Wie lange muss ich eine Aktie halten um Dividende zu bekommen

Die Dividende gehört zur Aktie wie der Zins zum Festgeld. Unternehmen, die es geschafft haben, über Jahrzehnte regelmäßig eine Dividende an ihre Aktionäre zu zahlen, sind stolz darauf und werben damit. Stiftungen und Unternehmerfamilien sind auf ihre jährliche Dividende angewiesen. Und auch für viele Kleinanleger ist sie wichtig.

Was ist eine Dividende?

Die Dividende ist der Teil des Gewinns, den eine Aktiengesellschaft an ihre Eigentümer ausschüttet - also an die Aktionäre. Deshalb werden Aktien hin und wieder auch Dividendenpapiere genannt.

Wie oft wird die Dividende ausgeschüttet?

Die meisten Unternehmen zahlen einmal jährlich eine Dividende. Andere schütten einen Teil ihres Gewinn übers Jahr verteilt aus - dann zahlen sie zum Beispiel jedes Quartal eine Dividende. Und schließlich gibt es die Unternehmen, die überhaupt keine Dividende ausschütten. Das kann daran liegen, dass sie schlicht keinen Gewinn machen, den sie verteilen könnten. Es kann aber auch Strategie sein. Eine solche Strategie kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein. Ein Grund: die Annahme, dass das Geld eine höhere Rendite erzielt, wenn man es im Unternehmen belässt und dort für Investitionen nutzt. Ein anderer: mögliche steuerliche Vorteile für die Aktionäre.

Welche Arten von Dividenden gibt es?

Üblich ist die Ausschüttung des Gewinns als Bardividende: Für jede Aktie wird dem Konto des Aktionärs ein zuvor festgelegter Betrag gutgeschrieben.

Daneben gibt es die so genannte Stockdividende. "Stock" ist das englische Wort für Aktie. Ein Stockdividende bezeichnet also die Ausschüttung einer Dividende in Form von Aktien. Statt Bargeld auf dem Konto hat ein Aktionär nach einer solchen Ausschüttung zusätzliche Aktien seines Unternehmens im Depot.

Möglich ist auch die Ausschüttung von Sachwerten. Das können zum Beispiel Aktien einer Tochtergesellschaft sein, die ein Unternehmen abspalten will. Die Aktionäre sind dann Inhaber zweier getrennter Unternehmen. Eine solche Dividende wird auch als Sachdividende bezeichnet.

Wer entscheidet über die Ausschüttung einer Dividende?

Die Eigentümer selbst - auf der einmal jährlich stattfindenden Hauptversammlung ihrer Aktiengesellschaft. Vorher allerdings macht der Vorstand einen Dividendenvorschlag. Die Aktionäre stimmen diesem Vorschlag meist zu. Normalerweise wird die Dividende auch direkt am Tag der Hauptversammlung ausgeschüttet.

Was muss ich tun, damit mir die Dividende gutgeschrieben wird?

Nichts. Sie wird automatisch auf ihr Konto gebucht. Möglich ist allerdings, dass Sie einen Umtausch der Bardividende in eine Stockdividende beantragen müssen - falls Ihr Unternehmen diese Möglichkeit anbietet (und Sie sie wahrnehmen wollen).

Lohnt es sich, die Aktie wegen der Dividende am Tag vor der Ausschüttung zu kaufen und anschließend direkt zu verkaufen?

Nein. So leicht lässt sich der Aktienmarkt nicht austricksen. Wenn die Dividende ausgeschüttet wird, dann wird die Aktie "Ex-Dividende" gehandelt, also ohne den ausgeschütteten Betrag. Der Kurs der Aktie sinkt entsprechend. Das ist folgerichtig, schließlich besitzt das Unternehmen nach der Ausschüttung weniger Kapital - es sinkt im Wert.

Vielleicht lohnt es sich dann aber, darauf zu spekulieren, dass die Aktie wegen der Ausschüttung der Dividende im Kurs fällt?

Nein, auch das lohnt sich nicht. Denn die Anbieter von Optionsscheinen und Zertifikaten, mit denen Privatanleger auf fallende Kurse spekulieren können, kalkulieren die Dividendenzahlungen in die Kurse der Spekulationsinstrumente ein. Das heißt: Solche Papiere steigen nicht wegen der Dividendenausschüttung.

Was ist die Dividendenrendite?

Die Dividendenrendite ist eine Kennzahl zur Beurteilung von Aktien. Sie ergibt sich, wenn man die Höhe der Dividende je Aktie durch den Aktienkurs teilt und das Ergebnis mit 100 multipliziert.

Beispiel: Die Schnellvielgeld AG will demnächst eine Dividende von 50 Cent je Aktie ausschütten. Der Aktienkurs steht bei 10 Euro. Die Dividendenrendite beträgt also exakt 5 Prozent.

Viele Anlagestrategien messen der Dividendenrendite besondere Bedeutung zu, und es gibt eine Reihe von Fonds, die in Aktien mit besonders hohen Dividendenrenditen investieren. Dass eine Aktie eine hohe Dividendenrendite aufweist, bedeutet trotzdem nicht unbedingt, dass sie eine besonders rentable Geldanlage ist: Vielleicht erwarten die Marktteilnehmer, dass die Gewinne des Unternehmens (und damit auch die Dividenden) künftig geringer ausfallen. Oder sie erwarten umgekehrt, dass Unternehmen, die bisher noch gar keine Dividenden ausschütten, künftig besonders hohe Gewinne machen und an die Investoren weiterreichen. Es gibt also viele Gründe, sich nicht (nur) auf diese Kennzahl zu verlassen, wenn man Aktien oder Aktienfonds kaufen will.

Wo finde ich Informationen zur Dividende meiner Aktien?

In verschiedenen Finanzportalen im Internet werden die in den letzten Jahren gezahlten Dividenden aufgelistet.
Zusätzlich werden oft auch Schätzungen über die Höhe zukünftiger Dividenden veröffentlicht. Grundlage der Schätzungen sind Prognosen von Aktien-Analysten. Diese sind mit Vorsicht zu genießen, schließlich kennt niemand die Zukunft - auch nicht die am besten bezahlten Experten.

Was machen Aktienfonds mit den Dividenden, die an sie ausgeschüttet werden?

Aktienfonds sammeln die Dividenden zunächst an. Anschließend geben Sie sie an die Anteilseigner weiter. Das kann durch eine Ausschüttung geschehen. In diesem Fall fließt tatsächlich Geld auf die Konten der Fonds-Besitzer. Oder es kann durch eine Thesaurierung geschehen. In diesem Fall reinvestiert der Fonds die zugeflossenen Dividenden und der Preis eines einzelnen Anteils steigt entsprechend.

Ob man als in Investor eine Aktie vor oder nach dem Ex-Dividenden-Tag kaufen sollte, hängt an sehr unterschiedlichen Faktoren. Dabei spielt gerade der Sitz des Unternehmens und die individuelle Besteuerung des jeweiligen Landes eine zentrale Rolle.

• Dividenden-Hopping verursacht hohe Transaktionskosten • Hohe Quellensteuern machen ausländische Titel unattraktiv

• Bei steuerfreien Dividenden lohnt der Kauf vor dem Ex-Tag

Dividenden-Aktien sind in der aktuellen Null- und Negativzinsphase so beliebt wie kaum zuvor. Denn während die zehnjährigen Obligationen der Eidgenossenschaft im gesamten Jahr 2019 im negativen Bereich notierten, lag die Dividendenrendite des Swiss Market Index SMI bei durchschnittlich rund drei Prozent.

Dividenden kassieren lohnt sich nicht immer

Für Dividendeninvestoren stellt sich dabei jedoch die Frage: "Sollte man Aktien vor oder nach dem Ex-Dividenden-Tag kaufen?". Zwar freuen sich die meisten Anleger, wenn sie nach ihrer Investition direkt eine Dividenden ausgeschüttet bekommen, dies ist jedoch nicht immer so lohnenswert wie man denken mag.

Kauf vor dem Ex-Tag

In der Schweiz fallen die meisten Generalversammlungs-Termine auf die Monate März und April, dementsprechend wird dieser Zeitraum auch als Dividenden-Saison bezeichnet. Dabei ist es für den Investor, welcher eine Dividenden erhalten möchte, entscheidend, dass er seine Aktien schon vor der regulären Generalversammlung im Depot hat und somit am sogenannten Dividenden-Stichtag bzw. vor dem Ex-Dividenden-Tag besitzt. Denn unmittelbar nach der Aktionärsversammlung, auf der die Höhe der Ausschüttung von den Investoren abgesegnet wird, handelt die Aktie des jeweiligen Konzerns ex-Dividende, also mit einem Dividendenabschlag. Die genauen Termine zum Ex-Tag, Dividenden-Stichtag, der Generalversammlung und zum exakten Ausschüttungstermin können dabei auf den Webseiten der einzelnen Unternehmen in Erfahrung gebracht werden.

Am Ex-Dividenden-Tag reduziert sich der Kurs der jeweiligen Aktie in der Regel um den Wert der ausgezahlten Dividende. Diese Reduzierung wird dabei vom Gesamtmarkt vorgenommen und fällt dementsprechend, je nach Marktlage, etwas höher oder tiefer als die eigentliche Dividende aus. Investoren, die eine Aktie also kurz vor dem Ex-Tag kaufen und danach sofort wieder abstossen, können zwar eine Dividenden einstreichen, verlieren diesen Betrag unter Umständen jedoch am Kurs der Aktie. Entsprechend kann man häufig beobachten, dass grosse Dividenden-Aktien wenige Tage vor dem Ex-Tag enorme Kursgewinne verzeichnen, weil einige Anleger noch auf dem "Dividenden-Zug" mit aufspringen möchten.

Transaktionskosten und Gebühren

Investoren, die Dividenden-Hopping betreiben, also regelmässig vor dem Ex-Tag kaufen und danach direkt wieder verkaufen, verursachen hohe Transaktionskosten und reduzieren somit einen Teil ihres Ertrags. Des Weiteren darf der steuerliche Aspekt der Ausschüttung nicht ausser Acht gelassen werden. Denn auf die ausgezahlten Dividenden wird sofort eine Abgabe fällig, wenn diese aus dem Ausland kommt, wird sogar noch eine Quellensteuer fällig. Je nach Herkunftsland liegt diese Quellensteuer dann zwischen 10 und 35 Prozent. Zwar lassen sich die ausländischen Quellensteuern zu einem gewissen Betrag rückerstatten, dies ist aber häufig mit einem bürokratischen Aufwand verbunden.

Steuerfrei Dividende

Heimische Firmen können ihre Dividenden aber auch zur Hälfte steuerfrei an die Aktionäre ausschütten. Dies gilt jedoch nur für Ausschüttungen aus Kapitalreserven, also den Mitteln, die dem Konzern durch die Geldgeber zu einem früheren Zeitpunkt zur Verfügung gestellt wurden. In den Genuss dieser teilweisen Steuerfreiheit kommen allerdings nur Schweizer Investoren, welche die Anteilsscheine in ihrem privaten Depot verwahren. In solch einem Fall kann es sich für Anleger durchaus lohnen, noch vor dem Ex-Dividenden-Tag zuzugreifen.

Kauf nach dem Ex-Tag

Da die ausbezahlte Dividenden in der Regel am Ex-Tag vom Kurs der Aktie abgezogen wird, lohnt sich Dividenden-Hopping nicht. Gerade bei ausländischen Aktien ist dieses Vorgehen, aufgrund der anfallenden Quellensteuer, extrem ungünstig. Dementsprechend lohnt es sich bei manchen Aktien, aus Ländern mit hohen Quellensteuern und sehr bürokratischen Rückerstattungsverfahren, erst nach dem Ex-Tag zu kaufen. Der Einstieg nach der Dividendenauszahlungen bietet dabei auch den Vorteil, dass der Kurs etwas günstiger ist und somit neues Potenzial bietet, da in einem positiven Marktumfeld der Dividendenabschlag häufig sehr schnell wieder aufgeholt wird. Des Weiteren fällt am Ex-Dividendentag das zukünftige Kurs-Gewinn-Verhältnis, was die Aktie fundamental etwas günstiger erscheinen lässt.

Das Geschäftsmodell und nicht die Dividende ist entscheidend

Entsprechend ist es für Investoren nicht unbedingt sinnvoll, Aktien direkt vor der Dividenden-Zahlung zu erwerben. Des Weiteren sollte die Dividende auch nicht isoliert betrachtet werden, sondern sie sollte immer in einem zukünftigen Kontext stehen, welcher die Langlebigkeit des jeweiligen Geschäftsmodells mit einkalkuliert. "Das Geschäftsmodell eines Unternehmens ist genauso wichtig. Eine hohe Dividendenrendite ist nur attraktiv, wenn die Ausschüttung auf einer gesunden Bilanz und einer weiterhin stabilen Cashflow-Entwicklung basiert", so ein Analyst der Bank J. Safra Sarasin. Des Weiteren bergen extrem hohe Dividenden immer auch eine Risiko von zukünftigen Kürzungen.

Pierre Bonnet / finanzen.ch