Louise brown was bleibt wenn wir sterben

Innerhalb weniger Monate verlor Journalistin Louise Brown ihre Eltern. "Ich habe gedacht, dass ich schon einiges weiß über das Leben", sagt sie im Gespräch mit Christian Rabhansl. Doch durch die Trauer sei klar geworden: "Ich hab verstanden, dass ich eigentlich gar nichts weiß."

Ihre Eltern hätten das Thema Tod "ganz streng" von den Kindern ferngehalten, sie selbst war nicht einmal auf der Beerdigung der eigenen Großmutter. Sie sei selbst "null" auf den Verlust vorbereitet gewesen, "auch auf die körperliche Trauer, den Druck auf der Brust und schlechtes Schlafen."

Nach einem Jahr Trauer habe sie gemerkt: "Ich muss mich damit auseinandersetzen." Die gelernte Journalistin fing an, Fragen zu stellen und viel zu lesen. Nach einem Interview mit einem Bestatter fragte der: „Haben Sie eigentlich mal überlegt, Trauerrednerin zu werden?“

Tatsächlich arbeitet Brown mittlerweile auch als Trauerrednerin. Dabei habe sie die Erfahrung gemacht, dass es oft Alltäglichkeiten seien, die wir mit der Erinnerung an Verstorbene verbinden. Auch ihre Sicht habe sich geändert. Sie sei ihr ganzes Leben lang diszipliniert gewesen, "ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Leistung sehr wichtig war."

Wenn sie aber an ihre Mutter denke, erinnere sie sich an deren schmutzige Knie, "weil sie immer in kurzen Hosen im Garten war", oder dass sie am liebsten im Herbst im See gebadet habe, wenn andere Leute ihre Daunenjacken anhatten. „Das sind so die Bilder, die meine Mutter präsent werden lassen für mich.“ Das habe sie durch diese Arbeit erst verstanden.

Sie habe lange gedacht, man müsste Trauer überwinden. Heute, zehn Jahre nach dem Tod der Eltern, wisse sie:

Es gibt keinen Neubeginn. Es gibt ein Weitergehen: Man geht einfach irgendwann weiter mit seiner Trauer. Die Trauer ist immer bei einem.

Die Trauer sei wie eine "kleine seelische Narbe, eine innere Narbe", die immer da ist.

Um mit der Ohnmacht umgehen zu können, seien Rituale wertvoll. Sie gäben einem "das Gefühl von Handlungsfähigkeit" zurück. Sie bereite sich etwa am Wochenende aus einer der Teekannen des Vaters Tee zu, wie er es getan habe.

Und schließlich könne Trauer auch ein „wertvoller Schmerz“ sein: „Trauer öffnet auch etwas in uns.“

Wenn man sich selbst mit der eigenen Trauer öffne, spüre man die Verbindung zu anderen Menschen. Sie selbst lebe durch die Trauer bewusster: "Ich erlebe das Leben intensiver, weil ich weiß, dass unser Leben endlich ist – das ist für mich auch auf eine Art wertvoll."

Louise Brown: "Was bleibt, wenn wir sterben"
Erfahrungen einer TrauerrednerinDiogenes Verlag, Zürich 2021

256 Seiten, 22 Euro

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Wie könnte ein guter Tod aussehen? Und was hilft Angehörigen und Freunden beim Abschied nehmen und Trauern am meisten? Die Trauerrednerin Louise Brown gibt darauf lebenskluge und berührende Antworten.

Louise brown was bleibt wenn wir sterben

Louise Brown - Was bleibt, wenn wir sterben Pressestelle Diogenes Verlag Autor Louise Brown Verlag: Diogenes Erscheinungsdatum: 29.9.2021 ISBN: 978-3-257-07176-4

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So.16.1.2022 17:05 Uhr SWR2 lesenswert Magazin SWR2

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