Wo wurde last christmas gedreht

Vor dem Hotel Ferienart, ein Fünf-Sterne-Haus: 1984 hieß es noch Walliserhof und Beat Anthamatten war damals Direktor. Er war verantwortlich dafür, dass das Video in Saas-Fee gedreht wurde. "Eigentlich sollten die Aufnahmen in Gstaad gemacht werden, aber dort gab es keinen Schnee", erzählt der heute 56-Jährige.

"But the very next day, you gave it away..." In Dauerschleife tönt jedes Jahr George Michaels Singsang aus den Boxen der Glühweinbuden. "Last Christmas" des britischen Duos Wham! ist gleichzeitig der wohl meist geliebte und meist gehasste Weihnachtssong der Popgeschichte. Und einer der erfolgreichsten. Nach Schätzungen bringen Michael die Rechte jährlich acht Millionen Euro ein.

Vor genau 30 Jahren, am 15. Dezember 1984, wurde der Ohrwurm veröffentlicht. Das Musikvideo dazu wurde zuvor im Schweizer Saas-Fee gedreht. Als George Michael damals bei Nacht in dem kleinen Skiort ankam, musste er schnell feststellen, dass sein Status als Popstar hier nicht viel zählte.

Mit einer Stretchlimousine wollte seine Filmcrew am Hotel vorfahren, doch so weit kamen sie nicht. Sie durften ihren Wagen dort weder abstellen noch in den kommenden Tagen benutzen. Saas-Fee war und ist autofrei - Transporte erledigt man hier mit kleinen, elektrisch angetriebenen Kastenwagen.

Gleich nach dem Aussteigen stellten ein paar Schneeflocken George Michael vor erste Probleme: "Auf den paar Metern zwischen Auto und Hoteleingang ist er auf seinen glatten Sohlen ganz schön geschlittert", erinnert sich Robi Anthamatten. Er war damals 14 Jahre alt und hatte bis kurz vor Mitternacht ausgeharrt, um die Ankunft von Wham! zu erleben, die damals Welthits wie "Wake Me Up before You Go-Go" hatten.

Saas-Fee statt Gstaad

Ein Popstar in Nöten - da hilft man natürlich. Also griff Anthamatten sich den Koffer von George Michael und fuhr mit ihm im Aufzug bis in den vierten Stock. "Ich dachte, ich bekomme ein Wahnsinnstrinkgeld, aber er hat mir am Ende eine kleine Münze, 50 Pence zugesteckt." Er lacht.

Heute ist Robi Anthamatten Besitzer eines Hotels mit Bar und Klub mit dem dem Namen Popcorn, wie die Popzeitschrift, die in den Achtzigern populär war - soll einer sagen, Georg Michaels Besuch hätte keine Spuren in Saas-Fee hinterlassen!

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300 Meter vom Popcorn entfernt liegt das Hotel Ferienart, ein Fünf-Sterne-Haus mit Holzbalkons. 1984 hieß es noch Walliserhof, und Beat Anthamatten, Bruder von Robi, war damals Direktor. Er war auch verantwortlich dafür, dass nicht der Kanton Bern den Zuschlag für das Video bekam, sondern Saas-Fee im Wallis. "Eigentlich sollten die Aufnahmen in Gstaad gemacht werden, aber dort gab es keinen Schnee", erzählt der heute 56-Jährige.

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Und Schnee haben sie in Saas-Fee, meistens jedenfalls. Der Ort liegt auf 1800 Metern, und im Skigebiet geht es hoch bis auf 3500 Meter. Ende Oktober 1984 kam ein Mann von der Filmcrew in den Ort, um sich umzuschauen. "Das Video sollte in einem klassischen Chalet spielen, so etwas gibt es hier kaum. Trotzdem war er zufrieden", erzählt Beat Anthamatten.

Schon fünf Tage später kam der Tross nach Saas-Fee - alles musste sehr schnell gehen, denn das Video sollte rechtzeitig zur Weihnachtszeit fertig sein. Der Zeitdruck erklärt auch, warum der Clip mit einem Schwenk über ein Bergpanorama in dichtem Nebel beginnt - um auf besseres Wetter zu warten, war wohl schlicht keine Zeit. In der folgenden Videoszene fahren zwei Geländewagen (mit Sondergenehmigung der Gemeinde) bei einer Gondel vor, zehn Personen steigen aus den Autos und dann in die Seilbahn.

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Die Story des Clips: Ein Mann, gespielt von George Michael, hat sein Herz vergangene Weihnachten einer Frau geschenkt - doch schon am nächsten Tag hatte sie einen anderen. Der wird im Video dargestellt vom Bandkollegen Andrew Ridgeley. Im Clip hat George Michael eine neue Freundin, und zu Weihnachten treffen sich die Paare mit anderen Freunden in einem Chalet in den Alpen. Dorthin soll sie die Gondel bringen.

Plötzlich war das Autogramm weg

"Totaler Quatsch", sagt Charly Schmidt. "Die Bergstation liegt auf 3000 Metern, dort oben gibt es keine Chalets." Schmidt fuhr die Gondel im Videodreh und ist auch kurz zu sehen - allerdings bewegte er sie nur wenige Meter aus der Talstation und wieder zurück, das reichte für die Aufnahmen.

Die berühmte Aussicht von der Bergstation der Felskinn-Bahn auf die blaue Abbruchkante des Fee-Gletschers, auf die 13 Viertausender rundherum und bis in die Berner Alpen - das alles hätten George Michael und seine Crew nie gesehen. Da ist sich Schmidt sicher.

Ein Chalet musste dennoch her - das Team entschied, die Außenszenen vor einem Haus am Ortsrand zu drehen. Die Darsteller tollten dort durch den Schnee, kletterten über einen Holzzaun, bewarfen sich mit Schneebällen.

Allerdings hatte man für das Haus keinen Schlüssel - die Innenszenen mussten deshalb ein paar hundert Meter entfernt im Gemeindezentrum Steinmatte aufgenommen werden. Der Raum ist heute leer geräumt. Der offene Kamin an der Wand jedoch, aus Ziegelstein gemauert und mit Kupferblech beschlagen, ist eindeutig im Video zu erkennen. Hier tauschten George Michael und seine Ex im Video tiefe Blicke - heute ein kalter Ort.

Dann lieber hinunter ins Tal zur Popcorn-Bar, wo sich die Jugend trifft. Inhaber Robi Anthamatten schmückte einst den Weihnachtsbaum, der im Video zu sehen ist. Heute steht er an der Bar und erzählt lächelnd eine Geschichte, die für ihn damals eine Tragödie war: Zum Abschied hatte er sich von George Michael eine Jacke signieren lassen. "Aber gerade als ich gemerkt hatte, wie cool das eigentlich war, war sie verschwunden", sagt er. "Meine Mutter hatte sie in die Altkleidersammlung gegeben."

Dann verabschiedet er sich, um sich ums Geschäft zu kümmern, Bar und Klub füllen sich. Erst läuft HipHop, später Daft Punk. Nur "Last Christmas" wird nicht gespielt. Ob es alle nicht mehr hören können?

Zumindest im Video geht die Wham!-Weihnachtsgeschichte gut aus: George Michael geht glücklich lächelnd mit der Frau, die seine neue Freundin darstellt, aus dem Bild. Passend zur Weihnachtszeit, ein Happy End in Saas-Fee.

Filmstart: 14. November 2019

Inspiriert von der Musik von Superstar George Michael entstand, unter der Regie von Paul Feig und nach dem Drehbuch von Emma Thompson („Tatsächlich…Liebe“) und Bryony Kimmings, die romantische Komödie „Last Christmas“, in der Emilia Clarke („Game Of Thrones“) und Henry Golding in den Hauptrollen brillieren. Der Film wurde komplett in Großbritannien gedreht. Zu sehen sind dabei einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Londons, aber auch ein paar versteckte Ecken:

Die Dreharbeiten begannen im Covent Garden, in dessen berühmten Gewölbegang die Filmemacher Santas Weihnachtsladen zum Leben erweckten.

Wo wurde last christmas gedreht
© 2019 Universal Studios

Über die magische Kulisse des weihnachtlichen Londons sagt Paul Feig: „Ich komme seit Jahren hierher und liebe es einfach. Diese Stadt hat etwas, das mich glücklich macht. Ich wollte alle meine Lieblingsplätze in London zeigen, aber auch, wie vielfältig die Stadt ist. Wir alle kennen die Regent Street, Covent Garden, The Strand.… aber mit der Electric Avenue oder Brick Lane sieht es schon wieder anders aus. Ich denke, unser Film zeigt dem Rest der Welt einige der schönsten Seiten der Stadt. Wer sich den Film ansieht und danach nicht nach London reisen will, muss verrückt sein.“

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© 2019 Universal Studios

Covent Garden nordwestlich von The Strand in Westminster gelegen, war über 300 Jahre lang der wichtigste Obst-, Blumen- und Gemüsemarkt der Metropole. Ursprünglich war Covent Garden ein Klostergarten im Besitz der Benediktinermönche von Westminster. Später, als London und Westminster am Nordufer der Themse immer weiter zusammenwuchsen, wurde die Marktfläche vom Earl of Bedford umgestaltet: In den 1630er-Jahren entstand ein Wohngebiet nach dem Vorbild großer italienischer Piazzas. Der Platz war der erste seiner Art in London.

Last Christmas - Trailer deutsch/german HD

St. Mary’s Church auf dem Wyndham Place diente als Außenbereich des Obdachlosenheims St. Jude’s, in dem Tom arbeitet und in dem Kate ihre Stimme wiederfindet. Auch das Weihnachtskonzert wurde dort gefilmt. Erbaut wurde die Kirche am unteren Ende des Bryanston Square in den Jahren 1823 und 1824. Das denkmalgeschützte Gebäude mit dem steinernen Portikus und dem charakteristischen Turm kostete seinerzeit rund 19.955 Pfund, was heute etwa 1,8 Millionen Euro entspricht.

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© 2019 Universal Studios

Die Szene, in der Kate als Elf verkleidet zum Vorsingen erscheint und eine verheerende Niederlage hinnehmen muss, wurde im Savoy Theatre in London gedreht. Das Theater befindet sich auf The Strand im Londoner West End. Es wurde am 10. Oktober 1881 eröffnet und diente zunächst als Aufführungsort für die beliebten komischen Opern von Gilbert und Sullivan, die auch als sogenannte „Savoyer Opern“ bekannt sind. 1929 wurde das Theater umgebaut und modernisiert. Es war das erste öffentliche Gebäude der Welt, das vollständig mit Strom versorgt wurde. 1993 wurde das Savoy Theatre nach einem Brand wiederaufgebaut und steht heute unter Denkmalschutz.

Die Eröffnungsszene des Films, in der die junge Kate engelsgleich in einer wunderschön verzierten Kirche singt, entstand in der St. Sophia Cathedral, einer griechisch-orthodoxen Kirche an der Moscow Road in Bayswater. Das am 5. Februar 1882 eingeweihte Gotteshaus war lange Zeit der Lebensmittelpunkt der wohlhabenden griechischen Gemeinden, die sich insbesondere in den Stadtteilen Paddington, Bayswater und Notting Hill niedergelassen hatten.

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© 2019 Universal Studios

Toms geheimer Garten, den er Kate auf ihrem ersten gemeinsamen Spaziergang zeigt, ist in Wahrheit der Phoenix Garden im Zentrum des Londoner West Ends. Die grüne Oase wurde als Rückzugsort vom Trubel des hektischen Theaterbezirks und als wichtiger Lebensraum für die städtische Tierwelt angelegt. Um die Verwaltung und den Erhalt des Gartens kümmert sich ein Freiwilligenkomitee. Phoenix Garden besteht hauptsächlich aus Pflanzen, die auch unter trockenen Bedingungen das ganze Jahr über gedeihen und der Erhaltung wildlebender Tierarten dienen.

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© 2019 Universal Studios

Im Alexandra Palace wurden die Szenen auf der Eisbahn gedreht, auf der Tom und Kate vor ihrem Frozen on Ice-Probesingen Schlittschuh laufen. Der viktorianische Palast eröffnete 1873 als Erholungszentrum „The People’s Palace“ seine Pforten. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde 1900 die Stiftung Alexandra Park and Palace ins Leben gerufen. Die Treuhänder verpflichteten sich, den Park und das Schloss zu erhalten und „stets für die freie Nutzung und Erholung der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen“. Mit seiner wunderschönen Lage, der atemberaubenden Architektur und dem Panoramablick auf London hat sich „Ally Pally“, wie er liebevoll genannt wird, einen Ruf als einer der führenden Veranstaltungsorte Londons erworben.

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© 2019 Universal Studios

Die Szenen, die Kate mit ihrer Mutter beim Marktbummel zeigen, entstanden in der Leather Lane. Der Name ist irreführend, denn in der 400-jährigen Geschichte des Marktes wurde hier niemals mit Leder gehandelt. Tatsächlich geht die Bezeichnung auf den einst dort ansässigen Kaufmann Le Vrunelane zurück. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Name über „Lovrelane“ und „Liver Lane“ hin zum heute gebräuchlichen „Leather Lane“. Unweit des Juwelierviertels Hatton Garden gelegen, ist Leather Lane ein Paradies für Genießer. Der urige Wochenmarkt, der zur Mittagszeit mit zahllosen Beschäftigten aus den umliegenden Bürogebäuden bevölkert ist, gilt einer der besten der Stadt.

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© 2019 Universal Studios

Weitere Drehorte in „Last Christmas“ sind die schmale Gasse Brydges Place, auch Fatman’s Squeeze genannt, die Lombard Street und das Themse-Ufer an der U-Bahn-Station Embankment. Die Innenaufnahmen entstanden zum Großteil in den West London Film Studios.

Filmtrailer: Last Christmas

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