Damit das Herz den gesamten Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen kann, benötigt es viel Kraft. Der starke Herzmuskel füllt sich bei jedem Herzschlag mit Blut, um es anschließend mit Druck in den Körper zu pumpen. Bei der systolischen Herzinsuffizienz (auch kongestive Herzinsuffizienz) bringt das Herz nicht mehr genug Kraft dafür auf, der Auswurf der Blutmenge in den Körperkreislauf ist deutlich vermindert.

Normalerweise werden pro Herzschlag zwischen 60 und 70 Prozent der gesamten Blutmenge ausgeworfen – bei einer schweren systolischen Herzinsuffizienz kann diese Zahl sogar unter 30 Prozent sinken.1 Die Pumpfunktion ist gestört, der Sauerstoffbedarf der Organe bleibt ungedeckt. Experten sprechen auch von der Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (Heart Failure with reduced Ejection Fraction, HFrEF).

Fachbegriffe schnell erklärt

Systole: Phase des Herzschlages, in der das Herz sich zusammenzieht und Blut hinauspumpt
Diastole: Phase, in der das Herz entspannt, sodass neues Blut hineinfließt und das Herz füllt
Ejektionsfraktion (EF): gilt als eine Kenngröße der Herzfunktion und gibt an, wieviel Blut das Herz pro Schlag auswerfen kann

Bei der diastolischen Herzinsuffizienz, auch als diastolische Dysfunktion oder diastolische Funktionsstörung bezeichnet, besitzt das Herz genug Pumpkraft. Allerdings nimmt es nicht genügend Blut auf, da die linke Herzkammer ihre Elastizität verloren hat oder gar versteift ist. In der Fachsprache heißt die diastolische Herzschwäche linksseitige Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion, kurz HFpEF ("Heart Failure with preserved Ejection Fraction").

Um zu verstehen, was im Herz vorgeht, lässt es sich gut mit einem nassen Schwamm vergleichen:

  • Je kräftiger Sie den Schwamm mit der Hand umschließen, desto mehr Wasser wird herausströmen. Wenn Sie weniger Kraft aufwenden, gelangt weniger Wasser aus dem Schwamm. Auf das Herz bezogen bedeutet das: Bei der systolischen Herzinsuffizienz ist der Herzmuskel nicht mehr stark genug, sich ausreichend zusammenzuziehen, sodass weniger Blut in den Körper strömt.
  • Im Fall der diastolischen Herzinsuffizienz ist der Schwamm verhärtet und kann nicht mehr so leicht zusammengepresst werden. Wenn Sie ihn nun unter den Wasserhahn halten, nimmt der verhärtete Schwamm es nicht mehr in vollem Umfang auf, obwohl genug Wasser da ist.

Fazit: Bei der systolischen Herzinsuffizienz ist die Menge des einfließenden Blutes in die linke Herzhälfte normal, das Blut kann aber nicht vollständig in den Körper abgegeben werden, weil der Herzmuskel zu schwach pumpt. Bei der diastolischen Herzinsuffizienz gelangt dagegen weniger Blut in die linke Herzkammer, welches aber normal in den Kreislauf abgegeben wird, da die Pumpleistung stabil ist.

Interessant! 

Obwohl die systolische und diastolische Herzinsuffizienz auf unterschiedlichen Krankheitsmechanismen beruhen, bleiben die Symptome gleich: Oft kommt es bei beiden Formen zu Atemnot (auch nachts), einer verminderten körperlichen Belastbarkeit oder Rasselgeräuschen beim Atmen. Nur ein Facharzt kann mit speziellen Untersuchungen feststellen, um welche Form es sich handelt.

Diastolische Herzinsuffizienz

Die linke Herzkammer (rot hinterlegt) dehnt sich nicht ausreichend. Dadurch gelangt weniger Blut hinein. Die Auswurfleistung (auch Ejektionsfraktion genannt) ist erhalten. Frauen sind von dieser Form häufiger betroffen als Männer.2

Systolische Herzinsuffizienz

Die Menge des einfließenden Blutes in die linke Herzkammer ist normal, sie kann aber beim Pumpvorgang nicht vollständig in den Körperkreislauf abgegeben werden. Die Auswurfleistung ist somit niedriger. Männer sind von dieser Form häufiger betroffen als Frauen.

Die diastolische Herzinsuffizienz hält einige Besonderheiten bereit. Bekannte Risikofaktoren für eine diastolische Dysfunktion sind unter anderem:3

  • Bluthochdruck
  • Adipositas (starkes Übergewicht)
  • Diabetes (Zuckerkrankheit)
  • weibliches Geschlecht
  • erhöhtes Alter

Die linke Herzkammer zeigt bei der diastolischen Funktionsstörung zwei unterschiedliche Ausprägungen. Entweder kann sie sich nur eingeschränkt entspannen (diastolische Relaxationsstörung) oder sie hat an Dehnbarkeit verloren.

Für beide Ursachen der diastolischen Herzschwäche gibt es wiederum unterschiedliche Auslöser:

  • diastolische Relaxationsstörung: Sie kann aufgrund einer Durchblutungsstörung, einer Zunahme der Herzwanddicke oder im Rahmen der Alterung entstehen.
  • verminderte Dehnbarkeit: Möglichweise besteht eine Narbe, die bei einem Herzinfarkt entstanden ist oder eine versteifte Herzkammer, da der Körper dort übermäßig viel Bindegewebe einlagert (restriktive Kardiomyopathie).

Weil die Auswurfleistung (Ejektionsfraktion) der Herzkammer in den meisten Fällen normal fortbesteht, ist die diastolische Herzinsuffizienz schwer zu diagnostizieren. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Erkrankung festzustellen.

Die Diagnose der systolischen und diastolischen Herzinsuffizienz

Um die Herzschwäche optimal zu behandeln, ist es wichtig zu wissen, ob eine diastolische oder eine systolische Herzinsuffizienz vorliegt. Neben einem ausführlichen Erstgespräch (Anamnese) greift der Arzt auf eine Reihe von Herzuntersuchungen zurück. Die bedeutendste ist die Echokardiographie: Das umgangssprachlich genannte Herz-Echo spielt zur Abgrenzung der diastolischen und systolischen Dysfunktion eine große Rolle. Denn mit dieser Untersuchung kann der Arzt die Ejektionsfraktion bestimmen und die Größe und Dicke der Herzkammern beurteilen.

Was ist die LV-Funktion? 

LV-Funktion steht für linksventrikuläre Funktion, also die Funktion der linken Herzkammer. Ist die Funktion eingeschränkt ist, dann liegt eine linksventrikuläre Funktionsstörung vor. Die LV-Funktion lässt sich mit einem Herz-Echo ermitteln. 

Der Arzt teilt Patienten je nach Schwere der Erkrankung in sogenannte NYHA-Stadien an, wobei Stadium 1 die leichteste Form und Stadium 4 die schwerste Form darstellt. Daneben kann eine diastolische Dysfunktion je nach Schwere in verschiedene Stadien eingeteilt werden, unabhängig von den NYHA-Stadien. Je nachdem, wie schnell sich die linke Herzkammer füllt, existieren unterschiedliche Grade der Erkrankung:4

  • diastolische Dysfunktion Grad 0: normale Füllung
  • diastolische Dysfunktion Grad 1: Störung der Entspannungsfähigkeit (Relaxationsstörung)
  • diastolische Dysfunktion Grad 2: Auf den ersten Blick normale Funktion, dabei sind Dehnbarkeit und Entspannung eingeschränkt (Pseudonormalisierung)
  • diastolische Dysfunktion Grad 3: Blutfüllung ist eingeschränkt (restriktiv)
    • Grad 3a: reversible Funktionsstörung, das heißt, nachdem der Patient ein bestimmtes Medikament, welches die Blutgefäße erweitert (Vasodilatator) erhalten hat, stellt sich der Zustand aus Grad 2 ein
    • Grad 3b: auch wenn der Patient das Medikament bekommt, ändert sich sein Zustand nicht (irreversibel)

Zusätzlich zur Echokardiographie erstellt der Mediziner ein Blutbild und führt noch weitere Untersuchungen durch, wie ein EKG (Elektrokardiogram) oder Herzkatheteruntersuchungen.

Bei der systolischen sowie der diastolischen Herzinsuffizienz handelt es sich um komplexe Erkrankungen, die oftmals noch mit weiteren Krankheiten einhergehen. Eine umfassende Diagnose ist nötig, um alle aufzudecken, damit gezielt behandelt werden kann.

Behandlung bei systolischer und diastolischer Herzinsuffizienz

Die Therapie der systolischen Herzinsuffizienz beruht auf einer Reihe von Medikamenten, die unter anderem den Herzrhythmus stabilisieren oder gegen Bluthochdruck wirken.

Allerdings sind die Arzneimittel nicht zur Behandlung der diastolischen Herzinsuffizienz geeignet, da sie dort kaum wirken. Vielmehr beruht die Therapie hier auf einem Bewegungs- und Sportprogramm. Vor allem ein moderates Ausdauertraining, in Kombination mit Übungen zur Kraftsteigerung, hat sich bewährt.5

Zusätzliche Behandlungsoptionen der systolischen und diastolischen Herzinsuffizienz sind:

  • Therapie von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes
  • Abbauen von Übergewicht
  • Rauchstopp
  • gesunde Lebensführung

Von diesen Maßnahmen profitieren alle Patienten der Herzinsuffizienz – sowohl zu therapeutischen Zwecken als auch zur Vorbeugung von schweren Folgen wie der akuten Herzinsuffizienz.