Welche handballspieler haben für die wm abgesagt

Die Absagenflut bei der deutschen Handball-Nationalmannschaft geht vor der WM im kommenden Monaten unvermindert weiter. Nach Patrick Wiencek haben nun auch dessen Kieler Teamkollegen Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold sowie Finn Lemke aus Melsungen für das Turnier abgesagt.

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft muss bei der Weltmeisterschaft in Ägypten auch auf Hendrik Pekeler, Steffen Weinhold und Finn Lemke verzichten. Alle drei Spieler sagten Bundestrainer Alfred Gislason am Dienstag aus familiären Gründen ab, wie der Deutsche Handballbund (DHB) mitteilte.

Pekeler (THW Kiel), Weinhold (THW Kiel) und Lemke (MT Melsungen) sind nach Patrick Wiencek (THW Kiel) die nächsten Nationalspieler, die nicht am Turnier vom 13. bis 31. Januar teilnehmen wollen. „Die allgemeine Entwicklung der Corona-Pandemie mit dem erneuten harten Lockdown macht mir als Familienvater Sorgen, und ich kann meine Frau und meine Töchter in dieser Zeit nicht über vier Wochen allein lassen“, sagte Pekeler.

Zuvor hatten auch die schwer am Knie verletzten Franz Semper und Tim Suton abgesagt. Rückraumspieler Fabian Wiede verzichtet ebenfalls, weil er sich nach langer Schulterverletzung noch nicht bereit fühlt. „Sportlich schmerzen uns natürlich die weiteren Absagen von Finn Lemke, Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler. Alle haben mir im persönlichen Gespräch ihre Beweggründe erklärt“, sagte Gislason.

„Wir werden jetzt mit anderen Spielern planen und investieren weiterhin alles, um bei der Weltmeisterschaft in Ägypten das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.“ Aus seinem bereits Mitte November gemeldeten 35er-Kader stehen dem Isländer derzeit noch 28 Akteure zur Verfügung. Nach Ägypten wird der Bundestrainer mit 20 Spielern reisen.

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16. Dezember 2020, 17:19 Uhr

Lesezeit: 2 min

Welche handballspieler haben für die wm abgesagt

Verzichtet auch auf die WM: Finn Lemke.

(Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Einen Monat vor dem ersten WM-Spiel laufen Bundestrainer Alfred Gislason die Spieler davon - ganz besonders im Mittelblock ist die Lage brenzlig.

Ob Klaus-Dieter Petersen noch mal nervös wird? Der 340-malige Nationalspieler gilt als prägender Abwehrspieler des deutschen Handballs, ist aber schon 52 Jahre alt, weshalb die Fahndung nach einem Defensivchef für die Weltmeisterschaft im Januar gerade so an ihm vorbeiziehen wird. Doch die Lage wird immer verzwickter: Von den jüngsten Absagen, die Bundestrainer Alfred Gislason ereilt haben, ist die Mittelblockposition am nachhaltigsten betroffen. Zur Weigerung des Kieler Kapitäns Patrick Wiencek, die umstrittene WM in Ägypten zu spielen, gesellten sich am Dienstag die Absagen von Hendrik Pekeler (ebenfalls THW Kiel) und Finn Lemke (MT Melsungen). Drei baumlange Männer mit kräftigen Armen, drei potentielle Abwehrchefs, die lieber zu Hause bleiben.

Jahrelang galten die deutschen Handballer offensiv als wankelmütig, in der Abwehr aber als stark. Jetzt entsteht eine neue Problemzone: In Steffen Weinhold (Kiel) und Fabian Wiede (Füchse Berlin) haben auch zwei defensiv standfeste Halbspieler ihren Verzicht mitgeteilt, was die Situation noch verschlimmert. Wiede traut seiner Schulter die Dauerbelastung einer WM nicht zu, Pekeler, Lemke und Weinhold verzichten aus persönlichen Gründen.

Welche handballspieler haben für die wm abgesagt

Während der THW Kiel seine ersten Corona-Fälle vermeldet, sagt Kapitän Patrick Wiencek für die WM in Ägypten ab. Folgen weitere Spieler seinem Beispiel?   Von Carsten Scheele

"Ich kann meine Frau und meine Töchter in dieser Zeit nicht über vier Wochen allein lassen", sagt Pekeler. Nicht für ein Turnier, bei dem während einer Pandemie Nationalspieler aus 32 Ländern zusammenkommen; und bei dem nach den Plänen der Organisatoren Zuschauer in die Hallen gelassen werden. Auch Weinhold ist Familienvater, er sagt, er wolle mit der Situation verantwortungsvoll umgehen: "Da gibt es am Ende keine andere Wahl, als die WM-Teilnahme abzusagen."

Gislason muss auf seinen "Kieler Block" verzichten

Wer soll nun verteidigen, wenn pfeilschnelle Franzosen, wuchtige Dänen oder kantige Kroaten bei der WM auf die deutsche Abwehr zustapfen? Gislasons Frust über das ihm anvertraute Amt nimmt weiter zu. Erst musste er - pandemiebedingt - neun Monate auf sein erstes Länderspiel warten; jetzt laufen ihm die Spieler davon. Einen Monat vor dem ersten WM-Spiel gegen Uruguay hat der Bundestrainer die Gewissheit, dass er seinen kompletten Defensivblock des THW Kiel ersetzen muss, was in etwa so fatal ist, wie alle Spieler des FC Bayern aus der Fußball-Nationalmannschaft herauszuoperieren.

Der Kieler Block, sagte Gislason stets, sei das Gerüst der Mannschaft; dieses fällt nun weg. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch der Flensburger Franz Semper und der Lemgoer Tim Suton wegen ihrer Kreuzbandrisse sicher fehlen werden.

Also läuft die Suche nach neuen Abwehrbossen, viele Möglichkeiten bleiben Gislason nicht. Neben Johannes Golla (Flensburg) ist Christian Dissinger (früher Kiel, jetzt Skopje) ein Kandidat, dazu der junge Göppinger Sebastian Heymann. Und der Berliner Marian Michalczik, bei dem sich aber eine weitere Problematik ergibt: Er hat seit seiner Corona-Erkrankung noch kein Bundesliga-Spiel absolviert.

Welche handballspieler haben für die wm abgesagt

© dpa 20.12.2021, 16:40 Uhr Carolin Paul

Am 13. Januar beginnt die Handball-Europameisterschaft. Im Vorfeld haben einige deutsche Nationalspieler abgesagt – die Gründe sind vielfältig. Ein Kommentar.

Handball-Bundestrainer Alfred Gislason bekommt langsam Probleme. Nicht etwa, weil von der deutschen Nationalmannschaft erwartet wird, dass sie nach fünf Jahren ohne Medaille endlich wieder den Sprung aufs Treppchen schafft. Nein, diese Ambitionen kann die DHB-Auswahl für die EM im kommenden Januar in Ungarn und der Slowakei hintenanstellen. Gislason gehen schlicht und einfach die Spieler aus.

Da ist ein Paul Drux, der sich nach seiner erneuten Knieverletzung noch nicht wieder fit genug fühlt. Da ist ein Patrick Groetzki, der wieder Vater wird und deswegen nicht teilnimmt. Da ist ein Fabian Wiede, der aus familiären Gründen absagt. Und dann ist da noch Juri Knorr, der der Meinung ist, dass er nach seiner Corona-Erkrankung noch über genügend Antikörper verfügt, und sich deswegen nicht impfen lassen möchte, sodass er aufgrund der 2G-Regelung bei dem Turnier nicht zugelassen wird.

Damit fehlen dem Bundestrainer vier Spieler, die er sicherlich vor der Nominierung des Kaders am Dienstag in Betracht gezogen hätte und deren Ausfälle nach den Rücktritten mehrerer renommierter Spieler noch stärker ins Gewicht fallen. Besonders, wenn man betrachtet, dass sich auch Deutschlands bester Kreisläufer und Abwehrspieler Hendrik Pekeler zurzeit eine längere Auszeit von der Nationalmannschaft nimmt, drängt sich die Frage auf, warum derart viele Handballer darauf verzichten, mit dem Adler auf der Brust aufzulaufen?

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Die Gründe sind sicher individuell und vielfältig und hängen natürlich auch mit der engen Taktung internationaler Meisterschaften zusammen. Die EM im Januar ist nach WM und Olympia bereits das dritte Großereignis im Handball binnen zwölf Monaten. Doch selbst der DHB-Sportvorstand Axel Kromer musste zuletzt einräumen, dass es in anderen Ländern nicht so viele Absagen gebe, weshalb man sich Gedanken machen müsse, beispielsweise die Familien mehr einzubinden.

Das ist ein Ansatz. Ein anderer wäre, die Grundlagen in der Liga zu schaffen. Nirgends ist der Terminplan so eng, der Anspruch durchgehend hoch und die Regeneration infolgedessen unsagbar kurz. Was die Bundesliga auf der einen Seite zur „stärksten Liga der Welt” macht, macht sie auf der anderen Seite zur großen Verschleißmaschinerie.

Welche handballspieler haben für die wm abgesagt

Gelingt es, im regulären Spielbetrieb Räume zu schaffen, in denen die Spieler Zeit für ihren Körper und für ihre Familien haben, wird vielleicht auch die Nationalmannschaft wieder attraktiver. Und nur dann können auch wieder große Erfolge erzielt werden.