Wann hat man schutz nach biontech impfung

Eine Flüssigkeit tropft aus einer Spritze. ArchivbildQuelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Wirkung der Corona-Impfstoffe lässt nach einigen Monaten nach. Das ist nicht ungewöhnlich, einige Schutzimpfungen brauchen Auffrischungen. Zudem hat sich das Virus über die Zeit verändert. Etwa seit Sommer ist die ansteckendere Delta-Variante in Deutschland am weitesten verbreitet.

Beim Schutz muss man unterscheiden zwischen:

  • dem Schutz vor einer Infektion,
  • dem Schutz vor einer schweren Erkrankung mit Krankenhaus-Aufenthalt bis hin zum Tod,
  • dem Fremdschutz, also der Frage, ob man jemanden ansteckt.

Wie lange Menschen wie gut geschützt sind, ist nicht pauschal zu beantworten und hängt besonders vom Alter und von Vorerkrankungen ab.

Drei Studien zur Frage, wie lange die Impfstoffe schützen.

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine "Booster"-Impfung? Gibt es Nebenwirkungen? Welcher Impfstoff sollte verwendet werden? Fragen an Prof. Dr. Leif Erik Sander, Leiter der Impfstoffforschung Charité Berlin.

15.11.2021 | 11:28 min

Das wurde untersucht: Forschende haben den Schutz der Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Astrazeneca mehrere Wochen nach der zweiten Dosis untersucht. Die Studie ist noch ein Preprint, wurde von der Fach-Community noch nicht diskutiert.

Ergebnisse: Vor einem schweren und tödlichen Verlauf schützen beide Impfstoffe auch nach mehr als fünf Monaten noch gut. Die Jüngeren sind dabei besser als die Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen geschützt, und Biontech/Pfizer hat bessere Ergebnisse als Astrazeneca.

Vor einer Infektion schützen die Vakzine auch nach über fünf Monaten nach Gabe der zweiten Impfung noch - allerdings liegt die Schutzwirkung bei Astrazeneca je nach Altersgruppe zwischen nur 36 und 58 Prozent. Bei Biontech liegt der Schutz vor einer Infektion zwischen 55 und 76 Prozent.

ZDFheute Infografik

Das wurde untersucht: Eine Studie aus Israel hat die Infektionsrate von Menschen untersucht, deren vollständige Impfung mit Biontech/Pfizer unterschiedlich lange zurück lag.

Ergebnisse: Je länger die Zweitimpfung zurücklag, desto höher lag die Infektionsrate - in allen Altersklassen. Im Juli war die Infektionsrate bei Menschen ab 60 Jahren, die im Januar vollständig geimpft wurden, 1,6 Mal so hoch wie bei jenen, die im März die zweite Impfung bekommen hatten.

Je länger die Zweitimpfung zurücklag, desto größer wurde auch die Rate der schwereren Corona-Verläufe. Die Forschenden empfehlen deshalb eine Booster-Impfung, was Israel auch als erstes Land breit umsetzte.

Seit Tagen steigt die Inzidenz – deshalb wird bereits jetzt eine Booster-Impfung für 9,5 Millionen Menschen empfohlen. Die Hoffnung: Mit der Impfung die vierte Corona-Welle brechen.

16.11.2021 | 02:04 min

Das wurde untersucht: Schwedische Forschende haben die Schutz-Dauer vor einer Infektion der Impfstoffe von Biontech, Moderna, Astrazeneca sowie einer Kreuzimpfung (Astrazeneca plus Biontech oder Moderna) untersucht. Erschienen ist die Studie bis jetzt als "Preprint".

Ergebnisse: Der Schutz der Impfstoffe nimmt mit den Wochen nach der zweiten Impfung ab. Vor einem schweren Verlauf und dem Tod schützen die Impfstoffe nach vier bis sechs Monaten zu 74 Prozent. Nach sechs Monaten sind es noch 42 Prozent. Werte für einzelne Impfstoffe nennt die Studie hier nicht.

Vor einer Infektion sind Menschen je nach Impfstoff unterschiedlich gut geschützt. Biontech/Pfizer sowie Moderna liegen nach zwei bis vier Monaten noch bei 85 Prozent Schutz, nach vier bis sechs Monaten liegt Moderna bei 71 Prozent und Biontech bei 47 Prozent.

Dafür haben die Forschenden eine Gruppe von Geimpften mit einer Kontrollgruppe Ungeimpfter verglichen. Erstaunlich sind die Daten zu Astrazeneca. Demnach sinkt der Schutz der Geimpften schon nach vier bis sechs Monaten auf das Niveau der Ungeimpften.

Die Daten stechen hervor - könnten aber auch mit der Corona-Politik Schwedens zu tun haben. Dort hatte die Regierung zu Beginn kaum Maßnahmen verhängt - die Infektionszahlen explodierten, viele sind demnach auch genesen.

Der Impfstoff-Forscher Carsten Watzl sagte ZDFheute:

Die Studie könnte den Effekt der Impfung unterschätzen - denn wenn viele Menschen in Schweden genesen sind, davon aber gar nichts wissen, gelten sie in der Studie als ungeimpft.
Carsten Watzl, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung

Wenn man dann die Geimpften mit den offiziell Ungeimpften vergleiche, so Immunologe Watzl, könnte man denken, dass die Ungeimpften im Vergleich zu den Geimpften nicht so schlecht dastünden. "In Wahrheit sind viele von ihnen aber genesen und haben somit einen Schutz."

Fazit: "Keine Impfung schützt zu 100 Prozent, auch die gegen Covid-19 nicht. Das ist genauso wie (...) der Airbag im Auto nicht 100 Prozent vor einer Verletzung im Fall eines Unfalls schützt" - das schreibt die Physikerin Viola Priesemann.

Die drei Studien belegen, dass der Impfschutz nach der zweiten Impfung mit der Zeit abnimmt - und sowohl Infektionen wie auch schwerere Verläufe wahrscheinlicher werden. Eine Booster-Impfung drängt sich somit auf - besonders rasch für Ältere.

Wann hat man schutz nach biontech impfung

/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Liam McBurney

Silver Spring/Maryland – Die US-Arzneimittelbehörde FDA stuft den Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer als effektiv und sicher ein. Die Schutzwirkung setzt nach den Angaben in dem „Briefing Document“, das die FDA im Vorfeld einer Beratertagung veröffentlicht hat, häufig schon nach der 1. Dosis ein. Die Vakzine erzielte auch bei älteren Menschen und Personen mit Risikofaktoren eine robuste Schutzwirkung.

Die Impfung dürfte vor allem für jüngere Personen nicht immer schmerzfrei sein. Ernsthafte Sicherheits­probleme sind bisher offenbar nicht aufgetreten, auch wenn 4 Personen nach der Impfung eine Fazialisparese erlitten haben.

Die FDA hat für den 10. Dezember zu einer Beratertagung eingeladen. Dort werden Experten um ihr Votum gebeten. Danach könnte es zu einer schnellen Entscheidung kommen. Wie üblich hat die FDA im Vorfeld die Tagungsunterlagen veröffentlicht. Das „Briefing Document“ der FDA enthält die Ergebnisse der Prüfung. Sie bestätigt die bereits bekannten Zahlen, nach denen BNT162b2 eine sehr hohe Schutzwirkung erzielt.

Laut den FDA-Unterlagen sind nur 8 von 18.198 geimpften Personen an COVID-19 erkrankt gegenüber 162 von 18.325 Personen in der Placebogruppe. Dies ergibt eine Schutzwirkung von 95 % mit einem aufgrund der hohen Teilnehmerzahl der Studie engen 95-%-Konfidenzintervall von 90,3 bis 97,6 %. Das ist weitaus mehr als die meisten Experten im Vorfeld erwartet hatten. Die Schutzwirkung liegt weit über den 50 %, die die FDA erfahrungsgemäß für eine Zulassung erwartet.

Die Schutzwirkung war in allen Untergruppen mit über 93 % robust. Dazu gehörten Senioren (über 65 Jahre, bei über 75-jährigen war die Schutzwirkung wegen der geringen Teilnehmerzahl statistisch nicht signifikant), Personen mit Adipositas und solche mit Diabetes, Bluthochdruck, chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Krebspatienten war die Schutzwirkung wegen der geringen Teilnehmerzahl nicht signifikant.

Die Schutzwirkung setzte bereits nach 10 Tagen ein, also noch vor der zweiten Impfdosis. Die FDA gibt die Schutzwirkung nach der ersten Dosis mit 52,4 % an. Diese Zahl ist allerdings mit einem weiten 95-%-Konfidenzintervall vom 29,5 bis 68,4 % verbunden. Sie ist außerdem das Ergebnis einer Post-hoc-Analyse, die immer mit Fragezeichen verbunden ist. Ob eine einzige Dosis ausreichen könnte, lässt sich laut FDA nicht klären. Die Behörde dürfte auf jeden Fall 2 Impfdosierungen empfehlen.

Die Frage der zweiten Dosis dürfte allerdings mit Blick auf die Nebenwirkungen früher oder später zu einem Thema werden. Die Impfung ist wie alle intramuskulären Injektionen nicht ganz schmerzfrei, wobei sich die jüngeren Probanden (18 bis 55 Jahre) als empfindlicher erwiesen. Sie gaben nach der ersten Impfung zu 83,1 % Schmerzen an, die sie zu 31 % als mittelschwer einstuften. Personen über 55 Jahre empfanden die Impfung zu 71,1 % als schmerzhaft und zu 15,0 % als mittelschwer schmerzhaft.

Auch die systemischen Reaktionen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Gelenkschmerzen und Fieber waren bei den gesunden Studienteilnehmern etwas häufiger. Diese Reaktionen traten zudem nach der 2. Impfung häufiger auf.

Die FDA gibt die Häufigkeit von Nebenwirkungen wie folgt an: Reaktionen an der Injektionsstelle (84,1 %), Müdigkeit (62,9 %), Kopfschmerzen (55,1 %), Muskelschmerzen (38,3 %), Schüttelfrost (31,9 %), Gelenkschmerzen (23,6 %) und Fieber (14,2 %).

Schwere Nebenwirkungen traten bei bis zu 4,6 % der Teilnehmer auf, sie waren nach der 2. Dosis häufiger und erneut bei den älteren Teilnehmern seltener als bei den jüngeren Teilnehmern.

Schwere Komplikationen sind in der Studie an etwa 44.000 Personen offenbar nicht aufgetreten. Bei 64 Teilnehmern gegenüber 6 Teilnehmern in der Placebogruppe kam es zu einer Lymphadenopathie, die durchschnittlich 10 Tage anhielt.

Insgesamt 4 Teilnehmer entwickelten nach der Impfung eine Fazialisparese (kein Fall in der Placebo­gruppe). Angesichts von 44.000 Teilnehmern stellt dies noch keine statistisch auffällige Häufung der in der Regel nur vorübergehenden Schwäche der mimischen Muskulatur dar. Die FDA dürfte allerdings nach der Zulassung auf weitere Fallberichte achten. © rme/aerzteblatt.de