Welche Bäume behalten ihre Blätter im Winter

Der Herbst ist da! Die Blätter an vielen Bäumen färben sich rot, gelb und braun. In wenigen Wochen werden Eichen, Buchen oder Kastanien ihr Laub ganz verloren haben. Bei Tannen, Fichten und anderen Nadelbäumen allerdings ist das anders. Auch beim ersten Schnee sind ihre Nadeln grün wie immer. Sie bleiben den Winter über dran. Doch warum ist das so?

Karlsruhe/Bochum (dapd-kid). Der Herbst ist da! Die Blätter an vielen Bäumen färben sich rot, gelb und braun. In wenigen Wochen werden Eichen, Buchen oder Kastanien ihr Laub ganz verloren haben. Bei Tannen, Fichten und anderen Nadelbäumen allerdings ist das anders. Auch beim ersten Schnee sind ihre Nadeln grün wie immer. Sie bleiben den Winter über dran. Doch warum ist das so? Wieso werfen einige Bäume und Sträucher ihre Blätter ab und andere nicht?

Die Antwort auf die Fragen weiß Peter Nick. Er arbeitet am Botanischen Institut am Karlsruher Institut für Technologie. Die Stadt Karlsruhe liegt im Bundesland Baden-Württemberg. Der Fachmann sagt: Die meisten Pflanzen haben im Winter nicht nur ein Kälteproblem, sondern vor allem ein Wasserproblem. "Im Winter gefriert der Boden, aus dem gefrorenen Boden kann daher kein Wasser nachfließen", so der Experte. Die Bäume können somit auch schlecht Wasser aufnehmen.

Laubbäume brauchen aber viel Wasser, und zwar für die sogenannte Photosynthese. Dabei wandeln die Pflanzen mit ihren Blättern das Sonnenlicht in Zucker um. Der liefert ihnen Energie. Bei der Photosynthese verdunsten die Bäume über ihre Blätter viel Wasser. Sie verlieren es also und brauchen daher Nachschub. Bei Frost ist das nicht möglich. Der Boden ist gefroren. Experte Thomas Stützel sagt: "Die Pflanzen würden bei voller Belaubung deswegen praktisch gefriergetrocknet." - sie hätten also kaum noch Wasser in sich, was sie zum Leben aber brauchen. Thomas Stützel arbeitet an der Ruhr-Universität Bochum im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Um gut durch den Winter zu kommen, werfen viele Laubbäume bei uns die Blätter daher komplett ab. Sie umgehen dadurch zudem, dass Tiere sich im Winter - in einer Zeit, in der sie weniger zu fressen finden - an den Blättern vergreifen.

Die meisten Nadelbäume verlieren ihre Blätter dagegen nicht. Ihnen macht Trockenheit und Kälte weniger aus. Das liegt an der Form und der Beschaffenheit ihrer Blätter. Da die Nadeln klein und schmal sind, verlieren sie weniger Wasser. Zudem sorgt eine Wachsschicht auf den Nadeln dafür, dass ihnen das Wasser nicht so stark abhandenkommt. Aus diesen und andern Gründen können es sich die Nadelbäume leisten, ihre Blätter zu behalten, erklärt Peter Nick. Viele Nadelbäume behalten ihre Blätter auch, weil in den Gebieten, in denen sie vorkommen, im Frühsommer immer noch Frost und im Frühherbst schon wieder Frost auftreten kann. Ihre Zeit mit ausreichend Helligkeit und Wärme ist dort zu kurz, um erst die Blätter zu bilden und dann noch ausreichend Energie für Früchte und Samen zu sammeln. "Dann kann man die Blätter auch gleich ganz behalten", so Experte Thomas Stützel.

Doch es gibt Ausnahmen. Nicht alle Nadelbäume behalten im Winter ihre Blätter. So wirft die Lärche die Nadeln beispielsweise ab. Experte Peter Nick sagt: Die Lärche ist an besonders kalte Gebiete angepasst. Sie kommt beispielsweise im Hochgebirge vor. Würde sie ihre Blätter behalten, dann würde sie den Winter nicht unbeschadet überstehen. Die üblichen Anpassungen der Nadelbäume reichen nicht aus. "Sie zieht daher die 'Reißleine' und wirft die Blätter ab, um dadurch Wasserverluste im Winter auszuschließen", so der Experte. Die Laubbäume und Sträucher, die ihre Blätter behalten, wie Kirschlorbeer oder Rhododendron, kommen dagegen meist aus Gegenden, in denen die Winter eher kurz und mild sind. Für sie lohnt es sich daher oft kaum, die Blätter abzuwerfen und aufwendig im Frühjahr neu zu produzieren. "Wenn es für die Pflanzen billiger ist, die alten zu behalten als neue zu machen, dann tun sie das", so Thomas Stützel.

dapd

05.10.2012 um 10:22 Uhr

Robuste, immergrüne Koniferen gibt es – wie auch Stauden und Sträucher – sehr viele, bei anderen Bäumen ist die Artvielfalt dagegen überschaubar. Die meisten immergrünen Bäume wachsen in tropischen oder auch subtropischen Gebieten. Dabei sind es nicht nur die tiefen Temperaturen, die den immergrünen Bäumen zu schaffen machen und womöglich die Blätter erfrieren lassen, sondern sonnige Tage bei gefrorenem Boden – die Bäume vertrocknen einfach, wenn die immergrünen Blätter Wasser verdunsten, der gefrorene Boden aber nichts nachliefern kann. Das erklärt auch, weshalb es in Mitteleuropa kaum heimische immergrüne Laubbäume gibt – das sind überwiegend Sträucher wie Rhododendren und Buchsbaum.

Oder: Warum werfen Bäume im Winter ihre Blätter ab?
Wenn die Tage kürzer werden und das Thermometer nur noch selten über 15 Grad steigt, beginnen unsere heimischen Baumarten sich auf den Winter vorzubereiten.

Als sommergrüne Laubbaumarten, sind unsere Bäume nicht in der Lage, ihre Blätter über den Winter weiter zu nutzen. Sie haben keine Mechanismen entwickelt, um der Kälte etwas entgegenzusetzen – außer dem Laubabwurf. Ein sommergrüner Baum erfriert oder vertrocknet, wenn seine Blätter nicht abfallen. Denn über die Blätter verdunstet der Baum Wasser. Wenn aber der Boden gefroren ist und der Baum kein Wasser nachschießen kann, vertrocknet bzw. verdurstet er.Deshalb entwickelt die Pflanze Phytohormone und sendet diese zu den Blattstielen. Dort bewirken die Phytohormone, dass sich ein Trenngewebe bildet. Dieses Trenngewebe verkorkt und die Blätter fallen ab.

Manche Bäume behalten ihre vertrockneten Blätter bis in den Frühling hinein. Dazu gehören neben der Hainbuche auch unsere beiden Eichenarten. Bei diesen Bäumen bildet sich kein Trenngewebe, sondern sog. Thyllen. Thyllen sind einwuchernde Parenchymzellen, die die Nährstoffbahnen der Pflanze verstopfen. Deshalb können die Phytohormone nicht mehr zu den Blattstielen vordringen. Es bildet sich keine Trennwand. Die Blätter werden meist erst mit den ersten Frühjahrsstürmen vom Baum gefegt.

Welche Bäume behalten ihre Blätter im Winter

Welche Bäume behalten ihre Blätter im Winter

Warum verfärben sich die Blätter im Herbst?
Wenn unsere Laubbaumarten ihre Blätter abwerfen, entziehen sie den Blättern so viele Nährstoffe wie möglich. Diese werden im Stamm und der Wurzel eingelagert. Der Farbstoff, der für das Grün der Blätter verantwortlich ist, ist das sog. Chlorophyll. Es enthält sehr viel Stickstoff, das zu den wichtigsten Nährelementen der Pflanze gehört. Im Herbst beginnt der Baum das Chlorophyll abzubauen und einzulagern. Nun kommen andere Farben zum Vorschein – die gelblichen und rötlichen Carotine. Je nach Konzentration der Farbstoffe sehen die Blätter mehr gelb oder braun aus. Unsere Waldbäume verfärben sich – entgegensetzt der häufigen Meinung – nicht rot. Dies machen nur einige Straucharten. Häufig ist eine Mischung aus gelb und braun.

Die Blätter der Nadelbäume verfügen über eine dicke Wachsschicht und eine sehr feste Haut, die die Verdunstung hemmt. Außerdem sind die so genannten Spaltöffnungen, über die der Baum Wasser verdunstet, im Blatt versenkt, so dass auch hier die Verdunstung gebremst wird. Hinzu kommt die kleine Oberfläche der Nadeln, wodurch sich die Verdunstung ebenfalls verringert.
Der einzige Nadelbaum, der seine Nadeln zum Winter abwirft, ist die Lärche. Sie wächst auch in sehr kalten Regionen, so dass die genannten Mechanismen nicht mehr wirken. Damit sie kein Wasser verdunstet, wirf sie ihre Nadeln ab.

Welche Bäume behalten ihre Blätter im Winter
Lärche im Herbst – im Hintergrund Kiefern

Bäume, die im Frühling und Sommer mehr Photosynthese betreiben, werfen ihre Blätter im Herbst früher ab.

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