Was kostet ein VW Golf in der Türkei

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Was kostet ein VW Golf in der Türkei


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Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan war nach der offiziellen Präsentation im Dezember 2019 der Erste am Steuer des TOGG-SUV. Das Modell befandet sich da noch im Prototypen-Stadium; Ende 2022 soll die Serienversion auf den Markt kommen. Gleichzeitig debütierte eine Elektro-Limousine als Konzeptstudie, deren Marktstart in einem ähnlichen Zeitraum geplant ist. Die Enthüllung der ersten batterieelektrischen Autos aus der Türkei wurde live im Internet übertragen.

Mittlerweile sind die Pläne weiter gediehen. Unter dem Namen "Togg Europe" wurde die Gründung einer GmbH in Stuttgart beantragt, wie mehrere Medien berichten. Man wolle einem Netzwerk aus Start-ups und Tech-Firmen zum gegenseitigen Austausch beitreten. Der Verbund namens "de:hub" wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Damit ist sicher: Der türkische Autobauer will auch in Deutschland Fuß fassen. Weitere Märkte in Europa sollen später folgen.

Türkischer SUV mit italienischem Design

Für das TOGG-Design zeichnet Pininfarina verantwortlich; die italienische Traditionsfirma setzte sich in einem sechsmonatigen Wettbewerb gegen zahlreiche Mitbewerber durch. Dass bei der Gestaltung Profis am Werk waren, sieht man. Stimmige Proportionen, hochwertig aussehende Chrom-Details und eine sportliche Linienführung kennzeichnen sowohl beim SUV als auch bei der Limousine den italienischen Stil. Auf den Bildern ist zudem zu erkennen, dass statt Außenspiegeln Kameras zum Einsatz kommen. Allerdings ist fraglich, ob die Technik zur Serienausstattung gehören wird.

Offiziellen Angaben zufolge basieren sowohl der SUV als auch die Limousine auf einer eigens entwickelten Plattform, deren "geistige Eigentumsrechte zu 100 Prozent bei der Türkei liegen". Diese ist modular aufgebaut, in Länge und Breite flexibel sowie komplett für einen elektrischen Antriebsstrang optimiert. TOGG will zwei verschiedene Akku-Alternativen anbieten: Die zentral im Wagenboden angeordnete Lithium-Ionen-Batterie, auf die der Hersteller eine achtjährige Garantie gewährt, liefert genug Energie für entweder über 300 oder mehr als 500 Kilometer. Die Elektromodelle sollen in einer halben Stunde an einem DC-Lader zu 80 Prozent aufgeladen werden können. Über eine Haushaltssteckdose dauert die Ladung zehn Stunden. Parallel zum Marktstart des SUVs aus dem Hause TOGG will die Türkei bereits bis 2022 eine breitgefächerte Ladeinfrastruktur aufbauen.

Ein oder zwei Motor(en)

Auch bei der Anzahl der Motoren soll es zwei Alternativen geben. Beim Basismodell sitzt eine 203 PS starke Elektromaschine an der Hinterachse und treibt allein diese an. Auf Wunsch verdoppelt ein zweites Triebwerk nicht nur die Leistung, sondern stellt auch einen Allradantrieb sicher. Die Fahrleistungen: Im ersten Fall beschleunigt das E-SUV von TOGG in 7,6 Sekunden von Null auf Hundert; die schnellere Version absolviert die Übung in 4,8 Sekunden.

Was kostet ein VW Golf in der Türkei

TOGG / Twitter

Das Erstlingswerk des Auto-Konsortiums TOGG ist ein SUV mit Elektroantrieb.

Das Fahrwerk arbeitet rundum mit Einzelradaufhängung sowie an der Vorderachse mit MacPherson-Federbeinen und hinten mit Integrallenkern. Mit innenbelüfteten Scheibenbremsen, mindestens sieben Airbags sowie einem steifen und crashsicheren Chassis will TOGG beim EuroNCAP-Crashtest eine Fünf-Sterne-Wertung erhalten. Dabei sollen auch elektronische Assistenzsysteme wie ein Stauassistent helfen. Im ersten Schritt soll der SUV das Autonomie-Level 2+ erreichen, während TOGG für einen späteren Zeitpunkt "Level 3 und mehr" anstrebt. 5G-Konnektivität, Car-to-X-Kommunikation und Over-the-Air-Software-Updates sollen das Auto fit für die Zukunft machen.

Bis zu sechs Bildschirme im Innenraum

Auch für den Innenraum, in dem dank des langen Radstandes eine fünfköpfige Familie bequem Platz finden soll, sind moderne Features angekündigt. Der Fahrer blickt auf digitale Instrumente. Mittig und auf der Beifahrerseite sind weitere Displays angebracht. Darüber thronen im Bereich der A-Säulen jene Monitore, welche die Bilder der Rückspiegel-Kameras ins Innere übertragen. Die Form der Mittelkonsole, die im unteren Bereich einen weiteren Touchscreen und einen Dreh-Drück-Stellknopf trägt, soll an ein Flugzeug-Cockpit erinnern. Für das Infotainment-System sind Augmented Reality-Funktionen angekündigt.

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Screenshot

Neben einem kompakten SUV im C-Segment wurde auch eine Limousine enthüllt.

Viele Exportmärkte im Visier

Die türkischen Elektroautos sollen international wettbewerbsfähig sein und die gesamte Automobilindustrie des Landes verändern. Bereits vom Produktionsstart im vierten Quartal 2022 weg sollen die ToGG-Modelle auch nach Deutschland exportiert werden. Später sollen auch Italien und Frankreich bedient werden. Final habe man ganz Europa im Visier. Als Marke wurde ToGG bereits in der Europäischen Union, den USA, China, Russland, Kanada, Südkorea, Japan und Aserbaidschan registriert. Wenn die Produktion voll angelaufen ist, sollen 4.300 Arbeiter jährlich 175.000 Autos bauen. Bis zum Jahr 2030 will man bereits eine Million TOGGs gefertigt haben.

Zudem gelten die ToGG-Automobile als Technologie-Leuchtturmprojekt. Die Modelle sollen nicht von der öffentlichen Hand, sondern rein privatwirtschaftlich entwickelt werden. Sie entstehen in der Stadt Gebze, in der auch das IT Valley der Türkei liegt.

Türkisches Volksauto als eigene türkische Marke

Dazu haben sich fünf Unternehmen (Anadolu Group, BMC, Kıraça Holding, Turkcell und Zorlu Holding) zu einem Joint Venture namens Türkiye'nin Otomobili Girişim Grubu (TOGG) zusammengeschlossen. Als Geschäftsführer fungiert ein ehemaliger Bosch-Manager. BMC ist der führende Nutzfahrzeughersteller der Türkei, die Zarlu Holding gilt als eine der größten Industrie- und Finanzgruppen in der Türkei, Turkcell ist der größte Mobilfunkanbieter der Türkei, die Kıraça Holding ist ebenfalls im Nutzfahrzeugbau engagiert und die Anadolu Group ist im Automobilbereich mit Isuzu, Kia und Honda vernetzt. Insgesamt wollen die Firmen rund drei Milliarden US-Dollar in die Entwicklung investieren.

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Screenshot

Der türkische räsident Recep Tayyip Erdoğan durfte als Erster ans Steuer. Zu erkennen sind Kameras anstatt Außenspiegeln und ein volldigitales Cockpit.

Bereits 2015 hatte die Türkei mit NEVS, dem neuen Eigner von Saab, eine Vereinbarung getroffen, das türkische Volksauto auf der Basis des Saab 9-3 aufzubauen. Daraus scheint jetzt ein Projekt geworden zu sein, das ein Elektroauto auf einer komplett neuen Basis vorsieht. Mindestens 85 Prozent der Zuliefer-Komponenten sollen aus der Türkei kommen. Geplant sind insgesamt fünf Elektromodell-Varianten: Nach dem SUV und der Limousine sollen noch ein Kombi, eine Kombilimousine und ein Cabrio kommen.

Mit der Autoproduktion sollen hunderte Arbeitsplätze geschaffen werden. NEVS hatte 2012 Saab übernommen, zwischenzeitlich bauen die Chinesen in Schweden Elektroautos auf Basis des Saab 9-3.

Viel. Das scheint Hand und Fuß zu haben und könnte erfolgreich werden.

Abwarten. Wir schwierig es ist, sieht man derzeit bei vielen jungen Autofirmen.

Fazit

Die Türkei verfügt bereits über eine große Autoindustrie. Viele ausländische Hersteller betreiben dort Werke, VW stoppte den Neubau eines Werks in der Türkei kürzlich nur aus politischen Gründen. Auch die Nutzfahrzeug-Industrie ist stark. Ab 2022 soll also eine einheimische Marke zeigen, welches Knowhow die Türkei inzwischen aufgebaut hat. Dass TOGG direkt und ausschließlich mit batterieelektrischen Autos einsteigt, ist ebenso konsequent wie mutig. Sollten Technik und Qualität mit dem stimmigen Design mithalten können, steht dem Projekt eine erfolgreiche Zukunft bevor.