Er sagt er kann mir nicht geben was ich verdiene

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Er sagt er kann mir nicht geben was ich verdiene


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wird seiner Wohithatigfelt wegen erhoben: Man bewundert genden, welche zum Umfange der geselligen Pflichten erfordert ihn: Ådein seine Wohithaten sind nicht so gefällig und ans werden, vorstellen sollte? Wie weitläuftig mußte ich nicht genehm, als Leanders Wohlthaten.

werden? Es ist kein Wunder, daß die Kunst, zu leben, so Leander ist mit den großen Eigenschaften geschmüdt, welche fchwer auszuüben ist, da bey dem, welcher gefällig werden dem Urunt die Bewunderung der Menschen erwerben : Er bes will, so viele gute Eigenschaften zusammen fommen müssen, fißt aber über dieselben, noch die Gabe zu gefallen. Seine welche kaum einzeln und zerstreut unter den Menschen anges Wohithaten sind, daher weit angenehmer. Er fäßt sich nicht troffen werden. Diejenigen, welche zu leben wissen wollen, allein nicht lange bitten; denn Uront thut diefes auch nicht; müssen berr über ihre Minen, Geberden und Leidenschaften sondern Leander kömmt den Bitten der Dürftigen noch zuvor. seyn; es muß ihnen nichts entwischen, was andere beleidigen Man soll seine Wohlthaten nicht als Wohlthaten, sondern als fann; fie müssen keinen Anlaß geben, mit Recht fich über Belohnungen unsrer Lugenden ansehen, die er bloß aus Pflicht, ihr Perfahren zu beschweren. Sie müssen ein wenig Narrheit austheile. Sein Gesicht ist immer aufgeheitert, und niemals Vertragen können, ohne ihre Freundlichkeit zu verändern; fie hat jich noch seine Stirne in finstre Runzeln gezogen, wenn müssen ihren Verdruß über die Thorheiten der Menschen, mit er Dürftige erblidet hat. Er bedauert allezeit mit ciner ge: welchen sie umgehen, geschidt zu verbergen wissen. Die Ges fälligen Iraurigkeit die Schicksale, welchen redliche Männer sprächigkeit ist eine von den vornehmsten Jugenden eines gus so oft, ausgefegt seon müssen. Er thut vielen Menschen Gu: ten Gesellschafters. Ulein wie leicht kann ein gesprächiger tes, ohne sie erfahren zu lassen, daß es von ihm fömmt. Er Mensch nicht mißfallen, wenn er auch fein Plauderer ist! genießt oft das Bergnügen, daß er tugendhafte Frauen zimmer, Die Redner in Gesellschaften, welche durch ihr ewiges Ges

Se die weniger Glücksgüter, als edle Eigenschaften besigen, von schwag andre zum Stillschweigen zwingen, welche dadurch uns feinem Ueberflusse nach ihrem Stande gekleidet ficht, ohne daß erträglich werden, daß fie immer mit ihrem Wiße schimmern fie ihren Gönner fennen; daß er durch die dritte und vierte wollen, welche eine gewisse Art von Tyranney ausüben, da Person erfährt, wie zärtlich fie oft weinen, daß sie ihren Wohl: fie feinen zum Gespräche lassen, ohne im geringsten zu arg: thäter nicht wissen, und ihm ihre Danfbegierde nicht entdeden wihnen, daß man sie mit Berdruß anhöre, diese eingebildeten tőnnen. Er ist viel zu freundlich und leutselig, daß er dies wißigen Köpfe beweisen, wie nöthig die Gefälligkeit zur Ges jenigen, welche durch seine hülfe dem Glüce froßen fönnen, sprächigkeit sen. Es sind nur wenige Gesellschafter Elviren ju Danksagungen fommen lassen Tollte. Sie gehen in dieser ähnlich, welche Bellegarde beschreibt. „Niemand, sagt er, res zbricht zu ihm, und sie gehen von ihm ganz entzüdt, und zu: det in Gesellschaft weniger, als Eloire, wenn man sie nicht gleich ganz beschämt wieder weg, daß fie ihm nicht danken dazu nöthigt: Niemand tidet so richtig und mit so vieler konnten. Diejenigen, welche das Glüce gestraft hat, weil sie Unmuth, als fie, wenn man fie anredet. Sie spielt weder die Jugenden beleidigt haben, welche seine Wohlthaten noch die Rolle einer Geheimnisvollen, noch einer, die sich gute erst durch ihre Aufführung verdienen werden, läßt er nicht erst Worte geben läßt. Sie sagt ihre Meynung über alles, was empfinden, ehe er ihnen Wohlthaten erzeigt, wie unwürdig fie geredet wird, es mag lo gering seyn, als es will; allein sie derselben sind. Er macht ihnen feine bittern Vorwürfe. Seine dringt sich auch nicht mit einem großen Eifer dazu, thre Errinnerungen sind sanft und fließen aus der licbe. Er stellt Wissenschaft auszulegen, wenn von schweren Dingen die Rede fich, als ob er die Bergehungen nicht alle glaube, die ihnen ist. Sie richtet sich mit einer wunderbaren Geschidlichkeit, vieüeicht von ihren Feinden nachgesagt würden: 'Er glaubt, nach den Menschen, mit welchen fic umgeht. So erhaben daß ihre Absichten ben ihren Vergehungen gut und löblich auch ihr Berstand ift, lo scheint es doch nach ihrem Verhal: gewesen: Er bittet sie aber, ihre Feinde durch ihre weise Uuf- ten, daß er nicht größer, als die Einsicht der andern for. führung zu schanden zu machen, und ihn in der guten Men. Diejenigen, die Elvicen besuchen, gehen ganz zufrieden von nung von ihnen zu bestärken. Er entschuldigt fich auf eine ihr hinweg, und zwar mit sich selbst zufrieden, weil sie ih. höfliche und verbindliche Weise über die Freyheit, die er fich nen Gelegenheit verschafft hat, ihre Fleinen Gaben und Ge: ninimt, mit ihnen so vertraut und offenherzig zu reden. Ben schidlichfeiten sehen zu lassen. Ich will noch einige Züge zu allen Wohlthaten die er austheilet, wird man immer eine ge Elvirens Charafter hinzufügen. Sie widerspricht mit seiner wisse einnehmende Iraurigkeit an ihm wahrnehmen, daß er ungestümen biße; sie tadelt nicht alles, was ihr nicht gefällt, nicht mehr thun kann, da er doch gemeiniglich so viel thut, fie erhebt auch nicht alles in Gesellschaften, was ihren Bens als die verdienen, denen er hilft. Wie unterschieden ist nicht fall hat. Sie wil nicht, daß ihre Mennung recht ser Leanders Frengebigkeit von Urunts Begierde , Gutes zu thun! fol, sie mag recht leon oder nicht. Sie verfällt nicht !! Beyde verdienen bewundert zu werden; Leanderó Wohlthätig: den Fehler, Nein zu sagen, wo andere Ia sprechen. Sie feit ist nur weit einnehmender und gefälliger. Gegen den läßt es leicht auf den Ausspruch der andern anfonimen, und Aront empfindet man seiner Wohlthaten wegen nur Ehrs diese Bereitwilligkeit, nachzugeben, und nicht hartnädig cine furcht und Hochachtung: Gegen Leandern aber empfindet man Sache zu bejahen, die viele verneinen, bewundert alle Welt nicht nur eine chrerbietige Sochachtung und Dankbegierde, son: an Elviren. Eine andre gute Eigenschaft eines guten und dern auch eine zärtliche Liebe, die man durch alle seine øanda angenehmen Gesellschafters ist die Munterfeit und Gabe ju lungen äußert; nicht, weil man gegen Uronten nicht auch schorzen. Allein alle Scherze verlieren ihre größte Unmuth, dazu geneigt wäre, sondern weil man es vor gar zu großer wenn fie nicht von der Gefälligkeit begleitet werden. Dieje: Ehrfurcht nicht wagt, dieselbe öffentlich zu bezeigen.

nigen, welche zu scherzen wissen, obne die Hochachtung ter Vielleicht werden einige mit einem unwilligen Gefichte Unwesenden zu verlieren; welche finnreich genug sind, zu spot: sagen, daß ich mich zu lange bey den Charaktern Uronts ten, ohne anzüglich zu werden; welche satnrisch sind, uline ju und leanders aufgehalten habe. Ich beruhige mich aber bey beleidigen und fich fröhlich bezeigen, ohne lächerlich zu ihrem Unwillen damit, daß sie entweder nicht frengebig, oder werden, find angenehme aber überaus foltene (Sefchöpfe in Ger auf feine gefällige und angenehme Art frengebig find. Denn fellschaften. ,, Ben gewissen Menschen, sagt Bruvern, ist es eg giebt viele, welche auf eine so mißfällige ari Gutes thun, eins, zu reden und zu beleidigen: Sie sind bitter und anzüg: daß bey ihnen eine jede Wohlthat entweder schon eine Beleis lich. Ihre Spottereyen sind Beschimpfungen. Es würde ihdigung ist

, oder noch zu einer Beleidigung werden wird. Sie nen zuträglich seyn, wenn sie stumm oder einfältig wären. find nicht wie Leander und Aront, welche eine Wuhlthat so. Die lebhaftigkeit ihres Wipes schadet ihnen mehr, als andern gleich auch vergessen haben, sobalo fie aus ihren øänden ist

. ihre Narrheit. Sie sind nicht damit zufrieden, daß sie mit der Sie danken fich selbst für ihre Mildthätigkeiten, wenn fie dies größten Bitterfeit antworten : Sie greifen diejenigen auch, mit selbe gegen andere nach der Reihe herrechnen, und ihre Größe denen fie in Gesellschaft sind, unbescheiden an. Alles muß über auf allen Seiten zeigen. Derjenige dem fie geholfen haben, ihre Zunge. Weder Ubwesende noch Gegenwärtige sind vor wcię sehr oft nicht, wie er seine Wohlthäter wegen ihrer Fren: ihnen sicher. Sie schlagen gleichsam von vornen und hinten aué. gebigkeit mehr ehren und erheben soll, als sie selbit thun. Er Diese Wilden lassen sich nicht zahm machen. Man muß fich muß schweigen, da seine Wohlthäter reden. Er würde ein uns ihrem Umgange entziehn, und vor ihnen fliehen, ohne einmal dankbares Gemüth verrathen, wenn er lo stulz senn und fich hinter sich zu sehen." Was fehlt diesen Wütrichen in Gesell: einbilden wollte, er fonnte den Werth der Wohltaten seiner schaften? Die Gabe angenehm zu werden, die Gefälligkeit. Gönner so gut, als sie selbst. Doch ich sehe, daß ich immer Su nöthig fie bey der Gesprächigkeit und bey der Begierde ju noch von der Freygebigkeit rede, wie sie gefällig und mißfál: scherzen tit, so unentbehrlich ist sie allen andern Eigenschaften, lig wird.

welche argenehmen Gesellschaftern unentbehrlich find. Die Gefälligkeit fann fich am meisten im Umgange mit In keiner Gesellschaft, welche die Glüdseeligkeit der Mens der Welt und in Gesellschaften in aller ihrer Schönheit zeigen. schen befördern soll, ist die Jugend der Gefälligkeit unentbehr: Durch fie wird der Umgang erst vergnügt und lebhaft. Ein licher, als im Ehestande. Darum ist dieser Stand gestiftet, gesitteter und wohlgezogner Mann hat in demselben tausend daß die Eintracht und Freundschaft dem Glüce zween verbuni: Gelegenheiten gefällig zu werden. Uus der Gefälligkeit ent: ner Personen einen größern Glanz, und den widrigen und steht die Kunst zu leben, diese su berühmte und feltene Wiffen: unangenehmen Zufällen des Lebens eine Erleichterung geben schaft

. Wie viel Stoff hätte ich niht zu den reichsten Abhand: follen. Das gröfte Glück muß in diesem Stande feine Neizunlungin wenn ich den Nugen oor Gefälligfrit bey allen Iu: gen für einin Mann haben, wenn er daljilb. nicht mit friner


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Wo find ich wahre fust? wo flieht mein Kummer hin? Ber leuchtet mir in dieser Dunkelheit?
Mir efelt vor dem Ruhm: mir ekelt vor dem Lärmen ; Wo ist der Richter der den großen Streit entscheid,
Mir ekelt vor der Einsamkeit.

Und 0, wie ungewiß find sterbliche Gedanken!
Ich lache, wenn die Thoren trunfen schwärmen,
Und lächerlich scheint mir des Beisen Nüchternheit.

Ein Zweifel macht den Schluß des tiefsten Weisen wanten.
Ja, wenn wir nie das land, von dem wir träumen, sehen, Das Merkmal sucht er noch, wie man das Wahre fennt,
Und in dem Meer des Nichtu auch Seelen untergehea : Und zittert, wenn man ihn der Zweifler Pater nennt, Unwürdig eines Gotts, des Zufalls würdiger,

Des Unararchs berühmten Schüler nennt. Bist du, o Welt für mich fein ernster Anblic mehr!

Der urtheilt, schließt und irrt nach strengen Schutgefeßen, Gleichgültiger, als ich, von Kindern aufgebauet,

Und der bleibt ungewiß, aus Furcht fie zu verleßen. Ein lodres Kartenhaus halb lächelnd angeschauet,

Der glaubet, weil mit ihm die gleich getäuschte Belt Und Stunden, die beym Ian; in wilder Nacht vergehen, dus gleichem Vorurtheil ein gleiches Urtheil fält. Und manchem Possenspiel der Bühne zugesehn:

Der behrer Mund bestimmt schon unsre fűnfigen Schlüsse, Will ich mein Leben sehn, mit meinen Sorgen fliehen! Und ihre Nächte fi:id auch unsre Finsternisse. Kein Glüc soll meinen Wunsch; mein Wunseh tein Glüď Wir fehn mit ihrem Aug, das öfters selber blind, bemühen!

Und feha die Dinge ein, so, wie sie wirklich sind. Pom lekten Rudersdav bis auf den ersten Held,

Gleich einem Schiffer, der an Klippen hangen blieben, Bleibt alles mir verhaßt, bleibt alles mir vergánt.

Wohin ihn See und Sturm, und nicht seyn Zwed getrieben,

Klebt unser junger Bahn an ihrem Irrthum felt,
Wo bin ich? ach, in welche Welt

Den mit der Jugend oft das Ulter faum verläßt.
Bat mich, Berborgener! dein mächtger Schluß gestellt?
Ich hab den Tag gesehn an dem dic Busheit siegte,

Ja, die Bernunft hat mir zu sehr geheuchelt; und ohne Schuß die Unschuld war.

Die Wissenschaft hat mir zu sehr geschmeichelt; Un dem das faster sich im Schouß des Glüds vergnügte; Die Wahrheit find ich nicht, die ich gesucht! Por ihm durbei ging die Gefahr.

Und größre Zweifel sind des Demonstrirens Frucht. Und feine Strafe fömmt in einem andern leben?

D Einfalt und Natur! Du hast oft überwunden, Und keine Zukunft soll den Lohn der Jugend geben?

Wo Kunst und Wissenschaft das Mittel schwer gefunden! D Gott, in welche Welt,

Dort, glüdlicher als ich, in einem þaus von Laub, In welcher Dinge Reih hat mich dein Winf gestellt ?

Wohnt ohne Wiß ein Hirt, und glaubet, was ich glaub. Wo, irrend in noch unbestimmten Schranken,

um seine Ruh hat ihn kein Zweifel noch betrogen, Die Fäden zweiflender Gedanfen,

In sein cinfältges perz ist noch fein Wahn gezogen! Die mir die Schwermuth eingefl3ßt,

Wenn Pascal selber sich des Geistes Stärfe raubt, Und, wann der Tag fie scheucht, die Nächte wiederbringen, Und an dos heilgen Dorns derlogne Wunder glaubt. Sich oft in einen Knoten schlingen,

D Wahrheit, möchtest du nur einen Straht mir schenken, Den nur der Tod, mein ewger Jud, einst löst!

Von deinem überirdschen Licht! D welche Welt,

Gelassen will ich überdenken, Die dich, Ulmeisester, für ihren Schöpfer hätt?:

Warum c6 mir an Ruh; an Zweifeln nie gebricht. Ich such Bernünftige, die dir freywilig dienen:

Ich habe mich in einen Wald verirret, Was find ich ? himmel, ach, anbethende Maschinen!

Wo eine ewge Nacht des Wandrers Uug verwirret, Welch Aberglaube täuscht uns unterm Schein,

Und ungewiß die dunkeln Iritte macht! Von deinem Dienst, o Gott, die Wissenschaft zu seyn! Ich ging, wo Pyrrho ging, den, oft dem Abgrund nahe, D Sterbliche! thr geht in ewgen Finsternissen,

Sein treuer Schüler hielt, und vor dem Fall bewacht *); Wo euch ein Strahl nur führt; das warnende Gewissen; Der, wo die Sonne schien, die allerdidste Nacht Doch dieser Strahl, dem oft das Lafter scheu entwich : Durchs falsche Glas des Zweifels sahe. In wie viel Farben theilt er sich? Nur ein Gewissen heißt den Königsmord begehen,

D fénnt ich fliehn, wo man nicht eine Stimme hört, Und denn, als" Märtyrer auf glühndem Holze stehen.

Wo Luft und Blätter schweigen,
Gewohnheit lenkt das Bieh, die Menschen Borurtheil. Und die Gedanken, wann sie aufwärts steigen,
Ach, bin ich denn allein für diese Welt geboren?

In ihrem Sonnenflug nichts stört!
Im ewigen Gedrång von Bosheit und von Ihoren?

Wo auch kein Bach, der traurig murmelnd fließt, Dem Sanges ist das Blut; das Recht der Liber feil, Die Nahrung neuer Klagen ist,

Und von der Jugend bleibt einst kaum der Name mehr, Und, wo befrevet von des Tages lärmen,


Und alles, alles, ach! beweist ein ungefähr !

Auch nicht der Nächte Schreden schwärmen,
Ein Ungefähr ? ich zittre ? ? welch ein Schauer !

Wo die Getaffenheit, Mich deucht, ich seh selbst die Natur in Trauer,

Bon dir, o ernste Ewigkeit, Daß ein Gedank entstanden ist,

Ein Lied in stiller Undacht höret! Der den, der sie erschuf, in dem fie schwebt, vermißt,

Wo mich, o Allerheiligster, Wo er allgegenwärtig ist!

Die Wunder deiner Macht, un deiner Weisheit Ehr

Uuch bloß ein stummer Unblid lehret. D Nacht! o Quelle meiner Iraucrlieder !

D heilge Einsamkeit! gewähre mir
Schlaflofigfelt! wie viel hab ich gedacht,

Gedanken von Unsterblichkeit und dir!
So oft du mir erschienft! du aber, bange Nacht,
Wie lange dedt mich noch dein zauderndes Gefieder!

Woher entstehen fie, die Zweifel, die uns quälen?
Wie lange seuf; ich noch, verworren, ungewiß,

Sa solche Zweifel find nur Zweifel ewger Seelen! Noch blinder, als die blinde Finsternig?

Ein mächtiges Gefühl; wer fann ihm widerstehn? Ach, Vorurtheil, du bist schon unsrer zärtsten Jahre

Der Thor nennts Vorurtheil ; der Weise das Gewissen, Allmächtiger Tyrann!

Swingt uns ein helles Licht zu sehn, Uch du begleitest uns bis zu der Todtenbahre!

Das Blinde thöricht schmähn, und doch fich wünschen müssen. Nun, frey don dir, feh ich, daß ich nichts hoffen kann, Auf! wagt in euren Geist nur einen tiefern Blid! Daß mit dem Athem auch der Geist vergeht,

Wie viel Bedanken sind nicht stets in ihm zurüc,
Daß ihn mit unsrem Staub ein Wirbelwind verweht! Und warum follen fie hier nicht entwiđelt werden,
Uch, was der größte Geist von sich noch übrig läßt,

Sind sie nur für den Raum von dieser kleinen Érden ?
Dom Leibniß, welch ein Geift! ein Geist fast ohne Schranken, Je mehr ich forsch, ie weiter muß ich gehn;
Bon Newtons göttlichen Gedanken,

Je mehr ich seh, je mehr verlang ich auch zu sehn.
Was bleibt uns? ach, der Uschen dunkler Rest!

In unsres Geiftes uns noch unbekannten Schranken, Der Aschen, fünftger Würmer Samen !

In seiner Liefe, die nur der ihn schuf, ergründt, Und noch ein schwacher Schau von chmals lauten Namen ! Sind Millionen dunfeler Gedanken,

Die für die Ewigkeit nur find: So wirft auch du mir noch, mein leßter Iroft, geraubt! Ich war ? ich bin nicht mehr? ich werde niemals wieder ? Ein schwarzer Schreden fließt durch die erstorbenen Glieder. *) Daß andere eine solche vollkommne Gleichgültigkeit oder Ach, warum troßt ich oft, umringet von Gefahr,

'fast unnatürliche Serstreuung der Gedanken mit deren Begriffe, Auf eine Künftigkeit, die schon vergangen war?

welchen fie sich von dem Pyrrho machen, nicht zu vereinigen wise Ach, warum huff ich noch, wenn Sorgen um mich schweben, ren, beruhet auf Gründen, die ich hier zu untersuchen für übers In diesem Jodtenthal ein auferstehend leben?

flürfig halte.


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In welcher Gegend irrt mcin Blic?

Ünd reh ich schon von meiner Sterbenszeit Wer wünscht sich wohl den schweren Iraum zurüd,

Den legten Uugenblid die schwarzen Flügel rühren? Den thöricht wir das Leben nennen ?

Abgründe! soll ich mich in euch verlieren? D Emigkeit!

Dort seh ich licht, und hier die tiefste Dunkelheit! Abgründe! fine ich schon ? will fich mein Geist schon trennen? D Ewigkeit!

ward am 10. März 1771 in Marburg geboren, studierte strengen Freunde dafür wahre Vorwürfe zu hören. Ich machte dafelbst und in Sena, lebte darauf eine Zeitlang in und ihn dagegen auf den sichtbaren Vortheil für mich aufmerksam, bei Gießen, und bekleidete 1793 eine Hauslehrerstelle in wenn auf diese Weise, ohne Nachtheil eines Dritten, die lites Leipzig, von wo er spåter nach Marburg zurückkehrte. Im rarischen Sünden meiner Jugend auf die Rechnung eines Ges Fahre 1802 ward er hier Professor der Beredsamkeit, 1804 org Friedrich kámen, dessen ich mich weiter nicht anzuneh: aber Professor der Philologie und der alten Geschichte in men hatte. Da ich jept den Lesern mein kleines Geheimniß Heidelberg, wo er das noch unter seiner Leitung blühende felbft verrathe , hoffe ich hinwieder von ihnen, daß fie um philologische Seminar gründete. 1809 folgte er einem so williger meiner Versicherung glauben: wie es hier ganz und Rufe an die Universitåt Leyden, konnte jedoch das dortige gar nicht darauf angelegt sci, mir eine Bedeutung unter den Klima nicht vertragen und kehrte, noch ehe er daselbst als Zeitgenossen zu geben, die ich nicht habe. Um aber ganz aufs Docent aufgetreten war, zu seiner alten Stellung in Het richtig zu sein, To ist die Sache seit einigen Jahren kein Ges delberg zurůd. Er erhielt 1818 die Ernennung zum ges heimniß mehr, da mein Freund, der Consist. Rath C. W. heimen Hofrath, 1825 zum Mitglied der Akademie der Iufti, einige kurze biographische Nachrichten von mir mit Wissenschaften und 1826 zum Geheimerath.

dem Verzeichniß meiner Schriften bereits hat abdrucken lassen*).

Ich ward am 10. März 1771 zu Marburg im jeßigen KurSeine in deutscher Sprache erschienenen Werke find : Beffen geboren. Mein Vater Leonhard farb in meinem ersten U briß der römischen Antiquitäten; (herausgegeben Lebensjahre. Er hatte, nachdem er sein Buchbinderhandwerk nie:

von 3. C. Bohr). Darmstadt, 1824. N. 2. 1829. dergelegt, die Stelle eines Steuereinnehmers verwaltet. Von váter: Deutsche Shrestomathie Gießen, 1800. 3te 2. oon licher, wie von mütterlicher Seite waren meine Verwandte fast

P. K. Heß. 1825. Epochen der griechischen literaturgeschichte.

fámmtlich Prediger, unter denen sehr würdige Geistliche fich befanden. Marburg, 1802.

Die Vorfahren sind im Iselinischen Wörterbuche unter dem Namen Ein alt:athenisches Gefäß u. f. w. befannt ges Cruciger bemerkt. Von früher Jugend besuchte ich mit macht und erklärt. Darmstadt, 1832.

meinem Bruder, der noch jept in unserer Vaterstadt das vå: Zur Geschichte altr 8 mischer Cultur am Obers terrliche Sandwerk fortsegt, die städtische Schule. Wenn an

rhein und Nefar. Darmstadt, 1833. Berodot und Thucydides. leipzig, 1798. Mar: kalten Wintertagen der Chordienst in der lutherischen Marien: burg, 1803.

kirche beschwerlich fiel, so beschäftigten mich der Anblid der Die historische Kunst der Griechen in ihrer Denkmale der alten Landgrafen und die Bilder aus der heili:

Entstehung und Fortbildung. leipzig, 1803. gen Geschichte am schönen Hochaltar; und wenn ein Urchidiaton Ueber Mythologie und Religionsgeschichte. oft weit über die Stunde hinaus predigte, To gewährte das alte

(Aus dem 4. Bde. der Snmbolit abgedruckt. ) Ueber einige mythologisch: artistische Schrifë Marburger Gesangbuch Unterhaltung, dem die Zerstörung Ieten u. 1. w. beidelberg, 1817.

rusalems nach Jofephu 8 und dergleichen angehängt war. Das akademische Studium des Alterthums. Biel mächtiger fühlte ich mich aber angeregt, wenn ich den Got: Seidelberg, 1807.

tesdienst zu St. Elisabeth besuchte. Diese Tchóne Kirche, in Symbolit und Mythologie der alten Völker.

4 Bde. Darmstadt, 1810 -- 22. (5. u. 6. Bd. v. Mone.) den besten Formen des dreizehnten Jahrhunderts ganz vollendet, Mit berrmann: Briefe û ber bomer und Heftos gehörte damals noch zur deutschen Ordens : Commende, und ist dus. Heidelberg, 1818.

der Mittelpunkt ansehnlicher Gebúude, die, einer kleinen Stadt Mit Da ub: Studien. 6 Bde. Frankf. 1805 19.

ähnlich, sich der Ostseite von Marburg anschließen. Der ge: Einzelne Abhandlungen und Recensionen u. s. w. in den lehrte und geistreiche Urchitekt Moller hat so eben in þeidelberger Jahrbüchern u. f. w.

seinen Denkmalen deutscher Baukunft den Anfang einer Reihe C. ist ein gelehrter, scharfsinniger und geistreicher Phie von Blåttern gegeben, die diese Kirche im einzelnen, wie im lolog und Alterthumsforscher, der vorzüglich in der Entwid Ganzen darstellen werden. Es ließe sich hierbei viel von der lung und Behandlung der Mythologie des klaffischen Alters Macht der Baukunst sagen, und welche Fülle von geistigem thums neue Unsichten einführte (deren Darstellung uns der Nahrungsstoff ein einziges solches Gebáude der ganzen Folge beschränkte Raum verwehrt) und heftige Gegner vorzüglich von Geschlechtern Jahrhunderte hindurch übergiebt, zumal in an Joh. Voß aber auch eben so eifrige Anhänger fand. den engen Umgebungen einer Mittelstadt. Und wenn ich in

jenen Jahren vom Großeren den Maßstab noch nicht nehmen konnte, dergleichen man in Cóln, Straßburg und Freiburg

fieht, und dessen Anblick mir jedesmal jene Jugendeindrůde Creuzer's Selftbiographie. *)

wieder lebendig macht, so wird man den Ausdruck nicht über:

trieben finden, wenn ich sage, daß diese Elisabethkirche damals' Georg Friedrich Creuzer ist mein ganger Name für mich eine Welt war: die mit dem feinsten Laubauf den Titeln der früheren Schriften. Später habe ich mich wert kunstreich geschmůcte Vorhalle, die beiden mächtigen hohen begnügt, Friedrich zu schreiden. Wenn Meusel dadurch Ihürme, sodann im Innern die Gänge unter den schlanken ftres verführt wurde, mein Individuum in zwei zu legen, so hatte benden Såuten, das Chor mit seinen Glasmalereien, die Nes id) von einem lieben, aber in bibliographischen Sachen sehr

*). In Strieder Grundlage zu einer heffischen Gelehta *) Aug Brod ha ug Beitgenossen. Neue Reihe. Nr. 7. ten: und Sdriftsteller: Geschichte. Bd. XVIII. C. 98 ff. Mar: Leipzig, 1822.

burg, 1819,


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dann folgendes Factum: Der Verleger der zahlreichen und ich hoffe, mir eine bejahende Antwort werden zuschicken, ich geiftvollen Schriften eines vonehmen Mannes, der damals Bei nur für meinen Vortrag beim Könige, nicht aber für die Voca unserer Regierung in einem hohen Posten ftand, sendete uns tion selber bürgen kann. Erfolgt diese nicht, so bleibt die diese Werke fámmtlich zu n vermeinend, nun würde doch wohl ganze Sache unabgethan, aber auch zwischen uns beiden; denn ein rechter Pancgyricus erfolgen. Wir hatten aber das Ges es wissen bis jegt weder Curatoren der Universitát, noch auch Teg gemacht, daß keines einheimischen Schriftstellers Berke res ør. Prof. Wyttenbach etwas von diesem Schreiben an Sie; censirt werden sollten. Inzeigen durfte er sich selbst mit Nas auch in Heidelberg wurde in der Folge Niemand etwas davon mensuntersdrift. Mir kostete indeß die Sache zu viel erfahren. Ich aber von meiner Seite muß sicher seyn können, Zeit ; und als mehrere Redactoren abtraten, und in der Per: daß, wenn ich Sie dem Könige vorschlage, und die Vocation auf obě fon von Witten ein sehr geschickter Stellvertreter gefunden gemeldeter Condition erfolgt, Sie dieselbe annehmen werden, ward, so war ich froh, wieder zu meinen andern Arbeiten welche Bersprechungen man Ihnen nachher auch von der Seite zurüczukehren. In meinen jungern. Iahren habe ich áußerst Ihres jebigen Gouvernements oder akademischer Direction und wenig recensirt. Das Wenige, was ich später in den Seidelb. dergleichen machen würde. Es würde mir åußerst angenehm Jahrb. gegeben, ist mehrentheils mit meinem Namen unter: sein, wenn ich in Kurzem einen nicht abschlagenden Brief zeichnet. Irre ich nicht, so habe ich seit dem Jahre 1810 nicht von Ihnen hierüber erhalte, und ich schmeichle mich u. 1. m, einmal eine Anzeige meiner eigenen Schriften in den Seidelt. Ich unterschreibe mich mit aller Sochachtung Sahrb. geliefert, was doch die Verleger zuweilen wünschten, und wozu jeder einheimische Autor das Recht hat. Früher

Ihr ganz ergebenfter batte ich in andern Literaturzeitungen etliche Recensionen ges

I. . Meermann macht. In der Leipz. L. 3. hatte ich einmal mit großer Milde

Directeur general des Sciences et einem angebenden philologischen Schriftsteller Sprachfehler nadiges

des Arts du Royaume de Hollande.“ wiesen. Ich hatte keine Ruhe; es mußte heraus. Ich nannte mich dem Manne selbst, als seinen Recensenten, und Ich hatte von meinen früheren Geistesproducten eine To táusdte mich in meinem Zutrauen nicht. Der verdiente Mann geringe Meinung und von Wyttenbach eine so hohe, daß hat es mich nie entgelten lassen.

ich mich erst im Sommer 1808 entschloß, ihm meinen Dios Es ist oben bemerkt worden, wie ich mit Winkel: nysius zuzusenden, und dies war auch mein erster Brief an ihn,

Ich mann's Werken Bekanntschaft gemacht. Da man jegt Vor- worin kein Gedanke an eine Professur in Holland vorkam. lesungen über Mythologie und über Archäologie von mir wußte selbst nicht, daß des in der Pulvererplosion umgekommes

nen Professors luzac Stelle noch unbesegt sexy. Erst später Studien, sie meine Untersuchungen über die Dionyfchen Religionen führten, erfuhr ich, daß v. $eugde in Utrecht fie ausgeschlagen, und meine untersuchungen über die Dionyschen Religionen führten, daß Wyttenbach mich vorgeschlagen hatte ; wie er denn wieder vor, und die Schriften Visconti's, Zoega's, Böttiger's, Millin's und Underer kamen nun an die auch sogleich von jenem Meermannischen Briefe unterrichtet wors

den war. Reihe. Mein Freund Wel & er (ießt in Bonn) war eben aus mir einen Wytten ba dhisch en Brief und einen zweiten von

Schon die ersten Tage des Januar 1809 brachten Stalien zurückgekehrt und hatte mich dem Freiherrn von Schels Meermann, worin ein Wyttenbachisches Urtheil über mich lers heim bekannt gemacht. Die Gespräche und Briefe die:

ercerpirt war. Nun bestimmten mid die oben bemerkten hies Ter Kunstkenner gewährten mir manche Belehrung. Der rhei

mit nische Boden lieferte mir römische Medaillen und die Geschenke sigen umftande, der Gedanke an die leydner Bibliothet, griechischer Städtemünzen und anderer Anticaglie, die ich seit ihren gedruckten und geschriebenen Schåpen, und die Bolinung, dem von H. v. Scheitersheim, Fr. Mů nter, I. Da: als Meermanns Antrag vom Könige genehmigt war, sagte

in Wyttenbacho Umgang mich weiter auszubilden, sehr bald; vid Weber und andern Freunden empfangen, verbunden mit Ankaufen, wo sich Gelegenheit ergab, haben dieses ard;ảologi

: banc temporis angustiam Tibi declarare et possum et debeo,

Illud unum per

ich zu. Wyttenbach hatte mir geschrieben : fabe Studium immer bei mir im Leben erhalten. Ich fing Te mihi gratissimum facturum oblata statione accipieuda, jest an, die antite Numismatik als eine nothwendige Hülff Teque ad nos non ut ad peregrinos, sed ut ad tuos ventuwissen, chaft selbst zur Mythologie zu betrachten. Daneben

Et uxori tuae, si quid auguror, nova sedes placebit: hatte sich meine Büchersammlung vermehrt; ich konnte nun

certe ut placeat operum dabit neptis mea, multae mulier huganz wieder meinen lieben Iodten leben.

manitatis. In modo fortunae tuae consule, easque paciscere Unterdessen waren jedoch manche dußere Umstånde bedent: conditiones, quarum Te in posterum ne poeniteat. Hoc lich geworden, und als damals ein zeitiger Prorector (er ist ejusmodi est, ut Tibi luculentom salarium constituatur.“ nicht mehr unter uns ) mir deswegen, weil ich auf den Wunsch Uber diese Fortuna ist immer meine leßte Sorge gewesen. des Curators einmal hier ein Programm geschrieben, sich bes Ich hatte, nach einem vergleichenden Ueberschlag, nur 200 fl. rechtigt glaubte, mir nun wieder jährlich mehrere Programme mebr verlangen zu müssen geglaubt, und erhielt sie durch Wyt: und dergleichen aufzubůrden, so glaubte ich, die ganze Mar: tenbachs Fürsprache: Operam dabo, schrieb er, ut Tibi burger Eloquenz rey wieder im Unzuge, und dann war es um 3200 couficiam, quando plus non licet, quam ipse ad eum mein Quellenstudium geschehen, das eben jegt neue Richtungen Te modum demiseris In der That hatte ich aber doch in nehmen mußte. Ich hatte dem Freiherrn von Zentner meine feinem Sinne gehandelt, denn er selbst bekümmerte sich mehr Hún[dhe eröffnet ; Savigny hatte mich indeß nach lands: um andere Güter, als um die zeitlichen. In einem andern but empfohlen als ich im December 1808 aus dem þaag Briefe außerte er sich so: Et si haec est virtus, ut Stoici folgenden Brief erhielt:

volunt, quorum est o oocos xenuatieitar, hac me virtute ca

rere lubens fateor. “ Wäre ich jedoch in Holland geblieben, , Es wird Ihnen bekannt seyn, daß der Lehrstuhl un: so hatte ich seinem ersten Rathe Folgen müssen, der aus befa feres würdigen Luzac, auf der königlichen Universität zu serer Sachkenntniß geflossen war. Ich hatte zu wenig ges Feyden bis jego noch unbesept geblieben ist. Würden Sie, forbert. wenn Ihnen derselbe angetragen wird, ihn annehmen, auf Meine Entlassung erhielt ich nach wenigen Wochen mit eine Besoldung von 3000 houándisdie Fl., außerdem was freundlichen Worten unseres damaligen Herrn Ministers. So Ihnen Ihre Collegien ergeben, welche in dem Fache der alten gedachte in den Osterferien nach Bolland abzureisen. Mein Literatur jekt sehr frequentirt sind? Uuf diese Frage bitte ich legtes Programm wurde geschrieben und die Antrittsrede ausge Ihre baldigfte und bestimmte Antwort. Ich muß Ihnen aber arbeitet. Wyttenbach hatte mir das Thema angegeben: dabei eben bestimmt erkláren, daß in dem Fall, daß Sie, wie de civitate Athenarum omnis humanitatis parente. Nun


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eine moralische Wochenschrift: der Freund heraus, von Komm, o Muse; begelftre mich auch ! Doch ad! du ents welcher drei Bánde erschienen. Der bekannte Buchhånds

fliehst mir! ler Nicolai, einer der Herausgeber der Bibliothek der richos Süßer Irrthum! Romm wieder zurüd. – Die traurige Ges

gend nen Wissenschaften regte im Jahre 1757 einen Preis auf liegt noch weit um mich her. Allein, die Muse verschwindet. das beste neue Trauerspiel; von Eronege sandte anonym Könnte die Muse mich trösten; mich, den die Weisheit nicht seine Tragédie Codruß ein und gewann ihn, hatte aber

tröstet! nicht die Freude seinen Sieg zu erleben, denn, von den Blattern befallen, ereilte ihn der Tod am 31. Decems

Irdische Weisheit, was bist, du? Das kurze leichtschwin: ber 1758.

dende Blendwert

Flüchtger Minuten ein prächtger Traum, der den hungerns Seine Schriften erschienen nach seinem Tode, unter Buch auf den Thron der Könige feßt, doch wenn fich Aurora,

den Srus dem Titel:

Bon roth schimmernden Wolfen auf lächelnde bügel herab Des Freiherrn von Cronege Schriften (her:

lagt, a u. gegeben von Uz). 2 Bde. Un spach, 1760 - Wenn fich die Schatten zerstreuen, entflieht, und den König 61. N. 2. Leipzig, 1765 und 1771. Sie ent:

als Bettler halten: die verfolgte Comödie, ein BorUnd den Weisen als Shuren zurück läßt. Wie zaghafte spiel. Der Mistrauische, lustspiel. - Codrus,

Krieger, Brauerspiel. Olint und Sophronia, Ira u: Die vor dem Feinde, den Flüchtigen höhnen, dem Kommens erspiel. Die Klagen, lustspiel. Einzelne

den drohen, Stijgen und Scene'n. Einsamkeiten, Doch wenn er nah tömmt, erzittern und fliehn. So trobest zwei didactische Gedichte. Oden' und lie

du prahthaft der. Vermischte Gedichte u. s. w.

Künftigem Hebel; fo hebt sich dein Stolz, wenn du flichende Cronegt's poetische Leistungen, zeichnen sich durch warmes

Schmerzen, Gefühl, innige Wehmuth, Adel des Gemůthes und eine Die die Seit, nicht die Weisheit, geheilt, zu bezwingen dich prunklose aber gebildete Sprache aus; manche seiner geist:

rühmest:

Der lichen Oden und Lieder stehen den besten Arbeiten Sel: Doch ach! ben gegenwärtigem Unglüd entfliehst du.

Weise lerts in diesem Fache nicht nach. In seinen dramatischen Beigt nunmehr, was er ist - ein Mensch; was er woors Erzeugnissen zeigte er die meisten Anlagen für das tragis

den wird Usche. iche Fach, besonders erfreut sich sein Codrus einer res gen fortschreitenden Handlung, innerer Márme, einer gus

Usche. So bist du nun Asche, Serena! So können ten Diction und eines correcten Persbaues; feine Lusts Zärtliche Thränen dich nicht mehr erweden!

der Freundschaft

Bis uns die (piele sind dagegen matt und langweilig. Bei långerem

Posaune Leben, und schårferer Einsicht in das eigentliche Wesen der Wieder versammeln wird, schläfit du! – Doch nein, du schlafft Poesie und deren Forderungen würde er gemik Vorzügli

: soch von leuchtenden Wolfen herab; du höreft mich klagen,

nicht! Du fieheft ches geleistet haben, denn an Talent, Gemüth und redli- Micht mit schmerzhaftem, irdischem, nein! mit himmlischem chem Millen fehlte es ihm nicht.

Mitleid.
Ja, du lebst Ich aber bin todt Jodt winkenden Freuden,
Doot dem Ehrgeiz, der sunft mich trieb, in geheiligter Stille Mitternächtlicher Lampen zu wachen, umringt von den Schriften Ewiger Weifen, die lebend im Tod, noch den Erdball 'bes

lehren. Einsamkeiten in zwei Gesång en. *)

Auch fie leben, ich lebe nicht mehr, und wenn auch die Stunde, Erster Gefang.

Melancholische lehrreiche Stunde, die künftig die Seele
Bon dem Körper befrenet, erscheint dann werd ich in

Deinem stillen Schooße sanft ruhen, vergessen, in friedfamem Einfame Gegenden! wo die Natur mit schauerndem

Erdreich. Ernste

Einsame Wüste ! kein leichenstein gebe dem Wandrer zu lesen, Schweiget! Dede Gefilde, die nur die Schwermuth bes Wer ich einst war, ein fünftiger Jüngling dol zärtlicher Weh wohnet!

muth Furchtbare Felsen! Verbergt mich der Welt! die trostlose Beine mir nach, und trage mich hin. Mein Øerz, was es Seele

werth war, Sehnt sich nach Stille. Die Welt, mein þerz, und als Bleibe den Sterblichen immer verheelt, die feurige Seele les ist Öde.

Schwingt sich empur, sonst niemand bekannt, als sich und Alles ist still, wie das Grab. D du, die mit dichtrischen

den Engeln. Tönen Ruh in die Seele zu singen vermagft! D bener, die sonsten Unsichtbare Begleiter der Menschen von höheren Sphären, Oft von den süßen leichtfliehenden Sorgen der Jugend gesungen! Um die Hűter der Jugend zu sein vom Himmel gesendet, Sekt liegst du vergessen im Staub; tönst zärtliche Klagen, Engel, Geister, wie soll ich euch nennen? Mit järtlichem bin durch die Wüsteneyen! D Funke oom ewigen Lichte,

Mitleid Sonne, verbirg den traurigen Strahi! Sieh, alles ist ode. Steht ihr ißo vielleicht, zählt meine Ihránen, und winkt euch

Unter einander Empfindungen zu. Uctherische Wesen, Belche hohe Gestalt tõmmt langsam herab von den Sprecht, ist Serena nicht unter euch? Ist die theure nicht Hügeln

igo, Mit nachdenkendem Blid in melancholischer Schönheit, Nach dem Sode mein Schußgeist zu seyn, vom pimmel der: Mit Cypressen bekrönt! der West spielt frey mit den vaaren :

ordnet? Stil mit olympischer Heiterfeit naht sie fich! Selber die Scliger Geist! Serena! Serena ! verhülle dich nicht mehr Wüsten

Meinem schmachtenden Blid. Ist gleich mein Auge zu irdisch, Berden verschönert, indem sie sich naht; den Himmlischen Um den nunmehr ätherischen Körper mit sterblichem Blice gleicht fie,

Sehen zu können: Komm, erschein mir in sichtbarer Schins Oder, Umelia, dir! D Jüngling, erkenne die Muse,

heit, Die die zärtlichen Herzen zu trösten vom ģimmel bestimmt Beige dich, mache die Wäften mit deiner Erscheinung zum war!

immel. Zwar nicht jene, die sonst die weichlichen Klagen Dviden's Und die Schmerzen Dibullens besang. Nein, diese, die ernstboll

Eitele Wünsche! vergeblicher Gram! o täuscht mich nicht In unsterblichen Nachten den Brittischen Sänger begeistert.

länger! Lasset die Seele nicht länger, in wilder fantastischer coheit Kühn herum flatternd, erhikt sich betrügen, macht friedsamer

Weisheit *) Uus Johann Friedrich von Groneglig Schriften. Play in meinem betűmmerten Busen die Ruh folgt der Leipzig, 1766.

Weisheit. Encycl. 6. deutsch. National : lit. II.

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Und das Unglad deb Baterlands Fehen; er stirbt, ch' die Ram ich aus nordischen Gegenden het, verließ ich die Krone, furchtbarn

Um fie mit furchtbaren Selmen zu tauschen, um siegend zu Zeiten sich nähern, die Lage des Krieges, die Nächte der

sterben, Schreden.

Und für wen, für wen ? Undankbare Deutschen, für euch floß Glüdlicher noch der blühende Jüngling, den ewige Weisheit Dieses der Ewigkeit heilige Blut. D lüßen, o lügen! Früh dem Erdball entrûdi! So pflückt ein lächelndes Mägdchen, Glüdliches Feld? in dir fand ich die Ruh und siegte beym ůnter vielen bunt glänzenden Blumen, die schüchterne Rose,

Pode.
Die das licht der Sonne noch nicht erwärmend entfaltet. bügen! ich sehe mit Ihränen nach dir, mit himmlischen
Glüdlich, wenn noch keinentzückender Iraum' firenischer

Ihränen; Wollust

Da war der Tod für die Frenheit mein koha; unsterbliche Deinen unschuldigen Bufen erhist, aufblühender Süngling!

Palmen Schön wie der Morgen und heiter gleich ihm in fittsamer Uns Dedeten dort mein siegreiches Haupt; ich sah benm Erblassen schuld,

þimmlische Geister um mich, und hörte das hohe Iriumphlied, Rein wie der Himmel von Wulfen befreyt, vergnügt wie der Das mich empsing: wie jűß ist der Tod der leidenden tus

Frühling, Still wie das Beilchen im Thal, und leicht wie die scherzen: lüßen! Was feh ich für einen belden auf jenem Gefilde, den Weste,

Wo ich starb ? D fer mir gesegnet ! Dfönnte mein Geist Die mit schmeichelndem lispeln die sanften Gefilde durchspielen.

doch Glüdlicher Jüngling! Dich hat noch kein Wunsch unbefriedig: Um dich schweben! Du fiehst mit ernftem erhabenem Blid hin ter Ehrsucht,

Auf den Plaß, wo Gustav erblaßt. Dkönnt ich unsichtbar Keine betrügliche Hoffnung getäuscht; die Sorgen der Ehrsucht Mich dir nähern, dir danken und furchtbar im Herr dich bes Sind für dein þerz noch zu klein Du fühlst die Natur und

gleiten, den Frühling;

Deine Feinde zerstreun, und dich schügen. D fer mir gesegs Alles scheint dit noch reizend und neu. Ein Gefilde mit

net !1111 Blümchen

„So sprach Gustav; mit ernsthaftem Blic sah er aufmerksam Sit dir ein Reichthum; die Welt ist dir noch ein Himmel voll

nieder: Wollust.

Aber ich sah den Schußgeist, der Deutschland zu schüßen bes Glüdlich, wenn dich ein befreyender Tod in bessere Welten

stimmt ist, Schleunig versegt! sanft schleichit du von einem vimmel zum Einen mächtigen Seraph, unnennbar den Sterblichen, fliegen, andern.

Und fich vom Throne des böchsten herab in die Welt, wo wir Glüdlich stirbt, wer deine Verwüstung zu sehen zu früh stirbt,

wohnen, D mein Baterland! Deutschland! Schon rauschen die Sanft mit ätherischen Flügeln fenten; er nahte fich Gustao." furt tbaren Waffen.

m., Klage nicht (sprach er mit himmlischer Stimme) bey dem, Dort in dem unermessenen Raum, wo glänzende Welten

was du siehest. (Die ihr Sterblichen Sterne benennt) in ewigen Gleißen Auch den Unsterblichen ist es verborgen, was ewige Vorsicht Rollend in unbegreiflicher Ordnung harmonisch sich drehen, Ueber das zitternde Deutschland beschlossen. Vielleicht zu der läuft auch ein Stern, ich darf ihn nicht nennen, die himmlis

Frenheit sche Vorsicht

Dder vielleicht zu der niedrigsten Knechtschaft bestimmt fie dein Schránket der Sterblichen Wissenschaft ein: verklärteren Gcistern

Deutschland. Sit es verboten, die Söhne der Erde die Wege zu lehren, Doch ein Beiser ist niemals ein Sinecht; erhabene Seelen Die der Tod sie wird lehren. - Dort hat der Schöpfer für Bleiben bey jeder Beränderung groß. Der Ewige winket, Geister

Und ein Reich geht unter : er winkt, und ein neues ents Nur die Seelen der Menschen geschaffen, die tugendhaft lebten ;

stehet. Dort erwarten fie noch den Gerichtstag, um völlig vertläret, Wie der Rauch in den Wolken vergeht, so vergeht auch der Um vollfommen zu Engeln zu werden; Dort wohn ich, dort

Frevler, wart ich

Seines Stolzes wird nicht mehr gedacht, wenn er stirbt und Unter viel tausend gesegneten Geistern, bis daß die Posaune

dahin fährt, Furchtbar ertönt, bis daß dein Bohnplag, der Erdball, er: Und der Wandrer fucht unter Ruinen nach seinen Palästen. bebet

Gott beschloß es, so bebte die Welt, und Lissabon stürzte Und zerberstet, bis rächende Flammen die Schlösser zerstören. In den Utgrund der goldreiche Tagus floß traurig von feichen Wo die Perruchten gewohnt, bis zitternde Könige rufen: Und von Usche geschwollen. Umsonst glaubt der Bürger der Berge, fallt über uns, bedeđt uns! bis Felsen und Thäler

Erde In den Flammen hinschmelzen, und hoch in den glühenden Frevelnd, es ruhe die Rache des Herrn : der Herr ist der Gott lüften

noch, Sich das Zeichen des Menschen - Suhnes in furchtbarem Glanz Der die Heere zerstreut, und die Macht Mizraims geschlagen ; zeigt.

Er wird es seyn. - zittre nicht, Deutschland, ich sehe Sag, o Tag, für welchen der Ernball geschaffen geworden,

voll Mitleis Sag, nach dem die Heiligen feufzen, wann wirst du dich Uuf dich herab. Unschuldige Schaar! was weinst du? die

Vorsicht Siche, die Märtyrer sehnen sich nach dir; ihr Blut schreyt zum Bielbet gerecht. Verhülle dich, Gustav, und bete mit mir an : Himmel.

Lob ser dem, der war, der ist, der ewiglich seyn wird!"" S&ume nicht langer, o Tag des Gerichts. Erhabene Seelen,

malso der Seraph: Mehr fönnen dir sterbliche Worte nicht Wartet, wartet! die schleunige Zeit bringt bald die Minute,

fagen. Die den strafbaren Erdball zerstört, wenn alle die Frommen, Suche die Ruhe, fie flieht nicht vor dem, der mit redlichem Die gleich euch zu leiden bestimmt sind, zu euch sich vers

Herzen sammeln.

Und mit unschuldiger Seele fie suchet. Die Religion nur Dorten in einer unnennbaren Welt lebt ißo Serena.

Kann sie dir geben: beklage mich nicht. Der Tod eines Wetsen In dem Wohnplaß der seligen Geister erblidt ich den Schatten Sollte die Weisen des Erdbals ermuntern, wenn anders noch Gustav Adolphs; der friegrische Geist sah herab auf die Erde;

Weise
Uuf den Bangen des Velden erbebten ätherische Thrä nn.'' Unter euch sind. Die Klugheit ist ulter, und unbefleđt leben
...,U150 war es vergebens, (so sprach er) das Gustav gestritten, Pflicht: Biel Reihen der Jahre durchleben ist öfters nur
Und für Freyheit und Glauben sein Leben dahin gab

Unglück. Deutschland!

Glüdlich, wer bald zur Vodkommenheit reift! Das Ende des Gilst du muthrillig dich selbst zu zerstören? Gott, ist denn

Weisen fein Herz mehr,

Sieht zwar der Thor, doch er merket es nicht, und dünfet In dem der Trieb zur Frenheit noch poche ? Ist denn keine

sich glücklich.

Irau nicht, o Freund, dem Getümmel der Welt; bald wird Religion, die dich mehr empfindet? Der Knechtschaft ges

es verschwinden : wohnet,

Iraue der Vorsicht!" Fühlt ihr die Ketten nicht mehr, o Deutschen? Shr war't es alleine,

Wo bin ich? wo frohst du hin, o Serena! Die der Welt Ueberwinderin Rum nicht völlig gefesselt. War es dein Schatten? Du fliehst. D war es ein Traum ? Uch! wohin ist nun euer Muth! Ihr hattet Barquine,

Romm zurücke; Uber nicht Brutus vom simmel erweckt für Freyheit und Sanfte Begeistrungen, reißet den Geist, der sich selber ems Glauben

pfindet,


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Schon zwanzigmal brehtet the euch, thr wirbelnd rollende Den stille geworbenen Wald durchfäufeln tur fiebliche Welten,

Winde; Seitdem ich des Erdballs Bewohner gemehrt;

Das Ufer erschallet nicht mehr von blutiger Sieger Geschren; Lobsingend genieß ich dich, Welt: doch fühlt sich die frelere Es murmelt die rauschende Fluth; fie füfset das Ufer gelinde Seele

Und lispelt vorber. Für andere bessere Welten gemacht.

Was treibet der Menschen Geschlecht, fich selbsten das Les Wie bald verflosfet ihr mit, durch Lust und Irrthum und

ben zu enden? Kummer

Was machet das trdische Bolf zum Opfer verbitterter Wuth? Berflogene Zeiten, unmerksant dahin!

Was wühlet der zornige Arm mit rasend verwegenen þånden Bald werdet ihr alle verfliehn, betrübte, sterbliche Jahre!

Im eigenen Blut ? Bald schwing ich zu meinem Ursprünge mich auf.

Der Menschen Kühnheit durchbricht die Gränzen der irdis Verzeih, o Schöpfer, verzeih , wann fich die unsterbliche

schen Sphäre, Seele

Seitdem des Prometheus Faust geraubtes Feuer entbrennt. Mit ihr angeborenen Fehlern befleckt!.

Es hat die Vorsicht umsonst durch nicht zu pflügende Meere A16 Mensch noch handlich als Mensch; es wird die verflärtere

Die Ufer getrennt. Secle Dich einst mit seraphischen Liedern erhöha.

Der wächserne Flügel erhob sich zu den olympischen Höhen,

Wohin ein sinnloser Schwung des Jcars Berwegenheit trug: Wie schwer, wie õde send ihr, vergänglich irdische Glieder! Doch Blig und Rache brach loš und stürzte zu falzichten Seeen In dichtrischen Träumen eptflieb ich euch schon,

Den rasenden Flug.
Und seh von der heiteren Böh auf niedrig den fende Seelen Mit stillem und zärtlichem Mitleid herab.

Wie glüdlich war nicht die Welt, als bey beständigen

Lenzen
Mit dir, Eloa, mit dir will ich den Schöpfer befingen: Noch nie gesäetes Korn in gelblichen Fluren gewalt!
Und mit uns besing ihn der Seligen Heer!

Jedoch das fühne Geschlecht zerbrach die geseßeter Gränzen lobt, Seraphim! lobt curen Gott mit ewigen Harmonien !

Uus Bosheit zu bald ! Er sprach, und ihr wurdet; er wintt, ihr vergeht.

Eh noch die Mordsucht gelehrt, fich unter einander ver:

nichten; Eh Jugend, Treue und Recht von Gold und Stahle besiegt;

Eh noch die Colchische Schaar, auf zitternd schwankenden Fichten, Vertrauen auf Gott.

Die Wellen durchflügt :
Ich hoff auf keine Sülfe mehr,

Gh noch das irdische Bote, fich blindlings selbsten zu

strafen,
berr! als von deinen Höhen.
Bei Menschen find ich kein Gehör;

Die Freyheit muthwillig verscherzt und herrschenden Fürsten
Giott! höre doch mein Flehen!

gefröhnt; Du bist der Gott noch, der schon oft

Eh noch Cyclopen geschwißt, eh noch vom Schwirren der Bey meinem Leiden unverhofft

Waffen

Der Aetna ertönt: Mit deinem Iroft erschienen. Du bist der Gott noch, dessen Macht'

Da irrten, im schattigen Sayn, unschuldig fröhliche

Schaaren ; Mizraims Fürsten schreckte Der aus des Todes oder Nacht

Es störte fein sehnender Wunsch die Einfalt der ruhigen

Bruft,
Den Lazarus erwedte.
Serr, hilf mir! Ja, ein himmlisch licht,

Befrent von Sorgen und Furcht, gefichert por fanftgen Se:
Das in die dunkle Seele bricht,

fahren,
Perspricht mir deine Hülfe.

Erschaffen zur Luft.
Mit deinem Irost erquidst du mich,

Es floh die goldene Seit mit bald verschwindendem Flügel ;
Wenn mir ein Leid begegnet.

Die laster brachen hervor, um uns mit Kriegen zu drohn ; Herr, nimmermehr verlaß ich dich,

Nun ist die traurige Ireu längst über die heiligen bügel
Bis daß du mich gefignet.

Des Mondes entflohn.
Ich höre dich; mein Vater ht:
Ich bin dein Schuß, dein Irust, dein licht:
Geh hin, mein Sohn, in Frieden!

an eine Freundin.

Berftumme, betäubender ball! entweicht, berwegne

Irompeten!
Erschredet die Fluren nicht mehr mit Mordfucht erregendem

Klang! Die Schwerter weichen dem Pflug: weicht unseen fröhlichen

Flöten, Beicht unserm Gefang.

Wann die traurige Nacht dämmernde Fluren drückt, Wann der Wandrer verirrt in dem betrübten payn Arinen Stern mehr erblicet, Und dem zögernden Tage, ruft;

Wann mit einsamem Ernst thauende Mitternacht Schweigend feverlich herrscht, und der entwölkte Mond Uuf den Tanz der Dryaden Beiter lächelnd herunter sicht;

Wann das flüchtige Beer, das sonst die Luft durchirrt, In den Büschen verstummt, und auf den Hesteu rubt: Singt mit reizenden Tönen noch die zärtliche Nachtigall.

Hier, wo Dummheit und Stolz alles mit Nacht bedeďt. Wo Berleumdung und Bahn schweigende Jugend drügt, Singt die Freundin der Musen, Singt die göttliche Chloris noch: Stets fich felbften nur gleich, bald wenn ihr heltrer

Scherz Frohe Revhen belebt; bald wann mit edlein Ernst Eine zitternde Zähre Einfam fcweigender Schwermuth fließt.

E6 főmmt des Simmels Geschenk, 8 fðmmt der Friede

vom pimmel ; Und lächelnd fömmt mit ihm der Ceres fruchtbarer Sohn ; Die Freude flattert herab, die sonst vor dem wilden Getümmel

Der Waffen entflohn.

Uus Fluthen, die nicht mehr vom Blut, nicht mehr von

Todten geschwellen, Erhebet die Gottheit des Rheins, mit moußigtem Schilfe um-

laubt, Dit starken þörnern geziert aus grünlicht strudelnden Wellen,

Das fruchtbare Daupt.


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S i mon W a ch, einer der talentvollsten und correctesten &iteren deutschen

Auff deß bi e n. *)

2 Dichter , ward am 29. Juli 1605 zu Memel in Preußen geboren. In der öffentlichen Schule seiner Vaterstadt, die

Leßbia, mein leben,

pat sich mir ergeben er schon in zarter Kindheit besuchte, zeichnete er sich durch

In gewünschter pflicht, Fleiß und glückliche Anlagen bereits vortheilhaft aus; dens

Ich will bey ihr stehen, felben Eifer bewies er später auf der Domschule in Königes

Biß ich werde gehen berg, von wo ihn jedoch die Pest vertrieb, so wie auf den

Hie aus diesem licht,

Was por leid Gymnasien zu Wittenberg und Magdeburg. Er kehrte 1626

Ich jederzeit über Samburg und Danzig nach Konigsberg zurůd, und

Um fie hab ertragen müssen, studirte daselbst Philosophie und Theologie. 1633 ward

Wić ich ist beschlüssen. er Collaborator, 1636 Conrector an der dortigen Domschule, trug jedoch leider durch angestrengtes Urbeiten einen riechen

Die gewünschten freuden,

So fie voć mein leiden Körper davon. Auf Veranlassung feines Freundes des bes

Mir ertheilen will, kannten Roberthin (S. d.) beschäftigte er sich mit poetischen

Soll kein leið beschweren, Versuchen, und ein Glüdwunsch, welchen er dem Kurfürsten

Ja sie sollen mehren Friedrich Wilhelm dem Großen, bei deffen Anwesenheit in

Dhne maaß und ziel : Königsberg (1638) übergab, wurde so günstig aufgenommen,

Ihre zier

Wil einig mir, daß Dach im folgenden Jahre die erledigte Professur der

Ich in allen liebes - fällen Poesie an der Königsberger Universität erhielt. Die Gnade

Zu gebothe stellen. seines Fürsten verblieb ihm; denn als er einst denselben in

Aller pracht und prangen einer gereimten Supplic£ um etwas Aderland bat, ward ihm das Gut Curheim zum Geschenk gemacht. Nachdem er

Ihrer füssen wangen,

Ihr corallen = mund: fich 1641 verheirathet hatte, nahm fein frånflicher, durch

Ihre zarten hände, übertriebenen Fleiß herbeigeführter Zustand immer mehr zu,

Ihrer armen bände so daß er zuleßt nur wenige gesunde Augenblicke hatte,

Sind mir nun vergunt :

Ehe muß und ein ganzes Jahr lang vor seinem Tode das Bett hús

Ein überfluß, ten mußte. Er starb an der Schwindsucht, den 15.

218 ein mangel in den sachen April 1659.

Mich verdrossen machen. Viele seiner poetischen Leistungen sind Gelegenheitsges dichte und erschienen einzeln. Dach selbst fammelte feine

Sind im obst viel ferne, Gedichte nicht, wohl aber besorgte nach seinem Tode seine

Biel am himmel sterne, Gattin eine (jedoch sehr unvollständige) Ausgabe derselben

Wirfft der Nord viel schnce :

Sind viel rauhe wellen unter dem Titel:

Wenn die winde bellen Ghurbrandenburgische Role, 2dler, 8w und

Auff der wüften see: Scepter von Simon Dachen poetisch bes

Mehr find füß, fungen. Königsberg, ohne Fahrsjaht, in 4.

Ich weiß gewiß,

Die fie mir zum liebes : zeichen Einzelne Gedichte Dach's finden sich in folgenden gleiche

Wird mit willen reichen. zeitigen gedrudten Sammlungen: Beinrich 21 berti's a rien theils geistlicher, theils

Solt ich folcher massen weltlicher lieder. Königsberg, 1648. 8 Thle.

Mich gereuen lassen (Dach's lieder find hier gewöhnlich mit den Namen

Meiner sorg und pein! Chasmindo und Sichamond [Anagramme von Simon

Wer auff sein verdrieffen Dach] bezeichnet.)

Diß hat zu geniessen
Deinrich úlberti's musikalische Kürbs hatte.

Kan nicht elend seyn: Königeberg, 1651. Fot.

Elend fan Gabriel Boigtländer allerhand Oden und lies

Nicht seyn der mann, der mit Melodieen. Lübec, 1650. Fol.

Dem fein lieb auff alles leiden berrn von poffmanns walda u und andrer Deuts

Lohnt mit solchen freuden. fchen a userlesener und bisher noch nie z us sammengedrud ter Gedichte. 1. - 6. Shl. leip

zig, 1697 — 1709. Simon Dach ist einer der glüdlichsten und talentvollsten

un Dorino e n. Dichter der Dpißischen Schule, - Warmes Gefühl, im Herzen entsprungene Frömmigkeit und andächtiger Ernst Romm, Dorinde, laß uns eilen, ermarben seinen geistlichen Poefieen zu ihrer Zeit große

Nim der zetten gut in acht,

angesehen das verweilen Verehrung, so daß viele derselben sich noch lange als Kirs

Selten grossen nug gebracht, chenlieder erhielten. In seinen weltlichen Dichtungen herrscht Uber weißlich fortgefekt eine ungeheuchelte, natürliche und wohlwollende Fröhlichkeit pat so manches paar ergibt. vor, welche belebend auf den Sinn des Lesers einwirkt; geroaltige poetische Begeisterung darf man jedoch nicht bei ihm suchen. Seine Diction ist einfach und wohlklingend, “) Uus der Hoffmann & 10 al 6 au rchen Gedichtsammlung. sein Versbau correct und rein.

5. Ihl. Glücfadt und Leipzig, 1704.


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andre fallen immer hin

Zu des glüdes füssen, Es um ehr, aus citiem finn

Freundlich zu begrüssen,
Nun fich meiner Phrlis gunst

än mir hat verliebet, Ift mir aller ruhm ein dunst,

Den das glüde giebet.
Ben der Phyllis hab ich mich,

Weisheit, dir vermählst, Der hat alles, welcher dich

Klüglich ihm erwehlet, Du ben meiner Physis bist,

Die mich vor den bligen, o des glūdes eigen ist,

Krafftig weiß zu schüßen.

Phylis, mein gewünschtes guth,

Meine zier und frone,
Du, in derer milch und bluth

Ich am meisten wohne, Komm, uns will an solchen ort

Benus selber leiten, Wo und feinis glūdes nord

Soll noch kan bestreiten.

Meiner heerde hab ich nie

Wegen dein geachtet, Und nur dir mit höchster müh

Immer nachgetrachtet, Ja es steht anißt noch kaum

In dem wald, ein einig baum,


Da nicht ist geschrieben,

Wie ich pflag zu lieben. Bis fich Benus mir versprach

bülffe zu gewehren, So geniß ich allgemach

Meiner augen zehren Wusch sie ab mit eigner hand, Und verlöschte meinen brand,

Deilte meine wunden,

Die ich hatt empfunden. Sonsten war mein auffenthalt

Nirgend nicht zu finden, 216 nur durch den grünen wald,

Bey den hohen linden, Ein schön quell, ein frisches gras, Liebet ich ohn unterlaß,

Da ich dann gesungen,

Daß die bäum erflungen. Uber nun der Norden - wind

Alles hin wil reissen, Und mit frost und schnee beginnt

Um sich her zu schmeissen,
Muß in höchster traurigfeit
Ich verbringen meine zeit

Weit von solchem leben,
Das uns Wälder geben.

Doch, Umintas, wer wie du

Sich fu wohl versehen, Und ergreifft die füsse ruh,

Der läst immer wehen Alles wetter zu ihm ein, Nichts mag ihm beschwerlich seyn.

Mitten in den winden

Kan er ruhe finden. Darum muß dich jedermann

Für glüdseelig halten; Wer jo liebt, derselbe fan

Raum im tod erfalten. Rechte troue liebe macht biß aus fälte, tag aus nacht,

Kehret alles Leiden In gewűntschte freuden.

Ursprung seiner liebe

zu Galatheen. Skund heben wald und feld

Wieder an zu klagen, Denn es will die grimme eštt

Que lust verjagen, Boreas pfeifft, saust und rufft,

pie und wieder in der lufft,

Fädet alle blätter

Durch sein strenges wetter.
D wiewohl pflag mir zu fenn,

Wenn mich bey dem bronnen Xinus thäte vor dem schein

Und dem feur der funnen,
Wenn ich alles Kummers loß
lag in ihrer zarten schuß,

Wenn ich alles tichten

Pflag auff fie zu richten.
Manchen schönen vers hat fie

Selbst mir vorgeschrieben,
Umor hat mit mir allhie

Difft die zeit vertricben,
Er warff seinen föcher hin
Sambt dem bogen in das grün,

und saß bey mir nieder

þörte meine lieder.
Ich fang: wie vor seiner list

Jeder müst erliegen, Wie fein reich und himmel ist

über alles fiegen,
Venus sagt, adonis pein
Sulte mein gedichte senn,

Dem jie fich ergeben

Eh er fam ums Leben.
Ich empfing davor von the

Einen franz von myrten, piemit trach mein lob herfűr

Unter allen hirten, Amor aber vor sein theil

Drüdt in mich ein scharffen pfeil,


Deffen ich noch schmerzen

Fühl in meinem herken. Galathee, du preiß und eht

Uller schafferinnen,
Dich must ich je mchr und mehr

Damals lieb gewinnen:
21h wie manche liebe nacht
Bab ich schlaffloß hingebracht,

Und dir, o mein leben,

Mich zu Dienst ergeben. Encyd, 8. deutsch). National : &it. II.

Ermahnung zur Keuschheit. Sie habt ihr, thr jungfrauen,

Was whne schein und list Recht werth an euch zu schauen,

Und höchst zu lieben ist: Shr mögt durch schöne jugend

Gefallen, wem ihr wolt, Der feuschheit güldnen tugend

Sind ooit und menschen hold. Shr lob fan fest fest bestehen,

Und hält beharrlich fuß, Wenn alle pracht vergehen,

Und flüchtig werden muß. Der wangen farb und leben

Wird ausgestrichen fenn, Wenn ehr und zucht wird geben

Den allerbesten schein. Legt hie an diese wahre,

Die nicht verderben fan, Das theure gold der jahre,

Die zarte jugend an, Seht, daß ihre" cure seele

Mit ihren farben mahlt, Durch die des leibes h8le Wird fonnen-klahr bestrahlt.

18

Wist ihr heraus zu streichen

Den leib, der erde trägt, So werd auch schmuc ingleichen

Dem herken angelegt, daß nicht den fad der motten,

Die haut, und das gebein, Das endlich muß verrotten

Mehr als die seele senn.

Dieses, was ich von dir schreibe,

Debt mein Phoebus selber auff,

Daß es von der zetten lauff Ewig unbetastet bleibe,

Legt es ber, wo gluth und wind

Erd und see verbannet sind. Starde wälle, thürn und mauren

Fallen mit den jahren ein,

Erkt und eisen, ftahl und stein, Können vor der zeit nicht tauren,

Aber deine pracht und zier lidia , bleibt für und für.

Un den leichtsinnigen Thyrsis.

Mein find, dich müssen leute lieben,

Bor welchen ich ein schatten bin ;

Drum wundert mich es, daß dein finn Zu meiner einfalt wird getrieben ;

Es pfleget ißt ja zu geschehn,

Daß alle nur auff hoheit sehn. Ich weiß mich so nicht auszupugen

Wie ist die geile jugend thut,

und die ihr väterliches gut Im halben jahr offt gang verstußen;

Was hoch und über ftando-gebühr,

Da edelt meiner feelen für.
Wie schlecht ich auch herein mag gehen,

So schämest du dennoch, mein licht,

Dich nimmer meiner liebe nicht; Du darffit es öffentlich gestehen!

Und sagst durch keines zivang und trieb:

Ja, ja, mein kind, ich hab euch lieb. Ich hab es Venus wissen lassen,

Sie hat es Umor fund gethan,

Sie haben ihre lust daran, Und lieben dich auch befter massen,

Daß du, o frommer seelen luft,

So treu und redlich bey mir thuft. Gehabt euch wohl ihr stolten pfauen,

Ich fenn und liebe wenig gold,

Und dennoch ist mir treu und hold Die zier und frone der jungfrauen,

Die mehr auff ein berühmtes lied, Uls auff vergüldte kleider fieht.

Was von mir dein leichter finn Thyrfis, zu begehren scheinet,

Seb ich dir, und feinem, hin,
Der mich nicht in ehren meinet,

Keinem, der mich nur durch list Luffzuseßen willens ist.

Schweine lieben schlam und foth, Eulen, nacht und wüste hölen ;

Was sucht ihr gefahr und tod
Sie in meiner feufchen seelen,

Der, an statt verfluchter lust, Gott und tugend ist bewust?

Weg mit eurem feiten = spiel,
Welches ihr, mir zugefallen

Uuff der strassen ohne ziel Basset abendlich erschallen!

Solche wurte, solch gethon Führt die häüische Syren.

3st denn meiner haare gold Meiner wangen licht und leben

Euch zu dienen, wie ihr wolt,
Mir zu hohn und spott gegeben ?

Nein, der schönheit eigenthum Sieht auff einer feuschheit ruhm.

Ey wie würde meine zier So ein schönes lob erlangen,

Solt ein folcher, gleich wie ihr, Schon mit ihrem raube prangen:

Was ist derer rosen schein Welche schon berühret fcyn?

Auff ihren Abschied. D ihr auszug meiner freuden!

Dem mein here sich untergiebt,
Müst ihr eben von mir scheiden,

Da euch meine seele Iteor ?
Sebt ihr mir schon gute nacht,
Nun ihr erst mich auffgebracht?

Die tugendhaffte Lidia. Auff! ihr meine güldne seiten,

Raffet meinen geist von hier,

lidia will neben mir Uber tufft und himmel schreiten,

Ist durch meiner finnen macht

Uuff ein ewigs lob bedacht. Sie erfennt, daß pracht und jugend

Wie ein dampff verrauchen muß,

Darum ftellt fie ihren fuß, Uuff den pfad standhaffter tugend,

Wil durch meiner gaben schein

Immer jung und schöne Fena. Schau, ich reisse mich von hinnen !

Sen beseelt, o meine hand !

Fleuch, du feuriger verstand Über des gestirnes zinnen,

Suche da hinauff zu gehn,

Wo diß schöne mensch Toll stehn. Ihre sonnen-rothe wangen,

Shrer augen güldnes licht und ihr himmel:rund geficht, Soll hie neue pracht erlangen,

Pracht, die ewig nicht verblüht

und nicht herbst noch winter fieht. Freue dich, du preiß der schönen,

pie full deiner gaben schaad

Sich vor aller zeit gefahr Mit der ewigkeit befrðnen :

Keine feindliche gewalt Sol dir rauben die gestalt.

Ireue lieb ist allermassen

Wikiş, finnreich und gelehrt, Kan mit jedem griff erfassen,

Was die flügften auch bethört. Wer nicht wohl zu dichten weiß, þat im lieben keinen preiß.

Er wünschet zu heyrathen.

Şeyraths - Gedanken.

Sol fich der mensch, die kleine welt, Sft nicht auff füffe henrath lenden,

Muß doch das prächtige gezelt Der grossen nur cn liebe denden?

Die erd ist sauber und beledt Durch den gewünschten schein der sonnen,

Jit ihres winter - fels entdedt, Und wird vom himmel lieb gewonnen;

Der fich herab in seinen schooß Durch einen warmen regen machet,

Und schwangert ihren dürren floß, Daß alles fröhlich sieht und lachet.

Was aus der lufft den adersmann Mit fingen tröstet und erfreuet,

Spricht lieblich eins das ander an. Und wird zugleichen gleich getrauet.

Die heerde treibt den hirten fort Der Salatheen nachzulauffen,

Rom braucht sich ißt der besten wort, Shr Nympfen, eure gunft zu tauffen.

Das meifte, welches auffenhalt Nur in den wellen ist zu finden,

Ja hügel, berge, wild und wald, Muß ißt in liebe fich verbinden.

Der mensch, ein auszug dieser welt, Wird vieler schuld entledigt bleiben,

Wenn er sich dem gemäß verhält, Was lufft, see, erd und himmel treiben.

Die beste Zeit zum lieben.

Sol, denn mein junges leben,

Da alles liebt und freut, Alleine fich ergeben

Der langen einsamfelt? Bleibt denn die freud und luft.

Der schlever : weissen brust
Nach der wir alle streben

Mir ewig unbewust? Die würme, die nur schleichen,

Die schnellen fisch im meer, Das wild in den gesträuchen,

Der vogel leichtes heer,
Und was fich in der welt

Durch lufft und fluth erhält, Kriegt jedes feines gleichen,

So bald es ihm gef&ut. Nur ich muß nicht geniessen

Worauff dis leben geht,
Das glüc wil mir verschliessen,

Das andern offen steht; Der frühling meiner zier

sit ferne schon von hier, Gleich wie die bäche früssen,

So eilt mein herbst zu mir. Ich aber muß noch bleiben

So, wie ich vormahls war,
Soll nimmer mich beweiben,

Mit feiner senn ein paar;
Das süsse wangen roth

Soll nimmer mir die noth
Der einsamfeit vertreiben,

Sulch leben ist ein tod. Du tönigin, Dione,

Von der es einig rührt,
Daß meiner zeiten frone

Mir feine lust gebührt;
Ift diß der liebe dand

Die ich mein lebenlang Bon dir und deinem sohne

In meine laute fang? Es hat mich nie gefangen,

Was mir verbothen ist,
Bin nie dem nachgegangen,

Bas leib und feele búst; Wil fxiner wilden brunst,

Nur eines menschen gunst
In ehren zu erlangen

Bersucht ich ałe funst. Soll ich mir denn erst rathen,

Wenn schon mein winter schneit, Was thu ich dann vor thaten

Im füssen liebessstreit? Wer jung ist, liebt den frieg,

Ein alter bleibt zurüd, Denn solcher art foldaten

Erhalten schlechten sieg.

Die fonne rennt mit prangen

Durch ihre frühling6-bahn, Und lacht mit ihren wangen

Den runden welt - freiß an, Der himmel tömmt zur erden,

Ér wärmt und macht sie naß, Drum muß fie schwanger werden,

Gebiehret laub und graß. Der west-wind läst fich hören,

Die Flora, seine braut, Uus liebe zu verehren

Mit blumen, graß und fraut. Die vögel kommen nisten

Uus fremden ländern her, Und hengen nach den lüsten ;

Die schiffe gehn im meer, Der schäfer hebt zu fingen

Bon seiner Phyllis an,
Die welt geht wie im springen,

Es freut fich, was nur tan. Drum wer anißt zu lieben,

Ein gutes mittel hat, Der flieh es auffzuschieben,

Und folge guten rath.

Well alles, was sich reget,

In dem es fich verliebt, Und sich zu gleichen leget,

biezu uns anlaß giebt.

Nein , igund wil ich haben

Was auff mein leiden dient,
Weil noch die füsse traben

Und noch mein alter grüntz
Komm Benus, schleuß mich ein,

Der liebsten, die ich mein,
Ich wil von deinen gaben

Recht satt und trunden seyn.

Br a ut: Ian . Die ihr ißt send erschienen

Zu unsrer freundligkeit, Was kann auch besser dienen

Bey dieser falten zeit, 2016 daß ihr theils im tangen,

Euch übt, wie ich zwar thu, Sheils auch mit gläser schangen Segt auff einander zu?

Ihr jungfern und gesellen

Man fordert euch herour, Rommt, fommt euch einzustellen,

Es windt der gange chor, Und sagen die schallmeyen,

Daß diß der braut - tang sexy, Shr steht im ersten reyen,

Kommt, findet euch herber.

pimmel! was vor bittrigkeit

þeget doch die füsse liebe!

peute helle, morgen trübe Sft ihr bestes ehren - kleid. þimmel, was vor bittrigkeit

þeget doch die füsse liebe !

pat jemand nun im hergen

Beschlossen, die er liebt, Der thu er funt die schmerzen

Und was ihn nur betrübt, pie mag er sich besprechen,

So gut er immer fan, Er sage sein gebrechen

Getroft der liebsten an.

Er rede mit den augen,

Mit seuffgen ohne ziel, Und was zum vortrab taugen

Mag in dem liebes : spiel, Durch fülses hånde: füffen,

Und was ihm fonft befant daß er der liebsten wissen,

Der liebe grossen brand.

Dann cuch ihr herrn und frauen,

Die ihr uns gutes gönnt, Kommt, lasset işund schauen,

Daß ihr auch tanken tönnt, Legt eurem gram was nieder,

Den schlauen lebens - dieb, Offt haben alte glieder

Noch junge Freyheit lieb.

Die aber nicht zu lenden

Noch auffzubringen fern, Die lassen fich beschenden

Mit gutem bier und wein, Geht, Blasien, schendt die mandel

Der gläser frisch und voll, Ihr wist in diesem handel

Des bofes ordnung wohl.

U uff den Durchl. Hochgeb. Fürften und Herrn, Georg Wilhelmen, Thur fürften

zu Brandenburg 2c.

Was ist Clio dein beginnen
Sambt den andern Pierinnen? Bas főmmt unsre seiten an? Belcher held ist, dem zu ehren

Phuebus fich so scharff läst hören,


Und so fünftlich als er fan?

Das bist du, trost unsrer zeiten, Dich erhebet theils der seiten, Sheils der stimmen voller thon Seld Georg, dir zugefallen, fället Cinthius erschaden Seinen gangen pelicon.

Mein lob, sagt er, meine wonne,
Grűnt durch dessen gnaden - sonne, Wird durch dessen gunst gehegt, Den ihm Brandenburg gebohren, Und zum Fürsten - licht erfuhren, Der des reiches scepter trägt.

Deutschland ist für meinen orden Skt zu rauch und asche worden, Zwingt die kunst verjagt zu seyn, pie in seinem werthen lande,

Un des fühlen Pregelé rande,


Räumt er ihr ein ort noch ein.

Diß sein Königsberg und Preussen Kan der Musen wohnhauß heissen, Seiner gnaden linder Dit täst hiedurch ein sanfftes wehen, Unser rechtes Wachsthum sehen; Schafft uns nahrung, hülff und trost.

pie muß fich mit fühlen früffen Hippocrene selbst ergüssen, Mein Parnas ragt hie hervor, Hie fan Socrates gebiethen, und die kunst des Stagiriten Sebet hie das haupt empor.

Plato, Tullius, Euclides, Maro, Flaccus, Aristides Und der årete Fürst Galen Kriegen hie ein neues leben, Ja man sieht hie sich erheben Palestinen, Rom, Athen. .

Nun für solche huld und gnade, Die mein schiff an das gestade Aus dem sturm und wellen nimmt, Wird ihm billich lobgesungen, Billich wird von unsern jungen Ihm ein dand - lied angestimmt.

las in einfalt unsern willen, Seld, dir dein gemüthe stillen, Schau uns dießfalls gnädig an; Götter, die schon alles haben, Sind vergnügt mit solchen gaben Die das herg erzwingen fan.

Berzeiht mir doch daneben

Ihr herren, daß ich geh, Ihr seht, mir windt mein leben,

Weil ich im tanke fteh, Ich geb euch zu erkennen,

Nehmt ihr es ab an euch, Db nicht mein herg mag brennen,

Dem fattic) - feuer gleich.

In der fich meine feele

pat gang und gar verirrt, Von der mich faum die höle,

Des grabes trennen wird; Solt ich mit der nicht tangen?

So hätt es diesen fchein, 216 folte schon das pflangen

Der lieb erstorben seòn ?

So lang es, meine forne,

Mir warm zu herßen geht, Solt ihr seyn meine wunne,

Ich hab in mir erhöht Ein fchluß für cuch, darinnen

Ihr ewig herrschen sott, pie tönnt ihr meinen finnen

Gebieten, wie ihr wult.

So last euch nun zu ehren,

Uns, und der gangen schaar Ihr muficanten hören,

Und macht es offenbahr: Daß mich vor allem leiden

Die lieb ißt hat verschanßt, Und daß in solchen freuden

Ich nie vorhin getankt.

Die Lust hat mich gezwungen,

Zu fahren in den wald, No durch der vögel jungen

Die ganze lufft erschallt.

Fahrt fort ihr freuden: tinder,

Ihr püsche : bürgeren Und frenheits : volt nicht minder, ·

Singt eure melodey ! Ihr lebt ohn alle sorgen,

Und lobt die gutt und macht Des schöpfers, von dem morgen

Biß in die spåte nacht. Ihr baut euch artig neste,

Nur daß ihr junge hedt; Send nirgends frembd und gåste,

Şabt curen tisch gedect. Ihr stretet nicht nach schäßen,

Durch abgunst müh und streit, Der wald ist eur ergeben,

Die feder euer kleid. Ich wolte Gott, wir lebten

In unschuld, gleich wie ihr, Nicht ohn auffhören schwebten

Jn sorglicher begier.

Auff! Benus dir ich finge,

Fűg mir auch iķund ber, Die willig in mich dringe,

Und meine liebste sey. Ich habe gnug gepriesen,

Zwar dich und deinen sohn, Mich dienstlich gnug erwiesen,

Diß aber ist mein lohn, Daß ich ohn maß und ende,

Muß derer müßig gehn, Die mir das herg verpfände,

Mir treulich beyzustehn. Was fleucht, was freucht, was schwimmet,

Schmeđt ißt des vor-jahrs koft, Sft liebe voll und glimmet,

Nur ich flag über frost. Ist denn in mir fein leben

Zu deiner freuden schein, Daß ich so gut nicht eben

Wie heerd und laub kan regn?

Wer ist der alfa trauet

Uuff Gott, das höchste gut, Der diese welt gebauet,

Und allen gutes thut?

Wir sind nicht zu erfüllen

Mit reichthum und gewin, Und gehn um geldes willen

Offt zu der höllen hin. D daß wir Gott anhingen,

Der uns versorgen fan, Und recht zu leben fiengen,

Bon euch, ihr vögel an!

Mayen : lu ft. Wie sehr sich ißt erfreuen,

Der Érden ganges hauß, Die schöne lust des mayen

Podt dorff und stadt hinaus. Mein herß beginnt zu wallen,

Wen sich das luft-vold schwingt Und läst ein lied erschallen,

Daß berg und thal erklingt. Die heerden gehn fich weiden,

Ihr träger hirten : mann Gebt hoch auff grüner heiden

Ein frenes waldlied an.

Lob der Freundroh afft. Der mensch hat nichts so eigen,

So wohl steht ihm nichts an, 21. daß er treu erzeigen

Und freundschafft halten fan,
Benn er mit seines gleichen

Sol treten in ein band,
Perspricht fich, nicht zu weichen

Mit herken, mund und hand.
Die red ist uns gegeben,

Damit wir nicht allein Bor uns nur follen leben,

Und fern von leuten seyn; Wir follen und befragen,

und sehr auff guten rath, Das leid einander klagen,

So uns betreten hat. Bas fan die freude machen,

Die einsamkeit verhelt? Das giebt ein doppelt lachen,

Was freunden wird erzählt; Der fan sein leid vergessen

Der es von hergen sagt; Der muß fich selbst auffressen,

Der in geheim fich nagt. Sott stehet mir vor allen,

Die meine seele liebt: Dann soll mir auch gefallen,

Der mir fich herzlich giebt, Mit diesem bunds-gefellen

Verlach ich pein und noth, Geh auff dem grund der hellen,

Und breche durch den tod. Ich hab, ich habe hergen,

So treue, wie gebührt, Die heucheley und schersen

Nie wissentlich berührt, Ich bin auch ihnen wieder,

Von grund der seelen hold, Ich lieb euch mehr, ihr brüder,

ats aller erden gold.

Seht, wie mit grossen hauffen

Dort um der flüsse rand Die heerden sich belauffen,

Und wûntscht ihm gleichen stand.

Indem daselbst von weiten

Ein klares bächlein quilt, Daß fich von bevden seiten

In graß und laub gehaat.

Der fchers herrscht allermaffen,

Die lust bezwingt das leid, Die welt ist ausgelassen

Mit lieb und fröligteit.


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Ein geistreicher und gelehrter Forscher, der sich mit besons Man weiß, wie die Verschiedenheit der Lóne entstehet: aus derer Vorliebe archiologischen und ästhetischen Studien der Schwere des an eine Saite gehangenen Gewichts, und der zumandre, doch nicht immer fyftematisch zu Werke ging, Dózillation in einem gegebenen Beitraume, desto" tiefer und

schnellern und schwächern Vibration der Saiten; je geringere und sich zuweilen von seiner Einbildungskraft zu sehr forts weicher der Ton; je größer die Dezillation, desto schärfer der reißen ließ. Unter seinen Schriften hat ihm die Uebertras Iun. So entsteht allmählig die Sekunde, die Serze, die gung der Gita Govinda den meisten Ruf erworben. Quarte, die Quinte xc.

Je entfernter vom Grundtone desto schärfer; je näher dem: selben, desto weicher, desto mehr Ruhe in der Saite, in der

physischen Vibration des Gehörs, in der Empfindung der U r a n i a

Seele; wahre Ruhe ist nur im Grundton, und seinem harmo: nirenden Dreiflange.

Laßt die Saiten uns ein Bild der geschaffenen Geister seyn, oder

laßt und in den Vibrationen die leidenschaften vorstellen, die Blide eines sontúnstlers

die Seelen in immerwährender Melodie crhalten : so werden

diejenigen Seelen am reinsten; d. h., physisch zu reden, am in die

wenigsten scharf und schneidend fern, die am wenigsten durch Musik der Geister. *)

Leidenschaften getrieben sich dem Urtone, dem Sig der Ruhe und seinem harmonischen Dreiklange, d. h. der moralischen

Harmonie nähern. Nie empfand ich den Zauber der Musik mehr, als am gestri:

Wie der Dreiflang die höchste Bolifommenheit der Mufit gen Abend ; Krankheit und finstre Schwermuth hatten fich meis ist, To im Menschen das Ebenmaaß und richtige Berhältnis ner bemeistert, ich versuchte vergebens, fie zu verscheuchen

seiner Seelenträfte. citlis Bestreben! sie tamen in tausend Gestalten wieder

Wie die Töne alle wieder zum Grundtone threr Urquell vor; ich gieng an das Klavier, und präludirte wilde, trauers ziehen; so die Geister zur Gottheit; doch nähern sie sich volle Töne. Da lag auf einmal, wie von einem Engel ge: ihr nur, werden nie fie selbst

. fandt, Pergolesi's Salve Regina, vor mir; ich sang es, und das

Diese Annäherung geschieht durch eine Reinigung, d. h. himmlische ,,0 dulcis, O pia“ erfügte meine Seele mit einem durch Verminderung des irdischen

Gewichts, das zu heftige so hohen Gefühl von Andacht und sanfter Wehmuth, daß ich Vibrationen (den Sturm der Leidenschaften) in uns hervorbringt. in Thränen zerschmolz; es ward mir leichter, die gespannten

Dann ist der einzelne Ion Bild des Urtons, dann die Fibern licken nach, ich fant in eine orquidende Ruhe, nicht heiz Seele Bild ihres Schöpfers: wenn fie ein reiner Ubklang der ter, aber wohl war mirs. Ich verließ das Klavier, tegte mich Einheit im Dreitlange wird; wenn fie sich der himmlischen auf mein Ruhebette, und dachte den mannichfachen, schnell ver: Ruhe des Urtons nähert. anderten Zustanden meiner Seele nach. Da umschwebte der

Wie die Stimmung einzelner Töne ganze Accorde rein, und Genius der harmonie mein Lager, und lispelte mir Ahndun- dieser ihre Reinheit die vollkommenheit des ganzen Silangge: gen aus den hohen Mysterien der geistigen Ionfunst_zu.

schlechts ausmacht, so reinigen sich durch allmählige individuelle Nie hatt

' ich einen himmlischern Genuß! wie der Blid beim Berpolfommnung und Aufstufungen Urten, Gattungen, Ges Schmelzen des lichthellen Silbers stand or und verschwand.

schlechter der Geister, bis sie alle zu jener hohen Reinheit reif Es war ein Traum, mir schwebt nur noch wie durch einen find, daß fie der irdischen Füde entschwinden, in die Intellektual Nebel die Rüderinnerung davon vor.

Der irdische Schleier entfiel meinen Augen, ich verließ die welt zurückehren, und da die Saiten jener himmlischen Leter Erde, und schwebte plößlich in unermeßliche Ráume des Welt: werden, welcher nur die Gottheit lauscht.

Jedes Besen hat einen eigenen ihm bestimmten Son. Aber auf, Sonnen, Planeten, Gestirne um mich, unzählbar in un: einzelne Löne geben weder Melodie noch Zusammenstimmung; beschreiblicher Schönheit, welcher Zauber erfüllte mein Ohr! ohne R hinthmus und Harmonie ist keine wahre Mufit. in oft geahndeten dem Menschen zu reinen Melodien rollten

Die Bestimmung der Geister follte nicht seyn, einzelne isodie Sphären den erhabensten Gefang. Die größte Einheit lite laute zu geben, sondern als verwandte, obgleich selbststänin der reichsten Mannichfaltigkeit, nur hörbar einem geistigen dige Töne in einander zu fließen, und ein harmonisches Ganze, Dhre. Zwar hat längst der göttliche Pythagoras die Gelege Gefellschaft, zu bilden. ihrer Zahlen berechnet, und die irdische Harmonie aus der himm

Harmonie ist so alt, als der Gesang. Gesellschaft ist mit lischen entwickelt, aber seine Zahlen find nur die Hülle der der Schöpfung entstanden. geistigen Töne, fie geben dem Ohr feinen Bohuaut der

Harmonie besteht aus Wohllauten und Dissonanzen, jene Scist in den irdischen Schranken vermag sie nicht zu hören. Doch nicht die Körperwelt allein; und was der Raum eins find dem Dhre gefällig, diese flicht es, und findet nur befries

digung, wenn sie fich in Wohllaute auflösen. schließt, sprach der Genius, bewegt sich nach Gefeßen der himm

Wie fein licht ohne Schatten, fo der Reiz der Konsonans lischen parmonie, auch das Reich der Geister macht eine volls

zen nicht ohne Mißlaute. kommene Mufit, deren cigentlicher Ton und Einklang Gott

Konsonanzen find liebe, Dissonanzen $ aß. Uus Liebe felbst ist. ade Seelen find Theile diefer ewigen Symphonie

, und paß, fagt eine alte Dichtung, ward die Schöpfung ge alle bewegen fich nach einer ihnen vorgeschriebenen zwemasia bildet. Sie befriegen sich immer, doch lößt bag felbft fich gen Melodie, jedes ist ein Ganzes, jedes zugleich Sheil cines endlich in Liebe auf. Es ist Ifis und Dfiris, Thyphon und größeren Ganzen, und alle dessin unendliche Theile bilden den Kriman der Fabel. großen Shor der Schöpfung, der in ewigen Lobgesängen der

Ierzen und Dreiflänge sind dem Dhre am lieblichsten, so Gottheit huidigt.

dem Seiste die Gefühle der liebe; aber Septen und Quarten, ließ es unsere beschränkte Sinnlichkeit zu, in das Reich der der Ursprung der Dissonanzen oder schmerzhafter EmpfindunGeister zu bliden; wir würden erstaunen, wie bestimmt sie den harmonischen Gelegen folgen; wir würden sehen, daß unsre ir: gen, find nöthig, um den Berth der Ierzen zu erhöhen; um

Reiz zu bewirken, um den Efel der Monotonie zu vermeiden, dische Mufit nur BID, Fülle, Emblem der ewig geistigen ist

. Schmerz und Mißvergnügen find in der Schöpfung so nöthig In allen Berhältnissen des Menschen zum univerfum, als Freude. zu Gott, zur Gesellschaft, zu sich selbst, oder seiner

Das ist so wahr, daß selbst eine zu lange Reihe vollkoms innern Natur handelt er nach Gefeßen der Jonkunst. Das

mener Ronsonanzen, Derzen, Quinten, Septen das Dhr bes Berhältniß und die Stufenfolge der Geister zu dem Befen, leidigt und den harmonischen Gefeßen zuwider ist, ia daß die daß fie alle umfaft, aus dem sie alle quellen, in dessen Schoos schärfsten Dissonanzen das Süße dee Auflösung in Konsonanzen fie zurütfehren; ohne es selbst zu werden, weil sie seiner Rein:

am meisten fühlen machen. heit und Einfach heit nie empfänglich find, liegt vollkom

Um volitummene Zusammenstimmung und reine Musik in men im Bilde des Monachorts, aus dem alle Töne entspringen. gesellschaftlichem Berbande zu bewirten, muß jeder den ihm be

Wie die Töne nur Oxodifikationen eines und des ersten stimmten Son rein anstimmen, und der ihm eignen Melodie Grundtons, zwar nicht er selbst, aber aus ihm entsprungen und folgen; ohne allein herrschen und die andern Stimmen unters abgeleitet find, so die Seelen in Rütsicht Gottes des ersten, brúden zu wollen; er ist als Theil bestimmt, fich dem Ganzen, uwigen, einzigen reinen Grundtons. Jedes einzelne Geschlecht, jede Gattung, jedes Individuum libiel möglich, zu opfern, mit und durch Liebe in andere

Söne über zu fließen. der Geisterwelt ist ein Ton dieser einigen Saite, mehr oder

Die Neigungen find der animalischen Beschaffenheit, was minder ähnlich ihrem Grundton.

die Saiten der Instrumente sind: wenn sie auch unter fich das gehörige Verhältniß haben, und das Instrument ist jų

hoch gestimmt, so bricht es, oder gibt nur Mißlaute. .) Uus: Fantasien aus dem Reiche der Löne von F. .Q. von Sind manche Töne gestimmt, andere nicht, so kann fein Dalberg. Erfurt, 1806.

reiner Gefang entsteher; die verschiedenen Systeme und Ges Encod. d. deutso National = lit. II.


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Karl Theodor Anton Maria, freiherr von Dalberg, aus dem alten Geschlecht der Kammerer von Worms, ward

Bon den am 8. Februar 1744 in Herrnsheim bei Worms gebos

Gr un or å se n ren, genoß eine vortreffliche Erziehung, studirte darauf in

der Heidelberg und Göttingen und trat dann in den geistlichen Stand. Hier stieg er bald von Würde zu Würde, und ers

a è st het i k.

f . , hielt 1772 die Ernennung zum wirklichen Geheimrathe Biele fürtreffliche Schriftsteller haben in verschiedenen Theiund Statthalter von Erfurt, wo er sich durch unermüdliche len der defthetit Meisterwerke geliefert; aber in den Grundbes Thätigkeit, allgemeines Wohlwollen und strenge Gerechtigkeit heit zu liegen. Das Schöne wird alb ein Gegenstand der sogea

griffen dieser Wissenschaft scheint noch immer einige Berworrens bald äußerst beliebt machte. Ein eifriger Freund und Be- nannten schönen Wissenschaften betrachtet, und der Grund dies fórderer der Wissenschaften, trat er zugleich in ein genaueres fer Einschränkung wird darinn gesucht, daß das Schöne eis Verhältniß

mit den ausgezeichneten Mánnern, welche zu gentlich dasjenige ist, was gefäüt. kuein dieser Grund ist jener Zeit Weimar zierten. Im Jahre 1787 ward er Conds gang itrig. Denn in den so genannten gründlichen Wissens jutor und dereinstiger Nachfolger des damals regierenden gefallen.' und ganz gewig hat die Größenlehre eben so lebs

schaften sind unzählige Gegenstände, die dem Kenner ebrn so Kurfürsten von Mainz, und noch in demselben Jahre Coad: haften Reiß für den Oeffünstler, als die Dichtunft für den Dichs jutor des Hochstiftes Worms, doch blieb er fortwährend ter. Selbst der Sandwerksmann findet in seinem bandwerke Statthalter in Erfurt. Das folgende Jahr begrüßte ihn ein großes Vergnügen, wenn er darinn die Bollfommenheit als Coadjutor und Nachfolger des Erzbischofs von Constanţ, edem schön gepriesen, wenn es in seiner Art würklich vollkoma

sucht und erreicht. Äuch das Wert seiner øände wird von auch ward er in Bamberg als Erzbischof von Tarsus con- men ist. Einige glauben den Knoten

dadurch zu lösen, daß Tecrirt, und 1797 Probst des Domcapitels von Würzburg. die sogenannten schönen Künste und Wissenschaften deswegen Er folgte dem Fürstbischof von Constanz 1799, behielt aber thre Benennung erhalten, weil sie sich mit dem moralischen dieses Bisthum nur bis 1802, wo er Kurfürst von Mainz Menschen beschäftigen, die beidenschaften der Menschen darstel

: und des heil. rómischen Reiches Erzkanzler wurde, doch ligérit näher liegt. über auch dieser Grund ist irrig, denn

len, und ihr Würfungskreis mithin der menschlichen Glüdses hatte sein Kurfürstenthum durch die Zeitverhältnisse bedeu: diesemnach müften auch Rechtswissenschaft und Moral zu fchotend an Gebiet eingebúßt, und die von der Regensburger nen Difenschaften gerechnet werden. Reichsdeputation zugesprochene Entschädigung wog diesen

Diese irrige Benennung und Berworrenheit der Begriffe, Verlust nicht auf. Im Jahre 1806 warb er Fürst Pri: jenige, was unwahr und dunket ist. Die bildenden Künste

haben unterdessen ihre nachtheiligen Folgen, so wie alles data mas und souverainer Herr, jener bereits erwähnten durch und schönen Wiffenschaften, werden von manchem ernsthaften Frankfurt am Main vermehrten Besigungen und 1810 Manne als Spielereien verschmäht; weil man fie von nüßlis Großherzog von Frankfurt. Nachdem sich 1813 die politischen Wissenschaften unterscheidet. Die sogenannten ernstits fchen Verhältnisse umgestaltet, entsagte er jedoch seinem chen Wissenschaften findet die Jugend und manche muntere Fürstenthum und begab sich nach Regensburg, wo er als glauben, daß auer Reig der Schönheit denselben fehle. Die

Geister langweilig, unangenehm, pedantisch und efel, well fie Erzbischof bis an seinen Tod, der am 10. Februar 1817 bildenden Künste verlieren ihren wesentlichen Zwed, nämlich erfolgte, segensreich waltete und wirkte.

Bezeichnung und verewigtes Andenken der Shatsachen, weil fie

als Spielereien des Lurus angesehen werden. Die schönen Pon ihm erschienen:

Wissenschaften verlieren ihre erhabene Bestimmung, Begriffe Beitrage zur allgemeinen Naturlehre. Erfurt, mitzutheilen, und Begeisterung zu erregen, sobald man fie zum 1773. 4.

blosen Zeitvertreib herabwürdiget, Die sogenannten Sandwers Betrachtungen über das Universum. Erfurt, 1777. fer verlieren die verdiente pochschägung, sobald man ihren ar: 7te 2. Mannheim, 1821.

beiten alle Einwürfung des Geiftes und des Schönheitsgefühls Gedanken von der Bestimmung des moralischen abspricht. Die vollständige Theorie der Aesthetik fann weder Berthes. Erfurt, 1782 N. X. 1784.

gründlich noch zusammenhängend feyn, sobald man ihr algus Erfurt, eine Cantate. Erfurt. 1786.

enge Gränzen reßt. Denn der nachdenkende Geist. Fann als: Grundfäße der U esthet i f. Erfurt, 1791. 4. dann keinen vollständigen Grundsaß fassen, welcher fich in alls Von dem Bewußtseyn, als allgemeinem Grunde zuenge Gränzen einschliefen liese. Eben so gerig ist es aber der Weltweisheit. Erfurt, 1793.

auch auf der andern Seite, daß Uesthetit sich in unrichtige Berhältnisse zwischen Mural'und Staatskunft. unbestimmte Begriffe verirren muß, wenn man ihr allzuweite Erfurt, 1786.

Gränzen Tegen sollte. Perifics. Erfurt, 1793.

És ist mithin ein würdiger Gegenstand, die Grundfäße der Bon Erhaltung der Staatsverfassungen. Er: Aesthetik zu prüfen. Der sicherste Gang ist: analytisch bis zu furt, 1795. 4.

dem Bewußtsern aufzusteigen, weil hier der Ürfeim allies Betrachtungen über den Character Starls des menschlichen Dentens und Empfindens liegt; von da fann man Großen. Frankfurt a. M., 1806.

synthetisch schliesen. Der Zweck dieses Aufsages ist : cine solche Einzelne Uuffati im deutschen Merkur, den Ausführung vorzulegen. moren, dem Morgenblatt u. 1. w.

Wenn Pesthetit eine gründliche, vouständige Wissenschaft Ein großartiger Mann, der nicht bloß als Fürst mit selte: tft, so muß fie ihren Begriff genau angeben, damit man the ner Liebe für Wissenschaften und Künste wirkte, sondern Samit man erkenne, auf welche Gegenstände fie anwendbar ist.

ren Zweck erfenge. Sic muß ihre Theile volständig aufzählen, durch eigene selbstständige Forschungen und Arbeiten bes Sie muß ihren ganzen umfang darstellen, damit man die Vers thátigte, welchen hohen Werth er auf dieselben legte. Seine bindung ihrer Theile wahrnehme, und damit sie selbst alle in: Shriften zeichnen sich durch vielseitiges Wissen, Scharfsinn, nere Widersprüche vermeide. Sie muß ihre Gefeße vorlegen, Feinheit des Geschmacs, Gründlichkeit und regen Eifer und aus den Berhältnissen der Dinge herleiten, damit man für das Wahre und Gute, so wie durch einen gebildeten muß ihre Gränzen sorgfältigst bezeichnen, sonst scheitert fie an

von ihrer wissenschaftlichen Gründlichfeit überzeugt werde. Sie und gefälligen Styl hóchst vortheilhaft aus. Die abfållis der gewöhnlichsten Klippe fo vieler Snsteme, welche ihre gen Meinungen über seine politische Wirksamkeit zu würs Grundfäße viel zu weit ausdehnen, und dadurch Srethum und digen, gehört nicht in das Bereich unseres Unternehmens. nach welchen fie die Befolgung und Nichtbefolgung ihrer Sc:

Unrichtigkeit erzeugen. Sie muß die Rennzeichen angeben, Wir verweisen in dieser Hinsicht auf folgende Arbeiten :

Teße mit Gewißheit prüft. Sie muß ihre wechselseitige Ber: 2. Krämer, Gedächtniffchrift auf A. Sh. 2. M. Freiherrn bindung mit andern Wissenschaften zeigen: ihren Nugen bes Don Dalberg. Regensburg, 1817.

weisen; ihren Aussichten mögliche Erweiterung geben;

ihren ges Karl Theodor, von F. Lipowsky. Sulzbach, 1829. genwärtigen Zustand vorlegen; die nothwendigsten Folgen th: Zeitgenossen. Bd. 6. Şeft 3. S. 83 fgde.

*) Hub Carl von Dalberg's: „Grundräge der Westhetit.“ Erfurt, 1791.


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Denken und Wollen, ist von der ästhetischen Empfindung des Miffallen ist. Es fühlt sich. Und einfache Gefühle können Wohlgefallens oder Miffallens, unzertrennlich begleitet. Die nicht erklärt werden. Aber man fann bemerken, bei welchen Seele fann weder anschauen, denken, noch wollen, ohne zu: Gegenständen die Enipfindungen des Gefallens vorfommen. Und gleich ein Wohlgefallen oder Miffallen zu empfinden ; obschon das geschiehet allemal bey Unwendung eigener Fähigkeit. Da an sich Wohlgefallen und Miffallen weder Unschauung, noch sind wir nun wieder auf dem Punkte, von dem wir ausginGedanken , noch Willensäusserung selbst sind. So oft die Ucstá gen, und der Kreis ästhetischer Begriffe ist vollendet. hetif das Wohlgefallen oder Miffallen, als ihr Gebiet durch Empfindung des Wohlgefallens, und mäßige Anwendung forscht, und ihre Begriffe in ein lebhrgebäude ordnet: lo stes der Fähigkeiten, sind unzertrennlich verbunden. Dies ist der het es ihr nun frey, ihre Beyspiele in den Grenzen des Füh- einzige Grundsatz der ganzen Hesthetif ; der feste Ruhepunft, lens, des Denkens, oder des Bollens, aufzusuchen. Sie sins auf welchem das ganze Gebäude aufgeführt worden; der Schluß den fich allenthalben.

stein, nach welchem sich alle Theile des Gebäudes zusammea Wenn man über die Verbindung der Westhetik mit andern drängen. Dieses löst auch alle Zweifel auf, die in den bishes Wissenschaften und Künsten, nachdenkt, so bemerkt man, daß rigen Begriffen der Aesthetik Widersprüche verursachen, und ges fie zwar mit allen Wissenschaften und Künsten in Verbindung genwärtige Uusarbeitung veranlaßten. steht, doch nur in so weit, wie bereits gesagt worden; als in

Der Umriß dieses Gebäudes ist nun von allen Seiten ges jeder Kunst oder Wissenschaft, ausschließend oder bestimmend, schlosien. Das Gerüste zu der innern Ausführung ist zugerichs solche Gegenstände vorkommen, welche Gefallen oder Mißfallen tet. Die äußern Zugänge sind angegeben; und nun ist es erregen.

Zeit, den Schlußstein in seiner ganzen zusammenhaltenden Mit der Moral hat sie die wichtigste Verbindung. Diese Kraft darzustellen. bestimmt nach dem Zweck des menschlichen Dasevne, die Grän:

Die Empfindung des Wohlgefallens, des Schönheitsges zen, wie weit sich der Mensch dem Reiz der Schönheit über: fühle, ist niemals allein fühlbar, sondern ro ist für die Seele lassen darf und soll. Dagegen findet die Moral in der West: die eigentliche Unmuth ihres eigenen Unschauens, Denkens hetit die Quelle vieler liebevollen Gefühle, die den Menschen und Wollens. Das ästhetische Gefühl des Gefallens und zu tugendhaften Ihatsachen antreiben. Die Zesthetif entdedt Miffallend, ist mit allen Seelenträften unzertrennlich verzugleich der Moral im Gebiete des Gefälligen, Empiintungen, bunden. Diese Verbindung außert sich bey jeder Anwendung die Irrlichter der Leidenschaften, gegen welche die Moral nur der Seelenfräfte; boy jedem Fühlen, Denfen und Wollen. warnen fann.

Die Stufen des Schönheitsgefühls, der Wunne, der Freude, Nebst dem stehet die Hesthetik mit folgenden Wissenschaften des Entzückens, der Neigung, entstehen nur alsdann, wenn in vorzüglicher Verbindung. Die logit giebt ihr, wie allen die Seele über einen innern oder außern Gegenstand fühlt, Wissenschaften, Richtigkeit im Uusdruct, Bildung und Ver: nachdenkt, beschließt; geistig oder förperlich württ. Mithin gleichung threr Begriffe; dagegen werden nun diese Begriffe nur alsdann, wenn sie ihre eigenen Kräfte anwendet. So Grundstuff richtiger ästhetischer Schlüsse.

oft sie ihre Kräfte auf einen mäßigen Grad anwendet, so Die Aesthetik borgt von der Mathematik die Zahlen und empfindet sie jedesmal Wohlgefallen; das Bewußtsenn eines Maafstäbe, um ihre Theile auszuzählen, und die finnlichen jeden sinnlichen Menschen, eines jeden Denters, eines jeden Uussenseiten schöner Gegenstände in ihren Verhältnissen ause des menschlichen lebens ist Bestätigung dieser Wahrheit. Das

thätigen Mannes, wird dieses bezeugen. Jeder Augenblid zumelsen. Dagegen öffnet die Westhetit eines der weitesten Fels ästhetische Gefühl des Gefallens udce Mißfallens, begleitet der angewandter Größenlehre, besonders in der Tonfunst

, Bau: ihn unaufhörlich. Das Wohlgefallen wird empfunden, ben ics kunst, Gartenkunst, und Ebenmaaf bildender Künste.

der mäßigen Anwendung der Seelenträfte; das Miffallen, Die Cosmologie giebt die Summe aller Gegenstände an, ben jeder Ueberspannung, Verschobenheit, Mißbrauch der Sees in welchen die Aesthetif das Verhältniß des Gefallens und lenträfte. Miffallens entdeckt. Dagegen geben die ästhetischen Begriffe Die Verbindung der ästhetischen Empfindungen des Ges dem harmonischen Weltall den entzüdenden Schmud der fallens und Mißfaliens, mit den Kräften der menschlichen Schönheit.

Seele, bestehet in Beziehung auf alle Seelenfräfte ohne Die Aesthetik schöpft ihre Geseke in der Dinamik, und bes Uusnahme, und ihr Umfang ist so groß, als der Umfang stätigt dagegen durch ihr Beyspiel die Algemeinheit dinami- der Seelenträfte selbst ist. Der Mensch verseße fich, in alle scher Geseke.

mögliche Lagen, so wird der Zustand seiner Seele jedesmal Die Uesthetif dankt der Metaphyfif das Vernünftige und angenehm oder unangenehm, mithin selbstgefallend oder mißs Gründliche aller ihrer Begriffe, und vermehrt dagegen die Zahl fallend seyn. metaphysischrichtiger Wahrheiten.

Diese Verbindung des Wohlgefallens mit dem Seelenders Die Kritik leihet der Aesthetik ihre Vorschriften des Prấ- mögen, ist nichts anders, als Vereinigung der innern Kraft fens und Vergleichend, und erhält dagegen ein weites Feld ih- mit der innern Unmuth, welche der Schöpfer in das Daseyn rer Anwendung, in Prüfung des Schönen.

der menschlichen Seele unzertrennlich zusammen knúpste. Uus der Verbindungslehre schöpft die Hesthetik die ein: Wenn der frere Mensch seine Kräfte mißbraucht; die leuchtende Ordnung in Zusammenfettung ihrer Shelle, und Grängen der Maßigung überschreitet; den leitstern der Ber: giebt dagegen Anlaß zu neuen Verbindungen der Dinge und nunft verläßt; fich in Truggänge der Leidenschaften verirrt, Begriffe.

dann empfindet er mißfallen. Uber selbst dieses Miffallen Die Geschichte giebt der Westhetik in allen Theilen Beq. ist wohlthätige Würfung der Verbindung ästhetischer Gefühle spiele an. Erhält dagegen Aufklärungen über die Ursachen mit dem Seelenvermögen. Es warnet den Menschen, wenn vieler Shatsachen.

er auf unrechtem Wege ist. Er empfindet den Drang, in die Die Antropologie leitet die Aesthetif, in nüglicher Anwen: Bahn der Glüdseligteit zurüc ju treten, und so leitet das dung ihrer Grundsäge. Sie selbst wird dagegen vollständiger ästhetisch Weble, selbst auf das ashetisch Gute zurück, und durch richtige Begriffe des Schönheitsgefühls, und der Ber: die Dissonanzen lösen fich in Konsonanzen auf. hältnisse des Gefälligen und Miffälligen.

Die Verbindung ästhetischer Gefühle, mit dem Seclens Die Theologie giebt der Westhetif den Begriff von dem vermögen, hat zwenfache Beziehung ; die eine mit der innern Daseon Gottes, und erhält dagegen den Begriff seiner höchsten Selbstheit, die andere mit dem äussern Weltall. Die Selbsts Schönheit und Vollfommenheit.

heit besteht in der unauslöschlichen Begierde der Seele, ihren Die Physie zeigt der Aesthetik,

welche Kidrper, und welche Zustand zu verbessern. Die anschaulichen Gegenstände des förperlichen Eigenschaften auf den Menschen würfen; dagegen Weltall6 haben die Kraft, auf die Seele, durch den Weg der zeigt die Aesthetik , welche Verbesserungen der Mensch in der Sinne, einen Eindruck zu machen. Nun ist der Mensch thátig, Körperwelt, aus Untrieb des Schínheitsgefühls, hervorbringt, weil Thätigkeit ihn glüdlich macht; weil Unwendung seiner durch Urbarmachung, Veredlung der Thierarten und Pflanzen, Kräfte, mit der angenehmen Empfindung des Wohlgefallens Reinigung der Mineralkörper, Kunstwerke u. s. w.

verbunden ift. Nun strebt er nach jeder Gelegenheit, feine uns Die Psichologie giebt der Aesthetik den Gang threr Em bekannten Kräfte zu versuchen und anzuwenden, weil er die pfindungen und Begriffe an; wird dagegen durch die Grund dunkle Erwartung hat, daß mit Anwendung mehrerer Krafte, lehre von dem Gefallen und Mißfallen vollständiger.

auch Bermehrung angenehmer Empfindung verbunden ist. Das Diese rhapsodische Uufzählung verdient pouständig und Springen und fallen des Kindes ; das Forschen des Denters; systematisch bearbeitet zu werden. Gegenwärtig diene sie als das rastlose Bemühen des Weltumseglers, sind Folgen dieses ein Wink auf die þűlfswissenschaften der Westhetif, und als Triebes. Hierinn liegt der Keim der Menschen veredlenden Seßung einiger Gränzsteine, in enziklopedischer Beziehung. Bollfommenheit (Perfectibilitat). Solche Bermarkung ist im Lehrgebäude einer jeden Wissen: Die angenehme Wirkung äußerer Gegenstände auf die schaft nütlich. alles dasjenige, was nicht auf Empfindung Seele, ist harmonischer Zusammentlang des äussern Schönen, des Gefallens und Miffallens Beziehung hat, steht mit der mit dem innern Schönheitsgefühl. Ein Beyspiel statt tausen: Aesthetik in feiner Verbindung.

der: Die Statue des Upollo, im Belvedere, entzúdt den Kens Es läßt fich eigentlich nicht erklären, was Gefallen und ner; in diesem schönen Kunstwerke ist Kraft und Unmuth


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Rofinchen, das muß wahr seyn; in der ganzen Umgegend hiuß Sofmeister spiele, und das vertrage keine junge Frau; ich sollte fie des reichen Amtmanns schöne Rusine.

ihr mehr den Willen lassen und nicht gleich sauer sehen, wenn 218 wir wieder in das Birthshaus einsprachen, war Ges Rosinchen hell auflacht. Aber, lieber Gott, fie lacht beständig sellschaft angekommen. Ein junger Mann mit Schnurrbart und das schiat fich nicht oder höchstens hier im Bade, und und eisernem Kreuz von Sammet auf grünem Oberroc, und wenn sie später mit mir auf der Pfarre von Distelrode fison cine engelschöne Frau faßen am Kaffeetisch und Rofinchen das wird, hat fie fich's cinmal angewöhnt. Liebe, schöne Frau!! bei. Der Offizier that ganz befannt mit den Fremden und zi sagte ich; ,, ich kenne die Damen und absonderlich die lebends schelte dem Grünen vielerlei in's Dhr. Später erfuhr ich, er lustigen Amtmann-Tochter; ja, wenn sie Uue su engelgut was sey ein bleffirter Oberstlieutenant, der auch in's Bad reise; ren wie Euer Gnaden!" was ich anfangs nicht glauben wollte, da die Oberstlieutenants

Der Offizier geht Rofinchen fast nicht von der Seite, und sonst nicht so jung zu feyn pflegen, auch, so viel mir bekannt mich betrachten fie, so zu sagen, wie das fünfte Rad am Wa: ist, ex officio Troddeln auf den Schultern tragen müssen. gen. Ich werfe zwar hin und wieder mit Sprüchen um mich; Doch ich vernahm: der Fragliche habe in der Udjutantur ge aber dadun wollen sie nichts wissen und meinen : alle ernsthaf:

Neulich spiels dient, und auf Jagden, land- und andern Parthicen sey es ten Gedanfen wären der Badetür hinderlich. den þerren Kriegsleuten erlaubt, gewöhnliche Menschenfleider ten sie auf dem Brunnen, unter andern heidnischen Spielen, zu tragen. Der Offizier, nämlich mein Begleiter, stellte auch Sprüchwörter und lebendige Charaden. Sie führten zum mich den Angekommenen mit den Borten vor: ,,Herr Una: Beispiel den Pygmalion auf, den machte er, und sie sollte stafius Möhrensaft, berühmter Theologe, Mitglied" einiger ges die Statue vorstellen. Das hätte ibm gefallen follen; aber lehrten Vereine und namentlich der Bibelgesellschaft, auch zum Glück fannte ich die Historie aus dem ,, Konversationss Pastor ordinarius." Woher wußte dieser Mensch meinen Na: ferifon“ und hinderte es noch zur rechten Zeit, indem ich mich men, Titel und meine Würden?

selbst zur Galathea anbot. Daraus wurde nichts; der Offizier Kluge Hühner legen auch zuweilen in die Messeln, daß ihn jedoch durch einen recht freundlich bittenden Blid, und

wollte sogar auf seinem Willen bestehen, Rosinchen beschwichtigte habe ich nun selbst recht deutlich erfahren; denn der grüne ich sagte zu ihm: „Ich, so viel Sie wollen und was Sie Oberstlieutenant kam gerade da her, wo ich her fam, wollte gerade da hin, , wo ich hin wollte, und war auch den un: wollen; aber Rosinchen lassen Sie mir mit solchen Komödians

ten-Stückchen zufrieden.“ kritischen Weg über B... gefahren. Es wurde endlich der

,,Iopp“ sagte er, „ich halte Sie

beim Wort!" beste nach dem Bade auspuntirt, und zwar über Prellwig umher gefeßt und die Hälfte der Gäste mußte Buden : Valter

Im Saale wurden schnell Iische und Stühle und Pätermühle; da mir aber selbiger unbekannt war, vorstellen; die andere Hälfte aber foute rathen; was das Spiel bat ich um die Erlaubniß, hinterher fahren zu dürfen. Ro- für einen Namen hat. Ich mußte, so gab es der Offizier an finchen, mein Quedfilber-Mäulchen, sagte wieder etwas vor: fchnell: „Aber daß Sie es nur so einrichten, daß ich nicht viel und Mancherlei einkauften, wobei ich jedoch inmer am

mit noch Einigen herum gehen und so thun, als ob wir umwerfen kann."

Wir“, verbesserte ich abermals; denn höchsten bezahlte; Undere, die hinter uns gingen, drücften dar: ich bin ja auch mit dabei, und dafür mag und der gütige über ihre Berwunderung, und noch Undere ihren Spptt aus, Himmel bewahren.Im Wagen wollte ich ihr einige aber ques durch Pantomime. Kaum war ich bei der dritten Reprimanden über die böse ungewohnheit geben, und fing Bude, so rief icon die ganze Gegenparthei wie aus einem also an: „Nur egoistische Menschen streuen das Wörtlein ich Munde: ',,Uchy

, das ist ja mit Bänden zu greifen: der Gimpel auf auzu häufig in den

Fluß ihrer Rede und werden deshalb der Meije" und gleich darauf erscholl ein unbändiges Getáchnach dem neueren Sprachgebrauch Ichler oder Schlinge, gra ter. Unfangs ärgerte ich mich rajeno, denn ich stand gleichsam nannt; Mann und Beib aber sind ein Leib und cine " ,, Das ist nicht wahr" unterbrach fie mich schnippisch

unglüdlich da, und gelobte mir innerlich; dom Dfiigier den und wenn es wahr ist, so schweige Du mit Deinem hal:

Streich nicht zu vergessen, aber zulegt schien es mir am bes ben Leibe still, denn die andere Hälfte wil schlafen!"

sten, daß ich selbst mitlachte, und das that ich nun auch und Das war nach der von mir gegebenen Prämisse wirklich los

bekam von Rosinchen einen bellen Blid dafür.

4. gisch richtig und ich vermochte ihr nichts darauf zu antworten.

Nun ist es aus, nun hat er sie gar gefüßt, und da will Sie schlief, mir aber ging der Offizier im Kopfe her: ich jeden Unpartheiischen fragen, ob ich das zu leiden brauche ? Es war augenscheinlich und wurde mir immer klarer:

So lange ich Rusinchen meine Frau nenne, ist ein Kuß von daß sie sich nicht von gestern kennen, auch war sie in seiner ihr die höchste Gunst gewesen, der ich mich in seltenen gnädi: Gegenwart noch schnippischer gegen mich als gewöhnlich. In gen Augenbliden zu erfreuen hatte. Er aber bekam ihn gleich ihrer Eltern þause hat sie es eben To gemacht; ihr Bater jam spielend, während ich jedesmal darum bitten und betteln liebt alles, was einen Säbet trägt und hält sich sogar mit muß, wie um ein Uumosen. Die Sache war so : wir focisten schweren Kosten das Militär:Wochenblatt. Darum war auch an Table d'Hôte auf dem Brunnen und waren recht der: Tein Haus ein wahrer militairischer Taubenschlag, nur uit gnügt. lints neben mir saß eine reiche Banfier - Wittwe, die dem Unterschiede: daß statt der Tauben schwarze Husaren: einen Mann für ihre Geschäfte sucht; dann kam ich, dann Offiziere hinein, und seine Rüdesheimer Elfer-Bouteillen Rojinchen und dann ein alter Forsirath; folglich war Rosins hinausflogen. Uber ich weiß, was ich thue. Ich bitte die chen diesmal ganz in Sicherheit

. Bei dem Differt werden Rum: schöne sanfte Frau vom grünen Oberstlieutenant: daß fie Gesundheiten ausgebracht. Ich drehe mich gemüthlich und halb im Bade mein Rosinchen unter ihren Schuß nimmt, sonst mechanisch zu meiner Wittwe, die sich etwas zierte und mit habe ich teine ruhige Badestunde, die laut Programm in der dem einen luge nach einem verunglüdten Udsufaten schielte, Beitung ohnehin nur 50 Minuten dauern soll.

der ihr so zu sagen den bof macht. Mit eiaem Male ficheri 3.

es zu zu meiner Rechten : $ war Rojinchen, denn ich kenna

ihren Kicher; ich sehe mich um, und denke, der Schlag soll Das Bad bekommt mir recht gut, und Rolinchen findet mich rühren! Verschwunden ist der Forsirath, mein Herr Offidas auch; sie wird täglich freundlicher gegen mich, aber dabei zier fikt an seiner Stelle und melirt seinen Schnurrbart mit ilys bleibt es. Sunst gab sie mir doch zuweilen einen Kuß, hier aber ren Purpurlippen. „ Profit, Pastoribus !" sagte er, „To geht muß ich mich mit der Hand und im Freien sogar mit dem Hand: es, wenn man links (charmuzirt und die rechte Flanke bloß schuh begnügen, den sie des Sonnenbrandes wegen höchstens bei giebt.“ Mein Gott, der Forstrath sollte mir ja diese decken, Iische auszieht. Ich habe übrigens richtig prophezeiht : Berg und did genug ist er ja dazu. Der Uerger hatte mich so übers und Thal fommen nicht zusammen, aber Menschen; man fönnte nommen, das ich Rosinchen zornig bei dem Tuch;ipfel an mich noch hinzu leben: absonderlich im Bade. Rofinchen und der Dfs zog und strafend ausrief : ,,Uber Rosina!" Sie fragte ziems fizier find eine alte Konnoissance; er hat einmal dort im Quar: lich empfindlich: was es gäbe ? und schickte halb leise einen als tier gelegen, und geht auch ganz ohne Gène mit ihr um, zu bernen Peter, der feinen Taft habe, in mein rechtes Dhr. Das meinem größten Werger. Ich könnte hier recht vergnügt seyn, war start. Jeder, selbst der dide Forstrath, nahm Parthei denn das Leben ist nicht allzu theuer, bis auf den Wein, der gegen mich und meinte: wenn ich damit nicht zufrieden wäre, noch dazu schlecht ist; die Gegend ist schon, die Gesellschaft gut, möchte ich die G:sundheit, so frisch wir ich sie links befommen leider aber zankt fich Rosinchen alle Tage mit mir. Sie tann würde, meiner Nachbarin rechts wieder zustellen. Alles lachte sich immer noch nicht in ihren neuen Stand finden, und das luüber den Wiß - lieber Gott, jeßt wird ja Ülles Wig genannt! stige Leben in ihres Baters Fause liegt ihr noch gar zu sehr in und meine blonde Bittwe machte auch gleich Anstalt dazu. den Gliedern. Wenn ich ihr nun zuweilen ihre ausgelassene lu: Rosinchen hat mir nie einen so schlechten Kuß gegeben,

wie stigfeit vorhalte, so schmolt fie und nennt mich gråmlich, und dieses Mal, und doch versteht sie es recht gut, denn in ihrer meint: ich sähe noch viel ehrbarer aus wie mein schwarzforduan Eltern þause wurde viel geküßt, absonderlich wenn EinquarGesangbuch. Sind das wohl Reden, die sich für eine angi: tierung da war. fraute Predigersfrau schicker? Ich klagte neulich der schönen Der Tag war überhaupt ein wahrer Unglückstag für mich. grünen Oberstlieutenants - Frau meine Noth; aber da fam ich Gegen Abend regnete es und wir mußten im Saal bleiben. Sut an. Die meinte: ich sey felbst schuld, weil ich immer den Man piette die ogenannte Jurenschule, wobei die Köpfe wie


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Das diamantene Freuz. *)

fft enj, ww xp nun einen reichen Ontel beerbt hat. Wir wols

len uns in der Nähe ankaufen. Die Erbschafts: Angelegens Driginals Lustspiel in zwei Acten heiten fordern seine Gegenwart, und halten ihn zurüd. Er

erwartet mich später, aber die Jante, eine Freundin von His D D

berraschungen, führt mich ihm, unerwartet, entgegen. Sie

ist im Gasthofe abgestiegen, und faum wird mir's gelingen, Deinhardstein.

fie bis morgen hier zu halten.

Baronin. Es muß dir gelingen. Wie heißt denn dein P ľ rone n.

fünftiger Gheherr?

Wilhelmine. Steinau. Der Baron.

Baronin (erstaunt). Steinau Karl von Steinau ? Therere, reine Frau.

Wilhelmine. Já! Kennst du ihn? Iherere von Eichdorf, reine Münbel,

Baronin, Sehr genau. Er ist ein Jugendfreund meis Wilhelmine von Erben.

Des Mannes, und gerade jeßt hier auf seinem Landgute, Qerr von Steina u.

Wilhelmine. Steinau hier? Das ist allerlicbft. Gust a « von Braub,

Baronin (gedehnt). Der ist dein Bräutigam ? Gin Bebienter des Barons.

Wilhelmine (etwas beleidigt). Warum ziehst du deon

das der so bedeutend? Der - der Die Handlung geht vor auf dem Langgute des Barons.

Baronin. Ich meinte nur

Bilhelmine, Was meintest du? Sast du etwas ges E r ft e r 2 c t.

gen Steinau, so sag' mir’s grade heraus; hast du nichts ges (Garten des Barone. In der Mitte ein großer dichtbelaubtee gen ihn lo quale mich nicht mit einem der, ich meinte nur,

und dergleichen. Baum, unter ihm ein Tisch und Gartenstühle. Im Sinters Baronin. Xufrichtig geftanden, Wilhelmine, men grunde die Gartenmauer, und eine kleine verschlossene Thür. Mann wäre Steinau nicht. Er hat - ich will nicht sagen Zur Seite erblidt man eine Leiter an einem Baume lehnend). viele Fehler, doch geiviß viele Eigenheiten, die mir

ausstehlich wären. Erste Scene,

Wilhelmine. Und worin bestehen sie, diese unausstehs

lichen Eigenheiten ? Der Baron (einen Brief in der Hand haltend, in dem er

Baronin. Erstens ist er überaus neugierig, das schidt l'est).

fich doch nicht für einen Mann. „Am besten ist's, Sie kommen selbst, lieber Onkel, denn Wilhelmine. Die Männer find nur der Ehe alle neu: ich habe viel mit Ihnen zu reden, was sich schwer einem gierig. Erst im Ehestande werden sie geseeter Briefe anvertrauen läßt. Wir haben uns ohnedies seit acht Baronin. Dann ist er, mir wenigstens, etwas zu Monaten nicht gesehen. Ihre dankbare Nichte Iherese don schlau Eich dorf."

Wilhelmine. Das macht seinem Verstande Ehre. (er faltet den Brief zusammen)

Baronin. Dann, und dieß, liebes Kind, ist sein Ste ladet mich ein, nach der Residenz zu fommen, sie hat eigentlicher Hauptfehler, spielt er gern die Rolle des Zwischens mir viel zu sagen, was man einem Briefe nicht anvertrauen trägers; immer weiß er die leute unter einander zu heben, iann,

fie nennt sich meine dankbare Nichte, was brauch ohne daß sie sich's verschen, und wo er ein Fläminchen finder, ich noch zu meinem Glücke? Endlich hat sie nachgegeben, fäumt er niemals, etwas Del darein zu gießen, und freut sich aber es hat auch Mühe gebraucht. Ein ganzes peer ron im Stillen darüber, wenn's ordentlich brennt. Schmeicheleien aller Art hab' ich vor ihr ausgebreitet; kein weit: Wilhelmine (beleidigt). Wer den Mann nicht näher liches perz wäre widerstanden, und doch war bei ihr alles kennen würde, den du da schilderst, der fähe einen läppischen, bisher vergebens. lang' häte ich fie aufgegeben, wäre die fleine verschlagenen bösartigen Menschen our fich, und von allen dem pere nicht so überaus niedlich, dass man sie lieben muß. findet man an Steinau auch nicht eine Spur. Was du Nou: hab' ich nun nicht recht gehabt, mich immer so entgegen zu gierde nennst, ist gut besehen, Wißbegierde, was dir fogen, wenn Heirathogedanten in ihr wach wurden? Ein On: Schlauheit scheint, Berstand und was bang zur Zwi: fri in meinen Jahren, der eine hübsche Nichte verheira: schenträgerei feon full, ist nichts, als ein lebhafter Muthwille, thet, ist, gering gesagt, - ein Narr. Darin hätt' ich der sich gern hier und dort was zu scharfen macht, und den er aber auch nicht nachgegeben. Nach dem Testamente ihres Va: übrigens schon verlieren run, wenn er mein Mann tst. ters hab' ich sie in den Bänden, und jeder Heirathsplan, mit Baronin. Du scheinst beleidigt, Wilhelmine, und haft dem fic mir vor dem dreißigsten Jahre kommt, wird ver: Unrecht, wenn du’s bist. Ich mußte dir sagen, was ich, wußte, worfen. Ich will ihr gleich antworten, und alle Süßig: 66 ist eine Pflicht, die mir die Freundsshaft auferlegt. Huch keiten in den Brief legen, die mir amor in die Feder dictis beurtheile lih ihn vielleicht zu ftreng; es ist aber leicht verzeiho ten wird,

(er geht ab),

lich - wer einen Mann hat, wie ich

Wilhelmine (fie lächelnd ansehend). Wie du - uad 3 weite Scene.

was ist das für ein Mann? Die Baronin. Wilhelmine von Erben (von der eats

Baronin, So ordentlich Tu männlich To gut gegengelegten Seite auftretend).

To treu – To

Wilhelmine. So weiter bist du schon fertig? Baronin. Du kannst nicht glauben, Wilhelmine, wie

Baronin. Die Eigenschaften find mir genug. mir die Ueberraschung wohl gethan hat, Dich, du liebe, ro Wilhelmine. Mir waren fie’s auch, wenn er sie alls lang vermiste Jugendfreundin auf einmal wieder zu sehen. hätte und teine andern dabei. Nun laß ich dich aber auch nimmer von mir, du magst ans Baronin. Keine andern? doch nicht etwa gar fangen, was du willst.

Wilhelmine. Bloße Eigenheiten etwas leichtsinn Wilhelmine. bast du bergeffen, 'liebe Sherese, das - etwas Eitelkeit etwas Zerstreuung etwas Eifersucht die schönsten Stunden zugleich die türzesten fini. Ich muß Baronin, Du willst mir Gleiches mit Gleichem per: wach der Residenz noch heute, spätesteus morgen. Nur di gelten, aber es geht nicht. Die Eifersucht geb' ich dir zumi Freude, dich in meine Urme zu fihließen, konnte mich 34 ei: Sheil zu - aber sie ist eine Folge einer zu heftigen liebe, die nem Berweilen bewegen, das vielleicht bedeutender ist, als fich crtragen läßt. du denkst. Ich sollte eigentlich frhon dort sein, und war es Wilhelmine, Wenn nur der ohne Grund eifersüchtige auch, beträfe die Sache mehr, als eine peirath.

Mann nicht dir selbs öfters Grund zur Eifersucht gabe. Baronin, Eine beirath? Doch nicht die deinige?

Baronin (beleidigt), Wilhelmine! doch, wie kann's Wilhelmine (seufzend). Allerdings,

mich frånfen, daß du einen Mann beschuldigst, denn du nicht Baronin. Du feufzest dazu?

einmal vom Schen fennst. Wilhelmine. Wenn man von seiner Seirath spricht, Bilhelmine. Man fennt seine feute denn auch vom pflegt man's ja immer zu thun. Man muß sich dabei an þören. Die öffentliche Meinung hat nie ganz unrecht stellen, als låg Einem nicht viel daran.

Baronin. Die öffentliche Meinung - Wilhelmine! Du Baronin. Kenn' ich deinen Bräutigam?

wirst unartig. Wilhelmins. Ich glaube kaym. &r lebt in der Kies Wilhelmine (die Baronin parodirend). Ich mußte

dir sagen, was ich wußte, es ist eine Pflicht, die mir die Freund

schaft auferlegt. Du hast mir die Zugen geöffnet, ich will dit *; Xuß Rosebueb: Ulmanada dramatischer Spiele. Vier und ein Gleiches thun. Weist du was, liebe Therese, ich will dir groanzigster Jahrgang. Beipzig, 1826.

cinen Beweis davon geben, daß ich wahr (prach. 30 bleibe bis


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gelegenheit als eine Gattung Bertrauter, und darf nicht aus (Der Baron tritt hinter die Laube und horcht auf - die lies der Rolle fallen.

benden sind in einem Gespräche begriffen, er kommt zurüd). Baron. Romm nur. Bir wollen rechts über die Bicse geh'n, damit wir ihm noch den Vorsprung abgewinnen.

Baron (zu Steinau). Nicht eine Sylbe hab? ich vers , Steinau (die Uhr ziehend). Halb sehn Uhr jekt

standen. Man hårt poht, daß sie zusammen sprechen, aber es ift's gerade Zeit, wir müssen uns ohncdies ein Biochen mass geschieht so still, daß man kein Wort unterscheiden kann.

Stein au. Das ist doch fatal tiren, damit man uns nicht gleich erfennt.

ich will nur felber hin (er naht sich der Laube und horcht auf (sie geben ab.)

jum Baron

zurüdfihrend.) Du hast Recht! fie liopeln und zischen durch (Wäldchen, mit einer Laube im Burdergrunde. Im þins einander, wie es mir in meinem Leben nicht vorgefummen ist. tergrunde ein Theil des Schlofscs die Scene ist vom

(Brand fniet dor Theresen nieder). Monde erleuchtet).

Baron. Am besten wär's, wenn man ein wenig in die

laube hineinschauen könnte. Zehnte Scene.

Steinau. Ich will's versuchen.

Barun. Doch nimm dich in acht, daß fie dich nicht ers Brand (tritt auf, er blidt angstlich umher).

bliden. Dem Himmel fey Dant! sie ist noch nicht da. Schon

Steinau. Sen außer Sorgen, auf solche Dinge 'ver: hab' ich gefürchtet, ich kam zu spất. Es ist ein wahres Glüct, fteh ich mich in der Perfektion. daß ich Steinau von meinem Verhältniß gesagt habe; er hat (er geht nach der Laube und versucht anf verschiedene Art durch : Recht, sein Weg führt ihn hier vorüber, er hätte uns übers jubliden). raschen fönnen, ohne daß er's gewollt hätte, Ich glaube, ich wäre des Judes gewesen. Nun sind wir doch vollkommen

Baron (für rich). Ich bin nur auf die Donna neu: ficher.

gierig, wie sie aussieht. (zu Steinau, der zurüdtommt)

Hast du was gesehen? Eilfte Scene.

Steina u. Nicht ein Sandforn. Das ist ohne Zweifel Brand. Sherefe von Eichdorf.

die dichteste Laube in Europa. Die Zweige find wie zusam:

nrongeleimt. (ärgerlich) Wie kannst du so was auf deinem (fie trägt einen Schleier, çen fic zurückgeschlagen hat, und Gute dulden?

am Salse ein diamantenes Kreuz an einem goldenen Baron. Morgen laß ich das Ding niederhauen. Was Kettchen. Sie tritt von Brand ungesehen auf, und klopft ist anzufangen? Weißt du was, da wir drinnen nichts entá ihn auf die Schulter).

decken fönnen, wollen wir suchen, fie hera u $ zufriegen. Iherese. Gustav !

Wir machen lärm, nähern uns immer mehr der Laube - und Brand (fährt ersihrođen zusammen, und zieht ehrerbie: wenn sie davon laufen, regen wir ihnen nach. tig den şut, in höchster Verlegenheit). Mein Fräulein !

Stein a u. Das ist ein köstlicher Einfall ; wir wollen Therese. Segen Sie doch iegt die Complimente ab, wir ihn gleich in's Wert legen. haben wahrhaftig feine Zeit dazu.

Baron. Thun wir, als ob wir zankten. Brand. Bergeben Sie mir. Es ist mir wunderbar zu (fie treten in einige Entfernung von ber Laube, , unb rufen wie INuthe. So ein Rendezvous hat doch in der That etwas ganz im Streit begriffen, laut) Eigenes an sich, zumal ein erstes. Ich bin an derlei Dinge nicht gewohnt.

He! holla! he! – laß ab! Therese. Das hat gar nichts zu bedeuten. Den Man:

Brand (springt schnell cnipor, im Lone großer Angst gel folcher Erfahrungen sehen wir den Männern gern nach. zu Theresen). "Um Gotteswillen! Ich glaube gar, da raufen Haben Sie mit meinem Dheim gesprochen?

sich zwei Brand. Ja und nein! Er war eben sehr beschäftigt, leicht gehen sie vorüber.

Therese (heimlich). Salten Sie sich nur still. Viels als ich fam und konnte mir frin Gehör geben. Therese. Sie müssen wieder hin. Sie wissen ja, 'von'

Šteina u und der Baron (der Laube näher tretend, ihm hängt mein ganzes Schidsal ab. Er hat nach dem Sc: mit verstärkter Stimme). be! holla! he! zu Hülfe! stament meines Baters unbedingt meine vand zu per:

Brand (immer ängstlicher). Hören Sie fie fommen geben, wenn ich nicht einen bedeutenden Sheil meiner Erba

iinmer nåber Ich dachte, das Beste wäre, wir machten schaft verlieren fodt.

uns fort, Brand. Was ist mir alles Geld der Erde ohne Ihren

Therese. Was fällt Ihnen ein, um ihnen in die Hände Besis!

zu fallen? Schweigen Sie nur, damit man was nicht gewahr Therese. Sehr artig, vielleicht auch mehr, aber bes

wird.

(fie schlägt den Schleier über) ser ist besler. Mein Besitz mit dem Gelde ist doch immer

Brand (für fich). Das sind die Folgen eines Rendezmehr werth, als mein Besiß ohne Geld.

vous, Brand. Uch! was sind Sie für ein Engel, Therese!

Steinau, Baron (an die Baube flopfend, mit verstell: schön, gut, verständig : ich kann nur mit zittern an den Wu: ter Stimme). 6.! holla ! heraus da! wer ist hier verstedt? genblick denten, in dem ich Sie um den ersten Kuß ersuchen (B rano faßt gereren Tahnell“ am Urme und läuft aus der wurde,

Laube). Therefe. Denfen Sie jest lieber an den Augenblic, der Sie mit meinem Oheim zusammenbringt.

Steinau (ihnen nachvilend mit verstellter Stimme). Brand. Das ist bald gestehen.

Was fann er meis Sich da! ein Mädchen fer will. Theresen zurückhalten). ner Bitte entgegenitullen?

Salt, liebes fiind, so leicht fommen Sie uns nicht lus, Therefe. Jih fürchte mehr, als Sie denken. Ich weiß

Brand (jaft Theresen fårker an, und zieht sie fort nicht warum, aber er will o ucc au & nicht, daß ich mich vor: zu Theresen)." Es sind Irunfenboide! Laufen Sie, was Sie heirathe, und hat sich oft darüber ausgesprochen.

fönnen.

(Beide schnell ab).
Brand. Das wär entießlich ! ich will das Zeußerste
wagen ; denn aufgeben kann ich Sie nicht.

Dreizehnte Scene.
Iherese. Unser Plan, daß ich zu meinem Dnfel reisen Toll

, ist seit zwei Stunden erfüllt, und ich verspreche mir viel


Der Baron. Steina u. davon. Sie schen mich hier. Er glaubt mich in der Residens, und ist auf mein Diericyn nicht vorbereitet, das kann uns nú: Steinau (nach einer Pause). Fort find fie und wir Bin. Schlägt álles fehl, so wend' ich mich an die Barynin, haben das Nachsehen fie ist eine vortreffliche Frau. (in die Scene bliçend) Tres Baron. Barum hast du sie nicht zurüdgehalten? ten wir in die Laube, bis die Beute vorüber sind, die dort nahen.

Steinau,' Ich konnte ioch feine Gewalt brauchen. Brand (mit einer Verbeugung). Wie Sie befehlen., Barun, Man hátte denn doch (fie treten in die Laube.)

Steinau (der sich indosjen der Eaube genähert hat und

ein am Boden liegendes Kreuz aufhebt, zum Baron). palt! 3 w ólfte Scene

der Zufall ist uns mehr günstig, als wir's verdienen. Schau,

her, die Dame hat und ein feines Merkzeichen zurücgelassen. Die Borigen. Der Barsn. Steina u.

Baron, Was ist das?

Steinau. Ein diamantenes Kreuz, welches fich, wahr: (Beide in Mäntel gehüdt.)

scheintich als Fulge des Schredenó, vum balse der Donna 106. Steina u (heimlich zum Baron). Sie sind in der Baube. rik. Das full uns bald auf die Spur führen; es scheint von Bersuch's, ob du Etwað hören fannst.

Werth zu seyn, und der Eigenthümer wird sich wohl melden.

22 Encycl. d. deutsch, National : Lit. II.


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rudbringt, übergiebt Ihnen ein Bettelchen, das Ihnen meinen Brand. Send gerecht hab ich wirklich Euren Born in Namen und meine Berhältnisse nennen full. (fie will gehen)einem so hohen Grade verdient? Ihr habt ja auch ge

Baron (drückt stürmisch ihre band an seine Lippen). liebt was habt Ihr denn gegen die fchuldlose Leidensthaft; Unvergleichliches Mädchen!

mein Stand und meine Einfünfte stelen, mein' ich, der Sache Wilhelminc. Nicht To ungestüm, lieber Baron (fie auch nicht entgegen geht ab - im Abgehen, wie für fich) Nun, Sherese, brennt Baron (seiner nicht mehr mächtig). Nicht entgegen ? er genug ?

(ab

einem solchen Verhältnisse? In cincr Stunde will ich die

Antwort geben mit dem Degen in der Sand - hinter dem Sechste Scene.

Park im Gehölz. Bis dahin fort aus meinen Uugen.

Brand (beleidigt). Karl - Ihr - Sie gebrauchen da Baron.

Austrüde Unschuldiges leiden wird doch immer vergolten! Raum,

Baron. Wie fie dir zukommen, frecher nichtswürs daß ich erfahre, wie schwer meine Frau mich gefränft hat,

diger Mensch.

Brand (losbrechend giebt mir das Schicksal cinen billigen Ersag an diesem liebens

mit immer steigender Hißc). Das würdigen Geschörf. Ich will ihr gleich den Wagen zusenden,

ist zu viel. Ich bin ein Mann von Erziehung und weiß und noch einige Polster hineinlegen lassen, damit sie hübsch bez recht gut, wie weit ein Wort gehen darf, wie weit nicht. quem fißt. (Er geht gegen die Scene und bleibt plößlich ste: Ich lasse mit Vieles gefallen, aber zu viel ift zu viel

. Ihr hen.) – Jli’s möglich? Brand? Er wagt’s noch, mir unter

Sie müssen nicht glauben, daß ich ein base bin, weil die ługen zu treten? Elender Mensch! pa! wie mir bei sei: ich den Degen nidt immer auf der Zunge führe, wie Ste.

Sie nem Anblice das Blut in den Udern fucht.

Den nichtswürdigen Menschen geb' ich Ihnen zurüc.

Wahrhaftig, er fommt.

Komm nur, du kommst mir eben recht - ich perdienen ihn mehr als ich, der Sie einen harmlosen Mann will dich abfertigen, daß du zeitlebens an mich denken foust.

beleidigt, der Sie ihn gemißhandelt, der Sie ihn bis zu einem Grade von Zorn gereizt haben, dessen er sich in seinein

ganzen Beben nicht zu entfinnen weiß. Siebente Scene.

Baron. Sparen Sie der Worte, Sie wissen, wo Der Baron. Brand,

wir uns finden.

Brand (überlaut schreiend). Lassen Sie mich ausreden Brand. Dem ģimmel ser Danf, treff' ich Euch endlich! ich bin jest im Zuge. Ich werde fommen, sorgen Sie Baron. In der That, habt Ihr mich gesucht? nicht. Vor dreizehn Jahren hab ich fechten gelernt fo gut

Brand. Im ganzen pause. Eure Frau wies mich zu wie Sie, und obschon mir die nöthige Uebung mangelt, der Euch

Himmel wird den Schulclofen beschüßen. – Dieß aber sage ich Baron (init Mühe an sich Saltend). Meine Frau! Shnen, ob Sie Ihre Einwilligung geben oder nicht, daran Wirklich?

liegt mir nichts; die Gerichte sollen darüber entscheiden, Brand. Es ist doch ein wahrer Engel von einem Beibe, wie weit sich Ihre Gewalt erstredt über eine Person, die so gut, fo gefällig

unter Ihrer Leitung unglüdlich ist. Baron. Gefällig habt Ihr Beweise davon?

Baron (oor Zurn bebend). Unglúdlich unter Brand. Und von aufnehmender Schönheit man wird meiner Leitung. Nein! ich ärgere mich nicht mehr. Sie gar nicht fertig von ihr zu reden, wenn man einmal anges werden der Strafe nicht entlaufen, die Ihnen gebührt. Jih fangen hat.

will Sie durcheinander rütteln, daß man Ihre Geheine am Baron. Und alles das sagt Ihr mir in's Geficht? jüngsten Lage nicht zusammenfinden soll. Zuvor, aber will

Brand. Warum nicht? Es wird Euch doch nicht be ich zu meiner Frau und ihr ein paar Worte ins Ohr las leidigen, wenn ich Euch die Vollfommenheiten Eurer Frau gen, von einem Gewicht und von einer Bedeutung, wie sie ins Gedächtniß führe; es faut doch immer einiger Schimmer vielleicht nie über die lippen eines beleidigten Ehemanues ges auch auf Euch zurück.

kommen sind. Baron (der nimmer an fich zu halten vermag). Jegt hab ich's satt. Wofür haltet Ihr mich? Brand (zögernd). Für

Achte Scene. Baron. Heraus mit der Sprache

Brand (ihm nachsehend). Brand. Wofür ich Euch hatte? (für fich) Was foư ich sagen ? - Ich halte Euch für den Baron Carl von Er: rorhin von meinen 6.beinen gesprochen hat, war entfeßlich.

Der Mensch ist fürchterlich in seinem Borne. Was er lach meinen Freund - den Gatten einer liebenswürdigen Frau Baron (müthend)., laßt meine Frau aus dem Spiele, der der beteidigte Ehemann mit meinem Verhältnisse zu Ihere:

Etwas verrückt ist er auf jeden Fall, - denn was hat wies fonft dreh' ich Euch den þals um. Brand (zurüdspringend). Gott fteh mir bei ! iegt

fen zu thun. Es ist doch seltsam, woher er das mädchen bricht's los !

nicht verheirathen will. Sie hat mir’s zuvor gesagt, daß Baron (auf einen Plak zeigend). Da kommt her

ich darin ein schweres Spiel haben würde. (Nach einer (Baron tritt einige Schritte vor)

Pause.) Das hätt' ich mir doch niemals gedacht, daß ich je Baron. Noch näher.

mich würde schlagen müssen. Ich bin gewiß nicht frige, aber

ich fann mich bei derlei Dingen cines eigenen Gefühls nicht Brand nähert fich wieder etwas mehr dem Baron, aber mit erwehren. Es geht mir durch den ganzen Körper mit einem mehr Vorsicht),

seltsamen Drüden und Zichen, und dabei fangen die Knie Baron (tritt ihm hart an den leib, faft thn eine Weile Brust herausspringen wollte. Bei all meiner perzhaftigkeit

an zu zittern, und das Herz Flopft su start, als ob es zur ins Uuge, dann wie ausholend). Wo send Ihr gestern Abend fönnte man in einem solchen Zugenblicke ron mir haben, gewesen? Brand (verlegen). estern Ubend

wag man wollte. Uber was ist zu thun? Er hat mich Baron. Ja ! zwischen 9 und 10 Uhr ?

schwer beleidigt auch hab ich's ihm zugesagt, ich kann nicht Brand (für fich). Er weiß alles ! pieß also der mehr ürüc. - Ich will mir den Degen holen, und meinen logs Beweis reines Benehmens gegen mich. Ich muß mich auf's

ten Willen in Ordnung bringen.

(er geht ab). Bitten legen, er ist denn doch einmal der Dheim Barun. Nun! Werdet Ihr mir Antwort geben, oder

Neunte Scene. werdet Ihr's nicht? Brand. Ja, lieber Baron; ich sehe es ein, es wäre

(Simmer im þause des Barons). thöricht von mir, só Euch länger zu verschweigen, da ihr von

Baronin (tritt auf). Illern unterrichtet fend. Ihr habt Recht. Ich liebe Ihere: fen, nehmet aber meine Versicherung, daß ich bloß aus dem

Es ist doch ein abscheulicher Mensch dieser Stelnau. Er Grunde hergekommen bin, Euch alles zu entdeden, und Euch steht in den freundschaftlichsten Verhältnissen mit meinem um Eure Einwilligung zu bitten.

Mann, und sucht ihn hinter seinem Rütfen bei mir zu der: Baron. Das ist zu viel! Sind Sie von Sinnen ?

kleinern. Etwas unruhig hat es mich doch gemacht. Brand. Häuft allen Euren Zorn auf mich, wenn Shi Denn er mir gerade mit Wilhelminen untreu würde, wollt, aber laßt's Iheresen nicht entgelten. Uuf mein

wär' mir’s doppelt fatal. Vielleicht ist er aber auch unschuldig. Ehrenwort, sie ist an allein unschuldig – und nur ich allein habe sie zu dem fatalen Rendezvous überredet. Sie hat lange

3ehnte Scene. Zeit nicht giwollt. Baron. Vor allem ftellin Sie das vertraute Euch ein

Baronin. Baron. Ste hören daß ich's auch nicht mehr gegen Sie gebrauche. Baron (athemlos hercinstürzend). Sind wir allein?


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fried rich D ie i, ward am 15. März 1794 in Gießen geboren, studirte gen. Schon frühe scheint er einen großen Theil von Süddafelbst und in Göttingen von 1811 bis 1817 erst Phis frankreich, Spanien und Oberitalien durchstreift zu haben; lologie

, dann nach einjähriger Unterbrechung, durch Theil: jahuos find daher auch seine Liebetverbindungen. an dem Feldzuge von 1814, neuere Literatur. quieu, einem Schloß im Souloufanischen, allein fie nennt er

Wir sehen ihn zuerst int Dienste einer Dame zu Montes: nahm Nachdem er von 1819 bis 1820 als Privatlehrer in schon eine neue Gebieterin, in deren Liebe ihm Rosen im Utrecht gelebt, ward er 1822 Lehrer der südlichen Spra- Frost erscheinen und klares Wetter bei trübem Simmel, ihre chen und 1830 ordentlicher Professor der neueren Literas Burte schmeden ihm wie Honig und er nennt fie eine Saube tur an der Universität zu Bonn.

ohne Galle. In der leßten Strophe des Liedes, welches diese

Lobpreisungen enthält (P. 0. 182) gesteht er zugleich feine Er gab heraus:

Liebe zu einem jungen Fräulein von Castilien, das ihm mehr

werth Ten, als hundert mit Gold beladene Kameele nebst dem Beiträge zur Kenntniß der romantischen Poes Reiche Manuels. Dieser berühmte bnzantinische Kaiser res fie. ites beft. Berlin, 1825.

gierte bis 1180; wahrscheinlich ist also das galante lied noch Die Poefte der Iroubadours. Zwidau, 1826. vor diesem Zeitpunkte entstanden. Wenn der Dichter in dem leben und Werke der Sroubadours. Zwiđau, 1829. Geleite bei dem heiligen Jakob von Compostela schwört, altspanische Romanzen. Frankfurt a. M., 1818. zu luzia hause ein Michael, der den des pimmels übertreffe, uitspanische Romanzen, besonders vom Cid To giebt er uns hiermit eine weitere Undeutung zur Ges u. 1. w. Berlin, 1821.

schichte feines Lebens. Miquel bon luzia , ein angesehener Grammatik der romanischen Sprachen. 1r. Th. spanischer Edelmann, gehörte zu der nächsten Umgebung des Bonn, 1836.

Königs Alfons II. von Aragon ; er fiel nachher unter den Ein eben so gründlicher als geistreicher Kenner der süd- aus dieser Stelle, daß Vidal schon damals Catalonien und

Fahnen Pedro's in der Schlacht bei Muret. Wir vermuthen lichen Literaturen des Mittelalters, der das feltene Tas den guf des Königs von Aragon gesehen hatte. lent befißt, die Ergebnisse seiner gelehrten Forschungen auf eine Diesem warmen Verehrer und mächtigen Beschüßer det eben so geschmadvolle als feine und allgemein faßliche Weise Seine Auldigungen dar, ja er stand mit ihm in unmittelbarer

Dichtfunst bringt der Troubadour bei mehreren Gelegenheiten darzustellen und dessen Schriften jedem Gebildeten, vorzüge Berührung und nahm den lebhaftesten Untheil an seinen uns lich aber jungen Gelehrten als Muster zu empfehlen sind, wie ternehmungen. Auch der bor des Königó von Castilien wurde in unsern Zeiten die Wissenschaft zu behandeln sen. D. Ber: von ihm besucht; er, der Bürgerssohn, nannte fich sogar den dienste und schriftstellerische Eigenschaften würden in Deutsch Dofritter des Könige, und zwar in einer seiner besonnensten land noch weit mehr Anerkennung gefunden haben, wenn vorgehoben wird. „Um euretwillen – fagt Bidat zu einer ge

Canzonen, die von einem andern Dichter als musterhaft her: das Feld, dessen Bearbeitung er sich vorzugsweise widmete, feierten Sofdame liebe ich das Narbonnefische nebst Molina nicht der größern Menge zu ferne låge. Als Ueberfeber pro- und Saverdun fo wie Caftilien und den edlen König alfonso, venzalischer Lieder und spanischer Romanzen hat er sich dessen Ritter ich bin um curetwillen." Daß er den Ritter: ebenfalls durch Gründlichkeit, Geschmack, Herrschaft über schlag wirklich empfangen habe, brauchen wir bei ihm nicht die Sprache und Wohllaut höchst vortheilhaft ausge: habe fich selbst zum Ritter geschlagen. In dieser Canzone

porauszuseßen; auch sagt der Mönch von Montaudon, Vidal zeichnet.

wird das Betragen der Genueser gerühmt, die stets höflich seien und fich nur gegen ihre Feinde stolz zeigten.

Bunächst versuchte fich Bidat in Diensten des Bizgrafen

von Marseille, Barral oun Baur, dessen Gunst auch der Irvus P e ire i 8.4 I. *)

badour Folquet von Marseille genoß. Wir sehen ihn an dem

Hofe dieses Großen ungefähr seit dem Jahr 1180. Ihn beDie provencallsche Nachricht über diesen mertmürdigsten sauberte Barral's Gattin Malasia von Roquemartine, welche aller Sofdichter, der ungeachtet jener wunderlichen Mischung Folquet unter dem Namen Magnet feierte. Diese Frau ist faft von Geist und Thorheit, die seinen Charakter bezeichnet, in

nur aus der Geschichte der provenzalischen Poefie bekannt; in: der Geschichte der Kunstpoesie eine der vornehmsten Stellen ein: dessen ist es gewiß, daß fie Barral's erste Gattin war, der fie nimmt, klingt so abenteuerlich, daß man geneigt sein könnte, helms VIII. von Montpellier, ein neues Theband zu knüpfen.

kurz vor seinem Tode verstieß, um mit Maria, Tochter Bils ihr allen Glauben zu versagen, wenn nicht gerade die un: wahrscheinlichsten Umstände durch die Neuberungen des Dich: Vidal wurde der liebling des bofes und besonders liebte ihn ters selbst oder anderer Iroubadours bestätigt würden. Bidal der Visgraf; ihrem Garten zu Gefallen zeigte fich auch adas war der Günstling der ausgezeichnetsten männer und Frauen lasia freundlich gegen ihn und that ihm die schönsten Verspres seiner Bett; fie wußten seine Dichtergaben zu schägen, nicht chungen, die der arme Sänger zu ernstlich nahm. ohne sich über seine bis zur wirklichen Berrüdtheit gestel:

In einer Canzone Flagt er daher über ihre Wortbrüchigkeit gerte Selbstverblendung zu beluftigen, so daß er in der Bhat und wünscht, sie möge fich, statt ihn mit süßen Mienen zu die Rolle des Sofdichters und þofnarren, zugleich spielte. Dle halte sich gegen sie

, wie ein verrüdter Hirt, der einem schönen

locten, lieber gleich anfangs hartherzig gezeigt haben ; er ver: Doppelseitigkeit seines. Wesens spaltete die Meinungen, welche seine Kuufgenossen über ihn hegtens bel einigen galt 'er gras Bügel flöte. Das Lied ist an die Königin von Uragon gerich: dezu für einen Narren, während die Einfichtigen das reine tet, die in einer eignen Strophe gefeiert wird; ohne Zweifel ist Metat von den Schlađen zu scheiden wußten. Bei den

Sancha gemeint, Tochter Ulfonso& VIII, von Castilien, seit Späteren tritt fein Unsehen ungetrübt hervor und fie führen 1174 an Ulfons II. von Arragon vermählt. Ihm, dem erhas ihn unter den Melftern der Poefie und Erotit auf. Wir bendsten der Könige, sagt der Õichter, gebühre wohl eine solche persuchen sein Leben so kritisch zu erzählen, wie möglich : bei Sattin. Für alfons ergriff er nun auch die Waffe des Sir: ihm ist es nicht der mangel an Nachrichten, der uns in pentes; cins dieser Lieder kann zur Charakteristie seines Vers Verlegenheit Teßt, denn feine Lieder sind mit historischen Bes

fassers dienen. ziehungen übersäet, wie denn das bunte Verweben mannich

,,Þátte ich nur ein gutes Kampfroß - hebt er an (P. O. faltiger Stoffe diesem Dichter eigenthümlich ist - wohl aber mich mehr schon bei dem Klange meines Namens, als die

187) wie wollte ich meine Feinde iagen! Sie fürchten die Schwierigkeit, in die zerstreuten Nachrichter und Mine, Wachteln den Sperber, und geben keinen Pfennig für ihr les die von einer unftäten Lebensweise Zeugniß geben, licht und ben; denn fie kennen meine Stärke und meinen Ungestüm.". Drdnung zu bringen. Er war aus Toulose, der Sohn eines Kürschners. Nacha

,, hatte ich nur einen schlanken Renner, der König sollte dem er fich in der Kunst des Dichtens geübt hatte, fing er ruhig schlafen; ich wollte Provence und Montpellier in Orda an, die Höfe der Großen zu besuchen ; doch seşte er sich nir: nung halten, daß die Räuber und Freubeuter Vainaisfin und gends fest, er 80g das Wanderieben vor und rühmte fich Crau nicht mehr ausplündern fouten" seiner abenteuerlichen Lebensweise geradezu; es ist daher nicht und dem Grafen von Boulouse ganze Schaaren von Raubern

Es ist zu erinnern, daß der ewige Krieg zwischen Alfons möglich, seinen beständigen Kreuz: und Querzügen zu fola in das land gezogen hatte; Raimund bediente fich threr sogar

gegen seinen Feind; Graf Wilhelm VIII. von Montpellier aber “) Uus: D'E. Leben und Werke der Troubadourt. Zwiđau 1829. war mit Alfono verbündet.


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Ich hatte hundert Thaler Gehalt, was damals für ungemein

A, is, aus und x, viel galt. Auch fehlte es nicht an Weihnachtsgeschenfen. Der

Machit da Weibchen einen Knir. Kammerherr von Pöllniß hatte etwas Kaltes und Steifes in

S, wenn ein Consonans vorher geht, s.inem Umgange. Uber sein Charakter war sehr gut. Seine

Us, wenn's u im Genitiv noch steht, Gemahlin, eine geborne von Ponikau, war eine treffliche Frau,

Es, wenn's nicht wächst, die meinen Zögling, ihren Stiefsohn, den Tod der leiblichen

Seg's Weibchen, Bursch, sonst bist du behert. Mutter nicht vermissen lief. Mein Zögling hatte nicht eine

A, e, c, Uder von Falschheit und Bosheit, und ich war nicht glücs

I, I, t, lich! Durch eigene Schuld. Ich hatte mir ein hohes Ideal ges

ar, ur, us, wenn's u nicht bleibt, bildet: Das muß dein Schüler erreichen! Aber er erreichte es

Ludwig unter die Neutra (chreibt, nicht. Zum Theil fonnte Mangel an Lalent und Lust daran Ursache seyn. Aber zum Theil, ia ich will's mit Beschämung

Aus einer Operette hatte ich genommen, was dort ein gestehen, größten Theils lags an mir, daß mein Wert nicht Schullehrer fingt: gelang. Ich regte allerdings seine Thätigkeit an. Uber sobald

Panis, piscis, crinis, er eine Sache nur begriffen zu haben schien, ging's weiter.

Lapis, igais, civis, Ich widerholte etwa monatlich einmal, und fand das meiste vers Wenn sich Hans nicht wohl bewahrt, gesien. Ich fühlte nicht, daß ich hätte langsamer fortschreiten,

Wenn er sich mit Greten paart, 3fter wiederholen sollen, nicht, daß mein Zorn den guten Knas

(Tunis, fustis wird dann hart), ben furchtsam machte. Ich züchtigte ihn nie mit einem Ins

'S nimmt ein böses Finis. strumente, nie auf eine der Gesundheit gefährliche Weise. Aber in biß vor Grimm mich in den Ballen des rechten Daumen

Daß wenig Gedanke darin war, schadete nicht. Genug, {o oft und so stark, daß ich erst als Pfarrer die harte Haut, Ludwig behielt die Regeln. Mein Zögling fam nach Dalle in's die daher entstand, verlor. Ihn selbst stieß ich mit der geball? Pädagogium, dann nach Freiberg. Schrifteller wurde er im ten Faust ins Gesicht, so daß er bisweilen blaue Flecken das Fache

der Thierarzneikunst. von bekam. Das wußten die Weltern. Der Augenschein lehrte

Seine Schwester, Lottchen, ießt Frau von Engel, war ein es, und ich wundere mich noch heute, daß fie mich nicht per: liebes Kind, an dem meine ganze Seele hing. Da fie dun eis abschiedeten. Uber sie sahen, daß der Knabe doch an Kennta ner Gouvernante erzogen wurde; so hatte ich Wenig mit ihr nissen zunahm. Sie sahen, daß er dennoch an mir hing, 'daß zu thun. Vielleicht lteset sie diese kleinen Späßchen, und ficht et ihnen fetbst gestand, er habe das verdient. und von diesen daraus, daß fie mir damals schon Freude machte, und daß the Rüdfichten bestimmt, hatten sie eine Geduld mit mir, die ich denn diese Leute betteln? v. Weil sie fein Brod haben, mein

Gedenken in mir noch lebhaft ist. l. Vater, warum gehen unter ihren Verhältnissen schwerlich mit meinem þauslehrer gehaót haben würde. Genug, fie ließen mich walten. Außer Lottchen... Wenn, fie fein Brod haben, warum efsen fie ten Stunden waren ludwig und sein Lehrer die besten Freunde.

denn nicht Semmel? Sie spielten imn Garten, im Winter auf dem Gange mit ein: v. Das ist zu vou für Lottchen! £. Lieber Vater, ich will

Die Mama hatte Lottchens Weinglas zu vol geschenkt. ander; badeten mit einander; der Lehrer nahm den Junker oft Etwas abtrinken, dann ist’s nicht mehr zu voll. auf seinen Spaziergängen mit, und Ludwig war bei dem Magister immer noch lieber, als bei dem für ihn zu falten Bater. fannst Nichts davon bekommen. Dein Magen ist schon ges

Nach dem Butterbrode fam noch Tvrte. V. Lottchen, du Summa: Uls Erzieher und Gesellschafter war ich gut, nur als Lehrer nicht. Ich fühlte es, daß ich anders fenn fullte. Ichlossen. Das schadet nichts. Die Torte steđe ich noch Ich machte einmal ein Gedicht an mich selbst, in dem die Bei: durch's Schlüsselloch hinein. len purkamen:

Wir waren nach Eschefeld zum Pfarrer Richter gefahren.

Die Frau Pfarrerin hatte ein niedliches Bologneserhündchen, Da stürmen sie wie brausende Drkane,

Fräulein Lottchen war überredet worden, vom Kaffeetrinken Die Leidenschaften durch einander hin!

bleibe man klein. Kaffee sollte sie nicht trinken, und klein bleis þinabgestürzt, hinaufgeschleudert wagst du,

ben sah sie für ein Unglüd an. . Wie alt ist denn das Und bebft, und wantst, und fühlst nicht Gort, nicht dich, Hündchen? Pf. Schon sehr alt. l. Und wächst nun nicht Nur deinen Grimm!

mehr? Pf. Nein! Su klein bleibt's immer! l. Uch, du ar: Weiter hin:

mes Thierchen! Du mußt einmal viel Kaffee gesoffen haben. Was kann dich so entmannen?

Ich glaubte meine Candidatenjahre nicht besser anwenden Der Fehler eines Knaben, der zu neu

zu können, als wenn ich die Pfarrer, die Schullehrer und das Für Welt und sich die Thaten seines Lebens

Bolt beobachtete. Diese Beobachtungen haben mich dann oft Noch fruilich nicht mit Männerwage wägt.

erheitert, belehrt, ermuntert, gewarnt. Ich kannte einen alten Das, was in heil'ger Ruhe stillen Stunden

ehrwürdigen Pfarrer, der seine Predigten las. Einst fand er's Du selbst dir selbst nur allzu leicht verzeihst,

doch für nöthig, seine Gemeinen einmal auszuschmälen. Er Kann Funt" im Pulverthurm' dein Herz entflammen? las auf dem Filiale die Strafpredigt ab, und legte hinzu: Da

habet ihr's nun, ihr Filialsleute. Über denkt nicht, daß es Dann eine Ermahnung zur Milde, und der Schluß: denen drüben besjet gehen soll. Die in der Mutterkirche sols Geh' beli're dich,

len es gleich eben so friegen. Und, kannst du’ó nicht, To flieh', so eile, wähle!

Bei einem andern Pfarrer hat ein Bater den Schulleh: Sei, was du willst! Nur fer nicht Pädagog! ter vertlagt, daß er seinen Sohn zu hart gezüchtigt hatte.

Er Ich hatte das ganze Gedicht noch lange nachher. Ich Der Pfarrer kannte den Schullehrer und den Bauer. weiß aber nicht, wohin es gerathen ist. Dbige Stellen aus fagt ruhig: Morgen früh um 8 Uhr komme ich in die temselben habe ich aber im Gedächtnisse behalten. Solche Vor: Schule. Komme &r auch und sehe er, wie es dem Schuls wellungen wirkten, bis Pöunig wieder einmal das Vorgetra: Ichrer geht. Der Pfarrer fommt. Der Bauer auch. Pfars gene vergessen hatte.

rer. Herr Schullehrer, warum haben Sie den Sohn dieses Erft, da mein 38gling reifer wurde, besser faffen und be: Mannes To hart gezüchtigt? Sch. Er hat sich mir in Gegen halten lernte, änderte sich die Scene, wozu auch wohl der frü: wart aller Kinder widerseßt. Die Kinder wiederholen et mit her erzählte Todesfall, der milde Leidenschaften an die Stelle Ausdruc des Abscheues. Pf. Welches Werkzeug haben Sie ier heftigen Teşte, das Seinige beitragen mochte. Summa:

bei der Züchtigung gebraucht? Der Schullehrer zeigt ein dün: Ich hätte in diesem trefflichen þause nüglicher und glüdlicher ned, geschmeidiges Stäbchen hervor, mit welchem er wohl sinn können, wenn ich minder hißig gewesen wäre.

Schmerzen verursachen, aber nicht Schaden anrichten konnte. Regeln in Knüttel: Verse, wie es por Zeiten Sitte gewesen war, Sier, Bater, nehme er dieses Stäbchen und gebe Er in Gea Uebrigens brachte ich schon damals viele grammatikalische app: Betr Schulmeister ! Was haben Sie gethan?

Eine so grobe

Widerseßlichkeit nur so gelinde zu bestrafen! Das ist arg. und jegt wieder Sitte wird. Ich ließ z. B. fingen ;

genwart aller Schulfinder feinem ungezogenen Sohne noch sechs Unus, ullus, nullus,

derbe Hiebe. Nachher erst wollen wir alle seinem Sohne ver: Solus, totus, alius,

geben. Der überraschte Vater thut's. Und nicht leicht vers Uter, alter, neuter,

klagte wieder Jemand den Schullehrer, wenn er niiht wichtige (Unser alter Schneider)

Ursachen hatte. Genitiv ios, Dativ i,

Ich hatte es als Unekdote gehört, aber nie geglaubt, daß Sonst bist du ein Bärenhäuter.

nach dem siebenjährigen Kriege ein Pfarrer im Wittenberger

Si reise gepredigt habe: „Ihr Bauern ! Gott hat euch nun wie: Ich reimte die Regeln vom Genus der dritten Declination : der Frieden geschenkt. Uber ihr habet euch immer noch nicht O, or, os. er, es, wenn's wächst,

gebessert. Wenn es so fortgeht, so muß Gott wieder Krieg Masculina ! Sonst wirst du bekledst.

ins land sthiden, dann geht es wieder : Perpumpumpumpum, Gacyd, 8. deutsch. National: lit. II.

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zurüd, wo er seitdem als Doctor der Philosophie und gen, der Abendzeitung, dem Gesellschafter, den Zeitgen of Privatgelehrter lebt.

fen, dem deutschen Ehrentempel, der Ersch. Gruberschen

Encyclopädie, dem Taschenbuch für Licb' und Freunde Seine Schriften sind:

schaft, dein Coburger Taschenbuch u. a. m. Gedichts. Jena, 1816.

(B:& hicher von ørn. D. Döring selbst mitgetheilt.) London und seine Bewohner. Aus d. Französischen. H. Daring hat sich vorzügliches Verdienst durch seine

Weimar, 1818. gulda, ein Taschenbuch. Jena, 1818.

Biographieen berühmter Minner, besonders deutscher Dicha Kleine Romane und Erzählungen. Sena, 1818. ter erworben, da er in denselben emsigen Fleiß, zarte Satyrisch: humoristische Gedichte. Beipzig 1820. Discretion, Unpartheilichkeit und Würde mit anmuthiger Manfred, Irauerspiel von Lord Byron. Zwickau, Darstellung zu vereinen wußte.

Bwickau, Darstellung zu vereinen wußte. - U18 Ueberseker ara 1821. Denkwürdigkeiten der geheimen Gesellschafs

beitet er mit Kenntniß und Geschmack. Als lyrischer ten in unteritalien, insbesondere'der Sar Dichter zeigt er ein glückliches Talent für das komische bonari. Primar, 1822.

Genre, das er mit großer Gewandtheit zu behandeln Friedrich v. Schillers Leben. Weimar, 1822. 2. versteht, doch findet sich unter seinen ernsten Poesien

Aufl. Eod. 1824. Biblische Gemälde, legenden, Balladen und

ebenfalls manches Gelungene. vermischte Gedichtr. Danzig, 1322. Der Seeräuber, von W. Scott. Zwiđau, 1822. 5 Bochn. N. A. God. 1825.

Ca r4 ug'u ft, *) Ipsibrē. Roman von Urlin co.ur t. Leipzig, 1823. 3 Bde.

Großherzog von Sachsen: Weimar. Pflicht und Gewissen. Irauerspiel von 1. Freih. v. Seckendorff. Metrisch bearbeitet. Leipzig, 1823.

Schwer ist's, auf dem Throne das rein Menschliche zu Der utterthümler, von W. Scott. Zwiđau, 1823. fich den fichern und klaren Blick in die verschlungnen Verhält:

ergreifen und festzuhalten auf den Höhen irdischer Gewalt 4 Bddhin. N. 2. Ebd., 1826. 3. G. v. Herders leben. Welmar, 1823. 2. Uus: zu gewinnen. Daher zeigt uns die Geschichte eher zehn ruhm

nisse und mannigfachen Unfoderungen des bürgerlichen Lebens gabe Ebd. 1829. Das Schloß von Pontefract. Histor. Roman. leip: verhältniffe, als Einen milden Genius, der Setsteshoheit und

vulle Eroberer, Gelengeber und Neubegründer mächtiger Staatszig, 1824. 3 vde. Quentin Durward, von W. Scott. Živickau, 1824. Wohlwollens vereinigt und in dem Fürsten nie den Menschen

weisen Machtgebrauch mit dem fanftern Zauber friedlichen 5 Bochen, N. 2. Eod. 1827. Redgauntlet, von W. Scott. Jena, 1824. 3 Bde.

vergefsen hatte. Sardanapal.' Trauerspiel von Lord Byron. Zwiđau, und wenige thatsächliche Umrisse werden genügen, einem Für:

Einem solchen Genius begegnen wir in Carl Hugust, 1825. Der Gjaur. Bruchstück einer türkischen Erzählung von schönste Dentmal in aller øerzen errichtet ist, auch hier eing

sten, dessen ganzes Daleyn That war, und dem längst das Lord Byron, Zwickau, 1825. it loop stoc s leben. Weimar, 1825.

zu sitzen. lebensbeschreibungen berühmter brittifcher hatte Garl Hugust das Schicjat, seinen Vater nie kennen

Glorreichen Ahnen entsprossen (den 3. September 1757), Dichter und Projaisten, von W. Scott. 'leips zu lernen. Selmächlich, zur Uuszehrung geneigt, verschied,

zig, 1826. Erzählungen der Kreuzfahrer, non m. Scott. ais fein eritgeborener Prinz Carl August erst neun bis zehn

Ernst Uugust Constantin bereits den 28. Mai 1758,' Zwicau, 1826. 6 Bochen. N. u. Ebd. 1828. I. P. Fr. Richters Leven. Gotha, 1826. (Bermehrt

Monden zählte. Ihn das erste Hoffnungspfand eines fast und erweitert, Leipzig, 1830 — 1832. 2 Bde.)

erlöschenden Fürstenhauses begrüßte zwiefacher Jubel, und Der leßte der Mohikaner, von Cooper. Frankf.

buld nachher ward er zum Herrscher berufen. a. M. 1826. 6 Bochen.

Die Obervormundschaft über das land war theils durch Macduffs Kreub, Drama von W. Scott. Zwidaw, 1826. 3. August 1759) der in diesem Augenblice felbst noch unmün:

feines Vaters Testament, theils durch faiserlichen Spruch (den! 3. 2. Bürgers Reben. Berlin, 1826. Die Schule der Frauen, lustspiel von Moliére. 3wts hindurch führte diese, durch Geist und Berz gleich ausgezeichs

digen berzogin ?n na 2 m alia zugefallen. Sechzehn Jahre đau, 1827. Schwän te, cherzhafte Gedichte und Poesien behaltend, bie obervormundschaftliche Regierung. Ihre angea!

nete Fürstin, das Ministerium ihres verstorbenen Gemahls beis: er nsterer Gattung. Danzig, 1828. 3. W. D. Goethe's leben. Weimar, 1828. N. verm. in jener furchtbaren Periode des fiebenjährigen Krieges mo

borne Weisheit, Milde und Besonnenheit zeigte sich besonders Lusgab. Ebd. 1833. 2. 0. Kogebuc's leben. Beimer, 1830.

Thcurung, Qungersnoth und Seuchen wetteiferten, das Pand Die deutschen Kanzelredner des 18. u. 19. Jahr: 34 erschöpfen. Iene Uebel aber hatte fie durch thre feltne hunderts. Neustadt a. d. D. 1830.

Klugheit und durch ihr weises Benehmen gegen den damalis Galierie deutscher Dichter und Profaisten: 1. gen Bauptfeind thres Landes, Friedrich II, der ihr mütterlie' Bd. Gotha, 1832.

cher Dheim war, wo nicht abzuwenden, doch zu erleichtern ges Die gelehrten Iheologen Deutschlands, im 18. sucht. Mit der Zärtlichkeit einer Mutter und der Sorgfalt

u. 19. Jahrhundert. Neustadt a. 8. D. 1831'— 1835. einer Fürstin leitete sie die Erziehung Carl Augusts und 4 Bde.

feines Bruders Constantin, der erst nach seines Baters 6. F. Gellerts leben. Greiz, 1833.

Dude geboren worden war. Beiden wurde von Friedrich II. Fr. v. Matthifrons leben. Zürich, 1833.

der Graf Gör ; als Oberhofmeister empfohlen. Ihm standen Joh. Beinr. Bok Nach P. Beben u. Bir ten dar: als Lehrer und beständige Uufseher der Prinzen die beiden gestellt. Beimar, 1834.

(chäßbaren Gelehrten Seidler und Hermann zur Seite"). Fr. v. Schillero a uberlesene Briefe. Beię, 1834. Wie Fenelon einst für Frankreichs Dauphin seinen I clés N. verm. Ausgabe, Ebd. 1835. 3 Bochen.

ma ch schrieb, so dichtete Wieland für Cart 2 u gust und Nachlese zu Fr. v. Š chillers få mtlichen Werken. Scherchian, als Inbegriff alles Nüglichen und Edlen, was

deffen Bruder den goldnen Spiegel oder die Könige von Zeit, 1835. Rußlando pelden. Leipzig, 1835. *),

die Großen aus der Geschichte der Menschheit zu lernen has Joh. b. Müllers leben. Zeiß, 1835.

ben. Auch mit der Wahl des Herfules, die er damals Zu der deutschen Uebersegung von Shaffpear's Werken in EL- fchrieb, verband Wieland einen pädagogischen Zweck

. nem Bande (Schneeberg 1835) hat D. 11 Stüce gelies fönlicher Aufopferung und vorurtheildfreiem Streben, zur

unter folchen Männern ward Carl August zu pers fert; außerdem Beiträge zu dem Weimarschen Modejours nal, der Frauenzeitung, der Thusnelde, den Zeitschwin:

*) S. den Deutschen Ehrentempel. Serausgegeben von Wiko *) Bei Ueberreichung dieses Werks an Ihre Kaiserliche Hoheit, Helm þenning 8. Bo. XI. S. 48. fig. die Frau Großherzogin von Sachsen: Weimar, erhielt der Vers •) Beide berdyloffen, jener als Confiftorialrath, diefer als faffer eine goldene Dore, begleitet von einem eigenhändigen Bands Legatior Brath und Wufreher des Münzkabinets rühmlich und geach: (dreiben.

tet ihre Laufbahn zu Weimar.


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ren, sagen : Homo sum; nil humani a me alienum puto; und Auguft, um alle Merkwürdigkeiten Berlins kennen zu ler: bezeicnender hätten ihn die Bewohner Maylande, als er 1817 nen, acht Tage lang in dieser Residenz. Während dieser Zeit thre Stadt besuchte, nicht ehren können, als durch den Zuruf: nahm die Erschöpfung seiner Kräfte zu, und als er noch il principe huomo.

Ubends spät der Vorstellung der Eumeniden im Opern: zum höchsten Ruhm gereicht es Carl L u gust

, daß er eis hause beiwohnte, führte der Dunst und die biße in der dara ner der ersten deutschen Fürsten war, welcher das dem ges auf folgenden Nachti heftige Brustfrämpfe für ihn herbei. Nach: fammten Wolke 1815 gegebene Wort einer landständischen Ber: dem er von Berlin den 13. Juny abgereist war, langte er den fassung bald und ungeschmälert löste. Er versammelte 1816 14. Mittags von Wittenberg in dem bei Jørgau gelegenen eine auswahl aus den Ritterguisbesikern, den Bürgern und Schlosse Gradit an, wo er die große Stuterei in Augen: dem Bauernstande; mit ihnen wurde das Grundgesen ver: schein" nehmen wollte. Ungeachtet er fich dort wohler zu tragsmäßig verabredet. Um 5ten Mar des genannten Jahres fühlen schien, als seit zwei Tagen, so war ihm doch sein Ende trat die Berfassungsurkunde in's leben, und 1817, 1820, 1823 näher, als er es vielleicht ahnen mochte. Denn ein Schlags und 1826 find demnach die Landtage gehalten worden. fluß raubte ihm den 14. Juny 1828, Abends nach 8 Uhr das

Auch die Preßfreiheit fand an Carl du gust einen fråf: deben, als er am Fenster itehend, frische luft schöpfen wollte. tigen Beschüßer. Beider war indeß diese versprochene Frucht Die sterbliche Fülle des geliebten Lodten wurde nach Weis des deutschen Bölferkampfes, durch Verleumdung und Bosheit, mar geschafft und fand dort ihren Ruheplag. Denn alb. wie durch den Mißbrauch, den einige Individuen aus zu übers schon einige Jahre zuvor in der Residenz ein Gottesacker ana triebenem Eifer von dem huldreichen Geschende machten, wies gelegt und vom Stadtrathe zu Weimar Stellen zu Erbbes der zur Chimare. Dem edlen Fürsten blieb nichts übrig, als gräbnissen veräußert wurden, hatte auch Carl u gust ana dem Genius des Bösen nach Kräften entgegen zu arbeiten, fragen lassen, ob ihm eine solche zu Theil werden fönne. Uber auch die Wartburgsfeier (1817) und der zwei Jahre und als er fie nun bauen lassen, wurden Schillers Gebeine später verübte Mord 2. v. Kokebues führten für Carl uus zur Linken des Raymes gelegt, den seine Fülle iegt bedcat. gust manche unangenehme und störende Berhältnisse herbei. Shm zur Rechten wird einst Göthe ruhen und so auch noch

Entschädigung bot ihm dafür die Seburt eines Enkels am im Grabe das Wort wahr werden, welches einst der Dichter 24. Juny 1818. Auch der mit gda von Meinigen (0. 30. der Jungfrau von Orleans in prophetischem Geiste (prach : May 1816) vermählte Prinz Bernhard ward Bater von

Es soll der Sänger mit dem Fürsten gehen,

Sie beide wohnen auf der Menschheit Höhen. drei Söhnen und einer Tochter. Selbst der unglückliche Iheas terbrand im März 1825 hatte nur die Folge, daß Jeder fich

Bor vielen Fürsten hatte Carl U u gust es verdient, anstrengte, durch Geldbeiträge und Arbeitsamkeit die Auffüh vom Engel des Todes to schmerz: und leidenlos zur bessern rung einer neuen Bühne zu beschleunigen, deren erste Vor: þeimath abgerufen zu werden. stellung den Großherzog an seinem Sõjährigen Regierungos pertraut gemacht hatte, und außer seinen mannigfachen Tu

Daß er mit dem Gedanken an eine solche sich nicht selten jubiläum (den 3. September 1825) überraschte. Weimar und in der Umgegend mit Kränzen und Blumen ge äußerte er einst, ,wer seinen Gott glaubt," 'und als ihm ein: an jenem Tage und den folgenden sah man alle Häuser in genden

auch die der Frömmigkeit befaß, ist durch glaubwür:

dige Mittheilungen hinlänglich verbürgt. Ein Dhor ist," schmúdt. Dies Fest, dessen ausführliche Schilderung wir in mal die Frage vorgelegt wurde, auf welchen Anlaß er sich einem eignen Werke erhalten haben "), aus vollem perzen zu dem Studium der Butanit so eifrig zugewandt habe, gab er feiern, wie es ein fo augeliebter Fürst verdiente, war schon zur Antwort: „In den unglüdlichen Jahren 1806 und 1807, einige Jahre früher die schönste Hoffnung des Weimarisaen wo fo Viele an Gottes Weltreglerung zu zweifeln anfingen, Landes gewesen. Aber diese feltene Feier zu begehen, schien wantte auch mein Glaube. Da wandr' ich mich von den das Schöriste nicht schön genug, und jeder wetteiferte, den Un: Menschen zu den Pflanzen, um mir meinen Glauben dern zu übertreffen. Jenes Fest war um so ergreifender, da Er, dem es galt

, jugendlich träftig dastand, als wolle er noch zu erhalten, und mich in ihm aufzurichten." manches Jahr zu den funfzigen gesellen, in denen er fo weise ein Bild von Jesu entworfen, vor welchem er die tiefste Ucha

Uus den einfachen Berichten der Evangelisten hatte er sich und mild regiert hatte. Um das Filt auch bei der Nachwelt tung empfand, und sich_freute, dies Bild in der von dem für immer zu verewigen, urden zwei Bürgerschulen zu Wei: Generalsuperintendenten Dr. Rohr in Weimar herausgegebe mar und Eisenach bei dieser Veranlassung gestiftet. Bei dem

nen Schrift: Palästina x. wiederzufinden. Noch in seis bald darauf (den 7. Novemb.) gefeterten Jubiläum Göthens, nen legten Lebensjahren studirte er das Leben Iefu von Dr. bot fich dem edlen Fürsten erwünschte Gelegenheit, durch eine goldne Medaille, mit seinem, sciner Gemahlin und des Dich: pflegte er sich über den geheimnisvollen Zusammenhang der

Aber nur in vertraulichen Herzenbergießungen

Paul u s. fers Bildnisse geschmüct, der Nachwelt zu sagen, welch ein übersinnlichen und sinnlichen Welt zu äußern. Er erflärte zartes Band ihn an seinen treusten Freund und Diener dabei Wieles für nicht bestreitbar, was undere dafür halten, tnüpfe. Im Sommer 1826 hatte Earl august die Freude, die Einwirkung der Ahnen auf ihre Nachkommenschaft u. f. m.

z. B. die Iheilnahme der abgeschiedenen an irdischen Dingen, seinen Sohn Bernhard von einer beschwerlichen, aus re: Bei einem folchen Anlasse gedachte er einmal cines sehr ingem Wissensdrang unternommenen Reise aus Amerika wieder: feressanten Gesprächs, das er mit den verstorbenen Datberg kehren zu sehen. Bald. aber nach seiner Jubelfeier, bei wels über die sichtbare Ridkehr Vorausgegangener auf einer Abend: cher sein körperliches Wohlbefinden zu den schönsten Hoffnun: reise nach Erfurt gehabt hatte. Solthie Gegenstände indeß gen berechtigt hatte, ward eine Abnahme feiner Kräfte sehr öffentlich je verhandeln und förmlich zu vertheidigen oder sichtbar. Die sonst gewohnten Beschwerden und Bewegungen zu widerlegen, hielt er für so wenig angemessen, daß er einst ertrug er minder leicht. Noch auffallender zeigte sich dies, eine neuere Schrift, die darüber sichern Aufschluß persprach, als Carl Aug u st sein fiebzigstes Jahr erreicht hatte. Der veränderliche Winter von 1827 – 1828 war besonders für seis geradezu für abgeschmadt erflärte...,Wer," sagte er, balo neien und Mineralwasser denselben zwar erleichterten, doch Andachtstriebe oft Theil, und die Confirmationshandlungen nen Gesundheits - Zustand sehr nachtheilig gewesen. 218 Arge: unwillig, kann etwas darüber wtffen.

an dem öffentlichen Gottesdienste nahm er aus innerm keine eigenttiche Genesung herbeiführten, hoffte er diese in Teps feiner fürstlichen Enkelinnen waren für ihn sehe rührende lig zu finden. Zuror ater" wollte er noch den von der Prin- Feste. Nur beklagte er öfters, daß Sarthörigkeit ihm die zelfin - Enfelin Carl von Preußen ihm geborenen Uren: Sheilnahme an der öffentlichen Erbauung erschwere. Mit tel füffen, und nebenher die mannigfachen Verschönerungen desto größerer aufmerksamkeit lag er einzelne gedrudte Prein Zugenschein nehmen, welche tn Berlin während seiner 26digten anziehenden Inhalts. Auch die neusten Bewegungen wesenheit statt gefunden hatten. Eine nach Jeng und Dorn: auf dem Gebiete des Liturgischen verfolgte er mit vielem In: burg unternommene Luftfahrt, die ihm sehr wohl befommen terefie und erklärte fich nur für das Zwedmäßige und Bes war, bestimmte ihn den 29. May 1828 Weimar ju perlanen. währte, mitunter wohl auch mit Hinzufügung einer wlþigen Aber diese Reise wurde thm durch mancherlei förperliche Bez Bemerkung über die darin geschehenen Fehlgriffe. Nichts that schwerden, besonders durch kurzen Uthem und Schlaflosigkeit ihm mehr leid, als wenn es an Mitteln fehlte, den kirchliverbittert. Doch nöthigte ihm das Wiedersehen der Seinigen chen Bedürfnissen einzelner Gemeinden und thren Wünschen in Glienede bet Potsdam, wo er den 1. Juny unerwar: tot eintraf, das Geständnis ab, nie in seinem Leben einen zu genügen, d. B. eine eigene Kirche und einen eigenen Geists

lichen zu besigen. schönern Augenblick genossen zu haben. Begleitet von dem Gemahl seiner Enkelin, dem Prinzen Carl, u lexander o; seines Landes zu sorgen, gestattete er seinem Körper nur mes

Bei der rastlosen Shatigkeit eines Geiftes, für das Wohl þumboldt und dem “Major von Staffi verweitte Carl nig Ruhe. in seinen frühern Jahren genoß er regelmäßig

nur zwei bis drei Stunden Schlaf, und auch in den spätern

gestattete er fich, wenn er anders wohl war, wenig mehr. *) Weimars Jubelfest am 3. September 1823. 2 Ubthei: Nichts war thm verdrießlicher, als Aufschub von Geschäften, langen. M. 8 Kupfertafeln. Weimar 1825–26. gr. 8. welche für den Augenblid abgethan werden konnten und muss


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Sahre 1817 erhielt er die Würde eines Licentiaten, wenn Fehlerhaften bei uns aller Muth entfinft, wenn reizbaren 1819 die eines Doctors der Theologie. Nachdem er

Naturen unser Wesen widersteht, wenn höher gebildete, wenn einen Ruf als Generalsuperintendent in Coburg abges feiner gefittete Personen bei so mancher Gelegenheit an uns

an:

wie fommt das? lehnt hatte, von dem Herzoge von Sachsen Gotha aber

ftoß nehmen,

Eine Untwort erklärt dies Ulles: 06 fehlt uns aus besondeter Hochachtung zum Herzoglich Sáchfischen an 3 artgefühl. Kirchenrathe ernannt worden war, folgte er 1832 der

Bartgefühl! - So Manche nennen dich! So Benige fen: Berufung als K. Preußischer Bischof und Generalíupes men dich! – Wissen wir auch, wa6 Bartgefühl fei, meine rintendent der Provinz Sachsen, nach Magdeburg, wo

Gott hat uns fähig gemacht, Eindrüđc aller Art zu ema er noch gegenwärtig lebt, und in voller Kraft seines pfangen, und uns derselben bewußt zu werden; wir haben ebeln Geiftes regensreich wirkt.

Gefühi. Nehmen wir nun die Eindrücke, die auf uns gé:

schehen, gleichwohl nicht wahr, so find wir ohne Gefühl. Von ihm erschien im Druce:

Bemerken wir nur die starteren, so ist unser Gefühl stumpf. zur Beförderung wahrer Religiofitat. Schwes Wenn man dagegen mit Benigem auf uns wirken kann, so rin , 1796.

haben wir ein weiches Gefühl; wenn selbst leise Anregun: Schilderungen für den tende Christen.' Lünes gen dazu hinreichen, ein feines Gefühl; wenn fie uns burg, 1803

auffallend bewegen, ein lebhaftes Gefühl; wenn sie gern Predigten für denkende Verehrer Jefu. Lúnes in unser Innerstes dringen, ein tiefes Gefühl; wenn sie . burg, 1804 fgre. N. 2. 1807. 5 Inic.

zu fchönen Anstrengungen uns begeistern, ein edles Gefühl; øin weisungen auf das Eine was Noth ist. Lú: wenn sie uns geneigt machen zu helfen, zu Tegnen, ein mená neburg, 1812.

fchenfreundliches Gefühi; wenn wir endlich keinen Glaube, liebe, poffnung. Lüneburg, 1813. 4. 2. Eindruct, es sei von Innen oder von Uußen her, empfangen 182.

können, ohne auf der Stelle zu bemerken: was uns gerade Deutschlands Wiedergeburt. Lüneburg, 1814. 2. 2. nun zteme, damit unsere Würde underleßt bleibe, und dem 1818. 2 Thle.

Nächsten durchaus wohl, ja nicht wehe sei To haben wir Predigten über die leßten Schidsale unseres 3 artgefühl.

verrn. Lüneburg, 1816-22. N. U. 1826. 4 Ihle. Es kommt daher beim Bartgefühl auf mehr an, als auf Chriftus an das Geschlecht dieser Zeit. Lüneburg, ein blus gefühl dulles berz. Man kann bei aller lebendig: 1819.

keit, Weichheit, Stärke und Tiefe des Gefühls, doch sehr uns Gemälde aus der heiligen Schrift. fúneburg, art empfinden. Das Bartgefühl bezieht fich lediglich auf Ber: 1821.

meidung von Uebelklängen in der Seele. Reiner Wohllaut Drei Festpredigten. Bremen, 1827.

foll sein in uns, und in des Mitbruders berzen. Keine Jerus und Nikodemus. Lüneburg, 1828.

Saite, die diesen Wohllaut stören würde, Toll berührt werden; baja rus Uu ferwe dung. Lüneburg, 1828.

vielmehr soll immer nur das Passendste, das Edelste, das Würs Dic Gottesstadt und die low engrube. küns. digste geschehen. Dazu gehört aber ein sicheres, und in den burg, 1829.

meisten Fällen zugleich ein schnelles Entscheiden, damit der Aufeste predigt vor der nogarii Gemeinde. Bres genblic, auf den es vielleicht ankommt, nicht vorübergehe. men , 1832.

þat ein Mensch diesen reinen Wohlflangssinn, so, daß er nun Erste Predigt vor der Domgemeinde in Magdes weder in seine eigene, noch in der Nächsten Empfindung widrig burg. Magdeburg, 1832.

eingreift , vielmehr jederzeit schnell und richtig, mit Shaten Sirtenbriefe. palle, 1832.

und Worten, das Angemessenste trifft: fo befigt er Bartge: Biele einzelne Predigten u. s. w.

fühl. D. wird als einer der ausgezeichnetsten deutschen Kans Ueber dieses Zartgefühl lasset mich heute reden. Es fehlt zelcedner betrachtet und dies mit Recht. Da er eben vielen Menschen von Natur; aber fein Guter tít, der nicht

darnach strebte. Denn es ist eine der vornehmsten Zierden des so eigenthúmlich als bedeutend ist. - Glühende Begei

Glühende Begeir Christen ; es war der, schönste, der liebenswürdigste Schmuck im sterung, erhabene Würde, Reichthum der Anschauungen, Betragen unsers Herrn. Kraft verbunden mit Bartheit und Anmuth, glanzende Merket nur auf die Belehrungen, die das heutige Evans Diction und eine wahrhaft kunstvolle Ausbildung sind gelium über diesen Gegenstand uns ertheilen wird, und lafset seinen Vorträgen eigen. Das oft Ueberraschende feiner ung fie für unsere

Veredlung nüßen. Einkleidungen, Uebergänge und Wendungen ist von seis nach wir ringen,

Gott aber, der es uns gelegt hat, das herrliche Ziel, dars

der es erklärt hat, daß über Gemeines nen Gegnern hin und wieder mit dem Tadel der Ge- und Niedriges immer mehr unser Wesen sich aufschwingen soll, suchtheit belegt worden, ein Vorwurf, der aber als haltlos er stärke uns, und bereite für die Aufnahme alles Wahren wegfällt

, wenn man bedenkt, daß ein so reicher und tie- und Guten unsere Seelen. fer Geist, oft wieder Willen zu Ungewöhnlichem greifen muß, um die Fülle seines Herzens und seiner Gedan: ken bemeistern und ordnen zu können.

De rt,

Matth. 9, 18 - 26.

Inbem Jefus also mit ihnen redete, fiebe da tam der Predigt am 24. Sonntage nach Trinitatis.*) Dberfen Einer, fiel vor ihm nieder, und fprad : Berr, meine

Tochter ist gestorben; aber tomm und lege Deine Sand auf file, Im Jahr 1810 gehalten.

so wird fie in’s Leben zurüdkehren. Jesus stanb auf, und folgte

ihm mit seinen Jüngern, Bie kommt es, meine Brüder, daß wir so oft, und ohne : Unterwegs trat von hinten zu ihm ein Weib, das schon zw8if es zu wollen, andern unangenehm werden? Wie kommt es, Jahre lang den Blutfluß gehabt, und rührete seines Kleides Saum daß wir fie fo häufig bald durch Reden, bald durch Schwet: an, weil fie dachte: Könnte ich fein Kleid nur berühren, ro gen, tard durch eine Annäherung, und bald durch ein Zurüc: würde ich gesund werden.“ Jesus wandte fich um und bemerkte treten, bald durch unsere Fehltritte; und bald fogar durch uns 'fie. „Sei getroft, meine Tochter , srrach er, dein Glaube hat dir jere Berdienste in Berliger heit feben? Wie kommt es, daß wir geholfeni,“ Und das Weib ward gesund zu derselben Stunde. ihnen feine Wohithat erziigen fönnen, ohne sie zu demüthigen, Ießt kam er in des Obersten Haus. Uns als er hier nun ble und trinen Dank abstatten, ohne ihnen peinlich zu sein; daß Pfeifer sahe und das Getümmel des Wortes, sprad er: gehet aub wir fie zur Mifgunst reizen, wenn wir ihnen unsere Vorzüge einander. Das Mägdlein ist nicht toðt; fondern es fdläft. Da enthüllen, und gegen uns erbittern, wo wir fie tadeln müs- verladten fie ihn. Die Leute wurden jedoch entfernt, und er ging sen? Und wenn nun, zum Beispiel, Kranke besonders uns hinein, ergriff des Mägdleing qand, und es richtete fich lebend nicht gern um fich sehen, wenn Unglüdliche in unserer Nähe fich auf. noch elender fühlen, wenn Schüchterne zu uns kein berz haben, Die Nadhricht davon verbreitete sich in der ganzen umliegens

den Gegend.

*) Xus der Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit. 2. B. Gotha und Neus York, 1827.

Denkenden Menschen kann es nicht entgehen, wie man: nigfaltige und befriedigende Hufschlüsse über das Bartge:


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ward 1809 in Wien geboren, und studirte in seiner gedeihen kann, so würde er gewiß Großes Tchaffen, und Vaterstadt Philosophie und Jurisprudenz. Er ent sich mit der Zeit den gefeiertesten Namen in der Ges wickelte schon sehr früh äußerst glüdliche Anlagen und schichte deutscher Literatur beigefellen können. verfaßte bereits in seinem achtzehnten Jahr ein Schaus spiel, Meister Pilgram, das 1828 sich auf der Bühne außerordentlichen Beifalls zu erfreuen hatte.

Der Auferstehungsmann.*) Um reine dichterischen Fähigkeiten noch mehr auszus bilden, begab er sich 1829 nach München und kehrte

Novelle. dann auf kurze Zeit wieder nach Wien zurúd. Im

Der Doktor Goodfriday war eben von einer kleinen Lands Jahre 1830 ging er von Neuem nach München reise wieder nach London zurückgekehrt. Um feine junge Frau

. und von dort nach Baden - Baden, wo er thåtigen noch am späten Abend, da er nicht mehr erwartet wurde, zu Antheil an dem von Spindler redigirten Sgurnal, überraschen, hatte er dem alten James befohlen, mit dem der Zeitspiegel nahm. Nachdem er später eine Wagen bei einem Universitätsfreunde vorzufahren, bessen Haus Zeitlang, mit literarischen Arbeiten beschäftigt, in Trier Daheim; nichts destoweniger wurde des Doktors. Wagen in der

er wie sein eignes betrachten durfte. Der Freund war nicht verweilt, 309 er nach Frankfurt am Main, wo er Remise beherbergt. Goodfriday wünschte seinem James gute fich gegenwärtig noch als Dr. phil. und Redacteůr Nacht, drückte den øut tief in die Stirne , knöpfte den langen der von ihm gegründeten Zeitschrift, dér Phonit weißen ueberrod bis an den Salo zusammen, jog den Kragen befindet.

herauf bis zur Nase, steďte die Hände in die Seitentaschen des

Urberrods und wanderte nunmehr, unfern der Katharineas Er schrieb:

Docs, seiner noch etwas weit davon entleg'nen Bohnung zu.

Er befand sich seit noch nicht allzulanger Zeit in London Meister Pilgram. Schauspiel. Mien, 1829.

er hatte die erste Zeit seiner ärztlichen Praris in Orford, Die Wittelsbacher, Balladen. München, 1831. wo er geboren war und studirte, zugebracht ; das dumpfe 2 n Könige

und Wölfer. Canzonen. Stuttgart, 1831. Labyrinth der Weltstadt war ihm saher noch nicht ganz ges Berthold Schwa r 3. Novelle. Stuttgart, 1832.

läufig. 2m Ausgang einer engen Galje, die von mehrern ans Der Antichrist. Novelle. Leipzig, 1833. 2 Thle.

dern durchschnitten war, blidte er überlegend um sich, in Zweis Freund gain. Stuttgart, 1833.

fel, welchen Weg er einschlagen wollte. Ein schmugiger Kerl, Franz von Sidingen. Dramatisches Gesicht. Franks Seemann unstreitig, stand plöglich vor dem Dottor, fo unders

knirpfig, in einer Matrosenjade, mit breitfrempigem out, ein furt a. M. 1833. Erzählungen und Phantasieftü de Frankfurt, sehen, als wäre ce eben aus der Erde emporgewachsen, wie

.

er 1834. 2 Bde.

der Leufel, vor dem uns Gott behüte. Die Feu ertaufe. Erzählung. Frankfurt, 1834. 2 Bde.

„Þerr! habe ich Euren Willen errathen?" fragte der Phantasiegemälde. Frankfurt, 1835. 1836. 2 Bde.

Zudringliche, an der langen Gestalt des Doktors mit heimlis Geschichten und Mährchen für jung und uit. chem, selbstzufried'nem Lächeln emporblinzend. Der Doktor Frankfurt, 1835. 2 Bde.

war etwas verblüfft über den jämmerlichen Kerl, dessen frums Der Rache Schw a n enlied. Schauspiel. Stuttgart,

me Beine den kurzen, diden, schweren Rumpf faum tragen 1835.

zu wollen schienen. Ich weiß nicht,

stotterte et, Kronen und stetten. Roman. Frankfurt, 1835. 3 Bde. nicht sowohl verlegen, als vielmehr zerstreut, fast bewußtlos, Erzählungen, Gedichte u. I w. in verschiedenen Zeitschriften, Ihr Tout sehen, daß ich so viel Billigkeit im Seibe habe, als

ohne Zwed und absicht. Gud dam!" versekte der Matrose, Ulmanachen u. s. w. Außerdem gab er heraus:

irgend ein Fashionable. Bei'm lustigen Teufel und jener ang

muthigen Lady, seiner Großmutter! Sir! ich will Euch, weil Erholungsstunden. Frankfurt, 1834. 12 Befte.

Ihr der ehrenwertheste Herr seid, der fich ie mit ehrlichen ars Der Phönir. Zeitschrift. Frankfurt, 1835-1836. men Leuten in ein Geschäft einließ, so christliche Waare jus Unter den jüngern deutschen Dichtern ist D. unzwei- bringen als je in altengland geliefert wurde. Und ich will Felhaft einer der reichsten und talentvollsten. Im Be- werden, wenn ich, was den Preis betrifft, einen schäbigen

augenblidlich an einem der beiden Münsterthürme aufgeknüpft sig einer glühenden, stets rastlos wirkenden und schaf- Juden mache.“ Was willst du von mir ? was soll ich ?" fenden Phantasie, voll Innigkeit und Feuereifer får fragte Sir Goodfriday, der während der Rede des Matrosen das Gute und Schöne, beurkundet er in jeder neuen erniederte' der Matrose, ich bin ehrlicher als irgend einer

unschlüssig, wie in Iräumen, weiter gewandert war. Derr!" Leistung, welch hohes Ziel er sich gesteckt und wie un: meiner Kameraden, die je auf einem Hammof schliefen. Euer ablássig und ernst er demselben zustrebe, aber es fehlt Beficht ist mit wohl bekannt; ich sah Euch damit feit Kurzem ihm noch jene Ruhe und Besonnenheit, welche allein oft in die edle medicinisch - chirurgische Gesellschaft spazieren, das Leben giebt, und die der Kampf mit schweren Ver- und habe es auch, als ein achter bischöflicher Christ, der mit hältnissen, bisher in ihm auszubilden verhinderte. 218 freien

Augen eine halbe Meile weit ficht, nicht vergessen, wie

Ihr mich öfter bemerktet. Es ist Niemand hier in der Nähe dramatischer Dichter erscheint er am Glüdlichsten ; fein Sir! und wir können ungestört sprechen. Im Voraus müft Franz von Sidingen enthält viele wahrhaft schöne Sces Shr mir geloben, daß Ihr mich nicht verlafsen werdet, wena nen, und ein reges, der Natur entlehntes Leben. In ich vielleicht Screinst an allerlei Krankheiten in Greenwich das feinen lyrischen Productionen, so künstlerisch dieselben auch nieder liegen sollte." „Rerl," rief der Doktor, mich glaube,

du bist dem Pallast von Bedlam entsprungen. Mit Nichs meistens gehalten sind, låßt er sich zu Tehr von dem ten!" erwiederte der Matrose demüthig ; ,,ich habe, Gott sei Strome seiner Gedanken und Anschauungen fortreißen, Dant! noch etwas birn in meinem Kopf; freilich, wer weiß, und behauptet nicht jene Klarheit und Rundung, die welcher Schutte meinen armen Schädel mit seinem geringfüs zur Vollbringung eines Kunstwerkes unerläßlich sind, gigen Inhalt schon bei meinen lebzeiten verkauft hat. Nun! auch schlägt er zuweilen, im Drange Gewaltiges zu schaf- fauft fich wechselseitig bei bebendigem Leibe für den Fall des

das geht eben von Einem zum Undern. Derr! unser eins pers fen, die Sprache in zu schwere Fesseln. Als gewands Aufterbens; ich Tomas Polecat bin vor manchem Soms, James, ter erfindungsreicher Erzähler bewährt er sich mit je- John, Nict und so weiter nicht ficher. Aber zur Sache, Derr! dem neuen Werke immer mehr und mehr und hat be- Es wird bereits spät; wir willen zum Ziele cilen, sonst vers sonders in einigen kleineren Leistungen sehr glüdliche fäume ich die Stunde, um die fich Fashionables unsrer wat', Anlagen für das echt Komische beurkundet. Håtte der ren Zunft, die Resurrections - Men, zu versammeln pflegen." talentvolle D. eine sorgenfreie, reiche Jugend verlebt, oder gewahrte ihm ein gütiges Geschid jene regensvolle, *) Uus: Erzählungen und Phantafiestüđe. Bon Eduard fessellose Muße, in der allein ein Dichter vollkommen Duller. 1. BD. Frankfurt am Main, 1834.


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die das leben empfing, um von ihrer Mutter dereinst thr Elend worten meine Seufzer, und die Landschaft rings um mich her zu erben, lernt in meinen Armen, an meiner Brust, an meis scheint in melancholischer Stille meine Schwermuth zu empfins nem Herzen von mir weinen, und das Geschäft beginnen, wozu den. Den Unglüdlichen trauert und weint alles. Wo findet fie geboren wurde.

er eine Freude? Die Freuden flüchten vor ihm; et bringt alAch, von mir empfing fie diefes Leben, diese traurige Erbs lenthalben feinen Kummer mit; er steďt die ganze schöne Nas schaft und von Dir. Hat sie einen Bater? - Ein Vater tur mit seiner Iraurigkeit an. würde ihre Mutter nicht vergessen. Wenn er sie auch vergess Oft ruft mich der Morgenstern erst unter der feuchten sen könnte, To würde thn die Tochter an die Mutter erinnern. Laube, welche die einfältige Hand des Landmanns aus Linden über die Bande des Bluts find dem nicht mehr heilig, der die geflochten, aus meinem Tiefsinn. Da denke ich, wer ich war, Berbindung der Liebe vergeffen hat.

und wer ich fein fönnte; aưe goldne Stunden meiner glüdli: Wärest Du nur getreu, wie gern wollte ich mehr, als chen Liebe, alle Freuden, die ich genoß, alle Entzüđungen, diefes dulden, wenn noch mehr zu dulden sein fann! Die Hoff- die ich hoffen konnte, gehen da durch meine Gedanken. Mein nung, diere göttliche Stärkung, die den schmachtenden Elenden Herz flopft, meine Wange glüht, ich vergesse mich, aber nur erquidt, aufrichtet, in's Leben zurück verseßtwie der Thau einen Augenblic! Dann erwache ich wieder, fühle, wer ich der Morgenröthe das von der Hiße des Mittags hingewelfte bin, falle aus der Freude in meine Verzweiflung zurüd, und Kraut, würde mir alles, alles erleichtern. Ich könnte der 'meine Thränen tränten mit dem Thaue die Blumen, die zu "Vergebung der Menschen entbehren: denn ich weiß, der Him- meinen Füßen verwelfen. mel hat mir vorgeben. Ich fönnte den Schimpf der Welt er:

Oft, wenn ich so fige, wenn ich meine bande falte, wenn tragen; unsre Berbindung würde ihn auslöschen. mich mit dem Bewußtsein meiner Jugend gegen die Verach- dem ersten Morgenweihrauch, der von dem Opferheerde der

Ich könnte mein Herz seine Seufzer, und mein Auge seine Thränen mit tung meiner Feinde trösten. Uber Du hast mich verlassen, Natur aufwalt, gen şimmel gesendet; wenn dann mein ver: legte, legte Hoffnung meines Lebens, auch Du!

Doch ich will Deine Untreue Deinem Herzen nicht zuschrei: wachte. Saupt, gleich der entschlummernden Blume, hinfinkt ben. „Du bist nicht grausam genug, unglücklich zu machen. auf meine Band; wenn die Müdigkeit den Schlaf ruft, und Du bist zu edel, ein Vergnügen in den Thränen einer Ber die Gedanken fich tief in meine Seele zurüczlchen: To spielen trogenen zu finden. Du bist nicht so undankbar, eine unaus. den Du mir versagst. Ich sehe seinen werthen Schatten, rufe

Träume um mich, und geben mir meinen Geliebten zurück, (prechliche Liebe mit Gram und Schande zu belohnen. Du felbst hast oft den Fluch über die Verführer meines armen Ges ihn an mein Herz. Uch, furze Freude! Gr" entflieht; die

thn, strede meine Hände nach ihm aus, umfasse ihn, drüde schlechts gesprochen, welche mit der Hölle die Freuden über Angst weckt mich aus einem schönen Traume zu einem unglüd: den Fall einer Unschuldigen theilen. In Deinen Augen brannte lichen Leben, und meine Augen fangen ihr trauriges Geschäft ein schöner Eifer, und jede Deiner Gebohrden entsprach der

wieder an. Heftigkeit Deiner Worte, womit Du Deinen Abscheu ausdrück: test. Ich sah edle Thränen über Deine Wangen gleiten. Ich

Uuch wachend betrügt mich oft die Einbildung. Oft glaube hing starr an Deinen Blicken, mein Herz klopfte, ich weinte ich, wenn in der Stille der Mitternacht die Gebüsche um mich mit Dir denn wann habe ich nicht mit Dir geweint ?

rauschen, wenn der Mond seine Silberstrahlen durch die zers Ich sah -- und feufzte in einer frohen Wehmuth – Deine Bes streueten Bäume wirft und seltsame Gestalten aus licht und wegung, wenn Du von solchen Geschichten redetest, als

Schatten bildet, welche die Phantasie auszeichnet, Dich von nun die unsrige ist.

ferne zu sehen, oder Deine Fuftritte zu hören. Ich sehe be: Wie liebte ich Dich um dieses edlen, dieses fühlenden Ber: gierig dahin, ich lausche; jedes Gelispel der Blätter, die der zens willen! Mein thránendes Auge ich weiß nicht, ob es sterbende athem des Westes bewegt, gießt Schauer auf mich mehr aus Mitleid für die Unglüdlichen, oder aus Zärtlichfeit herab. Mein Herz klopft stärker, und mein schmachtendes Auge für Dich weinte war auf Dich geheftet. Ich sah den Him {ucht den, den meine Sehnsucht sich wünscht. Aber umsonjt! mel in Deinen Bliden. Dann fant ich an Dein Derz, dann die Gestalt verschwindet, sobald der Mond seine Stellung der: drüdte ich Dir die Hand, fonnte nicht reden, weinté meine ändert; die Winde ruhen, alles wird melancholische, öde Stille Empfindungen, trüdte Dich voll Inbrunst an meine Brust. –

und Einsamkeit. Wie sollte ich einem solchen Serzen mißtrauen! Wie fönnte Wann wird fein Iraum mich mehr betrügen? Wann ich glaubeu, daß Deine Thränen ohne Empfindung und er: werde ich Dich wiederfinden? Jenseit des Grabes ? ach, künstelt flossen! Thränen hat die Natur dem Elende und der werde ich stark genug sein, diesen öden, diesen vielleicht lans Tugend gegeben, die sich des Elends erbarmt. Der spottet gen zwischenraum des Lebens, mit standhafter Geduld zu ers der Natur und verlacht ihren Schöpfer, wer diese heiligen fragen ? Werde ich nie über Dich seufzen? Ihránen nachahmt, um zu verführen und unglüdlich zu ma: Benn Du mich verlassen willst, so solltest Du mich doch chen. Die Bosheit hat keinen höhern Grad, als die Heuches nicht ganz vergessen. Bin ich Dir so gleichgültig, daß auch lei, die die larve der Jugend mißbraucht, um die Unschuld tein Gedanke Dich an Deine Cleone, oder an die trustlose Muts unter die Füße zu treten.

ter Deiner Tochter erinnert? Benn der Name Cleone das Eyanens Fall, was für Thränen zidang er aus meinen erz des liebhabers falt laßt: so sollte doch der Name Mut: Hugen! Ach, hast Du es vergessen? Du fluchtest ihrem Ber: ter den Bater rühren. Bin ich keiner Zeile würdig, oder bes führer: Sie fiel, wie ich nun gefallen bin. Wie lutete darf ich vielleicht Deinen Trost nicht? Wie sehr würde eine mein Herz bei dem Unglüc meiner Freundin! Es weissagte Zeile mich aufrichten! Diesen Iroft solltest Du mir nicht ver: fich vielleicht sein eignes Schidsal. Du empfandest ein gleiches sagen, wenn Du nicht mehr liebst. Ach, wie wenig ist nicht Mitleiden, und suchtest mich umsonst zu trösten. Urme Onane! ein Drost für diejenige, welche Liebe hoffen und fordern seufzte ich noch glüdliches Mädchen, in Deinen Armen, an durfte! Deiner Brust. Ich wußte nicht, daß diefer Seufzer mir selbst Wenn Du noch Aber was hoffe ich ? Ich bin vergesgelten würde. Cyane bedurfte ihn nicht: der Tod entriß fie fen, wie ein Todter, vergessen! Ich sehe keine Zeile, ich höre der Schande und dem Gram. Aber über die, welche lebt, um feine Nachricht von Dir. Meine Liebe forscht umsonst: und beides zu empfinden, wer wird über die seufzen! Wer bezahlt was entgeht der Nachforschung der Liebe? Das Gerücht scheint thr mit einer mitleidigen Ihräne den Tribut, i den fie feiner Deinen Namen, oder doch den Winfel der Erde nicht_ju Unglüdlichen versagte? Unglücklicher Zustand, wenn wir mits kennen, wohin mein Schidsal mich verbannt hat. Wir find leiden verdienen! Solche Thränen find Zeugnisse, wie sehr so getrennt, wie die, welche Erdstriche und Meere trennen; elend wir find! Ach, ich hoffte ein ganz anderes Schidsal. getrennt, wie die Lebendigen und Todten. Nicht zähren, die die Barmherzigkeit fallen läßt: Stüds Uber Du weißt, wo ich bin ; Du weißt, wie verlaffen, wünsche hoffte ich, ich hoffte, beneidet zu werden.

wie elend! Wenn mein Zustand Dich rührte, so würde nichts Wäre Dein Herz schuldig; wäre es solcher Berstellung Dich zurüchalten können, Deine weinende Cleone zu sehen. und dieser Untreue schuldig, elender Enneas! Dein Fluch, Reine Gewalt ist stark genug, die Liebe zu überwinden. Berge dein Fluch! - Du wärst noch unglüdlicher, als ich! - Nein, und Strome find geringe pindernisse für fie. Wenn Ketten ich will Dich, auch wenn Du mich verläsjest, nicht schuldig thre Hände fesseln, To weiß, sie sich der Retten zu entledigen, glauben. Ich will mich bereden, daß ein unvermeidliches oder wenigstens ihren Seufzern den Kerfer zu öffnen. Und Schicksal Dich mir entreißt. Wie fönnte ich Dich boshaft nur ein Seufzer, wie viel redet er nicht! denfen, ohne mein Unglück durch eine neue Dual zu vers Warum höre ich nichts von Dir? Wenn ein eifersüchtigrößern!

ges Auge über deine Sandlungen wacht; wenn Du nicht was Oft geh ich am Abend, wenn Dunkelheit und Stille die gen darfst, zu schreiben: hast Du denn keinen Freund, dem Gegenden so ode macht, als mein Herz', in'. Einfame, wo Du einen Gruß an Deine Eleone anvertrauen fannst?' War keine Neugier die Seufzer des Unglüdlichen behorcht, und über: rum fommt nicht einer von Dir, der mir in Deinem Namen lasse mich, unter finstern Gebüschen, meinem Gram. Ein sagt, daß Du mich liebst? Ich verlange feine weitläuftige traurig rauschender Bach murmelt in meine Klagen; der thaus Erzählung Deines Schidsals, keine lange Entschuldigung Deis ende gimmel scheint mit mir zu weinen, die Sebüsche beantă nes Schweigens! Ach, ich verlange nur eine furje Bersichers


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ligen Bande wieder zerreißen folyten, die schon vor dem Zuge ftiger sein : liebe, der Grundfäße und Bernunft zu Hülfe kommen, Gottes fest geschlossen sind. Keine Gewalt jou sie zerreißen, ist dauerhafter. Sie vermeidet die Sorgen, und beugt dem har: feine als - Bottes ! uch, wie oft habe ich zu Dir hinges ten Schidsal vor, das Uebereilung und unvorsichtigkeit gern feufzt! wie oft war ich entschlossen, alle andre Vortheile zu zu beftrafen pflegt; sie legt einen festen Grund zu einer daus berachten, und bei Dir mein ganzes Glück zu suchen! Uber erhaften Zufriedenheit, und entfernt von den Lagen der Zu: - soll ich Dir noch Dein hartes Schidsal unerträglicher ma: kunft den Verdruß und die Sorge, welche auch die glüdlichste chen? Soll ich sagen, wie unglüdlich Du mit mir sein Vereinigung und die zärtlichste Liebe stören und schwachen tóns wirst? Mein þerz blutet, wenn ich mich der schrecklichen Be: nen. Šieh, meine Cleone, also ist diese Bernunft, der ich trachtung überlasse, daß ich so gar unglüdlich bin, mich bei jego cine Gewalt über mein Berlangen einräume, nicht we: Dir nicht entschuldigen zu dürfen! Nein, Cleone, mit der niger Liebe für Dich : . und Liebe und Vernunft müssen endlich Entschuldigung müßte ich Dein Herz durchbohren, Dein Herz, alles überwinden. das schon zu viel gequält wird. Wüßteit Du, wie grausam mein Schicksal ist! Aber laß mich diese Erzählung für eine

Was fönnte uns vor einem unglüdlichen leben schüben,

wenn ich mich jego blog dem Wunsche meiner Liebe überlassen bessere Stunde aufbehalten, wo meine Standhaftigkeit allc diese Hindernisse überwunden hat, und wo ich meine Gleone wollte? Meine Mutter hat geschworen, mich zu enterben,

wenn ich ihrem Willen zuwider lebe. Sie muß durch Güte in meine Arme, an mein Herz schließe!

Der Zorn meiner Mutter ist unversöhnlich und unerbitt: gewonnen werden, wenn ihr Schwur unfräftig werden soll. lich; die Thränen ihres Sohnes fliefen alle umsonst

. Verges als daß ich fie erzürne, und ihr Zurn, nur ihr Zorn ist schred:

Folge ich meiner Neigung, ach Clevne, so ist nichts gewisser, bené bemühe ich mich, die Feindschaft beizulegen; alle Por: Ftellungen sind umsonst'; sie schäft die Eide, die ihr in der pige itens wird mein Gehorsam sie rühren. Ich merke schon, daß

tich. Ich werde sie endlich durch Güte gewinnen, wenig des Zurnes entfuhren, viel zu heilig, um unsere Verbindung ihr Eigensinn nachläßt. Bormals drang fie mit größerer Hef: zu erlauben, und umsonst stelle ich ihr die Cide vor, die mich tigkeit in mich, und forderte von' mirmit Dir verbinden. - Welche Eide find heiliger, o Himmel!

darf ich es sagen? Eide der Feindschaften oder der liebe? Sie droht mir den vergessen habe, daß sie meine Mutter war, wahrhaftig, so

einen Schwur, Dich zu vergessen! Uber wenn ich jemals Fluch! Der Fluch einer Mutter ist schredlich: aber fann er war es in diesem Augenblice! da war ich meiner liebe nicht den treffen, der tugendhaft handelt?

War Sieh, Cleone, das ist das Schidsal Deines unglüdlichen mächtig, und goß frei mein ganzes berz vor ihr aus. Enneab!" Von folchem Kampfe wird mein þerz gefoltert! fie beleidigt, so muß mich ihr Antrag entschuldigen. Man Soll ich mich von allem Gehorsam gegen eine Mutter losi fann nicht ohne alle Beleidigung reden, wenn man uns ein reißen? Wirst Du teiden, daß sie über mich seufze?

Laster zumuthet.

Zwar ungerechte Seufzer ; aber doch Seufzer einer Mutter! Ach,

Vielleicht wurde fie gerührt: denn seit der Zeit hat fie fich flehe mit mir den pimmel an, liebste Cleone, der uns nat gescheut, eine Untreue von mir zu begehren. Sie verlangt prüft,, dag er die Prüfung endige! und laß mich arbeiten, feinen Eid mehr, und meine Bitten werden endlich noch ihren daß ich die Feindschaft endlich beilege. Dann kann ich Dich Eigensinn überwinden. Aber wie lange werde ich noch nach mit ruhigerem Gewissen besigen; dann fann auch fein Engel Dir seufzen? Wie lange, meine Cleone, wirst Du mir ent: unsere Verbindung fträflich finden.

gegen buffen ?

2, daß ich diese Frage zu Deiner und Doch ich weiß, sie ist unsträflich; sie ist mehr als un:

meiner Beruhigung nicht beantworten kann. — Bielleicht werde sträflich, sie ist gerecht; und stråflich würde es sein, sie zu ich selbst diesen grausamen Zwang nicht lange mehr ertragen trennen. Ich weiß auch, selbst der Fluch einer Mutter, dies fönnen. Jeder Tag vermehrt meine Liebe und meine Unge: ser im Zorne entwischte Fluch, den sie vielleicht bereut. und duld! Ich bin wie ein Gefangner; jeder merft auf meine doch für unverleßlich hält, műfte fraftlos sein, und der Dim Handlungen, jeder sucht meine Entschlüsse auszuforschen und mel würde ihn nicht achten; aber soll ich des Vergnügens be verfolgt mich auf allen Tritten. Ich habe keinen Freund um raubt sein, Dich durch meine Verbindung glüdlich zu machen? 'mich : alles ist Verräther. Könnte ich noch frei mein Herz Soll ich unsre Vereinigung mit Sorge für die Zukunft ans ausgießen und alle meine Empfindungen und Gedanken schrei: fangen, und Dich vielleicht – denn wer sieht alle Zufälle vor: ben, To würde mir dieses noch ein Trost, und Dir eine Er: aus in Kurzem an dem Nöthigen Mangel leiden sehen? leichterung sein, Uber wem soll ich meine Geheimnisse vers Mangel und Armuth sind schreckliche Feinde der menschlichen trauen? Durch wem soll ich meiner Clevne meine Seufzer Glüdseligkeit! Je mehr wir uns lieben, je stärker würden übersenden ? Uber laß uns die Prüfung des pimmels wir uns drücken. Zwar auch nicht die ärmuth selbst follte eroulden; es wird gewiß cine desto größere Glüdseligkeit darmich abhalten, redlich zu handelní und es wäre eine elende auf erfolgen. D, wie entzüdt mich der Gedanke, wenn ich Entschuldigung, wenn ich diese anführen wollte, um unsre Ver: mir das Vergnügen vorstelle, 'das uns unsre Verbindung uns einigung auf ewig aufzuheben. Ein redliches Herz hat feine erschöpflich geben wird! Wie werde ich meiner Oleone entge: andere Entschuldigung, sich von seinem Versprechen los jus geneilen und ihr getreues øerz an mein øerz drücen! Wie machen, als eine unwidertreibliche unmöglichkeit. Es verlangt wird sie mir mit Freudenthränen im Auge und mit uffnen Ur. feine Entschuldigung, und verwirft alle Vorschläge des Eiz men entgegenfliegen. Und wie ivird eine der ersten Stunden, gennußes oder Enrgeizes mit Verachtung; aber wenn es hofs wann wir uns wiederfinden, Jahre voll Kummer und Sorgen fen kann, durch einen kurzen Hufschub der Erfüllung seines bezahlt machen! Persprochens, fich in den Stand zu regen, sein Wort vollkom: Kann indeß dieses noch eine Beruhigung für Dich sein, men" erfüllen zu können und demjenigen, den dieser Uufschub meine Geliebte, daß unsre Trennung nicht lange mehr dauern Ihránen gekostet hat, diese Thränen durch überwiegende Glück: foll; so höre noch meinen lebten Entschluß und beurtheile dar: seligkeit zu vergüten: so sage: was darf er wählen ? aus meine Liebe. Wenn ich sehe, daß meine Bitten das berz Schreibe es feinem Mangel an Liebe zu, daß ich so weit sehe: meiner Mutter nicht rühren und daß fie vielleicht sich zu lange ich weiß es, meine Geliebte, liebe, heftige Liebe ist kurzsich meiner gehemmten Forderung widerlegen würde, so will ich tig; fie reißt fich von den Fesseln der Vernunft los, und Gelegenheit suchen, mich auf einige Tage, unter einem unver: wenn sie durch einen Abgrund müßte, lo fliegt sie ihrem Ge- dächtigen Vorwande, zu entfernen; und dieser Tage einer genstande zu. Allein glaube nicht, daß ich nicht zu fämpfen fou unsre Liebe durch heilige Bande unzertrennlich machen. hätte: was ich thue, das thue ich mit Gewalt, dem Bun: Nur um Dich zu beruhigen und Dir allen Zweifel zu nehmen, fche und Entschlusse meines Herzens entgegen. Ladle es jeßt, Cleone, habe ich diesen Entschluß fest gefaßt. Ich fehre ins daß meine Liebe meiner Vernunft so viele Gewalt erlaubt deß zu meiner Mutter zurück und unsere Verbindung bleibt ich hoffe, fie roll ihr die Strenge vergeben, wenn sie diefelbé bis auf den glücklichen Uugenblic verschwiegen, wo ich endlich mit' Ruhe und desto größerer Glüdseligkeit vergüten wird. thren Eigenfinn überwinden werde. Erwarte bald entwedet Beftige Liebe, die sich bloß ihren Wünschen überlast, mag brün: diese Stunde, oder die Nachricht, das wir ganz gludselig find.


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Da tönts: ,,Wer ruft mir ?'dumpf herauf von innen,
,,Uch , rettet mich an's Tageslicht hinauf!"
ünd úlf erstarrt, fein Blut, es will gerinnen ;
Schon will er finken, rafft sich wieder auf,
Und reißt fich los, und will behend von hinnen z Die Ritter doch erfassen ihn im lauf, Und halten ihn, und winden aus den Händen Den Dolch ihm, der sein Leben sollte enden.

Und wieder ruft Giselda starf hinunter: Giselda ist es, Trauter, die dir ruft: în Lust und Wonne geht das Herz ihr unter; Dich wieder zu erschaun aus dumpf’ger Gruft, Ein Hängseil lassen flugs wir dir herunter ; D'ran schwinge dich empor jur reinen Luft!" Und wie sie's ruft, da fommen schon in Eile Die starken Diener mit dem langen Seite.

Nicht lange währt's, da ziehur, mit freud'gem Bangen,
Den Ritter fie an's Tageslicht hervor.
Er springt heraus, vom Jubelgruß empfangen,
Giselda schlingt am pats fich ihm empor; Die Freunde all' an seinen lippen hanger,

Der Ritter feiner fehlt in diesem Chor; | Der Königêgreis bedeckt ihn heiß mit Küffen, Ihn, den ein Wunder nur erretten müssen.

Doch plößlich wendet Waldemar die Blide, Erschauet Ulf, und raset auf ihn ein : ,,ba, Mörder, dich entlarvte das Geschicke, Und Gnomen mußten meine Schüßer feyn ;

Doch du, Berworfner, büfe deine Jude
þer mit dem Schilde, Frecher, er ist mein !
Dein Schwert heraus, ich will dich niederfämpfen,
Den glüh’nden Şaß auf ewig dir zu dämpfen!"

Den Schild entreißt er ihm, ihn hoch erhebend,
Dem König und den Priestern zugewandt,
Da sihalt Gejauchz', die weite Luft durchbebend:

O Teht, nun ist er in der rechten band !"
Wie eine Sonne, ob dem Haupt ihm schwebend, Erglänzt im Schilde feurig der Demant; und rings am Rande die Gesteine flammen, Und fließen all' in eine Glut zusammen.

Erwacht, erholt vom ersten freud’gen Schrecken,
Beginnt der König: ,,3ähme deine Wuth,
D Waldemar! dü follit dich nicht beflecken,
Dich schänden nicht mit Basiliskenblut. Den Niedrigen soll ew'ge Nacht bedecken, Berzehren mag ihn giftige Schlangenbrut; Hinab mit ihm; zur Lust den ew'gen Göttern, Soll sein Gebein am Grunde sich zerschmettern!"

Erfüllt wird das Gebot, und drunt am Grunde
liegt der Verräther. Sterben kann er nicht;
Die Gnomen ägen täglich ihm die Wunde, Die immer auf, mit neuen Schmerzen, bricht; Denn Gnomen sind mit Guten nur im Bunde, Doch grimmig hassen sie den Bösewicht. So walten sie im Dunkel, streng und milde, Wie ihr vernommen habt im Lied vom Schilde.

Christian August Gottlob Eberhard

warb im Jahre 1769 zu Belzig im preußischen Her: þann chen und die Rüchlein. Idyllisches Gedicht. zogthume Sachsen geboren, und erhielt feine Bildung palle, 1822 und öfter. in Halle, wo ihn die Familie von Madai, nachdem

Der erste Mensch und die Erde. Sonu. Ged. Galle,

1828. er im zwölften Jahre seines Alters feinen Vater vers

Sämmtliche Schriften. Salle, 1830. 20 Bde. loren hatte, als Pflegesohn zu sich nahm. Er studirte Gemeinschaftlich mit Lafontaine: Salina. nun, jedoch ohne besondere Neigung, Theologie und be: palle, 1812-1816. 8 Thle. schäftigte sich dagegen vorzugsweise gern mit Kunststu

Einzelne Erzählungen Gedichte u. f. w. in den dien und bellettristischen Arbeiten. Mit diesen Leistes

Zeitschriften: Joas Blumen för b chea, Bos

der's Erholungen, u. s. w. ren, welche er ohne Nebenabsicht, nur zu seinem Ver: gnügen verfaßt hatte, trat er erst spåter und zu Anfange Gesunder und treffender Wit, Kenntniß der Welt und anonym hervor, machte dann von dem Honorar, wel: des Lebens, feine Characteristik, Anmuth und Lebendiga ches ihm dieselben' eingetragen hatten, eine Reise an den keit der Darstellung, bei edler Einfachheit und Natur: Rhein, im Sommer 1793, und widmete sich nach seinerlichkeit, verleihen Eberhard's erzählenden Leistungen eis Růdkehr besonders physiologischen und pathologischen nen dauernden Werth und weisen ihm seinen Rang Forschungen. In der Folge nannte er fich bei seinen neben den besten deutschen Schriftstellern in diesem dichterischen Arbeiten, zeichnete sich vorzüglich als erzähe Sache an, Hinsichtlich seiner übrigen dichterischen Leis lender Schriftsteller aus, und hatte thắtigen Antheil an stungen hat ihm seine echte ungeschminkte Herzlichkeit den von seinem Freunde Becer herausgegebenen periodis und sein reiner Sinn viele Herzen gewonnen, und wenn schen Schriften, so wie er auch gemeinschaftlich mit La- er hier auch mehr nachahmend als originell erscheint, fontaine die Zeitschrift Salina herausgab. Nach dem so verdient doch vieles, das aus feiner Feder floß, nas Tode eines anderen Freundes, des Buchhandlers Schiff

, mentlich sein , Sannchen und die Küchlein," mit volübernahm E. die Leitung der Renger'schen Buchhand: lem Rechte die Anerkennung die ihm in so reichem lung, so wie er seit 1818 seine Mußestunden dazu Maaße zu Theil ward. anwandte, eine Felfenhöhe zwischen Giebichenstein und Halle anzubauen und in eine schöne Gartenanlage ums zuwandeln. Hier lebt er noch jegt in einem anmuthis

N ur keine M e 8 alliance! *) gen Landhause, allgemein geschågt und verehrt.

ẽ r 4 & 5 [ u n Seine Schriften sind: rop kafleur's Werke. Halle, 1798.

In dem schönen Dorfe 21selheim liegen die Höfe zweier Ferdinand Berner. Sale, 1802. N. A. 1808. 2 Sh. Hufe refidirte Jahr aus Jahr ein die Wittwe des hochseligen

Rittergüter dicht neben einander. Auf dem sogenannten alten Prins Fet-Ela f. Salle, 1803. Gesammelte Erzählungen. Leipzig, 1803—7. 4 Thle. Sof war an den Regierungérath Wangold verfauft, weil der

Herrn Kammerjunkers von Rollbed. Der sogenannte neue Die Witt we. Lustspiel. Halle, 1805. Federzei ch n ungen. Balle, 1805.

Herr Kammerjunfer die legten zwanzig Jahre seines Lebens Sicharioth Krall. Salle, 1807. Sankt Sylvester. Posse, 1810. Flatterrosen. Halle, 1817.

Eberhard's gesammelten Erzählungen. Halle u. Leipzig, Bestold und fein Freund. Halle, 1823. 2 Thle.