Wie lange darf ein pferd in der box stehen

In Deutschland und auf der ganzen Welt leben immer noch viel zu viele Pferde in reiner Boxenhaltung. Warum der Grund dafür oftmals der Egoismus der Pferde- und Stallbesitzer ist und weshalb diese Art der Haltung nicht artgerecht ist, erkläre ich in diesem Beitrag.

Warum reine Boxenhaltung egoistisch ist und Pferde unbedingt raus müssen!

Sind Pferde- und Stallbesitzer Egoisten?

Es macht mich sehr traurig zu wissen, dass immer noch sehr viele Pferde fast den ganzen Tag in der Box stehen müssen und dass die Boxenhaltung in den meisten Ställen immer noch Standard ist. Der Grund dafür ist nicht immer Unwissen, sondern oftmals auch reiner Egoismus seitens der Pferde- und Stallbesitzer!

Wenig Fläche

Viele Ställe wurden auf viel zu kleinen Flächen gebaut, oder werden auf Kosten der Weideflächen erweitert, für noch mehr Boxen, noch größere Plätze oder gar für eine zweite Halle. Wenn man sich heute einige Ställe anguckt, haben sie mehr Reitplätze und Einrichtungen für den Reiter als freie Fläche für die Pferde – sollte das so sein? Sicherlich nicht!

Zudem sind die Boxen an sich viel zu klein. Die Standardgröße liegt bei bei 3×3 Metern und oftmals sogar noch viel kleiner. Selbst Kaninchenställe sind größer und bieten dem Tier mehr Platz als eine Pferdebox dem Pferd. Wie kann es sein, dass wir diese tollen Tiere, die in der Natur frei umherlaufen, auf einem so engen Raum zusammensperren? Es gibt Pferde, die sich noch nicht einmal in ihrer Box hinlegen, geschweige denn ein wenig „bewegen“ können. Das ist eindeutig Tierquälerei!

Lesetipp: Maksida Vogt erklärt auf Hallo Pferd, wie problematisch der Platzmangel tatsächlich fürs Pferd ist und welche Konsequenzen dieser mit sich zieht.

Wenig Zeit

Dazu kommt, dass gerade Pferdebesitzer, die in der Stadt leben, schnell beim Pferd und mindestens genauso schnell auf dem Pferd sein wollen. Der Stall sollte vom Stadtzentrum innerhalb von 20 Minuten erreichbar sein, und das Pferd natürlich sauber und am besten schon gesattelt in der Box warten. Da passt die Boxenhaltung doch perfekt.

Natürlich gibt es nicht gerade viele Ställe in Deutschlands Großstädten, die so nah zum Zentrum große Weideflächen bieten, und dann leidet natürlich das Pferd, das mehr Zeit in der Box und unterm Sattel verbringt, als frei auf der Koppel herumzulaufen und mit anderen Pferden zu toben.

Aber auch einige Stallbesitzer wollen sich Zeit sparen und bieten deshalb nur kleine Weideflächen. Schließlich müssen diese Weiden auch gepflegt, und die Pferde raus und rein gebracht werden. Das bedeutet einen größeren Zeitaufwand, den einige nicht bereit sind zu leisten.

Eigene Faulheit

Doch oftmals ist es auch schlichtweg die eigenen Faulheit der Pferde- und Stallbesitzer. Pferde auf die Koppel bringen und ein wenig dafür laufen? Um Gottes Willen! Ein dreckiges Pferd, das sich wie es sein sollte im Matsch gewälzt hat, lange sauber putzen? Nein danke! Viel praktischer ist da doch ein glänzendes Pferdchen, das schon in der Box steht und innerhalb von 10 Minuten reitfertig ist.

Geld & Zeit sparen

Bei einigen ist es ganz einfach eine Frage des Geldes, worunter das eigene Pferd leiden muss. Schließlich gibt es in Deutschland genügend tolle Ställe, die sowohl eine artgerechte Haltung bieten als auch tolle Einrichtungen für Reiter! Nur oftmals sind diese Ställe eben etwas teurer oder etwas weiter weg von zu Hause. Und genau das ist das Problem: die meisten Pferdebesitzer handeln egoistisch und wählen den Stall, der für sie am günstigsten und bequemsten zu erreichen ist.

Immer im Interesse des Pferdes handeln!

Dabei sollte jeder Pferdebesitzer nicht in seinem Interesse handeln, sondern eben im Interesse des Pferdes! Viele schaffen sich ein Pferd an, ohne sich darüber im Klaren zu sein, welche Verantwortung dies mit sich trägt. Wenn das Problem Geld- und Zeitmangel ist, sollten sich einige Leute am besten gar nicht erst ein Pferd kaufen, und sich vielleicht besser eine Reitbeteiligung für ein paar Tage die Woche suchen. Das ist wesentlich tierfreundlicher und selbstloser, als sich ein eigenes Pferd anzuschaffen und es in reiner Boxenhaltung verkümmern zu lassen!

Lesetipp: Auf Fair Riding Corp gibt es einen guten Beitrag über die Verantwortung, die Pferdebesitzer haben und auch übernehmen sollten – lesen!

Die Bedürfnisse der Pferde

Denn Pferde sollten frei sein, mit einander laufen, toben, und grasen können. Denn Pferde sollten Pferd sein ~ Kultreiter

Laufen, laufen, laufen!

Pferde sind und bleiben Lauftiere! Für ein Pferd ist es das Beste, sich den ganzen Tag frei bewegen zu können. Im Sommer ist natürlich die Koppel ganztägig und auch nachts ideal, im Winter ist ein großzügiger Offenstall mit kleinen Gruppen und großen Paddocks eine gute Alternative zur Weidehaltung. Ein paar Stunden Koppel im Sommer und eine halbe Stunde Paddock im Winter sind nicht genug Auslauf für das Pferd und keine artgerechte Haltung!

Sozialkontakt

Zudem sind Pferde Herdentiere und brauchen Sozialkontakt. Deshalb ist es so wichtig, dass Pferde in der Herde gehalten werden und nicht einzeln auf kleine Wiesenabschnitte oder Paddocks gestellt werden. Hoch und eng vergitterte Boxen ermöglichen kaum Sozialkontakt und ein Pferd, das den ganzen Tag alleine in der Box steht, verkümmert, verlernt das richtige Sozialverhalten und hat ein trauriges und einsames Dasein.

Gras & Heu ohne Ende

In der Natur durchstreift ein Pferd die Landschaft auf der Suche nach Essen, da es ständig Nahrung zunehmen muss. Der Darm eines Pferdes arbeitet nur richtig, wenn er ständig Nahrung bekommt. Bereits 4 Stunden ohne Nahrung können für den Pferdedarm schädlich sein. Zudem dehnt sich der Magen eines Pferdes nicht so aus, wie z.B. bei uns Menschen, weshalb ein Pferd ganz von selbst aufhört zu fressen und somit eben nicht die Gefahr besteht, dass es zu dick wird.

Lesetipp: Einen guten Beitrag dazu findest Du auf Hallo Pferd!

Im Frühling und Sommer reicht eine üppige Weide, doch sobald diese nicht mehr genügend Gras für jedes Pferd abwirft, muss Heu zugeführt werden. In den kalten Monaten und auf dem Paddock sollte natürlich immer genügend frisches Heu zur Verfügung stehen. Ein Pferd, das allerdings nur in der Box steht und einmal morgens sowie einmal abends eine meist eher spärliche Portion Heu bekommt, und dazu 3 Mal täglich die übliche Ration Kraftfutter, wird nicht artgerecht gefüttert!

Lesetipp: In diesem Beitrag gibt es 6 Tipps für eine artgerechte Pferdehaltung!

Fazit:

Es gibt noch viel zu viele Pferde, die nicht artgerecht gehalten werden und in einsamer Boxenhaltung verkümmern. Oftmals ist es der reine Egoismus der Pferde- und auch Stallbesitzer, der an dieser traurigen Situation Schuld hat. Zeit- und Geldmangel, aber auch die eigene Faulheit sind meistens Grund dafür, das ein Pferd nicht so leben kann, wie es sollte.

Dabei ist es doch gar nicht so aufwändig, ein Pferd artgerecht zu halten: es braucht viel freie Bewegung, Artgenossen um sich herum und genügend Gras und Heu zur Verfügung. Wenn mehr Reiter ihren Egoismus ablegen, darüber nachdenken und endlich anerkennen, dass die reine Boxenhaltung nicht artgerecht ist, gibt es auch bald mehr glückliche Pferde auf dieser Welt!

Was denkst Du über die reine Boxenhaltung? Und wie meinst Du, können wir diese endlich abschaffen und für eine bessere Pferdewelt sorgen? Wenn Du Deine Gedanken teilen willst, hinterlasse einen Kommentar!

Bild: www.depositphotos.com – Alexia

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Allein die Tatsache, ob ein Pferd in Einzel- oder Gruppenhaltung lebt, sagt nichts darüber aus, ob die Haltung auch pferdegerecht ist. Für beide Formen gibt es gute und schlechte Beispiele. Sowohl die Einzel- als auch die Gruppenhaltung kann artgerecht sein – wenn man es richtig macht. Denn das Wohl der Pferde hängt in erster Linie von der Betreuung, der Betriebsorganisation und den täglichen Abläufen ab. Generell ist eine Haltungsform pferdegerecht, wenn sie es den Tieren ermöglicht, ihr Normalverhalten weitestgehend auszuüben und ihre daraus resultierenden Bedürfnisse zu befriedigen. Eine Haltung muss sich demnach an den Funktionskreisen des Pferdes orientieren.

Einzelhaltung: Innenboxen, Außenboxen und Paddockboxen

In Einzelhaltung lebt das Pferd in einer Box, häufig in einem geschlossenen Stallgebäude. Von Innenboxen ist die Rede, wenn sie fensterlos sind. Eine Außenbox ermöglicht es dem Pferd, durch eine Öffnung nach draußen zu schauen. Paddockboxen haben einen angrenzenden, frei zugänglichen Kleinauslauf. Pferdeboxen müssen hell, luftig und ausreichend groß sein. Ihre Fläche muss mindestens dem Ergebnis der Formel (2 x Widerristhöhe)² entsprechen. Die Temperaturen im Stall sollten der Außentemperatur entsprechen, Extreme sollten abgemildert sein. Die Einzelhaltung muss das enorme Frischluftbedürfnis der Pferde berücksichtigen. Staub und Ammoniak schaden den Atemwegen. Die Einstreu muss sauber und trocken sein. Besteht sie aus Stroh, kann sie auch der Beschäftigung dienen.

Sozialkontakt ist für jedes Pferd ein Muss. Daher brauchen Pferde mindestens Sicht-, Hör- und Geruchskontakt zu Artgenossen. Ein einzelnes Pferd ohne Artgenossen zu halten, ist tierschutzwidrig. Mit den direkten Boxennachbarn sollte das Pferd sich möglichst gut verstehen. Zwischen ihnen entstehen häufig enge Freundschaften. Direkten Körperkontakt zu Artgenossen können Pferde in Einzelhaltung während der Auslaufzeit pflegen. Denn auch täglich freie Bewegung auf wetterfesten Ausläufen oder der Weide ist ein Muss.

Gruppenhaltung: Laufstall, Offenstall und Bewegungsstall

In der Gruppenhaltung leben Pferde mit mehreren Artgenossen zusammen. Wenn die Pferdegruppe in einem Stall gehalten wird, ohne ständigen Zugang nach draußen, spricht man von einem Innenraumlaufstall (z. B. Stuten oder Jungpferde in Gestüten). Sobald Auslauf-, Fress- und Liegebereiche voneinander entfernt angeordnet sind, handelt es sich um einen Mehrraumlaufstall. Wenn ein permanenter Zugang zu Außenbereichen gegeben ist, trifft die Bezeichnung des Offenstalls zu. Sind die Funktionsbereiche Bewegung, Fressen und Ruhen weit voneinander entfernt, ist vom Bewegungsstall die Rede. Die Pferde müssen sich bewegen, um alle Funktionsbereiche (Ressourcen) zu erreichen. Eine Gruppenhaltung ganzjährig im Außenbereich (z. B. auf einer Weide) wird als Freilandhaltung bezeichnet. Zuchtstuten, Fohlen und Jungpferden sind in Gruppenhaltung am besten aufgehoben. Denn das Aufwachsen in Gruppen ist Voraussetzung für die Entwicklung eines gesunden Sozialverhaltens. Außerdem trägt die ganzjährige Bewegung auf großen Flächen bei Jungpferden zur gesunden Entwicklung von Bewegungsapparat und Herz-Kreislauf-System bei.

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Gruppenzusammenstellung und Flächenbedarf

Grundsätzlich erfordert die Zusammenstellung einer Pferdegruppe vom Stallbetreiber eine große Sachkenntnis über das Pferdeverhalten. Planlos eine Gruppe von Pferden in einem umzäunten Bereich mit Heuraufe, Tränke und Witterungsschutz zu halten, geht in den meisten Fällen nach hinten los. Außerdem braucht es für Gruppenhaltungen immer ausreichend große Flächen, mindestens 100 m² Bewegungsfläche plus 12 m² Liegefläche pro Pferd sowie Strukturelemente in den Funktionsbereichen Ruhe- und Bewegungsflächen. Denn in der Gruppenhaltung müssen Pferde unterschiedlicher Rassen, unterschiedlichen Geschlechts und Alters miteinander zurechtkommen. Portioniertes Futter und Flächenbegrenzungen sind für wildlebende Pferde untypisch. Ein verbreitetes Problem bei Gruppenhaltungen: Zu wenig Fläche für zu viele Pferde. Dann können die Pferde sich nicht mehr aus dem Weg gehen und ihren individuellen Abstand zueinander frei wählen.

Nicht jedes Pferd eignet sich für diese Haltungsform. Ständige Machtkämpfe um Ressourcen oder Mobbing in der Gruppe verursachen Dauerstress und machen das Pferd krank. Häufig kommt die Erholung der einzelnen Pferde in Gruppenhaltungen zu kurz. Möchte sich ein rangniedriges Pferd im Liegebereich ausruhen, braucht ein ranghohes diesen nur betreten und schon wird es aufstehen. Dauerhaft kann das bis zum Erschöpfungszustand führen. Denn Erholungsschlaf ist Pferden nur in gestreckter Seitenlage möglich. Deshalb brauchen Gruppenhaltungen unbedingt ausreichend große Liegeflächen. Der Liegebereich muss eingestreut sein, Gummi- oder Softmatten ersetzen die Einstreu nicht! Um Rangkämpfe zu vermeiden, müssen für jedes Pferd ausreichend Ressourcen vorhanden sein. Damit gemeint sind Plätze an der Raufutterraufe, an der Tränke, unter dem Witterungsschutz und im Liegebereich. Aus baulicher Sicht ist es wichtig, dass es keine Sackgassen oder Engpässe gibt. Durchgänge müssen entweder so schmal sein, dass nur ein Pferd hindurchpasst oder aber so breit, dass zwei Pferde problemlos aneinander vorbeigehen können.

Wie muss die Boxeneinrichtung aussehen?

Generell darf sowohl in Einzel- als auch in Gruppenhaltung von den Einrichtungen keine Gefahr für die Pferde ausgehen. Zäune müssen stabil und gut sichtbar sein. Knotengitter und Stacheldraht sind tierschutzwidrig, das heißt in der Pferdehaltung verboten. Die Gitterabstände, zum Beispiel bei Trennwänden, müssen so beschaffen sein, dass kein Pferd mit dem Kopf oder Huf hängenbleiben kann. Laut BMEL-Leitlinien gelten Abstände und Öffnungen mit einer lichten Weite von ca. sechs bis 30 Zentimetern als risikobehaftet. Daneben gibt es Empfehlungen der FN, die sich in den „Orientierungshilfen“ für Bau und Modernisierung von Ställen und Reitanlagen finden. Bei Boxentrennwänden mit senkrechten Gitterabständen sind es beispielsweise 5 cm für den Abstand. Hervorstehende Kanten und spitze Ecken bergen ein Verletzungsrisiko für die Pferde. Die BMEL-Leitlinien formulieren das folgendermaßen: „Ställe, Stalleinrichtungen und Einfriedungen für Auslauf und Weiden sowie andere Gegenstände, mit denen Pferde in Berührung kommen, müssen aus gesundheitsunschädlichem Material bestehen und so beschaffen sein bzw. angewendet werden, dass sie bei Pferden nicht zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führen.“