Was garantiert das blaue regionalfenster auf lebensmittel

Ihr wollt wissen woher die Inhaltsstoffe eurer Lebensmittel kommen? Was bisher eher untransparent war, soll sich mit dem bundesweiten Label Regionalfenster ändern.

Was garantiert das blaue regionalfenster auf lebensmittel
Foto: Lino Mirgeler/dpa

Regionale Produkte im Supermarkt zu kaufen ist gar nicht so einfach. Oftmals sieht man als Verbraucher nicht wo die Lebensmittel und deren Inhaltsstoffe produziert wurden. Transparenz soll das bundesweite Prüflabel Regionalfenster schaffen. Der gleichnamige Verein hat eigenen Angaben zu Folge bereits rund 4.200 Lebensmittel, Blumen und Zierpflanzen mit so einem Label ausgestattet. Der blau-weiße Aufdruck auf den Produkten verrät dabei, woher es kommt, wie es verarbeitet wurde und wie hoch der regionale Anteil der einzelnen Zutaten ist.

Welche Produkte bekommen so ein Label?

Damit ein Produkt das Prüflabel Regionalfenster bekommen kann, müssen einige strenge Bedingungen erfüllt werden. Unter anderem muss die Region, aus der die Hauptzutaten oder das Produkt selbst stammen, klar definiert sein. Einige Hersteller geben dafür Städte an, wieder andere nutzen ein gesamtes Bundesland für die Herkunftsbestimmung. 

Weiterhin muss die Hauptzutat zu 100 Prozent aus der definierten Region kommen. Zum Beispiel bei Fleischwaren muss das Tier mindestens den letzten Teil der Mast in der Region verbracht haben. Unabhängige Prüfer kontrollieren einmal im Jahr ob die regionalen Angaben auf einem Produkt auch der Wahrheit entsprechen. 

Qualität kann nicht garantiert werden

Das Prüflabel Regionalfenster sieht sich selbst aber nicht als Gütesiegel. Ob der Hersteller bei seinem Produkt beispielsweise auf eine faire und ökologische Erzeugung setzt, wird aus dem Label nicht ersichtlich. Zudem ist die Kennzeichnung Regionalfenster derzeit noch freiwillig. Dadurch kann es nicht verhindert werden, dass Hersteller auch ohne die Beschriftung Regionalfenster, ihre Produkte als "Lebensmittel aus regionaler Herkunft" bewerben.  

Was garantiert das blaue regionalfenster auf lebensmittel
Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Verpass‘ nichts mehr - mit unserem kostenlosen ANTENNE BAYERN Newsletter. Ob Nachrichten, Lifestyle oder unsere neuesten Aktionen - wir informieren dich:

Informationen zum Datenschutz erhältst du im nächsten Schritt.

Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, eine erste Bilanz zum "Regionalfenster" gezogen, der bundesweit einheitlichen Kennzeichnung für regionale Herkunft und Verarbeitung von Lebensmitteln.

Schmidt zeigte sich erfreut darüber, dass sich die blaue Regionalkennzeichnung am Markt etabliert habe: "Der Erfolg gibt dem Konzept recht: Seit der Markteinführung hat der Trägerverein bereits rund 2.400 Produkte für das Regionalfenster registriert, zahlreiche weitere Anträge liegen dem Trägerverein vor. Das Regionalfenster setzt neue Maßstäbe – das hat viele Produzenten und Vermarkter zum Mitmachen bewogen."

Seit Januar 2014 können Verbraucherinnen und Verbraucher auf einen Blick erkennen, ob Lebensmittel zu Recht mit einer regionalen Herkunft beworben werden. "Das Regionalfenster gibt Händlern und Herstellern aus der Region die Möglichkeit, sich von anderen Anbietern abzuheben und den Mehrwert ihres Produktes für den Kunden glaubhaft zu belegen", so Schmidt.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher sei es zunehmend bedeutender, regionale Produkte zu kaufen. "Lebensmittel aus der Heimat werden immer beliebter. Viele Menschen wollen das Ernährungshandwerk in ihrer Region unterstützen um auch regionale Arbeitsplätze zu sichern. Umso wichtiger ist es, dass regionale Produkte verlässlich und transparent gekennzeichnet werden und die Verbraucher nicht täuschen", sagte Schmidt. "So können Verbraucher frei entscheiden, ob das Produkt ihren Ansprüchen an Regionalität entspricht."

Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurden klare Kriterien für das Regionalfenster erarbeitet. "Kurz gesagt: Was drauf steht, muss auch drin sein – das ist garantiert und auch exakt kontrollierbar", fasste der Bundesminister die Anforderungen für die Regionalkennzeichnung zusammen. "Das blaue Fenster versichert dem Verbraucher, dass er ein regionales Produkt kauft, das dieses Etikett auch verdient."

Auch Peter Klingmann, Vorsitzender des Trägervereins Regionalfenster e. V., der das Prüf- und Sicherungssystem zum Regionalfenster organisiert und Lizenzen an Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft vergibt, zeigte sich erfreut von dem erfolgreichen Start der Kennzeichnung und sieht darin noch weitere Möglichkeiten: "Wir sind stets darum bemüht, das System weiterzuentwickeln. Zum einen bezüglich der Erweiterung neuer Produktbereiche, wie Blumen- und Zierpflanzen, zum anderen inhaltlicher Art, wie zum Beispiel eine langfristige Steigerung der Verwendung von regionalen Futtermitteln."

Hintergrundinformationen zum Regionalfenster

Damit ein Produkt mit dem Regionalfenster gekennzeichnet werden kann, muss es zahlreiche Kriterien erfüllen. Dazu zählt, dass die Region eindeutig und nachprüfbar benannt werden muss. Es kann sich dabei zum Beispiel um Landkreise oder Bundesländer handeln, aber auch um Kilometerangaben um einen Ort herum oder gewachsene Regionen wie die Eifel. Außerdem müssen die Hauptzutat und alle wertgebenden Zutaten, also zum Beispiel die Erdbeeren im Erdbeerjogurt, zu 100 Prozent aus der Region stammen. Macht die Hauptzutat weniger als die Hälfte des Produktes aus, gilt diese Regelung entsprechend für die nächst wichtigen Zutaten. Bei zusammengesetzten Produkten wird im Regionalfenster außerdem die Gesamtsumme aller regionalen Rohstoffe mit einer Prozentzahl angegeben. Verpflichtend genannt werden müssen außerdem der Verarbeitungsort und die Kontrollstelle, die das Produkt zertifiziert hat und die Angaben weiter überwacht. Darüber hinaus sind freiwillig auch zusätzliche Herkunftsangaben möglich, beispielsweise wo die Futtermittel oder das Saatgut produziert wurden.

Die Verlässlichkeit der Informationen wird durch ein neutrales mehrstufiges Kontroll- und Sicherungssystem gewährleistet. Um gerade kleinere regionale Hersteller nicht zu überlasten und die Kosten gering zu halten, werden hierfür zum Teil bestehende Systeme wie die Ökokontrolle oder die Zertifizierungsverfahren von etablierten Länderzeichen genutzt. Über die Vergabe des Regionalfensters entscheidet der Trägerverein "Regionalfenster e.V.".

Das Regionalfenster ist eine freiwillige Kennzeichnung. Eine verpflichtende Kennzeichnung nur für deutsche Produkte und Unternehmen wäre sowohl nach nationalem als auch nach europäischem Recht nicht möglich. Um den Verbrauchern dennoch mehr Orientierung zu geben, hat Deutschland seinen Spielraum genutzt und diese freiwillige Kennzeichnung auf den Weg gebracht, die auch für die Weiterentwicklung von EU-Vorgaben zur Information über Lebensmittel wichtige Impulse geben kann.

------------------------

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Pressemitteilung 248/14 vom 14.10.2014

.

Weitere Informationen zur Kennzeichnung regionaler Produkte finden Sie in unserem Artikel "Regionale Lebensmittel

Es ist ein leidiges Problem, dass „regional“ nicht definiert ist. Das „Regionalfenster“, ein freiwilliges Herkunftszeichen, schafft hier Abhilfe. Das Zeichen besteht immer aus einem Rechteck, das oben und unten durch einen blauen Balken begrenzt ist. Dazwischen stehen die Informationen zur Regionalität. Diese sind:

Was garantiert das blaue regionalfenster auf lebensmittel

Foto: © www.regionalfenster.de

Aus welcher Region stammt das Produkt?

Das Gebiet muss kleiner als Deutschland sein und muss genau bestimmt sein. Region Franken, Allgäu oder Schrobenhausen wäre erlaubt, „Aus der Heimat“ nicht.

Wo wurden die Zutaten verarbeitet?

Der Verarbeitungsort wird mit der Postleitzahl angegeben.

Wieviel an regionalen Produkten muss enthalten sein?

Die mengenmäßig wichtigste Hauptzutat und die Zutaten, die den Wert des Lebensmittels bestimmen, müssen vollständig aus der angegebenen Region stammen. Diese regionalen Zutaten müssen mehr als 50% des Gewichtes ausmachen.

Die Prüforganisation muss angegeben sein.
Herkunft der Vorstufen

Diese Angabe ist freiwillig. Wer will, kann angeben woher Saatgut, Futtermittel oder Jungtiere wie Ferkel stammen.

Träger des Zeichens

Träger ist der Verein Regionalfenster e.V.. Er kontrolliert auch, ob die Prüfbestimmungen eingehalten werden.

Das Zeichen steht als zusätzliches Deklarationselement in der Nähe der Zutatenliste.
Das Regionalfenster wurde noch von der Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner konzipiert. Im Januar 2014, zeitgleich zur Grünen Woche in Berlin, kamen die ersten Produkte mit diesem Zeichen in den Handel. Die ersten Lizenznehmer waren REWE, Edeka-Südwest und tegut.

Vorteile des Regionalfensters

Das Regionalfenster zeigt tatsächlich die Region an, aus der das Lebensmittel stammt. Die Richtigkeit der Angaben wird durch Zertifizierungsstellen jährlich überprüft.

Nachteil: Das Regionalfenster garantiert keine besondere Qualität!

  • Es wird nicht überprüft, ob gesetzliche Vorgaben eingehalten werden.
  • Aussagen zur Art der Erzeugung, z.B. fair, nachhaltig, ökologisch, ohne Gentechnik, tiergerecht, sind im Regionalfenster nicht zugelassen. Das heißt, sie werden von der Prüforganisation auch nicht abgefragt. Sie müssen zusätzlich auf dem Produkt stehen.
  • Das Zeichen ist freiwillig.

Der VerbraucherService Bayern weist deshalb darauf hin, dass das Regionalfenster kein Qualitätszeichen ist. Gerade bei der Tiererzeugung, die derzeit sehr im Fokus steht, wird dies deutlich.

Die Tiere müssen nicht ihr gesamtes Leben in der betreffenden Region verbringen, um als regional zu gelten:

  • Schweine müssen nur 3 Monate in der ausgewiesenen Region gemästet worden sein.
  • Bei Rindern gilt eine Mastdauer von 1 Jahr als ausreichend.

Wer beim Einkauf Wert auf regionale Herkunft und Qualität legt, sollte sich auch oder ausschließlich an anderen Zeichen orientieren, beispielsweise: "Bayerisches Bio-Siegel", "Geprüfte Qualität Bayern" oder an den Siegeln der Regionalinitiativen.
 

Weitere Informationen:

zum Siegel "Regionalfenster": www.regionalfenster.de

zum Siegel "Geprüfte Qualität Bayern": www.gq-bayern.de