Wann sollte man wegen Müdigkeit zum Arzt?

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Wann sollte man wegen Müdigkeit zum Arzt?

Müdigkeit ist das Gefühl, das sich bei vermindertem Leistungsvermögen einstellt.

Zuletzt bearbeitet: 21. Jan. 2019Zuletzt revidiert: 17. Jan. 2019

Müdigkeit kann sich als Schlappheit, Mangel an Energie, Erschöpfung, Ermüdung, frühe Ermüdbarkeit, Schläfrigkeit und Einschlafneigung äußern. Eine große Anzahl von körperlichen, seelischen und sozialen Ursachen kommt infrage, oft in Kombination. Häufig lässt sich auch keine eindeutige Ursache feststellen.

Lang anhaltende Müdigkeit ist ein Zustand, der mindestens einen Monat andauert, während mit chronischer Müdigkeit anhaltende bzw. wiederkehrende Beschwerden über mindestens sechs Monate bezeichnet werden.

Viele Menschen suchen aufgrund von Müdigkeit ärztlichen Rat. Manchmal ist Müdigkeit die Hauptursache, wenn ein Arzt konsultiert wird, in anderen Fällen ist sie nur einer von mehreren Faktoren. Anlass für einen Arztbesuch kann auch die Angst vor einer zugrunde liegenden Erkrankung sein.

Müdigkeit und Kraftlosigkeit können auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sein. Teilweise lassen sich psychische oder körperliche Erkrankungen als Ursache feststellen. Oft wird jedoch keine eindeutige Ursache gefunden. Häufigste Ursache ist, dass das Gefühl der Erschöpfung als Reaktion auf Stress und Alltagsbelastungen in Erscheinung tritt. Auch mangelnde körperliche Aktivität, evtl. im Zusammenhang mit Übergewicht, kann zu Müdigkeit führen.

Andere mögliche Ursachen sind:

  • psychische Erkrankungen, v. a. Depressionen und Angststörungen
  • Schlafstörungen
  • Blutarmut (Anämie)
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • chronische Erkrankungen, z. B. Diabetes, Lungenerkrankungen (COPD), Niereninsuffizienz, Herzschwäche, rheumatische Erkrankungen, Krebserkrankungen
  • Atemwegsinfekte
  • Pfeiffer-Drüsenfieber
  • Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten, z. B. Benzodiazepine, Antidepressiva, Neuroleptika, Antihistaminika, Arzneimittel gegen erhöhten Blutdruck, Opiate, Parkinsonmittel, Krebsmedikamente
  • Zöliakie
  • Schnarchen und Schlafapnoe-Syndrom
  • schlechter körperlicher Zustand
  • Mangelernährung.

Nur ein äußerst kleiner Anteil erfüllt die (umstrittenen) Kriterien für ein chronisches Erschöpfungssyndrom.

Generell können praktisch alle Erkrankungen mit Müdigkeit einhergehen. Müdigkeit ist kein typisches Symptom für eine bestimmte Erkrankung. In der Regel treten bei körperlichen Erkrankungen weitere Symptome auf.

Sie sollten einen Termin in Ihrer Hausarztpraxis vereinbaren, wenn die Müdigkeit länger als zwei bis drei Wochen anhält, trotz des Versuchs auszuruhen, Stress abzubauen, sich gesund zu ernähren und ausreichend Flüssigkeit zu trinken.

Wenden Sie sich in folgenden Fällen unverzüglich an Ihren Arzt:

  • Wenn Sie eine ungewöhnliche Blutung, z. B. eine Blutung aus dem Darm, bemerken, wenn Sie Blut spucken oder erbrechen müssen, oder wenn es zu Blutungen in die Haut kommt, ohne dass Sie sich gestoßen haben.
  • Wenn Sie neu auftretende starke Schmerzen im Bauch, in der Beckenregion oder im Rücken haben.
  • Wenn heftige, anhaltende Kopfschmerzen neu auftreten.
  • Wenn Sie akut starke Brustschmerzen verspüren, unter Atemnot leiden, einen unregelmäßigen Herzschlag bemerken und Sie das Gefühl haben, ohnmächtig zu werden.

Eine Vielzahl von Beschwerden kann als Ursache für die Kraftlosigkeit verantwortlich sein. Stress, Hetze und Belastungen sind ein häufiger offensichtlicher Auslöser; dann ist eine umfassende Untersuchung nicht erforderlich. In anderen Fällen ist die Ursache weniger deutlich erkennbar. Je nachdem welche Ursache Ärzte hinter Ihren Symptomen vermuten, können zahlreiche unterschiedliche Untersuchungen infrage kommen.

Ihr Arzt stellt Ihnen einige Fragen zu Ihren Symptomen, Beeinträchtigungen im Alltag, persönlichen Belastungen, Schlafgewohnheiten, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme. Zudem führt er eine allgemeine körperliche Untersuchung durch. Dabei tastet er u. a. die Lymphknoten ab und misst Puls und Blutdruck. Auch Blutuntersuchungen können dazu beitragen, eine Reihe möglicher Ursachen für die Kraftlosigkeit aufzudecken. Weitergehende Untersuchungen sollten nur bei auffälligen Befunden erfolgen.

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

Nach dem Gespräch folgt eine kurze körperliche Untersuchung. Dazu tastet der Arzt Ihren Bauchraum ab, hört die Lunge ab und prüft den Blutdruck. Meist testet er die Muskelkraft und Reflexe. Auch entnimmt er Blut, um ein Blutbild erstellen zu lassen. Die Blutwerte können helfen, bei Müdigkeit die richtige Diagnose zu stellen. So genannte Marker wie TSH (Schilddrüsen-Marker), Blut-Glukose (Diabetes-Marker), BSG und CRP (Entzündungsmarker), Transaminasen und Gamma-GT (Leberwerte) erlauben es, Hinweise auf bestimmte Erkrankungen zu erhalten oder diese auszuschließen. Je nachdem, wie die Ergebnisse der vorherigen Untersuchung ausfallen und welche Ursachen der Arzt für Ihre Müdigkeit vermutet, nimmt er weitere Untersuchungen vor.

29.09.2017, 13:54 Uhr

Müdigkeit ist weit verbreitet. Für das Symptom lässt sich oft kein eindeutiger Auslöser feststellen. Nur sehr selten gibt es eine körperliche Ursache. Wann ist der Gang zum Hausarzt sinnvoll?

Herr Dr. Mühlenfeld, Sie arbeiten als Hausarzt in einer Praxis in Bremen. Wie viele Patienten kommen in der Woche zu Ihnen und klagen über Müdigkeit?

Das passiert in der Tat recht häufig. Ich schätze, dass in der Woche ungefähr zwei Patienten mit diesem Symptom zu mir kommen.

Woran liegt das?

Müdigkeit ist weit verbreitet und einige Patienten fürchten, dass eine bedeutsame Krankheit hinter den Beschwerden stecken könnte. In den allermeisten Fällen kann ich aber Entwarnung geben. Dennoch muss ich als Hausarzt nach möglichen Ursachen forschen.

Müdigkeit ist ein unspezifisches Symptom, anders als etwa Halsschmerzen. Wie gehen Sie als Arzt da vor?

Als Hausarzt habe ich den Vorteil, dass ich meine Patienten gut kenne. Ich weiß über die Lebensumstände Bescheid, mögliche Probleme am Arbeitsplatz, die familiäre Situation. Das Lebensumfeld ist ein wichtiger Punkt bei der Spurensuche. Alleinerziehende, berufstätige Eltern kommen oft nicht zur Ruhe, können schlecht abschalten und leiden eher unter Schlafmangel. Das kann eine Ursache für Müdigkeit sein.

Nun sind aber nicht alle erschöpften Menschen alleinerziehend.

Das ist richtig. Das Fragenstellen ist daher wichtig: Fühlt sich der Patient nicht nur müde, sondern auch antriebslos? Ist er oder sie lustlos, trifft sich nicht mehr mit Freunden, zieht sich zurück? Dann können das Hinweise auf eine depressive Episode sein. Im Anschluss untersuche ich den Patienten auch körperlich, prüfe Atmung und Pulsschlag. Ein dritter Schritt ist gegebenenfalls eine Laboruntersuchung. Ich ermittle beispielsweise den Blutzuckerspiegel und lasse ein Blutbild machen. Das liefert Hinweise auf mögliche Mangelzustände oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung.

Welche Ursachen für Müdigkeit kommen noch infrage?

Für Müdigkeit lässt sich oft keine körperliche Ursache finden. Bedeutsame körperliche Krankheiten sind selten. Die meisten Patienten kann ich daher beruhigen und Strategien aufzeigen, die sie aus der Müdigkeit führen. Dennoch muss ich als Arzt nach möglichen seltenen Auslösern suchen. Ursachen für Müdigkeit können etwa ein extrem langsamer Herzschlag, Blutarmut, Diabetes, Schilddrüsenprobleme oder das Schlaf-Apnoe-Syndrom sein. Hinzu kommen psychische Belastungen, etwa ständiger Stress auf der Arbeit oder eine Angststörung. Auch Medikamente können müde machen, ebenso wie übermäßiger Alkoholkonsum. 

Wann sollten müde Patienten zum Arzt gehen?

Immer dann, wenn das Symptom länger als drei bis vier Wochen besteht und den Patienten in seinem Alltag beeinträchtigt.

Müde und erschöpfte Menschen bekommen oft den gut gemeinten Rat zu hören, sie sollen doch einfach mehr schlafen. Ist es wirklich so leicht?

Es gibt Menschen, denen ist mit mehr Schlaf tatsächlich geholfen. Allerdings gilt das nur für einen Bruchteil der Patienten - bei 100 Patienten schätzungsweise für zwei oder drei. Für alle anderen ist der Rat nicht hilfreich.

Wer müde ist, trinkt oft Kaffee. Wenn die erste Tasse nicht hilft, gibt es eben noch eine zweite. Ist das sinnvoll?

Mit Kaffee verhält es sich ähnlich wie mit Kopfschmerztabletten: Schmerzt der Kopf, ist eine Tablette in bestimmten Situationen sinnvoll – aber nicht ständig. Viel wichtiger, als das Symptom zu kaschieren, ist es, die Ursache der Müdigkeit zu identifizieren und zu bekämpfen.

Wie sieht es mit Nahrungsergänzungsmitteln aus? Viele Hersteller werben mit der leistungssteigernden Wirkung bestimmter Vitamine und Mineralstoffe.

Müdigkeit lässt sich nur extrem selten auf Mangelzustände zurückführen, und wenn, wäre das im Blutbild klar zu erkennen. Nahrungsergänzungsmittel auf Verdacht einzunehmen, halte ich persönlich für nicht sinnvoll. Wer sich ausgewogen ernährt, ist in der Regel mit allem versorgt, was der Körper braucht.

Wie sieht ein Lebenswandel aus, der Müdigkeit vorbeugt?

Das fängt bei der Ernährung an: kleine Portionen essen, wenig Fleisch verzehren, dafür eher Fisch essen, viel frisches Obst und Gemüse. Dazu ausreichend Sport machen, sich genug Ruhe gönnen und seinen Körper nicht unnötig mit Giften wie Alkohol und Zigaretten belasten. Manchmal lohnt auch ein Blick auf die Medikation: Einige Präparate, alleine oder kombiniert, können Müdigkeit begünstigen. Dann lässt sich das Problem schnell aus der Welt schaffen.