Die Mutter ist für alle Kinder die erste und auch oft die wichtigste Bezugsperson. Schon im Mutterleib entsteht eine enge Bindung, die auch eine Weile nach der Geburt noch symbiotisch ist. Da das Baby nicht in der Lage ist, sich selbst zu versorgen, ist diese Symbiose überlebensnotwendig, also existenziell. Mit der Zeit entwickelt sich das Kind aus dieser Symbiose heraus. Das heißt, die Mutter muss bereit sein, den natürlichen Autonomiebestrebungen des Kindes nachzugeben und ihm altersangemessene Erfahrungen außerhalb der Mutter-Kind-Symbiose zu ermöglichen, etwa indem das Kind krabbelnd seine Umwelt erforscht und sich anderen Personen zuwendet. Show
Warum es in der Pubertät schwerer ist, sich von der Mutter abzulösen!Das alles haben Sie natürlich schon längst hinter sich. Doch was die Entwicklung von Jungen und Mädchen in der Pubertät angeht, gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während Jungen sich ab einem bestimmten Zeitpunkt den Vater als männliches Vorbild nehmen und anfangen, sich mit ihm zu identifizieren, bleibt für Mädchen die Mutter nicht nur (meistens) die wichtigste Bezugsperson, sondern sie wird zusätzlich noch das weibliche Identifikationsobjekt, also das Rollenvorbild des Mädchens. Das bedeutet, dass Mädchen sozusagen doppelt an ihre Mütter gebunden sind. Das ist auch der Grund, warum die Konflikte zwischen Müttern und Töchtern in der Pubertät oft besonders heftig ausfallen: Die Tochter muss sich in gleich zweierlei Hinsicht abgrenzen und ablösen.
„Mama, du bist peinlich!“ Warum pubertierende Töchter ihre Mütter manchmal „blöd“ finden müssen!Um in ihrer Entwicklung voranzukommen, müssen sich Teenager von ihren Eltern innerlich (und manchmal auch äußerlich) distanzieren. Wer als Jugendlicher zu dicht an den Eltern „klebt“, kann schwerlich einen eigenen Weg finden. Eine gute und bewährte Methode, sich von jemandem abzugrenzen und sich von ihm innerlich zu distanzieren, ist, ihn „doof“ oder auf andere Weise unmöglich zu finden. Jugendliche erleben ihre Eltern beispielsweise oft als „peinlich“. Auch das ist eine Möglichkeit, sich von jemandem abzugrenzen und zu signalisieren: „Ich bin anders!“ (Zum Trost: Peinlich findet man immer nur jemanden, dem man emotional nahe steht und den man mag. Für Fremde schämt man sich in der Regel nicht!). Seien Sie also nicht persönlich gekränkt, wenn Ihre Tochter Sie peinlich oder „doof“ findet. Ihr Kind hat Sie immer noch genauso lieb wie früher! Es braucht aber diese Form der Distanzierung, um zu mehr Autonomie zu gelangen.
Was Sie in der Pubertät Ihrer Tochter als Mutter akzeptieren müssen!Manche Veränderungen sind für Mütter schwer zu akzeptieren, weil sie meinen, jetzt nicht mehr so wichtig zu sein, und unter diesem Gefühl leiden. Doch das stimmt nur zum Teil: Als Mutter werden Sie im Leben Ihrer Tochter immer eine besondere Rolle spielen. Besonders dankbar wird sie Ihnen aber sein, wenn Sie sie auch wirklich loslassen und ihr eine echte Chance geben, sich von Ihnen zu lösen. Dazu gehört unbedingt, dass Sie die Veränderung Ihrer Tochter akzeptieren und dass Sie bestimmte, auch unangenehme Tatsachen einfach aushalten:
Vom niedlichen Mädchen zum kratzbürstigen Teenager: Auch für Ihr Mutter-Tochter-Verhältnis nicht leicht!Viele Mütter reagieren irritiert, wenn sich ihr bislang so friedliches und niedliches Mädchen in einen kratzbürstigen Teenager verwandelt. Konnten Sie Ihre Tochter bislang vielleicht noch in hübsche Kleider packen, so fängt Ihr Teenager womöglich jetzt an, sich in schwarze Punkklamotten zu werfen, sich schrill zu schminken oder die Haare zu färben. Viele Mädchen, die in die Pubertät kommen, verändern ihr Verhalten plötzlich, geben auf einmal heftige Widerworte, werden giftig oder „zickig“, stellen alles bisher Selbstverständliche in Frage oder schalten einfach auf stur. Je harmonischer das Mutter-Tochter-Verhältnis bisher war, desto heftiger können die nun auftretenden Konflikte sein. Das liegt daran, dass das Mädchen besonders viele Kräfte mobilisieren muss, um sich zu distanzieren und sich seine „Freiheit“ zu erkämpfen. Auch wenn diese Verhaltensveränderungen überraschend und manchmal auch verwirrend sind: Das alles sind Anzeichen einer ganz natürlichen Entwicklung. Mädchen fangen etwa mit neun oder zehn Jahren an, nicht mehr alles selbstverständlich richtig zu finden, was die Eltern ihnen sagen. Und das ist gut so. Denn sie müssen sich ja ausprobieren, sich sukzessive eine ganz eigene Meinung über das Leben und die Welt bilden. Da hilft nur eins: selbst möglichst entspannt zu bleiben. Es ist normal, dass die Töchter irgendwann aus der Rolle des „süßen Mädchens“ herauswachsen, auch wenn das manchmal schmerzhaft ist. Das Beste, was Sie nun tun können, ist: zu akzeptieren, dass Ihre Tochter nun langsam eine junge Frau wird, und sie in diesem Prozess möglichst gut zu unterstützen! Übrigens: Nicht alle Mädchen werden in der Pubertät aufsässig, „schwierig“ oder launisch. Manche kommen relativ entspannt durch diese aufwühlende Lebensphase. Das hat viel mit dem Temperament, dem Charakter, der jeweiligen Geschwisterposition, der Beziehung zu den Eltern etc. zu tun. Das eine ist nicht besser als das andere! Kinder pubertieren unterschiedlich, manche eben stürmischer, manche ruhiger.
Test 1: Wie gut ist die Beziehung zu Ihrer Tochter?Mithilfe dieser Checkliste können Sie herausfinden, wie gut die Beziehung zu Ihrer Tochter ist. ja nein
AuswertungWenn Sie 11- bis 15-mal mit ja geantwortet haben: Sie haben eine sehr gute Beziehung zu Ihrer Tochter. Sie haben sie gut im Blick, ohne sich selbst zu vernachlässigen. Sie können gut mit ihr in Kontakt sein, ohne sie einzuengen. Bleiben Sie so stark und einfühlsam, dann kommen Sie gut durch die Pubertät Ihrer Tochter! Wenn Sie 6- bis 10-mal mit ja geantwortet haben: Sie haben eine gute Beziehung zu Ihrer Tochter. Es fällt Ihnen aber offensichtlich manchmal noch schwer, ihre Entwicklung bzw. Veränderung zu akzeptieren. Fragen Sie Ihre Tochter ruhig mal, was Sie sich von Ihnen wünscht. Wenn Sie sich auf diesen Wunsch einlassen, kann es sein, dass Sie sich wieder näher kommen, ohne dass Sie zu kontrollierend sind. Wenn Sie 0- bis 5-mal mit ja geantwortet haben: Es sieht so aus, als hätten Sie ein paar ungelöste Konflikte mit Ihrer Tochter, die sie daran hindern, sie auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben gut zu unterstützen. Überlegen Sie, was das sein könnte. Was für Schwierigkeiten gab es bis jetzt, und wie könnten Sie diese lösen? Wenn Sie allein nicht weiterkommen, wenden Sie sich an eine Familienberatungsstelle. Test 2: Was würde Ihre Tochter sagen?Mithilfe dieser Checkliste können Sie herausfinden, was Ihrer Meinung nach Ihre Tochter über Sie denkt. Es geht ganz einfach: Versuchen Sie sich in Ihre Tochter hinein zuversetzen und vervollständigen Sie folgende Satzanfänge. Beachten Sie bitte: Es geht hierbei um die Perspektive Ihrer Tochter, nicht um Ihre eigene Meinung!
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