Wie viele Zimmerpflanzen braucht ein Mensch zum atmen

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Wie viele Zimmerpflanzen braucht ein Mensch zum atmen

13. Februar 2009 um 02:07 Uhr

Wie viele Zimmerpflanzen braucht ein Mensch zum atmen

Pflanzen im Schlafzimmer verbrauchen nachts Sauerstoff. Ersticken kann man daran nicht, aber feinfühlige Menschen reagieren darauf mit Umwohlsein. Foto: ddp

Kassel Der gut gemeinte Ratschlag hält sich hartnäckig: „Stell Dir nicht so viele Pflanzen ins Schlafzimmer, das ist schädlich”, hört man immer wieder. Als vermeintlicher Beleg wird meist angeführt, dass auch in vielen Krankenhäusern nachts die Blumen aus den Zimmern entfernt würden.

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Atmen uns Pflanzen etwa im Schutz der Dunkelheit die Luft weg? Der Gedanke ist gar nicht so falsch, wie Ulrich Kutschera, Professor für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie an der Uni Kassel, bestätigt: „Vor allem in der Nacht verbrauchen Pflanzen Sauerstoff.” Laut Kutschera handelt es sich bei diesem Phänomen um „eine der erstaunlichen Erkenntnisse der modernen Biologie”. Schließlich sind Pflanzen eigentlich dafür bekannt, Sauerstoff zu produzieren. Die pflanzliche Photosynthese, wie wir sie aus der Schule kennen, läuft allerdings nur ab, wenn Licht vorhanden ist. „Auch tagsüber wird Sauerstoff verbraucht, aber dieser Effekt wird durch die gleichzeitige Aufnahme von Kohlendioxid ausgeglichen”, erklärt Kutschera. Am Ende bleibt in der Gesamtbilanz bei Tageslicht jedenfalls ein photosynthetisch erzeugter Sauerstoff-Überschuss übrig. Nachts hingegen kommt die Photosynthese zum Erliegen, der Sauerstoffverbrauch hält aber an. „Pro Gramm ihres Gewichts nehmen frische Blätter in der Dunkelheit dieselbe Menge Sauerstoff auf wie Frösche”, sagt der Biologe. Wenn in einem kleinen Schlafzimmer viele Pflanzen stünden und das Fenster gleichzeitig geschlossen sei, sinke die Sauerstoffkonzentration. „Man kann daran zwar nicht ersticken, aber es gibt einen messbaren Effekt auf die Qualität der Luft”, betont Kutschera. Manche Menschen reagierten darauf mit Unwohlsein. Zurückzuführen ist das nächtliche Sauerstoffbedürfnis der Grünpflanzen laut Kutschera auf die „Energiekraftwerke” der pflanzlichen Zellen, die Mitochondrien. Ohne Licht funktioniere die mitochondriale Zellatmung der Pflanzen fast genauso wie die der Tiere: Für beide Prozesse sei Sauerstoff nötig.

Erklärbar sei dieser paradox erscheinende Befund nur mit der Evolution, denn vor Hunderten Millionen von Jahren hätten sich die Mitochondrien der Pflanzen- und Tierzellen über Symbiosen aus denselben Ur-Bakterien entwickelt. „Wenn das Licht ausgeht, werden Pflanzen gewissermaßen zum Tier”, fasst der Pflanzen- und Evolutionsexperte zusammen.

Stand: 25.01.2019 09:22 Uhr  | Archiv

Wie viele Zimmerpflanzen braucht ein Mensch zum atmen

Nicht alle Zimmerpflanzen haben den gleichen Effekt auf die Raumluft.

Welchen Einfluss Zimmerpflanzen auf die Gesundheit haben, erforschen Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Eine Berliner Forscherin hat den Gasaustausch einiger Pflanzen untersucht - also wie viele Schadstoffe sie aufnehmen und wie viel Sauerstoff sie produzieren. Dabei fand sie jetzt heraus, dass Pflanzen die Raumluft säubern können, indem sie schädliche Stoffe aus der Luft holen. Aber nicht bei allen Pflanzen ist die Wirkung gleich stark. In ihrer Untersuchung konnte die Wissenschaftlerin nachweisen, dass eine Pflanze Formaldehyd in weniger schädliche Ameisensäure umwandelt. Auch den Feinstaub aus Druckern können Pflanzen mit ihren Blättern auffangen: Er lagert sich dort ab, bis das Blatt welk wird.

Sauerstoff verbessert die Luft

Dass Pflanzen Sauerstoff herstellen und so die Raumluft verbessern, bestätigen die Untersuchungen der Wissenschaftlerin. Am meisten Sauerstoff produzieren Pflanzen, wenn sie viel Sonne und Wasser bekommen. Um aber genug Sauerstoff für einen Menschen zu produzieren, müssten die Blätter aneinandergelegt eine Fläche von mindestens 400 Quadratmetern belegen - das wäre schon ein kleiner Baum.

Schutz vor Erkältung und hohem Blutdruck

Pflanzen sind gut für die Gesundheit, denn sie geben im Laufe des Tages Wasser an die Luft ab. Die feuchte Luft hilft gegen trockene Atemwege und schützt so vor Erkältung und Husten. Denn Erkältungserreger können sich in feuchter Luft schlechter durch den Raum bewegen als bei trockener Luft, sie sinken schneller zu Boden.

Außerdem belegen verschiedene Studien, dass eine Umgebung mit Pflanzen für niedrigeren Puls und Blutdruck sorgt. Forscher in China und den USA haben herausgefunden, dass bei Krankenhauspatienten, die eine Pflanze im Zimmer oder Aussicht auf ein Parkgelände haben, der Blutdruck im Schnitt um bis zu fünf Millimeter Quecksilbersäule (mmHG) sinkt.

Pflanzen erhöhen Arbeitsleistung

Mehrere Studien zeigen, dass Pflanzen im Büro die Arbeitsleistung verbessern. Die Probanden sind schneller mit der Arbeit fertig und machen dabei weniger Fehler. Woran das genau liegt, ist noch nicht erforscht.

Gefahr durch Schimmel

Wenn man Pflanzen zu stark gießt, kann sich in der nassen Blumenerde Schimmel bilden. Er wird als weißer Belag sichtbar und sollte entfernt werden, damit sich die Sporen nicht im gesamten Raum verteilen. Andererseits sind im Haushalt ohnehin viele Pilzsporen unterwegs. Im Normalfall wird unser Immunsystem damit fertig. Nur Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten vor Schimmelsporen geschützt werden.

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