Welche beschwerden bei tumoren in der wirbelsäule

Rückenmarktumoren (spinale Tumoren): Seltene, meist gutartige Tumoren, die vom Rückenmark ausgehen oder sich in unmittelbarer Nähe zum Rückenmark befinden. Symptome sind Rückenschmerzen, vor allem nachts im Liegen, oder auch Missempfindungen. Im fortgeschrittenen Stadium drohen Lähmungen oder Querschnittsyndrom.

Gutartige Rückenmarktumoren lassen sich meist gut operieren, nach kompletter Entfernung sind die Patienten geheilt. Bei den sehr seltenen bösartigen Tumoren sind die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt und die Prognose ist daher schlechter.

Leitbeschwerden

  • Hartnäckige Rückenschmerzen, vor allem nachts im Liegen
  • Empfindungsstörungen (z. B. vermindertes Berührungsempfinden), die aber oft lange nicht bemerkt werden
  • Schmerzen; am Rumpf oft gürtelförmig und nicht selten als "Ischiasschmerzen" oder bei Ausstrahlung weit nach vorne als "Bauchschmerzen" fehlgedeutet
  • Müde Beine und "schwerfälliger" Gang
  • Später Lähmungen oder Querschnittsyndrom.

Wann in die Arztpraxis

Am nächsten Tag bei

  • Empfindungsstörungen oder Schmerzen, deren Ursache unbekannt ist und die nicht verschwinden
  • starken Schmerzen im Rücken oder in den Beinen.

Sofort den Arzt rufen, wenn

  • Lähmungen bemerkt werden, Blase und/oder Darm nicht mehr willkürlich entleert werden können oder umgekehrt ungewollt Urin und/oder Stuhl abgehen.

Tumoren des Rückenmarks werden zum einen nach ihrer Herkunft eingeteilt:

  • Primäre Rückenmarktumoren sind diejenigen Tumoren, die vom Nervenzellgewebe oder den Nervenhäuten ausgehen.
  • Davon unterschieden werden die Metastasen von Krebsgeschwulsten anderer Organe, die sich im Rückenmark oder im Wirbelkanal ansiedeln. Vor allem Brustkrebs, Prostatakrebs, Plasmozytom oder Lungenkrebs streuen solche Metastasen.

Zudem unterscheidet man sowohl primäre Rückenmarktumoren als auch Metastasen nach ihrer Lage:

  • Intramedulläre Rückenmarktumoren befinden sich in der Substanz des Rückenmarks selbst, zu ihnen gehören das Ependymom, das Astrozytom und die sehr seltenen Gliome oder Hämangioblastome.
  • Extramedulläre Rückenmarktumoren liegen im Wirbelkanal, aber außerhalb der Rückenmarksubstanz, und können diese verdrängen und komprimieren und auf diese Weise zu Beschwerden führen. Meist handelt es sich um gutartige Meningeome (von den Hirnhäuten ausgehend) und Neurinome (von den Nervenzellen ausgehend), sie machen etwa gut zwei Drittel der Rückenmarktumoren aus.

Klinik und Verlauf

Beschwerden durch Rückenmarktumoren treten häufig im Liegen auf. Dann ist der venöse Blutfluss der versorgenden Gefäße reduziert, wodurch der Tumor leicht anschwillt und auf andere Strukturen drückt. Die Folge können Rückenschmerzen sein, die allerdings nicht selten als "Ischiasschmerzen" fehlgedeutet werden (obwohl die Schmerzzone hierfür meist zu hoch liegt). Daneben sind jedoch auch Nervenschmerzen oder Kribbeln und Missempfindungen in Armen oder Beinen möglich. Nach dem Aufstehen lösen sich diese Schmerzen im Tagesverlauf häufig auf.

Rückenmarktumoren führen durch Druck auf Nervenbahnen auch zu Empfindungsstörungen. Diese werden vom Patienten oft lange Zeit gar nicht bemerkt. Manchmal werden Beschwerden erst ernst genommen, wenn auffällige Lähmungen oder Blasen-Mastdarm-Störungen auftreten.

Verlauf

Rückenmarktumoren wachsen in der Regel langsam, deshalb nehmen die Beschwerden meist nur allmählich zu. Ohne Behandlung entwickelt sich durch das Voranschreiten des Tumorwachstums schließlich ein Querschnittsyndrom. Die seltenen bösartigen Formen wie z. B. die Gliome können allerdings auch schnell zu einer Querschnittlähmung führen.

Diagnosesicherung

Wichtigste diagnostische Maßnahme ist die Magnetresonanztomografie (MRT), bei Verdacht auf Knochenbeteiligung ergänzt durch ein CT. Auch die Kontrastmitteldarstellung des Wirbelkanals, die sogenannte Myelografie, wird zur Diagnose eingesetzt. Meist untersuchen die Ärzte zudem den mittels Lumbalpunktion entnommenen Liquor auf Tumorzellen.

Welche beschwerden bei tumoren in der wirbelsäule
Kernspin von Hals- und oberer Brustregion eines 36-jährigen Mannes, der über zunehmende Empfindungsstörungen in allen Extremitäten klagte. Das Kernspin zeigt einen langgestreckten Rückenmarktumor, ein so genanntes Ependymom (rote Pfeile), sowie zwei wässrige Aussackungen darüber und darunter. Trotz seiner Ausdehnung war der Tumor operabel und der Betroffene wurde geheilt.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Differenzialdiagnosen. Abzugrenzen sind andere Erkrankungen, die Lähmungen, Querschnittsyndrome, Rückenschmerzen oder Missempfindungen in Armen oder Beinen verursachen. Dazu gehören unter anderem der Bandscheibenvorfall, Polyneuropathien, Muskelerkrankungen, Poliomyelitis oder auch Osteoporose und Morbus Bechterew.

Behandlung

Da ohne Behandlung eine Querschnittlähmung droht, wird fast immer operiert. In der Regel geschieht dies mithilfe eines Operationsmikroskops und neurochirurgischen Mikroinstrumenten inklusive Laser. Damit die Neurochirurgen bei der Operation das gesunde Nervengewebe nicht schädigen, überwachen sie die Funktionen der Nervenbahnen während des gesamten Eingriffs durch Ableitung motorisch evozierter Potenziale (intraoperatives neurophysiologisches Monitoring).

Extramedulläre Tumoren (innerhalb des Wirbelkanals, aber außerhalb des Rückenmarks) können die Neurochirurgen oft vollständig entfernen. Bei Tumoren im Rückenmark sind jedoch manchmal Kompromisse notwendig (wie eine Teilentfernung des Tumors), wenn durch die Operation Ausfälle zu befürchten sind. In diesem Fall erfolgt nach der Operation meist eine zusätzliche Strahlenbehandlung.

Die Strahlentherapie ist auch eine wichtige Behandlungsoption bei Metastasen im Rückenmark oder Wirbelkanal: Sie hemmt das Tumorwachstum, beugt Wirbelkörperbrüchen vor und reduziert die Schmerzen.

Operationsrisiko

Eine Operation am zentralen Nervensystem, zu dem das Rückenmark gehört, birgt immer Risiken. Eines davon ist die Schädigung von Strukturen durch die Operation selbst. Mithilfe moderner mikrochirurgischer Techniken und des intraoperativen neurophysiologischen Monitorings kann dieses Risiko gering gehalten werden: Bei der Operation von Tumoren außerhalb des Rückenmarks, also z. B. Meningeomen, liegt das Lähmungsrisiko durch eine operativ verursachte Nervenschädigung < 1 %. Höher ist es bei Entfernung intramedullärer Tumoren: Hier kommt es in bis zu 5 % der Fälle zu bleibenden motorischen Ausfällen, also Problemen bei Bewegung und Koordination, und in etwa einem Drittel zu vorübergehenden Lähmungen.

Prognose

Nach der Operation bilden sich auch starke Schmerzen oder ausgeprägte Lähmungen oft erstaunlich gut zurück, vorausgesetzt das Rückenmark ist noch nicht dauerhaft geschädigt. Der Rückgang der lähmungsbedingten Ausfälle kann allerdings Wochen oder gar Monate dauern und einen Aufenthalt in einer Reha-Klinik erforderlich machen. Da viele Tumoren gutartig sind und vollständig entfernt werden können, sind die Aussichten insgesamt recht gut.

Experimentieren Sie bei nächtlichen Rückenschmerzen nicht lange mit Schmerzmitteln herum. Suchen Sie Ihren Hausarzt lieber früher als später auf, um das Problem zu besprechen und eventuell eine neurologische Untersuchung zu veranlassen.

Autor*innen

Dr. med. Nicole Menche in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am 05.06.2020 um 13:05 Uhr

Veränderungen an der Wirbelsäule können vielfaltig sein. Eine der auftretenden Veränderungen sind Tumoren. Hiermit bezeichnet der Mediziner Veränderungen, Gewebsvermehrung, die Ihren Ursprung an anderer Stelle haben oder deren Zellen verändert sind. Die Wirbelsäule kann entsprechend ihrer unterschiedlichen Gewebsarten auch unterschiedliche Tumoren haben. Die Wirbelsäule besteht aus knöchernen Anteilen, Muskeln Bändern und Nerven. An all diesen Bestandteilen können Veränderungen entstehen. Wir unterscheiden im wesentlichen Tumoren die an der Stelle aus Zellveränderungen entstehen oder die Absiedelungen (Metastasen) die aus dem Körper durch Veränderungen hierher gewandert sind. Die Beschwerden sind ähnlich, die Diagnosestellung auch, aber die Behandlung unterschiedlich.

Metastasen

Den Hauptanteil der Tumoren machen die Absiedelungen, sogenannte Metastasen aus. Ursächlich sind Gewebsveränderungen, die zu einem Befall an der Wirbelsäule führen. Hierbei sind überwiegend die knöchernen Strukturen betroffen. Als Haupterkrankungen sind hier bei Frauen der Brusttumor und beim Mann der Tumor der Vorsteherdrüse (Prostata). Aber auch andere Gewebsveränderungen der Lunge, Schilddrüse, der Haut oder des Magen-Darm-Traktes liefern Absiedelungen in die Wirbelsäule.

Ein knöcherner Befall geht immer mit starken Rückenschmerzen einher und birgt die Gefahr einer Verletzung der Nerven – mit im schlimmsten Fall – einer Querschnittslähmung. Hier bedarf es also einer zeitnahen Kontrolle der knöchernen Strukturen der Wirbelsäule, wenn ein Tumor im Körper bekannt ist und plötzliche Rückenschmerzen auftreten.

Als Diagnostisches Mittel hat sich hierbei die Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) bewährt. Die Therapie ist hierbei eine Wiederherstellung der Knochenstrukturen und Befreiung der Nerven von Tumorgewebe. Dieses wird in aller Regel durch eine Stabilisierung mit Schrauben und Stäben und Erweiterung des Spinalkanals erreicht. Immer ist die interdiziplinäre Behandlung sinnvoll – eine Absprache mit den Onkologen und Strahlentherapeuten für die weitere Behandlung sollte frühzeitig erfolgen. In unserer Klinik wird jeder Fall im Tumorboard besprochen – dieses bedeutet, dass alle Fachabteilungen beisammen sitzen und jeden Einzelfall betrachten und in Abstimmung die weitere Therapie geplant wird. Unser Team der Wirbelsäulenchirurgie versucht durch ein schnelles Eingreifen Nervenschädigungen zu verhindern.

Tumoren, die an der Wirbelsäule wachsen

Die zweite Gruppe sind die Tumoren, die an der Wirbelsäule wachsen. Auch hier können aus den vorhandenen Gewebsstrukturen die Tumoren entstehen. Am häufigsten sind hierbei die Nerventumoren mit einem Auftreten von 2/100000 Einwohner in Deutschland.

Unterschieden werden hierbei Tumoren der Nervenzellen und der Nervenhüllen. Die Tumoren der Nervenzellen sind sehr selten, zu 90 % gutartig und betreffen in den meisten Fällen das Halsrückenmark. Hier wachsen die Tumoren aus den Nervenzellen und verdrängen dadurch das umliegende Rückenmark, was zu einer Beschwerdesymptomatik bis zum Querschnittssyndrom führen kann. Die Behandlung ist in den überwiegenden Fällen die operative Entfernung unter Berücksichtigung des intakten Rückenmarks. Diese Eingriffe werden unter speziellen Überwachungsbedingungen während der Operation durchgeführt.

Die Tumoren der Nervenhülle wachsen sehr langsam und können alle Abschnitte an der Wirbelsäule betreffen. Hier treten im wesentlichen Schmerzen auf, die dann nach Durchführung einer geeigneten Diagnostik zu einer operativen Entfernung führen. Diese Operationen sind sehr gut durchzuführen und erbringen eine Heilung, wobei bis zu 10 % Rückfälle beobachtet werden. Diese Art von Tumoren werden in unserer Klinik routinemäßig operativ entfernt. Auch hier ist die gezielte Nachbehandlung und Kontrolle sehr sinnvoll. Als Nervenhülltumoren sind die Meningeome und Neurinome am häufigsten. Diese entarten nur sehr selten (2-5%) und können in aller Regel durch einen kleinen Eingriff entfernt werden.

Tumoren der Knochen

Tumoren der Knochen sind eine ebenfalls sehr seltene Entität. Hier gibt es gutartige und bösartige Formen. Sie können zu einer Auflösung der Knochenstruktur führen und die Stabilität des Wirbelkörpers gefährden. Die bösartigen Tumoren führen auch zu einer schnellen Ausbreitung im Körper und bedeuten eine absolute Lebensgefahr für den Organismus. Hier ist immer eine schnelle und gezielte Hilfe sinnvoll.

Die gutartigen Tumoren führen auch zu einer Veränderung der Knochenstruktur mit Gefahr eines Wirbelbruches, schicken aber keine Absiedelungen in den übrigen Körper. Hier kann eine partielle Entfernung des Tumors zu einer Ausheilung führen. Wichtig bei diesen Tumoren ist die vollständige Entfernung und Rekonstruktion der Wirbelsäule. Diese operative Behandlung ist in aller Regel nur mit großen Eingriffen zu erreichen, da sowohl der befallene Knochen entfernt werden muss und gleichzeitig die Struktur des Knochens mit einem Ersatz ausgeglichen werden muss, um die Funktionalität und Stabilität der Wirbelsäule zu erhalten.

Weitere Details besprechen wir gerne persönlich mit Ihnen.