Was bedeutet es wenn ein Mann sagt Komm gut heim?

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Was bedeutet es wenn ein Mann sagt Komm gut heim?


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Julius Cäfar.

843 So oft wird unserın Verein man nennen

Reich mir ein jeder seine blutige Hand; Als Manner, die ihr Vaterland befreit.

Erst, Markus Brutus, will ich deine faffen; Dec. Nun, gehn wir vor ?

Zunächst gieb, Cassius, dann mir duine Hand; Gaff,

Ja, Jeder nun hinweg; Nun, Decius Brutus, dein’; und nun Metellus; Brutus voran, und seinen Fersen folgen

Cinna, die dein'; und tapfrer Casca, deine ; Wir mit den kühnsten, besten Herzen Roms.

Zulegt, doch nicht zulegt geliebt, Trebonius. (Ein Diener fommt.)

Ihr Edlen alle! Uch, was soll ich sagen? Brut. Stil, wer kommt hier ? Ein Freund des Maré Mein Thun steht jeßt auf so eisglattem Pfad, Anton.

Daß ich auf einer von zwei ichlechten Seiten Dien. So, Brutus, hieß mich mein Gebieter knien; Euch muß erscheinen, Feigling oder Schmeichler. So hieß mich Mark Antonius niederfallen;

O, wahr ist's, Cásar, theuer warst du mir ; und vor dir liegend hieß er so mich sprechen:

Darum, wenn jeßt dein Geist auf uns herabsieht, Brutus ist edel, tapfer, weis und ehrbar;

Wird dich’s nicht tránken, bittrer als dein Tod, Cajar war machtig, fürsilid), kühn und gütig.

Siehst du, daß dein Antonius Frieden sthließt, Spric), Brutus lieb' ich und verehre ihn ;

Die blut'gen Finger deiner Feind' erfassend, Sprich, Casar ideut' ich, ehrt und liebté ihn.

Du Edelster, vor deines Leichnams Unblick? Wenn Brutus will genehm'gen, daß Antonius

Hátt' so viel augen ich, als Wunden du, Mag fahrlos zu ihm kommen, und erfahren,

und weint' in Strömen, so wie sie dein Blut, Wie Cájar es verdient, des Tods zu sterben,

Es stünde besser mir, als so zu treten Wird Mark Anton den todten Cåsar nicht

In Freundschaftsbund mit diesen deinen Feinden. So lieben, wie Brutus, den lebenden; er will Verzeihung, Julius : Hier wardst du gejagt, brav Wild ! Vielmehr des edlen Brutus Thun und Schicjal folgen Hier fielst du; und hier treten deine Jager, Durch jeden Zufall dieses wanken Staats

Vom Fang beflect, purpurn von deinem Blut. Mit fester Ireu. So spricht mein Herr, Untonius. O Welt, du warest dieses Wildes Waldung,

Brut. Und dieser ist ein weiser, tapfrer Römer, Und traun, es selbst war deine Waltung, Welt. Nie dacht ich von ihm schlechter.

Wie gleich dem Hirsch, erlegt von vielen Fürsten, Sag ihm, gefiel es ihm, hieher zu kommen,

Liegst du dahier! Soll Gnúg’ ihm werden, und bei meiner Ehre,

Cair. Antonius! Fahrlose beimkehr.

unt.

Verzeihung, Cajus Caffius; dien. Gleich will ich ihn holen. (ab.)

Dies werden selbst die Feinde Cásar's sagen, Brut. Ich weiß, ein guter Freund wird er uns sein. Drum ist’s von einem Freund nur kalter Rüdhalt. Call. Io wúních' es sehr. Doch lagt mir stets mein Herz,

Call. Nicht tadl ich dich, daß so du Cásar preisest; Er sei zu fürchten, und es trifft mein Ahnen Gar wunderbar stets ein.

Doch welch Verhältnis wilft zu uns du haben?

Wilst du zu unsrer Freunde Zahl gehören, (Antonius fommt.) Brut. Doch hier kommt Mark Anton. Willkom:

Oder gehn wir weiter, ohn' auf dich zu rechnen?

Unt. Drum reicht' ich euch die Hand, doch ward fürwahr men, Mark Anton! unt. Di macht'ger Cájar! Liegst so niedrig du?

Der Sach' entführt, als ich auf Casar sah. Sind alle deine Zierden, Kriegesbeuten,

Euch Ulen bin ich Freund, und lieb' euch alle, Triumph', Eroberungen hingejdhrumpft

In Hoffnung, daß ihr mir Nachweise gebt, Zu dieser Dürftigkeit? o, lebe wohl!

Wie und weshalb Gásar gefährlich war. Ich weiß nicht, edle Männer, was ihr sinnt,

Brut. Ja, sonst wär' ein barbarisch Schauspiel dies; Wer sonst muß bluten, sonst anrüchig ist?

So guter Triftigkeit ist unser Nachweis,

Daß, wärst du Safar's Sohn, Antonius,
Bin ich es selbst, ist keine Zeit so passend,
Wie Casar's Todesstund', und auch kein Werkzeug,

Er dich befried’gen wird.

ant. Das halb so werth, als diese cure Schwerder,

Nichts weiter wünsch' ich. Die reich vom adeligsten Blut im Weltall.

Und ferner noch ersuch' ich euch, daß ich Ich bitt' euch, seid ihr feindlich mir gesinnt,

Darf seinen Leichnam auf das Forum schaffen, Jeßt, wo noc purpurn eure Hånde dampfen,

Und auf der Bühne, wie's dem Freunde ziemt, Thut eu'r Gelüst. Lebt' ich noch tausend Jahr,

Berkömmlich ihm die Leichenrede halten. Nie werd' ich so bereit zum Tod mich finden,

Brut. Das sollst du, Mark Anton. Call

Brutus, ein Wort ! Kein Ort, kein Todwerkzeug mir so behagen, Uis hier bei Casar und von euch gefällt,

(Belieit.) Du weißt nicht, was du thust. Gieb es nicht zu,

Daß ihm die Leichenred' Antonius halte. Dem þub, den Herrschergeistern dieser Zeit.

Kannst du denn wissen, welche Rúhrung bei Brut. Antonius, o, erbitt nicht Tod von uns.

Dem Volt sein Wort vielleicht erregt? Müssen auch blutig wir und graus erscheinen,

Brut.

Entschuld'ge; Wie du an unsern Hånden und hier unsrem

Die Bühne will zuerst ich selbst besteigen, Vollbringen siebst; doch siehst du nur die Hände, Und dicses blut’ge Werk, das sie gethan.

Und darthun, weshalb Cájar sterben mußte;

Was drauf Untonius sprechen wird, erklär' ich, Nicht unser Herz siehst du, das Mitleid fühlt; Und Mitleid mit Roms allgemeiner Noth,

Er sag's mit unsrem Willen und Genehmen;

Auch wollten wir, daß Cåsar jed herkömmlich (Wie Feuer Feuer tilgt, so Mitleid Mitleid!) Verůbt an Cájar diese That. Für dich

Geprång und die geseßten Weihn empfange. Ist bleiern unsre Såbelípix, Antonius;

Das wird mehr Vortheil uns, als Nachtheil bringen. Die arme, gegen Frevei stark , und diese Herzen

Cais. Ber weiß, was draus entstehn kann. Ich that's Vol Brudersinn, empfangen dich mit aller

nicht! Wahrhaft gen Liebe, Redlichkeit und Achtung.

Brut. Untonius, hier, nimm deines Casar's leichnam. Caff. Gewichtig ist dein Wort, wie irgend Eines, Nicht wirst du uns in deiner Rede tadeln, Bei dem Vertheilen neuer Ehrenamter.

Doch sprich von Cåsar jed denkbares Gute ; Brut. Nur halt dich in Geduld, bis wir den Haufen, und sag, mit unsrem Billen thatest du's. Der außer sich vor Bangigkeit, beruhigt,

Sonst lassen wir an dieser Leichenfeier Dann wollen wir die Ursach dir erklären,

Dir nicht den mindsten Theil. Auch wirst du auf Wie ich, der Cåsar liebte, als ich ihn

Derselben Bühne sprechen, die ich jest Erstach, dies that.

Besteige, wenn geendigt meine Rede. Unt.

Ich glaub an deine Weisheit. unt. Sehr wohl, nicht anders wünsch' ich es.

XXXVI.


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851 Brut. Ganz To, Lucilius.

Carl. Geh, Pindar, steig zum Hügel höher auf, Gaji.

Nun, mein edler Brutus, Mein Auge war stets trůb, schau nach Iitinius, Stehn heut die Götter hold uns bei, daß wir

und sag mir, was du auf dem Wahlplaß siehst. Als treue Freund' im Frieden nahn dem Alter !

(Pindaru $ ab.) Doch da der Menschen Ding' unsicher sind,

Heut sah ich einst das Licht; die Zeit lief ab, Raß uns auf jeden schlimmsten Fall bedacht sein.

Und wo begonnen ich, da soll ich enden. Verlieren diese Schlacht wir, ist es jeft

Des Lebens Zeiger ist herum. Nun, du! Das leßte Mahl, daß wir uns Tehn im Leben.

Wie sieht es aus? Wofür bist du auf diesen Fall entschieden?

Pind. (von oben.) Uch, mein Gebieter. Brut. Ganz nach der Weisung der Philosophie, Cail.

Nun? Nach der ich Cato tadell' um den Tod,

Pind. Ditinius ist von Reitern dicht umringt, Den er sich selber gab. Ich weiß nidyt wie,

Die ihm zujagen; - doch er jagt voraus; Allein ich finde feig' es und verächtlich,

Jegt sind sie bald an ihm; i?rt, jegt, Titinius! Aus Furcht vor Möglichem, dem Lebensziel

Es steigen Ein'ge ab. Uuch er! O web, So vorzueilen. Mit Geduld mich waffnend,

Er ist gefangen. (Frendengeidhrei.) Horch! Sie jubeln laut. Harr' ich der Führung jener höhern Mächte,

Casi. berunter jeßt, und spåh nicht långer um. Die uns hier leiten.

Id Memme, o, daß ich so lange lebe, Cail. Dann, wenn wir die Schlacht verlieren, vor Augen meinen besten Freund gefangen Bist du's zufrieden, führt man in Triumph

Zu sehn! (Pinda rus kommt.) Kieher, Gesell! Dich durch die Straßen Roms?

In Parthien macht ich zum Gefangnen dich, Brut. Nein, Cassius, nein! Denk nicht, du edler Römer, und da nahm ich den Schwur dir ab, das leben Daß Brutus je geschnürt nach Rom wird gebn;

Dir schenkend, was ich je dich heißen wurde, Da schlägt sein Herz zu groß. O nein! Es muß Nach Kraft zu thun. Jegt komm, und halt den Eid. Derselbe Tag das Wert vollenden, das

Von jeßt sei frei, und mit dem wađren Schwerd, Des Márzes Funfzehnter begonnen hat;

Das Cåsar hat durchbohrt, durchftich mein Herz ! Und, ob wir wiedersehn uns, weiß ich nicht.

Såum nicht mit Antwort! Hier, faß an den Griff! Drum laß für ew'ge Zeit uns Abschied nehmen;

Und hab' ich mein Gesicht verhúūt, wie jeßt, Lebwohl auf immer, ja, auf immer, Cassius!

So führ das Schwerd ! Cájar, du bist geracht, Sehn wir uns wieder, nun, dann låteln wir ; Und mit demselben Schwerd, das dich durchstach! Bo nicht, so war der Abschied recht zur Zeit.

(Stirbt.) Call. Auf immer, Brutus; ja, lebwohl auf immer.

Pind. So, ich bin frei; doch wär' ich gern es nicht,

Wenn meinen Willen ich gehabt. Sehn wir uns wieder, traun, so lächeln wir ;

D Cassius! Wo nicht, - gewiß , war recht zur Zeit der Abschied.

Weit weg von diesem Land roll Pindar laufen, Brut. Nun, zieh voran ! Daß dieses Tages Ausgang Bo nie ein Rómer von ihm hören soll.

(ab.) Ein Mensch doch, eh er du ist, wissen dürfte !

(Titinius fommt zurück mit Meisala.) Doch gnúg's, der Tag wird einen Uusgang haben, Meil. 's Ist nur ein Tausch, Titinius ; denn Oktavius Dann ist der Ausgang kund. Nun kommt! Hinweg ! Ward durch des edlen Brutus Macht geworfen,

(uue ab.) Wie Cassius' Legionen durch Untonius. 3 weiter Auftritt.

Iit. "Wie wird sich Cassius dieser Zeitung freun!

Meil. Wo ließest du ihn? Ebendaselbst. Das Schlachtfeld.

Sit.

Quer Fassung bar (Kriegsgetümmel. Brut us und Meisara fommen.) Hier auf dem Berg, mit Pindar, seinem Sklaven. Brut. Reit, reit, Messala, reit und bring die Ordres

M efs. Ist er's nicht, der hier auf der Erde liegt? Den Legionen auf dem andern Flügel.

Sit. Er liegt nicht da, wie lebend.

2, mein Herz! Zusammt laß sie angreifen, denn ich merke,

Melf. Ist er es nicht?

Sit. Oktavius linke Flank' ist kühl im Kampf,

Messala, nein, er war's, Ein rascher Unprall wirft sie überhauf.

Denn Cassius ist nicht mehr. D Abendsonne, Reit, reit, Messala, führ herab sie alle.

Wie du in deinen rothen Strahlen, so (Beide ab.)

Sant Cassius' Iag in seinem rothen Blut. Dritter Auftritt.

Rom's Sonn' ist unter, unser Tag zu Ende,

Thau kommt, Gewólk, Gefahr ; aus unser Tagwerk ! Ein andrer Theil des Schlachtfeldes.

Misdeutung meincs Schitsals that dies Schrecnis ! (Getümmel. Cassius und Titini u 6.)

Meil. Misdeutung guten Glücks hat es verübt. Carl. O, sieh, Titinius, fieh, die Schurken fliehn. böser Irrthum, du des Trübfinns Kind, Ich selber bin den Meinen feindlich worden;

Weshalb zeigst dem willfáhr'gen Geist der Menschen

Du Dinge, die nicht find ? 0, schnell gefaßter Irrthum, Die Fahne hier von meinen wandte sich, Ich hieb den Feigen nieder, und entnahm sie.

Du kommest nie zu glücklicher Geburt, Tit. D Cassius, Brutus gab zu früh die Losung;

Nein, würgst die Mutter hin, die dich empfing ! Ein kleiner Vortheil über den Dktav

Iit. He, Pindarus! Wo bist du, Pindarus ? Trieb ihn zu rasch ; sein Şeer sing an zu plündern,

Meil. Such ihn, Titinius! Hin zum edlen Brutus Und wir sind von Antonius gan; umringt.

Wil ich indeß, und diese Kund' ins Ohr

Ihm schnellen. Wohl darf ich so sagen : Tchnellen, (Pindarus fommt.) Pind. Flich weiter fort, mein Feldherr, weiter fort ; Sie werden gleich willkommen sein des Brutus Ohre,

Denn spißgeschliffner Stahl und giftige Pfeile, In deinem Zelt ist Mark Untonius, Feldherr, Drum, edler Cassius, flieh, flieh weit hinweg.

als Zeitung dieser Farb'. Caís. Der Hügel ist weit gnug. Sieh, sieh, Titinius, und ich will Pindarus indessen suchen.

Sit.

Eil fort, Messala! Sind's meine Zelte, wo das Feuer flammt?

(Messala ab.) Iit. Jawohl.

Weshalb, du Braver, hast du mich entsandt? Gail.

Iitinius, wenn ich lieb dir bin,


Traf ich nicht deine Freund', und legten sie
Besteig mein Pferd, und sporn die Flant ihm blutig,

Auf diese Schlafe nicht den Siegeskranz, Bis dich’s zu jenen Truppen hingetragen,

Dir ihn zu bringen? Hortest du ihr Jubeln nicht? Und wieder her, daß ich versichert sei,

uch, du hast dir Jedwcdes misgedeutet ! Ob jene Truppen Feind', ob Freunde sind.

Doch komm, nimm diese Krone für dein Haupt ! Tit. Pfeilschneừ will dort ich sein und wieder hier. Dein Brutus schickt durch mich sie dir, und ich

(ab.) Bil sein Geheiß thun. Brutus, komm geschwind,


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Und sieh, wie Cajus Cassius ich verehrt !

Wie ihn zu Freunden, als zu Feinden. Geht, Götter, verzeiht! Der Römer hat gemust!

Und Teht, wo Brutus lebend ooir todt ist. Komm, Cassius' Sdwerd, und sind Titinius' Brust! Und bringt uns Meldung in Oktavius' Zelt, (Er stirbt.) Wie alles steht.

(ate ab.) (fricasaetümmel. Meliala foinnt zurü& init Brutus,

dem jungen Cato, Strato, Bolumuius und Lu. cilius.)

Funfter auftritt. Brut. Wo, wo, Messala? Wo liegt unser Todter?

Ein andrer Ihcil des Schlachtfeldes. Meli. Dort, und Titinius weinend über ihm.

( Es fommen Brutus, Dardanius, Clitus, Stra: Brut. Iitinius' Untlig liegt empor.

round Bolum ni u 6.) Cato.

Er ist erstochen. Brut. Komm, armer Freunderest, ruht auf dem Brut. , Julius Cåsar, du bist machtig noch!

Feljen hier! Dein Geist geht um, und wendet unsre Schwerder Clit. Statilius gab das Zeichen mit der Fadel, Auf unser eignes Herz.

(Sdwäderes Getümmel.) Doch bleibt er aus, gefangen oder todt. Cato. Seht, hat er nicht bekränzt den todten Cassius ? Brut. See her dich, Glitus! Todtung ist das Wort;

Brut. Sind roch zwei Rómer übrig, wie die Beiden? Sie ist jekt an der Mode. Sorch drum, Clitus! Du lebter edler Romer, leb denn wohl !

( Spricht beimlid mit itm.) Unmöglich ist's, daß jemabls deines Gleichen

Glit. Was? Ich, Gebieter ? um die ganze Welt nicht! Nom wieder seh!! Mehr Ihránen, Frcunde, schuld' ich

Brut. Dann still, kein Wort ! Dem Todten hier, als ilir mich zahlen fehn Tollt.

Clit.

Viel lieber todt ich mich. Die Zeit wird konimen, Cassius, sie wird kommen! Nun kommt, und schafft gen Ihassus seine Leiche ;

Brut. Horch du, Dardanius! (Heimlid) zu ibm.) Die Grábnisfei'r darf nicht im Lager sein,

Dard.

Ich solch eine Zhat thun? Sie möcht' uns ganz entmuth'gen. Komm, Lucil!

Slit. D, Dardanius!
Komm, junger Cato, nach der Wahlstatt hin!

Dard. D, Glitus !
Laveo und Flavius, vor mit unsrem Heer! Jeßt ist's drei Uhr; und, Rómer, noch vor Nacht

Glit. Welch böse Fordrung stellte Brutus dir? Erprüfen wir das Glück in zweiter Schlacht. (ale ab.) Dard. Ich soll ihn rödten, Clitus. Sieh, er sinnt!

Clit. Jeht ist dics edele Gefáß voll Gram, Vierter Auftritt.

Daß es gar aus den Augen überläuft.
Ein andrer Theil des Schlachtfeldes.

Brut. Komm zu mir, Freund Volumnius, hör ein (Getümmel. Es formen feditend Soldaten beider Heere,

Wort! dann Brutus, Cuto, Lucilius und andere.) Vol. Was heisdt mein Herr ? Brut. Noch, Landsleut', 0, noch haltet tapfer Stand! Brut.

Sieh, das, Volumnius! Cato. Ein Bantert, der’s nicht thut! Wer folgt mir zu zweien Mahlen ist mir Cásar’s Geist nach?

Bei Nacht ersdienen. Erst bei Sardes, und Laut ruf' ich meinen Nahmen durch das Feld:

Vergangne Nacht hier auf Philippi's Plan. Ich bin der Sohn des Markus Cato, hort !

Drum, meine Stund' ist da. Der Zwingherrn Feind, des Vaterlandes Freund!

Vol.

Nicht so, Gebieter ! Iď bin der Sohn des Markus Cato, hört!

Brut. Ja, ja, Volumnius, ich weiß es gewiß. ( Stürzt sich unter die Feinde.) Brut. Und ich bin Brutus, Markus Brutus ich;

Du siehst, wie's geht, Volumnius, in der Welt.

Die Feinde (dilugen uns zur jáhen Schlucht, Brutus, des Vaterlandes Freund; kennt mich als Brutus! und wurd'ger istos, mir springen selbst hinab, (Gebt ab, sidy auf den Feind stürzend. Cato wird über: 215 warten, bis man uns hinabstoßt. Licber, wältigt und fällt.)

Du weißt, wie wir mitsammt zur Schule gingen, Luc. O junger, edler Cato! Bist gefallen?

Bei dieser alten Lieb' ersudi' ich did, Wohtan, nun stirbst so brav du, wie Iitinius, Und wirst als Cato's Sohn gepriesen werden.

valt du mein Schwerd, indem ich drein mich stürze.

(Erneutes Getümmel.) 1. Sold. Ergieb dich, oder Iod.

Vol. Das ist kcin Auftrag für den Freund, mein Sit. Auf Iod Ergebung !

Feldberr! (3um Geld reiciend.) Hier ist so viel, mich gleich dafür zu Glit. Flieh, Feldherr, flieh, du darfst nicht långer tooten.

zögern! Tödt Brutus und erndt Ruhm durch seinen Tod!

Brut. Gehab dich wohl,

auch du,

und du, 1. Sold. Wir dürfen's nicht. Ein edler Kriegs:

Volumnius! gefangner!

Strato, du lagst die ganze Zeit im Schlaf jest; 2. Sold. Plat! Meld Untonius, Brutus sei ge- Leb, Strato, du auch woh!! Ihr Landégenossen, fangen.

Mein Herz ist freudig, daß bis jeßt im Leben 1. Sold. Ich meld's sogleich. Hier kommt der jd keinen noch gefunden, der nicht treu mir. Feldherr selbst.

Ruhm werd durch den verlornen Tag ich haben, (Antoni u $ fommt.)

Mehr als Oktavius und art anton Brutus ist unser, ist gefangen, Feldherr !

Durch ibren Jammersieg erlangen werden. Ant. Wo ist er?

So lebt denn nochmahls wohl, denn Brutus' Zunge

Beschließt bald die Geschichte seines Lebens !
Luc. Wohlauf, Antonius! Brutus ist wohlauf noch! Nacht drůđt mein Auge, mein Gebein will ruhn,
Nimm die Versichrung hin, es wird kein Feind

Sein Mühn galt dem Erwerb nur dicser Stunde. Den edlen Brutus je lebendig fahn.

(Getümmel. Sarein außerhalb der Bühne: Flieht! Flieht!) Behúten ihn die Götter vor der Schmach! Wenn ihr ihn findet, lebend oder todt,

Glit. Gebieter, flieh! Ihr findet ihn als Brutus, als ihn selbst.

Brut.

Nur fort, ich folge dir! ant. Das ist nicht Brutus, Freund; doch, sei getrost,

(Clitus, Dardan iu$ und Bolum ni us ab.) Ein Preis nicht kleinren Werths; nimm wohl sein wahr; Dich bitt' ich, Strato, bleib bei deinem Herrn! Behandihn gütig! Lieber hátt' ich Männer

Du bist ein Mensch von achtungswerthem Sinn,


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Bote. Dein Wille wacd vollbracht, und jede Stunde Mard.

Was ist Hoheit Belieben?' Soust, hoher Cajar, Meldung du empfahn,

Kleop. Dich jest nicht singen hören. Nichts gefál: Wie's auéwårts steht'; Pomprius herrscht zur See; Von Lucm mir, was ein Eunuch hat.

Sut Uud) zeigt es sid), er ist geliebt von denen,

Für dich, daß, weil du sonder Mannbarkeit, Die Cisar nur gefürchtet. Nach den Hafen

Nicht dcine freicren Gedanken von Begeben sich die Misvergnügten, und

Egypten fliegen. Hast du Liebestriebe ? Die Leute schildern ihn als höchst getränkt.

Mard. Ja, hohe Königin. Cái. Giringres nichts konnt' ich mir denken. Ward's Kleop. Wic, in der Ihat? Vom Unbeginn uns also ja gelehrt:

Mard. Nicht in der That; denn nichts kann ich ja tuun, Wer sich erhub, ward, bis er groß, gewünscht,

Was in der That nicht tugendsam geschicht; Und der Gesunkne, nie geliebt, weil nie

Doch hab' ich heftige Liebestrieb', und denke,
Der Liebe werth, wird werth, vermißt man ihn. Bas Mars und Venus thaten.
Der nicdre Haufe, wie ein ziehend Banner

Ricop.

Charmian, o, auf einem Strom, treibt auf und nieder,

Wo glaubst du iegt ihn? Steht er, oder Tißt er? Dem wediselnden Gefluthe diensibar nach,

Geht er umher? Sißt er vielleicht zu Roß? Und nußt sich selber durch sein Wrhen ab.

O, glücklich Roß, das trägt Antonius' Last! Bote. Cájar, auch meld' ich dir: Menekrates Schreit stattlich, Rok! Denn weißt du, wen du trágft? und Menas, die berüchtigten Piraten,

Den Halbatlas der Erde, ihn, den Urm Sind Herrn dis Meers; sie furchen’s und verrounden's Und Helm der Menschen. Jest spricht er, leis murmelnd: Mit Killen aller Art. Manch wilde Landung

,Wo ist mein Schlanglein aus dem alten Nil?" Erfuhr Italien schon; die Strandbewohner

Denn also heißt er mich; da náhr' ich mich Sind bleich vor Sdirect, das junge Blut emport's; Mit überjúßem Gift ! Er mein gedenken, Kein Fahrzeug láßt sich blicken, gleich ist's auch Die Phóbus liebelnd schwarz gezwidt, und tief Gekapırt, denn Pompejus' Nahm entsert

Die Zit gerunzeit hat? Breitstirn'ger Casar, Mehr, als ein Feldzug gegen ihn.

Als hier zu Land du warst, war ich ein Bissen S 4.

Antonius,

Für einen Herrscher, still stehn mochte da der große Verlaß dein úpp'ges Zechen! 216 du einst

Pompejus, und in meine Stirn sein Auge Von Mutina gejagt wardst, wo die Consuln

Einwachsen lassen; ja, es ankorten Hirtius und Panja du gesdlagen, folgte

Dort felt sich seine Blick und wollten sterben, Dir þunger auf dem Fuß; ob weich erzogen,

Jin Anschaun ihres Lebens. Hast du inn doch mit mehr Geduld bikámpft,

(Aleras tritt ein ) Als Wilde thun es konnten, hast getrunten

Aler.

Heit, Egyptens Königin ! Den Şarn der Rosie, die goldgrüne Pfúße,

Kleop. Wie wenig siehst du Maré Antonius gleid! Die Ihiere weggesprudelt háttın, nicht

Doch, da du von ihm kommst, hat diese große
Verwarf dein Gaum des Dornstrauchs herbste Beere, Urznei mit ihrem Zauber dich vergoldet.
Ja, gleich dem Hirsch, wenn Schnee die Weiden deđt, Wie geht's mit meinem kühnen Mark Anton?
Haft Bäumen du die Rind' entnagt; man weiß,

Uler. Das legte, was er that, crhabne Kon'gin, Du aßist auf den Ulpen widrig Fleisch,

Er kúßte lebt nach vielen Doppelkussen, Wo Manch' am Anblick starben, und dies Ulles, Hier diese orientalische Perl

im Herzen ( Woh deiner Ehre, daß ich jeßt es sage!)

Steckt seine Rede fest. Ertrugst du so wie ein Soldat, daß nicht

Kleop.

Mein Dhr muß sie Die Wang' einmahl dadurch verficl.

Hervor dort zichn. Wie Schade!

Aler.

Mein Freund, sagt er, verkünd : Cál. Mag rasch nach Rom ihn treiben seine Schmach! ,,Der feste Romer schickt an groß Egypten Zeit ist es, daß wir uns selbander nun

,,Dies Kleinod einer Musdel; ihr zu Füßen Im Filde zeigen; drum laß augenblicklich

Will ich, die kleine Gabe steigernd, ihr uns zur Berathung einigen; Pompejus

,,Den prachtigen Thron mit Königreichen Polstern, Befofrigt sich durch unser müssiges Zuschaun.

,,Der gange Ost soll sie Gebietrin nennen." Lep. Uuf morgen, Cåsar, kann im Stand ich sein, Er spracy's, dann nice er mir, und schwang sich ruhiz Dir ridytig nachzuweisen, was zu Meer

Auf sein wildbäumend Roß, das wicherte Und Land ich stellen kann, der Gegenwart

So laut, daß, was ich sprechen wollte, viehisch Die Stirn zu bieten.

Von diesem übergelet ward. Cál. Bis auf Wiedcrsehn

Kleop.

Sag an, Licg' mir auch diese Arbeit ob. Pebwohl!

War lustig oder traurig er? Lep. Lebwohl! Was unterdeß du etwa hörst

Uler.

So wie Von den Begebenheiten auswärts, laß,

Die Jahreszeit, die zwischen den Grenzpunkten Ich bitte drum, mich Theil dran haben.

Der Kält und Hig', er war nicht ernst, nicht lustig. Cål.

Ganz

Kleop. O, idongetheilte Stimmung! Dent" ihn, Gewiß; ich acht's für meine Schuldigkeit. (Beide ab.)

dent ihn,

Geliebte Charmian, so ein Mann! Dené dir ihn! fů nfter auftritt.

Nicht traurig: die wollt' er bestrahlen, die
Ulrrandrien. Ein Zimmer im Palaste.

Nach ihm die Blige bilden ; lustig nicht:

Das schien zu sagen, sein Erinnern weile, (Kleopatra, Oba r mian, Jra s und Mardian.) Wie seine Freuden, in Egypten; zwischen Beidem! Kleop. Charmian!

O Himmelsmischung! Traurig oder lustig, Charm. Meine Königin !

Von Bridem steht der Ausdruck dir so schön, Kleop. Uch, adı! Gieb mir Mandragora zu trinken. Wie keinem Andron. Trafit du meine Posten? Charm. Warum das, Hoheit?

Uler. Ja, Hoheit, zwanzig Boten nad, einander, Kleop: Daß ich die große Kluft der Zeit verschlafe; Warum so dice ? Hinweg ist mein Anton.

Kleop. Wer an dem Tag geboren, Sharm. Du denkeft icin

Wo Sendung an Antonius ich vergesse, Zu viel.

Der sterb' als Bettler. – Dint' und Feder, Charmian! Kleop. O, des Verraths !

Willkommen, Freund Uteras ! Charmian, liebte Charm.

Wahrhaftig nicht! Ich Safar je jo? Kleop. Eunuch, Mardian!

Charm. uch, der racre Cajar!


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Darnieder, und dem Schidjal hat's gefallen,

Enob. Sie sind die Flügelschalen, er ihr Käfer. Zu Markus Crassus Rácher mich zu machen.

( Trompetentiot.) Den Leichnam von dem Sohn des Königs tragt

Der Ruf zu Pferd! Lebwohl, mein Freund Agrippa : Dem Heer voran. Orodes, dein Pakorus

Glück auf den Weg, lebwohl, min wadra

Ramrad ! Búßt so für Markus Crassus. Sil.

Mein Ventidius,

(@ä rar, Antonius, Lepidus und Ditapis

Fommen. ) Weil noch dein Schwerd vom parth’schen Blute warm,

Unt. Niđt weiter, hoher Freund ! Verfolg die Flüchtigen; jag durch Medien sie,

Cås.

Du nimmst von mir Mesopotamien und die Schluchten, durch Die die Z riprengten fliehn; dein großer Feldherr

Ein großes Theil von meinem Selbst. Behandte Antonius wird dich auf Iriumpheswagen

In ihm mich gut! Berd' eine Gattin , Schwester, Dann stellen, und dein Haupt mit Kränzen zieren.

Wie dich mein Glaube denkt, und wie mein wuitstes Vent. O Silius, Silius, gnug hab' ich gethan.

Gutsagen für dich einsteyn will. Antonius,

Laß nicht den Strebepfeiler, welchen wir Die niedre Stellung, das bedenk, kann leicht

U16 unsrer Liebe Salt ihr angesekt,
Zu groß die Handlung machen; denn dies lern :
Besser, Etwas nid)t thun, als, wenn wir’s thun,

Zum Mauerbrecher werden, der dies Bollwert

Zerstoßt; denn besser wurde unsre Liebe
Zu großen Ruhm erwerben, ist der, dem

Gediehn sein ohne dieses Mittel, wenn Wir dienen, fern. Såsar und Mark Anton Gewannen stets durch Untergebne mehr,

Wir's Beide werth nicht halten.

U nt. Als durch sich selber. Sossius in Syrien,

Ihu mir nidat
Ein Mann von meiner Stellung, dort statt seiner

Durch Mistraun weh! Så i.

Id bin zu Ende. Fefchl’gend, kam ob zu geschwind errungnem

ant.

Du Ruhm, seiner Sorgfalt Frucht, um seine Gunst.

Sollst nimmer den geringsten Anlaß finden Wer mehr im Krieg thut, als sein Obrer kann, Wird seines Obern Obrer, und der Ehrgeiz,

Zu dem, was du zu fürchten scheinft, ob du

Darin noch so empfindlich wärst. Und jo
Des Kriegers Iugend, ziehet dem Gewinn

Behúten dich die Götter, und bewahren
Verluste vor, wenn jener ihn verdunkelt.
Mehr könnt' ich zu Untonius' Vortheil thun,

Der Romer Herzen dir zu will gem Dienst. Doch wurd's ihn reizen, und in dem Gereiztsein

Hier wollen wir uns trennen. Stúrb: meine Leistung bin.

Cål. Lebwohl, geliebte Schwester, 0, lebwchl!

Die Elemente scin dir hold, und maden Sil. Du hast, Ventidius,

Dein Herz voll Fried' und Freude! Lebe wohl!
Das, ohne welches ein Soldat von seinem Sohwerd

Okt. Mein edler Bruder !
Kaum scheidbar ist. Du wirst Antonius schreiben?
Vent. In Demuth meld' ich, was in seinem Nahmen, Der Liebe Lenz, und diese Regenschauer

unt. In deinem Aug’ ist der Upril; er ist
Dem zaubergleichen Feldruf, wir volbracht,
Wie wir mit seinem Banner, seinen gut

Zienn ihm voran. Sei heiter! O ft.

Theurer Bruder, Bezahlten vecremassen Parthiens nie

Laß dir empfohlen meines Gatten þaus sein, Geschlagne Reiterei vom Feld gedrängt.

Und Sil. Wo ist er jegt?

sås. Was,

Oktavia? Vent. Er wil hin nach Athen.

Dkt.

Laß mich's heimlich sagen! Dort müssen wir so eilig, als die dweren

(Spridit beimlid mur itu. Vorräthe, die wir mit uns schaffen müssen,

Ant. Ihr Mund will ihrem Herzen nicht gebord en, Gestatten, vor ihm sein. Vorwärts dorthin! (ade ab.) Noch kann ihr Herz den Mund sich dienstbar machen.

So steht des Schwanes Dunenfeder auf Zweiter auftritt.

Der hochgeschwolnen Fluth, und neiget sich

Auf keine Seite. Rom. Vorzimmer in Cåsar's Palaft.

Enob. (beijeit zu Agrippa.) Wird Gásar weinen? Ugr.

Sein Gesicht bat Bolk.. ( agrippa, und Enob a r bu $ treten von versd)iednen Seiten auf.)

Enob. Wår' er ein Pferd, fiel er dadurch im Preis,

Und auch als Mann. agr. Nun, sind die Brüder fort?

ag r.

Warum das, Enob. Sie haben mit Pompejus abgeschlossen,

Encbarbus ?

Wie Mark Anton Såsar als Leiche fand, Der ist hinweg, die andern drei besiegeln.

Schrie er fast brúlend; und er weint, als er Oktavia weint, daß fort von Rom fie muß, Casar ist ernst, und Lepidus, wie Menas

Brutus durchbohrt fand auf Philippi’s Fild. Versichert, seit dem Gastmahl des Pompejus

Enob. Das Jahr plagt allerdings der Schnupfen iba; An Gelbsucht leidend.

Was eigene er zerstört, beweint er dort. O, der edle Lepidus ! agr.

Glaub's, bis ich selber weine. Cás.

Nein, du Liebe,
Enob. Ein wahrer Engel! Wie er Cájar liebt!

Stets soulst du von mir hören, keine Zeit
Ugr. Doch wie er Mark Unton anbetet fast! Enob. Sásar? Der ist der Jupiter der Menschen.

Láßt hinter sich mein liebend Ungedenken. a gr. und Mark Anton? Der Gott des Jupiter.

unt. Nun, nun, ich wag’s mit dir an Liebesfiárt. Enob. Sprachst du von Cåsar? Wie? Der Unerreichte und geb' dich in der Götter Shug.

Hier fals ich dich, und so lasī' ich dich los Ugr. O, Mart Anton! O, du arab'scher Phónir !

Cås.

Seid glüdlich! Enob. Willst du Casar lobpreisen, so sprich: Cájar,

Lep. Der Sterne ganze Schaar scent deiner Bube und weiter nichts.

Ihr Segenslidyt! Agr. Ja, Beiden (pendet er vorzüglich Lob.

Cås. (Oftavia küfend.) Lebwohl! Lebrohl! Enob. Doch Cåsar liebt er meist; auch liebt An

Unt.

fibros: toner :

(Trompetentuid. Aucan.) Þa, Mund, Herz, Bild, Schrift, Bard' und Dichter spricht,

Dritter Auftritt.
Denkt, malt, schreibt, singt, mißt seine Liebe nicht

Alcrandrien. Ein Zimmer im Palaste.
Zu Mark Anton. Allein was Casar anlangt,
Gekniet, gekniet und angebetet!

(Kleopatra, Cb armian, iras und deras.) agr.

Beide liebt er.

Kleop. Wo ist der Mensch ?


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Elfter Auftritt.

Anton als Freund ihm zu. Was uns betrifft,

Weß er ist, sind ja wir ; drum Cåsar's.
Alexandrien. Ein Zimmer im Palaste.

Thyr.

So! (Kleopatra, Enob a r bus, Charmi an und Fras.) Nun denn, Erlauchte, Cåsar bittet dich, Kleop. Was gilt's nun, Enobarbus?

Nicht deinen joh'gen Fall mehr zu bedenken, Enob.

Denken fterben. Uis daß er Cåsar ist. Aleop. Wer hat die Sduld, Antonius oder wir?

Kleop.

Recht königlid! Fahr fort ! Enob. Anton allein, der seinen Eigenwillen

Thur. Er weiß, du warfst dich in Antonius' Urme Zum Herrscher der Vernunft gemacht. Flohst du

Uus Liebe nicht sowohl, als Furcht. Bleop.

, Himmel ! Aus jenem großen Angesicht des Kriegs auch, Deß beiderseit’ge Reihn einander schreckten,

Thur. Die Flecken drum auf deinem Ruf beklagt er Mußt er denn folgen? Seiner Liebe Kißel,

Uls aufgezwungne Maale, die du nicht Brandmarken durft' er nicht sein Feldherrnamt

Verschuldet. Im Augenblicke, wo die halbe Welt

Kleop. Ist er ja ein Gott, und weiß Der andern Hálfte gegenüber stand,

Das Richt’ge siete; nicht gab die Ehr' ich hin, und ihm allein es galt. Das war ja Schmach,

Bezwungen nur ward sie.

Enob. (beijeit.) Geringer nicht, als sein Verlust, den Sof

Dies zu ergründen, Zu machen deinen flieh'nden Wimpeln, und

Will id) Anton befragen. Herr, du bist so leck, Die Flott' im Staunen dort zu lassen!

Daß wir, da dich dein Iheuerstes verråth, Kleop.

Still doch!

Did deinem Sinken überlassen müssen.

I hyr. Darf ich an Cåsar melden, was von ihm (Antoni u 6 kommt mit Eupbroni u 6.)

Du beischest? Denn er bittet theils, daß du Unt. Dies seine Untwort?

Ihn angehn möchtest um Verleihung. Sehr Euphr.

Ia. unt.

Die Któn’gin Tou

Gefallen wird es ihm, wenn du sein Glück

Zum Stabe machtest, worauf du dich stúßtest; Dann Höflichkeit empfahn, wenn sie uns aufgiebt?

Allein durchglühn wird's sein Gemüth, hörter E up hr. Dies giebt er zum Bescheid. unt.

Sie soll es wissen.

Von mir, wie du Antonius verlassen,

Und nun dich unter seinen Schuß begiebst, Send dies ergrau'nde Şaupt dem Knaben Casar,

Des hohen Weltgebieters. Und deine Wünsche füüt er bis zum Rand

Kleop.

Wie dein Nahme? Mit Fürstentyúmern. Kleop. Dieses Saupt, o Herr ?

Thyr. Ich heiße Thyreus. ant. * Nodimahls zu ihm! Sag ihm, der Jugend Rose Dem hohen Gåsar meld, in Ungewißheit

Kleop.

Gútiger Gesandter, Blúh' auf dem Untlik ihm; die Welt drum sollt

Kúss ich des Siegers Hand; meld, daß bereit ich, Etwas Auszeichnendes von ihm erfahren.

Mein Szepter knieend ihm zu Fuß zu legen; Sein Münzrecht, seine Schiff und Legionen, Sie konnten einem Feigen auch geboren,

Meld ihm, von seinem allgewaltigen Hauch

Hör' ich Egyptens Loos. Und seine Leut', im Dienste eines Kindes,

I hyr.

So ist's dein würdig. Erfolgreich sein, wie unter Casar's Führung.

Wenn Weisheit mit dem Schidjal Kampf besteht, Ich stell ' ihm drum die Fordrung, seiner stolzen

Und nur die erstre aufbeut, was sie kann, Vergleichungen sich ab zu thun, und mir,

Tem Sinkenden, Sdwerd gegen Schwerd zu stehn,


Darf sie kein Schlag berühren. Schenk Vergunst,

Un deine Hand mein Pflichtgefühl zu gollen. Wir zwei allein. Ich schreib's ihm , komm mit mir.

Kleop. Oft, wenn der Vater eures Casar nachfann, (A ntonius und Eupbronius ab.)

Wie Königreiche er erobern wollte, Enob. Ei, wie wahrscheinlich! Der siegstolze Cåsar lag seine Lippo auf der unwürdigen Stelle,

Wird seines Glúčes jich begeben, und


und stromte Rússe. Zur Schau wie ein Klopffedhter hin sich stellen

(Antonius fommt zurück mit Enobarbu 6.) Vor seinem Gegner. D, der Menschen Urtheil

unt.

Gunstbezeugungen! Ist Zubehör von ihrem Glúc nur, seh' ich,

Beim Jupiter und seinen Donnerkeilen! Und außre Dinge ziebn die innre Kraft

Wer bist du, Mensch? Sich nach, daß Beides Einerlei erfährt.

Ihr.

Nur Jemand, der vollbringt Wie er, der jed Verhältnis kennt, doch träumt,

Des vollbegabtsten und folgleistungswerthsten Casar in seiner Fülle werde seiner

Gebieters Millen. Leerheit sich stellen! Cåsar, auch sein Urtheil

Eno 5.

Soust die Peitsche haben! Þast du gestürzt.

unt. Sicher! Du Rabenthier! O, Holl' und (Ein Höfling fommt.)

Himmel! Hofl.

Ein Ubgesandter Casar’s.


Unsehn entschmilzt mir. Júngst noch, rief ich: „hc!"
Kleop. Wie, ohne Fei'rlichkeit? Seht, meine Fraun ! - So rannten Könige herzu, wie Buben Sie halten nun die Nase zu vor der

Nach hingeworfnem Geld, und riefen: ,,was Erblühten Rose, die vor ihrem Knospen

Befiehlst du?" Habt ihr keine Ohren? Noch Tief auf den Knien gelegen! Laßt ihn kommen!

(Mehrere vom Gefolge fonimen.) Enob. (beijeit.) Ich und mein Pflichtgefühl beginnen Bin ich Anton. Fort mit dem şans, und peitscht ihn!

3wift. Ergebenheit, die treu an Thoren hålt,

Enob. Gerathner ist's, mit jungem Leu zu spielen, Macht unsre Treue zur leibhaft'gen Thorheit. Doch,

216 mit 'nem alten, der im Sterben liegt. Wer's über sich gewinnen kann, an einem

ant. Zum Element! Peitscht ihn! und waren's Gefallnen Herrn mit Dienstpflicht festzuhalten,

zwanzig Wird Sieger deß, der seinen þerrn besiegt,

Der großesten Zir: pflichtigen, die vor Gåsar
Und glángt in der Geschichte. ( T U vreus tritt ein.) Sid beugen fånd' ich sie so, unverschämt Kleop. Casar's Wille?

Hier mit der Hand der Dame wie doch heißt sie, I hyr. Vernimm ihn ohne Zeugen !

Seitdem Kleopatra sie war? Peitscht ihn,
Aleop. Niemand, als Freunde ; sprich getroft ! Ihr Leute, bis er wie ein Kind Gesichter
I hyr. So sind sie auch Antonius' Freunde wohl ? Zerrt und um Mitleid heult. Führt ihn hinweg !
Enob. Er braucht so viele, Herr, als Cåsar hat, I hyr. Markus Antonius,
Oder gar keine. Wil es Cåsar, húpft

Unt.

Schleppt ihn fort, und ist


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und Cåsar's Sieg verderben. Baß dich fahn,

Mard. Der eine Mensch zahlt einmahl nur mit Todo Und dich aufstellen vor des Pöbels Jauchzen,

Sie hat die Schuld erlegt. Waố thun du wollteft, Folg seinem Wagen, als der größte Schandflect

Liegt schon volbracht vor dir. Ihr legtes Wort, Des ganzen Fraungeschlechts ; als Ungethům

Antonius war's, du edler Mart Untonius ! Laß Dólpeln dich für Kupferheller zeigen ;

Denn in der Mitte brach ein áchzend Stoden
Es pflüg? Oktavia, die Dulderin,

Das Wort Antonius, zwischen Herz und lippen
Mit den gewart'gen Nageln dein Gesicht. (Kleopatra ab.) Ward es getheilt; sie gab ihr Leben auf
Gut, daß du gehit, wenn's gut ist, daß du lebest ; Mit deinem so in ihr begrabnen Nahmen.
Doch besser wär's, du fielft in meine Wuth !

unt, Jodt also ? Denn leicht hätt' ein Tod viele Tod' erspart.

Maró.

Jodt. Eros, he! Nessus' Hemde brennt auf mir.

Unt.

Eros, entwaffne mich ! Alcid, mein Uhnherr, lebr mir deine Wuth!

Des langen Tages Urbeit ist zu Ende ; Laß mich an Luna's Horner Lichas idhleudern,

Ich muß nun ichlafen. Daß du heil hinweggehst, Und mit den Händen, die die schwerste Keule

Zahlt reichlich deine Müh; geb! 26, reiß ab!

(Mardian ab.) Umspannt, mein adeliges Selbst bevált'gen. Die Zauberin sol sterben. Sie hat mich

Des Ujar siebenfacher Schild kann nicht Verkauft dem rom’schen Sinaben, und ich falle

Vor dieseın Prall mein Herz beschirmen. D, Durch ihre Ránke ; Tod ihr drum ! Be, Eros! (av.) Plagt, meine Seiten! Herz, sei einmahl stårker,

Äls dein Verschluß, spreng deine morsdhe pulle! Elfter luftritt.

Rasch, Eros, rasch! Rein Krieger mehr; fort nun,

Zerstoßne Scúc, ich trug mit Ehren euch.
Alexandrien. Ein Zimmer im Palast.

Verlaß ein wenig mich. (Eros ab.) Kleopatra, (Kleopatra, Charmian, Eros und Mardian.) Ich will dich úberholen, und Verzeihung Kleop. Selft mir, ihr Fraun! O, er ist rasender, Dual ist nun jed Verziehn. Die Fadel löschte,

Von dir erweinen. So muß sein es, denn Uls Telamon um seinen Schild; der Eber

Drum leg, dich nieder, und nicht weiter soweif! Thessaliens schäumte nimmer so. Charm.

Zum Grabmahl !

Von nun an ist Vernichtung jede Urbeit, Dort schließ dich ein, man meld' ihm, du seist todt.

Ja, selbst die Kraft wird eingeschnürt durch Stärke. Nicht hårter ringen Seel' und Leib beim Scheiden,

So untersiegle, und zu End' ist alles.

Eros! Uis Groß' in ihrem Fall.

Ich komme, meine Kón’gin! Eros! Kleop. Zum Grabmahl, ja.

Erwart mich; wo auf Blumen Seelen rubn, Mardian, meld ihm, ich habe mich entleibt ;

Da seben Hand in Hand die Geister mir Mein leptes Wort, sprich, sei Unton gewesen,

Durch unsre frohe Haltung in Erstaunen. Mach's recht beweglich, hörst du! Fort,

Dido und ihr Leneas stehn gefolglos, Mardian, und sag, wie meinen Tod er trågt.

Denn Ducs drångt uns zu. Komm, Eros, Eros! Zum Grabmahl.

(que ab.)

(Eros fommt zurüd.)

Eros. Was ist dein Bille? 3 wolfter Auftritt.

Unt.

Kleopatrens Tod

Macht so schmachvoll mein Leben, daß die Götter
Ebendaselbst. Ein anderes Zimmer.

Verabscheun meine Frighcit. Id, deß Schwerd ( Antoni u 6 und Eros.)

Die Welt getheilt, ich, der ich ob des grünen unt. Eros, siehst du mich noch?

Neptunus Rücken Stádt' aus Schiffen baute, Eros.

Ia, hoher Serr. Ver ime mich, daß eines Weibes Muth
Unt. Oft sehn wir eine Wolk' in Drachenform, Mir abgeht; wen'ger edel von Gemůch
Ein Dunstbild oftmahls, wie ein Bár, ein Leu, U16 sie, die Cájar'n sagt durch ihren Tod:
Wie eine Burg mit Ihůrmen, ein Geklúft,

,,Ich selbst besiegte mich. Du schwurst mir, Eros, Ein Felégezack, ein blaues Vorgebirg,

Daß, sollt ein Leßtes kommen, (und fürwahr, Mit Bäumen drauf, die zu der Erde niden,

Nun ist's gekommen!) wenn ich binter mir Es tauschen unsre Uugen Luftgestalten.

Die unvermeidliche Verfolgung jáhe Erscheinungen der Urt hast du gesehn,

Von Samach und Graus, du dann auf mein Geheiß Es ist des schwarzen Abends Schaugeprång.

Mich tódten wolltest. Ihu's! Die Zeit ist da. Ero6. Ja.

Nidt mich erdolchst du, Cåsar'n nimmst du Sieg. Int.

Was ein Pferd jegt ist, gedankenschnell Leg Farb' auf dein Gesicht. Zerreißt's der Wolkenzug, und macht's unkenntlich

Eros.

Verhütet's, Götter! Wie Wasser in dem Wasser.

Soll ich das thun, was alle parth'schen Pfeile, Ero.. cuerdings.

Ob feindlich, nicht erzielen konnten? unt. Eros, mein guter Schelm, dein Feldherr ist nt.

Eros, Jeßt grad' ein solch Gebild. Hier noch Anton

Möchtst du im großen Rom am Fenster stehn, Kann die sichtbare Form nicht fest ich halten.

Und deincn Herrn sehn mit verschrántten Urmen, Ich kriegte für Egypten, und die Kon'gin,

Herabgebeugt den fdimadıgelehr'gen Nacken, Ihr Herz, dacht' ich, besåg' ich, wie sie meins ; Sein Untlig von durchbohr’nder Schaam bewaltigt, Und als es mein, band eine Million

Indem der Råderstuhl des glúdlichen Noch Undrer es an sich, die nun dahin ;

Cásar , vor ihm her fahreno, des Nachzich'nden Sie, Eros, steďte Cájar im Geheim

Feigheit brandmarkte? Die Rarten zu, und spielte trügerisch

Ero 6.

Das mocht' ich nicht fehn. Dem Feinde zum Triumph hin meinen Ruhm.

Unt. So komm; denn eine Wunde muß mich heilen. Wein nicht, du guter Eros. Frei steht uns

Heraus dies brave Schwerd, das du geführt Der leßte Weg. (Mardian fommt.) o , deine schlechte zu deines Landes Nuß. Herrin!

Eros.

D, Herr, verzeih! Sie stahl mein Schwerd mir ab.

Ant. 218 ich dir Freiheit gab, schwurst du nicht da, Mard.

Nein, Mark Anton, Zu thun es, wenn ich's hieße? Thu's mit Eins, Die Herrin liebte dich, und einte ihr Geschick

Es werden sonst al deine frühern Dienste Dem deinen ganz.

Nur absichtsloser Zufall. Zieh und komm. Unt.

Fort, lump'ger Samling, schweig ! Eros.' So kehr dies edle Untlig von mir weg, Verrathen hat sie mich, und sol drum sterben.

Worin die buld’gung liegt der ganzen Welt.


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Sie waren Münzen, die aus seiner Tasche

Bei seinem Leben, daß ich nichts für mich Entfielen.

Behalten hab'. Seleukus, sprich die Wahrheit. Dol. Königin,

Sel. Ein Schloß vor meine Lippen eh', als sprechen Kleop. Glaubst du, es gab,

Bei meinem Leben, was nicht wahr. und konnte geben je folch einen Mann,

Kleop.

Was hab' Wie ich im Iraum ihn sah?

Ich denn zurückbehalten? Dol. Nein, holde Frau.

Sel.

Sattsam, um Kleop. Du lúgst, hinauf zum Ungehor der Götter. Zu kaufen, was du angegeben hast. Doch giebt es, oder gab's je einen solchen,

Cås. Nun, werd nicht roth, Kleopatra ; ich bill'ge Die Macht des Iraums reicht nicht dahin.

Drin deine Weisheit. Stofi mangelt der Natur zum Wettstreit mit

Kleop.

Cåsar, sieh, o sieh Den Zauberbildungen der Phantasie;

Wie Pracht man fröhnt. Die Meinen sind die Deinen, Doch einen Marf Unton ersinnen war

und, tauschten Stellung wir, die Deinen mein. Die Leistung der Natur, der Phantasie

Der Undant des Seleukus hier emport Zum Trog, jed Schattenbild verdammend.

Zur Wuth mich fast. O Sklav, auf dem nicht mehr Dol.

For

Zu baun , als auf erkaufte Liebe! Wie? Mich, gnåd’ge Fürstin ; dein Verlust ist wie

Irittst du zurú&? Tritt immerhin zurúc ! Du selbst so groß, und du trägst im Verhältnis

Doch glaub's, dein Auge will ich fassen, ob Zu seiner Schwere ihn. Mag nimmer ich

Es Flügel hátte. Sklave! Seelenlos Erstrebtes Glúđ erreichen, fühľ ich nicht,

Verworfner! Fund! Beispiellos Niederträcht'ger! 216 Biederball des deinen, einen Schmerz,

Cål. Laß dich erbitten, theure Königin. Der mir das Herz ferreißen will.

Kleop. D Casar, welch durchbohr'nde Schmach ist das, Kleop. Hab Dank, Freund ! Daß, wo du hier geruhst

, mich zu besuchen, Weißt du, was Casar über mich bestimmt?

Mit deiner Fürstlichkeit beehrend eine Dol. Mich schmerzt zu nennen,

was dir kund ich So tief Gestürzte, mein eigner Diener muß möchte.

Die Summe meines Unglúčs noch erhöhn Klcop. Nein, sag mir’s, Freund!

Durch Zuthat seiner Schlechtheit. Sei es, Casar, Dol.

Wie ehrenvoll sein Sinn, Daß einigen Frauntand ich zurú&gelegt, Kleop. Soll ich ihm folgen beim Triumph ?

Werthlose Spielerein, Ding: cines Werthes, Dol.

Ja, Fürstin, Wie die, womit wir Qutagsfreunde grüßen ; Ich weiß es.

Sei's, daß ich großre Kostbarkeiten mir ( Außerhalb.) Plag hier, Cåsar.

Beiseit gethan für Livien und Dktavien, ( Es kommen Cäsar, Baltus, Proculeius, M Ä= Um sie mir zur Vermittlung zu bewegen, cenas, Seleut ús und Gefolge.)

Muß das durch Einen, den ich auferzogen, Cås. Bo ist die Kon'gin von Egypten?

Verrathen werden? Götter! D, dies schlägt Dol.

Fürstin,

Mich tiefer, als mein Fall, zu Boden. (3u s eleutu s.) Der Imperator ist's. (Kleopatra kniet nieder.)

Fort ! Cår. Steh auf, du darfst

Sonst zeig' die Funken meines Innern ich Nicht knien. Ich bitte dich, fteh auf, Egypten!

Uus meines Schidsals Asche. Wärst ein Mann du, Steh auf!

Du würdest Mitleid mit mir haben. Kleop. D Herr, die Götter wollen es

Sår.

Folg, Seleukus! also; gehorchen muß ich meinem Fürsten

(Seleu f u 6 ab.) und Herrn.

Kleop. Sei's kund, daß uns, die Großen, man Sål. Mach dir nicht bittere Gedanken.

verkennt Erinnrung der uns zugefügten Krankung,

Um das, was Andre thun; und fallen wir, Ob uns ins Fleisch geschrieben, soll uns doch

Stehn unsre Nahmen ein für Undrer Sduld, Wie nur geschehn durch Zufall Uues zeigen.

Wir sind drum zu beklagen. Kleop. allein'ger Wettbeherrscher, meine Sache

sål.

Kleopatra, Kann nicht so gut ich auseinander stellen,

Nicht was verhehlt, noch was du angegeben, Daß sie ganz rein erschiene; sondern ich

Verzeichnen als Erobrung wir; dein bleib's, Gestebe, Schwachen lasteten auf mir,

Verwend es nach Gutdunken ; Casar, glaub, Wie mein Geschlecht von jeher oft beschämt.

Ist Kaufmann nicht, mit dir um Dinge, die Cål. Wiß es, Kleopatra, wir wollen lieber

Kaufleuten feil, zu markten; da sei rubig ! Berringern, al6 vergroßern. Wenn du dich

Laß nicht von deinem Denken dich umkertern, Wirft meiner Absicht mit dir fügen, die

Nein, theure Kon'gin! Denn wir sind gewidt, Höchst liebreich gegen dich ist, wirst du finden,

Mit dir es so zu ordnen, wie du selbst Der Zausch ist eine Wohlthat nur für dich;

Uns rathen wirst. Genieß drum Rost und Schlaf, Doch legst du es drauf man, mich grausam sein

Wir weihn so viel Mitleid und Sorgfalt dir, zu lassen, in Unton's Fußtapfen tretend,

Daß wir' dein Freund verbleiben. So lebwohl! Beraubst du selbst dich meiner guten Meinung,

Kleop. Mein König und mein Herr ! und rufst auf deine Kinder die Zerrůttung,

Cål.

Nicht so! Lebwohl! Der. ich sie gern entzoge, schenkst Vertraun du.

(Cäsar nebst Gefolge ab.) Ich gehe nun.

Kleop. Er giebt mir Worte, Mädchen, Worte, daß ich Kleop. O ja, du kannst's ja, durch

Nicht groß sei an mir selbst. Doch, Charmian, horch! Die ganze Welt, denn sie ist dein, und wir,

(Flüstert Char mian ins Ohr.) Dein Wappen nur und deine Siegeszeichen,

Irae. Schließ, hobe Frau! Der sonnige Tag ist hin, Wir hangen an dem Ort, den du uns anweisst. Und wir gehören die Nacht. Hier , mein Gebieter !

Kleop.

Eil Fahnell! Sål. Für Kleopatra

Ich hab's gesagt schon, und es ist besorgt, Will ich in allem deinen Rath befolgen.

Laß es beschleun’gen, geh! Kleop. Hier das Verzeichnis meines Geldes, meiner Charm.

Gleich, meine Fürftin. Juwelen und Berathe, gnau gemurdert,

(Dolabella fommt zurüc.) Nichts Kleines steht darin. Wo ist Seleukus?

Dol. Wo ist die Königin? Sel. Hier, Fürstin.

Charm.

pier.

(ab.) Seleop. Es ist mein Kámmrer, laß ihn sprechen, Herr, Kleop.

Dolabella?


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an meiner Brust nicht, das in Schlaf lie Umme

Cár.

Beim Ende Einsaugt?

Um würdigsten! Sie blidt in unsre Ubjiot, Charm. O brich! O brich!

Und königlich schlug ihren Weg sie ein. Kleop.

So süß wie Balsam, Doch ihre Todesari? "Ich seh' kein Blut. So mild, wie Luft, so wonnig o Antonius,

Dol. Wer ist zulegt bei ihnen hier gewesen? Ud nein, ich nehm' auch dich. (Eine zweite Natter an 1. Wache. Ein schlichter Bauerbursd), der Frigin ihren Arm legend.) Was sollt ich weiten

brachte. (Sinft auf ein Betre und stirbr.) Das war der Korb. Charm. In dieser grausen Welt? So lebewohl! Cás.

Vergiftet dann. Nun rühm dich, Tod! In deinen Urmen liegt

1. Wache.

O Casar,
Ein Weib obn' ihres Gleichen! Dunenfenster,
Schließt euch, und nimmer idaun zum golonen Phobus Bier Charmian lebte gleich erst noc); se jiand

Und sprach; ich fand das Diadem sie ordnend So königliche Augen wieder auf! Die Krone ward verrúčkt, seb' ich sie grade,

Uuf ihrer todten Herrin Stirn; sie beble,

Wie da sie stand, und stürzte plößlich hin. Dann will mein Stúd ich spielen.

Cás. O, adelige Schwadi heit! þátten Gift fic (Die Wa d) e stürzt berein.)

Verschluckt, wurd' es an außerer Gedwulsi 1. Wache. Wo ist die Kon’gin?

Erkennbar sein; jedoch wie schlafend sieht Charm.

Leis, weck sie nicht auf! Sie aus, als wollte einen zweiten Mark 1. Wache. Cåsar ichidt her

Anton in ihrem Zaubernet jie fahn. Charm.

Ein zu langsamer Bote. Dol. Auf ihrer Brust hier ist ein blutger Stich,

(Sekt die Nutter an.) Der etwas aufgeschwollen, ebenso O tomm, beeil dich schnell ! Schon fühl ich dich.

Ist es auf ihrem Urm. 1. Wache. Herein! gier steht's nicht gut! Gafar

1. W a de.

Das ist betrogen!

Ein Natterstich, und diese Feigenblätter 2. Wache. Den Dolabella schickt er. Ruf ihn her! Die Natter ihn zurücktåßt.

Sind voller Schleim, wie auf des Nilstrands þéhlm 1. Bach e. Was ist das hier ? Charmian, ist das denn recht?

sås.

Hodist wabrīdhe inlidi, Charm. Recht ist es, und für eine Fürstin ziemend, Daß so sie starb. Auch sagte mir ihr Arzt, Die so viel hohen Königen entstammte,

Daß sie zahllos Versuche angestellt, Uch, Kriegsmann!

(Stirbi.)

Die leichtste Todesart zu prüfen. Nebmt (Dolabella fommt.)

Ihr Bett auf, tragt die Fraun vom Grabmahl weg.

Sie ruhe neben ihrem Mark Anton. Dol. Was giebt's hier ?

Kein Grab auf Erden wird ein zweites lo 2. Wache.

Que todt. Dol.

Cåsar, dein Uhnen So hehr wie die, erschúttern ihre Schopfer ;

Berühmtes Paar umschließen! Schitungen,
Iraf wohl hier ein. Du selbst bist auf dem Weg,

Und wen'ger Mitleid nicht erwirbt sich ihre
Die Schređenéthat volbracht zu sehn, die du So sehr zu hindern strebtest.

Geschicht', als Ruhm derjen’ge, der zu solchem (Pußerhalb der Szene.)

Plag für Cåsar!

Webstand sie führt'. In feierlicher Pradt

Geleit den Grabzug unsre Heeresmacht; (Cäsar tritt ein nebst Gefolge.)

Und dann nach Rom. Du, Dolabella, leit Dol. D Herr, du bist ein zu gewisser Seher,

Mit strengem Ernst die große Fei’rlichkeit. Geschehn ist, was du fürchtetest.


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Nun kam sie in der Liebe Schranken an,

Ja, mehr als dies, sie stellt vor meinen Bliten Uufsigt ihr Kampe zu dem heißen Streit;

Vom heißergrimmten Eber auf ein Bild, Was sie, ihn zu entflammen, auch gethan,

Deß Sauern hingegeben, auf dem Rúden Doch ist er sie zu záhmen nicht bereit ;

Dein Ebenbild liegt, welchem Blut entquillt; Mehr als tantalisch muß die Urme lviden,

Und wie das Blut die frischen Blumen trinken, Umfaßt Elysium ohne seine Freuden.

Vergehn von Schmerz sie, ihre Kopfdjen sinken. Getauscht wie Vögel von gemalten Beeren,

Bas thať ich, müßt' ich also dich erschaun, Der Blick wohl jatt, der Hunger nicht gestillt;

Da vor der Einbildung ich schon erbebe, So mußte sie auch angelockt entbehren,

Das Herz mir blutet, denk' ich's nur, vor Graun, Der armen Vögel wahres Gegenbild :

und ahnend ich in tausend Lengsten say webe's Da sucht sie denn die Gluthen aufzuküssen,

Tod prophezeih' ich dir, mir ew'ge Plagen, Die sie im Liebling leider muß vermissen.

Wirst du dich morgen an den Eber wagen. Umsonst! dir frommet nicht der Liebe Thron!

Doch laß dir rathen, muß gejagt denn sein, Versucht ist Alles, was die Lieb' eingiebt.

Das scheu leichtfüß’ge Þáslein licber hege, Wohl hatte sie verdienet bessern Lohn:

Den Fuchs, den seine List erhält alliin, Sie liebt, ist Lieb' und wird doch nicht geliebt!

Das Reb, das zage, daß man es verlege; „Pfui," spricht er, opfui, du drúcsi mich, laß von mir! Die schönen Thiere wähle dir zur Beute, Wer gab ein Recht, mich aufzuhalten, dir?"

Uuf rúst'gem Roß im Feld mit rascher Meute. „Du könntest lange," sprach sie, „fort schon sein, Hast du den blöden Rammler aufgescheucht,

Drang nicht das Wort vom Ebir mir zu Ohren. Merk, wie der arme Schelm, von Ungst erregt, Sei klug! du weißt nicht, was es heißt, solch Schwein Der Furch' entlauft, den Wind noch überfleugt, Mit einem Wurfspieß machtig zu durchbohren,

und tausend, abertausend saken schlágr, Das stets die unbedeckten Hauer weßt,

Wie er, um seine Feinde zu verwirren, Und wie ein Meßger sich am Morden left.

Gar manches Schlupfloch gerne mag durchirren. Auf seinem Rücgrath starret eine Wehr

Oft, von der Spur die Hunde abzuloden, Von borst'gen Stacheln, die den Feinden dráun, Stürzt er in eine Herde Schafe schnell, Aufwühlt sein Rússel (Gråber vor sich her,

Bald, wo erdhöhlende Raninchen hocen, Ist es crgrimmt, die Augen Feuer jpcin,

Schweigt er der Koppel gellendes Gebell, Gereizt anfällt es, was ihm tommt entgegen,

Dann mag er sich zu anderm Wilde sídlagen, Und was es trifft, die Bauer gleich erlegen.

Gefahr ersinnet List, Furcht macht verschlagen. Die Seiten stark, mit Borstenhaar besert,

Denn unter andern ist die Spur verschwunden, Sind deines Speeres Spiße undurchdringlich,

Die Hunde lassen nun mit Bellen nach, Schwer wird sein kurzer dicker Vals verlcht,

Bis sie mit Múbe wieder aufgefunden, Ergrimmt, ist nicht der Leu ihm unbezwinglich; Wohin der list’ge Läufer endlich brach; Berwadyenes Budwert, dichtes Dorngestrict

Nun wiederhallt ihr Bellen von den Kluften, Weicht, wenn es durdyfáhrt, (deu vor ihm zurüd. Als wär' ein zweite. Treiben in den Lüften. Ach, nicht ja kümmert sich's um dein Gesicht,

Der arme Narr fernab indessen lauldet, Das Liebesaugen huld’gend nur erblicken,

Ein Männchen machend, bang auf einer Hoh, um Hande, lippen und um Augen nicht,

Ob ihn die Koppel nidit etwa umrauschet, Die als vollendet alle Welt entiúcten.

Da wird bei dem Gebell ihm wieder web, Nein, hätt' es einmahl dich gefasset nur,

Dem Kranken gleicht er, welcher hingestredt Verheert' es dich, o Graun! so wie die Flur !

Vernimmt die Todtenglocke, die ihn sdrect. Laß es in seinem ekeln Moorbett ruhn,

Nun sollst du aber sehn, wie thaubeneget Das Schöne fliehet vor so argen Feinden;

Er růck- und vorwärts kreuzt in seinem Lauf, Muthwillig mach' dir nichts mit ihm zu thun,

Wie jeder Dorn den Múden arg verleget, Gedeihen schaffet Rath von guten Freunden !

Ein Schatten, ein Geflüster ihn hält auf. Kaum war der Eber deiner Lipp' entsd,webet,

Zertreten mag Elende mehr als Einer, So hab' ich auch aus Furcht um dich gebebet.

Aufrichten den Gestürzten sicher Keiner. Bemerktest du nicht, wie ich wurde schwach,

lieg stille! Laß dir weiter von mir sagen Erbleichte, ganz von banger Furcht besiegt,

Nicht so gestraubet! bleiben mußt du doch! Ohnmachtig endlich gar zusammenbrach ?

Dir zu verleiden ganz des Ebers Jagen, In meiner Brust, woran die deine liegt,

Das dir nicht zusagt, sag' ich dieses nochy, Fliegt, pocht mein armes Herz im Gegenstreben

Verbindend dies und jenes, so und so, Zu deinem , gleich gewalt gen Erderbeben,

Denn Lieb' erkláret jedes Ud und O! Denn Eifersucht nennt, Liebesruhe störend,

Wo ließ ich's ?" — „Gleichviel," sprach er, ,,mich nur la Der súßen Neigung Wache sich sofort,

So wird doch die Gesqichte gut beschlosīın; Mit blindem Lärm und Meuterei bethorend,

Die Nacht ist hin." ,,Ei," sagt sie, ,,was tout last Ruft sie nod in der Zeit des Friedens Mord !

,Es harren meiner," spricht er, ,,die Ginche! Und so verstimmt sie Lieb' in ihrer Wuth,

Jekt ist es finster, und ich werde fallen." Bie Luft und Wasser dámpfen Feuersgluth.

Sie spricht: ,,Die Liebe sieht bei Nacht vor allen. Und diese Streit aufregend' arge Spurerin,

Doch wenn du fåuft, so mache diesen Schluß, Der Wurm, der zarten Liebessproß benagt,

Die Erd', in dich verliebt, sie wollte nippen, Durch binterbrachte Mähr zum Zwist Verführerin, Drum machte sie dich straucheln, einen Kuß. Die Eifersucht, die Lúg' und Wahrheit sagt,

Reid) wird zum Dieb an Reithem; deine Lippen Pocht mir ans Herz und raunt in meine Ohren: Sind schuld, daß sich Diana so búllt ein, Ich müsse fürchten, daß du gehst verloren.

Um, kúsiend dich, meineidig nicht zu sein.


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Willkommen hieß ihn, als er eingeschritten,

Da wird Tarquin von Müdigkeit bejdlichen, Der falsche Fürst, die edle Fraungestalt,

So giebt er vor zum Lager nun gebracht, Auf deren Untlig Schón' und Tugend stritten,

Denn mit der Keuschon im Gespräch , entwichen Wer ihres Leumunds habe mehr Gewalt :

War nach dem Mahle schon ein Theil der Nacht; Wenn Tugend prahlt, erróthet Schin' alsbald,

Dem Blei des Schlafs erliegt des Lebens Macht, und rühmt die Schón' ihr holdes Schaamerglühen, Und Uues hat in Ruhe sich geborgen, Mag Tugend dies mit Silberweiß umziehen.

Nur Diebe nicht und die voll Schmerz und Sorgen. Die Schönheit, froh des Rechtsanspruchs auf Weiß Ein solcher liegt Tarquin und überdenket Durch Venu. Tauben, schůbet ihr Gefild;

au die Gefahr, der er sich giebt dahin, Die Jugend fodert Roth von ihr mit Fleiß,

Ob schwache Hoffnung ibn davon ablentet, Das sie der goldnen Zeit verlich so mild

Beharrt auf seinem Entschluß doch sein Sinn; 216 ihrer Silberwangen Schmuck und Schild,

Verzweiflung an Gewinn treibt nach Gewinn; Und lehrte sie's gebrauchen im Gefechte,

Wer großen Schaß als Preis davon will tragen, Mit Schaamroth iđirmen auch des Weißen Rechte. Steh' Tod darauf! wird nach dem Tod nicht fragen. Die Wappenfarben führt das Angesicht

So sind versessen Geizige auf Gewinn, Lutrizia's : Schönheitsroth und Tugendweiß ;

Daß, was ihr eigen, sie darob verlieren, Auch láßt von ihrem Rechte jede nicht,

Uus Schloß und Riegel geben sie's dabin, Denn Weltunmůndigkeit ist ihr Beweis,

Halb nur genießend, weil nach Mehr sie gieren, Und Ehrsucht ringt in ihnen um den Preis;

Und glüđt es, sehn wir úbersatt sie stieren Solch' Oberherrliditeit ist Beiden eigen,

Uuf ihren Klumpen und an todten Sdagen, Daß wechselsweise sie einander weichen.

In Fülle darbend, unerfreut sich leßen. Der stille Kampf von Lilien und von Rosen,

Zweck quer ist, das Leben hinzubringen Gekampfet in so schönem Feldbereich,

In Reichthum, Ghr und Ruh' in alten Tagen, Reißt in die Reihn des Meuters Uug, des losen, und nach dem Zweck ist so verkehrt das Ringen, Der, um zu mciden nur den Todesstreich

Daß Eins für Alles, dies für Eins wir wagen, Von Beiden, lieber sich ergiebt sogleich

Um Eyre kúbn in blutigem Kampf uns schlagen, Zwei Heeren, die ihn lieber möchten lassen,

Reichthum vor Ehre wollen, deß Erringen Nis mit so sdynodem Siege sich befaisen.

Tod und Verlust von Quem oft mag bringen. Jeßt denkt er, wie mit seichter Red' ihr Mann,

Und so entweicht, indem wir alles wagen, Der fargliche Verschwender, der sie pries,

Das, was wir waren, für getraumies Glúd, So hohem Vorwurf Gnúge nicht gethan,

Der Mangel treibt, bei kranker Ehrsucht Plagen, Nein, sie zu schildern sich zu schwach erwies;

Von unserm Ueberfluß uns selbst zurüc, Bas Colatin, unfavig, unterließ,

Nicht, was wir haben, reizt den gier'gen Blid, Zahlt nun Tarquin, nicht seinen Augen trauend, und schnell wird unter Hånden sich verzehren, Bewundernd nach der Reizgeschmůčten schauend.

Was unklug wir getrachtet zu vermehren. Die Heilge nimmt arglos die Huld’gung hin,

So muß sich liebckrank Tarquin vermelsen, Womit die falschheit dieser Teufel deckt;

Der seiner Lust die Ehre giebt zum Pjand, Im Traum dentt Boscs nicht ein reiner Sinn,

Muß um sein selber nun sich selbst vergessen; Kein Busch den nie berúgten Vogel schrect:

Wo ist noch Treu, hat Selbsttreu nicht Bestand ? So schuldlos und von Urgwohn unbeflect,

Wie soll gerecht ihn wagen fremde Sand, Mit Ehrfurcht sie den Gait willkommen heißt,

Wenn er sich selbst verdirbt und läßt verratben Deß Leußres harmlos, Túđe nicht verheißt;

Von Lasterzungen die verruchten Thaten? Denn diese deđt der hohe Rang, ihm cigen,

Jeßt stahl sich in die Zcit das nächige Grauen, Der niedres laster húllt in Majestát,

Und schloß in tiefem Schlaf das múde Sein, Daß nichts an ihm sich mag unmäßig zeigen

Kein trösteno Sternenlicht war mehr zu schauen, U18 Staunen, das im Uuge sich verrath,

Man hört nur Wolfe heulen, Eulen drein, Das, Ulles habend, unbefriedigt spåht,

Das Lamm kann leicht jeßt ihnen Beute sein, Armselig reich im Ueberflusse schmachtet,

Der reine Sinn ist todtenstil geworden, Von Bielem úbersatt, nach Mehrem trachtet.

Lust, Mord nur wach, zu schånden und zu morden. Doch sie, die nie mit Fremden Blicke tauschte,

Dem Lager lústern jegt Tarquin enteilet, Konnt auch des Gasts beredte nicht verstehn,

Wirft sein Gewand nachlässig úber'n Arm; Noch, was verborgen in den Zügen lauschte,

Doll ist er, von Begierd' und Furcht getheilet, Un dieser Bücher Spiegelrand ersebn,

Súß schmeichelt jene, diese weissagt þarm; Urglos ihr fremde Lockung nur virschmáhn;

Es úbertaubt der Lúste Zauberschwarm Mehr schließt sie aus dem Lústlingsantliß nicht,

Gerechte Furcht, die abzulassen hieß, 218 daß sein Auge offen sei dem Licht.

Wenn tolle, rohe Gier zurúcť sie wies. Er meldet, wie ihr Gatt' in dem beglückten

Den Dolch schlågt jeßt er gegen einen Stein, Italien ruhmvoll oft den Feind bezwang,

Woraus in Funken Feuer sich entbindet, Lobsprüche seinen großen Nahmen schmůcten,

Daran die Fackel, die Tou Leitstern sein Wie mit beulvollen Waffen er errang

Den gier'gen Blicken, er alsbald entzündet Durch manche Heldenthat den Siegesdant :

und so der Flamm' er seinen Entschluß kúndet: Sie hebt die Hånd' auf, dankt mit freud'gem Blid „Wie kaltem Stein dies Feu'r ich konnt entringen, Dem Himmel wortlos für des Gatten Glúc.

Muß ich zu Willen mir Lukrezia zwingen!" Fern von dem Zweck, weshalb er hergekommen, Nun überdenket ernst der Furchterbleichte,

Samúgt mit Entsquld'gen er sein Hiersein aus. Wie seinem Frevel die Gefabren drobn, Noch war auf seinem Untlig nicht entglommen

Sein Inneres, bei weiterm Sinne, zeigte Ein Wölkchen, fúndend nahen Sturms Gebraus, Ihm schweres leid als der Verrudtheit lobn,

Bis finstre Nacht, gebarend Furcht und Graus, Sein Blick trifft mit Verachtung nur und poha Die Welt mit tiefer Finsternis umfließet,

Die na kte Wehr der stets bekämpften lust, Den Tag in ihre Kerterwölbung schließet.

Nit Recht scilt er die bose Gier der Brust:


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Wie Heroldsruf voraus die Stimm' er (dictt,

Joddroh’nden Basiliskenblick erhebend, Auffordernd seine Feindin, die verzagt

Madit jeßt er in der frechen Rede Salt, Aus weißem Bett mit weißerm Kinne blickt,

Doch sie, der Tugend treues Bild, liegt bebend, Und nach der Ursach dieses Lármes fragt,

Gleich weißer Hindin, die ein Greif umfraut Die er stumm deutend nur zu geben wagt;

In oder Wildnis, wo nur herrscht Gerralt, Doch fährt sie fort ihn ernstlich zu befragin,

Mild' und Gefühl das rauhe Thier nicht rühren, Welch Unstrich deđe sein verruchtes Wagen?

Das nicdere Begierden nur regieren. ,,Die Farbe," spricht er, ,,dir im Untlik strahlend, Wie dráu’nd einher die schwarze Wolfe schwebet, ,,Vor Neid die Lilie bringend zum Erbleichen,

Mit dickem Dunst der Bürge Höhn umfångt, Vor Schaam der Roje Roine höher malend,

Ein Windstoß von der Erde sich erhebet, Vertrete midi, jei meiner Liebe Zeichen,

Die schwarzen Dunste alsobald verdrängt, Das Banner, unter dem ich will ersteigen

Ihr Fallen hindert, daß er sie zersprengt: Die nie bezivungne Burg; die Schuld ist deine:

So halten ihre Wort ihn auf am Ziele, Dein eignes Uug verrieth dich an das meine.

Unwirsch blingt Pluto bei des Orpheus' Spiele. Did hat dein Schelten im Voraus zu stillen

Er treibt mit ihr gleich tůct'sder Kage Scherz, Verrathon deine Schönheit diese Nacht,

Von deren Tag erpackt das Máuslein teucht; In der du fúgen dich mußt meinem Millen,

Sein grausam Spiel legt sich an ihrem Schmerz, Der dich als höchste Lust mir zugedacht;

und seine Gier nichts zu befried'gen reicht; Ob ich ihn auch betámpft mit aller Macht:

Sein Ohr wohl, aber nicht sein Herz erweicht Wenn er erlag der Grunde Widerstreben,

Ihr Klagen; Ihránen Lust zu hårten pflegen, Gab deiner Schönheit Glanz ihm neues Leben.

Ob selbst der Marmor wird erweicht vom Regen. Ich seh', wie meinem Wagnis drohn Gefahren,

Auf seine mitleidlosen Zuge blicket Weiß, welche Dornen Rojen stets bewehren,

Ihr Uugenpaar, das um Erbarmen fleht; Bedenke, daß den Honig Stadeln wahren :

Ihr sittsam Wort wird vom Geseufz' erstidet, Das alles mußte Ueberlegung lehren;

Das ihrer Rede Anmuth nur erhöht; Doch Wil' ist taub, mag Freundesrath nicht hören, Un seiner Stell' oft mancher San nicht steht, Hat nur ein Aug’, auf Schönheit es zu richten.

Im Reden wieder so die Stimm' ihr bricht, Begehret, was er sieht, trog Recht und Pflidhten. Das zweimahl sie beginnt, eh einmahl spricht. Erwogen hab' ich, welche Uebel, Schande,

Beim hohen Zeus, bei júßer Freundschaft Iriebe, Wie großen Kummer mcine I hat wird bringen; Bei Ritterthum, Stand, ew'gen Rechtes Macht, Doch leidenschaft verspottet alle Bande,

Bei ihren Ihránen, ihres Gatten Liebe, Blindwúthend, kann die rasche nichts bezwingen. Bei Glaub' und Treu, von Niedern selbst geacht't,

Reuthránen, weiß ich, wird die That entringen, Bei Erd' und Himmel und bei Beider Macht, Verachtung, Hohn, Jodfeindichaft mir erregen,

Beschwört sie ihn, daß er zum Lager kehre, Doch streb' ich meiner Schande rasch entgegen!“

Der schnoden Lust nicht folge, nur der Ehre. Und dies gesagt, sein Sdwerd der Scheid' entgleitet, ,,Gastfreundschaft gieb," spricht sie, van Dankes Stelle Das wie der Falke, der hoch auf sich schwingt,

Nicht schwarzen Lohn, wie du dir vorgeseht; Den Vogel drunten schattend úberbreitet,

Nicht trúb', die dir den Durst gelöscht, die Quelle, Ihn, flirgt er auf, mit krummen Schnabel zwingt Verdirb nicht Etwas, das sich nie erseßt; So unter seinem droh'nden Stahle ringt

Wahl andres Ziel, eh dein Geschoß verlegt: Die Reine, hordet seiner Red' erschrotten,

Kein echter Waidmann wird den Vorjas hegen, Dem Bogel gleich, der hört des Falken Gloden. Die arm’ unzeitige Hindin zu erlegen. ,,Ich muß, Lukrezia , dein die Nacht genießen!" um meines Gatten, deines Freunds, verschone Spricht er, ,,vergebens ist dein Widerstreben;

Um deiner selbst, der stark, gieb nicht das Leben Denn alsobald wurd' id; dein Blut virgicßen,

Der Schwachen grausam hin dem ew'gen Hohne. Den Tod dann einem niedern Sklaven geben;

Irug scheint dir fremd. - Wie Wirbelwinde streben, Um deinen Ruf zu tódten wie dein Leben,

Von hinnen meine Seufzer dich zu heben. Dir in den Arm den Sklaven legen, sagen,

Ward je ein Mann gerúhrt von Frauenplagen, Ich hab', euch so betreffend, ihn crschlagen.

Sei du's von meinen Ihránen, Seufzern, Klagen, So wird nach deinem Tod den Gatten frånken

Die mit emporter Meerfluth Kraft erreichen Uus jedem offnen Auge bittrer Hohn,

Dein Herz, deß Feljen grausen Schiffbruch dráun, Verwandte seine Schand' in Gram versenken,

Um es durch stete Vrandung zu erweichen, Ein nahmenloser Bastard sein dein Sohn,

Zu Wasser wird ja aufgeibst der Stein. Und dir, der Schmachanstiftrin, bleibt als lohn, D, willst du hårter nicht, als dieser, sein, Daß dein Vergehn man wird in Reime bringen,

Schmilz bei den Thránen, woll' Erbarmen zeigen, Die Kinder noch in spåten Zeiten singen.

Dem sanften Mitleid Eisenthore weichen. Doch giebst du nach, ib' ich verschwiegenheit,

Im Bild Tarquinens hieß ich dich willkommen, Die unbekannte Súnd' ist nur gedacht,

Nahmst ihm zur Schmach du die Gestalt nur an? Ein klein Vergebn, das großem Zweck geweiht,

Geklagt den Göttern sei's, daß du genommen Nicht des Geseßes Fügung wanken macht.

Die Ehr' ihm, seinem Nahmen weh gethan ! Das Gift wird mit dem Reinsten oft gebracht

Du bist nicht, der du scheinst; und ist's kein Wahn, In Mischung, seine Wirkung oft verkehrt,

Du scheinst nicht, wer du bist; denn Fürsten müssen, Daß es, statt schádlich, heilsam sich bewährt.

Gleich Gottern, alles zu beherrschen wissen. Um deines Gatten, deiner Kinder willen,

O, welche Früchte wird dein Alter tragen, Erhöre mich, laß ihnen nicht zumahl

Erblüht in Lastern so dein Vorlenz schon? Die Schande, die kein Vorwand kann verhüllen

Wenn solche Frevel du schon jest darfst wagen, Den Fleck, der dauert, mehr bereitend Dual,

Was erst vollführst du, ist einst dein der Thron? Als Sklavenbrandmart oder böses Maal ;

Irifft Niedre als verruchter Thaten Loon Denn Matel, die mit der Geburt entstehen,

Der ew'gen Schande untilgbarer Flecken, Sie schånden nicht, sind der Natur Versehen!“ So kann nichts die der Könige bedeđen.


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Sie faltet ihres Leibes Inhalt, hat

Schanzgraber sind in Urbeit da zu sehen, Gewisses ungewiß nur angedeutet,

Vom Schweiße triefend und mit Staub bededt, Daß Colatinus aus dem kleinen Blatt

Selbst durch die Mauerlöcher zu erspähen Erfahr' ihr Leid, nicht, wer es ihr bereitet,

Der Manner Aug’n, die sich dort versteckt, Weil iinmer noch Enthüllung fie vermeidet ;

Und denen, was sie sehn, nicht Freud' crweđt ; So lang soll sein die große Sdmach verdeckt,

Es zeigt, so treu und fleißig war das Bild, Bis sie mit Blut Entschuldigung beflect.

Wie jene fernen Zugen Sorg’ erfüllt. Sie bált indeß Gefühl und Leidenschaft

Wurd', Unmuth, Soheit waren ausgedrůđt Zusammen, bis er sie vermag zu hören;

Siegprangend in der großen Führer Mienen, Dann soll der Seufzer und dir Ihránen Kraft

an Júngern Kraft, Gewandtheit ward erblickt; Theilnahm' erweđend, den Verdacht beschwören,

Dem Künstler mußten selbst auch Feige dienen, Bomit die Welt sie etwa módyt' entehren.

Die bleich und zitternd hier und da erschienen, Darum befleckt sie nicht des Briefes Zeilen

Sie glichen Bauern, alles Muthes bar, Mit diesem Fleck, die That allein soll heilen.

Man nahm ihr Zittern und ihr Schlottern wahr. Mehr als davon die Kunde, rührt der Schmerz,

an Ujar und ulyß, mit welchem Glück Den selbst mir seyn: vom Auge ausgelegt

War Beider Deußros kunstreich ausgeprägt! Wird dann dem Ohr, wie er uns traf das Herz ;

Denn jedes Herz entziffert Jedes Blick, Wenn jedes Theil ein Theil de6 Leides trägt,

Ihr Innres wird vom Untlig ausgelegt: Ist's doch ein Theil nur, das ans Ohr uns schlägt. Wenn Ujar’s Uugen wilder Muth bewegt, Mehr als im Strome rauscht's am seichten Orte,

So zeigt der liftige Ülyß im Bilde, und Kummer ebst, verweht vom Wind der Worte. Er herrsche lächelnd, und sein Blick strahlt Milde. „An den Gemahl in Ardea" ist der Brief,

Dort im Gespräch sieht Nestor man, den greisen, Dazu ,, mit mehr als größter Eile" überschrieben,

als mahnt die Griechen er zur Kampfespflicht ; Sie giebt dem Boten ihn, den sie berief,

Anstand und Würde zieren so den Weisen, Der sauertopf'iche wird zur Hast getrieben

Daß er das Auge wie das Ohr besticht: Der Vogel, die vorm Nordwind sdnell zerstieben. Sein Silberbart bewegt sich, wie er spricht, Eil mehr als Eile dúnkt ihr trág' und laß,

Bald auf und nieder, von den Lippen schwebt Die Ueberspannung heischt stets üebermaaß.

Der leise Şauch, der in die Luft sich hebt. Der ungeschlachte Stnccht, sich tief verneigend,

Es scheint um ihn der Gaffenden Gedrange Errothend, da sein dug: auf sie starr blickt,

Den klugen Rath des Beisen zu verschlingen, Empfängt den ihm ertheilten Auftrag schweigend,

und mit verschiednen Mienen lauscht die Menge Zu einem Bild der Unschuld recht geschidt;

Gedrängt, als hörten sie Sirenen singen; Die aber, denen Schuld den Busen drůdt,

Der Maler wußte kunstvoll anzubringen Sie wähnen, gleich werd' ihre Schmach erkannt;

Viet Köpfe, die sich zeigen und verstecken, So sie, da er errothend vor ihr stand.

Und hüpfend schienen dann den Blick zu neden. Der Himmel weiß, ob nun dem schlichten Knecht Hier liegt auf Eines Kopf des Undern Hand, Gesunder Sinn, ob Lebensart gebricht.

Die Nas im Schatten von des Nachbarn Ohr, Die Ehr oft segt daran auch dies Geschlecht,

Dort Einer, der sich hart gedrängt entwand, Durch Ihat zu reden; klůglich wohl verspricht

Ein Andrer schwebet fast erstickt empor ; Ein Andrer mehr und halt hernach es nicht:

So aus den Bliđen bricht die Wuth hervor, So giebt dies Bild der Zeit, die lange schwand,

Daß, wår' es nicht um Nestor's goidne Reden, Maulfaul, sein treu Gesicht allein zum Pfand.

Sie würden allen Ernstes sich befelden, Pflichteifer macht ihn, Argwohn sie erglühn,

Doch Manches noch hier Phantasie erfand; Ein Doppelfeuer röthet B:ider Wangen;

So tauschend ist in diesem Bild ihr Walten, Sie denkt, er wisse, was verbrach Tarquin,

Daß statt Achill's nur seine Lanze stand,
Mit ihm errothend; ihre Blicke hangen

Von einer wohlbewehrten Hand gehalten;
Vol Ernst an ihm, das macht ihn erst befangen: Ihn, hinten, mag der innre Sinn gestalten:
Je mehr er roth wird, glaubt sie auch zu sehen, Sand, Fuß, Gesicht, ein Haupt steht da, ein Bein,
Etwas an ihr verrath' ihm, was geschehen.

Das Undre trage Phantasie hinein. Bald dúnkt zu lang’ ihr selbst die Wiederkehr

und auf den Billen steht, als nun zum Streite Des treuen Knechts, der eben nur erst schied.

Der kühne sektor, ihre Hoffnung, zieht, Die tåstige Zeit zu tódten, fått ihr schwer,

So manche Mutter Iroja's, die voll Freude Die bei Geåcht und Weinen trág’ entflieht;

Den jungen Sohn die Waffen schwingen sieht;
Bon Schmerz wird Schmerz, von Seufzern Seufzer můd; Doch birgt so bose Ahnung ihr Gemüth,
Indeß ein Beilchen sie die Klagen spart,

Daß, gleich dem Nost am glanzenden Geschineide,
So sinnt sie nur auf Klagen neuer Urt.

Die schwere Furcht nagt an der leichten Freude. Zulegt ins Uug' itr ein Gemälde fått

Und vom dardan'schen Strand, dem Rampfgefilde, Von seltner Kunst, 's war Priam's Ilion,

Das Blut zum schilfigen Simois rann, Das der vereinten Griechen Macht umstellt,

Deß Wellen ahmten nach die Schlacht im Bilde, Die ob Helenens Raub zu blut'gem Lohn

Zu Fügeln schwellend; ihre Schaar begann Die Stadt, die wolkentůssende, bedrobn;

Um feli'gen Ufer sich zu brechen, dann Die Zinnen ließ so stolz der Maler prangen,

Rückkehrend großern Reihn sich anzuschließen, Als wollt der Himmel küssend sie umfangen.

An Simois' üfer ihren Schaum zu schießen. In tausend Dinge, troßend der Natur,

Ein Untliß, das vereinigt alle Pein, þat Kunst ein leblos Leben übertragen,

Sucht in dem Meisterstuck Lukrezia. Und Thränen scheint, was Farbentropfen nur,

In manches grub wohl Sorge tief sich ein;
Der Gattin, um den Gatten zu beklagen;

Doch keins, das allen Schmerz erschöpft, war da, Noch raucht das Blut von denen, die erschlagen; Bis in Verzweiflung Hekuba sie sah, Gleich ausgebrannter Koblen mattem licht,

Die mit den alten Augen schauen muß So bleiden Scheins manch sterbend Auge bricht. Priam im Blute unter Pyrrhus' Fuß.


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Sáng' deine holden Augen ich und Zuge,

22. au deiner Unmuth Zauber im Gedicht,

Mein Spiegel rede nicht von Alter mir, Die Nachwelt sprache, daß der Dichter lüge,

So lange du und Jugend sich vertragen ; So himmlisch strahlt kein irdisch Angesicht:

Dody seh' ich Furchen einst der Zeit an dir, So wurden diese Blätter, gelb, veraltet,

Dann weiß ich, naht der Tod auch meinen Tagen ; Gehöhnt wie kindisdie, geschwär'ge Greise ;

Denn weil der ganze Reiz, der sich umschwebi, Nur Dichterwahnsinn sei's, der darin waltet,

Das Prachtgewand nur meines Herzens ist, Und Uebertriibung einer alten Weise :

Im Busen dir, wie deins in meinem lebt, Doch wenn dann eins noch deiner Kinder blüht,

Wie könnt ich åtter sein, als du r6 bist? Lobst zwiefach du, in ihm und meinem Lied.

O, drum, Geliebter, nimm aud) dein so wahr, 18.

Wie deinethalb, für mich ich's nicht verlange ; Soll ich dich einem Sommertag vergleichen,

Dein Herz, ich hůt' es sicher vor Gefahr,

Wie Mutter ihre Kleinen, zártlich bange! Da du weit lieblicher und mildor bist?

Vertrau nicht auf dein Herz, sinkt meins darieder ; Des Maits Knospen müssen Stúrmen weichen,

Du gabst mir deins und nimmer geb' ich's wicder. und allzu kurz nur währt des Sommers Frist. Oft ist zu beiß dos simmelöaugis Glühen

23. Und seine goldne Farbe oft getrúbt ; So muß der Reiz der Schonheit auch verblühen,

Sowie ein Neuling, weil ihm fehlt der Muth, Wie Zufall und Naturlauf es lo liibt.

Im Schauspiel seiner Rolle sdílecht genugi, Doch soll dein ewoger Sommer nie ermatten,

Ein Ungethúm, erfüllt mit zu viel Wuth, Die Schönhcit nicht verlieren, die dir eigen,

Dem Uebermaaße seiner Stárk erliegt: Noch prahle Iod, du gingit in seinem Schatten,

So nicht genug’ich, weil der Muth gebricht, Da ewig wird dein Ruhm im Liede steigen:

Der Liebe Formen mit vollkommner Würde, So lang als Uugen scbn und Menichen leben,

Und meine Lieb' erscheint so mächtig nicht, So lang lebt dies und wird dir loben geben.

Weil sie erlieget ihrer eignen Burde.

So jei mein Lied denn meine Redekunst, 19.

Sei stummer Sprecher meiner lauten Brust,

Der, liebvertretend, spricht für Gegengunst, Verwústrin Zeit, stumpf ab des loiven Klauen,

Mehr als der Mund, der's sonst hat mehr gewußt. Die Erde ídling' hinab die eigne Brut,

Olies, was stumme Liebe hat geschrieben : Aus Ziegers Rachen reiß der Bühne Grauen, Den Phónirgreis verbrenn in seinem Blut!

Mit Augen hören die ja, welche lieben.
Betrúbľ und frohe Stunden bring im Fliehen,

24. Mag, was du willst, schnellfüß’ge Zeit, geschehn Der ganzen Welt und ihrem flucht'gen Blúben,

Mein Auge war der Maler, der geprägt Doch untersag' ich dir ein schwer Bergeon :

Dein schönes Bild in meines Herzens Tiefe, O, schone meinen Freundes schone Wangen,

Mein Leib dient ihm zum Rahmen, der's umhegt, Grab nicht mit deinem Griffil Furchen drein;

Und herrlich glúdt ihm auch die Perspektive ; Laß unverschrt in Jugendreiz ibn prangen,

Denn durch ihn selbst hindurch siehst du hinein, Der Schönheit Muster für die Nachwelt sein.

Wo er dein Bild, sein Kunstwerk, aufgestellt, Doch thu' dein Vergstes, Zeit! Trob deinem Groll

Das drinnen hängt in meines Busens Schrein, Mein Lied ihm ew'ge Jugend geben soll.

Den, als sein Fenster, flar dein Uug erhelt.

So dienen gern die Augen wechselnd sich: 20.

Das meine malt dein Bild und meiner Brust Ein schönes Mádchenantlis gab Natur

Ist Fenster ceines, wo hindurch auf dich Dir, Júngling - Jungfrau meiner Brust, zu eigen;

Die Sonne schaut mit Blicken voller Lust; Ein sanftes Frauenherz, doch ohne Spur

Doch Einen Reiz dem Bild das Aug' entzieht: Von Unbestand, den falsche Frauen zeigen ;

Es kennt das Herz nicht, malt nur, was es sieht. Ein heller lug, als ihr's, doch minder trúgend,

25. Vergoldend jedes Ding mit seinem Schrin; Ein Mann in Farb' ob allen Farben siegend,

Laß jene, denen leuchten günst’ge Sterne, Nimmt Männerblick und Frauenherzen ein.

Mit Ehren sich und stolzen Titeln blåbn; Ein Beib zu werden, wurdest du geboren,

Ich, den (Weschick hátt solchem Glanze ferne, Bis dich Natur, verliebt, da du vollendet,

Genieße meine Freuden ungesehn. Durch einen Zusak madite mir verloren,

Der Fürstengünsiling spreizt der Blätter Kranz, Der keinen Nußen meinem Endzweck spendet ;

Sowie die Ringelblum' am licht der Sonne, Da sie für Fraun bich bildete, mag sein

Denn nur in ihm begraben ist sein Glanz, | Der Liebe Lust den Fraun, die Liebe mein.

Ein Zornblick – und er stirbt in seiner Bonne.

Der růst ge Held, an Thatenruhme reich, 21.

Nach tausend Siegen einmahl nur bezwungen, Ich mag fürwahr nicht jenem Dichter gleichen, Wird aus der Ehre Buch gestrichen gleich, Der die geschminkte Schönbeit nur bejingt;

Vergessen ist, wofür er hat gerungen. Der Himmel selbst muß Schmuck zum Lied ihm reichen, Drum wohl mir, daß ich lieb und bin geliebt, Das stets von seiner Schönen Reiz nur klingt:

Abschied nicht geb' und Niemand mir ihn giebt ! Stotz bieten Sonn' und Mond ihin Uehnlichkeiten, Die Erd' und Schäße auf des Meeres Grund,

26. Lenjerstlingsblüthen, all die Berrlidkeiten,

Şerr meiner Liebe, dem zu fester Treue Die nur umspannt des Himmels weites Rund.

Ob deines Werths ich dienend ward zu eigen, 0, laßt mich, wahr in Lieb', auch dichten Wahrheit, Die Botschaft, die ich schriftlich hier dir weihe, und glaubt mir, mein Geliebter ist so schon,

Sou meiner Treue Huld'gung nur bezeugen. U16 nur ein Mann, obgleich er weicht an Klarheit So große Pflicht macht, daß wein Geist, der arme, Den goldnen Leuchten in des Himmels Höhn :

Der Wort entbehrend, jawach sich nur erweist ; Mehr sage, wer auf Andrer Wort gern hört,

Doch hoff' ich, daß sich deine Gút' erbarme, Nicht ich, der zu verkaufen nicht begehrt.

Den nacten Worten Schmuck verleih' dein Geist ;


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36.

Verziehen sei der Raub dir holdem Diebe, Wir Zweie führen doch ein doppelt Leben,

Ob er mir auch mein Bischen Armuth nahm; Mag unser Lieben Eins, untheilbar sein ;

Wohl weiß die Lieb', es bringt Unbill der Liebe So will die Flecken auch, die an mir kleben,

Mehr, als des offnen passes Unrecht, Gram. Ich tragen ohne deine Hilf, allein.

Ueppiger Reiz, in dem Bob — gut erscheint, Nur Eine Neigung ist in Beider Lieben,

Vernichte mich im Zorn sein wir nie feind. In unserm Leben trennender Verdruß, Der zwar der Liebe Zauber nicht kann trúben,

41. Doch súße Stunden stiehlet dem Genuß.

Die losen Streiche, die im Uebermuth Ich will dich nie, an keinem Orte kennen,

Du übest, bin ich deinem Herzen fern, Da mein beklagter Fehl dir schimpflich ware;

Stehn deiner Schönheit, deinen Jahren gut, Noch magst du öffentlich mich ehrend nennen,

Denn immer folget dir Versuchung gern. Daß du nicht schadest deines Nahmens Ehre.

Du bist so gut, und drum leicht zu gewinnen, Doch nein, wie ich dich liebe, mein du bist,

Du bist so schon, und drum wirst du bekriegt; Dein guter Ruf ja auch der meine ist.

Rein Sohn des Weibeo weis't des Beibes Minnen

Mit Rauhheit ab, und wird von ihr besiegt. 37.

Magst fortan, Milder, du dich hårter zeigen, Wie nichts hinfáu'gen Vater mehr ergibt,

Der Schön und irrer Jugend widersprechen, 218 seines Sohnes thatenkraft'ge Jugend,

Die hin dich ziehn in ihren wilden Reigen, So leihet mir, hart vom Geschic verlegt,

Wo du gezwungen, zwiefach Treu' zu brechen: Nu meinen Trost dein Werth und deine Tugend; Ihr, die durch deine Schönheit ward gefangen, 06 Geist, Geburt, ob Reichthum oder Schöne, Dir selbst, daß du mich also hintergangen. Eins dieser , ihr Verein, ja mehr noch dich

Mit Vorzug und mit edeln Gaben króne,


Dem reichen þort pfropf ein mein Lieben ich;

Daß du fie haft, ist nicht mein größter Schmerz, Nicht langer bin ich lahm dann, arm, entehrt,

Db wahr, daß immer heiß ich sie geliebt; Da dieser Schatten so viel Wesen leiht,

Daß fie dich hat, verleßet mehr mein Herz, Daß mir dein ueberfluß genug gewahrt,

Ist ein Verlust, der tiefer mich betrübt. Ein Theil erhålt mich deiner Herrlichkeit.

Seid, liebende Berråther, so vertheidigt: Das Beste, sieh, das Beste wünsch' ich dir ;

Du liebst sie, weil du weißt, daß ich sie liebe ; Mir warb mein Wunsch ; o, zehnmahl Heil drum mir! und um mein selber hat sie mich beleidigt,

Den Freund erhört, daß ich geneigt ihr bliebe. 38.

Verlier' ich dich, hat Liebchen den Gewinn, Wie kann es meiner Mus an Stoff gebrechen,

Verlier ich sie, den Fund dann that mein Freund; So lang du athmest, stromst in mein Gemüth

Ihr findet Beid' euch, mir sind Beide hin, Dein süßes Selbst, das würdig auszusprechen

Beid' um mein selbst zu meinem leid vereint: Umsonst versuc et ein gewöhnlich lied ?

Doch Freude macht: Eins find mein Freund und ich; Dir selber dane es nur, wenn Etwas mir,

D, süße Schmeichelei, sie liebt nur mich! Das beines Bledes würdig ist, gelingt;

43. Wer wärso stumpf und sånge nicht von dir, Der die Begeistrung anfacht und beschwingt?

Geschlossen darf ich nur den Augen trauen, Sei zehnte Mus und zehnfach dein die Kraft

Die Nichtges sehen bei des Tags Gefunkel, Der alten Neun, zu welchen Reimer flebn;

Doch wenn ich schlaf', im Traume nach dir schauen, Wer aber dich anruft, gieb, daß er schafft

und helle Strahlen hellen dann das Dunkel ; Gesänge, die zur fernsten Nachwelt gehn.

Du, dessen Schatten Schatten hellt der Nacht, Wenn unsrer Zeit mein schlichtes Lied gefällt,

Wie schmücte deines Schattens schones Bild Sei mein die Mühe, dein der Ruhm der Welt.

Den hellen Tag mit hellern Lichtes Pracht,

Wenn so dein Schatt unsehend Lug' erfüllt? 39.

Wie würo' es meine Augen hoch beglůđen, Wie mag ich schicklich deinen Werth besingen,

Zu schauen dich an dem lebendigen Tag,

Da schon in todter Nacht dein Schatt entzuten Da du das bessee Theil von meinem Ich?

In schwerem Schlaf sebloses Uuge mag?
Was kann mein eignes Lob für Ruhm mir bringen?
Ist’s Eigenlob nicht, wenn ich preise dich?

Der Jag ist Nacht, weil du mir da entfliehst,
Schon darum laß uns nun gesondert leben,

Nacht Tag, wenn du durch meine Träume ziehst. Und unsre Liebe heiße nicht mehr Eine,

44. Daß ich bei dieser Trennung könne geben

Wár meines Fleisches tråger Stoff Gedanke, Dir all den Ruhm, der dir gehört alleine.

Die lästige Ferne hemmte nicht mein Eilen; Entfernung! Welche Qual, wenn Irost nicht bliebe,

Dann kam ich, achtend nicht des Raumes Schranke, Daß deine herbe Muße mild beglůđt,

Zum fernsten Orte flugs, wo du magst weilen. Zu schwelgen im Gedankenreich der Liebe,

Gleichviel, ob dann mein Fuß am fernsten Rand Der Zeit, der Schwermuth leiden mild entrůđt,

Der Erde stene, von dir abgelenkt, Und daß du lehest, wie Eins in Zwei man theilt, Verherrlichend den hier, der ferne weilt.

Rasch überspringt Gedanke Meer und Land, Ist an der Stelle, wo er hin sich denkt.

Doch denk' ich, daß Gedank' ich nicht, mit Behe, 40.

Kann lange Meilen nicht zu dir mich schwingen,
Nimm all mein Lieben, lieber, nenn es bein! Daß ich aus Erd und Wasser nur bestehe,
vast mehr du, als du hattest, wohl bekommen? Die tråge Zeit in Irauer muß verbringen,
an echter Liebe, Lieber? Nein!

Nichts von den trågen Elementen beiden
Dein war, was mein, eh du dies Mehr genommen. Empfah’nd als Ihránen, Zeichen unsrer Leiden.
Denn wenn du meine Liebi als lieb' empfingst,
Ich schelte nicht, sie kann als Liebe gelten;

45. Doch mußt' ich, wenn du selbst dich hintergingst,

Die andern zweie, Luft und Feu'r, umfangen Und wähltest, was du selbst verschmåht, dich schelten. Dich beid', an welchem Örť ich immer bin;


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Nicht glaub', ob meines Wesens Herrscher waren Wie, oder språche wahr mein Aug’ und lehrte Die Schwächen al' entebrend sterblich Blut,

Es deine Liebe diese Zauberei,
Daß ich Verkehrtheit also licß gewähren,

Zu wandeln Ungeheu'r und Miegestalten Zu geben um ein Nichts dein hochstes Guts

In Cherubim, die deinem Selbst vergleichbar, Denn nichts kann dieses weite Uu mir sein,

Das wohl das Hodist' auß Schlechtem mag entfalten, Du, meine Rose, bist mein uu allein.

Sobald es seinem goldnen Strahl erreichbar?

O, jenes ist's, die bmeidelei im Uuge, 110.

Mein hoher Geist schlúrft königlich sie ein; uch, wahr! daß ich umirrte hier und dort,

Mein Uuge wiiß, was jenes Gaumen tauge, Wie ein buntjáďger Thor mich umgetrieben,

Bereitet drum den Becher ihm allein : Mein Herz verwundet, Theuerstes gab fort,

Ist Gift darin, so sündigt's minder schwer, Verkehrt in alten Haß das neue Lieben.

Da es den Irant gekostet ja vorher. Wahr, daß ich seitwärts nur hab' auf die Treue Und fremd geblickt; wahr auch, daß Irrthum mir

115. Im Innern alle Jugend gab aufs Neue,

Die Zeilen logen, die ich vormahls schrieb: Und mich genesen führt zurück zu dir.

Daß ich dich inniger nicht lieben könne, Die Liebe bleibt, der Irrthum ist gerstoben :

Weil meinem Geist der Grund verborgen blieb, Nicht treibt mich mehr Gelust, den áltern Freund Warum die Flamme heller nicht einst brenne. In seinem Berth aufs Neue zu erproben,

Doch seh'nd, wie Tausendfaches Zeit bedinge, Dem, einem Gott in Lieb', ich bin vereint.

Daß sie Gelübde bredh' und Königsschlusse, Nimm du, mir nachst dem Himmel höchste Lust,

Schönheit und festen Willens Macht bezwinge, Mich auf in reiner, lieberfüüter Brust!

Und ihrem Strome Aucs folgen müsse:

Uch! sout ich, fürchtend so die Wuth der Zeit, 111.

,,Ich liebe jegt am meisten dich!“ nicht sagen, De schilt um mich des Glückes Göttin, die,

Daß sicher über der Unsicherheit, U16 meines bösen Thuns Versdjulderin,

Das Jebt bekronend, alles ich mag tragen? Zum Leben mir nichts als Gemeines lich,

Ein Kind ist Liebe ; [pricht nicht wahr mein Wort, Das nur erzeugen kann gemeinen Sinn.

Wie groß sie sei, sie wachse immerfort.
Drum ist auf meinen Nahmen Schmach gebrannt,
Und drum besudelt das, was mich erfreut,

116. Mein Wesen wie der Stoff des Fårbers Hand.

Nichts steh' entgegen treuer Seelen Bund! Erbarme dich und wünsche mich erneut;

Nicht Liebe mag man jenes Lieben nennen, Wie ein geduld ger Kranker will ich trinken

Das gleich sich wandelt, wird ihm Wandel kund, Don Ejjigtrank, zu heilen mein Vergebn;

Und gern von dem Entfernten sich mag trennen. Das Bittersie soll mich nicht bitter dúnken,

O, nein, sie ist die Warte, unverrúdt, Und jede Prüfung will ich gern bestehn.

Die auf die Stürme schaut und wanket nimmer; Erbarmen, Freund, versichert sei, mein Wesen

Der Storn, der jedem irren Kahne blidt, Macht dein Erbarmen alsobald genesen.

Deß Größe unbekannt, doch hoch sein Schimmer.

Die liebe hat, ob von dem Sonsenschroung 112.

Der Zeit der Lipp' und Wange Rose fállt, Dein Lisben, deine Milde tilgt den Schimpf, Wie Stunden nicht und Monden Wandelung, Den meiner Stirn die Welt hat aufgedruckt,

Sie ist's, die bis zum End' aushalt der Welt. Mir gleid), ob sie mit þárte oder Glimpf

Ist Irrthum dies, beweis't ihn, was it) übe,
Mich nennt, wenn freundlich mir dein Auge blidt.

So sang ich nie, nie kannt' ein Mann die Liebe.
Du bist mein Allcs, dir geb' ich mich hin, Du nur soust Lob und Tadel mir bezeugen;

117. Niemand ist, der wie du den harten Sinn

Verktage mich, daß ich so karg gemessen, Zu Recht wie Unrecht mir vermag zu beugen.

Was dein Verdienst um mich erheijden mag; In tiefen Abgrund werf ich all mein Sorgen

Daß ich um deine Huld zu flehn vergessen, Um andrer Meinung, das mein Natterohr

Un die mich fester fettet Jag für Tag; Vor Zadlern wie vor Sd)meichlern sei geborgen.

Daß ich zu fremden Herzen mich gewandt, Hör, was mich über Schmach hebt hoch empor : Ward untreu deinen theu’rerkauften Rechten, Du bist so fest mit meinem Sinn vereint,

Und allen Winden Segel aufgespannt, Daß sonst die ganze Welt mir todt erscheint,

Die dir mich aus dem Aug? am weitsten bråchten. 113,

Führ' an mein Jrren, meinen Eigensinn,

Fúhr' den Beweis , ja, háufe noch Verdacht, Im Herzen, seit ich schied, ist mein Gesicht,

Stell mich zum Ziele deines Hasses hin, Und das, was mich noch waltend führt umher,

Doch schieße nicht, sowie dein Zorn erwacht; Ist halb erblindet, thut theils seine Pflicht,

Id schüge vor, ich habe deine Liebe
Scheint sehend nur, ist's wirklich doch nicht mehr;

Geprúft nur, ob sie fest und treu auch bliebe.
Denn Kraft gebricht ihm, um ein Bild zu schildern
Dem Sinn von Vogeln, Blumen und Gestalten;

118. Die Seele hat nicht Theil an seinen Bildern,

Wie wir, um unsre Eßlust zu erhöhn, Was es erschaut, vermag’s nicht festzuhalten;

Den Gaumen reizen durch ein scharf Gericht; Was es erschaut, ob zart, ob ungejdhlacht,

Wie noch verborgner Krankheit vorzusehn, Das schönste Untlig, såßlichkeit voll Graus,

Es uns an cinem Mittel nicht gebricht; Gebirge sowie Meer, Tag odir Nacht,

So hab' ich, stets dein Süßes zu genießen, Kráh' oder Taub', es bildet did; Saraus.

Mic Bitterkciten mir gewürzt das Mahl; Nichts mehr erfassend, ganz von dir erfüllt,

Pom Wohlsein krank, den Bahn hart inußt' ich búßen, Macht meinen treuen Sinn untreu dein Bild.

Unwohl zu sein, eh Noth es beischt einmahl.

So ward der Liebe List, zu widerstreben 114.

Dem Uebel, das nicht war, zu jidherm Bósen,
Sog wohl mein Geist, befront von deinem Werthe, Und brachte Krankheit dem gesunden Leben,
Der Herrscher Uebel ein, die Schmeichelei?

Das, gut und stark, durch Uebel wollt' genesen.


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Doch lernt ich so, wahr scheint die Lehre mir,

und wähnen's eh'r nach unserm Bunsch erschaffen, Urznei ist Gift dem, der ist krank von dir.

21s daß wir dachten, davon sprach man langst.

Nie mag ich dir und deinen Büchern trauen, 119.

Nicht ist mir Jeht und Sonst des Staunens werth, Wie schlürft' ich Tránke von Sirenenzáhren,

Denn dein Erzählen trügt wie unser Schauen, So graus als in der Hölle abgezogen,

Von deiner Hast wird alles ja verkehrt; Furcht mußte Hoffnung, Hoffnung Furcht gewahren,

Doch schwór' id, treu sein will ich für und für, Was ich gewann, sah ich mir stets entzogen!

Und wahr, troß deiner Sichel und troß dir. Btich Tanoder Irrthum hat mein Herz umstrict,

124. Zu wiegen sich in seligster Entzudung! Wie wurde seinem Kreis mein Uug' entrúckt

Mein lieben, wär's ein Kind der Hoheit nur, In meines Wahnsinns fiebrischer Verrückung !

Wår" alo Fortuna's Bastard vaterlos, O, Þeil des Ucbels! Jebt als wahr erschaut

Bald Unfraut hieß es, Blume bald der Flur, Hab' ich, wie Gutes wird durch Böses besser ;

Der Liebe wie dem Haß der Zeit stánd's bloß. Verfallne Liebe, die aufs Neu erbaut,

Nein, ein Gebáu steht's, das nicht Zufall bricht, Wird schöner als zuvor und stårker, größer.

Es leidet nicht im ftillen Pomp, und sinkt So kehr' gestraft ich jegt zu meiner Lust,

Vom Streiche des versklavten Mißmuths nicht, Gewinn' am Bösen dreifach den Verluft.

Zu dem die Zeit jegt unsrer Sitte winkt ;

Es fürchtet nicht der Klugheit Kebertrug, 120.

Dem stets zu kurz des Birkens Stunden deuchten, Daß einst du zúrntest, das versöhnt mich jekt; Es stehet ganz allein, gewaltig klug, Anrechnen muß ich selber mir die Qual,

Daß es nicht Gluth sengt, Regengusse feuchten, Die ich erlitt, damit dich nichts verlebt,

Als Zeugen deß die Thoren all' erwähl ich, Sind meine Nerven nicht von Erz und Stahl.

Die schmählich erst gelebt und sterben selig. Wenn du gelitten hast um mein Vergehn,

125. Wie ich um deins, bestandst du Houenzeit; Ein Wüthrich war ich, wollte nicht gestehn,

Was hilf' es mir, trúg' ich den Baldachin, Wie über mich verhängt du schweres Leid.

Mit meinein Leußern Leußeres so ehrend, O, daß doch unsres Kummers finstre Stunden

und legte Grundgebau, das ewig schien, Gemahnt mich an des wahren Schmerzes Macht,

Doch kürzer als Verfall und Einsturz während ? Ich hatte gleich den Balsam für die Bunden

Wie' Viele sah ich nicht an ihr Vergnügen Des Herzens dir, sowie du mir gebracht !

Ihr reiches Gut, ja, mehr als dies verwenden, Ein Lonn jedoch entsprießet deinem Bösen:

Einfachen Duft fünftlich Gewürz besiegen, Ich muß das deine, du das meine lösen.

Den Sohn des Glůcks als Geden kläglich enden?

Ich weih' mein Ulles einzig deiner Gunst, 121.

Nimm meine Gabe, die zwar arm dod frri, Weit besser, schlecht sein, als nur schlecht geglaubt,

Mit Niederm nicht vermischt und ohne Kunst, Wenn's nicht zu sein, den Vorwurf nid;t verscheucht,

Ein wechselseitiger Austausch unsrer Treu. Und edler Lust durch Urtheil sein beraubt,

Fort, heimlicher Verråther! Ireuer Glaube Das unser Herz nicht, undrer Sinn bezcugt.

Wird, wie du ihn verklagst, dir nicht zum Raube. Sou Andrer trugerfúltes Auge sehen Mit falscher Lust, wie freudig húpft mein Blut?

126. Der Sdiwådyre meine Schwächen all' erspåhen

Dein holder Knabe, der in seine Macht 216 Böse (chelten , was ich hielt für Gut?

Sichel und Stundinglas der Zeit gebrad)t, Nein, Ich bin Ja, und die muthmaßen drum

Der durch übnahme wachsend to entdeckit Auf meine Fehler, gåhlen ihre her:

Des Freundes Welken, wie du selber wächst! Ich bin gerade, aber sie sind krumm,

Wenn dich Natur, Verderbens perrin, sieht Nie sei ihr Irrwahn meines Thuns Gewähr,

Fortschreiten und zurück dich immer zieht, Bis búndiger sie den Beweis nicht führen,

Geschieht es nur, weil ihr verhaßt die Zeit, Daß Schlechtheit muss allein die Welt regieren.

Von der sie Theilchen gern dem Tode weiht.

Doch fürcht, o Liebling ihrer Lust, auch sie ! 122.

Sie halt wohl an, doch ihren Schab fest nie. Die Tafeln, dein Geschenk, sind mir geschrieben Verschob sie's lang, einst legt sie Rechnung ab; Iné Haupt und der Erinnrung so grweiht,

Die Quittung ist: daß sie zurück dich gab. Daß hoch sie über allem Niedern blieben, Weit über Zeit und Raum in Ewigkeit;

127. Zum mindesten, so lang Herz und Gemüth

In alter Zeit ward schwarz nicht schon gepriesen, Natur in ihrem Walten läßt bestehn,

Geldah's, doch mindestens nicht sdjón genannt; Nicht jedem seinen Theil an dir entzicht,

Jibt hat sich's als des Schönen Erberwiesen Stann dein Gedächtnis da nicht untergehn.

Und Schönheit wird als Bastard nun erkannt. Solch arm Beháltnis kann so viel nicht fassen,

Seit jede Hand Macht der Natur entwunden, Nicht nukt cin Kerbholz deiner Liebe mir ;

und Kunst borgt Haßlichem des Schönen Glang, Drum modiť ich auch getroft sie von mir lassen,

So feiert Schönheit nicht mehr heilige Stunden, Den Tafeln trau'nd, die mehr erfaßt von dir :

Sie ist entweibet, ja, verachtet ganz. Sie brauchen, um im Herzen dich zu tragen,

Drum sind der Herrin Nugen schwarz wie Raben, vieß als Bergeblicher mich selbst antlagen.

Und hållen so sich, scheint's, in Trauer ein

Um die, die an sich unschen, Schönheit haben, 123.

Natur verhöhnen durch erborgten Schein ; Nie prahl, o Zeit, daß du mich umgestaltet! Doch steht so gut den Augen ihr Vordruß, Wenn machtge Pyramiden du erbaut,

Daß Jeder: So blickt Schönheit! sagen muß. Ist’s mir nichts Neues, nur, was idon veraltet, Wird aufgepußt in andrer Form erschaut.

128. Kurz ist das Leben, drum bewundernd gaffen

Oft wenn du, mir Musik, zu Tonen rúhrft Wir an das Alte, was du uns aufhángst,

Das hochbeglückte Holz, von dir gedrúdt


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Wie sie auf einem steilen Hügel stehet,

Die welke Blum’ am Grund in Staub zerfält, Da kommt udon herbei mit Horn und Hund ?

Zerbrochnes Glas kein Kitt macht wieder ganz : Die Königin mit mehr als Liebe flehet

So giebt einmahl befleckter Schönheit nimmer Den Knaben, nicht zu jagen dort im Grund.

Natur , Kunst, Müh' und Geld den frühern Schimmer. ,,Einst," rief sie, usah ich eines Jünglings Sdóne In icnem Bruch vom Eber schwer verlegt,

12. Jm Schenkel tief; ach, cine Streckensszene!

,,Gut' Nacht, sanfte Ruh!" Wie soll ich beid' erlangen! Sieh meinem Schenkel, hier ward's ihm versekt"

Die Ruh' nahm sie, alb ,,Gute Nacht! Sie zeigt; er sah der Wunden mehr als Eine,

sie sprach,

Mich trieb zum Zimmer sorgenüberhangen, Entfloh 'errothend, ließ sie ganz alleine.

um zu erfassen ganz mein Ungemach.

,,Lebwohl," sprach sie, „und kehre wieder morgen!" 8.

Wohlleben ich ! Mein Abendbrot war Sorgen. Sción Roschen, well bald , weil zu früh gebrochen, Gepflückt als kinoop', im Lenge schon erbleidyt!

Doch als ich schied, da lächelte sie süß, Glanzvolle Perle, ach, zu bald zerbrochen!

War's Spott, war's Liebe, nicht kann ich's erklären ;

War's Scherz, daß ich gezwungen sie verließ, Du schon Geschöpf, zu früh vom Tod erreicht! Gleich grüner Pflaum' in Baumes laub'gen Hallen,

Daß ich doch wandernd würde wiederkehren : Vom Bind abfallend, eh sie sollte fallen.

Wandern! Ein Wort für Leute wie ich bin,

Die sich nur mühn, wo Andre ziehn Gewinn. Ich wein' um dich und habe keinen Grund ; Warum? Du hinterließest nichts ja mir.

13. Doch gabst du mehr, als je begehrt mein Mund. Warum? Ich habe nichts begehrt von dir.

Wie richtet sich mein Blick dem Osten zu ! ja, Berzeihung fleb' ich, jube Freundin,

Mein Herz heißt munter sein; der Morgen traun !

Weckt jeden regen Sinn aus tráger Ruh. Du ließest þaß mir, gingst von mir als Feindin.

Nicht kann auf meiner Augen Trcu' ich baun,

Noch immer (djallen Philomele's Klänge, 9.

und lieber wär's inir, wenn die Lerche fånge ; 218 Venus einst im Myrthenschatten lag, Bei ihr Udon, sucht sie ihn aufzuregen;

Denn diese grüßt den Tag mit ihren Tönen,

Vertreibt die Unbeiltráumerin, die Nacht;
Erzählt ihm, was an ihr Gutt Mars verbrach,
Wie ihr der Kriegsgott und sie ihm crlegen.

Wenn dies' entwich, eil' ich zu meiner Schönen ;

Wie mir aus ihrem Blick dann Wonne lacht! „Gradío," rief sie, hat mich der Gott umfangen," Ihr Urm umschlingt sogleich Adonis nun;

Mit Sorgen wechselt Trost und Trost mit Sorgen ;

Warum?' Sie seufzt, entbietet mich auf morgen. ,,Gradío geloset Nestel mir und Spangen,' U16 sollt an ihr der Knab' ein Gleiches thun;

Zu schnell wär' mir bei ihr die Nacht entsdwunden, ,,So nahm er meine Lippen in Besit!"

Jekt währen mir zu lang die Zugenblicke und ihre lippen zeigen’s gleich den seinen ;

Und die Minuten dehnen sich zu Stunden ;. Doch er entwindet idinell sich wie der Blig,

Sdein', Sonn', um midnicht, nein die Flur erquice ! Was Lust sie dúnkt, will ihm nicht so erscheinen. Pack dich, o Nacht; Tag, wolle von ihr borgen ; Ach! hátt id, meine Liebste doch dahin,

Sei heute kurz, o Nacht, und tånger morgen! Daß sie mich füßte, bis ich mußt' entfliehn!

14. 10.

Es war ein adlig Magdlein, die schönste unter frein, Mürr'sches Alter kann

Die wollte dem Getreuen nur ihre Liebe weihn; Nicht mit Jugend leben,

416 sie sieht einen Jüngling, so schon mag keiner sein, Jugend ist voll Frohsinn,

Da ward sie andern Sinnes. Alter Sorgenqual : Jugend Sommermorgen,

Die Liebe liegt mit Liebe sofort in langem Streiten, Ulter Winternacht,

Soll sie den Treuen lassen, den feinen Jüngling meiden ; Jugend reich wie Sommer,

Wieviel Verdruß erreget, zu wählen zwischen Beiden,

Dem liebbethörten Mädchen. Ulter winterkahl. Jugend springt vol lust,

Doch Einen zu entlassen, vermehrt noch ihre Pein, Ulier eng die Brust,

Sie Beide zu erhalten, fällt ihr kein Mittel ein; Jugend schnell und Alter lahm,

Da muß der treue Ritter wohl der Entlaßne sein: Jugend tuhn und heiß,

Sie konnt ihm, ach! nicht helfen. Atter trág? und Eis,

So war der Preis des Tages dem, welchen Klugheit schmückt, Jugend wild und Alter zahm.

und der mit süßer Rede des Mädchens Ohr entzückt; Ulter, ich verschmähe dich,

Drum ward er von der Liebe der holden Maid beglückt — Jugend, ich verehre did); O, mein Lieb“, mein lieb' ist jung;

Doch hiermit lied am Ende. Alter, fort! ich trone dir; Süßer Schäfer, cil' zu mir, Denn du bliebst schon lang genung.

Ein Verlicbter, einst im Mai,

Da die Lieb' ergeht sich frei, 11.

Sah ein Nöschen, ichón, voll Duft,

Spielen in verbuhlter Luft ;
Schönheit ist nichtges, ungewisses Gut,
Ein bunter Glanz, dem schnell erbleicht sein Licht,

Durch die fammtnen Blátter wehn

Leise Lúftchen ungefehn, 'ne Blum', in deren Knospe Job schon ruht,

Daß der arme Jungling auch Ein schwaches Glas, das augenblicks zerbridit :

Wunscht zu sein des Himmels Sauch : Ein Gut, ein Glanz, Glas, Blume noch dazu,

,,luft, die frei die Rose kúßt, Dahin, erbleicht, zerbrochen, welk im Nu.

Wie beneidenswerth du bist !" Wie man Verlornes schwer zurück erhält,

Doch ich dwur voreilig, nie. und Reiben nicht erneut erloschnen Glanz,

Von dem Dorn zu brechen fie:


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