Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

Die meisten Fotos entstehen heute mit dem Smartphone. Das ist immer schnell zur Hand und lässt User Aufnahmen im Handumdrehen bei Facebook & Co. hochladen. Warum sich der Kauf einer herkömmlichen Kamera trotzdem noch lohnt? Die Bildqualität ist nach wie vor deutlich besser, vor allem bei wenig Licht. Der Trend geht hier klar zu den Systemkameras, aber eine Spiegelreflex bietet ebenso viele Einstellmöglichkeiten und eine riesige Auswahl an Objektiven – perfekt für jedes Motiv. Obendrein besitzt eine Spiegelreflex einen für viele Fotografinnen und Fotografen unverzichtbaren Vorteil: Der Blick aufs Motiv geht direkt durchs Objektiv, so wie man es mit den Augen sehen würde, und nicht über einen elektronischen Bildschirm wie bei einer Systemkamera. COMPUTER BILD hat alle aktuellen Spiegelreflexkameras getestet und gibt Tipps zur Wahl des richtigen Modells für Neulinge, Fotofans und Profis.

Auf dem Spitzenplatz landet die Canon EOS-1D X Mark III. Im Test überzeugte sie unter anderem mit hohem Arbeitstempo und hervorragender Bildqualität. So sorgt die Kombination aus 20-Megapixel-Sensor und neuem Bildprozessor (DIGIC X) für detailreiche und knackig scharfe Fotos, die auch bei wenig Licht gelingen. Bei Serien zeigt sich die Canon extrem ausdauernd und flink. Etwa beim Fotografieren durch den Sucher waren bis zu 15,1 Bilder pro Sekunde drin. Der Autofokus ist erfreulich schnell und führt die Schärfe sehr genau nach. Im Test hatte die Canon EOS-1D X Mark III bei Tageslicht schon nach 0,10 Sekunden ausgelöst. Damit eignet sie sich besonders für Action- und Sportfotografie. Videos nehmen User wahlweise in 4K oder im RAW-Format mit bis zu 5,5K (5472x2886 Pixel) auf. Die Verbindung zum Smartphone gelingt über WLAN und Bluetooth. Eine zugehörige App hilft beim Fernsteuern per Handy. Größtes Manko ist das Gewicht der Kamera. Mit 2.230 Gramm ist sie ziemlich schwer. Preislich startet die Canon EOS-1D X Mark III bei knapp 6.000 Euro (Stand: September 2022).

Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

  • Hohe Bildqualität bei Fotos und Videos
  • Hohe Bildqualität bei wenig Licht
  • Autofokus bei Videos hörbar

Die Nikon D780 stellt eine rundum gelungene Mischung dar: Das sehr solide Gehäuse liegt gut in der Hand, die Bedienung ist für erfahrene Fotografinnen und Fotografen sehr einfach, nur die Fülle der Funktionen erfordert ab und an etwas Handbuchstudium. Der 24-Megapixel-Sensor der D780 punktet bei jedem Licht – selbst mit ISO 6400 sehen die Aufnahmen gut aus. Zudem bringt er einen schnellen Phase-Change-Autofokus mit, ein Vorteil beim Fotografieren und Filmen im LiveView. Für Sport- und Actionfotos guckt der User am besten durch den Sucher. Dann gibt es einen ziemlich schnellen und sehr genauen Autofokus – da sind nur noch die Profi-Top-Modelle besser! Zu haben ist sie ab knapp 2.000 Euro (Stand: September 2022).

Die Canon EOS 250D ist eine echte Mini-Spiegelreflex: klein, sehr leicht, aber trotzdem schön griffig. Sie lässt sich einfach bedienen. Auch Anfängerinnen und Anfängern gelingen sehr leicht sehr gute Aufnahmen. Der Autofokus reagiert richtig fix: bei Fotos immer, bei Videos nur in Full HD. Wer in 4K filmt, bekommt detailreiche Aufnahmen, muss aber mit einem etwas langsameren Autofokus leben. An einigen Punkten hat Canon gespart: Der Sucher ist ziemlich klein, der Autofokus hat beim Fotografieren über den Sucher nur neun Messfelder. Der Einstiegspreis liegt bei knapp 570 Euro (Stand: September 2022).

Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

Mit einer speziellen Testvorlage und einer Spezialsoftware ermittelt COMPUTER BILD die Bildqualität. Dabei wird die Vorlage in mehreren Lichtsituationen fotografiert.

Ob Spiegelreflex, System-, Bridge- oder Kompaktkamera – alle Digitalkameras müssen sich dem gleichen aufwendigen Test-Parcours stellen. Los geht es mit der Bestimmung der Fotoqualität bei Tageslicht (1.000 Lux), etwas weniger Licht (300 Lux) und Schummerlicht (60 Lux). Dabei setzt COMPUTER BILD Spezial-Testvorlagen von Image Engineering sowie eine besonders farbtreue Beleuchtung mit Profi-LED-Leuchten ein. Damit lassen sich beispielsweise Auflösung, Farbtreue oder Bildrauschen exakt messen. Messwerte allein sind aber nur die halbe Miete bei der Bildqualität, denn in der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Kamerahersteller die Elektronik gezielt auf Messwerte optimieren. Das sorgt dann für tolle Zahlen in der Auswertung, ohne dass die Bilder unbedingt besser aussehen.

Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

Dieser Kollege wackelt nicht und wartet geduldig auf sein Foto. COMPUTER BILD bewertet mit Fotos dieses Testaufbaus die Bildqualität mit und ohne Blitz.

Daher macht die Redaktion mit jeder Kamera Aufnahmen einer Testszenerie und vergleicht die Bilder auf einem farbkalibrierten Monitor. Hinzu kommt eine Beurteilung der Videoqualität. Dafür nimmt COMPUTER BILD ein Video bei Innenraumbeleuchtung auf und bewertet anschließend Bild- und Tonqualität. Die Ausstattung der Kamera prüft die Redaktion ebenfalls ausgiebig: Wir ermitteln beispielsweise, wie schnell die Kamera bei Serienaufnahmen ist, wie schnell und genau der Autofokus die Schärfe einstellt oder wie gut der Bildstabilisator verwackelte Bilder verhindert. Einen großen Teil des Tests nehmen praktische Prüfungen ein, etwa: Wie einfach lässt sich die Kamera bedienen, wie gut per App steuern? Und wie lange hält der Akku beim Filmen in 4K durch?

Mit einer Spiegelreflex bekommt man eine etwas größere Kamera, die nicht mehr einfach in die Jackentasche passt wie die meisten Kompaktkameras. Doch Größe ist in diesem Fall kein Nachteil: Schon Modelle für Einsteiger liegen dank großer Griffe gut in der Hand und bieten genügend Platz für große Displays, Einstellräder und -tasten. So lassen sich die Kameraeinstellungen schnell anpassen, wenn man mal nicht mit der Vollautomatik fotografieren will. Die Bildsensoren sind viel größer als bei Handy oder Kompaktkamera und sammeln so viel mehr Licht ein. Das sorgt für eine bessere Bildqualität. Besonders deutlich wird das bei größeren Ausdrucken und Aufnahmen bei wenig Licht – die Bilder sehen auch bei Schummerlicht richtig gut aus. Der größere Sensor hat aber noch einen Nebeneffekt, der vor allem für Porträts toll ist: Bei offener Blende fällt die Schärfentiefe vergleichsweise gering aus – damit lassen sich Motiv und Hintergrund sehr einfach voneinander trennen. Ebenfalls immer dabei: ein Sucher. Damit ist auch bei strahlendem Sonnenschein ein genauer Blick auf das Motiv möglich, wenn auf dem Display nur noch Spiegelungen zu sehen sind. Ein Vorteil gegenüber vielen günstigen Kompakt- und Systemkameras, die aus Kostengründen oft auf einen Sucher verzichten.

Bei Spiegelreflexkameras wird das Angebot langsam, aber sicher dünn – die Pentax K-3 III gehört da zu den wenigen neuen Modellen, die auch anspruchsvolle Fotografinnen und Fotografen zufriedenstellen. Durch den Einsatz eines etwas kleineren Sensors im APS-C-Format bleiben Kamera und Objektive schön kompakt (und nebenbei auch günstiger). Die K-3 III überzeugt mit hoher Bildqualität und einem schnellen Autofokus, das Ganze verpackt in einem sehr soliden Gehäuse mit einem richtig großen Sucher. Zum Filmen eignet sich die K-3 III nur eingeschränkt, da die Aufnahmedauer durch die Dateigröße begrenzt ist und die Kamera die Schärfe beim Filmen nicht nachführt. Preislich start sie bei knapp 1.900 Euro (Stand: September 2022).

Wichtigster Unterschied zwischen einer Spiegelreflex und einer Systemkamera: Bei Ersterer guckt die Fotografin oder der Fotograf über einen Spiegel durch das Objektiv auf das Motiv, während der Sucher einer Systemkamera das Bild darstellt, das der Sensor aufnimmt. Bei der Aufnahme von Fotos klappt der Spiegel nach oben, der Sucher ist dann für einen Moment schwarz. Damit die Kamera vorher automatisch scharfstellen kann, haben die meisten Spiegelreflexkameras ein zusätzliches Messsystem im Spiegelkasten. Dieser sorgt auch dafür, dass Spiegelreflexkameras meist größer als vergleichbare Systemkameras sind – das gilt allerdings nur für die Kameragehäuse, bei den Objektiven fällt der Größenunterschied meist gering aus. Schaltet man eine Spiegelreflexkamera in den LiveView, etwa um ein Video aufzunehmen, arbeitet sie wie eine Systemkamera, allerdings ist dann nur noch über das Kamera-Display ein Blick auf das Motiv möglich.

Genau richtig für Einsteiger: Die Nikon D3500 ist schön klein, angenehm leicht und schießt tolle Bilder. Wer sich nicht mit den Kameraeinstellungen beschäftigen möchte, stellt einfach die Vollautomatik ein oder lässt sich von der Kamera im Guide-Modus führen. Der Autofokus ist deutlich flotter als bei den Vorgängermodellen – perfekt für Schnappschüsse. Nicht so toll: Der Serienbildmodus ist ziemlich lahm, bei Video gibt es nur Full HD statt 4K. Erhältlich ist ab etwa 607 Euro (Stand: September 2022).

Ab etwa 430 Euro bekommen Sie empfehlenswerte Einstiegsmodelle von Canon und Nikon. Mit im Karton ist jeweils ein 18-55-Millimeter-Objektiv, dessen Brennweiten-Bereich (bei Canon 29-88 Millimeter, bei Nikon 28-84 Millimeter, jeweils umgerechnet ins Kleinbildformat) die meisten Motive abdeckt. Sowohl die Canon EOS 2000D als auch die Nikon D3500 sind sehr einfach zu bedienen. Damit kommen Anfängerinnen und Anfänger schnell zurecht. Wer sich nicht mit den Kameraeinstellungen beschäftigen möchte, stellt einfach das Programmwahlrad auf "Grün". Dann wählt die Vollautomatik alle Einstellungen. Top für Unerfahrene: Der Guide-Modus der Nikon D3500 erklärt dem User sehr genau, welche Automatik zu welchem Motiv passt. Für die Canon EOS 2000D gibt die App "Canon Photo Companion" (für Apple und Android) ähnliche Hilfe und Anleitungen. Die Bildqualität ist bei beiden Kameras richtig gut. Die 24-Megapixel-Sensoren liefern schön detailreiche und knackig scharfe Bilder. Die Nikon D3500 macht etwas schärfere Aufnahmen, bei Schummerlicht auch etwas detailreichere. Der Unterschied fällt aber klein aus. Perfekt für Schnappschüsse: Die Autofokus-Systeme beider Kameras reagieren sehr schnell und genau, die D3500 ist dabei noch ein Quäntchen schneller als die EOS 2000D. Allerdings müssen beide Kameras mit wenigen Autofokus-Messpunkten (EOS 2000D: 9, D3500: 11) auskommen. Das macht es manchmal etwas schwieriger, den Punkt genau festzulegen, auf den die Kamera scharf stellen soll.

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Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

Komplette Liste: Die besten Spiegelreflexkameras (APS-C)

Empfehlenswerte Einstiegsmodelle fangen bei 570 Euro an (mit Objektiv, Stand: September 2022) – perfekt für Fotografinnen und Fotografen mit knappem Budget. Ältere Modelle sind leider nur noch selten deutlich günstiger, etwa wenn es ein Sonderangebot gibt. Da lohnt es sich, in die Prospekte der großen Elektromärkte wie Media Markt, Saturn & Co. zu gucken. Ansonsten kosten ältere Modelle wie die Nikon D3400 manchmal sogar mehr als ihre Nachfolger. Die Nikon D3500 ist nicht nur günstiger, sondern bringt auch zwei nützliche Verbesserungen: Der Autofokus reagiert schneller und durch den größeren Griff liegt die D3500 besser in der Hand. Bei Canon sieht das ähnlich aus. Die Canon EOS 1300D ist nur noch selten im Angebot und inzwischen deutlich teurer als die Nachfolgemodelle EOS 2000D und Canon EOS 4000D – da ist die neuere EOS 2000D die beste Wahl: Ihr Zoom (EF-S 18-55mm f3.5-5.6 IS II) hat einen Bildstabilisator (das der EOS 4000D nicht). Zudem sorgt die höhere Auflösung (24 Megapixel statt 18 Megapixel wie bei der EOS 1300D und EOS 4000D) des Sensors für detailreichere Fotos. Beste Zeit für Sparfüchse sind die Wochen vor den Sommerferien und vor Weihnachten – da gibt es von den Herstellern oft Rabattaktionen.

Viele Spiegelreflexmodelle gibt es mit einem 18-55-Millimeter-Zoom. Das reicht in der Praxis nur selten, um weiter entfernte Motive formatfüllend abzulichten. Händler schnüren aber immer wieder andere Pakete mit Zoom-Objektiven, bei Canon beispielsweise mit dem Canon EF-S 18-135mm f3.5-5.6 IS USM (Brennweite 29-216 Millimeter umgerechnet ins Kleinbildformat), bei Nikon mit dem AF-S DX Nikkor 18-140mm f3.5-5.6G ED VR (Brennweite 28-214 Millimeter umgerechnet ins Kleinbildformat). Wer mehr Zoom möchte, fährt mit so einem Kit besser, der Aufpreis ist oft geringer als der Einzelpreis des Objektivs: Die Canon EOS 2000D kostet aktuell mit dem Canon EF-S 18-55mm f3.5-5.6 IS II etwa 440 Euro, mit dem 18-135 etwa 830 Euro (Aufpreis 390 Euro), einzeln kostet das Zoom rund 450 Euro. Wichtig dabei: Bei Canon gibt es mehrere Varianten des 18-135, die USM-Version ist die neueste, mit der besten Bildqualität und dem schnellsten Autofokus. Die älteren Modelle EF-S 18-135mm f3.5-5.6 IS und EF-S 18-135mm f3.5-5.6 IS STM lohnen sich nicht mehr. Bei Nikon fällt der Aufpreis für mehr Zoom geringer aus: Mit dem 18-55 kostet die D3500 500 Euro, mit dem 18-140 740 Euro (Aufpreis 240 Euro). Einzeln zahlen Sie für das Zoom dagegen mindestens 300 Euro.

Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

  • Hohe Bildqualität
  • Schneller und genauer Autofokus
  • Mit sehr hoher ISO-Einstellung leichter Schärfeverlust

Gelungenes Update: Die Canon EOS 850D bleibt klein, leicht und einfach zu bedienen, filmt jetzt aber endlich auch in 4K. Der Autofokus reagiert flink und führt die Schärfe zuverlässig nach. Genau richtig für Schnappschüsse, nur bei Serien geht der kleinen Spiegelreflex recht schnell die Puste aus. Unnötig umständlich ist die Übertragung von Ortsdaten in die Fotodateien. Zudem läuft die Kamera-App dann akkufressend im Dauerbetrieb. Zu haben ist die Kamera ab etwa 770 Euro (Stand: September 2022).

Dass Canon und Nikon bei ihren kleinsten Modellen zugunsten eines deutlich geringeren Preises mächtig an der Ausstattung sparen, zeigen Kameras wie die Canon EOS 850D und die Nikon D5600. Hier erhalten Fotografinnen und Fotografen für rund 200 Euro (Nikon) oder ab etwa 450 Euro (Canon) Aufpreis einen deutlich aufwendigeren Autofokus mit 45 (Canon) oder 39 (Nikon) Messpunkten. Dazu kommen ein Schwenk-Display sowie mehr Tempo und eine etwas bessere Bildqualität. Der 24-Megapixel-Sensor der EOS 850D bietet einen schnelleren Autofokus bei Videos dank Canons hauseigener Dual-Pixel-Technik. Videos nehmen beide Kameras in Full HD (1920x1080 Pixel) mit maximal 60 Bildern pro Sekunde auf, nur die EOS 850D nimmt auch Videos in 4K auf. Wer mit einer Nikon in 4K filmen will, muss tiefer in die Tasche greifen. Günstigstes Modell ist die Nikon D7500, die es aktuell mit dem empfehlenswerten Zoom Nikon AF-S DX Nikkor 18-140mm f3.5-5.6G ED VR ab etwa 1.150 Euro gibt.

Besser als der Vorgänger in jedem Punkt: Die Canon EOS 90D liefert detailreichere Aufnahmen, stellt schneller scharf und filmt endlich in 4K. Bei Serien ist die EOS 90D richtig fix und führt die Schärfe genau nach. Damit haben auch Sportfotografen richtig Spaß, selbst wenn die EOS 90D bei Serien nicht ganz so lange durchhält wie deutlich teurere Profi-Kameras. Die Bedienung ist einfach, nur die Übertragung von Ortsdaten in die Fotodateien ist etwas umständlich und per WLAN ziemlich akkubelastend. Der Einstiegspreis liegt bei knapp 1.200 Euro (Stand: September 2022).

Bei den günstigeren Modellen für Neulinge sparen die Hersteller häufig bei der Ausstattung. Wer ein bisschen mehr ausgeben kann und will, aber nicht gleich ein teures Profi-Modell kaufen möchte, sollte daher ruhig einen Blick auf die Mittelklassemodelle werfen. Die sind ideal für anspruchsvolle Hobbyfotografinnen und -fotografen – etwas größer, dadurch liegen sie noch besser in der Hand. Und oft passt ein größerer Akku ins Gehäuse. Der reicht für sehr lange Fotostreifzüge, bei der Nikon D7500 war der Akku etwa erst nach über 3.600 Fotos leer. Die großen Gehäuse bieten auch mehr Platz für Bedienelemente, etwa ein Zusatz-Display für die Kameraeinstellungen. Dadurch lassen sich die Einstellungen der Kamera schneller überprüfen und ändern. Nebenbei kann das Display auf der Kamerarückseite ausgeschaltet bleiben – das schont den Akku, da die Zusatz-Displays weniger Strom ziehen. Ein wichtiger Grund, warum Mittelklassekameras teurer sind: Der Sucher ist aufwendiger – statt einer einfachen Spiegelkonstruktion kommt ein Prisma zum Einsatz. Vorteil der aufwendigeren Technik: Das Sucherbild ist deutlich größer und heller. Wer sich etwa für eine Canon EOS 90D statt eine Canon EOS 250D entscheidet, erhält einen besseren Blick aufs Motiv. Mittelklasse-DSLRs sind robuster als Einstiegsmodelle, da hier mehr Metall und hochwertigere Kunststoffe verbaut sind. Besonders wetterfest sind die Modelle von Pentax wie die Pentax KP, für die es eine größere Auswahl an wetterfesten, günstigen Objektiven, etwa dem Pentax DA 55-300mm f4.5-6.3 ED PLM WR RE, gibt als bei Canon oder Nikon.

Extrem ausdauernd bei Serienbildern und superschnell beim Scharfstellen, selbst wenn sich das Motiv rasend schnell bewegt? Kein Problem für die Canon EOS 7D Mark II, die Nikon D500 und die Pentax K-3 III. Diese Kameras schaffen mehr als acht Bilder pro Sekunde, und das auch bei längeren Serien von mehr als 100 Fotos am Stück. Die Autofokus-Technik haben Canon und Nikon von den (alten) Top-Profimodellen der Hersteller (Canon EOS-1D X Mark II und Nikon D5) geerbt, das Autofokus-Messsystem der Pentax K-3 III ist brandneu. Das sorgt für eine sehr schnelle und sehr genaue Schärfeeinstellung. Alle drei Kameras führen die Schärfe sehr genau nach und bieten reichlich Autofokus-Messfelder: Die Canon hat 65, die Nikon 153, von denen sich 55 wählen lassen und die Pentax 101, von denen sich 41 wählen lassen (die restlichen Messfelder erhöhen die Messgenauigkeit). Damit lässt sich der Punkt, auf den die Kamera fokussieren soll, sehr genau festlegen. Bei der Bildqualität setzen sich die Nikon D500 und die Pentax K-3 III von der Canon EOS 7D Mark II ab, vor allem bei extremen ISO-Werten. Videoaufnahmen spielen bei diesen Kameras nur eine untergeordnete Rolle: Nikon und Pentax nehmen zwar auch Videos in 4K auf, aber leider nur als Ausschnitt und bei der Pentax ohne Schärfenachführung. Bei der Canon EOS 7D Mark II ist sogar schon bei Full HD Schluss. Ein Nachteil der Canon: Sie ist nur noch gebraucht zu bekommen, die D500 gibt es auch noch neu. Die K-3 III wurde sogar erst 2021 auf den Markt gebracht und dürfte daher noch lange erhältlich sein.

Wer besonderen Wert auf Schärfe und Detailgenauigkeit legt, fährt mit der Nikon D850 am besten. Der 45-Megapixel-Sensor liefert extrem detailreiche und ultrascharfe Bilder, zeigt allerdings auch jeden Fehler des Users besonders deutlich – ob leichte Wackler oder falsche Schärfeeinstellung. Für maximale Qualität sind gute Objektive nötig, es müssen aber nicht unbedingt die sündhaft teuren Zeiss Otus sein. Hauptkonkurrenz für die D850 sind inzwischen Systemkameras wie die Canon EOS R5, die Nikon Z7 (und deren Nachfolger Nikon Z7 II), die Panasonic Lumix S1R und die Sony Alpha 7R IV. Bei den Spiegelreflexmodellen hält höchstens die inzwischen nur noch gebraucht erhältliche Canon EOS 5DS in Sachen Detailreichtum mit, allerdings nur, wenn es nicht allzu dunkel ist. Mit höherer ISO-Einstellung ist die D850 deutlich besser. Für Detailliebhaber mit kleinerem Budget ist die Pentax K-1 (oder deren nahezu baugleicher Nachfolger K-1 II) mit 36 Megapixeln eine gute Wahl. Die K-1 ist ein Fotospezialist – Filmen funktioniert, aber nur in Full HD und mit maximal 30 Bildern pro Sekunde. Vor schlechtem Wetter müssen sich K1-Fotografinnen und -fotografen nicht fürchten, die Kamera ist aufwendig abgedichtet und hält mit einem wetterfesten Objektiv locker einen kleinen Regenguss aus. Wer tolle Bilder bei wenig Licht machen will, wird bei Canon fündig: Die Canon EOS 5D Mark IV und die Canon EOS 6D Mark II liefern bei sehr wenig Licht und dementsprechend hoher ISO-Einstellung klasse Aufnahmen. Selbst mit ISO 6400 gibt es kaum Bildrauschen oder Schärfeverlust. Ebenfalls gut bei wenig Licht sind die etwas älteren Modelle Nikon D750, Nikon D610 und Nikon Df (wie die D610 nicht mehr neu erhältlich). Noch eine Ecke besser im Schummerlicht ist die brandneue Nikon D780.

Was für eine Spiegelreflexkamera soll ich kaufen?

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Komplette Liste: Bildbearbeitungen im Test

Wenn Gewicht und Preis keine Rolle spielen, gestochen scharfe Bilder aber unter allen Umständen nötig sind, schlägt die Stunde der Profi-Modelle Canon EOS-1D X Mark III und Nikon D6. Hier kostet schon das Gehäuse ohne Objektiv über 6.000 Euro. Mit Optik schleppt man schnell 2 Kilogramm und mehr durch die Gegend. Dafür nehmen die Profi-Modelle sogar dann noch Farbbilder auf, wenn das menschliche Auge schon auf Schwarz-Weiß umgeschaltet hat. Die Unterschiede zwischen den beiden Profis fallen gering aus: Die Nikon D6 liegt beim Fotografieren vorn – sie bietet den schnellsten und genauesten Autofokus einer Spiegelreflex und hat einen extrem lichtempfindlichen Sensor. Da gelingen selbst mit ISO 25.600 erstklassige Bilder. Die Canon EOS-1D X Mark III hat beim Filmen die Nase vorn: So nimmt sie Videos in 4K mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf – ideal für actionreiche Aufnahmen (die D6 schafft nur 30 Bilder pro Sekunde). Zudem kann sie das auch im RAW-Format, dann sogar mit 5,5K-Auflösung (5472x3648 Pixel). Die abgelösten Top-Modelle Canon EOS-1D X Mark II und Nikon D5 gibt es jetzt vermehrt gebraucht – deutlich günstiger als ihre Nachfolger: In optisch gutem Zustand müssen Interessierte mit etwa 3.000 bis 4.000 Euro rechnen, mit Schrammen und Kratzer (aber voll funktionsfähig) geht es bei etwa 2.000 Euro los. Eine Alternative für Action-Fotografinnen und -fotografen mit nicht ganz so dicker Brieftasche. Allerdings sollten solche Profi-Boliden beim Händler mit Garantie oder frischem Service-Zertifikat des Herstellers über die Ladentheke gehen, dann ist ziemlich sicher, dass die Kamera noch viele weitere Jahre hält. Die Preise für gebrauchte Profi-Spiegelreflexkameras dürften in Zukunft weiter sinken – viele Profis stellen inzwischen auf sehr gute Systemkameras wie die Canon EOS R3, die Nikon Z9 und die Sony Alpha 1 um.

Die Nikon D850 ist in jeglicher Hinsicht spitze. Die wuchtige Vollformat-Spiegelreflex reagiert blitzschnell, stellt extrem flink sowie sehr genau scharf und liefert Bilder in absoluter Spitzenqualität. Sie lässt sogar die teureren Profi-Top-Modelle aus dem eigenen Haus und der Konkurrenz hinter sich – die sind nur beim Serienbildtempo vorn. Der Lohn: eine hervorragende Platzierung in der Bestenliste unter den Spiegelreflex-Modellen. Erhältlich ist sie ab 2.940 Euro (Stand: September 2022).

Fast alle aktuellen DSLRs nehmen Videos in Full HD auf, die meisten Modelle mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde, nur bei Pentax (außer bei der K-3 III) ist bei 30 Bildern pro Sekunde Schluss. Wer mit einer DSLR in 4K filmen will, muss meist etwas tiefer in die Tasche greifen: Bei Canon können neben den Profi-Modellen Canon EOS-1D X Mark II und Canon EOS 5D Mark IV beispielsweise die Canon EOS 90D, die EOS 250D und die EOS 850D in 4K filmen. Das neue Profi-Top-Modell EOS-1D X Mark III kann sogar in 5,5K filmen (Auflösung 5472x2886 Pixel). Bei Nikon filmen die meisten neueren Modelle (Nikon D7500, D500, D780, D850, D5 und D6) auch in 4K, bei Pentax nur die K-3 III. Die Videoaufnahme klappt aber nur, solange der Spiegel hochgeklappt ist. Ein handfester Nachteil, denn so sind die sehr schnellen und genauen Autofokus-Messsysteme im Spiegelkasten lahmgelegt. Die Kameras können wie Systemkameras nur über den Bildsensor scharf stellen, oft nur über eine deutlich langsamere Kontrastmessung. Eine Ausnahme sind die DSLR-Modelle von Canon, die mit der sogenannten Dual-Pixel-Technik arbeiten. Hier werkelt ein Teil der Pixel mit zwei Fotozellen – so können die Kameras auch bei Videos mit dem schnelleren Phase-Change-Verfahren scharf stellen. Das günstigste Modell ist aktuell die Canon EOS 250D – allerdings nur in Full HD. Dual Pixel in 4K gibt es erst ab der EOS 850D. Bei Nikon stellt nur die D780 beim Filmen richtig schnell scharf – sie hat als einzige Spiegelreflex den schnellen Phase-Change-Autofokus auf dem Bildsensor und stellt so noch schneller scharf, genauso fix wie bei den Systemkamera-Schwestermodell Nikon Z6 und Nikon Z6 II.

Wer eine Spiegelreflex kauft, bekommt meist ein Objektiv dazu – fast immer eine kompakte Zoom-Linse. Diese Kit-Objektive sind klein, leicht und günstig. Für viele Motive gibt es aber Spezialisten, mit denen sich noch bessere Bilder schießen lassen – etwa ein lichtstarkes Porträt-Tele oder ein Makro-Objektiv für Nahaufnahmen. Der große Objektivratgeber von COMPUTER BILD stellt empfehlenswerte Objektive vor und gibt Tipps zur Wahl des passenden Modells.

Wenn es ums Tempo, die Genauigkeit des Autofokus und die Möglichkeit geht, bei allen Lichtverhältnissen in jeder Umgebung tolle Fotos zu schießen, ist der Testsieger Canon EOS-1D X Mark III (Testnote 1,7) nicht zu toppen. Nur die Nikon D6 (Testnote 1,7) ist da auf Augenhöhe. Diese beiden Profimodelle sind aber auch sehr groß, schwer und sehr teuer. Für Spiegelreflexfans mit kleineren Budgets ist der Preistipp Canon EOS 250D (Testnote 2,3) die erste Wahl.

Eine Spiegelreflex bietet eine hohe Bildqualität, viele Einstellmöglichkeiten und eine große Auswahl an Objektiven – da gibt es für jedes Motiv die passende Linse. Entscheidender Unterschied zu anderen Digitalkameras: Bei Spiegelreflexkameras gucken Fotografinnen und Fotografen direkt durchs Objektiv und sehen das Motiv genau wie mit den Augen ohne jede Verzögerung und ohne jede Bearbeitung durch die Kamera.

Mit günstigeren Modellen wie der Canon EOS 2000D oder der Nikon D3500 kommen Anfängerinnen und Anfänger sehr schnell zurecht. Bestes Modell für Neulinge ist aktuell die Canon EOS 250D. Etwas teurere Modelle wie die Canon EOS 850D oder die Nikon D5600 sind ebenfalls leicht zu bedienen, bieten aber eine deutlich bessere Ausstattung, etwa einen leistungsstärkeren Autofokus oder ein höheres Tempo bei Serienbildaufnahmen.

Die besten Spiegelreflexkameras sind die Canon EOS-1D X Mark III und die Nikon D6. Beide groß, schwer und sehr robust – diese Kameras überstehen auch strapaziöse Einsätze. Beim Fotografieren hat die Nikon D6 die Nase vorn, beim Filmen die Canon EOS-1D X Mark III. Dafür rufen die Hersteller allerdings stolze Preise auf: Schon das Gehäuse kostet mindestens 6.000 Euro.

Beim Fotografieren mit einer Spiegelreflex ist der Spiegel hochgeklappt und der Verschluss geöffnet, damit das Licht auf den Sensor fallen kann. Diese Mechanik muss zwar durch das hohe Tempo der Bewegung einiges aushalten, übersteht aber bei den meisten Kameras eine jahrelange Nutzung, selbst günstige Kameras machen locker 50.000 Aufnahmen mit. Profimodelle schaffen meist mehrere Hunderttausend Aufnahmen.

Ja. Inzwischen gehen zwar mehr Systemkameras als Spiegelreflex über die Ladentheke, aber das mindert die Fähigkeiten einer Spiegelreflex nicht. Wer beispielsweise keinen großen Wert aufs Filmen legt, sondern hauptsächlich fotografiert, braucht nicht unbedingt eine Systemkamera. Das Angebot an Kameras und Objektiven dürfte sich in den nächsten Jahren ausdünnen – aber es gibt einen riesigen Gebrauchtmarkt für Spiegelreflexfans.