Welche stadt ist die hauptstadt von deutschland

Heute gilt Berlin zweifellos als die Hauptstadt Deutschlands und eine der wichtigsten Hauptstädte Europas. Im Laufe der Geschichte war sein Status jedoch von vielen Umbrüchen geprägt. Die Stadt Berlin war nach und nach die Hauptstadt des Königreichs Preußen, des Wilhelminischen Reiches, der Weimarer Republik und dann des nationalsozialistischen Regimes, bevor es 40 Jahre lang durch den berüchtigten "Eisernen Vorhang" in zwei Teile geteilt wurde. Erst nach dem Fall der Berliner Mauer und einem sehr angespannten Beschluss im deutschen Bundestag wurde Berlin am 3. Oktober 1990 wieder zur Hauptstadt Deutschlands.

Es lohnt sich, einen kurzen Zeitausflug in die Geschichte dieser Stadt zu unternehmen, die Europa geprägt hat, und die Umstände darzustellen, unter denen die Stadt Berlin in den letzten 50 Jahren zunächst verloren und dann wieder ihren Titel als Hauptstadt Deutschlands erlangt hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg trafen sich die Siegermächte in Potsdam, um die Karten von Europa und insbesondere Deutschland neu zu ordnen. Nach dem Potsdamer Abkommen erhalten die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich und die UdSSR jeweils einen Teil deutschen Gebietes, auf dem sie militärische und quasi politische Kontrolle ausüben. Berlin ist in vier Zonen unterteilt und steht (buchstäblich) im Zentrum der Auseinandersetzungen zwischen den drei Westmächten und der UdSSR.

1948 betrieben die Sowjetmächte, die die ganze Stadt unter Kontrolle haben wollten, eine Blockade, die alle Straßen und Wasserwege lahm legte. Diese Blockade zwang die drei Westmächte, eine Luftbrücke zu errichten, um ihre Garnison und die Berliner Bevölkerung zu versorgen. Nur ein Jahr später, im Mai 1949, nahmen die Sowjets, die ihr Scheitern anerkannten, die Blockade auf. Als Ergebnis dieser Blockade gründeten die Westmächte Westdeutschland und die Sowjetunion Ostdeutschland.

Ostdeutschland oder die DDR (Deutsche Demokratische Republik)

Die DDR unter sowjetischer autoritärer Herrschaft übernahm die moralischen Ideale des kommunistischen Regimes - wie die Abschaffung des Privateigentums (im September 1945 wurden große Grundbesitzer infolge der "Agrarreform" enteignet) und strenge Maßnahmen zur Bevölkerungsüberwachung (die Stasi, die ein großes Netz von Informanten und Agenten eingesetzt hatte, die Meinungen und Aktivitäten der Bewohner genau verfolgte und diejenigen ausschloss, die sich dem Regime widersetzten). Der Höhepunkt dieser Regierungsaktivitäten lag in Ost-Berlin, das zur Hauptstadt der DDR geworden war.

Westdeutschland oder die BRD (Bundesrepublik Deutschland)

Die BRD umfasst die von den USA, Frankreich und dem Vereinigten Königreich besetzten Gebiete. Seit 1949 bilden diese Zonen einen unabhängigen Staat, der offiziell mit mehr westlichen Werten wie Demokratie und Kapitalismus durchdrungen ist (aber immer noch unter starker Aufsicht steht). Die Stadt Bonn fungiert als Hauptstadt der ehemaligen Bundesrepublik als "Übergangslösung".

Trotz dieser Trennung verschärften sich die Spannungen zwischen Ost- und Westdeutschen und führten 1961 zum Bau der Berliner Mauer. In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 errichtete die DDR eine 44 Kilometer lange Mauer durch die Stadt Berlin, um den Zustrom und die Auswanderung der Ostdeutschen nach Westdeutschland zu stoppen. Die Berliner Mauer, abwechselnd "Eiserner Vorhang", "Mauer der Schande" oder "Antifaschistische Schutzmauer" genannt, ist mehr als nur eine Teilung der Stadt. Sie teilte Deutschland in zwei Teile und wurde zum Symbol des Kalten Krieges.

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 bedeutete fast bereits das Ende des kommunistischen Blocks und ebnete den Weg für die Wiedervereinigung Deutschlands. Im Oktober 1990 führte der Zusammenbruch des kommunistischen Blocks in Osteuropa zum Verschwinden der DDR 41 Jahre nach ihrer Gründung. Die DDR wurde schließlich am 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Wiedervereinigung, von der Bundesrepublik übernommen.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Frage nach der zukünftigen Hauptstadt für in- und ausländische Beobachter entscheidend. Mit dem Einigungsvertrag von 1990 und dem Beschluss der Bundestagsabgeordneten am 20. Juni 1991 wurde Berlin zur Hauptstadt (Hauptstadtbeschluss) und zum Sitz der vereinigten deutschen Regierung gewählt. Warum wurde Berlin zur Hauptstadt? Die Verleihung des Hauptstadtrechts an die Stadt Berlin ist nicht nur wegen ihrer Infrastruktur und Lage eine logische Wahl, sondern auch eine symbolische Wahl, da sie das Schicksal Deutschlands kristallisiert, da Berlin während der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands das Zentrum des Freiheitskampfes war.

Berlin ist eine Stadt, von der man meinen könnte, dass sie auf dem Sprichwort "eine Zivilisation, die ihre Vergangenheit vergisst, ist dazu verdammt, sie wieder zu erleben" gebaut wurde (George Santayana, The Life of Reason). Tatsächlich vermischt die Stadt moderne Gebäude, die der Welt offen stehen, mit älteren, Überresten von Ereignissen, die die Geschichte der Menschheit geprägt haben. Damit ist die Stadt Berlin das Symbol für ein neues, wiedervereinigtes Deutschland. Die Architektur seiner Straßen, Denkmäler und Gebäude bewahrt eifrig die Zeugnisse seiner Geschichte. Die Stadt wird zum Schaufenster für die Erinnerung an die Ereignisse, die in den letzten Jahrhunderten die größten Auswirkungen auf Europa hatten.

Autorin

Schreiben und Entdecken sind meine Leidenschaften. Berlin fasziniert mich, vor allem seine Modernität und seine Fähigkeit, sich ständig zu erneuern.

von und

Die Hauptstadt Deutschlands ist Berlin. Hier sieht man das weltbekannte Brandenburger Tor.


Kannst du mir die Hauptstadt von diesem oder jenem Land nennen? Das ist eine beliebte Quizfrage. Von Deutschland ist die Hauptstadt Berlin, von Polen Warschau, von Schweden Stockholm. Hauptstadt ist meistens die Stadt eines Landes, in der Regierung und Parlament ihren Sitz haben. Oft ist das die größte Stadt des Landes, das muss aber nicht immer so sein. Washington zum Beispiel ist die Hauptstadt, aber keineswegs die größte Stadt der USA.

Budapest, die Hauptstadt von Ungarn. Hier sieht man am Ufer der Donau das Parlamentsgebäude.

London ist die Hauptstadt von Großbritannien. Hier sieht man zwei Wahrzeichen der Stadt: Big Ben, den Glockenturm des Parlaments, und das Riesenrad "London Eye".

Die französische Hauptstadt Paris mit dem weltberühmten Eiffelturm.

Frankfurt ist seit dem Mittelalter ein politischer Zentralort in Deutschland – auch wenn es nie eine „Hauptstadt“ im Sinn der Verfassung war. Marc Giai-Miniet zeigt in seinem Modell die Geschichte und Facetten der heimlichen Hauptstadt".

Nach dem Zweiten Weltkrieg wäre Frankfurt fast die Hauptstadt der neuen Bundesrepublik Deutschland geworden. Auch wenn Frankfurt nie eine richtige Hauptstadt war, hatte sie doch seit dem Beginn ihrer Geschichte Hauptstadtfunktionen: Das Ostfrankenreich der Karolinger im 9. Jahrhundert hatte hier sein Zentrum, seit dem 12. Jahrhundert wurden die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation hier gewählt und zum Teil auch gekrönt. Zwischen 1816 und 1866 tagte hier der Deutsche Bund und machte Frankfurt so zu einer Hauptstadt im Verfassungssinn. Die erste deutsche Nationalversammlung 1848/49 kam in der

Frankfurter Paulskirche zusammen. Frankfurt sollte die Hauptstadt eines neuen Deutschen Reichs werden, was sich allerdings nie durchsetzte.

Mit der preußischen Annexion 1866 verlor Frankfurt seinen Status als Freie Stadt und fiel gegenüber Berlin in die zweite Reihe zurück. Erst der Ausgang des Zweiten Weltkriegs änderte dies wieder: Frankfurt war der „natürliche“ Kandidat für die Hauptstadt der neuen Bundesrepublik. Das schon gewonnen geglaubte Rennen wurde bekanntlich an Bonn verloren. Die Stadt konzentrierte sich daraufhin auf ihre altbewährte Rolle als deutsches Finanzzentrum. Das Hauptquartier der Amerikaner in Frankfurt gab den Ausschlag für die Ansiedlung der Bank Deutscher Länder (später Bundesbank). Seit 1998 ist Frankfurt Sitz auch der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Neubau der EZB hat Frankfurt den Ruf als dritte europäische Hauptstadt (nach Brüssel und Straßburg) verschafft.

Der Reichstag in Berlin ist seit 1999 Sitz des deutschen Bundestages. Berühmt ist seine begehbare Glaskuppel, die man auch als Tourist besuchen kann.Quellee: © Marc Pinter, shutterstock

Mehr als 40 Jahre lang war Bonn die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Heute ist die Hauptstadt Berlin. Warum ist das so? Das möchte Sasscha, 10 Jahre, wissen.

1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Doch Berlin, das seit dem Kaiserreich deutsche Hauptstadt gewesen war, war nun geteilt und lag inmitten der ebenfalls neu gegründeten DDR.

Also musste eine neue Haupstadt her. Unter anderem Köln, Düsseldorf und Frankfurt am Main bewarben sich. Doch dann fiel die Entscheidung auf das bis dahin eher unauffällige Bonn. Aus guten Grund: Nach dem Ende des Nationalsozialismus sollte die neue Haupstadt der Bundesrepublik nicht groß und prunkvoll sein, sondern klein und bescheiden. Außerdem hofften die meisten Politiker, dass die Teilung Deutschlands nicht von langer Dauer wäre und bald Berlin wieder Haupstadt werden würde.

Warum der Umzug nach Berlin?

Nachdem Deutschland am 3. Oktober 1990 wieder vereint wurde, wollte man die Hauptstadt wieder nach Berlin verlegen. Dazu wurde am 20. Juni 1991 der sogenannte Hauptstadtbeschluss ausgegeben. Man wollte so die deutsche Einigung perfekt machen und die Regierung wieder in die Stadt bringen, in der sie bereits 1871 ihren Sitz hatte.

Ein teurer Umzug Mit dem Hauptstadtbeschluss war Berlin zwar offiziell die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, aber der Regierungssitz befand sich immer noch in Bonn. Am 26. April 1994, dreieinhalb Jahre nach der Wiedervereinigung, wurde das Berlin/Bonn-Gesetz verabschiedet. Darin wurde der Umzug des Bundestages, sowie der Ministerien und Behörden von Bonn nach Berlin endgültig beschlossen.

In den folgenden Jahren wurden in Berlin die entsprechenden Räumlichkeiten gebaut und eingerichtet. Insgesamt 22 Bundesinstitutionen, das heißt Ministerien und andere Behörden mussten ihre Unterlagen und Arbeitsplätze nach Berlin schaffen. Ein gewaltiger und vor allem teurer Aufwand. Insgesamt 20 Milliarden D-Mark (10,2 Milliarden Euro) kostete der Umzug inklusive der Baumaßnahmen.

Der Bundestag im Reichstag Der größte Aufwand war der Umzug des Bundestages. In 1200 Lastwagen wurden die Büromöbel der Abgeordneten nach Berlin gebracht. 14.000 Stühle wechselten die Bundesbüros. 49.000 Meter Bücher und Aktenordner wurden nach Berlin geschafft. Im Herbst 1999 war es endlich geschafft: Der Bundestag konnte die erste Sitzung im Reichstagsgebäude halten. Seitdem ist Berlin wieder die Hauptstadt und der Regierungssitz der Bundesrepublik.

Ausgleich für Bonn

Heute sind fast alle Regierungseinrichtungen in Berlin. Nur fünf Ministerien – unter anderem das Verteidigungsministerium und das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft – sind in Bonn geblieben, um den Bonnern nicht komplett alles zu nehmen. Bonn erhielt als Ausgleich außerdem spezielle Fördergelder und darf den einmaligen Titel Bundesstadt führen.

2006 wurde im Rahmen der Föderalismusreform der Status Berlins als Hauptstadt offiziell in die Verfassung übernommen.