Wann dürfen tattoo studios wieder öffnen 2022

Das Wichtigste in Kürze:

  • Tattoos lassen sich oft nicht mehr spurlos entfernen. Die Kosten für eine Entfernung oder für Folgeschäden übernehmen Krankenkassen in der Regel nicht.
  • Mangelnde Hygiene im Studio kann zu schweren Infektionen wie HIV oder Hepatitis führen.
  • Die Farbpigmente bleiben nicht nur in der Haut, sondern wurden beispielsweise in Lymphknoten nachgewiesen.
  • Welche gesundheitlichen Auswirkungen die Tattoo-Farben im Körper haben, ist weitgehend unbekannt.
  • Seit Januar 2022 sind in der EU mehr als 4000 Schadstoffe in Tattoo-Farben verboten bzw. beschränkt.
  • Für Permanent Make-up werden ebenfalls Tattoo-Farben verwendet.

Der Gang in ein Tattoo-Studio sollte nicht einer vorübergehenden Laune entspringen, sondern vorher gut überlegt sein. Denn ein Tattoo ziert den eigenen Körper unter Umständen lebenslang und ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden.

Welche Wirkungen die in die Haut eingebrachten Farbpigmente auf den Organismus haben, ist noch weitgehend unerforscht. Sicher ist, dass sich die Pigmente oder deren Abbauprodukte an anderen Stellen im Körper wie Lymphknoten oder der Leber wieder finden können. Gesundheitliche Bewertungen liegen nur für einen Bruchteil aller möglichen Farbpigmente vor. Daher bot auch die Verbotsliste der deutschen Tätowiermittelverordnung bisher nur wenig Sicherheit.

Seit Januar 2022 gelten in der ganzen EU gesetzliche Anforderungen an Tattoo-Farben. Beispielweise dürfen dann keine Stoffe mehr enthalten sein, die als krebserzeugend oder erbgutschädigend eingestuft sind. Insgesamt werden mehr als 4000 Substanzen in Tattoo-Farben verboten bzw. beschränkt. Das heißt, es gelten Höchstkonzentrationsgrenzwerte. Das möglich Aus für Pigment Blue 15:3 und Pigment Green 7 ist für Januar 2023 vorgesehen. Das Bundesamt für Risikobewertung schätzt deren akute Schädlichkeit jedoch gering ein und befürchtet, dass weniger gut untersuchte Ersatzstoffe verwendet werden könnten, um keine Einbußen bei der Farbpalette in Kauf zu nehmen.

Viel sicherer wäre es, nur Farb- und Hilfsstoffe zuzulassen, die nachgewiesenermaßen unschädlich sind, also eine Positivliste erlaubter, unbedenklicher Inhaltsstoffe zu erstellen.

Spätere Entfernung

Wer etwa damit liebäugelt, die Körperkunst irgendwann wieder entfernen zu lassen, sollte wissen, dass trotz Lasertechnik und anderer moderner Verfahren Narben zurückbleiben können und die Farben unter der Haut nicht immer völlig verschwinden. Zudem kann eine spätere Entfernung zusätzliche Gesundheitsschäden verursachen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt: "Auch der Abschied ist nicht ohne Risiko."

Haben Sie vor dem Gang zum Tattoo-Studio daher folgende Stichpunkte mit im Blick:

  • Keine Haftung bei Komplikationen:
    Professionelle Tätowierer sollten Kunden vor dem ersten Stich ausführlich mündlich und schriftlich über mögliche Risiken, Komplikationen, Allergien und die anschließende Tattoo-Wundpflege informieren. Besonders bei bestehenden Erkrankungen kann eine ärztliche Beratung über eine Tätowierung und die Wundversorgung im Vorfeld sinnvoll sein. Denn künftige Tattoo-Träger müssen im Gegenzug die Folgekosten für auftretende Komplikationen oder für Tattoo-Entfernungen ganz oder größtenteils selbst zahlen. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel hierfür keine Kosten.
     
  • Keine Tattoos für Risikogruppen: Für Schwangere oder Patienten, die Antibiotika oder immunschwächende Medikamente einnehmen, ist die Tattoo-Prozedur aufgrund des Infektionsrisikos ungeeignet. Bei Herzerkrankungen, Diabetes oder Blutgerinnungsstörungen sollten Sie sich ebenfalls nicht tätowieren lassen. Dies gilt auch, wenn Sie zu Allergien, Ekzemen oder offenen Wunden neigen. Vorsicht gilt z.B. bei einer Nickel-Allergie, da Tattoo-Farben Nickelverunreinigungen enthalten können.
  • Sterile Hygiene im Studio:
    "Tätowierer" ist kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, d.h. im Prinzip kann jeder ein Tattoostudio eröffnen. Daher sollte der Tätowierer zumindest eine Hygieneschulung absolviert haben. Bei unsachgemäßen Nadelstichen ist die Entzündungs- und Verletzungsgefahr groß.
    Mangelnde Hygiene kann HIV-, Hepatitis- oder andere Infektionen auslösen. Vor einer Behandlung sollten Sie fragen, ob im Studio ein separater Raum mit abwischbaren Oberflächen und Liegen mit frischen Einwegtüchern vorhanden ist und ob der Tätowierer sterile Nadeln und Instrumente verwendet. Sich im Urlaubsland tätowieren zu lassen, kann zusätzliche Risiken bergen.
  • Der Tätowierer sollte auch nur zu sterilen Einmal-Farbtuben greifen. Das Wasser zum Verdünnen der Farben sollte ebenfalls aus sterilen Einwegpackungen stammen. Mittlerweile gibt es eine Norm, die Anforderungen an die Hygiene vor und während des Tätowierens sowie für die Nachsorge festlegt. Ein gutes Studio sollte nach diesen Vorgaben arbeiten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat auf dieser Internetseite hierzu Checklisten zur Studioauswahl, zur Vorbereitung und zur Tattoopflege veröffentlicht.
     
  • Stiche und Farben haben es in sich:
    Durch die Stiche mit der Tätowiernadel in tieferliegende Hautschichten können Infektionen, Allergien und bleibende Hautschädigungen auftreten. Einige Tattoo-Farben weisen allergieauslösende Stoffe wie Nickel oder problematische Azofarbstoffe auf. Besonders häufig wurden allergische Reaktionen auf rote Tattoos beobachtet. Schwarze Tinten, die vor allem den Ruß-Farbstoff "Carbon Black" enthalten, sind häufig mit krebserregenden aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet. Auch Sonnenlicht auf dem Tattoo kann zu gesundheitlichen Beschwerden führen.
    Bei behördlichen Überprüfungen oder in Tests von Stiftung Warentest und ÖKO-TEST wurden in einigen Tinten zum Beispiel PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), allergieauslösende Konservierungsmittel oder Verunreinigungen durch Nickel nachgewiesen. Nach einer Tätowierung können beispielsweise Infektionen, Entzündungen, allergische Reaktionen oder Autoimmunerkrankungen der Haut auftreten.
     
  •  Tattoo-Farben und Permanent Make-up unter die Lupe nehmen:
    Lassen Sie sich bestätigen, dass die Tattoo-Farbe der Verordnung (EU) 2020/2081 entspricht! Die Farben sollten mindestens Name und Anschrift des Herstellers, Angabe der einzelnen Inhaltsstoffe, die Chargennummer, ein Mindesthaltbarkeitsdatum und Angaben zur Haltbarkeit nach dem Öffnen tragen. Diese Informationen sollten Sie vom Studio bekommen, um eine Diagnose bei eventuell auftretenden Allergien zu erleichtern. Ein Foto des Etiketts hilft später noch nachzuvollziehen, welche Farbe verwendet wurde und welche Inhaltsstoffe enthalten waren.

Weitere Informationen finden Sie auf dieser Website.

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Hessen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

Wann dürfen tattoo studios wieder öffnen 2022
Eine Person tätowiert einen Unterarm. Foto: Pixabay/Symbolbild

Mehr als jeder fünfte Mensch in Deutschland ist laut einer Umfrage des Ipsos-Instituts mindestens einmal tätowiert. Ab 2022 könnten die Tattoos hierzulande jedoch weniger bunt ausfallen. Durch eine neue EU-Verordnung sind bestimmte Chemikalien in den Farben ab Januar und ab 2023 die beiden Pigmente Blau und Grün verboten. Eine ganze Branche steht damit vor großen Herausforderungen – denn Alternativen gibt es bislang kaum. Was bedeutet das jetzt also für Tattoo-Studios hier im Norden und für Fans der lebenslangen Kunst?

Beim Tätowieren (und im Übrigen auch beim Stechen von Permanent Make-up) wird die Farbe mit einer Nadel durch die oberste Hautschicht in die darunter liegende Lederhaut, die sogenannte Dermis, gestochen, um ein dauerhaft bleibendes Motiv zu schaffen. Diese Farben sind eine Mischung aus Pigmenten und mehreren Chemikalien. Laut Europäischer Chemikalienagentur (ECHA) würden sie „gefährliche Stoffe enthalten, die Hautallergien und andere schwerwiegendere Auswirkungen auf die Gesundheit wie genetische Mutationen und Krebs verursachen.“ Farbpigmente könnten über die Haut zudem in verschiedene Organe wie Lymphknoten und Leber gelangen.

Tattoo-Farben unterliegen ab 2022 strengstem Chemikaliengesetz der Welt

Im Jahr 2015 hat die Europäische Kommission die ECHA beauftragt, die Gesundheitsrisiken von Chemikalien in Tätowierfarben und Permanent Make-up zu bewerten und zu prüfen. Zwei Ausschüsse kamen zu dem Ergebnis, dass „Krebsrisiken und andere negative Auswirkungen auf die Gesundheit nicht ausgeschlossen werden können“ und dass eine Beschränkung daher das geeignetste Mittel wäre, „um die Risiken gefährlicher Chemikalien in Tätowierfarben und Permanent Make-up auf EU-Ebene zu beherrschen“. 

Diesem Vorschlag der ECHA haben die EU-Mitgliedstaaten im Juli 2020 und die EU-Kommission im Dezember 2020 zugestimmt. Ab dem 4. Januar 2022 unterliegen bestimmte Chemikalien* in den Tattoo-Farben demnach in der gesamten EU – und damit auch hier in Deutschland – den Beschränkungen durch die sogenannte REACH-Verordnung. Diese gilt als eines der strengsten Chemikaliengesetze der Welt. Tätowierer:innen dürfen ihre altbewährten Farben dann nicht mehr weiterverwenden. Das Ziel sei laut ECHA jedoch nicht, Tätowierungen zu verbieten, sondern „Tätowierfarben und Permanent Make-up sicherer zu machen“. Jährlich sollen so über 1.000 Fälle chronischer allergischer Reaktionen verhindert werden.

Ab 2023 auch noch Pigmente Blau und Grün verboten

Aber nicht nur bei den Chemikalien wird es strenger. Auch den beiden Pigmenten „Blau 15:3“ und „Grün 7“ geht es an den Kragen. Laut der Chemikalienagentur seien für sie keine sicheren Alternativen verfügbar. In Haarfärbemitteln sind sie schon seit 2009 verboten – Tattoo-Farben sollen nun folgen. Frei nach dem Motto: Was nicht auf die Haut darf, solle bitte auch nicht unter die Haut gelangen.

Die EU-Kommission und die -Mitgliedstaaten haben sich auf einen Übergangszeitraum geeinigt, um der Branche mehr Zeit zu gewähren, geeignete Alternativen zu finden. Blau 15:3 und Grün 7 werden demnach ab dem 4. Januar 2023 verboten. Aus der Farbpalette eines Tattoo Artists sind sie aktuell jedoch nicht wegzudenken. Bis zu 65 Prozent aller Farbtöne würden wegfallen, sagt Tätowierer Erich Mähnert aus Wien. Er macht sich mit einer Petition für den Erhalt der beiden Pigmente stark – nach eigener Aussage die erfolgreichste Petition, die je beim Europäischen Parlament eingebracht wurde. Die beiden Pigmente seien nicht nur für das Tätowieren im herkömmlichen Sinn wichtig, sondern auch im Bereich des Permanent Make-ups und „insbesondere im Bereich der Brustwarzen-Rekonstruktionen nach einer Brustabnahme von höchster Wichtigkeit“, so Mähnert.

Wann dürfen tattoo studios wieder öffnen 2022
Eine Person füllt Tattoo-Farbe in kleine Kappen. Foto: Pexels/Symbolbild

Hat die EU der Branche also zu wenig Zeit eingeräumt? Zumindest gibt der Bundesverband Tattoo in einem Statement zu: „Diese Situation kommt weder überraschend oder aus dem Nichts.“ Auch die Farbenhersteller hätten bereits im Vorfeld von den geplanten Verboten gewusst. Die Komplexität der Regularien mache es jedoch selbst für Fachleute schwer, sie zu verstehen. Möglich, dass im Hintergrund gerade still und heimlich an Alternativen getüftelt wird – „Aber bekannt wäre uns so etwas nicht“, so der BVT. Zudem seien auch nicht für alle Substanzverbote oder -grenzwerte zum jetzigen Zeitpunkt technische Lösungen bekannt.

Kritik: EU habe sich nicht ausreichend mit dem Thema befasst

Mehrfach hätte sich der Bundesverband Tattoo zudem im Vorfeld geäußert und auf die Probleme der Umsetzung und die zu erwartenden wirtschaftlichen Folgen für die Branche aufmerksam gemacht. „Zu behaupten, man habe sich auf EU-Ebene auch nur im Ansatz mit den vielen wohl begründeten Einwänden von Fachwissenschaftlern auseinandergesetzt, wäre unwahr“, kritisiert der Bundesverband.

Bundesinstitut für Risikobewertung sieht „keinen akuten Handlungsbedarf“

Selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung hält diese Verbote offenbar nicht für angemessen. In einer Stellungnahme vom 8. September 2020 heißt es, dass „aufgrund der mangelhaften Datenlage“ keine abschließende Risikobewertung für die Verwendung der beiden Pigmente in Tätowiermitteln durchgeführt werden könne. Und weiter: „Aus Sicht des BfR ist bei der Bewertung der beiden Pigmente auch zu berücksichtigen, dass beide Pigmente seit über zehn Jahren in Tätowiermitteln eingesetzt werden, ohne dass Auffälligkeiten bekannt sind. […] In der Literatur gibt es keine Berichte über Allergien oder Irritationen auf diese Pigmente. Beschriebene Allergien auf Tätowiermittel sind bislang überwiegend auf rote bzw. schwarze Farben zurückzuführen.“ Weil die derzeit verfügbaren Daten nur auf eine „vergleichsweise geringe Toxizität hindeuten“, sehe das BfR „keinen akuten Handlungsbedarf“.

Deutsche Organisierte Tätowierer: „Die Lage ist dramatisch“

Ähnlich sieht es auch der Verein „Deutsche Organisierte Tätowierer“ (DOT). Warum auch ausgerechnet die essenziellen Pigmente Blau und Grün verboten werden sollen, könne Sprecher Maik Frey nicht verstehen. „Seit Jahrzehnten verwenden viele meiner Kollegen und ich selbst diese Pigmente, da gab es nie Probleme“, so Frey. Professionelle Tätowierer:innen seien weltweit gut miteinander vernetzt – hätte es in der Vergangenheit mit bestimmten Farbherstellern oder Pigmenten irgendwie Auffälligkeiten gegeben, hätte es sich alleine durch „den Flurfunk“ schon rasant verbreitet. So habe es in der Vergangenheit beispielsweise schon einmal Probleme mit einem bestimmten Kirschrot gegeben. „Das wurde dann einfach nicht mehr verwendet“, berichtet Maik Frey. Die Lage für Tattoo-Studios ab Januar? Sie sei dramatisch.

Tätowiererin: „Man fühlt sich einfach so machtlos“

In Deutschland hat die permanente Körperkunst in Hamburg ihren Anfang genommen. Seit 1946 wird in der „Ältesten Tätowierstube in Deutschland“ auf dem Hamburger Berg tätowiert. Seit 2011 ist auch Tätowiererin Catharina Pomorin Teil des Teams. Ähnlich ratlos wie sie seien auch ihre Kundinnen und Kunden, würden inzwischen immer häufiger bei ihr nachfragen. Antworten habe jedoch keiner so wirklich. „Das ist so demotivierend“, sagt die 32-Jährige. „Seit Ende Mai dürfen wir wegen Corona überhaupt erst wieder arbeiten und jetzt auch noch das.“ Kontrollen und Transparenz finde sie grundsätzlich wichtig und richtig – alles, was die Sicherheit ihrer Kundschaft erhöhe, befürworte die Hamburgerin. Hier fehle ihr jedoch das Augenmaß. „Man fühlt sich einfach so machtlos. Wir Tätowierer haben ja auch keine Lobby.“

Hoffnung auf geeignete Alternativen

Wie viele andere hofft auch Pomorin jetzt darauf, dass die gängigen Farbenhersteller doch noch rechtzeitig reagieren und REACH-konforme Alternativen auf den Markt bringen. Ab Januar werde aber auch sie vorerst nur „black & grey“ tätowieren und hofft, dass sie so nur ein paar Monate überbrücken muss. Bei neu entwickelten Farben wäre sie anfangs zudem auch skeptisch, gibt die Hamburgerin zu. „Normalerweise verlasse ich mich gerne auf das, was sich schon seit Jahrzehnten bewährt hat und auf das Urteil meiner Kollegen“, so Pomorin. Man wisse ja auch gar nicht: Wie verhalten sich diese neuen Farben unter der Haut? „Ein Tattoo ist eine Entscheidung fürs Leben. Das ist der falsche Ort, um Dinge komplett neu auszuprobieren.“

Bundesverband Tattoo: „Bis jetzt noch jedem Evolutionsdruck gewachsen gewesen“

Auch der Bundesverband Tattoo hofft und denkt, dass die freie Marktwirtschaft die Probleme schon regeln wird, räumt aber auch ein: „Davon wird nichts innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten erfolgreich sein.“ Letztlich werde die Branche kaum etwas anderes tun können, als mit einem langen Atem den eigenen Betrieb irgendwie aufrechtzuerhalten. „Tätowieren stirbt nicht und bis jetzt ist die Tattobranche noch jedem Evolutionsdruck gewachsen gewesen“, gibt sich der BVT selbstbewusst.

Wann dürfen tattoo studios wieder öffnen 2022
Eine Frau tätowiert den Oberarm eines Mannes. Foto: Pexels/Symbolbild

Ab Januar also nur noch Schwarz-Weiß-Tattoos? Davon geht DOT-Sprecher Maik Frey aus. „Seriöse Tätowierer werden sich an die Verordnung halten“, vermutet er. Seine Befürchtung ist allerdings, dass der Untergrund wieder erstarken könnte und Kundinnen und Kunden an Tätowierer:innen geraten könnten, die ihre Farben illegal und unkontrolliert aus dem Internet beziehen. Oder die Fans des Körperkults lassen sich einfach außerhalb der EU ein Motiv stechen. Der Schwarzmarkt und auch die Schwarzarbeit könnten florieren.

Gibt es wirklich keine Alternativen?

Einige wenige Hersteller haben bereits reagiert. So hat im Oktober 2020 der Schreibwarenhersteller „Edding“ im Hamburger Chilehaus das erste Tattoostudio mit veganen Farben aus eigener Produktion „made in Germany“ eröffnet. Die Farben sollen ohne jegliche Konservierungsstoffe auskommen, da sie steril in Einmalverpackungen abgefüllt sind. Auch die Pigmente „Blau 15“ und „Grün 7“ sucht man vergebens. Demnach seien die Farben laut Hersteller „absolut konform mit aktuellen und bereits heute bekannten, zukünftigen Regularien deutscher und EU-Gesetzgebung“. Auch der Hersteller „Premiere Products“ aus Dänischenhagen in Schleswig-Holstein vertreibt mit seiner Hausmarke offenbar REACH-konforme Schwarztöne. Von „I Am Ink“ aus Österreich sind ein regelkonformes Schwarz und Weiß erhältlich.

Wer kontrolliert die neuen Regeln ab Januar überhaupt?

Grundsätzlich überwachen in Deutschland die Gesundheitsämter die beim Gewerbeamt angemeldeten Tattoo-Studios – zumindest, was Hygienemaßnahmen angeht. Was Chemikalien und damit die Tattoo-Farben anbelangt, sind jedoch die Veterinärämter zuständig. In Hamburg haben sich die entsprechenden Kontrolleurinnen und Kontrolleure bereits in Stellung gebracht. Tätowierer:innen, die ab dem 4. Januar nicht mehr zugelassene Farben verwenden, können dann „strafrechtlich oder ordnungswidrigkeitenrechtlich belangt werden“, heißt es von der zuständigen Fachbehörde für Justiz und Verbraucherschutz auf Anfrage von SAT.1 REGIONAL. „Gemäß § 58 LFGB beträgt der Strafrahmen bei vorsätzlichem Verstoß bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafe. Im Falle eines fahrlässigen Verstoßes kann eine Geldbuße bis zu 50.000 EUR verhängt werden.“ Das ist allerdings nur der Rahmen. „Konkrete Sanktionen sind von den Umständen des Einzelfalls abhängig.“ In Hamburg gibt es 451 angemeldete Betriebe (Stand: 21.10.2021), die demnach von Kontrollen betroffen wären.

*Beispielsweise bestimmte Azofarbstoffe, karzinogene aromatische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Metalle oder Methanol

Gloria Saggau