Wer an Pilze und Vergiftung denkt, dem kommen in erster Linie Knollenblätter- und Fliegenpilz in den Sinn. In einer Studie von Tox Info Suisse wurde jedoch festgestellt, dass bei Erwachsenen am häufigsten Beschwerden nach Konsum von Speisepilzen auftreten (1). Lebensmittelvergiftung durch verdorbene SpeisepilzeDie eiweissreichen Fruchtkörper verderben rasch, insbesondere, wenn sie ungekühlt oder in Plastiksäcken gelagert werden. Pilze können schon beim Verkauf überlagert sein. Zuchtchampignons und andere, festfleischige Zuchtpilze können einige Tage gekühlt aufbewahrt werden, während Wildpilze innert 24 Stunden verarbeitet und entweder konsumiert oder eingefroren werden müssen. Gerichte dürfen innert 24-48 Stunden aufgewärmt werden, sofern sie rasch abgekühlt und im Kühlschrank aufbewahrt wurden. Die typischen Symptome nach Verzehr verdorbener Pilze wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall treten meist innert 4 Stunden auf.Nicht korrekt zubereitete SpeisepilzeDie meisten Pilzarten müssen mindestens 10 Minuten, einige gar 20 Minuten gekocht oder vorher abgebrüht werden. Andernfalls kann es mit einer meist kurzen Latenz von 1-4 Stunden zu Magendarmsymptomen mit Erbrechen und Durchfall kommen. Besonders heikel kann die richtige Zubereitung des äusserst beliebten Parasols (Macrolepiota procera) sein. Dieser stattliche Lamellenpilz mit Hutgrössen bis 25cm weist ein derb-hartes Zentrum in der Hutmitte auf, das im Gegensatz zum weichen, fast luftigen Hutfleisch im Lamellenbereich oft nicht genügend gegart ist.Ebenfalls zu Magendarm-Symptomen führt die unsachgemässe Zubereitung von Pilzarten, welche zuerst abgebrüht werden müssen. Das Kochwasser muss vor der Weiterverarbeitung entsorgt werden. Der Konsum von rohen Pilzen kann ebenfalls zu Magendarm-Beschwerden führen.Speziell vorzubehandelnde Pilzarten: Kochzeit mind. 20 Minuten
Prävention
September 2018 Alle NetDoktor-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft. Eine Pilzvergiftung entsteht durch den Verzehr von giftigen oder verdorbenen Pilzen. In harmloseren Fällen verursacht sie Symptome wie Magenschmerzen und Übelkeit. Im schlimmsten Fall kann eine Pilzvergiftung aber auch tödlich enden. Deshalb ist es umso wichtiger zu wissen, woran Sie eine Pilzvergiftung erkennen und wie Sie in einem solchen Notfall richtig Erste Hilfe leisten. Artikelübersicht Pilzvergiftung Behandlung durch den Arzt
Achtung!
Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung wird der Arzt den Patienten oder – falls dieser nicht ansprechbar ist – Sie als Ersthelfer zu den näheren Umständen befragen. Wichtig ist zum Beispiel, welche Pilze und wie viel davon der Patient gegessen hat, wann er sie verzehrt hat, woher die Pilze stammen (gekauft oder selbst gesammelt), wie sie zubereitet wurden, ob der Patient auch Alkohol getrunken hat, Medikamente einnimmt und eventuelle Allergien oder anderen Grunderkrankungen hat. Darüber hinaus wird der Arzt wissen wollen, wie viel Zeit zwischen der Pilzmahlzeit und dem Beginn der Beschwerden vergangen ist und in welcher Reihenfolge die verschiedenen Symptome aufgetreten sind. Das kann Hinweise darauf geben, welche Art von giftigen Pilzen verzehrt wurde. Auch die Laboranalyse von eventuell mitgebrachten Pilzreste oder Erbrochenem kann die genaue Vergiftungsursache klären. Eine Blutuntersuchung hilft ebenfalls, das aufgenommene Gift korrekt zu identifizieren. Außerdem können Blut- sowie Urinwerte Hinweise auf eventuelle Organschäden (z.B. der Nieren) geben. Unter Umständen sind weitere Maßnahmen sinnvoll, zum Beispiel eine Ultraschall-Untersuchung des Bauchraums zur Begutachtung von Leber und Nieren. Wie der Arzt eine Pilzvergiftung behandelt, hängt vom Einzelfall ab. Eine entscheidende Rolle spielen vor allem die Art der verzehrten Pilze sowie Art und Schwere der auftretenden Symptome. Manche Patienten werden unter ärztlicher Aufsicht zum Erbrechen gebracht. Die Gabe von medizinischer Kohle (Aktivkohle) kann ebenfalls sinnvoll sein: Sie bindet das Pilzgift und wird mit ihm zusammen über den Darm ausgeschieden. Für einige Pilzgifte gibt es spezielle Gegengifte, die der Arzt in solchen Fällen verabreichen kann. Beispielsweise wird bei einer Pilzvergiftung mit Muscarin (z.B. in Risspilzen) als Gegengift Atropin (das Gift der Tollkirsche) verabreicht. Hat das Pilzgift die Nieren geschädigt, kann der Patient auf eine Blutwäsche (Hämodialyse) angewiesen sein (kurzfristig oder dauerhaft). Bei Nierenversagen kann ebenso wie bei Leberversagen eine Organtransplantation erforderlich werden. Bei vielen Pilzvergiftungen ist der Verlauf vergleichsweise harmlos. Sobald sich Magen und Darm der verhängnisvollen Mahlzeit entledigt haben, haben es die meisten Betroffenen überstanden. Durchfall und Erbrechen infolge einer Pilzvergiftung können je nach Art und Dosis des Pilzes Stunden bis einige Tage andauern. Eine Pilzvergiftung kann aber auch schwerwiegend und sogar tödlich verlaufen, etwa bei dem sehr giftigen Knollenblätterpilz: Wenn nach ein paar Tagen die akuten Vergiftungssymptome (Durchfall, Erbrechen) abgeklungen sind, ist es für manche Patienten noch nicht vorbei: Als Folge der Vergiftung versagen bei ihnen Leber und/oder Nieren. Das Leberversagen macht sich durch eine Gelbfärbung der Haut und Bindehaut bemerkbar (Gelbsucht). Das Nierenversagen hingegen bewirkt, dass kaum oder kein Urin mehr ausgeschieden wird. Etwa die Hälfte der betroffenen Patienten verstirbt innerhalb von fünf bis acht Tagen. Insgesamt sind Knollenblätterpilze für 95 Prozent aller Todesfälle infolge einer Pilzvergiftung verantwortlich. Neben Knollenblätterpilzen können auch andere Giftpilze Leber und Nieren schädigen und in schweren Fällen zum Tode führen. Die wichtigsten Regeln, um Vergiftungen und Unverträglichkeitsreaktionen durch Pilze vorzubeugen, lauten:
Wissenschaftliche Standards: Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft. ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.
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