,

Indels nun diese walten, Und wie der Nothschuß dumpf ertant,

Bestimmen und gestalten Die Schiller sluchen und zittern!

35 Der Sprache Form und Zier, Wir sind nicht mehr u. s. w.

So fchalle du inwendig So denken wir an die wilde Schlacht:

Thatlıräftig und lebendig, Da fechten dic deutschen Männer;

Gesammtes Volk, an ihr! Das Schwert erlilirrt, die Lanze kracht,

Ja cieb ihr du die Reinheit, Es fehnauben die mutlı’gen Renner.

40 Dic Klarheit und die Feinheit, Mit Trommelwirbel, Trommetenschall ,

Die aus dem Herzen flammt! So zieht das Ileer zum Sturme;

Gieb ihr den Schwung, die Stärlic,


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Der Kanig schaut in ihr Gedräng

« Meine rechte Hand ist ihr Truchsess , Wohl durch die osline Thür:

Meine linke die ist ihr Schenk.” Da drückt sich durch die dichte Meng

«Say' an, wer sind die Wächter treu ?" Ein feiner Knab' berfür.

«Meine Augen blau all Stund." Des Knaben Kleid ist wunderbar

5 «Sag' an, wer ist ihr Sänger frey?" Vierfarb zusammengestüelit:

«Der ist mein rother Mund." Doch weilt er nicht bei der Bettlerschaar,

«Die Dam’hat wachire Diener, traun ! Herauf zum Saal er blickt.

Doch liebt sie fondre Livrey, Ilerein zum Saal klein Roland trilt,

Wie Regenbogen anzuschaun, Als wärs sein eigen Haus:

10 Mit Farben mancherley." Er hebt eine Schüssel von Tisches Mitt,

«Ich hab bezwungen der Knaben acht Und trægt sie stumm binaus.

Von jedem Viertel der Stadt: Der Kanig denkt «Was muss ich sehn? Die haben mir als Zins gebracht Das ist ein fondrer Brauch !

Vierfältig Tuch zur Wat.” Doch weil ers ruhig lest geschehn,

« Die Dame hat nach meinem Sinn So lassens die Andern auch.

Den besten Diener der Welt. Es stund nur an cine leine IVeil,

Sie ist wobl Bettlerkæniginn, Klein Roland kichrt in den Saal:

Die oll'ne Tafel hält. Er tritt zum König hin mit Eil,

So edle Dame darf nicht fern Und lasst seinen Goldpokal.

20 Von meinem Blofe feyn : «Ilcida! halt an, du lecker Wicht!"

IVohl aur, drey Damen! aus, drey Herrn! Der Konig ruft es laut.

Führt sie zu mir herein!” Klein Roland læst den Becher nicht,

Klein Roland trägt den Becher flink Zum Kænig auf er schaut.

Hinaus zum Prunkgemach ; Der Koenig erst gar finster sah:

25 Drey Damen auf des Kænigs Wink, Doch lachen must cr bald :

Drey Ritter folgen nach. «Du trilist in die goldne Ilalle da

Es stund nur an eine kleine Weil, Wie in den grünen Wald.

Der Kanig schaut in die Fern: Du nimmst die Schübel von Kanigs Tisch, Da kchren schon zurück mit Eil Wie man Äpfel bricht vom Baum;

30 Die Damen und die Ilerrn. Du hellt wie aus dem Brunnen frilch

Der Konig ruft mit einem Mal: Meines rothen Weines Schaum."

Jlilt Ilimmel! fel' ich recht? «Die Bäurinn schöpft aus dem Brunnen frisch, Ich hals verlpottet im osi'nen Saal Die bricht die Äpfel vom Baum:

Mein cigenes Geschlecht! Meiner Mutter ziemet Wildbrät und Fisch, 35 IMO Ilimmel! Schwester Berta, bleich , Ihr rothen Weines Schaum."

Im grauen Pilgergewand ! Ist deine Mutter so cdle Dam,

Hilf Ilimmel! in meinem Prunkfaal reich Wie du berühmst, mein Kind,

Den Bettelstab in der Hand !" So hat die wohl ein Schloss luftlam

Frau Berta fällt zu Füßen ihm, Und stattlich Ilofgesind ?

10 Das bleiche Frauenbild. Sag' an, wer ist denn ihr Truchfefs ?

Da regt sich plötzlich der alte Grimm, Sag' an, wer ist ihr Schenk ?'

Er blickt sie an so wild.


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1. Der Überfall im Wildbad.

Verricth voreinst den Jægern den Quell in In schönen Sommertagen, wann lau die

Kluft und Busch: Lüste wehn,

Nun ists dem alten Recken ein lieber ZeitDie Wälder lustig grünen, die Gärten blü

vertreib, hend stehn,

5 Zu waschen und zu strecken den narbenvolDa ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von

len Lcib. stolzer Art,

Da kommt einsmals gesprungen sein jüngGraf Eberhard der Greiner, der alte Rausche

fter Edelknab: bart.

«Herr Graf, es zicht ein Haufe das obre Mit wenig Edelknechten zicht er ins Land 10

Thal herab: hinaus ;

Sic tragen schwere Kolben; der Hauptmann Er trægt nicht Helm noch Panzer: nicht gehts

führt im Schild auf blut'gen Strauß:

Ein Röslein roth von Golde und einen Eber Ins Wildbad will er reiten, wo heiß ein

wild." Quell entspringt,

15 «Mein Sohn, das sind die Schlegler: die Der Sicche heilt und kräftigt, der Grcise

schlagen kräftig drein; wieder jüngt.

Gieb mir den Leibrock, Junge! das ist Zu Hirsau bei dem Abte, da kchrt der

der Eberstein. Ritter ein,

Ich kenne wohl den Eber: er hat fo grimUnd trinkt bei Orgelfchalle den kühlen Klo- 20

men Zorn; sterwein.

Ich kenne wohl die Rose : fic führt so scharDann gehts durch Tannenwälder ins grüne

fen Dorn."

(Lauf: Thal gesprengt,

Da kommt ein armer Hirte in athemlosem Wo durch ihr Felfenbette die Enz fich «Herr Graf, es zieht ’ne Rotte das untre rauschend drängt.

25

Thal herauf: Zu Wildbad an dem Marlite, da steht ein Der Hauptmann führt drey Bcile; sein Rüstftaltlich Haus;

zeug glänzt und gleist, Es hängt daran zum Zeichen ein blanlcr Daß mirs wie Wetterleuchten noch in den Spies heraus:

Augen beißt.” Dort steigt der Graf vom Rosl'c, dort hält 30 «Das ist der Wunnensteiner, der gleißend cr gute Ralt;

Wolf genannt: Den Quell besucht er täglich, der ritterliche Gieb mir den Mantel, Knabe! der Glanz Gast.

ist mir bekannt: Wann er sich dann cntkleidet und wenig Er bringt mir wenig Wonne; die Beile ausgeruht

35 Und sein Gebet gesprochen, so steigt er in Bind mir das Schwert zur Seite! der Wolf die Flut;

der lechzt nach Blut.” Er setzt sich stæts zur Stelle wo aus dem Felsenspalt

wallt. Da spricht der arme Hirte «Dess mag noch Am heißesten und vollsten der cdle Sprudel 10

werden Rath: Ein angeschoßner Eber der sich dic Wunde Ich weiß geheime Wege, die noch kein wusch

Menfch betrat;


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Schon ist um ihn versammelt der besten Rit- Da ruft der alte Recke, den nichts erter Kern, (llerrn.

schüttern kann: Vom edeln Lowenbunde die Grasen und die « Erschreckt nicht! der gefallen ist wie ein Da kommt ein reisger Bote vom Woll von

andrer Mann. Wunnenstein :

6 Schlagt drein! die Feinde flichen!” Er rufts «Mein Herr mit seinem Banner will Euch zu

mit Donnerlaut; Dienste feyn."

Wie rauscht sein Bart im Winde! hei wie Der stolze Graf entgegnet «Ich hab sein

der Eber haut! nicht begehrt:

Die Städter han vernommen das seltsam Er hat umsonst die Münze die ich ihm einst 10

lilt'ge Wort. verehrt.”

« Wer flicht?" so fragen Alle; schon wankt Bald sicht Herr Ulrich drüben der Städte

es hier und dort. Schaaren stehn;

Das Wort hat sie ergrillen gleich einem ZauVon Reutlingen, von Augsburg, von Ulm

berlied : die Banner wehn:

15 Der Graf und feine Ritter durchbrechen Glied Da brennt ihn seine Narbe, da gährt der

auf Glied. alte Groll:

Was gleißt und glänzt da droben, und Ich weiß, ihr Übermüth’gen, wovon der

zuckt wie Wetterschein ? Kamm euch schwoll."

Das ist mit seinen Rittern der Wolf von Er sprengt zu seinem Vater: «Heut zahl20

Wunnenstein. ich alte Schuld ;

Er wirft fich auf die Städter, er sprengt Wills Gott, erwerb' ich wicder die væter

sich weite Bucht: liche Huld.

Da ist der Sieg entschieden, der Feind in Nicht darf ich mit dir fpeisen auf Einem

wilder Flucht. Tuch, du Held :

25 Im Erndtemond geschah es: bei Gott, ein Doch darf ich mit dir schlagen auf Einem

heiser Tag! slag! blut'gen Feld.”

Was da der edeln Garben auf allen Feldern Sie steigen von den Gaulen, die Herrn Wie auch so mancher Schuitter die Arme vom Lawenbund;

finkien läßt! Sie stürzen auf die Feinde, thun sich als 30 Wohl halten diese Ritter ein blutig Sichelfelt. Lawen kund.

Noch lance traf der Bauer, der hinterm Hei! wie der Lewe Ulrich so grimmig tobt

Psluge ging, und würgt!

Auf roft'ge Degenklinge, Speereifen, PanEr will die Schuld bezahlen: er hat sein

zerring; Wort verbürgt.

35 Und als man eine Linde zerlagt und nieder. Wen trægt man aus dem Kampfe dort auf

streckt, den Eichenstumpf?

Zeigt sich darin ein Ilarnisch und ein Ge«Gott sey mir Sünder gnädig!" er stöhnts,

ripp versteelit. er röchelts dumpf.

Als nun die Schlacht gefchlagen und Sieg 0 kænigliche Eiche, dich bat der Blitz zer- 40

geblasen war, spellt!

[gefällt! Da reicht der alte Greiner dem Wolf die O Ulrich, tapfrer Ritter, dich hat das Schwert

Rechte dar:


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Noch Eine hohe Säule zeugt von verschwund- Wo Jemand Spindeln hätte, ner Pracht:

Die sollte man liefern ein, Auch diese, schon geborsten, kann stürzen Und sie an off'ner Stätte über Nacht.

Verbrennen insgemein. Und rings statt dust’ger Gärten ein ædes 8 Nicht nach gewohnter Sitte Haideland :

Erzog man dieses Kind Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell In dumpfer Kammern Mitte

durchdringt den Sand; Noch sonst wo Spindeln sind: Des Königs Namen meldet kein Lied, kein Nein, in den Rosengärten, Heldenbuch:

10 In Wäldern frisch und kübl, Versunken und vergeßen! das ist des Sängers Mit lustigen Gefährten, Fluch.

Bei freyem kühnem Spiel.

Und als es kam zu Jahren,

Ward es die fchænste Frau , Ihr habt gehært die Kunde

15 Mit langen goldnen Haaren, Vom Fräulein welches tief

Mit Augen dunkelblau , In eines Waldes Grunde

In Gang, Gebærde züchtig, Manch hundert Jahre schlief.

In Reden treu und schlicht, Den Namen der Wunderbaren

In aller Arbeit tüchtig, Vernalımt ihr aber nie:

20 Nur mit der Spindel nicht. Ich hab' ibn jüngst erfahren:

Viel stolze Ritter gingen Die Deutsche Poesie.

Der Holden Dienste nach, Zwo mächt'ge Feen nahten

Heinrich von Ofterdingen, Dem fchænen Fürstenkind;

Wolfram von Efchenbach; An seine Wiege traten

25 Sie giengen in Stahl und Eisen, Sie mit dem Angebind.

Goldbarfen in der Hand : Die Erste sprach behende :

Die Fürstinn war zu preisen Ja lächle nur auf mich!

Die folche Diener fand. Ich gebe dir frühes Ende

Mit Degen und mit Speere Von einer Spindel Stich."

30 Waren sie stats bercit; Die Andre Sprach dagegen :

Den Frauen gaben sie Ehre, a Ja lächle nur auf mich!

Und sangen widerstreit. Ich gebe dir meinen Segen :

Sie fangen von Gottesminne, Der heilt den Todesstich;

Von kübner Ilelden Muth, Der wird dich so bewahren,

35 Von lindem Liebeslinne, Daß füsser Schlaf dich deckt,

Von süßer Mayenblut. Bis nach vierhundert Jahren

Von alter Städte Mauern Ein Kænigssohn dich weckt."

Der Widerhall erklang; Da ward ins Reich erlaßen

Die Bürger und die Bauern Ein feyerlich Gebot,

40 Erhuben frischen Sang: Verkündet in allen Stralien,

Der Senne bat gesungen Der Tod darauf gedroht:

Der über den Wolken wacht;


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Weithin wird lobgesungen

Die Arme breit ich auf dieß Land hinaus Wie du dein Land befreyt;

Und weile diesen vollen Frühling dir. Von großer Dichter Zungen

Was jene Trift, die heerdenreiche, trug, Vernimmts noch spæte Zeit:

Das Lamm, das Zicklein slain me deinem Herd! Doch steigt am Schächen nieder

5 Das junge Rind erwachse nicht dem Pflug, Ein Hirt im Abendroth,

Und für den Zügel nicht das mutl’ge Pferd! Dann hallt im Felsthal wieder

Und was in jenen Blütegärten reist, Das Lied von deinem Tod."

Was aus der Saat, der grünenden, gedeiht,

Es werde nicht von Menschenhand gestreift:

10 Dir sey es alles, alles dir geweiht !" Als die Latiner aus Lavinium

Schon lag die Menge schweigend auf den Nicht mehr dem Sturm der Feinde hielten

Knien ; Stand,

Der gottgeweihte Frühling schwieg umher, Da hoben sie zu ihrem Heiligthum ,

So leuchtend wie kein Frühling je erschien; Dem Speer des Mavors, flehend Blick und 18 Ein heilger Schauer walteť ahnungsschwer. Hand.

Und weiter fprach der Priester «Schón Da sprach der Priester, der die Lanze trug:

gefreyt «Euch künd ich statt des Gottes, der euch Wähnt ihr die Häupter, das Gelübd vollgrollt:

bracht? Nicht wird er senden günst'gen Vogelflug, 20 Vergaßt ihr ganz die Satzung alter Zeit? Wenn ihr ihm nicht den Weihefrühling zollt." Habt ihr was ilır gelobt nicht vorbedacht? „Ihm sey der Frühling heilig!" rief das Der Blütendust, die Saat im heitern Licht,

Die Trist, von neugeborner Zucht belebt, «Und was der Frühling bringt sey ihm ge- Sind sie ein Frühling, wenn die Jugend nicht, bracht!"

25 Die menschliche, durch sic den Reigen webt? Da rauschten Fittige, da hilang der Speer, Mehr als die Lämmer sind dem Gotte werth Da ward geworfen der Etrullier Macht.

Die Jungfraun in der Jugend erstem Kranz; Und Jene zogen beim mit Siegesruf,

Mehr als der Füllen auch hat er begehrt Und wie sie jauchzten, ward die Gegend Der Jünglinge im ersten Wafl'englanz. grün;

O nicht umsonst, ihr Söbne, warct ihr Feldblumen fprosten unter jedem Iuf,

Im Kampse fo von Gotteskraft durchglüht! Wo Speere streisten fal man Bäum' erblühn. O nicht umsonst, ihr Töchter, fanden wir

Doch vor der Ileimat Thoren am Altar, Rückkehrend euch so wundervoll erblüht! Da harrten schon zum festlichen Empfang

Ein Volk hast du Fall erlast, Die Frauen und der Jungfraun helle Schaar, 35

Mars! Belöränzt mit Blüte, welche heuť entsprang. Von Schmach der Knechtschaft hieltest du Als nun verrauscht der freudige Willkomm,

es rein, Da trat der Priester auf den Hügel, stieß Und willst dafür die Jugend Eines Jahrs : Ins Gras den heil’gen Schaft, verneigte fromm Nimm sie! sie ist dir heilig, sie ist dein." Scin Ilaupt, und sprach vor allem Volke dieß : 40 Und wieder warf das Volk fick auf den «Heil dir, der Sieg uns gab in Todesgraus!

Grund: Was wir gelobten, das erfüllen wir.

Nur die Geweihten standen noch umber,


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Rechts und links ein Kapellan,

Baute Gmünd der fangesreichen Zieht, halb Leich', aus seinem Schlose. Heiligen Cæcilia. Traurend neigt des Schloßes Lind

Lilien von Silber glänzten Vor ihm ihre Äste nieder;

Ob der Heilgen mondenklar; Vægel, die in ihrer Hut,

B Hell wie Morgenroth bekränzten Singen wehmuthsvolle Lieder.

Goldne Rosen den Altar. Mancher eilt des Wegs daher,

Schul' aus reinem Gold geschlagen Der gehært die bange Sage,

Und von Silber hell ein Kleid Sicht des Helden sterbend Bild,

Hat die Heilige getragen: Und bricht aus in laute Klage.

10 Denn da wars noch gute Zeit; Aber nur von Himmelslust

Zeit wo überm fernen Meere, Spricht der Greis mit jenen Zweyen;

Nicht nur in der Heimat Land, Lächelnd blickt sein Angesicht,

Man der Gmünd’schen Künstler Ehre Als ritt er zur Lust im Mayen.

Hell in Gold und Silber fand. Von dem hohen Dom zu Speyer

15 Und der fremden Pilger wallten Hert man dumpf die Glocken fchallen; Zu Cæcilias Kirchlein viel; Ritter, Bürger, zarte Fraun

Ungesehn woher, erschallten Weinend ihm entgegen wallen.

Drin Gesang und Orgelspiel. In den hohen Kaisersaal

Einst ein Geiger kam gegangen;
Ist er rasch noch eingetreten;

20 Ach! den drückte große Noth: Sitzend dort auf goldnem Stuhl,

Matte Beine, bleiche Wangen, Hært man für das Volk ihn beten.

Und im Sack kcin Geld, kein Brot! «Reichet mir den heilgen Leib !"

Vor dem Bild hat er gesungen Spricht er dann mit bleichem Munde;

Und gespielet all sein Leid, Drauf verjüngt sich sein Gesicht

25 Hat der Heil'gen Herz durchdrungen: Um die mitternächtge Stunde.

Horch! melodisch rauscht ihr Kleid. Da auf einmal wird der Saal

Lächelnd bückt das Bild sich nieder Hell von überird'schem Lichte,

Aus der lebenlosen Ruh, Und verschieden sitzt der Held,

Wirst dein armen Sohn der Lieder Himmelsruh' im Angesichte.

30 Hin den rechten goldnen Schuh. Glocken dürfens nicht verkünden,

Nach des nächsten Goldschmieds Hause Boten nicht zur Leiche bieten:

Eilt er, ganz vom Glück berauscht, Alle Herzen längs des Rheins

Singt und träumt vom besten Schmause, Fühlen daß der Held verschieden.

Wenn der Schuh um Geld vertauscht. Nach dem Dome stromt das Volk ,

Aber kaum den Schuh ersehen, Schwarz, unzähligen Gewimmels:

Führt der Goldschmied rauhen Ton, Der empfieng des Helden Leib,

Und zum Richter wird mit Schmähen Seinen Geist der Dom des Himmels.

Wild geschleppt des Liedes Sohn.

Bald ist der Process geschlichtet: DER GEIGER ZU GMÜND.

40 Allen ist es offenbar, Einst cin Kirchlein sonder gleichen,

Daß das Wunder nur erdichtet,
Noch ein Stein von ibm steht da,

Er der frechste Räuber war.


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Und Dromedar' und Stier' und Schaafe

Da kommt der Fürsten Heer gezogen: Und Rofs und Mann ziehn aus der Stadt:

Die Hirten richten fich empor; Jerusalem legt sich zum Schlafe,

Auf flücht'gem Ross herbeigeflogen, In dem es vor gelegen hat.

Sprengt an der Tharsis-Fürst, der Mohr: Nur in dem Schloß, da wacht und zittert 5 «Erzittert nicht, ibr Hirtenleute! Herodes vor der Fremden Wort :

Wir sind kein feindlich Kriegesheer; Er rechnet hin und her, er wittert

Wir fallen nicht auf euch nach Beute, Trug und Verrath, er sinnt auf Mord. Wir werfen nicht nach euch den Speer." 7. Was den Königen auf ihrer Fahrt nach Beth

Ihm tritt ein ernster Greis entgegen, lehein begegnet.

10 Neigt sich, und spricht «Gewalt'ge Herrn! Wie lieblich grünend stehn die Auen, Es ist ein Wunder allerwegen: Durch die der Pfad nach Bethlem führt! Hier solches Heer, und dort der Stern! Wie vollbelaubte Hügel schauen

Doch schreckt uns nicht was wir gewahren, Ins Thal, das keinen Winter spürt!

Und blendet dieser Glanz uns nicht: Es weiß nichts von des Hagels Schlægen, 15 Denn wißt, wir fahn des Himmels Schaaren, Und bleibt im Sommer unversengt;

Und schauten mehr als Sternenlicht. Es wird zur Zeit der kalten Regen

Wir lagen still bei unsrer Heerde Mit warmem Frühlingsguß besprengt.

(Dreyzehnmal ward seitdem es Nacht): Durch solches geht die Winterreife

Da goß sich Klarheit auf die Erde, Der Kanige mit Lenzesmuth.

20 Da wallt ein Glanz um uns mit Macht; Die Sonne finkt: da giesst sich leise

Da hatt im Kleid, aus Licht gewoben, Durchs grüne Feld Smaragdenglut;

Ein Jüngling fich herabgesenkt, Die Berge sind von Golde trunken,

Ein Hirte, däucht es uns, der droben Der Bäche Silber leuchtet fern :

Des Himmels goldne Schaafe tränkt. Wobl ist die Sonne längst versunken,

Er sprach «Getrost! ich bin Verkünder Doch über ihnen geht der Stern.

Des Heils das heut euch widerfährt: IIeut wandelt er mit ihren Tritten;

Euch ist der Beiland aller Sünder, Er geht so fest, so rasch voran;

Der Christ, in Davids Stadt bescheert. Ja, seine Strahlen gleichen Schritten,

Bewahrt das Wort von meinen Lippen, Und lassen Spuren ihrer Bahn.

30 Sucht bis das Zeichen sich erfüllt : Wie wenn ein lichter Regenbogen

Ihr findet dort in einer Krippen Durchs Tbal, nicht durch die Wollen geht, Ein Kind in Windeln eingehüllt.” So haben sie den Pfad gezogen

Er sprachs, und alsbald war die Menge Und eine Furche Golds gesät.

Der Himmelsfchaaren um ihn her: Dort liegt an eines Ilügels Saume 35 Da rauschten selige Gesänge, Gelagert eine Hirtenschaar;

Da wogt' um uns des Lichtes Meer. Erweckt aus ihrem ersten Traume

Wir aber giengen anzubeten: Hat sie der Stern fo wunderklar.

Wir kennen unsern Konig jetzt. Er deckt mit weissen weichen Lichtern

Seit hat von Erden-Lust und Nothen Der Schaafe schlummernd Häuflein ganz, 40 Uns nichts erfreut, uns nichts entsetzt." Und auf den fromnien Angesichtern

Nun wurden Kæn’ge bald und Hirten, Der Hirten spiegelt sich sein Glanz.

In freudigen Gesprächen eins,


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Sie wachen auf, sie ziehen aus:

Wo nur ibr Pfad fich hingewandt, Nacht ists, der Stern ist längst verloren. Da wanken sie und stürzen um.

Und nach der zwölften Tagfahrt schon 9. Wie Joseph mit der Jungfrau und dem Kinde foh.

Winkt aus Ægyptens heißem Sand Es gieng der Kæn’ge Zug hinaus,

5 Und beut den kühlen Blumenthron Und manche Nacht kam ohne Stern,

Ein felig blühend Inselland : Und æde wars im dunkeln Haus:

Dort ist der Himmel ewig hell, Da trat der Eugel ein des Herrn.

Dort athmen sie des Balsams Duft, Sein Auge, schauend in der Nacht,

Dort ruhen sie am schatt'gen Quell, Ruht auf der Jungfrau, auf dem Sohn, 10 Und harren bis der Engel ruft. Den selig schlummernden, und facht Berübrt des Vaters Ohr fein Ton :

10. Wie Herodes die Kindlein in Bethlehem

ermorden ließ. «Fleuch nach Ægypten, Mann, geschwind; Harr' aus bis ich dich rufe dort!

Zu Bethlehem am selben Tage, Herodes Mordstall fucht das Kind: 15 Da Joseph mit dem Kind geflohen, Mit ihm und mit der Mutter fort!”

Erhebet sich Geheul und Klage; In Josephs Traume fpiegelt sich

Da jammern Frauen, Würger drohen, Des Boten selige Gestalt;

Und gehn wie Tiger in der Wüsten Der Schlaf entfloh, der Engel wich:

Auf Raub mit mörderischem Muthe; Auf steht er mit Marien bald.

20 Da mifchet an der Mutter Brüsten Das Ellein aus dem Stall er führt,

Dic Milch sich mit des Säuglings Blute. Er læst es mit dem Opfergold,

Das kleinste Kind wird nicht geschonet, Und sorgsam dann, wie sichs gebührt, Muss ch' es lächeln kann verderben, Hebt er hinauf die Jungfrau hold.

Und dem schon Lust im Auge wohnet, Das Knæblein schläft an ihrer Brust; 25 Nicht Gnade kann sein Blick crwerben. Er wandelt, an dem Zaum die Land, Dort ruft mit halbgclæster Zunge Und mit der Morgensonne Lust

Ein anderes dem Vater lallend : Sind sie schon weit im offnen Land.

Da kommt ein Schwert mitraschem Schwunge Der Inderschätze reiches Gut,

Ibm in fein stammelnd Bitten fallend. Es hat sich wunderlich geschmiegt:

30 Und nieder schaut von dem Gebürge In einem Bündelein es ruht,

Auf die mit Blut getränkten Matten, Das auf des Thieres Rücken liegt.

In das Geschrey, in das Gewürge Und leicht und frohlich geht die Fahrt, Der Stammfrau jammervoller Schatten. Und überall auf ihrer Spur

Eins um das andre fieht sie fasen, Die Menschen werden befrer Art,

35 Sie weint, fie ruft: sie kanns nicht hindern; Und freundlicher wird die Natur.

Rahel will sich nicbt træsten laßen : Die Lüfte bleiben warm und rein,

Denn es ist aus mit ihren Kindern. Der Berg wird eben ihrem Schritt,

Doch des Herodes Henkersknechte, Und in den æden Wüsteneyn

So ficher sie auch spæbn uud schlagen, Entsproßen Rosen ihrem Tritt.

40 Sie treffen nimmermehr das rechte: Und stehen wo im Heidenland

Das wandert fünftiglich getragen. Die Götzenbilder riesig stumm ,

In scinen Traum am Mutterherzen


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Mit gekrümmtem Rücken sitzt In dem Stuhl Ilerr Anderhalde, Sal von ferne wie es blitzt, Ilirtenschwert im Speicherwalde, Labt sein Hlaupt im Sonnenschein, An der Freyheit goldnem Morgen : Kann er nicht mehr mit befreyn, Denken kann er doch und forgen.

Und es pflücken oft im Traum Hochbejahrte Greise wieder Von der Jugend grünem Baum Ahnungsbilder, IVunderlieder;

Was sie da gehært, geschaut,

Jüngre wird es unterweisen: So auch neiget sich ergraut Jetzt zum Traum das Haupt des Greisen.

Ein Gellicht führt ihn empor Wo mit seinem grünen Rücken In die Berge der Kamor Und ins Thal zugleich dars bliclien. In des Alpsteins Ricfenklust

kann das Rheinthal grüssen; Thur- und Hegäu winlit im Dust, Appenzell zu feinen Füßen.

Und ihm dünket menschenleer Seiner Heimat Thalgelände : Keine Ilütten hin und her Sind gebaut durch Kluge Ilände. Der Bewohner harrt cr stumm , Sitter nur und Urnäsch brausen; Schaudernd licht der Greis sich um: Wer wird kommen hier zu hausen ?

Lust und Erde jetzt erschallt Als von Flügelschlag und Tritten, Und es wimmelt aus dem Wald, Kommt mit Fittichen 'und Schritten: Thicre finds in bunter Schaar, Wollen Herrn des Landes werden, Und ein schwarzer stolzer Aar Schlægt den Fittich vor den IIcerden.

Drüben kommen sie vom Stoß, Falken Schwäne Greifen Drachen, Brüllend wichernd Stier und Ross,

Wölfe mit den blut’gen Rachen; 5 Eber wühlen mit dem Zahn,

Mit dem Rüsel Elephanten, Stürzen auf den grünen Plan Nieder von des Berges Kanten.

Bange schaut der Greis zu Grund:10 Läst das Land sich die gefallen ? Alsobald im Alpenschlund

dass die Felfen hallen. Staunend blickt er um sich her:

Denn hiervor aus lieben Thülern 15 Stürzt der Alpen Herr, der Bær, Lässt das Hausrecht sich nicht schmälern.

Droben ist er schon am Wald, Fährt deu Thieren in die Hüsten,

Bäumt sich, steht, und streitet bald 20 Gegen Schnæbel in den Lüften,

Stürzt zurück auf Wolf und Stier: Rachen gähnen gegen Rachen; Bald, umringt, erliegt er schier. Da must Anderhald erwachen.

Und erprobte Männer läßt In das Ilaus er schleunig bitten, Spricht „Ihr Brüder, haltet fest! Denn aufs neue wird gestritten.

Vor dem Auge steht mirs hell, 30 Wer sich für den Abt wird rüsten :

Oestreichs Adler, Appenzell, Will in deinem Horste nisten.

Ritter bringt er, kühn und wild Wie die Thier auf Helm und Wappen: 35 Alle sah mcin Traum im Bild;

Stolze Herren, freche Knappen: Wolfurt Schwancck Grcisenstein, Trautburg mit dem Haupt des Stieres ;

Ach, es wird kein Ende seyn 40 Dieses grimmigen Getbieres.

Aber dich, o Völklein, auch
Sah ich streitbar abgebildet,


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DER REITER UND DER BODENSEE.

Dic Rebe strecket ihre Ranken

Von seinem alten Ruhme träumen. In deinen hellen See hinein,

Wohlan, vollende dein Geschick!" Und schwerbeladne Schiffe schwanken

Der Engel sprachs, der Sabbath endet, In reicher Städte Hæfen ein.

Der Schöpfung Werktag hebt sich an: Und die des llæchsten Krone tragen, ♡ Es rauscht der See, die Sonne wendet Statthalter seiner Kænigsmacht,

Ihr Antlitz ab, die Wolken nahn; An diesen Ufern aufgeschlagen ,

Die Stürme wühlen aus den Schlünden Sonnt oft fich ihres llofes Pracht.

Den trüben Schlamm ans Licht herauf: Und Völker lommen aus dem Norden

Der Strom hat Mühe sich zu mūnden, Und aus dem Süden, See, zu dir:

10 Und sucht durch trægen Sumpf den Lauf. Du bist das Herz der Welt geworden,

Doch webt und wirkt im innern Grunde 0 Land, und aller Länder Zier.

Der schwerarbeitenden Natur Drum sind dir Sänger auch gegeben, Das Wort aus ihres Schöpfers Munde : Zween Chære, die mit deinem Lob

Sie folgt der vorgeschriebnen Spur. Die warme Frühlingsluft durchbeben, 15 Von Licht verklært, von Nacht verhüllet, \Vie keiner je sein Laud erhob.

Sein bleibt das Waser, fein das Land, Das eine sind die Nachtigallen:

Und was verheissen war erfüllet Auf Wipfeln jubelt ihr Gefang;

Der Zeiten Gang auf Flut und Strand. Das andre sind in hohen Hallen Die Ritter mit dem Ilarfenlilang.

20 Wohl ahnst du deinen Ruhm : du wallest Der Reiter reitet durchis helle Thal; Mit hochgehobner Brust, o See!

Auf Schneefeld fchimmert der Sonne Strahl. Doch daß du dir nicht selbst gefallest,

Er trabet im Schweiß durch den kalten Vernimm auch deine Schmach , dcin Web:

Scbnee: Es spiegeln fich die Scheiterhausen

26 Er will noch heut an den Bodensee; Der Märtyrer in deiner Flut,

Noch heut mit dem Pferd in den sichern Und deine grüne Ufer traufen Von lang vergoßnem Bürgerblut.

Will drüben landen vor Nacht noch an. Sey nur getrost! du blühest wieder,

Auf schlimmem Weg über Dorn und Stein Du wischest ab, die Spur der Schmach, 30 Er braust auf rüstigem Ross feldein. Und große Sagen, süße Lieder,

Aus den Bergen heraus ins ebene Land, Sie tonen am Geftade nacb.

Da sieht er den Schnee sich dehnen wie Sand. Zwar dich verläßt die Weltgeschichte;

Weit binter ihm schwinden Dorf und Stadt; Sie hält nicht mehr am Ufersand

Der Veg wird chen, die Bahn wird glatt. Mit Schwert und IVage Weltgerichte:

In weiter Fläche kein Bühl, kein Ilaus; Doch stilles Gnügen wohnt am Rand.

Die Bäume giengen, dic Felsen aus. Der Hauch des llerrn treibt deine Boote , So flieget cr hin cine Meil und zwey; Dein Netz soll voll von Fiscben seyn;

Er hært in den Lüften der Schneegans Schrey. Dein Volk nährt sich von eignem Brote,

Es flattert das Wasserhuhn empor : Und trinkt den felbftgepflanzten Wein. 20 Nicht anderen Laut vernimmt fein Obr. Und unter deinen Apfelbäumen

Kcinen Wandersmann sein Auge schaut, Wird ein vergnügt Geschlecht im Glück Der ihm den rechten Weg vertraut.


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Führest deinen Reigen

Das ist rechtes Glühen, Nur am Sternenzelt ?

Frisch und rosenroth; Auch bei grünen Bäumen

Heldenwangen blühen In dem lustgen Wald,

Schæner auf im Tod. Unter Blütenträumen

Wollest auf uns lenken Ist dein Aufenthalt.

Gottes Licb' und Lust; Ach! das ist ein Leben,

Wollest gern dich senken Wenn es weht und klingt,

In die deutsche Brust. TVenn dein stilles Weben

Freyheit, holdes Wesen, Wonnig uns durchdringt;

10 Gläubig kühn und zart! Wenn die Blätter rauschen

Ilast ja lang' erlesen Süßen Freundesgruß,

Dir die deutsche Art. Wenn wir Blicke tauschen, Liebeswort und Kuss. Aber immer weiter

19 Die Feuer sind entglommen Nimmt das Ilerz den Lauf:

Auf Bergen nal’ und fern: Auf der Ilimmelsleiter

Ila, Windsbraut, fey willkommen! Steigt die Sehnsucht auf.

\Villkommen, Sturm des Herrn! Aus den stillen Kreifen

O zeuch durch unsre Felder Kommt mein Ilirtenkind,

20 Und reinige das Land , Will der Welt beweisen

Durch unsre Tannenwälder, Was es denkt und minnt.

Du Sturm, von Gott gefandt! Blüht ihm doch ein Garten,

Ihr Thürme, hoch erhoben Reist ihm doch ein Feld

In freyer Ilimmelsluft , Auch in jener harten

25 So zauberifch umwoben Steinerbauten Welt.

Von blauem Wolkenduft: Wo sich Gottes Flamme

Wie habt ihr oft gerufen In ein llerz gesenkt

Die andachtvolle Schaar, Das am alten Stamme

Wenn an des Altars Stufen Treu und liebend hängt;

30 Das lleil zu finden war! Wo sich Männer finden,

Die Wetter oft fich brachen Die für Ehr' und Recht

Vor eurem Glockenlilang. Muthig sich verbinden,

Nun führt ihr andre Sprachen: Weilt ein frey Geschlecht.

Es klingt wie Brautgefang: Ilinter dunkeln Wällen,

Das Land ist aufgestanden: Hinter ehrncm Thor

Ein herrlich Osterfest ! Kann das Ilerz noch schwellen

Ist frcy von Sclavenbanden : Zu dem Licht empor.

Die hielten nicht mehr fest. Für die Kirchenballen,

Wo, Tod, sind deine Schrecken? Für der Væler Gruft,

40 0 Hölle, wo dein Sieg? Für die Liebsten fallen,

Und Salan, wie dich decken Wenn die Freyheit ruft:

In diesem heil’gen Krieg ?


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Und wie den festen Bau umgiebt Die fchæne Heil'genwelt,

So hatte Jeder was er liebt

In ihren Schutz gesteilt.

Wir wollen vor dem Altar noch Ein fromm Gelübde thun, Daß nimmermehr foll fremdes Joch Auf deutschem Nacken ruhn.

Wir sprechen dort ein hohes Wort, Ein brünstiges Gebet, Daß Gott der Deutschen starker Hort Verbleibe stät und stæt;

Daß wie der Thurin der deutsche Sinn Entwachse seiner Zeit,

Und nach dem Himmel strebe hin, Wenn ihn die Welt bedräut.

Und ob wir wieder heimwärts gehn, Wir wenden unsern Blick 3 Und schauen nach des Wasgaus Hæln Wie nach dem Thurm zurück.

Die Bundesfabn' in Feindes Hand ? Der Thurm in welfcher Macht?

O nein! sie sind vorausgesandt 10 Als kühne Vorderwacht.

Wir retten euch, wir babens Eil: Vergaß euch doch kein Herz. O Wolkensäu”, o Feuersäul, Schaut immer hcimatwärts !

AUS KARL TIIEODOR KÖRNERS LEYER UND SCHWERT.

Zerbrich die Pflugschaar, laß den Meißel Frisch auf, mein Volk! die Flammenzeichen

fallen, rauchen,

Die Leyer still, den Webstulil ruhig stebn! Hell aus dem Norden bricht der Freybeit Licht. Verlaße deine Hæfe, deine Hallen! Du sollst den Stahl in Feindes Jerzen tauchen: Vor deslen Antlitz deine Fahnen wallen, Frisch auf, inein Voll! Die Flammenzeichen 20 Er will sein Volk in Wallenrüstung fehn. rauchen,

Denn einen großen Altar sollst du bauen Die Saat ist reif: ibr Schnitter, zaudert nicht! In seiner Freyheit ew'gem Morgenroth : Das hæchste Ileil, das letzte, liegt im Schwerle; Mit deinem Schwert sollst du dic Steine hauen; Drück dir den Speer ins treue Ilerz. bincin: Der Tempel gründe sich auf Heldentod. Der Freyheit eine Gasse! Wasch die Erde, Was weint ihr, Mädchen, warum klagt Dein deutsches Land, mit deinem Blute rein!

ihr', Weiber, Es ist kein Krieg von dem die Kronen wißen: Für die der llerr die Schwerter nicht gestählt, Es ist ein Krcuzzug, 's ist ein heil’ger Krieg. Wenn wir entzückt die jugendlichen Leiber Recht Sitte Tugend Glauben und Gewisen Hinwerfen in die Schaaren eurer Räuber, Hat der Tyrann aus deiner Brust gerißen: 30 Das euch des Kampfes kühne Wollust fehlt? Errette sie mit deiner Freyheit Sieg!

Ihr könnt ja froh zu Gottes Altar treten; Das Winseln deiner Greife rust «Erwachc!" Für Wunden gab er zarte Sorgsamkeit, Der Blütte Schutt verlucht die Räuberbrut, Gab euch in cuern herzlichen Gebeten Der lleiligthümer Schande fchreyt um Rache, Den schonen reinen Sieg der Frömmigkeit. Der Meuchelmord der Söhne schreyt nach 33 So betet dass die alte Kraft erwache, Blut.

Daß wir dastehn, das alte Volk des Siegs!


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Was striclist du, Fischer? «Netz dem Fisch, Wir schwaren stehn zu wollen den Geboten dem zagen."

Des Lands, dess Mark wir tragen in den Aus curem Todesnetz wer kann euch retten?

Röhren, Was wiegest du, schlaflose Mutter? «Kna- Und diese Schwerter, die wir bier cmpæren, ben."

Niclit chr zu senken als vom Feind zerschroten. Ja, daß sie wachsen, und dem Vaterlande

Wir schwæren daß liein Vater nach dem In Dienst des Feindes Wunden schlagen

Sohne sollen.

Soll fragen, und nach seinem Weib kcin VVas schreibest, Dichter, du? In Glut

Galte, buchstaben

10 Kein Krieger fragen soll nach seinem Lohne, Ein schreib' ich mein' und meines Volkes Noch heimgehu, ch der Krieg, der nim. Schande,

inersatte, Das seine Freyheit nicht darf denken wollen." Ilin selbst entlæst mit einer blut’gen Krone, 3.

Daß man ibu heile, oder ibn bestatte. Ihr Knaben, die ihr könnt auf Bäume lilettern, 15 Freyheit ist Baum, defs Kranz ihr sollt er. «Der ich gebot von Jericho den Mauern ringen;

«Stirzt ein!" und sie gedachten nicht zu Ihr Buben, die ihr könnet Dirnen zwingen,

stehen, Freyheit ist Braut: erzwingt fie ench in Meint ihr, wenn meines Odems Stürme gehen, Wellero.

20 Die Burgen eurer Fcinde werden dauern? Macht Schild' aus curer llülten morschen Der ich lief über den erstaunten Schauern Brettern,

Die Sonne Gibeons nicht untergeben, Aus curer Wände Nägeln machet Klingen; Kann ich nicht auch fie laben auferstehen Nehmt Glocken, die zum Festtag wollen Für euch aus eurer Nacht verzagtem Trauern? Klingen,

25

Der ich das Riefenhaupt der Philistæer Und lehret sie als Feuerschlünde schmetlern. Traf in die Stirn, als meiner Rache SchleuIhr Säuglinge in eurer stummen Wiege,

dern Lernt rufen ch sich euch gelæst die Zungen, Ich in die land gab einem Hirtenknaben, Und cuer erster Ruf ley «Siege! Siege!"

Je hæhr ein Ilaupt, je meinen Blitzen næher. Rust drein, ihr Todten, mit lebend gen 30 Ich will aus meinen Wollien fo fie schleudern, Lungen

Daß füllt was foll, und ihr sollt Friede haben.' Aus eurer Gruft «Nur dem, wer fällt im

6. Kriege,

Der du noch jüngst durch deines Ruhms Sy wenn er kommt von uns Willkomm ge

Posaunen fungen."

33 Ausrufen licfcst vor Europas Obre:

Gchert nun haben Alias Felfenthore Wir fellingen unsre Wänd' in cinen Knoten, Meines Geschützes Donner auch mit Staunen"; Zum Ilimmel heben wir die Blick' und Nun, da du dein Geschütz mit abgebaunen fchweren:

Gesträngen læsest steln in Eis und Moore, Jhr alle, die ilır lebet, follt es hæren, 10 Dein Donnerwerkzeug bricht gleich schwaUod wenn ihr wollt, so bært auch ihrs, ihr

chem Rohre, Todten.

Statt Donners blitze nun mit Augenbraunen!


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Du hast gedacht die Erde zu erschüttern, Da sprang der alte Kunig auf mit Mienen Wie Zeus den Himmel wenn

er regt die Als ob er selbst zu neuem Kampf sich schicke, Locken:

Und sprach «Jetzt will ich wieder seyn mit Ich aber will cs sagen deutschen Müttern,

ihnen." Das lie, wenn sie sich setzen an den Rocken, Es fagen, oder wenn sie Kinder fültero :

Das Schwert, das Schwert, das ich in • Der große Donnrer ist nun auch erschrocken."

meinen Tagen [ten!

Geschwungen, ich vergaß in wie viel SchlachWir haben lang mit stuinmem Schmach- Das Schwert, ob deflen Klang nicht Feinde crræthen 10

lachten, Geblickt auf uns und unfres Landes Schande, Als sic bei Rossbach und bei Lisa lagen! Zu dir auslebend unfres Armes Bande :

Das Schwert! Wer nahms von meinen « Wie lang, Herr, willst du fic noch fester

Sarcophagen ? læthen?"

IVefs sind die Hände dic fo keck sich machten, Jetzt willst du dich, o Retter in den Næthen, 18 Daffie von dort zu seiner Schmach es brachten Erbarinen wicder über deinem Lande;

Dahin, wo Niemand ist der es kann tragen? Die Rettung kommt, sie liommt im Städte- Ibr Söhne Preußens aus dem West und Oste, brande

Wie viel der Schwerter könnt ihr aus dem Von dir, sic kommt in blut'gen Morgenræthen.

Frieden O Herr, vom Schweren kann nur Schwe- 20 Noch ziehn, die nicht gefreßen sind vom res læsen,

Roste? Und wir sind schwer gebückt in unfrem Staube: Und könnt ihr Schwerter cilig guug nicht Oeile du die Kraft uns einzuslæren

schmieden, Zum Auferstehn! Las nicht dem Sturm So nehmt nur Hack’ und Senľ, und, zum Raube

es koste, Uns werden in der Rettang Sturmgetofen! Holt mir mein Schwert her von den Invaliden!" Panier seg llofl'nung, unfer Schild dein Glaube. 8.

Bei Gott! kein Nichts ists, dess ihr euch Der alte Fritz faß drunten in den Nächten

verwegnet: Auf einem Thron, aus Thatenglanz gewoben, 30 Ein Etwas ists, wofür den Arm ihr hobet, Und dachte, weil den Bufen Seufzer hoben, Ein Etwas das die Welt und Nachwelt lobet, An fein cinst freyes Volli, das ward Ein Etwas dem der Ilimmel Gnade regnet. Knechten.

Drum, ch ihr auszieht und dem Feind beDa kam, so lange von des Schiclisals Mächten

Gagnet, Im ir’schen Stand des Lebens aufgehoben, 35 Steht erst vor dem, dels Aug dic Ierzen Scin alter Bruder kam jetzt her von droben:

probet Den lah cr und hub an IVills noch nicht Nicht chr zieht als dem llæchsten anverlobet, lechten ?"

Nicht chr zicht als vom Priester eingesegpet! Der aber sprach Ich komme vom Gc- Der Feinde Lanzen müssen vor cuch fplittern, fchicke

40 Und seine Donner müfen ilım verlagen, Zu dir gefandt als Bote daß erschienen

Wenn für euch selbst Gott spricht aus den Jetzt ist die Stunde wo es bricht dic Stricke."

Gewittern.


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Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzcit

Schwalben hatten an meinem Haus gesiedelt, Klingt ein Lied mir immerdar:

Jeden Morgen mich weckend mit GezwitO wie liegt so weit, o wie liegt so weit

fcher: Was mein einst war!

15 Handwerksleute, bestellt vom Herrn des Was die Schwalbe sang, was dic Schwalbe

Hauses fang,

Anzutünchen das Haus und auszuflicken, Die den Herbst und Frühling bringt,

Haben lärmend gescheucht (die frommen Ob das Dorf entlang, ob das Dorf entlang

Vægel; Das jetzt noch klingt?

20 Die auswanderten, wie init Sack und Packe « Als ich Abschied nahm, als ich Abschied Musen wandern wo aufgeschlagen werden Waren Kisten und Kasten schwer: [nahm, Philosophische Lehrsystemsgerüste. Als ich wieder kam, als ich wieder kam, War Alles leer.'

O du Kindermund, o du Kindermund, 25 Auf den Promenaden sang Unbewuster Weisheit froh,

Heut die Nacbtigall: Vogelfprachekund, vogelfprachekund

Schone Welt im Müßiggang, Wie Salomo!

Horst du meinen Schall ? O du Heimatflur, o du Heimatflur,

Von der Stadt vom Markte her Laß zu deinem heil’gen Raun

30 Dringet ein

Gebraus:
Mich noch einmal nur, mich noch einmal nur Was ich finge hært sich schwer Entfliehn im Traum!

Aus dem Lärm heraus.
Als ich Abschied nahm, als ich Abschied Rafeln die Karollen nicht

Straßen aus und ein ? War die Welt mir voll fo fehr :

35 Und die Wachtparade bricht Als ich wieder kam, als ich wieder kam, Mit den Wirbeln drein. War Alles leer.

Edle Herrn und edle Fraun, Wohl die Schwalbe kehrt, wohl die Die ihr hier so zieht, Schwalbe kebrt,

Seht ihr auch die Frühlingsaun ? Und der leere Kasten schwoll:

40 Hært ihr auch mein Lied ? Ist das Herz geleert, ist das Herz geleert, Denkt ihr noch an einen Ball, Wirds nicht mehr voll.

Oder schon daran,


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Lichtbote, Mahner, dessen Ruf geschrecket Es ward dem goldnen Käfer Den, der verleugnet hatte seinen Meister, Zur Wieg' ein Rosenblatt; Noch heute, wann Betäubungsschlummer Die Herde mit dem Schäfer decket

Sucht ihre Lagerstatt. Verhüllte Seelen, bist du es, o drcister,

Die Lerche sucht aus Lüften Der zur Besinnung Selbstvergeßne wecket, Ihr feuchtes Nest im Klec, Traumgeister scheucht und aufruft Lebens- Und in des Waldes Schlüften geister,

Ihr Lager Hirsch und Reb. Die febauernd ahnen das der Tag will grauen Wer fein ein Hüttchen nennet Wo sie zur ew'gen Sonne sollen schauen. to Ruht nun darin fich aus; « Nun fort den Taumelkelch, wonach dich | Und wen die Fremde trennet, lüftet!

Den trægt ein Traum nach Haus. Den Kelch, gefüllt mit braunem Schlam- Mich faßet ein Verlangen merfast!

Dass ich zu dieser Frist Und geh hervor, gehoben und gebrüstet 15 Hinauf nicht kann gelangen Von beserem Vertraun als eigner Kraft. Wo meine Heimat ist. Zu jedem Kampf sey jeden Tag gerüstet; Und jeder ist ein Tag der Rechenfchaft." Nun wohl, ich geh hervor als Gottes Streiter: Von der Mittelfonn' im All, So wird der schwer umwölkte Tag mir heiter. 20 Die nicht laßen Raumes Schranken,

Sondern nur Gedanken,

Bis hinaus zum fernsten Ball, Ich stand auf Berges Halde,

Der getrieben vom ew'gen Geist Als Sonn’ hinunter gieng,

Um die Grenzen der Schöpfung kreist, Uud sah wie überm Walde

25 Aus allen Hähn, zu allen Tiefen Des Abends Goldnetz hieng.

Seh' ich die Stralen des Lichtes triefen. Des Himmels Wolken thauten

Sieh! der Sonne Stralen ringen Der Erde Frieden zu;

Mit des Mondes, der Sterne Glanz Bei Abendglockenlauten

Dich, o Erde, zu umschlingen Gieng die Natur zur Ruh.

30 Mit dem wechselnden Lichterkranz. Ich fprach «O JIerz, empfinde

Leuchtend unterm Himmelsbogen Der Schöpfung Stille nun,

Ruhn des Meeres Spiegelwogen, Und schick mit jedem Kinde

Und den Keru der Erdennacht Der Flur dich auch zu ruhu.

Füllt das Licht mit stummer Pracht. Die Blumen alle schliessen

Jedes dunkle Blatt der Erle Die Augen allgemach,

Das in Tropfen Thaues glänzt, Und alle Wellen fliessen

Jede meerentstiegne Perle Befänftiget im Bach.

Die nun dunlile Lockien kränzt, Nun hat der müde Silfe

Und der schimmernde Karfunkel, Sich unters Blatt gesetzt,

40 Himmelsstern im Erdenduuliel, Und die Libell' am Schilfe

Stimmen an den Preisgelang Entschlummert thaubenetzt.

Vom Lichte das die Welt durchdrang.


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Und dort mit dem Friedenstabe

Der Æschylos von Heinrich Voss dem jūn. Ob- und Unterwelt verfóbnt.

Dem ichs nicht bätte zugetraut, [geren, Und so geb' ich mich zufrieden

Mit folcbcm Auftand auf dem hohen traDaß vom großen Einerley

gifchen Dieser Welt mir nichts beschieden

Kothurn einher zu treten fest Als ein llermesbausrath fey;

Und sicher, obne sonderliche Stolperung, Nur mit diesem Unterschiede,

Der sonst doch gern in Socken gieng. Das, wovon ein Gott dort aus

Ich fand das Abbild seinem Urbild Zug Gieng als Kind, zu dem im Licde

für Zug Hier ein Vater kehrt nach Haus.

10 Meist glücklich nachgeäbnlichet, Doch zum Besten feys gewendet!

Der eingebrannten Farben lebhaft grellen Es verdienet licinen Spott,

Schrey, Wenn ein Mensch zulrieden endet

Und jeden scharfen Piuselstrich; Wo beginnen mag ein Gott.

Und wüste nichts zu tadeln als dem guten Sohn

(Und die Entschuldigung genügt)

Vom Vater angestammte Lust an Steifigkeit Leute giebt es welche lilagen

In manchen Lieblingswendungen: Dal lie heim nicht liönnen bleiben,

Ich meine fein lasttrægerisches Aufge. Weil die Grillen sie verjagen

schaut!" Un lie aus dem Laufe treiben.

1Vofür wir sagen «Blick'empor!" Dicfc baben an dem ftillen

Desgleichen ein auf Greul und Graus geIIerde nicht die rechten Grillen.

häuftes Graun, Eine Grill' an meinem Herde

Das er an alles hintenan Ilali' ich die so muficieret,

Hlängt oder vornan, als da ist ein Todesgraun, Dass der Schellenlilang der Erde

Ein Schlacht- und Nachtgraun, aber auch Scinen Reiz für mich verlieret.

Graunkammern, Graunverhängnis, GraungeStaets daheim bei meinem Heimchen,

Graunjammerüberwältigung. [längnifl'e. Ilorch' ich heimlich seinem Reimchen.

Sonst rüg' ich gar nicht scbroffer Rede NeuWer nicht ncidet und nicht leidet,

Und etwas Unverständlichkeit; [gepræg Und ein gut Gewissen hat,

30 Nur was Kallandra meinet wüst' ich gerne Sich befclieidet und sich wcidet,

Die todgeweilte Seherinn, (jetzt, Ruh bat auf der Ruhestatt:

Als Agamemnon dort ins netzumstellte Bad, Der wird beim bei sich nicht bangen

Von Festempfangs Gepräng gelockt, Und nicht bæse Grillen fangen.

Dem Mord entgegen fchritt auf Purpurtep

Und jene rust «Ich habe klar (pichen, Das alte biisthun dieser Kænigsburg gesehn.'

Da ist das Mist-Uun mir nicht klar, Gevatter Wortfreund, cinen Zweifel strick Wic fichs zu jenem Hünervolk verhalten mag, mir auf,

Von dem am Schluss des Trauerspiels In welchen mich verwickelt hat

40 Der Chor noch rcdet, wenn zum Ægi. Das mir von dir gelichne, mich erstaunende

sthos sagt Kraftübertragungsmeisterwerk,

Gel, fpreiz dich, Hahn, der Henne nal!"

ESCAYLOS VON HEINRICI VOSS.


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Schleuss aus den rauhen Odcm

lichkeit, Und nur dem Duft der Träume

und Fach.

Ich geh die süße Müdigkeit des Lebens

auszurubn, Die Lust, den Gram der Erde auszuhei

len im Sonnenschein.

Ich habe Wein und Rosen in jedem Lied,
Und habe solcher Lieder noch tausendfach. Du Duft, der meine Seele speiset, verlas

mich nicht! Vom Abend bis zum Morgen und Nächte

Traoin, der mit mir durchs Leben reiset, durch

verlaß mich nicht! Will ich dir singen Jugend und Liebes-Ach."

10 Du Paradiesesvogel, dessen Schwing' un

gefehn Noch eine Stunde laßt mich bier verwei- Mit leisem Säuseln mich umkreiset, len im Sonnenschein,

laß mich nicht! Mit Blumen Lust und Gram des Lebens thei. Du Amme mir und Ammenmährchen der len im Sonnenschein.

15

Kindheit einst,

Du fehist, und ich bin noch verwaiset: Der Frühling kam, und schrieb auf Rosen

laß mich nicht! blättern ein Traumgedicht

Du statt der Jugend mir geblieben, da Vom Paradies: ich las die goldnen Zeilen im

sie mir flok, Sonnenschein.

20 Wo du mir fliebst, bin ich ergreiset: Der Sommer kam das Ird'sche zu verzeh

laß mich nicht! mit Himmelbrand :

O du mein Frühling, fieb wie draußen der Ich sah die Rof erliegen seinen Pfeilen im

Herbst nun braust: Sonnenschein.

Komin, daß nicht Winter mich umeiset! Es kam der Herbst das Leben heimzuholen: 25

verlaß mich nicht! ich fah ibn nabn,

O Hauch des Friedens, horch wie draußen Und mit der Rolin seiner Hand enteilen im

das Leben tobt: Sonnenschein.

Wer ist der still hindurch mich weifet? Seyt mir gegrüßt, ihr Bilder all des Le

las mich nicht! die hier ich fah

30 O du mein Rausch, du meine Liebe, Um mich verweilen, mir vorübereilen im

mein Lied, Sonnenschein.

Das hier durch mich sich selber preiset, Seyt mir gegrüßt, ihr Wanderer des Le

laß mich nicht! bens, die ohne mich

FÜR DIE SIEBEN TAGE. Und die mit mir gewandert ein'ge Meilen im 35

1. Sonnenschein.

Sprich, liebes Herz, in deines Tempels Mitten Zurück ich blick', ind feh die Bluineuthæ- Für sieben Wochentage sieben Bitten. so leicht durchwallt,

Zum ersten Tag: Laß deine Sonne tagen, Und selbst der Berg' einst schwer erstiegne

Und Licht verleihn der Erd und meinen Steilen in Sonnenschein.

40

Schritten.


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einem Gastmal Tofeil. Ich redete sie an Düfte und zur Durchforschung verborgener «Seyd ihr nicht ungehalten einen ungelade

Redeschlüste ; bis wir zuletzt geriethen auf nen Gast zu erhalten?

der nicht verlangt

die sich haschenden Doppelrcime, die sich nach Krülz' im Topf, sondern nach Krütz' überraschenden Doppelkeime,

wie wenn im Kopf, und nicht sucht ein Hauptstück 8 man sagt «Der thut gut,

der sich etwas beim Thorenschmaus, sondern ein Haupt

zu Gut thut."

Und wir beschlossen von stück zum Ohrenschmaus." Sie ricfen unseres Geistes Zeugkraft in dieser Weise „Glück zu !" und Rück zu ! Du bist abzulegen eine Zeugschaft, das mit dem vollkommen willkommen." Doch ich saß Pflug der Gedanken wir machten urbar nicht länger, als eine Leuchtung blinkt, 10 dieses Feld der Kunst, das oline Bebauungsoder ein Vogel im Fluge trinkt, als her- Spur war;

dal der von uns, antrat ein Waller mit dem Stabe, der der anfienge, mit drey Jochreimen vorbei sich führte keine Babe als einen Quer

angienge, dann der Nachmann dem Dreyfack gleich einem leeren Grabe; der erst facben nachstrebte mit cinem Doppeltseine Andacht verrichtete, dann seine An- 13 zweyfachen, und so in der Runde wei.

uns richtete: 0 ihr Blüte der ter stæts eine Reimspitze mehr aufbæte Verständigkeit, dic Gott bchüte vor des joder folgende Streiter. Glücks Unbeständigkeit! ihr wist das Der Erzähler spricht. Wir waren aber wie die beste Gutthat ist gut zu machen des an Einverstand

so auch an Zahl gleich Schicksals Unthat, und daß die Secl ihre 20 den Fingern Einer Hand. Da that mir Übelthaten tilgt durch Ertheilung von

zum Vordruß ich mein Nachbar rechts Wohlthaten. Ich aber, bei dem, der den ersten Schuß. mich geführt hat zu eurem Rund, und «Wer eine Zung? hat und spricht nicht, mir Trost verheißt aus curem Mund ! · Bin Wer eine Kling' hat und ficht nicht, von fernen Meilen eine Eilepost nach 25 Was ist der wohl wenn ein Wicht nicht?' Hcilekost, ein Trabebote nach Labe- Worauf sein Nebenmann fo losrannte mit

den zur Nachê ausgesendet haben dem Viergespann. meines Nestes hungrige Raben.

Halt vorm Diebe deine Truh zu, Einer in eurem Kreife der das Fieber Vor der Liebe deine Rub zu. unsers Hungers dämpfe mit Speisu ?" Sie 30 Binde, schlottert er, den Schuh zu, fprachen «Mann Goltes, deine Wallzeit

Und den Mund, der stottert, thu zu.' fiel später als unsere Mahlzeit ; und ein Worauf dessen Nebensaß nach dem Ziel Gast der kommt nach dem Feste

hielt, und nicht traf neben das, Jieb nebmen mit dem Reste.' Er sprach

«Sey buldig wenn du einen Gast hast, Gott! wer wie ich es bedarf nimmt wohl 35 Geduldig wenn du eine Last hast. an was man vom Tische warf."

Da gebot

Sey rastig nie auch wo du Rast bast, Jeder feinem Diener herbeizuschaffen

Und hastig nie auch wo du Hast hast: sey beizuraffen. Jener dankte laut für die Denn seine Ruhe licht wer Past haßt.” Willsabrung, setzte sich dann facht,

und Worauf mein Anstæfier linker Band seinen erwartete was ihm ward gebracht. Wir 40 Streich führte mit flinker Hand, aber hatten auf ihn nicht weiter Acht:

Die Erndt' ist wie die Saat: drum was jbr wandten uns wieder zur Aufregung geistiger

sæt seht!


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Ein Thor wer früh verläumt hat und zu Was du brauchst, erpaß das : spæt spæht,

Was du hast, verpraß das!" Wie wer den Braten wegwirft, und das Sprachs, und die Gesellschaft lobte seine Bret bræt.

Aushülfe, und er erprobte dafür ihre Wer nic dem Rather folgt, der was miss- 8 Aufhülfe. Sie träuften auf ihn die labenrætb ræth,

den Sprüche, und häuften um ihn die Und nie was er gebaut zerstært, der steht Gaben der Küche. Doch er bat um Einstæt

halt seine Lobor, und füllte mit Inhalt Auf dieser ird'schen Welt, die selbst nicht feinen Kober. Dann ohne weitern Anstæt steht.

10 halt macht er zum Abmarsch Anstalt: Da war nun die Reih' an mir zu schlingen doch mit dem Fuß auf dem Sprunge

hob das Siebengestirn:

aber ich hatte mir er zum Abschiedsgruß die Zunge. lange gerieben die Stirn, und es wollte « Zum Kreise dieser Edlen sey kein Fuoken entstieben dem Birn. Sie hat

Dem Ruhme fern und nah Bahn! ten mir wo ich angelte schon vorgefif'cht, 15 Sic sind die Speiser deren Mild' und was ich zurüstete fcbon aufgetischt.

Umsonst nicht ruft der Rab' an. Ich sah micb um nach einem Retter: doch

Und als die Redner fand ich sie da war meiner Noth kein Entketter.

Vor deven stumm wird Sahban. rief «O wäre mein Scruger hier am Orte !

Sie sehn sich als Verwalter nur der würde mir aufriegeln die verschlossene 20 Der gottverliebnen Hab' an, Pforte." Doch die Gesellen sprachen «Und

Und nehmen selbst mit Dankbarkeit wäre hier Koss, der Weisheit Orakel,

Den Dank für ihre Lab' an," er würde zu einem Stammler wie Bakel.“

So schritt hinaus zwey Lanzenwürfe Dann fuhren Sie weiter fort zur Verbræ

weit; dann kehrt er um,

Schutz anmung

meiner Beschæmung zu sprechen 23 flehend gegen Fährlichkeit, fprechend «O von der Schwierigkeit Übermaß, und dann Trost der Heimatberaubten, und o Hort über dieß und über das. Aber unser Gast, der vom Mangel entlaubten! das Haar der af im Dunkeln, ließ dabei seine Au- der Nacht ist kohlfchwarz losgegangen, gen funlieln,

und indess feine Zähne werk- und das Antlitz des Pfades ist verlangen.

bohrte sein Geist Perlen ohne daß 30 Zwischen mir und meinem Neft ist Finsterwir es merkten. Als er nun sein Mahl nifs und der Klüste weiter Riss. Ift verschlungen, und seiner Perlen Zahl ge- keine Fackel da die vor Straucheln meinen schlungen, rückte er zu mir heran plötz- Fustritt wahre, und mir die Spur zeige lich, und sprach «Aus der Noth helfen die ich fahre ?" Sprach es; und als nun ist crgötzlich. Erlaube das ich an diesem 35 das Verlangte war gebracht, und das Orte für dich und deinen Mann von Serug Licht die Gesichter hell gemacht, fah ich antworte.

meinen Mann an, und bei meinem Eid! Mach nicht sorgenblaß das

es war mein Abu Seid. Da rief ich den Antlitz, reuenas das

Genossen «Das ist der, den ich vorhin anrief Auge, sondern Jaß das!

40 in der Gefahr, und wuste nicht wie nah er Was du bassest, baß das :

war;

das ist die Wolke die Weisheit Was du liebest, fals das;

regnet und den Durstigen der sie anfleht