Tesla Supercharger sind Ladestationen des Unternehmens Tesla, die für das Schnellladen von Fahrzeugen der eigenen Marke gebaut wurden. Die Stationen können die Antriebsbatterien der Tesla-Fahrzeuge so weit aufladen, dass die nächste Superchargerstation oder ein anderes Ziel erreicht werden kann. Die Verteilung dieser Ladestationen entlang von Autoverkehrsmagistralen in 20 Ländern ermöglicht Fahrten auf langen Strecken mit kurzen Ladestopps. Das gesamte Netzwerk wird von Tesla selbst finanziert.[1] Bis 2017 war die Nutzung der Supercharger im Kaufpreis der Modelle S und X enthalten, dann galt dies nur noch für Erstkäufer und nicht kommerzielle Nutzung und seit 2018 werden nur noch bestimmte Kontingente kostenfrei gewährt. Im Jahr 2020 wurde nach Tesla-Angaben in Deutschland zu 80 Prozent Ökostrom eingesetzt.[2] Tesla-Fahrzeuge können obendrein an allen öffentlichen Ladesäulen in Europa aufgeladen werden, die über Typ-2-Stecker oder -Steckdose verfügen.[3] Andersherum ist es momentan nur im Rahmen eines Pilotprojektes in den Niederlanden möglich, Elektrofahrzeuge anderer Marken an Supercharger-Stationen von Tesla aufzuladen.[4] Ergänzend installiert Tesla sogenannte Destination Charger, das sind Ladepunkte mit mittlerer Leistung bei Hotels, Restaurants, Supermärkten/Einkaufszentren usw., um deren Kunden nahezu überall Lademöglichkeiten anbieten zu können. An jenen Standorten, die mehrere dieser Ladestationen anbieten, können an einzelnen, speziell markierten Ladestellen oft auch markenfremde Fahrzeuge geladen werden.
Typ-2-Anschlussdose in der linken Rückleuchte eines europäischen Model S. Die Isolatoren der Steckkontakte sind beleuchtet. Zum Vergleich: Beleuchteter nicht-runder Tesla-eigener „Charge port“ an einem US-Model S. Mit einem Adapter kann auch ein runder SAE J1772-Typ-1-Stecker z. B. an einem ChargePoint genutzt werden.
Tesla Motors begann 2012 mit der Errichtung leistungsfähiger Stromladestationen unter der Eigenbezeichnung „Tesla Supercharger“. Die ersten Stationen lieferten eine maximale Ladeleistung von rund 90 kW. Ab 2013 wurde Technik für 120 kW installiert, später für maximal 145 kW. In einer ersten Phase wurde das proprietäre Gleichstromladesystem entlang der West- und Ostküste der Vereinigten Staaten errichtet. In einer zweiten Phase erfolgte die Verbindung der beiden Küstenkorridore. Seitdem ist es möglich, mit einem Model S die Vereinigten Staaten unter ausschließlicher Nutzung der Supercharger zu durchqueren. Parallel zum Netzausbau in den USA begann Tesla Motors mit der Installation von „Supercharger“-Ladestationen in Europa, Asien und Australien. Im Juni 2014 gab Tesla Motors bekannt, einige Patente, die mit ihrer hauseigenen Entwicklung für Ladestationen verbunden sind, der Allgemeinheit zur freien Verwendung zur Verfügung zu stellen.[5] Um die Vorteile der in Europa – im Gegensatz zu den USA – weit verbreiteten dreiphasigen Wechselstromanschlüsse beim Aufladen nutzen zu können, werden Tesla-Fahrzeuge der Modellreihen S und X für den europäischen Markt – abweichend vom US-Markt mit der Tesla-eigenen Buchse – mit Ladesteckdosen des in Europa als Standard eingeführten Typs 2 ausgeliefert. Damit können diese Fahrzeuge sowohl an den in Europa weit verbreiteten Typ-2-Säulen mit Wechselstrom laden, als auch – mit anderer Belegung der Kontaktstifte derselben Autosteckdose – an den Tesla-Superchargern. Beim Laden am „Supercharger“ wird mit einem fest an der Ladesäule installierten Kabel unter Umgehung des internen Ladegeräts die Antriebsbatterie direkt mit Gleichstrom geladen.[6] Der Standard der Typ-2-Steckverbindung wurde bei der Nutzung von Gleichstrom bis 70 kW Leistung spezifiziert. Tesla wartete für sein leistungsstärkeres Gleichstrom-Schnellladungssystem nicht auf den 2013 verabschiedeten internationalen Ladestandard Combined Charging System, der für Gleichstromübertragung mit mehr als 70 kW ein erweitertes Steckerdesign mit zwei zusätzlichen Gleichstromkontakten verwendet, sondern überträgt die Spitzenleistung von 135 kW über modifizierte Kontaktstifte in seiner Typ-2-Steckverbindung.[7] Neuere – als Version 2 bezeichnete – Supercharger wurden 2019 auf 150 kW Leistung ausgebaut.[8] Seit 2019 werden Supercharger V3 mit bis zu 250 kW Spitzenleistung aufgestellt, zunächst in Kalifornien.[9] Des Weiteren gab Tesla bei der Vorstellung seines Sattelzugs Tesla Semi bekannt, Megacharger-Stationen zu errichten, um diese innerhalb von 30 Minuten für eine Reichweite von etwa 645 km laden zu können. Die Leistung der Megacharger wird dafür bei über 1 MW liegen und zunächst an Be-/Entladepunkten der Großkunden gebaut.[10][11] Die 60-kWh-Akkumulatoren der ersten Tesla Model S konnten an 90-kW-Superchargerstationen der ersten Generation in 20 Minuten zur Hälfte, in 40 Minuten zu 80 % und in 75 Minuten vollständig geladen werden. Die Leistung der Ladestationen wurde ab 2013 auf 135 kW gesteigert.[12] Inzwischen werden Supercharger mit 250 kW Leistung installiert. An einem Supercharger-Standort werden jeweils zwei Ladesäulen (markiert mit A und B) an dieselbe Drehstrom-zu-Gleichspannungswandlereinheit angeschlossen. Sie besteht aus parallel geschalteten Ladegeräten, die eine Spitzenleistung von 145 kW und 480 V Gleichspannung abgeben. Die Modelle S und X werden vom Supercharger mit maximal 125 kW beschickt, wobei die höchste Ladeleistung nur bei niedrigem Akkustand möglich ist. Wird ein mittlerer Akku-Füllstand erreicht, reduziert das Fahrzeug zur Akkuschonung die Ladeleistung. Dieses Verhalten nutzt Tesla beim Supercharger aus, um mit einer Wandlereinheit zwei Autos an zwei Ladesäulen gleichzeitig zu laden. Sofern nur ein Fahrzeug angeschlossen ist, erhält dieses die Leistung aller zwölf parallelen Ladegeräte, kommt ein zweites dazu, wird die Leistung aufgeteilt, wobei mindestens drei Einheiten das zweite Fahrzeug versorgen, und das erste Fahrzeug mit der übrigen Wandlerleistung versorgt wird. Wenn das erste Fahrzeug mit steigendem Akkufüllstand seine Ladeleistung reduziert, werden weitere Komponenten zur Ladung des zweiten Fahrzeugs umgeschaltet, und es erhält somit eine steigende Wandlerleistung.[13] Die ab 2019 installierten Supercharger V3 sind so aufgebaut, dass jedes Fahrzeug die volle Leistung erhält. Fahrzeuge vom Typ Model 3 können daran mit 250 kW Spitzenleistung laden und damit in 5 Minuten ausreichend Strom für 120 Kilometer Reichweite nachladen.[9] Im Januar 2022 wurde angekündigt, die V3 Supercharger bis Ende des Jahres auf maximal 324 kW Spitzenleistung anzuheben.[14][15] Die Ladestationen können nur von Fahrzeugen der Marke Tesla Motors genutzt werden, die über einen entsprechenden Ladeanschluss verfügen und vom Hersteller für das Laden dort per Software freigeschaltet wurden. Beim Kauf eines Model S und Model X wurde bis 15. Januar 2017 das kostenlose Aufladen an den Tesla Superchargern für die Lebensdauer des Fahrzeuges mitverkauft, je nach Modell und Markt als kostenlose Standardausstattung oder kostenpflichtige Option.[16][6] Danach hieß es zunächst, dass an Neukäufer nur noch 400 kWh (für etwa 1600 km Reichweite, Wert etwa 100 Euro) pro Jahr kostenlos abgegeben und die darüber hinausgehende Nutzung berechnet werde. Im Mai 2017 kündigte Tesla an, dass für seit dem 15. Januar 2017 bestellte Fahrzeuge das kostenlose Laden für den Erstbesitzer des Fahrzeugs gilt. Und ab Mai 2017 wurde kostenloses Laden nur noch gewährt, wenn bei der Bestellung der Empfehlungslink eines Tesla-Eigners angegeben wurde.[17] Ohne Empfehlung sollten ab dem 1. Januar 2018 nur 400 kWh pro Jahr kostenlos sein.[18] Schließlich wurde zum 17. September 2018 das kostenlose Laden für Neukäufer beendet. Immerhin konnten Erstkäufer mit einem Empfehlungslink noch sechs Monate freies Laden bekommen,[19] bevor das Empfehlungsprogramm von Tesla aus Kostengründen zum 1. Februar 2019 eingestellt wurde.[20] Im August 2019 wurde für die Modelle S und X die kostenfreie Nutzung für neuerworbene Fahrzeuge wieder eingeführt.[21] Die 2018 eingeführten niedrigen Preise für die Nutzung der Supercharger wurden Anfang 2019 erhöht. Zunächst wurde eine Erhöhung von etwa 35 % angekündigt, nach heftigen Protesten von Tesla-Kunden wurde die Preiserhöhung auf rund 20 % zurückgenommen.[22] In Österreich von € 0,23 auf € 0,28 je kWh und in der Schweiz von CHF 0,25 auf CHF 0,30 je kWh. In Deutschland, wo aus rechtlichen Gründen nach Zeit statt nach Strommenge abgerechnet wurde, änderten sich die Minutenpreise von € 0,17 auf € 0,20 für Ladeleistungen unterhalb 60 kW und über 60 kW von € 0,34 auf € 0,40.[23][24] Ende April 2019 wurde bekannt, dass die Nutzung der Supercharger in Deutschland nun nach gelieferten kWh und nicht mehr nach Zeit abgerechnet wird. Die durchschnittlichen Kosten in Deutschland lagen 2020 bei 0,33 € pro kWh und stiegen bis März 2022 auf 0,48 € pro kWh.[25] Tesla-Supercharger-Station an der A9 bei Münchberg Hinweisschild für „Tesla Supercharger“ Tesla baut (Stand April 2018) Supercharger-Stationen in Nordamerika, Europa, im Mittleren Osten, Ostasien, Australien und Neuseeland. Tesla betreibt weltweit an 3109 Orten insgesamt 28.143 Supercharger-Anschlüsse (Stand: November 2021).[26] In Deutschland gibt es 105 Standorte (+ 49 in Planung),[27] in Österreich 21 (+ 4 in Planung)[28] und in der Schweiz 22 (+ 7 in Planung).[29] (Alle Angaben Stand 21. November 2021). Dazu kommen noch zusätzlich 19.200 Destination Charger.[30][31][32] Tesla unterhalte damit das engmaschigste Ladesystem der Welt, schreibt ein Online-Mediendienst.[33] Die, Stand Juli 2018, in die Fahrzeuge eingespeiste Energiemenge entspricht einem Äquivalent von 92 Millionen Litern Treibstoff.[34] Laut Tesla Motors wird für alle europäischen Supercharger-Stationen Ökostrom eingekauft.[33] In Deutschland gilt seit dem 17. März 2016 die Ladesäulenverordnung, die das Combined Charging System (CCS) zum verpflichtenden Standard für die öffentliche Gleichstrom-Schnellladung vorgibt. In diesem Zusammenhang waren zuvor Befürchtungen laut geworden, dass Tesla Motors seine deutschen Supercharger mit CCS nachrüsten müsste, falls der damals vorliegende Entwurf der Verordnung unverändert in Kraft treten würde.[35] Seit 24. März 2016 ist Tesla Motors Mitglied der Charging Interface Initiative e. V. (CharIN e. V.),[36] eine Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, CCS zu fördern und zu verbreiten[37] Im Dezember 2018 begann Tesla, an seinen europäischen Superchargerstandorten vorhandene Säulen mit einem zweiten Kabel auszustatten, das mit einem CCS-Stecker versehen ist.[38] Damit können auch die Tesla Model 3, deren ab 2019 in Europa ausgelieferte Exemplare mit einem CCS-Ladeanschluss ausgestattet sind, an Supercharger-Stationen laden. Bis Mitte August 2019 waren bereits über 440 Supercharger-Standorte mit CCS-Kabeln ausgestattet.[39] Der bisher größte Standort in der Schweiz wurde im Mai 2019 in Dietikon, mit 24 Schnellladestationen, eröffnet. Als europäische Neuheit wurde dazu erstmals eine Lounge, unter anderem mit Getränkeautomat, Verpflegungsautomat und Spielkonsole, eingerichtet.[40] Tesla verfolgte zudem den Ansatz, die Supercharger-Stationen zum kompletten automatischen Tausch des Akkus in unter zwei Minuten aufzurüsten, wofür der Unterboden des Model S auch im Sinne der Herstellung und Wartung konstruiert ist. Als Ziel wurde genannt, diesen Tausch schneller[41] und billiger anzubieten als eine reguläre Kraftstofftankfüllung, was 2013 demonstriert wurde. Dagegen wurde von Beobachtern vermutet, dass Tesla diese Lösung vor allem testete, um Umweltauflagen der CARB zu erfüllen und Fördermöglichkeiten in den USA zu nutzen.[42][43] Am 21. Juni 2013 erfolgte durch Elon Musk die Präsentation eines Akkuwechsels in 90 Sekunden auf einer Showbühne.[41] Erst 18 Monate später wurde im Dezember 2014 die erste (und einzige) Station in Betrieb genommen.[44] Die Station wurde gegenüber einem Supercharger an der Harris Ranch bei Coalinga eingerichtet, gelegen zwischen San Francisco und Los Angeles.[45] Jedoch nahmen nur wenige Kunden das Angebot an, sodass das Konzept nicht weiter ausgebaut wurde.[46] Im Juni 2015 berichtete Musk gegenüber Investoren über das schwache Kundeninteresse, was durch eine externe Umfrage bestätigt wurde.[47] In einem Artikel zur Ende 2016 erfolgten Schließung der Prototyp-Station wurde eine Anwenderrückmeldung zitiert, nach der ein Akkuwechsel dort im Schnitt 7 Minuten gedauert habe und unter menschlicher Mitwirkung erfolgte.[48] Von anderen Unternehmen wird das Konzept der Batteriewechselstationen weiter verfolgt. Nachdem 2017 über eine Patentanmeldung seitens Tesla für eine Akku-Schnellwechsel-Station berichtet worden war,[49] könnte dies für Tesla ebenfalls zutreffen. Commons: Tesla Supercharger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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