Der Magen ist für die Nahrung die zweite Station auf dem Weg durch den Körper. Wenn wir zum Beispiel einen Pfannkuchen essen, landet dieser als erstes im Mund. Wir zerkauen ihn mit den Zähnen, vermischen ihn mit Speichel. Anschließend schlucken wir den Brei hinunter in die Speiseröhre. Der Magen hat sich bereits vorbereitet: Die erste Phase der Verdauung beginnt bereits, bevor wir überhaupt zugebissen haben. "In der vagalen Phase regen die Sinneseindrücke wie der Geruch oder das Bild von Nahrung die Produktion der Verdauungssäfte im Magen an", sagt Thorsten Pohle. Allein die Vorstellung von Essen reiche aus, um den Magen in Wallung zu bringen, sagt der Facharzt für Innere Medizin am Klinikum in Herford. Lecker Essen – Säure marsch! | Bildquelle: Sami Skalli / Moritz ZajonzWenn wir Nahrung sehen, in diesem Fall den Pfannkuchen, beginnt der Magen Salzsäure und ein eiweißzersetzendes Enzym zu produzieren, das Pepsin. Die Salzsäure leistet mit ihrem niedrigen, sauren pH-Wert die Vorarbeit. Sie zerstört die äußeren Zellstrukturen und legt das Eiweiß in deren Inneren frei. Mithilfe der Salzsäure und des Enzyms kann der Körper die Eiweiße zersetzen, die Forscher auch Peptidketten oder Proteine nennen.
"Im Magen herrscht ein stark saures Milieu. Das tötet Bakterien ab und hilft, um die Nahrung zu verdauen", sagt Thorsten Pohle vom Klinikum in Herford. "Die Säure zersetzt die Zellen." Wenn die Säure den Zellen schadet – warum greift sie nicht die Magenwand an? "Die Magenwand hat ein hohes Regenerationspotenzial: Die Zellen erneuern sich häufig", sagt Pohle. Das Gewebe sei zudem gut durchblutet. Der Körper kann die Schäden in der Zellstruktur so besser reparieren. "Die Magenschleimhaut produziert zudem sehr viel Schleim", sagt der Facharzt für Innere Medizin. Dieser helfe, die Säure von der Magenwand fernzuhalten. Die Eiweiße, die wir mit dem Pfannkuchen zu uns nehmen, bestehen aus langen, zusammengefalteten Peptidketten. Das Pepsin setzt sich an die Stellen, die zuvor mithilfe der Säure freigelegt worden sind. Das eiweißzersetzende Enzym zerschneidet die langen Ketten in kurze Stücke: Peptide. Diese kurzen Stückchen kann der Körper später mithilfe von anderen Enzymen leichter weiterverarbeiten. Der Magen kommt in BewegungWährend die Verdauungssäfte ihre Wirkung entfalten, gerät der Magen nun in Bewegung. Der Pfannkuchenbrei berührt und dehnt den Magen. Das reizt die Nerven in der Magenwand, die wiederum einen Stoff namens Gastrin freisetzen. Dieser Stoff sorgt zum einen dafür, dass der Magen noch mehr Salzsäure und Pepsin abgibt. Zum anderen führt er dazu, dass die Magenmuskeln kontrahieren. Was einmal ein Pfannkuchen gewesen ist, wird so zu immer kleineren Stückchen zerkleinert. "Dreimal pro Minute befördert die wellenförmige Bewegung der Muskeln die Nahrung gen Schließmuskel", sagt Pohle. Klappe auf! Klappe zu! | Bildquelle: Sami Skalli / Moritz ZajonzBitte nicht drängeln!Diesen Schließmuskel nennen Forscher auch Pförtner. Er liegt am Ende des Magens und regelt, wie viel Nahrung in den Darm gelangt. Genauer gesagt in den Zwölffingerdarm. Der Pförtner macht keine Kompromisse: Er lässt nur Stücke hindurch, die millimetergroß sind. Was größer ist, bleibt im Magen und wird noch kleiner zerstückelt.
Der Füllstand des Magens steuert die Ausschüttung des Hungerhormons Ghrelin. Ist der Magen leer, wird viel Ghrelin ausgeschüttet, das Hungergefühl steigt. Ist er voll, wird die Ghrelinproduktion verringert und das Hungergefühl nimmt ab. „Doch genau dieser Mechanismus ist bei Übergewichtigen möglicherweise fehlerhaft“, erklärt Professor Pohle. „Der Ghrelin-Spiegel kann chronisch, also dauernd, erhöht sein, das Hungergefühl bleibt – und der oder die Betroffene muss öfter etwas essen.“ "Der Brei, den der Pförtner durchlässt, ist noch vermengt mit Salzsäure und dementsprechend sehr sauer und gefährlich für ungeschütztes Gewebe", sagt Pohle. "Damit nicht zu viel Säure auf einmal in den Zwölffingerdarm gelangt, löst der Darm ein Stoppsignal aus, sobald der saure Brei den Pförtner passiert hat." Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gleicht die Säure aus, indem sie Bicarbonat produziert. Der Nahrungsbrei ist nun weniger sauer – der Darm kann ihn so besser weiterverdauen. Ab jetzt übernimmt der Dünndarm die Verdauung.
(Erstveröffentlichung 2016. Letzte Aktualisierung 25.11.2020)
Welche vier Hauptaufgaben übernimmt der Magen im Rahmen der Verdauung?
Warum kann die Magensäure dem Magen selbst nicht schaden?
Eine dicke Schleimschicht schützt die Mageninnenwände vor der Salzsäure.
Warum kann man den Magen auch als "Chemiefabrik" bezeichnen?
Der Magen stellt Enzyme her, die die in der Nahrung enthaltenen Eiweiße weiter aufspalten. Außerdem produziert er aggressive Salzsäure, die eingedrungene Krankheitserreger abtötet.
Was ist der sogenannte Pförtner und welche Aufgabe erfüllt er?
Der Pförtner ist ein Ringmuskel am Magenausgang. Er schließt den Magen ab und lässt nur Nahrungsbestandteile, die kleiner als 1 mm sind, durch. Quelle: © Laurent Hamels - fotolia.com Der Magen ist Teil des Verdauungstraktes. Er liegt – zwischen Milz und Leber – im linken Oberbauch unterhalb des Zwerchfells. Am oberen Ende mündet die Speiseröhre ein, am unteren Ende geht der Magen am so genannten Pförtner, einem ringförmigen Schließmuskel, in den Zwölffingerdarm über. Form, Größe und Lage des Magens sind je nach Körperbau und -lage, Lebensalter, Füllungszustand und Muskelanspannung unterschiedlich. Im Großen und Ganzen handelt es sich um ein etwa füllhornförmiges, muskulöses Hohlorgan. Die wichtigste Aufgabe des Magens besteht darin, die Nahrung aufzunehmen und mit Hilfe des Magensaftes zu einem gut durchmischten Speisebrei zu verarbeiten, diesen für einige Zeit (im Durchschnitt etwa 3 Stunden) zu speichern und dann wohldosiert in den Dünndarm abzugeben, wo er weiter verdaut wird. Im Dünndarm werden die Nährstoffe – Eiweiße, Kohlehydrate, Fette – und die Vitamine schließlich über die Darmschleimhaut in den Körper aufgenommen. Der Magen eines Erwachsenen ist – bei mäßiger Füllung – etwa 25 bis 30 cm lang; sein Fassungsvermögen liegt zwischen 1,6 und 2,4 Litern. Der Magen wird in verschiedene Abschnitte eingeteilt: Man unterscheidet den Mageneingang im Bereich der Speiseröhrenmündung (Cardia); den Magenfundus, der sich kuppelartig nach oben unter das Zwerchfell wölbt; den Magenkörper (Corpus) und den Bereich des Antrums vor dem Pförtnermuskel (Pylorus). Die Magenwand ist zwei bis drei Millimeter dick und besteht aus vier Schichten (von innen nach außen): der Magenschleimhaut, einer blutgefäßreichen Bindegewebsschicht, einer Muskelschicht und dem Bauchfell, das den Magen außen umschließt. Die Magenmuskeln haben die Aufgabe, den Nahrungsbrei zu durchmischen und weiter zu transportieren. Die Magenschleimhaut besteht aus zahlreichen Drüsen. Diese produzieren einerseits Magensäure und Verdauungssekrete, zum anderen einen neutralen Schleim. Der Magenschleim überzieht die Schleimhaut mit einem Schutzfilm und schirmt sie so vor den aggressiven Verdauungssäften, der Magensäure und anderen schädigenden Einflüssen ab. Dort, wo diese Schutzschicht beschädigt ist, kann der Magen angedaut werden. Magenschleimhautentzündungen, Geschwüre oder auch Magenkrebs können die Folge sein. Darüber hinaus wird im Magen der sog. „Intrinsikfaktor“ gebildet, der für die Aufnahme von Vitamin B12 benötigt wird. (red)
Literatur:
Quelle: © Michael Stahl, Kliniken Essen-Mitte Fachliche Beratung Prof. Dr. Michael Stahl Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren ohne Bauchfellbeteiligung kann eine solche vorbeugende Therapie in Kombination mit der Operation Überlebensvorteile bringen. Weiterlesen Wärme-Chemotherapie im Bauchfell bei Magenkrebs Bei fortgeschrittenem Adenokarzinom der Speiseröhre, des Magens oder des Übergangs zwischen beiden kann die Zugabe eines Immuncheckpointblockers zur Chemotherapie in der Erstbehandlung Überlebensvorteile bringen. Weiterlesen Immunchemotherapie neuer Standard bei fortgeschrittenem Magenkrebs? |