In der klinischen Untersuchung stellte sich das Knie als instabil heraus. Die Kniescheibe und der seitliche Bandapparat waren zudem schmerzhaft. Im Röntgenbild (Abb. 1) zeigte sich ein etwas tiefer Sitz der Knieprothese im Verhältnis zur Kniescheibe ohne Lockerungszeichen, was nach 16 Jahren seit dem Einbau eine mögliche Ursache für die Beschwerden hätte sein können. Unter der Röntgendurchleuchtung in der Sprechstunde wurde das Knie erneut untersucht und die Instabilität des Kniegelenks sichtbar gemacht. Show
Spezielle Bildgebung SPECT-CTAls nächster Schritt erfolgte eine nuklearmedizinische Untersuchung in der Radiologie der Klinik St. Anna, ein sogenanntes SPECT-CT. Dabei wird der Knochenumbau mit Hilfe eines Medikaments sichtbar gemacht, das vorgängig über eine Infusion verabreicht wird (Abb. 2). Die gesamte Untersuchung kann mit Pausen bis zu vier Stunden dauern. Durch diese hochspezialisierte Technik können auch Probleme der Knieprothese erkannt werden, die im Röntgen unsichtbar sind. Die Untersuchung von Andrea Ohnsorg ergab, dass die Kniescheibe gereizt und ein Teil der Prothese gelockert war. Operation – eine gemeinsame Entscheidung von Patient und ArztDie Ursache einer schmerzhaften Knietotalprothese muss sorgfältig abgeklärt werden, da oft mehrere Faktoren für die Beschwerden verantwortlich sind. Der Entscheid zur Revisionsoperation muss vor allem deshalb umsichtig gefällt werden, weil die Risiken und Komplikationsmöglichkeiten höher sind als beim ersten Einbau einer Prothese. Zudem gilt es das aktuelle, oftmals fortgeschrittene Alter der Patienten zu berücksichtigen. Die Entscheidung wird gemeinsam vom Arzt und vom Patienten getroffen und sie braucht Zeit. Bis es so weit ist, kann die Zwischenzeit für physiotherapeutische Massnahmen oder z. B. für eine Schienenbehandlung genutzt werden. Gelegentlich helfen diese Massnahmen die momentane Situation zu verbessern, was den Zeitpunkt für eine Revisionsoperation erstreckt oder sogar hinfällig macht. Das Krafttraining und die Physiotherapie sollten auf jeden Fall durchgeführt werden, weil über die Jahre eine verminderte Nutzung der Muskulatur rund um das Knie stattfindet. Ausserdem wirkt sich die wieder aufgebaute Muskulatur günstig auf die Rehabilitationsphase im Anschluss an eine allfällige Revisionsoperation aus. Es gibt zum Glück nur wenige Gründe, die eine dringliche Revisionsoperation notwendig machen. Dazu zählen zum Beispiel das Risiko für einen Knochenbruch in der Nähe des Knies, eine weit fortgeschrittene Prothesenlockerung oder eine akute Infektion. Meist stellen sich die Beschwerden schleichend ein, sodass man sich körperlich und geistig frühzeitig darauf einstellen kann. Die RevisionsoperationBei Andrea Ohnsorg verringerten sich die Schmerzen dank der Physiotherapie, aber sowohl das Instabilitätsgefühl als auch das Sturzrisiko liessen sich durch das Krafttraining nur unwesentlich verbessern. Deshalb fiel der Entscheid für eine Revisionsoperation. Der Knieprothesenwechsel fand während eines stationären Aufenthalts in der Hirslanden Klinik Meggen statt. Auch wenn kein Verdacht auf eine Infektion bestand, wurden während der Operation Gewebeproben entnommen und bakteriologisch untersucht, wobei alle Resultate unauffällig blieben. Am Tag der Operation durfte sie in Begleitung der Physiotherapie das erste Mal aufstehen. Nach wenigen Tagen war sie bereits selbständig an Stöcken mobil und schon nach fünf Tagen verliess die Patientin das Spital zur weiteren Rehabilitation. In der Kontrolle sechs Wochen nach der Operation (Abb. 3) erschien Andrea Ohnsorg ohne Stöcke. Und sie war auch schon wieder in ihrem geliebten Garten.
Stand: 31.01.2022 10:19 Uhr Rund 500 künstliche Kniegelenke werden in Deutschland pro Tag eingesetzt. Expertinnen und Experten warnen: Das ist zu viel. Häufig leiden Patienten nach der OP am vorderen Knieschmerz (peripatellares Schmerzsyndrom). Das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks ist aufgrund der Weiterentwicklung der Operationstechnik, der Implantate und Instrumente inzwischen relativ schonend und präzise. Doch ein künstliches Knie sollte immer die letzte Option sein, denn es lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Und rund 20 Prozent der Patientinnen und Patienten sind mit dem Ergebnis unzufrieden. Alternativen: Schlittenprothese oder konservative TherapieEin Knie komplett zu ersetzen, ist oft gar nicht nötig und oft auch nicht der beste Weg. Hören Betroffene jedoch die Diagnose "Arthrose", denken viele, sie bräuchten unbedingt eine Vollprothese. Dabei gibt es kleinere und für einige Patienten viel bessere Verfahren, die bislang leider nur wenige Operateure gut beherrschen:
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7 Min Rund 500 künstliche Kniegelenke werden in Deutschland pro Tag eingesetzt. Häufig leiden Patienten nach der OP am vorderen Knieschmerz. 7 Min Am besten wäre jedoch gar keine Operation. In vielen Fällen wirkt auch eine konservative Therapie: gezieltes Training, Sport, Physiotherapie. Das ist am Anfang schmerzhaft, aber durch den Aufbau von Muskeln sollen die Knochen entlastet werden. Dazu kommt Aufklärung, denn die Betroffenen müssen genau wissen, was sie tun und warum. Ursachen für den vorderen KnieschmerzNach dem Einsatz einer Knieprothese ist der Aufbau des Kniegelenks häufig verändert. Verschiedene Faktoren können dann den vorderen Knieschmerz verursachen:
Physiotherapie stärkt Bein, Rumpf und BeckenEs kann bis zu zwei Jahre dauern, bis das künstliche Kniegelenk beschwerdefrei funktioniert. Die neuen Gleitflächen müssen auf das Zusammenspiel mit Sehnen, Bändern und Muskeln "trainiert" werden, denn sie halten die Beinachse stabil. Ist die Muskulatur sehr abgebaut, kann die Beinachse beim Gehen nicht gehalten werden. Verschiebt sie sich, entstehen Belastungspunkte im Gelenk - Schmerzen sind die Folge. Daher ist es für den Erfolg einer Prothese entscheidend, dass das Bein gerade ist. Wichtig ist eine kontinuierliche Physiotherapie, um das Bein, den Rumpf und das Becken zu kräftigen. Erneute Operation: Zweite Meinung einholenBleiben die Schmerzen trotz regelmäßiger Physiotherapie bestehen, kann eine erneute Operation sinnvoll sein. Dies ist meist bei Instabilität und Fehlpositionierung der Prothese der Fall. Operiert werden sollte aber nur, wenn die Ursachen der Schmerzen bekannt sind und sicher behoben werden können. Sonst ist die Operation überflüssig und kann die Beschwerden sogar verschlimmern. Vor einer erneuten Operation sollten Betroffene eine Zweitmeinung einholen - idealerweise von einem Knie-Spezialisten in einer Klinik, die viel Erfahrung mit sogenannten Revisions-Operationen hat. Experten zum Thema
Ärztlicher Direktor, ChefarztOrthopädische KlinikHerzogin-Elisabeth-HospitalLeipziger Straße 2438124 Braunschweig(0531) 699 20 01 www.heh-bs.de
ChefarztKlinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und WirbelsäulenchirurgieSt. Agnes-Hospital BocholtBarloer Weg 12546397 Bocholt(02871) 20-29 21 www.klinikum-westmuensterland.de
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Physikalische Medizin, Sportmedizin, RheumatologieAbteilung für OrthopädieKrankenhaus Buchholz und Winsen gemeinnützige GmbHFriedrich-Lichtenauer-Allee 121423 Winsen (Luhe) www.krankenhaus-winsen.de
ChefarztZentrum für Rehabilitationsmedizin und interdisziplinäre Sportmedizin BG Klinikum HamburgBergedorfer Straße 1021033 Hamburg www.bg-klinikum-hamburg.de
DirektorKlinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und OrthopädieUniversitätsklinikum Hamburg-EppendorfMartinistraße 5220246 Hamburg(040) 74 10-0 www.uke.de undÄrztlicher Direktor und ChefarztAbteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie und SporttraumatologieBG Klinikum HamburgBergedorfer Straße 1021029 Hamburg(040) 73 06-0www.bg-kliniken.de
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Gründe sind nicht nur Abrieb, sondern auch chemische Reaktionen. Wie bemerke ich Ablagerungen, welche Symptome gibt es? mehr
Dieses Thema im Programm: Visite | 01.02.2022 | 20:15 UhrSchlagwörter zu diesem ArtikelMedizinische TherapieBewegungsapparat |