Wer frei von sünde ist, werfe den ersten stein bedeutung

Stattdessen war seine Antwort an die Pharisäer und Schriftgelehrten: „Wer von euch ohne Sünde ist, wirf den ersten Stein» (Johannes 8:7). … Nach einer Weile stand Jesus auf und sagte zu allen: „Wer hat keine Sünde wirf den ersten Stein.

Werfen Sie den ersten Stein Evangelium?

Aber Jesus lehnte sich zum Boden und schrieb mit dem Finger auf den Boden. 8:7 Und als sie ihn weiter befragten, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe als erster die Stein gegen sie.

Wer ist rein von Sünde?

«Wer ist frei von Sünde, wer den ersten Stein werfen», zitiert der Papst.

Wie hieß die ehebrecherische Frau in der Bibel?

Die Vorstellung, dass Maria Magdalena eine erlöste Sexarbeiterin war, stammt von Papst Gregor I., der dies 591 erklärte. Die Vorstellung se über Jahrhunderte verewigt.

In Johannes 8, 6 heißt es im Zusammenhang mit der Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde: „Aber dies sagten sie und versuchten ihn, ihn anzuklagen. Aber "don Meme", zu ihm gelehnt Boden, hat er mit dem Finger auf den Boden geschrieben." … Wer sich von dir abwendet, wird in den Staub geschrieben …“

ES IST INTERESSANT:  Was passiert, wenn ein Prophet im Namen Gottes spricht?

Liebe Gemeinde, wer von uns kennt sie nicht - diese Szene, die der Predigttext zum heutigen Sonntag schildert. In fast jedem Jesus-Film kommt diese Szene vor, denn sie ist wirklich in ihrer Dramatik filmreif. Seit meiner Studienzeit gehört sie zu den Lieblingsszenen des Neuen Testaments. Umso heftiger traf es mich wie ein Schlag, als ich vor 30 Jahren als junger Pfarrvikar in einem Männerkreis diese Szene auslegen wollte und mir ein kundiger Theologe kurz und knapp erklärte: „In meiner Bibel steht diese Geschichte nicht.“ Und recht hatte er, denn die filmreife Szene findet sich in der Tat in den ältesten Handschriften der Bibel nicht. Sie wurde erst später hinzugefügt. Aber wer wollte bestreiten, dass diese Szene einen Grundzug der Verkündigung Jesu zum Leuchten bringt.

Nun habe ich Sie aber genug auf die Folter gespannt. Ich lese aus dem 8. Kapitel des Johannesevangeliums die Verse 3-11:
„Die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau zu ihm, beim Ehebruch ertappt, und stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden. Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst. Und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verurteilt? Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach, so verurteile ich dich auch nicht. Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“

Dramatische Szenen

Wir sehen sie vor uns, die handelnden Personen dieser filmreifen Szene. Da sind zunächst die Schriftgelehrten und Pharisäer. Leider hat das Wort „Pharisäer“ in unserem Sprachgebrauch einen negativen Klang. Oft gebrauchen wir es im Sinne von „Heuchler“. Damit aber werden wir den Pharisäern nicht gerecht. Sie waren eine religiöse Gruppe, die erfüllt war von ernstem Eifer für Gottes Gebote. Durch strikte Wahrung der auf Mose zurückgeführten Gebote wollten sie einen „Zaun um das Gesetz Gottes“ ziehen und die Menschen von jeglicher Verletzung der Gesetze fernhalten. Sie treten hier auf als jene, die dem Recht zu seinem Recht verhelfen wollen. Nicht um die Befriedigung niedriger Rachgelüste geht es ihnen. Nein: Die Schriftgelehrten und Pharisäer stehen ein für die Rechtsordnung zur Zeit Jesu.

Im Mittelpunkt unserer Szene steht eine Frau. Sie hat nach den religiös-sittlichen Gesetzen ihrer Zeit einen schweren Rechtsbruch begangen. Sie wurde beim Ehebruch ertappt. Das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ war ein zentrales Gebot der mosaischen Überlieferung und auf Ehebruch stand die Todesstrafe des Mannes und der Frau durch Steinigung. Eine solche Steinigung wurde damals vor den Toren der Stadt vollzogen - mit dem Ziel, durch die Tötung das Böse aus der Mitte des Volkes zu tilgen. Warum in unserem Fall nur die Frau als Ehebrecherin zur Steinigung geführt werden sollte und warum nicht zugleich der Mann, wäre ein eigenes Thema. Aber bis heute gibt es in Fragen der Sexualmoral in vielen Teilen der Welt eine Doppelmoral: Was bei Frauen als schweres Ehedelikt angesehen wird, wird bei Männern entschuldigt. Und so werden heute etwa in Afrika aidsinfizierte Frauen als Huren verstoßen, während die Männer, die sie infiziert haben, gesellschaftlich nicht diskriminiert werden. Und bis heute hören wir von Steinigungen von Frauen in bestimmten Regionen, nie aber von einer Steinigung von Männern.

"Ehe wir das Verhalten anderer moralisch verurteilen, sollten wir uns immer zuerst fragen, ob wir selbst mit diesem Urteil nicht ablenken wollen von schwarzen Flecken auf unserer eigenen Lebensweste, die nie so weiß ist, wie wir meinen."

Die wichtigste Person in unserer Szene ist zweifelsohne Jesus. Sein Handeln eignet sich in der Tat bestens für eine Verfilmung. Denn gerade so, als würde ihn das Schicksal der Ehebrecherin kaum berühren, gerade so, als würde es hier nicht um Leben und Tot gehen, inszeniert er eine scheinbare Gleichgültigkeit. Auf den Boden gekauert schreibt er in den Sand. Was er da schreibt, wissen wir nicht. Ob er all die Ehebrüche aufschreibt, die die Männer begangen haben, die hier als Ankläger auftreten? Oder sinnt er darüber nach, wie er der Falle entkommen soll, die ihm die gesetzestreuen Schriftgelehrten gestellt haben? Indem sie die Ehebrecherin zu ihm geführt und ihn gefragt hatten, was er zu ihrer Steinigungsabsicht zu sagen habe, hatten sie ihn nämlich vor eine schwierige Alternative gestellt: Würde Jesus das Gesetz des Mose billigen oder den Ehebruch? Würde er sich auf die Seite des Rechts stellen oder auf die Seite der Sünde? Jesu Ausweg aus dieser Falle ist nicht leicht. Vielleicht braucht er Zeit zum Überlegen und malt derweil im Sand. Jesu Ausweg aus der Falle beginnt mit seiner Antwort: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Wir alle kennen diesen Satz und er ist längst zum geflügelten Wort geworden, wenn Menschen wieder einmal in der Gefahr stehen, über andere ein moralisches Urteil zu fällen. Und in der Tat ist dieses Wort Jesu ein hilfreicher Leitfaden gegen alles heuchlerische Urteilen über andere. Das sollten wir uns alle zum Grundsatz machen: Ehe wir das Verhalten anderer moralisch verurteilen, sollten wir uns immer zuerst fragen, ob wir selbst mit diesem Urteil nicht ablenken wollen von schwarzen Flecken auf unserer eigenen Lebensweste, die nie so weiß ist, wie wir meinen.

Kein Rechtsgrundsatz, sondern Chance auf Neubeginn

Aber Jesu Antwort ist in keinem Fall geeignet, als Grundsatz für eine funktionierende Rechtsprechung zu gelten. Stellen Sie sich doch einmal vor, dass Richterinnen und Richter nur dann Recht sprechen dürften, wenn sie selbst sündlos sind. Natürlich dürfen Richterinnen und Richter selbst nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten, aber ihre eigne moralische Verfassung darf niemals darüber entscheiden, ob ein Urteil, das sie im Namen des Volkes sprechen, gültig ist. Was also soll Jesu Hinweis „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie“?

"Jesus stellt sich nicht auf die Seite der Sünde, aber auf die Seite der Sünderin."

Zunächst einmal sagt Jesus damit: Ihr habt das Recht, ein Urteil zu vollziehen. Unrecht muss Unrecht genannt werden und der Ehebruch der Frau ist nach damaligem Recht ein schwerwiegender Rechtsbruch. Insofern bestreitet Jesus gar nicht das Recht der Ankläger, die Ehebrecherin zu bestrafen. Er stellt sich also auf die Seite des Rechts. Aber er bindet den Vollzug des Rechts an eine Bedingung „Wer unter euch ohne Sünde ist.“ Und da diese Bedingung unerfüllbar ist, kann das Recht nicht vollzogen werden. All dies tut Jesus, weil er nicht will, dass die Handhabung des Rechts keine Spielräume des Lebens mehr lässt. Die Todesstrafe für die Ehebrecherin würde ihr das Leben nehmen und damit auch die Chance, ihr Leben noch einmal neu zu beginnen. Die Handhabung des Rechts muss dem Leben dienen. Sie muss dem Menschen gerecht werden und dem menschlichen Zusammenleben und darf dieses nicht zerstören. Jesus stellt sich also nicht auf die Seite der Sünde und gegen das Recht. Er bagatellisiert nicht den Ehebruch, als sei dies ein Kavaliersdelikt - wie etwa bei einem deutschen Minister, der freudig die Geburt seines außerehelichen Kind bekannt gibt und darin keinen Hinderungsgrund sieht, sich für den Parteivorsitz einer christlichen Partei zu bewerben. Jesus nennt Ehebruch eine Sünde. Er bagatellisiert die Sünde nicht, aber er will für die Ehebrecherin Spielräume des Lebens eröffnen. Jesus stellt sich nicht auf die Seite der Sünde, aber auf die Seite der Sünderin. Er weiß, dass die öffentliche Ächtung der Frau schon Strafe genug für sie ist. Um des Menschen willen, um des Lebens willen aber will Jesus dieser Frau eine Chance zum Neuanfang geben. Und so kommt die Gnade zu ihrem Recht, ohne dass die Sünde verharmlost und Recht ins Unrecht verkehrt würde. Darum schließt die Szene auch mit den Worten Jesu: „Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ Um Ende steht nicht die Rechtfertigung der Sünde, sondern die Rechtfertigung der Sünderin, die nun neu beginnen kann mit einem Leben ohne erneuten Ehebruch.

Lebensdienlich

Dem Recht zu seinem Recht verhelfen und dabei das Leben nicht ersticken, was dies konkret bedeutet, will ich an einer anderen filmreifen Szene verdeutlichen, die im Augenblick viele bewegt. In der Türkei sitzt der 17jährige Marco seit etlichen Wochen in Untersuchungshaft, weil er Sex mit einem 13jährigen Mädchen gehabt haben soll. Beischlaf mit einer 13jährigen ist strafbar, nicht nur nach türkischem Recht auch nach deutschem. Sollte es zum Beischlaf gekommen sein, so wäre nach geltendem Recht eine Strafe unvermeidbar. Rechtsbeugung durch politische Einflussnahme verbietet sich selbstverständlich. Die Unabhängigkeit der Rechtsprechung ist ein hohes Gut, das wir in Europa mühsam errungen haben und nun zu recht auch in der Türkei einfordern. Und doch bleibt die Frage: Muss wirklich, um dem Recht zu seinem Recht zu verhelfen, ein 17jähriger, der sich über die Folgen seines Tuns ganz gewiss nicht im Klaren war und dessen Anteile bei jenem sexuellen Akt zudem sehr strittig sind, muss ein junger Mann deshalb wirklich wochenlang in Untersuchungshaft sitzen? Wird hier nicht ein Rechtsprinzip aufrechterhalten, ohne dass eine dem Leben dienende Rechtsprechung wirklich angewendet wird? Strafe muss sein, gewiss. Aber ist es nicht ebenso wichtig, einem solchen jungen Mann neue Spielräume des Lebens zu eröffnen?

"Jesu Verhalten gegenüber den Pharisäern und gegenüber der Ehebrecherin aber zeigt uns, wie wichtig es ist, bei jedem Urteil, das gesprochen wird, gnädige Spielräume des Lebens zu lassen."

Vor diese Frage führt uns jene alte filmreife Szene der Bibel, in der Pharisäer, eine Ehebrecherin und Jesus die Hauptrollen spielen. Diese Szene lehrt uns, dass die Anwendung des Rechts nicht einfach durch den Hinweis auf Gottes Gnade außer Vollzug gesetzt werden darf, dass aber rechtliche Prinzipientreue nie den Menschen aus dem Blick verlieren darf. Die Handhabung des Rechts muss dem Menschen dienen und seinem Leben. Deshalb gehört zu einer dem Leben dienenden Rechtsprechung das Verbot der Todesstrafe. Denn die Todesstrafe verschließt unwiderruflich die Spielräume des Lebens. Jesu Verhalten gegenüber den Pharisäern und gegenüber der Ehebrecherin aber zeigt uns, wie wichtig es ist, bei jedem Urteil, das gesprochen wird, gnädige Spielräume des Lebens zu lassen. Was Jesus damals wohl in den Sand gemalt hat? Vielleicht hat er geschrieben „Gebt dem Leben eine Chance, und lasst Gottes Gnade zum Leuchten kommen.“ Amen.