Ab welchem ct wert corona nicht mehr ansteckend

Ab welchem ct wert corona nicht mehr ansteckend

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Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet werden, müssen in Quarantäne. Über die Wichtigkeit, weitere Ansteckungen durch positiv getestete Personen zu verhindern, herrscht Einigkeit. Weniger klar ist jedoch die Frage nach der Länge der Quarantäne und danach, wie ansteckend ein Patient überhaupt ist. Bei Viruserkrankungen ist es grundsätzlich so, dass die Viruskonzentration, also die Menge der im Körper vorhanden Viren, im Laufe der Zeit abnimmt. Leiden Menschen an Symptomen von Covid-19, ist die Ansteckung in aller Regel schon einige Tage her. Das positive Testergebnis besagt dann grundsätzlich, dass Viren im Körper vorhanden sind – es trifft jedoch keine Aussage über die Viruskonzentration, also wie hoch die Menge der Viren ist.

Ein positives Testergebnis kann auch dann noch auftreten, wenn die Symptome bereits abgeklungen sind. In aller Regel wird aktuell so gearbeitet, dass die Isolation von Patienten und auch die Quarantäne betroffener Personen erst dann aufgehoben werden, wenn negative Testergebnisse vorliegen, meistens zwei innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Negativ werden die Tests aber erst, wenn keine Viren mehr in den Abstrichen nachweisbar sind. Auch die Aufhebung von Isolation oder Quarantäne richtet sich also nicht nach der Höhe der Viruskonzentration, sondern nur nach der Frage, ob überhaupt Viren vorhanden sind.

Die Viruskonzentration kann jedoch eine ganz entscheidende Rolle bei der Frage spielen, ob Patienten überhaupt ansteckend sind. Damit wäre sie auch ein entscheidender Faktor bei der Länge der Isolation. Theoretisch könnte ein Patient, bei dem noch Viren vorhanden sind, der also positiv getestet ist, nur noch über eine so geringe Viruskonzentration verfügen, dass er keine anderen Personen mehr anstecken kann.

Die Idee, in Zukunft über die Menge der Viren bei Erkrankten zu entscheiden, wie lange sie in Isolation oder Quarantäne müssen, klingt zuerst einmal verlockend. Tatsächlich lässt sich im Laufe der PCR-Tests auch ein entsprechender Wert ermitteln, nämlich der Ct-Wert. Dieser Wert sagt grundsätzlich aus, wie lange ein Virus braucht, um sich zu vervielfältigen. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Konzentration des Virus ziehen. Je höher dieser Wert ist, umso länger braucht ein Virus zur Vervielfältigung und umso geringer ist entsprechend die Konzentration der Viren. Über den Ct-Wert sollte es doch also möglich sein, zu ermitteln, wie ansteckend eine Person ist und ob sie überhaupt (noch) isoliert werden muss – oder?

So einfach ist eine solche Messung aber leider nicht. Die PCR-Tests basieren auf Abstrichen, die aus dem Nasen- und Rachenraum genommen werden. Die Konzentration der Viren kann bei solchen Abstrichen stark schwanken. Zudem ist der Abstrich selbst bzw. dessen Durchführung wichtig. Wenn die Durchführung nicht ideal war, kann dies ebenfalls Einfluss auf die festgestellte Konzentration der Viren haben. Das bedeutet entsprechend, dass bei dem Test eine niedrige Viruskonzentration festgestellt werden kann – die aber tatsächlich doch höher ist. Würde man Personen dann entsprechend als nicht mehr ansteckend erklären und aus der Isolation entlassen, könnte dies ein großer Fehler sein, den man vor allem in Zeiten hoher Zahlen nicht machen darf. Der Ct-Wert ist darüber hinaus schwer zu vergleichen. Ein Standard, der über alle Testlabore hinweg für sichere Vergleichbarkeit sorgen würde, ist bislang nicht vorhanden. Außerdem kann man nicht ganz sicher sagen, wie hoch die Konzentration an Viren sein muss, um jemanden anzustecken. Ein Risikopatient steckt sich vielleicht schon schneller an, wenn er nur wenige Viren abbekommt, die bei einer anderen Person schon gar nicht mehr für eine Ansteckung reichen würden.

In der Theorie ist es denkbar, die Infektiosität einer positiv getesteten Person zu bestimmen, also festzustellen, ob der Patient schon gar nicht mehr ansteckend ist, obwohl er noch positiv getestet wird. Aktuell ist diese Vorgehensweise jedoch noch zu unsicher, um sich tatsächlich darauf verlassen zu können. Dafür sind die Ct-Werte über Laborgrenzen hinweg nicht vergleichbar genug und hängen von zu vielen Faktoren ab.

Ob überhaupt Coronaviren im Körper vorhanden sind, kann man jedoch durch den PCR-Test mit Sicherheit nachweisen. Aktuell verlässt man sich daher auf die sicher bestimmbare Größe. Dabei werden zwar womöglich Menschen länger isoliert, die nicht mehr ansteckend wären, die Gefahr, jemanden zu früh als nicht mehr ansteckend zu kategorisieren, ist damit aber auch gebannt.

Ob Sie als Corona-Infizierter ansteckend sind, zeigt der CT-Wert – zumindest theoretisch. In der Praxis ist der Testwert nicht allein entscheidend. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Doch was bedeutet der CT-Wert eigentlich? Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen für Sie zusammengestellt.

Corona-Test: Was bedeutet der CT-Wert?

Der CT-Wert, kurz für Cycle-Threshold-Wert, gibt an, wie oft man das Erbgut des Coronavirus im Labor vermehren muss, um eine messbare Menge des Virus zu erhalten. Bei PCR-Tests werden die im Abstrich enthaltenen Viren in speziellen Geräten vermehrt und immer wieder untersucht. Dabei gilt: Je geringer die Viruslast im Abstrich, desto höher ist die Zahl der Vermehrungszyklen, die für einen Nachweis notwendig sind. Denn bei jedem weiteren Vermehrungszyklus steigt der CT-Wert um 1.

Reicht ein CT-Wert von 30 aus, um die Isolierung zu beenden?

Die weltweit verwendeten PCR-Tests unterscheiden sich alle leicht, da sie von verschiedenen Herstellern stammen. Auch die Grenzwerte der Tests von einzelnen Labor-Unternehmen unterscheiden sich, da sie nicht alle nach einem exakten Schema ablaufen. Die Grenze für den CT-Wert von 30 des RKI enthält deshalb einen Puffer, um die Testschwankungen auszugleichen.

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Ein CT-Wert über dem Grenzwert reicht laut RKI aus, um über das Ende der Isolierung von Infizierten zu entscheiden. Das RKI empfiehlt dennoch, dabei auch weitere Faktoren einzubeziehen, beispielsweise allgemeine Symptome und den Krankheitsverlauf.

Kontaktpersonen-Quarantäne beenden: Reicht ein CT-Wert von 30 aus?

Nein, hier richtet sich das Quarantäneende nicht nach dem CT-Wert. Ein PCR-Test muss bei Kontaktpersonen zwingend negativ sein. Ein positiver Test mit einem CT-Wert über 30 reicht nicht aus, schreibt das RKI.

Welche Probleme gibt es beim CT-Wert?

Da der Abstrich für einen PCR-Test zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgt, bildet dieser Test auch nur die Infektiosität zum Testzeitpunkt ab. Weil sich diese aber im Verlauf einer Covid-19-Erkrankung verändert, bleibt auch der CT-Wert nicht immer gleich.

Das RKI empfiehlt daher, bei der Interpretation des CT-Werts immer auch den Zeitpunkt des Abstrichs, die Symptome des Infizierten und das verwendete Testsystem einzubeziehen. So könnten unsachgemäße Tests zum Beispiel einen hohen CT-Wert ergeben, obwohl die getestete Person weiterhin ansteckend ist.

Was ist über den CT-Wert bei Omikron bekannt?

Die aktuell grassierende Omikron-Variante ist ansteckender als etwa die vorher dominierende Variante Delta. Der Omikron-Subtyp BA.1 tritt derzeit in Deutschland am häufigsten auf. Jedoch haben Wissenschaftler eine neue Virus-Form identifiziert, die aus Teilen der Delta-Variante und der Omikron-Variante besteht – umgangssprachlich „Deltakron“. Bislang sind allerdings nur einige wenige Fälle in Europa bekannt, sodass bisher kaum gesicherte Erkenntnisse vorliegen. Experten rechnen damit, dass dieser neue Subtyp wiederum ansteckender sein könnte als BA.1.

Erste Untersuchungen deuten zudem daraufhin, dass der CT-Wert bei Infektionen mit BA.2 niedriger ausfällt – die Viruslast dürfte bei Infektionen mit BA.2 also höher sein.

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Aktualisiert: 05.04.2022, 11:14 | Lesedauer: 3 Minuten

Ab welchem ct wert corona nicht mehr ansteckend
Ab welchem ct wert corona nicht mehr ansteckend

Di, 05.04.2022, 11.04 Uhr

Der CT-Wert gibt bei PCR-Test an, wie ansteckend ein Infizierter ist. Allerdings gibt es bei der Messung des Wertes Anfälligkeiten für Fehldiagnosen.

Der CT-Wert gibt bei PCR-Tests an, wie hoch die Viruslast bei den Coronavirus-Infizierten ist. Doch die Aussagekraft ist umstritten.

Berlin. 

  • PCR-Tests sind die zuverlässigste Methode zur Feststellung von Corona-Infektionen
  • Damit wird auch der CT-Wert ermittelt
  • Was der Wert bedeutet – und warum seine Aussagekraft kritisiert wird

Im Kampf gegen das Coronavirus gelten PCR-Tests als eine der stärksten Waffen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schnelltests werden PCR-Tests im Labor ausgewertet und sind deshalb genauer. Gerade während der Omikron-Welle können die Tests allerdings fast schon zu genau sein. Denn auch wenn eine getestete Person positiv getestet wird, heißt das nicht, das sie auch ansteckend ist. Denn dafür ist ein anderer Wert entscheidend: Die Viruslast, die über den sogenannten CT-Wert bestimmt wird.

PCR-Tests von Corona-Patienten liegen in einem Kühlschrank.
Foto: Julian Stratenschulte/dpa

PCR-Test: Was ist der CT-Wert?

Der Grund dafür liegt in der Funktionsweise der PCR-Tests. Dabei wird der Abstrich der Testperson auf bestimmte Abschnitte des viralen Erbguts getestet – die sogenannte RNA. Im Labor wird das im Rachen oder in der Nase gewonnene Material vermehrt. Und da kommt der CT-Wert ins Spiel. "CT" steht für "Cycle-Threshold". Der Wert zeigt an, wie viele Vermehrungszyklen eine Probe benötigt, bis Virus-RNA nachweisbar ist – und damit auch, wie hoch die Viruslast ist. Ein höherer CT-Wert weist also auf eine geringere Viruskonzentration hin.

CT-Wert: Darum gibt es Kritik an seiner Aussagekraft

Nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts gilt ein Wert ab 30 als niedrige Viruskonzentration, ab 35 als sehr niedrige Viruslast. Das heißt allerdings nicht, dass eine infizierte Person nicht mehr ansteckend ist. Denn der CT-Wert ist nicht bei jedem Test gleich aussagekräftig. Dafür gibt es mehrere Gründe.

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Einerseits läuft jeder Test anders ab. Abhängig davon, ob ein Rachen- oder Nasenabstrich gemacht wurde oder welche Abstrichmenge genommen wurde, kann der CT-Wert unterschiedlich hoch sein.

Außerdem werden PCR-Tests von unterschiedlichen Herstellern gefertigt. Deshalb kann ihr Ergebnis von Test zu Test variieren. Abhängig ist das Ergebnis außerdem vom Zeitpunkt, zu dem der Test während einer Infektion mit dem Coronavirus gemacht wurde. Hat sich jemand gerade frisch infiziert, kann es sein, dass die Person eine geringe Viruslast hat – ein paar Tage später allerdings schon ansteckend ist.

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CT-Wert: RKI nutzt ihn beim "Freitesten" als Kriterium

Expertinnen und Experten halten den CT-Wert deshalb für einen schlechten Richtwert, um sich aus der Isolation freizutesten. Nordrhein-Westfalen hat diese Regelung schon eingeführt. Wer einen CT-Wert von über 30 hat, darf die Isolierung beenden. Gleiches gilt auch für Sachsen.

Das RKI setzt bei bestimmten Personengruppen, etwa bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen, sowie bei schweren Verläufen auf den Wert. Die genannten Personen dürfen die Corona-Quarantäne erst beenden, wenn der CT-Wert über 30 liegt oder ein PCR-Test negativ ausfällt.

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"Das Ganze ist nur ein Richtwert, auf keinen Fall als tatsächliche Grenze zu verstehen, bei der man sagen kann, der Patient ist definitiv nicht mehr ansteckend", erklärt Martin Stürmer vom Labor für Interdisziplinäre Medizin dem Bayerischen Rundfunk. "Das muss man sehr vorsichtig kommunizieren und kann diesen Wert nicht als Goldstandard herausgeben".

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.