Welcher opel wird in eisenach gebaut

In Eisenach (Thüringen) läuft jetzt der SUV "Grandland X" vom Band. Zuvor wurden hier Kleinwagen produziert.

Foto: DPA

Zwei Jahre nach der Übernahme durch den französischen Autokonzern PSA hat Opel sein erstes deutsches Werk komplett umgekrempelt. In der bisher auf Kleinwagen spezialisierten Autofabrik in Eisenach startete am Mittwoch die Produktion des Stadtgeländewagens Grandland. "Das ist ein wichtiger Tag für uns. Das erste deutsche Werk wird umgestellt auf die Zukunft", sagte Opel-Chef Michael Lohscheller in Eisenach. Für den SUV, der bisher in Frankreich gebaut wird, nutzt Opel eine PSA-Plattform.

Anfang 2020 werde eine Hybrid-Variante des Grandland folgen. "Die Elektrifizierung der Opel-Modelle beginnt in Eisenach." Der SUV, dessen Produktion schrittweise vom französischen Sochaux nach Thüringen verlagert werde, soll laut Lohscheller auch auf dem russischen Markt verkauft werden. "Wir gehen dieses Jahr zurück nach Russland. Der Rückzug hat uns schwer getroffen."

Opel hatte Mitte 2015 wegen der Ukraine-Krise die Produktion im Werk in Sankt Petersburg eingestellt und im Frühjahr dieses Jahres die Rückkehr angekündigt. Seit dem PSA-Einstieg könne Opel wieder "auf alle Märkte der Welt", sagte Lohscheller.

Opel-Werk in Eisenach stand lange auf der Kippe

Der US-Autobauer General Motors (GM), zu dem Opel bis 2017 gehörte, hatte den Verkauf von Opel-Modellen schrittweise auf Europa beschränkt. Nach Unternehmensangaben fahren aktuell noch rund 400.000 Opel auf Russlands Straßen.

Das Eisenacher Werk mit derzeit 1400 Beschäftigten hatte bis zur Investitionsentscheidung für den Grandland im Juni 2018 auf der Kippe gestanden. Daran erinnerten Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Betriebsratschef Bernd Lösche. Sie bekräftigten die Forderung nach der Produktion eines zweiten Modells, um die Autofabrik stabil auszulasten. Ramelow: "Herr Lohscheller, Sie sind ein Langstreckenläufer. Wir brauchen langfristig ein zweites Auto und eine dritte Schicht."

ANZEIGE

Thüringens Ministerpräsident sagte, er hoffe, dass in Eisenach künftig zwischen 80.000 und 100.000 Autos pro Jahr gebaut werden. Das Land hatte Opel durch die Übernahme von Grundstücken und Ausbildungsförderungen unterstützt.

Der Eisenacher Werkleiter Fernando Andreu geht wie Lohscheller davon aus, dass der SUV das Werk sichert. Es handele sich um ein Volumenmodell in einem Wachstumssegment. 30 Prozent aller von Opel verkauften Fahrzeuge seien SUVs. Auf der Fertigungslinie könnten Autos mit Benzin-, Diesel- und Hybridantrieb gebaut werden - je nach Kundennachfrage.

ANZEIGE

Fast jeder dritte verkaufte Opel ist ein SUV

Der Produktionschef der PSA-Gruppe, Yann Vincent, nannte als Ziel eine Nettokosteneinsparung von 700 Euro pro Fahrzeug über alle Marken von PSA hinweg. "Effizienzsteigerung ist die einzige Möglichkeit, die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens zu sichern."

Im Mai war in Eisenach die Fertigung des Kleinwagens Corsa nach 26 Jahren eingestellt worden. Danach begann der etwa zehnwöchige Umbau. Der Corsa kommt nur noch aus dem spanischen Saragossa. Im Zuge der Umstrukturierung verließen etwa 400 Arbeitnehmer mit Abfindungen oder Altersteilzeit die Thüringer Fabrik. Es könnte eine weitere Abfindungsrunde für bis zu 200 Beschäftigte geben, hieß es in Eisenach.

Kurz nach der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze entschied sich die Opel AG für den Automobilstandort Eisenach in Thüringen. Statt „Wartburg“ wurde im ehemaligen Automobilwerk Eisenach (AWE) bereits am 5. Oktober 1990 der erste Vectra A (ein Vectra GL mit 1,6 Liter 55kW/75PS Motor) zusammengebaut. Die in Rüsselsheim vormontierten und lackierten Karossen gelangen per Bahn ins Werk Eisenach und werden dort von rund 200 Beschäftigten komplettiert. Am 16. Oktober 1991 läuft bereits der 10.000 Vectra vom Band.

Am 7. Februar 1991 folgte der Grundstein zum Bau des neuen Opel-Werks in Eisenach. Umfangreiche Schulungsmaßnahmen im Opel-eigenen Bildungswerk Eisenach bereiteten in der Übergangsphase viele Mitarbeiter der AWE auf ihre neuen Aufgaben vor. Am 23. September 1992 wurde das Werk mit der Herstellung des Astra F eröffnet. Zukunftsweisend waren die schlanken Fertigungsmethoden. Ein Jahr später kam der Corsa B hinzu, auf den sich das Werk ab 1995 wegen der starken Nachfrage konzentrierte.

Für zusätzliche Beschäftigung sorgte in den Jahren 1998-2000 die temporäre Fertigung des Astra G, während bald mit einem Corsa Edition 100 die erste Million „Opel aus Eisenach“ überschritten wurde. In 1999 werden 79.487 Corsa und 72.500 Astra im Dreischichtbetrieb hergestellt.Das Werk trug einen großen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung in der Region Thüringen bei. Rund 3.500 Arbeitsplätze entstanden allein bei der Zulieferindustrie sowie bei Dienstleistern. Aber auch vor dem Hintergrund seiner erfolgreichen Entwicklung ist Eisenach heute hinsichtlich Umweltverträglichkeit, Fertigungstechnologie und Produktionssystem eines der modernsten Automobilwerke der Welt. Mit seinem Produktionssystem stand das Werk Pate für den Aufbau neuer Werke innerhalb des GM Konzerns, etwa für die Produktionsstätten Rosario (Argentinien), Rayong (Thailand), Gliwice (Polen) oder Rüsselsheim.

Als im Jahr 2001 die unterbrochene Produktion des Astra wieder anlief, konnten zusammen mit dem Opel Corsa Fünf- und Dreitürer drei Karosserievarianten auf einer Linie gefertigt werden. Zum 10. Jahrestag des Werkes Eisenach und rechtzeitig zum 20. Geburtstag des Opel Corsa, kam das von den Mitarbeitern gestaltete Sondermodell Corsa C Black & Silver auf den Markt. Mit der ebenfalls in Eisenach entwickelten Sondermodellreihe Corsa C Blue & Silver zählte die Statistik im Jahr 2003 zugleich den 1,5 Millionsten Opel aus Eisenach. Im Dezember 2004 folgte das 1,75 Millionste Fahrzeug „made in Eisenach“, diesmal ein magmaroter Corsa C GSi.

Das Jahr 2005 stand mit umfangreichen Neu- und Umbaumaßnahmen ganz im Zeichen der Vorbereitungen auf das neue Corsa D Modell, dessen Produktionsstart im August 2006 erfolgte. Da die Corsa Fertigung auch im Spanischen Werk Zaragoza erfolgt, teilt man heute wie früher die Produktion entsprechend der Modelle und der aktuellen Auslastung auf. In Eisenach werden nur die 3-türer Modelle hergestellt, in Spanien beide Varianten. Im September 2010 fällt die Entscheidung, auch die nächste Corsa Generation, den Corsa E, in Eisenach zu produzieren.

In den Werksferien 2011 investierte man 190 Millionen € in neue Maschinen und Werkzeuge. Bis Ende 2012 wurde das Werk komplett erweitert, um den ADAM (Projektname „Junior“) rechtzeitig zum Verkaufsstart Anfang 2013 fertigen zu können. Die Fahrzeuggeometrie des Adam erforderte den Umbau aller Fertigungseinrichtungen im Rohbau. Die Decklacklinie wurde von der manuellen Fertigung auf Roboterlackierung umgebaut. Somit war nun ein optimaler und ökonomischer Farbauftrag bei den unterschiedlichen Karosserieformen möglich. Unter modernster Roboter-Applikationstechnik werden die Fahrzeuge schneller und vor allem qualitativ noch hochwertiger lackiert, welches man mit dem drei Millionsten Auto am 23. April 2014 unter Beweis stellte. Im Beisein zahlreicher Gäste rollte pünktlich um 11.30 Uhr ein weißer ADAM mit ardenblauem Dach vom Band.

Nach zweieinhalbjähriger Phase mit nur zwei Schichten arbeitet das Werk seit Juli 2015 wieder im Drei-Schicht-Betrieb. Für „ein Umdenken“ sorgt ab dem 1.September 2015 auch der jüngste Werksleiter bei Opel. Der 33 Jahre alte Belgier Pieter Ruts hatte eine andere Sichtweise auf manche Dinge. Verbunden mit einer Aufbruchsstimmung für neue innovative Ansätze blickten damals die rund 1.850 Mitarbeiter bei der Opel GmbH in Eisenach hoffnungsvoll in die Zukunft. Ab dem 01. Januar 2018 löst Fernando Andreu (ehemaliger Werk Leiter in Zaragoza) ab. Ab Mai 2019 muss die Corsa und Adam Produktion aus Eisenach weichen. Rund 2,9 Mio Corsa wurde seit 1993 hier gebaut, dazu 315.000 Adam Modelle seit Januar 2013. Die letzten Corsa E Modelle sowie der neue Corsa F wird nach Spanien verlagert, der Adam wird eingestellt. In der dreimonatige Umbauzeit werden in einer Kurzarbeitsphase die Mitarbeiter geschult, um ab August 2019 den Grandland X in Thüringen zu fertigen. Er wurde bisher bei PSA in Sochaux gefertigt. Dabei entfallen 450 der 1800 Arbeitsplätze. Leider verlief der Anlauf nicht so wie geplant. Für die 20 Jahre alten Maschinen und IT wurde zu wenig investiert. Statt wie geplant 220 Autos je Schicht zu produzieren, liefen zunächst nur 80-90 Fahrzeuge vom Band. Mit Nachbesserungen versucht man die Produktion hochzufahren. Bis dahin werden in Sochaux weiterhin Fahrzeuge parallel produziert. Durch die COVID-19 Pandemie ist das Werk zwischen dem 17. März 2020 und 04. Juni 2020 geschlossen. Im Anschluss wurden die Produktionsabläufe verbessert, so das ca 170 Fahrzeuge je Schicht produziert werden konnten. Zunächst startete man Einschichtig, ab Herbst 2020 sollte dann auf Zweischichtig wieder umgestellt, da der Bedarf an Fahrzeugen sich erhöhte. Da aber anscheinend zu wenig Mitarbeiter für eine zweite Schicht zur Verfügung stehen, verlagert man für ca 3 Monate die erst am 02. März 2020 bzw. 21. Juli 2020 gestartete Produktion der Hybridmodelle (Allrad/Frontantrieb) zurück nach Sochaux (Frankreich) zu PSA. 

Am 23. Juli 2021 feiert das Werk den 100.000ste Opel Grandland „Made in Eisenach“. Es handelte sich um ein Vorserienexemplar des neuen Faceliftmodelles. Ende September verkündet Opel sehr spontan, das aufgrund des Halbleitermangels auf dem Weltmarkt die Produktion im Werk Eisenach für mindestens 3 Monate bis Ende 2021 ruht. Die Fertigung neuen Faceliftmodelles Grandland erfolgt in dieser Zeit ausschließlich in Sochaux (Frankreich)