Alle unter einem dach wann kommt steve urkel

Panorama Alle unter einem Dach

Veröffentlicht am 30.01.2008 | Lesedauer: 4 Minuten

Es war als ganz normale Familiensitcom á la Cosby geplant. In „Alle unter einem Dach" sollte die durchschnittliche Großfamilie Winslow die Irrungen und Wirrungen des täglichen Zusammenlebens meistern. Dann – in der 12. Folge – betrat er die Bühne: Der trottelige Junge mit den hochgezogenen Hosen und der dicken Brille.

Eigentlich sollte es eine weitere nette Familienkomödie werden. Allerdings dümpelte die Quote in der Serie „Alle unter einem Dach“ so vor sich hin. Bis Steve Urkel in der Familie landete und alles auf den Kopf stellte.

Hätte Steve diesen Artikel geschrieben, dann hätte er vermutlich den Computer von Vater Carl Winslow benutzt. Nachdem er den letzten Punkt gesetzt hätte, wäre er aufgestanden, hätte sich heillos im Kabel verheddert, wäre auf den Bildschirm geknallt, hätte diesen an sich gerissen, wäre damit durchs Zimmer getaumelt, hätte sämtliche Gegenstände umgeworfen, um schließlich den Bildschirm direkt auf den Fuß von Carl zu schleudern.

Anschließend wären alle Regale im Zimmer herunter gekracht, die Wände wären seitwärts umgefallen und Steve und Carl würden sich unter freiem Himmel gegenüberstehen. Carl würde wutentbrannt schnaufen, er wäre kurz vorm Explodieren und sein Gesicht wäre rot angelaufen. Steve würde ihn ängstlich und entschuldigend ansehen. Er würde zitternd den Finger heben und sagen: „War ich das etwa?“

Ungefähr 200 Episoden, 9 Staffeln und 9 Jahre später setzte diese völlig durchgeknallte Serie zum großen Finale an. Steve Urkel ist mittlerweile zur absoluten Hauptfigur und zum Superstar der Sitcom avanciert. Sein Charakter trieb die Geschichte in anarchische Sphären. So erfand Steve beispielsweise eine Transformationskammer, mit der er seine Persönlichkeit verändern konnte. Aus dem trotteligen Steve wurde zeitweise der charmante gutaussehende Stefan Urquelle.

Lesen Sie auch

Steves große Liebe Laura, Tochter der Familie Winslow, verliebte sich natürlich ausgerechnet in eben diesen Stefan. Steve musste einsehen, dass er im Original niemals mit Laura zusammen sein konnte. Er war nun mal Steve und wollte sich nicht dauerhaft in Stefan transformieren. Um der schönen Laura trotzdem ihr Glück zu schenken, erfand er kurzerhand zusätzlich eine Klon-Maschine. Steve stellte ein genetisches Double von sich her, transformierte dieses in Stefan und alle schienen glücklich zu sein. Doch dann wurde es noch schräger.

In der letzten Staffel stellt Laura fest, dass sie eben doch Gefühle für ihren Original-Steve hat. Überraschend schlägt sie einen Heiratsantrag ihres vermeintlichen Traummanns Stefan aus, und nimmt kurz darauf tatsächlich Steves Heiratsantrag an! Steve ist im 7. Himmel. Jahrelang hat er Laura hinterher geträumt – ohne Erfolg. Als sich das Paar endlich an die Hochzeits-vorbereitungen macht, wird der Himmel für Steve überraschend Wirklichkeit. Er darf an einer Weltraummission teilnehmen und fliegt kurz darauf ins Weltall.

Dort kommt es zu allerhand Komplikationen. Steve muss das Raumschiff reparieren und wagt sich ins All hinaus. Allerdings ist die Sicherungsleine nicht angelegt und so bedeutet dies das tragische, traurige Ende von Steve Urkel. Hilflos treibt er im Weltraum umher. Seine Geliebte Laura bleibt verzweifelt auf der Erde zurück. Die Serie endet mit einem Schock.

Okay, so war es nicht ganz. Denn plötzlich kam Steve wie Phoenix aus der Asche zurück, indem er einen zufällig vorbeischwebenden Satelliten packte und auf diesem zurück zum Raumschiff schwebte. Den Schaden an der Raumfähre konnte er reparieren. Und so endet die Serie damit, dass Steve wieder auf der Heimreise zur Erde ist. Alles ist gut, und der trottelige Junge mit der großen Brille wird Laura heiraten.

Warum die Macher der Serie allerdings die große Hochzeit ausgespart haben, ist eins der großen Geheimnisse. Hier hätte man die Geschichte endgültig abrunden und mit einem Slapstick-Gagfeuerwerk beenden können. Nun denn. Absurd genug war es trotzdem.

Neben den immer abgedrehteren Geschichten werden die Fans sich vor allem an die extremen Charaktere erinnern. Da gab es beispielsweise den lediglich partiell intelligenten Freund des Familiensohns Eddie namens Waldo Geraldo Faldo, der auf jede Frage mit „Was gibt’s?“ antwortete.

Eine ebenso wichtige Rolle spielte die naive Myra Monkhouse, die jahrelang hoffnungslos in Steve verliebt war. Und als gäbe es noch nicht genug Urkels auf der Welt, wurde auch noch das weibliche Gegenstück zu Steve aus dem Hut gezaubert: Cousine Myrtle Urkel! Die ist unsterblich in Eddie verliebt und setzt alles daran, diesen in den Wahnsinn zu treiben. (Steve-Darsteller Jaleel White in einer Doppelrolle).

Abschließend bleibt zu sagen, dass wohl keine Figur jemals eine Serie so verändert und schließlich geprägt hat, wie Steve Urkel. Das Geheimnis seines Erfolges wirkt einfach: Ein liebenswerter, nerviger Junge mit zu hochgezogenen Hosen, einer riesigen Brille und der Gabe in jedes Fettnäpfchen zu treten, alles um sich herum zu zerstören und sämtliche Mitmenschen in den Wahnsinn zu treiben. Slapstick pur eben!