Welche höhlen gehören zu den nasennebenhöhlen

Die Nasennebenhöhlen (siehe Abb.) sind luftgefüllte Hohlräume mit einem Zugang zur Nasenhaupthöhle. Zu den Nasennebenhöhlen zählen die Kieferhöhlen, dieSiebbeinzellen, die Stirnhöhlen sowie die Keilbeinhöhle. Belüftungs- und Sekretabflusswege von Kieferhöhlen, Siebbeinzellen und Stirnhöhlen münden gemeinsam unter der mittleren Nasenmuschel in einer Engstelle, die als Infundibulum bezeichnet wird.

Welche höhlen gehören zu den nasennebenhöhlen

Projektion der Nasennebenhöhlen auf den knöchernen Schädel in frontaler und seitlicher Ansicht. 
Georg Thieme Verlag, Stuttgart R. Probst / G. Grevers / H. Iro Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, 3. Auflage 2008

NASENNEBENHÖHLENENTZÜNDUNG

Diese Region besitzt eine Schlüsselfunktion bei der Entstehung chronischer Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis, Rhinosinusitis, Nasenpolypen), da Schwellungszustände im Rahmen chronischer Entzündungsprozesse der Nasenschleimhaut nicht nur zu einer erschwerten Nasenatmung, sondern gerade an dieser Engstelle am Übergang zu den Nasennebenhöhlen auch zu einer Behinderung der Belüftung und des Sekretabflusses aus den Nasennebenhöhlen führen können. Die Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), vor allem in ihrer chronischen Verlaufsform, hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen und zählt heute zu den häufigsten Erkrankungen der westlichen Industrienationen.

Typische Symptome umfassen häufige Infekte, Sekretfluß im Rachen, Räusperzwang und morgendliches Abhusten, Schwellungsgefühl in der Nase und Druckgefühl über den Nasennebenhöhlen sowie Reduzierung des Allgemeinbefindens. Die Einschränkung der Lebensqualität bei den Betroffenen wird häufig unterschätzt, das Krankheitsbild selber auch von Ärzten immer wieder bagatellisiert, obwohl zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen konnten, daß diese Patienten unter einer erheblichen – Diabetikern und chronisch Herzinsuffizienten vergleichbaren – Einschränkung ihrer Lebensqualität leiden.

Sowohl konservative, als auch chirurgische Behandlungsmethoden sind in den vergangenen drei Jahrzehnten zwar erheblich weiterentwickelt worden (Behandlungskonzept chronische Nebenhöhlenentzündung), so sind invasive Operationen der Nebenhöhlen bereits alltäglich. Dennoch muss immer wieder betont werden, dass die chronische Nasenebenhöhlenentzündung eine Vielzahl von Ursachen haben und die Behandlung sich im Einzelfall durchaus schwierig gestalten kann.

Die therapeutische Strategie (Behandlungskonzept chronische Nebenhöhlenentzündung) selbst muss auf Grund der Komplexität des Krankheitsbildes individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden und gehört – insbesondere, wenn es um Fragen der chirurgischen Sanierung geht – in die Hand des Erfahrenen.

Die mit Schleimhaut ausgekleideten Nasennebenhöhlen zählen zu den sogenannten lufthaltigen Knochen, den Ossa pneumatia, die beim Menschen ausschließlich am Schädel zu finden sind.

Sie stehen mit der Haupthöhle der Nase in Verbindung und dienen so der Befeuchtung und Anwärmung der Atemluft, sowie als Resonanz- und Klangkörper zur Sprachbildung.

Der Aufbau der Nasennebenhöhlen entspricht der Leichtbauweise des Schädels.

Während einige Nasennebenhöhlen bereits bei der Geburt angelegt sind, entstehen andere erst postnatal. Ihre endgültige Größe erreichen sie erst im Jugendalter und können dann in ihrer Form und Größe sehr variabel sein.

Aufgrund der Verbindung der Nasennebenhöhlen mit der Nasenhöhle sind sie in Physiologie und Pathologie schwer getrennt voneinander zu betrachten.

Kurzfakten
Sinus maxillaris = Kieferhöhle Liegt im Corpus der Maxilla; Besitzt ein Volumen von etwa 12-15 cm³
Cellulae ethmoideales = Siebbeinzellen 2 - 10 größere Cellulae ethmoidales anteriores und 2 - 6 kleinere Cellulae ethmoidales posteriores
Sinus frontalis = Stirnhöhle Liegt in der Pars nasalis des Os frontale; Vier Formvarianten: Blattform, Bohnenform, Mitralform (am häufigsten) und Pyramidenform
Sinus sphenoidalis = Keilbeinhöhle Liegt paarig im Os sphenoidale vor; Grenzt nach oben an die Sella turcica (Türkensattel) und an die vordere und mittlere Schädelgrube

Die Kieferhöhle liegt im Corpus der Maxilla und füllt diesen weitgehend aus. Mit einem Volumen von etwa 12-15 cm³ ist sie die größte der Nasennebenhöhlen. Beim Erwachsenen wird sie als liegende, vierseitige Pyramide beschrieben. Sie grenzt kranial an den Orbitaboden und kaudal an den Zahnbogen der Maxilla sowie an den seitlichen Gaumen. Dadurch kann es durch Nervenreizungen bei Kieferhöhlenentzündungen zu Zahnschmerzen kommen.

Vorne und seitlich wird sie durch die Processus frontalis und zygomaticus begrenzt, die vom Oberkieferbogen seitlich der Orbitae zum Neurokranium hochziehen. Nach hinten läuft die Kieferhöhle in das Tuber maxillae aus, eine knöcherne Erhebung gleich hinter dem letzten oberen Backenzahn. Ihre Mündung befindet sich im Hiatus semilunaris.

Unter dem Begriff Siebbeinlabyrinth werden alle 8 bis 15 Siebbeinzellen zusammengefasst, die zwischen oberer Nasenhöhle und Orbita liegen. Dazu zählen 2 bis 10 größere Cellulae ethmoidales anteriores und 2 bis 6 kleinere Cellulae ethmoidales posteriores.

Die vorderen und mittleren Siebbeinzellen münden unter der Concha nasalis media (mittlere Nasenmuschel) über den Hiatus semilunaris in den mittleren Nasengang. Die hinteren Siebbeinzellen münden unterhalb der Concha nasalis superior.

Die größte Siebbeinzelle ist die Bulla ethmoidalis. Sie befindet sich oberhalb des Hiatus semilunaris. Weitere Zellen sind die Onodi-Grünwald-Zelle, die dorsal in der Nähe des Canalis opticus liegt, und die Haller-Zelle, die sich bis in das Dach der Kieferhöhle erstrecken kann und einen Teil des Orbitabodens bildet.

Die Stirnhöhle liegt in der Pars nasalis des Os frontale über der Nasenwurzel und oberhalb der Augenbrauen. Aufgrund ihrer Variabilität in Form und Ausdehnung kommt sie im europäischen Raum gleich in vier Formvarianten vor: Blattform, Bohnenform, Mitralform (am häufigsten) und Pyramidenform.

Ihr Boden grenzt an die Orbita und entspricht Teilen des Orbitadachs. Als Vorderwand dienen die supraorbitalen Stirnpartien zwischen den seitlich angrenzenden Arcus superciliares (Augenbrauenwülste). Mittig liegt die als Glabella bezeichnete, meist haarlose Hautregion zwischen den Augenbrauen.

In manchen Fällen kann die Stirnhöhle scheitelwärts auch bis zu 5 cm weit über den Augenhöhlenrand hinausragen. Ihre Ausbreitung nach medial ist sehr variabel und durch die dort liegenden Siebbeinzellen begrenzt.

Durch ein Septum ist sie in eine rechte und linke Höhle aufgeteilt. Aufgrund der paramedianen Lage des Septums sind diese meist ungleichmäßig ausgebildet. Ihre Mündung liegt im vorderen Ende des Hiatus semilunaris, von wo aus ein kurzer Kanal in die Pars nasalis des Stirnbeins zieht.

Die paarig ausgebildete Keilbeinhöhle liegt im Os sphenoidale und damit von allen Nasennebenhöhlen am weitesten dorsal. Ein Septum intersphenoidale teilt sie in eine rechte und linke Höhle. Da dieses Septum meist schräg angelegt ist, erscheinen die beiden Höhlen asymmetrisch.

Die Keilbeinhöhle füllt den Keilbeinkörper aus und grenzt nach oben an die Sella turcica (Türkensattel) und an die vordere und mittlere Schädelgrube.

Dadurch liegt sie in unmittelbarer Nähe zur Hypophyse und zum Sinus cavernosus, sowie zum Canalis opticus und zum Chiasma opticum. Ihr Boden bildet das Dach des Nasopharynx und die Hinterwand den Clivus, dem der Pons cerebri aufliegt. Sie mündet in den Recessus sphenoethmoidalis oberhalb der Concha nasalis superior.

Die Keilbeinhöhle bietet einen geeigneten operativen Zugangspunkt von der Nasenhöhle zur Hypophyse, bspw. zur Entfernung von Hypophysentumoren.

Die Kieferhöhle sowie die Ethmoidalzellen sind bereits bei der Geburt vorhanden. Etwa ab dem zweiten Lebensjahr entwickelt sich dann die Stirnhöhle, und erst zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr beginnt die Ausbildung der Keilbeinhöhle. Auf Röntgenbildern ist sie sogar erst ab dem achten Lebensjahr erkennbar.

Mit Ausnahme der Keilbeinhöhle, die durch Pneumatisation des Keilbeinkörpers entsteht, werden die Nasennebenhöhlen in der Embryonalentwicklung als Schleimhautausstülpungen an der Stelle angelegt, wo später die jeweilige Mündung zur Nasenhöhle liegt.

Von diesem Punkt aus entwickeln sie sich in den Knochen hinein, nach dem sie benannt werden. Auslöser dieser Entwicklung ist die Ausbildung des Dauergebisses, während der der Kieferbogen einem starken Wachstum unterliegt.

Die vorderen und mittleren Siebbeinzellen sowie die Stirnhöhle werden von der A. ethmoidalis anterior versorgt. Die hinteren Siebbeinzellen und die Kieferhöhle hingegen erhalten ihr Blut über die A. ethmoidalis posterior. Beide Arterien entspringen der A. ophthalmica, einem Gefäßast der Arteria carotis interna.

Die Kieferhöhle wird zusätzlich noch über die A. infraorbitalis und die A. alveolaris superior posterior der Arteria maxillaris versorgt.

Die Venen der Nasennebenhöhlen bilden ein Geflecht, das mit dem Plexus pterygoideus, den Gesichtsvenen und bei Kindern über ein Emissarium mit dem Sinus sagittalis superior in Verbindung steht.

Die sensible Innervation erfolgt hauptsächlich über Äste des N. ophthalmicus (V1). Der N. ethmoidalis posterior innerviert die Keilbeinhöhle und die hinteren Siebbeinzellen und der N. ethmoidalis anterior die restlichen Sinus. Die Kieferhöhle wird zusätzlich von den Nn. alveolares superiores aus dem N. maxillaris (V2) innerviert.

Die Nasennebenhöhlen werden von respiratorischem Flimmerepithel ausgekleidet, das allerdings weniger hoch ist und weniger Becherzellen enthält als das der Nasenschleimhaut. Die hier vorwiegend mukösen Drüsen sind spärlich und die Lamina propria ist dünn ausgebildet.

Gelegentlich wird die Schleimhautauskleidung der Nasennebenhöhlen auch als Mukoperiost bezeichnet, da die Lamina propria direkt in das Periost des Knochens übergeht.

Da die Venenplexus der Nasenhöhle nur bis an die Öffnungen zu den Sinus heranreichen, können sie zum Beispiel im Rahmen einer Erkältung zuschwellen.

Die Nasennebenhöhlen sind von verschiedenen Schädelperspektiven aus sichtbar. Dazu haben wir mehrere Lerneinheiten vorbereitet:

Die Schleimhaut der Nasennebenhöhlen zeigt bei Gesunden nur in Ausnahmefällen eine Besiedelung mit Bakterien aus dem Nasen- und Rachenraum. Entzünden sich diese Schleimhäute, dann spricht man von einer Sinusitis. Dabei wird anhand des zeitlichen Verlaufs zwischen einer akuten und einer chronischen Sinusitis unterschieden.

Die Ursache ist meist eine virale oder bakterielle Infektion im Bereich der Nasenhöhle. Sekret gelangt in die Nasennebenhöhlen, aufgrund der entzündlich geschwollenen Schleimhaut aber nur schwer wieder hinaus. Auf diese Weise bleiben auch die Erreger in den Nebenhöhlen und können schwerer eliminiert werden.

Da Rhinitiden und Sinusitiden sehr oft gemeinsam auftreten, wird in der Praxis meist von einer Rhinosinusitis gesprochen. Typisch sind ein plötzlicher Beginn, nasale Obstruktion und Schmerzen im Bereich des Gesichtsschädels, die sich auf Druck oder durch Bücken oder Pressen verschlimmern können.

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Quellen:

  • G. Aumüller, G. Aust, A. Doll et al.: Duale Reihe Anatomie, 2. Überarbeitete Auflage, Georg Thieme Verlag KG (2010) S. 944-950
  • D. Drenckhahn, J. Waschke: Taschenbuch Anatomie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier (2008) S. 220- 221
  • R. Lüllmann-Rauch: Taschenlehrbuch Histologie, 3. Vollständig überarbeitete Auflage, Georg Thieme Verlag KG (2009) S. 331
  • Benninghoff, Drenckhahn: Anatomie Band 1, 17. Auflage, Urban & Fischer Verlag (2008), S. 546/547
  • M. Reiß: Facharztwissen HNO-Heilkunde, Springer Verlag (2009), S. 324 – 326, S. 399

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Welche höhlen gehören zu den nasennebenhöhlen
Kim Bengochea, Regis University, Denver

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