Morgens unter Mitschülern tummeln, nachmittags in die Isolation? Foto: Shutterstock In Sachsen mehren sich die Stimmen für einen harten Lockdown. Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) sah am Donnerstag angesichts der dramatischen Corona-Lage keine Alternative mehr zu diesem Schritt. «Ich halte ihn dringend für notwendig, weil ich keine andere Möglichkeit mehr sehe», sagte sie in Dresden. Auch bei einem kompletten Lockdown könne man noch abstufen und etwa Kitas und Schulen offenhalten. Man sei mit Berlin in Kontakt, weil bisherige Maßnahmen nicht ausreichten. Sachsen habe alle Möglichkeiten auf Basis des bestehenden Infektionsschutzgesetzes ausgereizt. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) schloss einen Lockdown vor Weihnachten nicht mehr aus. «Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Es wird nur zu verhindern sein, wenn es ein kollektives Verständnis und gemeinsames Bewusstsein gibt, Kontakte zu vermeiden und die Maßnahmen einzuhalten», sagte er der «Sächsischen Zeitung». Wenn es in der kommenden Woche nicht einen positiven Effekt gebe, «müssen wir diese Diskussion führen». Weihnachtsferien vorziehen? Kultusminister Piwarz: «In dieser schwierigen Situation sollte man nichts ausschließen»Laut Kultusminister Christian Piwarz (CDU) erlaubt die aktuelle Rechtslage keinen kompletten Lockdown. Der Bund habe den Ländern zwar eine Übergangsfrist bis zum 15. Dezember eingeräumt, allerdings hätten Maßnahmen spätestens am 25. November in Kraft treten müssen. Mit diesem Datum hatte die Ampel-Koalition das Ende der epidemischen Lage von nationaler Tragweite verknüpft. Jetzt sei es nicht mehr möglich, noch einmal Verschärfungen vorzunehmen, sagte Piwarz. Sachsen habe das mit der aktuellen Notfallverordnung schon getan. Köpping ging auch auf die angespannte Lage in Krankenhäusern ein. Noch am Donnerstag werde mit der Verlegung von Patienten in andere Bundesländer begonnen. Man habe am Mittwoch 16 Patienten dafür angemeldet, 10 seien für eine sofortige Verlegung geeignet. Für jede weitere Woche seien je 20 Patienten angemeldet worden. Köpping machte keine Angaben dazu, in welche Orte die Betroffenen kommen. Sachsen gehört zum sogenannten Kleeblatt Ost, das noch die Länder Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen umfasst. Es gebe auch Angebote aus dem Ausland zur Aufnahme von Patienten, etwa aus Italien und Portugal, sagte Köpping. Das Land Sachsen habe im vergangenen Jahr auch geholfen. Es sei schön, dass diese Hilfe nun zurückgegeben werde. «Das zeigt, dass EU auch funktionieren kann.» Sachsen hatte in der ersten Phase der Pandemie Patienten aus Italien und Frankreich betreut. Köpping zufolge koordiniert der Bund eine mögliche Verlegung von Patienten ins Ausland. «Wer jetzt noch glaubt, dass wir keine besondere Situation haben, dem kann ich nur empfehlen, sich an den Krankenhäusern zu informieren»Derzeit sind in sächsischen Krankenhäusern 1943 Betten auf normalen Stationen und 533 auf Intensivstationen mit Corona-Patienten belegt, sagte Köpping. Vor einer Woche hätten die Zahlen noch bei 1615 beziehungsweise 369 gelegen: «Wer jetzt noch glaubt, dass wir keine besondere Situation haben, dem kann ich nur empfehlen, sich an den Krankenhäusern selber mal zu informieren.» Sie könne keine Entwarnung geben, sondern nur ein Warnung aussprechen. Notfallpläne seien vorbereitet. Die Reha-Kliniken mit zusätzlichen 4000 Betten würden eingebunden. Allerdings seien das keine Intensivbetten. Der Präsident der Landesärztekammer Sachsen rechnet mit einer weiteren Zuspitzung der ohnehin bereits dramatischen Lage an den Kliniken im Freistaat. «Wir rechnen damit, dass in einzelnen Kliniken nächste Woche der Fall eintreten wird, dass Triage-Entscheidungen getroffen werden müssen», sagt Erik Bodendieck im CoronaCast bei Sächsische.de. Die Kliniken im Freistaat würden sich zudem jetzt mit der Ärztekammer auf gemeinsame Triage-Regeln verständigen. Dies sei nötig, weil trotz der momentan noch möglichen Verlegung schwer erkrankter Covid-Patienten die Kapazitäten auf absehbare Zeit nicht ausreichten. Kultusminister Piwarz zufolge sind wegen Corona derzeit 193 Schulen teilweise und 110 Schulen komplett geschlossen. Man wolle Schulen und Kitas weiter offenhalten. Allerdings müsse man jede Woche überprüfen, ob man diesen Weg weiter gehen könne. Er ließ offen, ob Sachsen wegen der Pandemie die Weihnachtsferien vorzieht. «In dieser schwierigen Situation sollte man nichts ausschließen.» Er sei mit Blick auf das vergangene Jahr aber noch skeptisch. Die Wirkung sei damals äußerst begrenzt gewesen. In Sachsen hatte die Wocheninzidenz am Donnerstag erstmals in einem Bundesland den Wert von 1000 überschritten. Das Robert Koch-Institut meldete einen Wert von 1074,6. Neun der zehn Landkreise liegen über der Marke von 1.000. Bei Kindern und Jugendlichen ist das Bild noch deutlich krasser: Bis auf zwei Kommunen (Landkreis Görlitz und Dresden) verzeichnen alle Städte und Landkreise Inzidenzen bei den Fünf- bis 14-Jährigen über 2.000, der Erzgebirgskreis sogar 3.530. News4teachers / mit Material der dpa
Das Corona-Infektionsgeschehen in Sachsen bleibt dramatisch. Die Zahlen gehen weiterhin in die Höhe und der Freistaat ist nach wie vor das Bundesland mit der niedrigsten Impfquote. Das wirkt sich zunehmend auf die Gesamtsituation aus, der Freistaat befindet sich im Teil-Lockdown. Das wirkt sich auch auf den Schulbetrieb aus – obwohl Schulschließungen von der Landesregierung eigentlich ausgeschlossen wurden. Die Weihnachtsferien sollen auch nicht vorgezogen werden, viele Schülerinnen und Schüler lernen aber schon zu Hause.
Wegen anhaltend hoher Corona-Zahlen will die sächsische Landesregierung erneut die Regeln nachschärfen. Was das bedeutet, lest ihr hier nach: Zur besseren Übersichtlichkeit hat die sächsische Landesregierung die Schulschließungen nach Landkreisen aufgeteilt. Auf dieser Webseite befinden sich die Allgemeinverfügungen zu den jeweiligen Schulen, die aktuell von Schließungen betroffen sind. Demnach sind folgende Schulen entweder komplett oder teilweise geschlossen:
Laut der Schulverordnung, die seit dem 5. November in Kraft ist, kann das Land als oberste Schulaufsichtsbehörde anordnen, dass eine Schule teilweise oder ganz geschlossen werden muss. Dafür reicht es aber nicht aus, dass es nur einen Corona-Fall an der Schule gibt. „Hinzuzutreten hat ein relevantes Infektionsgeschehen an der jeweiligen Schule, nach dem die begründete Gefahr weiterer Infektionen mit SARS-CoV-2 an der Schule bei Fortführung einer Präsenzbeschulung besteht“, heißt es laut Verordnung. An den Schulen, die vollständig geschlossen werden mussten, hat es mehrere Infektionen in verschiedenen Klassenstufen gegeben. Die Infektionen wurden dann auch mit PCR-Test bestätigt. Bei den Schulen, die nur teilweise schließen müssen, ist das Infektionsgeschehen entweder nur auf wenige Klassen oder räumlich beschränkt. In den Schulen, in denen eingeschränkter Regelbetrieb gilt, werden die Schülerinnen und Schüler nur noch in festen Gruppen oder Klassen unterrichtet. Eine Durchmischung der Personen soll dadurch verhindert werden. An diesen Schulen kann das Infektionsgeschehen bisher auf eine Klasse beschränkt werden. Ziel ist es dann, die Ausbreitung des Virus auf weitere Klassen zu verhindern. Grundsätzlich gilt: Schulen und Kindertageseinrichtungen können unabhängig von der Bettenbelegung in Sachsens Krankenhäusern regulär geöffnet bleiben. Mit der neuen Corona-Schutzverordnung entfiel die Koppelung an die sogenannte Überlastungsstufe der Krankenhäuser.
Schlagwörter Dresden Sachsen Corona Görlitz Lockdown |